Titel: Verbesserungen in der Seifenfabrication und in der Zubereitung des Talges zur Kerzenfabrication, worauf sich William Hawes, Seifenfabrikant im Old Barge House, Christchurch, Grafschaft Surrey, am 12. Decbr. 1839 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LII., S. 215
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LII. Verbesserungen in der Seifenfabrication und in der Zubereitung des Talges zur Kerzenfabrication, worauf sich William Hawes, Seifenfabrikant im Old Barge House, Christchurch, Grafschaft Surrey, am 12. Decbr. 1839 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jun. 1840, S. 321. Mit Abbildungen auf Tab. III. Hawes' Verbesserungen in der Seifenfabrication. Nach dem dermalen in der Seifensiederei gebräuchlichen Processe geschieht die Verbindung des Talges oder sonstigen Fettes mit dem Alkali durch Versieden in einem kupfernen Kessel, wo dann während des Siedens die Verseifung von Statten geht. Meine Erfindung dagegen beruht auf einer innigen Verbindung der Bestandtheile der Seife auf mechanischem Wege, und zwar ohne Versiedung, wobei die Verseifung des Talges oder sonstigen Fettes bei einer niedrigen Temperatur und ohne Anwendung jenes hohen Hizgrades geschieht, den man bisher erforderlich hielt, um die Theilchen des Talges mit der alkalischen Lauge zum Behufe ihrer Verbindung oder Verseifung in innige gegenseitige Berührung zu bringen. Auf diese Weise bin ich im Stande, bei einem geringeren Aufwande an Brennmaterial ein vortheilhafteres Resultat zu erlangen. Das von mir hiebei eingeschlagene Verfahren erhellt aus Folgendem. Ich nehme eine bestimmte Quantität Talges, z.B. zwei und eine halbe Tonne, und vermische sie, nachdem ich sie bei der möglich niedrigsten Temperatur geschmolzen, mit so viel alkalischer Lauge, als zur völligen Sättigung des Talges, und zu seiner Umwandlung in Seife erforderlich ist. Die Mischung selbst bewerkstellige ich auf mechanischem Wege, und zwar mit einer Vorrichtung, die ich sogleich näher beschreiben werde. Ich bediene mich hiebei der gewöhnlichen Seifensiederlauge, gebe aber jener den Vorzug, die aus dem stärksten und reinsten Alkali bereitet worden ist. Die Verseifung des Talges oder des sonstigen Fettes erfolgt durch dessen Verbindung mit der Lange. Dabei ist aber zuvörderst sorgfältig darauf zu achten, daß eine hinlängliche Quantität Lauge genommen wird: nämlich auf jede 100 Pfd. Talg ungefähr 20 Gallons der aus dem oben erwähnten starken Alkali bereiteten Lauge von 1,125 spec. Gew. Wäre die Lauge stärker, so könnte auch eine geringere Quantität von ihr genommen werden. Zu erinnern ist hiebei, daß die verschiedenen Arten von Fett verschiedene Mengen Alkali's erfordern, um in Seife umgewandelt zu werden, und daß also die Quantität dieser lezteren, vorausgesezt daß sie eine genügende ist, hier nicht in Betracht kommen kann. Die Art und Weise, auf welche ich die in der Lauge enthaltene Quantität Alkali bestimme, ist die dermalen allgemein gebräuchliche und allen Seifenfabrikanten hinlänglich bekannte. Die Verbindung des Talges oder sonstigen Fettes mit der Lauge kann in einem kupfernen Kessel, wie man sie gegenwärtig in den Seifensiedereien hat, geschehen; nur muß an diesem eine Vorrichtung angebracht werden, mit deren Hülfe die innigste Vermengung beider Bestandtheile und die kleinste Vertheilung des Talges erzielt werden kann. Der Apparat, womit ich dieses bewerkstellige, und den man in der beigefügten Abbildung ersieht, besteht aus einem geradestehenden Schaft A, Fig. 55 von welchem die Arme a, a, a, a, a strahlenförmig gegen die Seitenwände des Kessels B auslaufen. Dieser Schaft kann entweder für immer oder nur temporär in dem Kessel befestigt werden, und aus Holz oder Eisen gearbeitet seyn. Die Art und Weise, wie der Apparat und die dazu gehörigen Theile befestigt werden, hängt von der Beschaffenheit des Kessels und dem Gutdünken des Fabrikanten ab. Eine schaukelnde oder rotirende Bewegung läßt sich den Schafte und den damit verbundenen Armen auf irgend eine der gewöhnlich zur Mittheilung einer mechanischen Kraft gebräuchlichen Methoden geben. Uebrigens kann man auch einen Cylinder anwenden, durch den, wie Fig. 56 zeigt, in horizontaler Richtung eine Welle C