Titel: Verfahren der HHrn. Flach und Keil zur Emaillirung gußeiserner Gefäße.
Fundstelle: Band 78, Jahrgang 1840, Nr. VIII., S. 40
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VIII. Verfahren der HHrn. Flach und Keil zur Emaillirung gußeiserner Gefaͤße. Aus dem Frankfurter Gewerbsfreund 1840, Nr. 3. Flach's und Keil's Verfahren zur Emaillirung gußeiserner Gefaͤße. Die Eisengußgeschirre und Geräthe dürfen nicht unrein oder löcherig gegossen und mit zufälligen Narben, Warzen oder schädlichen Erhabenheiten versehen seyn. Weißes, in der Glühhize leicht springendes Eisen ist ebenfalls verwerflich, und überhaupt müssen zum Emailliren stets die gelungensten, reinsten und glättesten Gußstüke ausgewählt werden. Die Vorbereitung solcher Geschirre und Geräthe geschieht dadurch, daß dieselben zuerst mit rauhen scharfen Steinen oder Feilen von allem mechanisch anhängenden Sande, Lehm oder Schlaken und Kohlentheilen gänzlich befreit werden. Vermuthet man, daß Fettigkeit durch irgend einen Zufall oder Beschmuzung auf die zu emaillirende Fläche gekommen ist, so muß das Geräth einer leichten dunkelrothen Glühhize zur Entfernung dieser Verunreinigung unterworfen werden, welches aber im gewöhnlichen Falle nicht nöthig ist. Nun wird das mechanisch gereinigte Geschirr gebeizt. Man bedient sich hiezu am vortheilhaftesten der Essigsäure, wie solche in der sauer gegohrenen Kornmaische, in Wein oder Bier, oder Fruchtessig, oder in jener Flüssigkeit vorkommt, welche bei der Verkohlung des Holzes in verschlossenen Oefen oder Meilern durch Niederschlag gewonnen wird.Obwohl die Holzessigsäure das wohlfeilste Beizmaterial zu seyn scheint, so ist sie doch oft hinderlich, weil sie im gewöhnlichen wohlfeilsten Zustande noch zu viel ätherische und empyreumatische Oehl- und Harztheile beigemengt enthält, welche das Beizen stellenweise verhindern und die ganze Emaillirung mißglüken lassen. Nur sehr sorgfältig gereinigter Holzessig kann hiezu verwendet werden. Im Großen wird am gewöhnlichsten und vortheilhaftesten die Kornbeize angewendet. Sie wird ganz so bereitet, wie die Maische zum Branntweinbrennen, nur daß man die geistige Gährungsperiode vorübergehen läßt, bis die Flüssigkeit in saure Gährung getreten ist, welche durch Wärme unterstüzt wird. Die mechanisch gereinigten Kochgeschirre werden nun in jene saure Beize gethan, dergestalt, daß die Oeffnung, z.B. der Töpfe, oben zu stehen kommt, damit die sich bildenden Gasblasen frei entweichen können. Die Beizung wird, wenn die Arbeit rasch gehen soll, durch Erwärmung des Beizmittels auf etwa + 20 bis 25° R. befördert. Auch ist es zwekmäßig, die Geschirre nach etwa 6 Stunden herauszunehmen, mit einem groben Fezen zu bewischen und neuerdings in die Beize zu stellen. Dadurch bewirkt man das bessere Angreifen der Säure, wegen der Befreiung der Eisenfläche vom Eisenschlamm, der sich stets schwärzlich am Gefäße zeigt. Im Ganzen sind 10 bis 12 Stunden hinreichend bei + 15 bis 20° R. Temperatur, jedes Eisengeschirr zu beizen, wenn nämlich eine Beize von 1 Wiener Mezen Kornschrot (oder Gerstenmalz) mit 100 Maaß lauem Wasser und etwa 1 Pfd. Sauerteig oder ein anderes Gährmittel bereitet worden. Nachdem die Geschirre oder Geräthe auf diese Weise gebeizt worden, werden solche nach einander aus der Beize genommen, schnell im lauwarmen Wasser abgeschweift und mit einem groben Fezen und Sand rein ausgescheuert, so daß das Geschirr oder Geräth auf der zu emaillirenden Fläche recht rein und blank erscheint. Je sorgfältiger dieses Scheuern geschieht, je gewisser ist man der Festigkeit der demnächstigen Emaillirung. Nun wird das Gefäß oder Geräth nochmals zwei- oder dreimal mit stets reinem Wasser ausgespült und