Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LVIII., S. 235
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LVIII. Miszellen. Miszellen. Henry's Verbesserungen an den Locomotiven. Hieruͤber berichtet das Echo du monde savant, No. 544: Die dermaligen Locomotiven verdanken ihre große Vollkommenheit hauptsaͤchlich der Erfindung der Roͤhrenkessel, die jedoch auch einen Nachtheil haben, den man bisher noch nicht gaͤnzlich zu beseitigen wußte. Sie lassen naͤmlich an den Ringen, die zur Befestigung der Roͤhren an den Heizstellen dienen, sehr haͤufig aus; ja diese Unannehmlichkeit kommt so haͤufig vor, daß von den 24 Maschinen der Eisenbahn von Saint-Germain innerhalb eines Monates nicht weniger als 20 deßhalb reparirt werden mußten. Der Grund hievon ist einfach der, daß die Roͤhren und die Kessel, da sie nicht aus gleichartigen Stoffen bestehen, bei der wechselnden Erhizung und Abkuͤhlung ungleiche Ausdehnungen und Zusammenziehungen erleiden. Die messingenen Roͤhren dehnen sich mehr aus als das Eisen des Kessels, und drangen demnach die Ringe nach Außen. Die bisher in diesen Faͤllen gebraͤuchliche Art der Reparatur veranlaßte bedeutende Kosten, ja sie war vielleicht eine der Hauptursachen der hohen Unterhaltungskosten der Locomotiven. So oft man naͤmlich die untauglich gewordenen Ringe durch neue von groͤßerem Durchmesser ersezte, wurden dadurch die Loͤcher der Herdplatten vergroͤßert; und da die Roͤhren hiebei duͤnner wurden, so bekamen sie bald Risse, so daß man in Kuͤrze gezwungen war, sie durch andere Roͤhren von groͤßerem Durchmesser zu ersezen. Hr. Henry, ehemaliger Betriebsingenieur an der Eisenbahn der Loire, scheint ein Mittel gegen diese Uebel gefunden zu haben, und zwar in der Anwendung einer Stopfbuͤchse, welche durch den Druk des im Kessel befindlichen Dampfes geschlossen wird, und die sich entweder mit konischen oder mit cylindrischen Ringen und einem Vorstekzapfen fester anziehen laͤßt. Der sinnreichste Theil der Erfindung, auf welche Henry ein Patent nahm, scheint jedoch darin gelegen, daß er zur Fuͤtterung der Stopfbuͤchse Amiant statt des Hanfwerges nimmt; und daß er den Roͤhren eine leichte Kruͤmmung gibt, wodurch ein Theil der Wirkung ihrer Ausdehnung, in Folge deren sonst die Ringe nach Außen getrieben werden, verhuͤtet wird. Sehr verwandt mit Henry's Erfindung ist uͤbrigens die von Stehelin gemachte, im polyt. Journal Bd. LXXV. S. 324 besprochene. de Maupeou's Schuzmittel gegen die Explosionen der Dampfmaschinen. Man hat schon seit langer Zeit an den Dampfkesseln statt der gewoͤhnlichen Ventile, die den Dampf austreten lassen, sobald er einen gewissen Grad von Spannung erlangt hat, Platten aus ausgewalztem Metalle, deren Dike so berechnet waͤre, daß sie brechen, sobald der innere Druk einen im Voraus bestimmten Druk erlangt hat, anzuwenden versucht. Allerdings scheint eine derlei Vorrichtung Garantien zu bieten, die weder in den gewoͤhnlichen Ventilen, welche von dem Heizer uͤberladen werden koͤnnen, noch auch in den schmelzbaren Scheiben zu finden sind, indem diese mittelst eines gehoͤrig gerichteten Wasserstrahles fortwaͤhrend abgekuͤhlt werden koͤnnen. Dessen ungeachtet sind diese Platten noch nie in Aufnahme gekommen, und zwar, wie es scheint, hauptsaͤchlich deßwegen, weil es sehr schwer ist, sich immer vollkommen gleiche derlei Platten zu verschaffen, denn selbst bei ganz gleicher Dike leisten Bleche aus einer und derselben Fabrik einen merklich verschiedenen Widerstand. Hr. de Maupeou glaubte nun, daß bleierne Scheiben in dieser Beziehung sich nicht so verschieden verhalten wuͤrden, daß fuͤr die Praxis ein Nachtheil daraus entstehen