Titel: Ueber die Anwendung des Gypses bei der Papierfabrication und die Erkennung dieser Verfälschung; von Hrn. J. Wislin, Apotheker in Gray.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XC., S. 358
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XC. Ueber die Anwendung des Gypses bei der Papierfabrication und die Erkennung dieser Verfaͤlschung; von Hrn. J. Wislin, Apotheker in Gray. Aus dem Journal de Chimie médicale, Okt. 1839, S. 511. Wislin, uͤber die Anwendung des Gypses bei der Papierfabrication. Ich habe Gelegenheit gehabt mich zu überzeugen, daß mit Gyps verfälschtes Papier beim Bücherdruk den Lettern schabet, noch bei weitem nachtheiliger aber beim Steindruk wirkt. Ich besize eine lithographische Presse, womit ich leicht 150 Abdrüke nach einander abziehen kann; unlängst verwunderte ich mich aber nicht wenig, nach sieben oder acht Abzügen die Schrift auf meinem Steine fast erloschen zu sehen; zugleich erfuhr ich, daß ein geschikter Lithograph in Besançon mehrere Zeichnungen auf Stein dadurch verlor, daß er dieselbe Papiersorte wie ich anwandte. Dieß veranlaßte mich, die Ursache hievon zu erforschen, und ich fand bald, daß viele Papiersorten, wie sie mehrere Fabriken in unserer Provinz liefern, 15 bis 25 Proc. Gyps enthalten. Da alle diese Papiere nach dem Gewicht verkauft werden, so begreift man wohl den Zwek eines solchen Zusazes. Um den Gyps im Papier zu entdeken, wandte ich folgendes Verfahren an: zwei Unzen Papier wurden schwach geröstetDurch das Rösten muß der Leim des Papiers zerstört werden, welcher sonst die Flüssigkeit klebrig machen, das Absezen des schwefelsauren Baryts verzögern und das Filtriren ungemein erschweren würde., gepulvert und dann mit ihrem doppelten Gewichte kohlensauren Kali's in destillirtem Wasser gekocht; nach längerem Sieden filtrirte man und fällte hierauf das gebildete schwefelsaure Kali mit salzsaurem Baryt; aus dem Gewichte des schwefelsauren Baryts konnte die Schwefelsäure und folglich der ihr entsprechende Gyps berechnet werden. Der bei der Zersezung des Gypses ausgeschiedene kohlensaure Kalk läßt sich leicht nachweisen; in den meisten Fällen findet man aber bei der quantitativen Analyse mehr Kalk, als der vorhandenen Schwefelsäure entspricht; dieß kommt daher, daß man beim Bleichen des Papierzeuges einen Ueberschuß von Chlorkalk anwendet. Dieses Verfahren ist zwar für Personen, welche mit chemischen Manipulationen vertraut sind, sehr leicht ausführbar, keineswegs aber für den gewöhnlichen Kaufmann, den Lithographen, den Buchdruker, die das Papier vor dem Ankauf zu prüfen wünschen. Diese können sich zwar nicht von der Quantität, aber doch von dem Vorkommen des Gypses im Papier auf folgende Art überzeugen: man calcinirt das Papier zwei Stunden lang in einem verschlossenen Gefäße, bringt hierauf den Rükstand in einen silbernen Löffel und rührt ihn darin mit etwas Essig an; wenn sich Schwefelwasserstoff entbindet und der Löffel also geschwärzt wird, hat man die Gewißheit, daß das Papier ein schwefelsaures Salz enthielt, welches in ein Sulfurid verwandelt wurde, und da das Papier gar kein solches enthalten darf, so weiß man, daß das in ihm vorkommende zur Vermehrung seines Gewichts zugesezt wurde.