unter Wasser ausgewischt. Man muß sehr sorgfältig darauf sehen, daß während dieser Reinigung das Gefäß nicht länger als etwa 5 bis 10 Secunden außer der Flüssigkeit sich, befindet, weil sich sonst sofort ein gelblicher Niederschlag ans Eisen ansezt, welcher höchst schädlich ist und die Emaille nicht binden läßt. Nachdem nun das Geschirr oder Geräth möglichst rein und säurefrei ist, wird es sogleich unter reines Wasser gebracht, damit sich kein Rost ansezt. Hier bleibt es so lange, bis es mit Emaillemassen überzogen werden soll. Fast immer sezt sich aber auch in sehr reinem Flußwasser an das blanke Gefäß eine dünne gelbe Schlammhaut, welche jedoch nur loker aufsizt, und kurz vor dem Gebrauche des Geschirres durch reines Wasser abgespült werden kann. Sowohl das Beizen des Geschirres, als das Ausschweifen geschieht am besten in hölzernen Gefäßen. Zubereitung der Emaillemassen. A) Grundmasse. Sie besteht aus Kieselerde, Borax und Thon. Erstere beiden Ingredienzien werden zusammengeschmolzen (eigentlich zusammengesintert); der Thon dient als Bindemittel, um der gepulverten Masse eine gewisse Consistenz und der Emaille eine undurchsichtige Farbe zu geben. Kieselerde: Reiner, eisenfreier Quarz, Bergkrystall, reine, nicht kalkschalige Feuersteine, oder reine, eisenfreie, ganz weiße Flußkiesel und Geschiebe, selbst bei Mangel an diesen bessern Kieselgesteinen, auch sehr weißer, höchst rein gewaschener Sand ist hiezu anwendbar. – Das Quarzgestein wird rein gewaschen, roth geglüht und in einem reinlichen Gefäße in reinem kaltem Wasser abgelöscht. Die mürben Steine werden dann in einem Steinmörser zur Erbsengröße gestoßen, und dann unter einer Porzellanglasurmühle oder unter einer Mühle von sehr grobkörnigem festem Sandsteine (Conglomerat) zu fast unfühlbarem Pulver, troken oder besser naßgemacht, zerrieben, dann aufs feinste geschlemmt. Ist man überzeugt, daß weder durch die Mühle, noch durch das Brennen oder durch sonst anhängende Theile dieses Pulver eisenhaltig ist, so bedarf es weiter keiner Reinigung. Ist man aber aus Mangel an Vorrichtungen genöthigt, den Quarz in eisernen Mörsern oder Schalen zu stampfen oder zu reiben, so ist ein langsames Digeriren des Kieselpulvers mit verdünnter Salzsäure nöthig, wobei auch Wärme angewendet werden kann. Nach vielmaligem Aussüßen ist dann, wenn das abfließende Wasser nicht mehr auf Säure reagirt, das Kieselpulver, welches man der Kürze wegen Kieselerde nennt, hinreichend rein, muß aber natürlich ganz farblos erscheinen. Es wird mit Abhaltung von Staub am besten in irdenen oder reinen hölzernen, nicht schieferigen Gefäßen aufbewahrt. – Borax: Der gewöhnliche käufliche raffinirte Borax ist hiezu dienlich, und wird nur fein gemahlen, höchst fein gesiebt, so daß das Pulver kaum fühlbar ist, und dann dieses Pulver in trokenen, am besten großen gläsernen Gefäßen wohl verschlossen aufbewahrt. – Thon: Reiner weißer Thon, welcher nach dem Brennen noch weiß bleibt, und wozu der Passauer der Erfahrung zufolge sich am besten bewährt, jedoch jeder andere, nicht Talkerde haltiger, obige Eigenschaften besizende weiße Thon auch anwendbar ist, wird in lufttrokenem Zustande gepulvert, gesiebt, mit vielem reinem Wasser zur Milch angerührt, und auf die gewöhnliche Weise, jedoch höchst rein geschlemmt, so daß keine Spur von Sand oder unaufgelösten Theilen bemerkt werden kann. Der so geschlemmte Thon wird durch Abgießen des Wassers oder Filtriren concentrirt, und dann bei etwa + 80° R. getroknet. Man prüft ihn mit Schwefel- oder Salzsäure, ob er Kohlensäure entwikelt. In diesem Falle ist er gänzlich unbrauchbar. Mischung der Grundmasse. Dem Gewichte nach werden 5 Theile der oben erwähnten Kieselerde in