koͤnnte. Wirklich kuͤndigte er auch der Pariser Akademie in ihrer Sizung vom 18. Mai l. J. an, daß diese seine Muthmaßung durch die Erfahrung ihre volle Bestaͤtigung erhalten habe. (Comptes rendus 1840, 1er Sem., No., 20.) Zunahme der Dampfmaschinen und Dampfapparate im Dept. du Haut-Rhin. Die Anzahl der Dampfmaschinen und Dampfapparate ist stets im Wachsen; im Jahre 1837 zaͤhlte man 79 Maschinen mit 1632 Pferdekraͤften, im Jahre 1838 aber 83 Maschinen mit 4776 Pferdekraͤften. Die bei Andre Koͤchlin so wie bei Stehelin und Huber gebauten Dampfmaschinen arbeiten fast durchgaͤngig mit 3 bis 4 1/2 Atmosphaͤren Dampfspannung. Das Woolf'sche Maschinensystem (mit Balancier) wird von ihnen fast ausschließlich gebaut. I. Jacques Meyer wendet aber ein anderes System an; er laͤßt den Dampf ebenfalls mit 3 1/2 bis 4 1/2 Atmosph. arbeiten, laͤßt denselben sich expandiren, benuzt nur einen Cylinder und wendet den nicht condensirten Dampf zur Erwaͤrmung der Speisewasser, zur Heizung, zum Kochen etc. an. Seine Maschinen haben keinen Balancier, sondern die Kolbenstange wirkt durch Vermittelung einer Kurbelstange sogleich auf den Krummzapfen; wenn die Maschinen mehr als 12–15 Pferdekraͤfte ausuͤben sollen, verbindet man mehrere mit einander. Hr. Meyer hat uͤbrigens an den Dampfkesseln dadurch eine wesentliche Verbesserung angebracht, daß er die Durchloͤcherung derselben zur Anbringung der Sicherheitsventile, Speiseroͤhren, Dampfroͤhren etc. beseitigte, indem er in der Mitte auf den Kessel einen Cylinder aufsezt, von welchem diese einzelnen Roͤhren auslaufen und der zugleich die Reinigungsoͤffnung bildet. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, No. 61.) Costes' neue Spinnmaschine. Die France industrielle berichtet von einer neuen Spinnmaschine, welche das Resultat des 20jaͤhrigen Studiums eines Werkmeisters in Limoux, des Hrn. Costes ist, und von welcher Außerordentliches erwartet wird. Diese Maschine soll naͤmlich fuͤr sich allein alles das leisten, was in den nach dem Cockerill'schen Systeme eingerichteten Spinnereien von vier Maschinen, naͤmlich von den Kardirmaschinen, den Lok- oder Bandmaschinen, den Grobspinnmaschinen und den Feinspinnmaschinen geleistet wird. Die Baumwolle oder Wolle, denn die neue Maschine eignet sich fuͤr beiderlei Faserstoffe, wird von Kindern in die zum Kardiren bestimmte Vorrichtung gebracht, und gelangt, ohne daß weiter etwas zu thun waͤre, als eine gehoͤrige Beaufsichtigung der Maschine zu fuͤhren, als Feingespinnst aus dieser heraus. Selbst die Drehung oder Zwirnung glaubt der Erfinder noch in seinen Maschinen vollbringen lassen zu koͤnnen. Angeblich erfordert das ganze neue Maschinensystem eine kaum merklich groͤßere Dampf- oder Wassertriebkraft, als bisher die Kardirmaschine fuͤr sich allein in Anspruch nahm. Der Erfinder, welcher ein Patent besizt, soll bereits mehrere guͤnstige Proben abgelegt haben. Mechanisches Letternsezen. Ein Hr. v. Kiegler in Pesth hat eine Maschine erfunden, welche eine ganze Umwaͤlzung in der Typographie bewirken wird; durch dieselbe kann naͤmlich nicht nur ungemein an Zeit und Kosten beim Sezen erspart werden, sondern es wird dadurch auch das Stereotypiren unnuͤz. Diese eben so sinnreiche als einfache Erfindung besteht in einer doppelten Maschine, wovon die eine zum Sezen der Lettern, die andere zum Ablegen derselben dient. Jene ist von achtekiger Form und in eben so viele Kaͤstchen abgetheilt, als man Buchstaben und andere Zeichen braucht, um in irgend einer Sprache zu sezen. Jedem Kaͤstchen entspricht eine Taste, bei deren Niederdruͤken die Lettern aus ihren Kaͤstchen austreten und sich eben so genau an