läuft, von der strahlenförmig die Arme c, c, c, c ausgehen, und die auf irgend eine Weise in rotirende Bewegung versezt werden kann. Für 2 1/2 Tonnen Talg wird ein Cylinder von ungefähr 6 Fuß im Durchmesser und 12 Fuß in der Länge entsprechen. Der Cylinder muß übrigens auch mit gehörigen Thürchen D versehen seyn, damit man ihn füllen und wieder entleeren kann, wie man aus der beigefügten Abbildung sieht. Wenn die Maschine in Bewegung gesezt und der kupferne Kessel vorläufig mit dem Talge gefüllt worden, so trägt man die Lauge allmählich ein, wo dann in kurzer Zeit jedes Theilchen Fett in die innigste Berührung mit der alkalischen Lauge kommen und hiedurch verseift werben wird. Uebrigens kann man auch die Lauge zuerst eintragen, und dann erst allmählich den Talg zusezen: doch möchte das zuerst angegebene Verfahren den Vorzug verdienen. Das mechanische Umrühren muß beiläufig 3 Stunden oder so lange fortgesezt werden, bis der Talg vollkommen verseift zu seyn scheint, was man aus dem Dikwerden der Masse erkennt. In diesem Zustande nun muß man die Masse einige Zeit über, die von der Quantität, mit der man arbeitet, abhängt, stehen lassen. Für eine große Masse sind ungefähr 3 oder 4 Tage erforderlich. Dabei kommt zu erinnern, daß, wenn man mit sehr großen Mengen arbeitet, die Masse sich sehr leicht erhizt, was so viel als möglich verhütet werden soll. Wendet man einen Cylinder an, so könnte man unmittelbar, nachdem er mit Lauge oder Talg, der durch Anwendung von Wärme gehörig verflüssigt seyn muß, gefüllt worden, den Talg oder die Lauge hineinpumpen oder hineinfließen lassen, und die Welle dann in Bewegung sezen. Hat die Bewegung in einem Cylinder von der angegebenen Größe 3 bis 4 Stunden lang, oder wenn die Masse früher dik wird, eine kürzere Zeit über angedauert, so kann man einer vollständigen Verseifung der beiden Bestandtheile, welche durch die Entwikelung von Wärme angedeutet wird, versichert seyn. Da der Vortheil, den mein Verfahren mit sich bringt, hauptsächlich daraus erwächst, daß die gewöhnlichen Materialien bei einer verhältnißmäßig niedrigen Temperatur verseift werden, so ist es gut, wenn der Cylinder so bald ausgeleert wird, als die Masse dik wird und die Lauge absorbirt ist. Die Entleerung kann in einen gewöhnlichen Kessel geschehen, in welchen man die Masse sodann nach den dermalen gebräuchlichen, den Seifensiedern bekannten Methoden durch Zusaz von Colophonium in gelbe Seife, oder auch in flekige oder weiße Seife verwandelt. Bei dem Umgießen der Masse aus dem Cylinder in den gewöhnlichen Kessel hat der Talg Zeit, mit dem Alkali eine vollkommene chemische Verbindung einzugehen. Ich habe in obiger Beschreibung meines Verfahrens nur von Talg gesprochen, um unnöthige Wiederholungen zu vermeiden; allein es versteht sich von selbst, daß dasselbe auch auf Oehle, von denen man mehrere nicht zu schmelzen und zu erwärmen braucht, und auf andere fette Substanzen, die zur Seife benuzt werden können, anwendbar ist. Ich will dabei noch bemerken, daß ich mich keineswegs an die oben beschriebene, zur mechanischen Vermischung des Talges mit dem Alkali dienende Vorrichtung oder Maschine binde, indem nicht nur verschiedene Modificationen daran angebracht, sondern auch andere Mechanismen in Anwendung gezogen werden können, insofern dadurch die Theilchen des Talges in so innige Berührung mit dem Alkali gebracht werden, daß auch ohne Anwendung der Siedhize eine vollkommene Verseifung erfolgt. Nachdem ich somit meine Erfindung, insofern sie sich auf die Seifenfabrication bezieht, beschrieben, muß ich bemerken, daß sich dieselbe auch auf den vorläufigen Verseifungsproceß, dem man den Talg oder die sonstigen Fette bei der Kerzenfabrication unterwirft, anwenden läßt. Bisher bestand nämlich dieser Proceß darin, daß man das Fett zum Behufe seiner Verseifung mit Kalkmilch versott. Meiner Erfindung gemäß soll aber auch hier die Verbindung des Alkali's oder des Kalkes mit dem Talge ohne Anwendung der Siedhize auf mechanischem Wege geschehen; und zwar auf die oben von mir beschriebene Weise. Die weitere Verwendung des auf solche Art behandelten Talges oder Fettes bleibt ganz die gewöhnlich übliche.

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