Titel: Ueber die künstliche Färbung des Marmors.
Fundstelle: Band 77, Jahrgang 1840, Nr. CXII., S. 452
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CXII. Ueber die kuͤnstliche Faͤrbung des Marmors. Aus dem Echo du monde savant, No. 562. Ueber die kuͤnstliche Faͤrbung des Marmors. Das Färben des Marmors bildet gegenwärtig in Italien einen gewinnbringenden Industriezweig; man kam dabei auf folgende Resultate: 1) Eine Auflösung von salpetersaurem Silber dringt sehr tief in den Marmor ein und ertheilt ihm eine dunkelrothe Farbe; 2) Goldauflösung dringt weniger tief ein und färbt ihn sehr schön purpurviolett; 3) Grünspanauflösung dringt eine Linie tief in den Marmor ein und hinterläßt dabei seine Oberfläche hellgrün gefärbt; 4) die Auflösungen von Drachenblut, Gummigutt durchdringen ihn ebenfalls; jenes ertheilt ihm eine schöne rothe Farbe, dieses eine gelbe. Damit diese beiden Substanzen aber gehörig in den Marmor eindringen, muß man denselben wie für alle anderen vorher mit Bimsstein gut poliren, die Gummiharze in heißem Alkohol auflösen und mit einem kleinen Pinsel die Flüssigkeit auftragen. Alle Holzpigmente, welche mit Alkohol ausgezogen worden sind, z.B. Fernambuk-, Blauholztinctur etc. dringen tief in den Marmor ein; 5) das mit Alkohol ausgezogene Cochenillepigment, mit etwas Alaun versezt, ertheilt dem Marmor eine sehr schöne scharlachrothe Farbe, welche zwei Linien tief eindringt; der Marmor wird dadurch dem afrikanischen sehr ähnlich; 6) eine Auflösung von künstlichem Auripigment in Ammoniak färbt den Marmor in wenigen Augenbliken gelb, und diese Farbe wird an der Luft bedeutend lebhafter; 7) man kann auch weißes Wachs mit Farbstoffen vermengen und zusammenschmelzen; 8) wenn man Grünspan in Wachs zergehen läßt, dieses Gemenge dann auf Marmor aufträgt und dasselbe nach dem Erkalten auf der Oberfläche des Steines wegstreicht, so findet man, daß die Zeichnung auf fünf Linien eindrang und schön schmaragdgrün ist. Wir wollen das im Allgemeinen zu befolgende Verfahren noch näher beschreiben. Wenn man mehrere Farben nach einander auf Marmor auftragen will, so daß sie nicht zusammenlaufen und die Zeichnung scharf und rein bleibt, operirt man folgendermaßen: Man trägt die in Alkohol und Terpenthinöhl aufgelösten Pigmente auf den Marmor auf, während er heiß ist; das Drachenblut und den Gummigutt kann man aber auf kalten Marmor auftragen; man löst sie hiezu in Alkohol auf und wendet die Gummiguttlösung zuerst an; leztere ist sehr klar, trübt sich aber nach einiger Zeit und gibt einen gelben Niederschlag, welchen man zu einer lebhafteren Farbe benuzt. Die bemalten Stellen werden sodann erhizt, indem man in einer Entfernung von einem halben Zoll mit einer rothglühenden Eisenplatte oder einem Kohlenbeken an dem Marmor vorbeifährt. Man läßt ihn hierauf erkalten und überfährt aus dieselbe Art nochmals die Stellen, wo die Farbe nicht eingedrungen ist. Nachdem die gelbe Farbe befestigt ist, trägt man die Drachenblutlösung auf dieselbe Art wie die Gummiguttlösung auf, und während der Marmor noch warm ist, kann man ebenso die anderen Pflanzentincturen aufmalen, welche keine große Wärme brauchen, um den Marmor zu durchdringen. Zulezt trägt man dann die mit Wachs zusammengeschmolzenen Farben auf, was aber mit vieler Vorsicht geschehen muß, weil sie, wenn die Wärme den erforderlichen Grad nur im Mindesten übersteigt, sich weiter ausbreiten, als man will, weßhalb sie zu zarten Zeichnungen auch weniger geeignet sind; damit sie um so leichter nur auf diejenigen Stellen gebracht werden können, wo man sie befestigen will, gießt man von Zeit zu Zeit während des Auftragens kaltes Wasser auf den Marmor. Diese Farben sind um so schöner, je weniger davon neben einander angewandt werden, daher man auch gewöhnlich nur zwei oder drei zugleich benuzt. Es versteht sich von selbst, daß man Steine, die noch poröser als Marmor sind, um so leichter wird färben können.