trokener Pulvergestalt mit 8 Theilen des gepulverten Borax innigst vermengt, am besten in einer großen Reibschale durch einander gerieben. Dieses Gemenge wird in einen von nicht leicht schmelzbarem Thon angefertigten runden, etwas hohen Schmelztiegel gethan, der Tiegel aber nur zur Hälfte gefüllt. Man bringt den Tiegel wohlbedekt in einen Muffelofen, welcher eine dunkelrothe Wärme gewährt. Nach 10 bis 15 Minuten ist der Borax in seinem Krystallwasser geschmolzen, hat die Kieselerde in das Gemenge aufgenommen und ist aufgeblähet. Die Masse darf nun nicht so warm gemacht werden, daß das Gemenge in glühenden Fluß geräth, sondern nachdem man keine Bewegung mehr an der Masse wahrnimmt, wird sie auf eine reine irdene Schüssel ausgeschüttet und so lange wieder frisches Gemenge von Kiesel und Borax in jenen Tiegel gethan und entwässert, bis man so viel hat, um mit dieser entwässerten (calcinirten) Masse, welche vorher noch fein gerieben wird, denselben Schmelztiegel bis zu 5/6 seiner Höhe fest eingedrükt zu füllen. Er wird zur Schonung gegen alles Unreine mit einer Thonplatte bedekt und nun in den Muffelofen gestellt, welchen man, gleichviel ob mit Holz, Holzkohlen, Steinkohlen, Kohks oder Torf so stark heizt, daß der Tiegel eine gleichförmige und dabei eine solche Hize erhält, welche etwa jener gleichkommt, worin Messing dünnflüssig wird. Man läßt den Tiegel gegen eine Stunde in dieser gleichförmig zu erhaltenden Hize, bei Massen von mehr als 3 Pfd. aber verhältnißmäßig länger. Nun sezt man noch warm den Tiegel aus dem Ofen, und läßt ihn ziemlich bald an der Luft abkühlen. Nach gänzlichem Erkalten wird der Tiegel behutsam zerschlagen. Die halbgeschmolzene Masse ist gewöhnlich zu einem Stük zusammengesunken, bimssteinartig versintert, also nicht eigentlich geflossen, und dennoch sehr fest. Sie hat Oeffnungen und Löcher. Diese Masse muß von allen anhängenden Theilen des Schmelztiegels mittelst einer Feile wohl gereinigt werden. Dieses Stük, oder wenn die Masse zufällig zerbrochen, die Stüke werden in einem Thonscherben braunwarm geglüht und in kaltem Wasser abgelöscht. Die Masse ist dann leicht zerbrechlich und zerreiblich, und wird nun in einem Steinmörser gröblich zerstoßen, und dann auf einer harten Mühle, welche nichts Unreines hinzukommen läßt, naß so zart gemahlen, als es nur immer möglich ist. Dann muß das Pulver noch auf das feinste geschlemmt werden, und die gröberen Rükstände ferner gemahlen. Das geschlemmte und getroknete Pulver muß durchaus farblos erscheinen, und zur Probe vor dem Löthrohre in starker Hize zu einer etwas opalisirenden Perle schmelzen. Dieses Grundmassenpulver wird nun mit 1/4 seines Gewichtes von dem oben erwähnten Thonpulver troken vermengt, so daß 5 Gewichtstheile aus 4 Grundmassenpulver und 1 Thon bestehen. Dieses Gemenge, welches überhaupt fertige Grundmasse genannt wird, muß in einer steinernen oder porzellanenen Reibschale erst troken sehr innig vermengt werden. Dann wird diese Masse vor Feuchtigkeit geschüzt, in reinen steinernen, irdenen oder gläsernen Gefäßen verwahrt. B) Die Glasur besteht aus einem wirklichen Glase, welches aus Kieselerde, Natron (gereinigter Soda) und Borax zusammengesezt ist. Kieselerde und Borax erhalten keine weitere Vorbereitung, als jene, welche oben beschrieben worden. Die gereinigte, kohlensaure, käufliche Soda wird jedoch des größten Theiles ihres Krystallwassers durch Calciniren in braunrothglühender Muffel in einem reinen Thontiegel oder einer Schüssel beraubt, so daß der Natrongehalt dadurch concentrirt wird. Die so calcinirte Soda wird fein gerieben, möglichst zart gesiebt und vor Feuchtigkeit geschüzt, reinlich aufbewahrt. Es werden nun zu 6 Gewichtstheilen