einander anreihen, als dieß durch den aufmerksamsten Sezer bewerkstelligt werden kann. Man braucht bei diesem Verfahren nur eine einzige Person, um in weniger als anderthalb Stunden einen großen Drukbogen zu sezen, so daß wenn man die Maschine Tag und Nacht gehen ließe und den Arbeiter alle zwoͤlf Stunden durch einen anderen abloͤsen wuͤrde, taͤglich achtzehn große Bogen gesezt werden koͤnnten. Wenn der Saz nicht mehr gebraucht wird und abgelegt werden soll, dreht man bloß einen Cylinder, welcher daran angebracht ist und einen wesentlichen Theil der Maschine bildet; die Lettern gehen dann in ihre respectiven Kaͤstchen mit solcher Geschwindigkeit zuruͤk, daß man in 24 Stunden sechs und dreißig große Drukbogen ablegen kann. Die angefuͤhrten Thatsachen wurden durch eine aus Professoren der Pesther Universitaͤt zusammengesezte Commission bestaͤtigt. Der Erfinder glaubt, daß seine Maschine noch vieler Verbesserungen faͤhig ist, und ihre mechanische Einrichtung muß auch nach den Sprachen, wozu sie gebraucht wird, etwas verschieden seyn. Echo du monde savant, No. 555. (Das Echo scheint mit dieser Mittheilung mystificirt worden zu seyn, indem es durchaus nicht wahrscheinlich ist, daß die Lettern auf diese Art genau aneinandergereiht und wieder abgelegt werden koͤnnen; jedenfalls sind die angegebenen Leistungen dieser Maschinerie sehr uͤbertrieben D. R.) Amalgam für das Reibzeug der Elektrisirmaschinen. Man schmilzt eine kleine Menge Zink in einem Tiegel oder eisernen Loͤffel, gießt es dann langsam in beilaͤufig sein vierfaches Gewicht Queksilber, welches vorher in einem steinernen oder eisernen Moͤrser erhizt worden ist und ruͤhrt es unterdessen mit dem warmen Pistill gut um. Das Amalgam muß gerieben werden, bis es ganz kalt ist, um die zwei Metalle einander vollkommen einzuverleiben; gehoͤrig bereitet ist es von butterartiger Consistenz. Es kann noͤthigenfalls durch einen groͤßeren Zusaz von Queksilber noch weicher gemacht weiden. Dieses Amalgam, mit sehr wenig Talg vermengt, ist das beste, welches man anwenden kann. (Sturgeon's Annals of Electricity.) Verfahren durch Zersezung gewisser Mangansalze mittelst Galvanismus auf Platinflächen einen praͤchtigen, ziemlich festhaftenden monochromatischen Ueberzug zu erzeugen. Um im Kreise einer Volta'schen Saͤule eine Fluͤssigkeit zu zersezen, ließ Nobili bekanntlich die eine Elektrode sich in eine kleine runde Platinscheibe, die andere in einen uͤberaus feinen zugespizten Platindraht muͤnden, naͤherte dann beide Elektroden bis auf einige Linien und brachte dann die zu zersezende Salzloͤsung dazwischen. Hier sah er nun, wenn er als positive Elektrode ein Platinblech und als negative Elektrode einen zugespizten Platindraht angewandt hatte, jene mit den mannichfaltigsten Farben prangenden Ringe entstehen, welche Nobili'sche Figuren genannt worden sind. Zu dem von Nobili mit ins Grab genommenen Geheimniß monochromatische Ueberzuͤge auf Metallflaͤchen durch Galvanismus hervorzurufen, duͤrfte nun Hr. Dr. Rudolph Boͤttger in Frankfurt a. M. den Schluͤssel gefunden haben, welcher sein dabei befolgtes Verfahren in Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie 1840, Nr. 5 folgendermaßen beschreibt: „Der von mir zur Hervorrufung monochromatischer Ueberzuͤge auf Platin angewandte Apparat laͤßt sich ohne Zeichnung versinnlichen.Einen solchen Apparat kann man von Hrn. Peter Desaja, Mechanikus in Heidelberg, und von Hrn. Joh. Val. Albert Sohn in Frankfurt am Main beziehen. In ein, etwa einen Zoll dikes, sechs Zoll im Durchmesser haltendes rundes Brett sind auf der Oberflaͤche zwei, 3 Linien im Durchmesser haltende und 1/2 Zoll tiefe Loͤcher gebohrt, und zwar das eine a unmittelbar am Rande, das andere b genau im Centrum des Brettes. Diese Vertiefungen, welche mit Queksilber gefuͤllt werden, communiciren durch einen an seinen zwei Endpunkten amalgamirten Kupferdraht, der vom Boden des Loches a quer durchs Brett nach dem Boden des Loches b eingeschoben ist. Von dem Loche a gerade gegenuͤberstehenden Rande des Brettes erhebt sich ein vierekiger oder runder, sechs Zoll hoher Holzstab, an welchem sich ein aus Messing gearbeiteter Schieber c, der genau den Holzstab umgibt, an diesem auf- und abbewegen laͤßt. An der dem Centrum des Grelles zugekehrten Seite dieses Schiebers ist ein etwas starker Messingdraht in horizontaler Richtung eingeschraubt oder angeloͤthet, der bis uͤber die Mitte des Brettes hinuͤberragt, dessen Ende sonach unmittelbar uͤber der Vertiefung b zu stehen kommt. Dieses uͤber b befindliche Ende des Drahtes gleicht einer kleinen Zange oder Zwinge, welche einen senkrecht, gerade auf b herabgehenden auf- und abwaͤrts verschiebbaren, ungefaͤhr 3 bis 4 Zoll langen Messingdraht d umfaßt, der an seinem unteren, dem Loche b zugewendeten Ende einen verticalen Einschnitt hat, um darin, mittelst eines an derselben Stelle angebrachten kleinen Schraubchens, einen zugespizten Platindraht oder ein Platinblech fest einklemmen zu koͤnnen. Am Schieber c ist uͤbrigens noch ein kleines Metallnaͤpfchen e, welches mit einigen Tropfen Queksilber gefuͤllt wird, angeloͤthet. Dieses ist das Hauptgestell des kleinen Apparates. Außerdem ist nun aber noch eine runde, mit einem senkrecht stehenden, 1 Zoll hohen Rande versehene, ungefaͤhr 3 bis 4 Zoll im Durchmesser haltende Glasschale zur Aufnahme der zu zersezenden Metallsalzloͤsung noͤthig. Diese Glasschale ist im Centrum durchbohrt; in die kleine, kaum 1/2 Linie im Durchmesser betragende Oeffnung ist ein, ungefaͤhr noch 1/2 Zoll unterhalb des Glasbodens hervorragender Platindraht, an dessen, dem Inneren des Glases zugewandten Ende ein 1 Zoll im Durchmesser haltendes rundes Platinbleck hart angeloͤthet ist, fest eingekittet. Sezt man sonach das Glasschaͤlchen mit seinem aus dem Centrum hervorragenden Platindraht auf die mit Queksilber gefuͤllte Oeffnung b, und auf das kleine runde Platinblech ein mit einer Metallsalzloͤsung gefuͤlltes flaches und vollkommen blankes Platinschaͤlchen, senkt dann den positiven Poldraht in die gleichfalls mit Queksilber gefuͤllte Vertiefung a, schiebt dann den zugespizten, in den Messingdraht d unten eingeklemmten Platindraht so weit herab, daß seine Spize, die Metallsalzloͤsung beruͤhrend, noch ungefaͤhr 2 bis 3 Linien von dem Boden des Platinschaͤlchens absteht, und senkt endlich, wenn alles dieses so vorgerichtet ist, auch den negativen Poldraht in das mit Queksilber gefuͤllte Metallnaͤpfchen e, so ist es klar, daß die elektrische Kette, in der jezt das Platinschaͤlchen die positive, und der Platindraht die negative Elektrode bildet, durch die Salzloͤsung geschlossen ist. Es beginnt daher augenbliklich die Zersezung der zu dem Versuche angewandten Salzloͤsung, und zwar zeigen sich, je nachdem man dieses oder jenes Salz der Pruͤfung unterworfen, und je nachdem man die negative Elektrode in eine Spize oder in eine horizontale Flaͤche Scheibe muͤnden laͤßt, an der Innenseite des Platinschaͤlchens die mannichfaltigsten Farbenringe oder die schoͤnsten monochromatischen Ueberzuͤge. Uebrigens haͤngt die Schoͤnheit der Farbenringe und der einfarbigen Ueberzuͤge auch ganz besonders ab von der zu diesen Versuchen dienenden mehr oder minder stark wirkenden Volta'schen Saͤule. Am geeignetsten ist eine aus vier Plattenpaaren bestehende Saͤule (jede Platte 36 Quadratzoll haltend), die mit durch schwefelsaͤurehaltiges Wasser (1 Gewichtstheil Schwefelsaure auf 10 Theile Wasser) benezte Pappscheiben aufgebaut ist. Die schoͤnsten monochromatischen Ueberzuͤge geben einige Manganoxydulsalze mit organischen Sauren, auf Platinblechen, die mit der positiven Elektrode in Verbindung gesezt sind. Bei einigen Mangansalzen ist die Gestalt der negativen Elektrode zwar etwas Unwesentliches, wenn man aber einen auf allen Punkten der positiven Elektricitaͤt gleich stark nuancirten monochromatischen Ueberzug zu erhalten wuͤnscht, ist es besser, sich statt eines Platindrahtes vielmehr eines parallel der positiven Elektrode gestellten Flaͤchen runden Platinscheibchens von der Groͤße und Gestalt eines Kreuzers als negative Elektrode zu bedienen. Die Concentration der Metallsalzloͤsung richtet sich ganz nach der mehr oder minder stark zersezenden Kraft der kleinen Volta'schen Saͤule; operirt man naͤmlich mit einer frisch in Stand gesezten Saͤule, so bedarf es einer nicht sehr concentrirten Salzloͤsung; ist die Kraft der Saͤule indeß durch laͤngeren Gebrauch bereits geschwaͤcht, so wird man sich mit Vortheil nur einer moͤglichst gesaͤttigten Salzloͤsung bedienen koͤnnen. Ein ungefaͤhres Verhaͤltniß moͤchte bei ziemlich stark wirkender Saͤule etwa folgendes seyn: 1 Gewichtstheil Chlormangan (salzsaures Manganoxydul) in 8 Th. Wasser, 1      – essigsaures Manganoxydul in 15 Theilen Wasser, 1      – bernsteinsaures Manganoxydul in 16 Th. Wasser, 1      – hippursaures Manganoxydul in 12 Th. Wasser geloͤst. Wendet man zu dem Versuche eine essigsaure Manganoxydulloͤsung an, so sieht man, mag die negative Elektrode in einen spizen Platindraht oder in ein flaches, horizontal in die Salzloͤsung getauchtes Plaͤttchen desselben Metalles muͤnden, dieser Elektrode gerade gegenuͤber, d.h. auf dem vollkommen spiegelblanken, zuvor mit Schwefelsaure gehoͤrig gereinigten Platinbleche, welches als positive Elektrode dient, keine concentrischen Kreise entstehen, sondern die ganze Platinflaͤche uͤberzieht sich nach und nach, und zwar ziemlich schnell, abwechselnd mit den mannichfaltigsten Farben, unter denen besonders die goldgelbe Farbe, die Purpurfarbe und die gruͤne Farbe hoͤchst prachtvoll erscheinen. Will man also die Platinflaͤche z.B. mit einer Purpurfarbe uͤberziehen, so braucht man nur, sobald das Platinblech auf allen Punkten seiner Oberflaͤche diese Farbe angenommen, den negativen Poldraht aus dem Metallnaͤpfchen e hervorzuziehen, d.h. die elektrische Stromwirkung zu unterbrechen. Bedient man sich des hippursauren Manganoxyduls, so erscheint das elektropositive Platinblech anfaͤnglich auf seiner ganzen Oberflaͤche wie vergoldet, laͤßt man aber die Saͤule laͤngere Zeit zersezend auf die Salzloͤsung einwirken, so entsteht die praͤchtigste, mit Gelb und Blau untermengte Purpurfarbe; besonders lebhaft aber tritt die Farbe der so behandelten Metallplatte erst dann hervor, wenn leztere mit destillirtem Wasser abgespuͤlt und mit weichem Fließpapier vorsichtig abgetroknet worden ist. Das bernsteinsaure Manganoxydul verhalt sich dem essigsauren aͤhnlich, d.h. es treten ebenfalls keine concentrischen Ringe, sondern abwechselnd die mannichfaltigsten, durch die Kunst gewiß kaum nachzuahmenden einfarbigen Ueberzuͤge hervor, unter denen besonders der purpurfarbige, der goldgelbe und der gruͤne einen herrlichen Anblik gewaͤhren. Das salzsaure Manganoxydul erzeugt, wenn es dem elektrischen Strome ausgesezt wird, gerade so wie das essigsaure Bleioxyd, concentrische, aber weit breitere Kreise als das leztere, bei welchen die Uebergaͤnge der Farbentoͤne ungemein zart und von großer Mannichfaltigkeit sind: die Purpurfarbe, die gruͤne, goldgelbe und blaue herrschen vor, Waͤhrend das ganze Kreissystem von einer ungewoͤhnlich großen, goldgelben gefaͤrbten Zone ringsum eingefaßt erscheint. Unter allen Metallsalzen ist aber keines hinsichtlich der Farbenpracht seiner Zersezungsproducte dem essigsauren und bernsteinsauren Manganoxydul an die Seite zu sezen. Weiß man ungefaͤhr innerhalb welcher Zeit, z.B. bei Anwendung des hippursauren Manganoxyduls, die goldgelbe Farbe oder die Purpurfarbe auf der Platinplatte den hoͤchsten Grad von Reinheit zeigt, so kann man bei einiger Uebung mit Leichtigkeit die Oberflaͤche eines blanken Platinbleches mit goldgelb gefaͤrbten, purpurnen u. dergl. Namenszuͤgen und Zeichnungen versehen, indem man nur noͤthig hat, die mit farbigen Schriftzuͤgen zu versehende Platinflaͤche ganz duͤnn mit Talg zu uͤberziehen, dann mit einer Nadel oder irgend einem anderen spizigen Instrumente darauf zu schreiben oder zu zeichnen, und endlich eine so behandelte Platte auf das im Centrum der Glasschale eingekittete kleine runde Platinblech aufzulegen, mit essigsaurer Manganoxydulloͤsung 3 bis 4 Linien hoch zu uͤbergießen, und dann die galvanische Kette durch Eintauchen der negativen Elektrode in die Salzloͤsung zu schließen. Je nach der Laͤnge der Einwirkung des Stromes erscheinen dann die von Talg entbloͤßten Stellen der Platinplatte entweder goldfarbig, purpurn, gruͤn oder blau. Es ist dieß im wahren Sinne des Wortes eine elektrische Metallographie. Diese verschiedenen Farben haften auf dem Platin so fest, daß man sie nur durch starkes Scheuern mittelst Sand zu entfernen im Stande ist. Neues Verfahren Kupferplatten mit Scheide Wasser zu äzen. Hr. Jobard in Bruͤssel hat ein neues Verfahren mit Scheidewasser zu aͤzen bekannt gemacht. Es besteht darin, den gewoͤhnlichen Firnißgrund auf den Kupferplatten durch eine Vergoldung zu ersezen; eine Kupferflaͤche von 32 Quadratcentimeter kann um hoͤchstens 1 Fr. vergo det werden, sey es mittelst Amalgams oder nach Delarive's galvanischer Methode (polyt. Journal Bd. LXXVI. S. 297). Man kann mit der Spize der Radirnadel auf dem Gold viel zartere und reinere Striche ziehen als auf der Firnißschichte, und das Scheidewasser greift nur das entbloͤßte Kupfer, keineswegs aber das Gold an, natuͤrlich muß man dann die ruͤkstaͤndige Vergoldung mittelst Queksilber beseitigen. (Bibl. univ. April 1840.) Ueber das Bleichen des Palmöhls und anderer Oehle mit Chromsäure. Prof. Watt nahm in England ein Patent auf das Bleichen und Raffiniren von Oehlen etc., insbesondere das Bleichen des Palmoͤhls, das in so großer Menge in den dortigen Seifenfabriken angewandt wird, wozu er ein chromsaures Salz, welches durch eine Saͤure zersezt wird, folglich Chromsaͤure, benuzt. Dieß veranlaßte Hrn. Peter Ward im Mechanics' Magazine, No. 880 Folgendes einzuruͤken: „Schon im Septbr. 1834 stellte ich mit Hrn. John Holmes eine Reihe von Versuchen uͤber das Bleichen des Palmoͤhls an, die ohne sonderlichen Erfolg drei Monate lang fortgesezt wurden; wir waren auch wirklich auf dem Punkte die Sache aufzugeben, als wir zu unserem Vergnuͤgen das neue Bleichmittel entdekten, welches in der Zersezung von chromsauren Salzen mit gewissen Sauren besteht. Im Januar 1835 ließen wir aus Palmoͤhl, das nach dieser Methode gebleicht worden war, Kerzen gießen, welche vollkommen weiß waren; wir sotten dann auch Seife aus solchem Palmoͤhle, die vortrefflich ausfiel. Das neue Verfahren wurde endlich noch zum Bleichen mehrerer anderer Oehle, insbesondere von Leinoͤhl, angewandt, und bewaͤhrte sich dabei ebenfalls vollkommen.“