Kieselerde von obiger Beschaffenheit 3 Theile des beschriebenen Boraxpulvers und 2 Theile des obigen Sodapulvers genommen, auf einer Reibschale troken innig ineinander gerieben. – Zur gänzlichen Austreibung des Krystallwassers aus dem Borax und der Soda in diesem Gemenge wird solches bei der Vorbereitung der Grundmasse, vor dem wirklichen Zusammenschmelzen, erst in einem reinen irdenen Schmelztiegel oder in einer solchen Schüssel unter der Muffel bei braunrother Hize so lange geglüht, bis kein Aufschäumen oder Aufblähen mehr bemerkt wird. Die auf solche Art calcinirte Fritte wird nun nochmals fein gerieben und in einen Schmelztiegel von etwa 2 bis 5 Pfd. Inhalt fest eingedrükt, wohl bedekt, und bei anfänglich gelinder, nach einer halben Stunde stärkerer Hize zusammengeschmolzen. Diese Hize wird so weit getrieben, daß sie derjenigen gleichkommt, welche etwa zwischen der Kupfer- und Eisenschmelzhize liegt, also ziemlich wie in einem gewöhnlichen Glasofen. Diese Hize ist genau erreicht worden, wenn die Glasur zu einem durchaus farblosen, vollkommen krystallklaren, compacten Glase ohne alle Blasen und Fleken geflossen ist. Hat man einen Schmelztiegel von 3 bis 5 Pfd. oder mehr Inhalt, so kann dieses Glas sofort aus dem Tiegel in reines klares Wasser gegossen werden. – Der Tiegel ist dann wohl noch ferner zu gebrauchen. Bei kleineren Quantitäten läßt man das Glas im Tiegel erkalten, zerbricht denselben und verfährt bei Reinigung, Glühen und Ablöschen des Glasstükes wie bei der beschriebenen Grundmasse. Die abgekühlte, durch das plözliche Ablöschen im Wasser äußerst mürbe Glasurmasse wird nun in einer steinernen Reibschale gestoßen, gerieben und dann auf der erwähnten Mühle auf das zarteste gemahlen, höchst fein geschlemmt, nach Abgießen des Wassers getroknet und in Pulvergestalt reinlich in sauberen Gefäßen aufbewahrt. Auftragung der Grundmasse und Glasur. Die fertige Grundmasse wird in einem sehr reinen, am besten porzellanenen oder eisernen emaillirten Geschirr (Hafen) mit lauem, bis etwa + 30° R. erwärmtem (vorher kochend gewesenem), durchgeseihetem Wasser mittelst eines reinlichen hölzernen Spatels eingerührt. Dieser Mischung wird nach und nach bloß so viel Wasser zugesezt, daß solche bei anhaltendem gleichmäßigem Umrühren die Consistenz des gewöhnlichen Zukersyrups erhält. Das Umrühren wird in anhaltender gleichförmiger Erwärmung so lange fortgesezt, bis durchaus keine Knoten zu erkennen sind. Die Temperatur muß stets auf etwa + 30 bis 35° R. zu erhalten gesucht werden. Man nimmt zu einer solchen Vermischung nach Maaßgabe der auf einmal zu emaillirenden Gegenstände etwa 6 Pfd. fertige Grundmasse in Pulverform, und das entsprechende, zu jener Consistenz erforderliche Quantum Wasser, welches etwa in einem Geschirr von 3 Wiener Maaß behandelt werden kann, und für etwa 50 Topfe à 1 1/2 Maaß, welche emaillirt werden sollen, beiläufig hinreicht. – Nachdem nun diese Grundmasse in stets gleicher, beschriebener Wärme gehalten und fortwährend vom Grund auf durchgerührt wird, kann zum Auftragen auf die zu emaillirenden Geschirre oder Geräthe geschritten werden. – Diese nimmt man aus dem Wasser, spült sie nochmals rein ab, troknet sie mit einem trokenen Leinenhader und erwärmt sie in dem Muffelofen so stark, daß sie auf der blank gescheuerten, zu emaillirenden Seite die violette Anlauffarbe zeigen. – Sie werden dann schnell aus der Muffel genommen, und man läßt das Geschirr bis zu etwa + 60 bis 70° R. abkühlen. Durch diese Erhizung wird die lezte Spur von Pflanzensäure verjagt, auch alle Feuchtigkeit fortgeschafft. Die auf etwa + 30 bis 35° R. erwärmte (stets im Umrühren begriffene) Grundmasse wird nun mit einem sehr reinen, tiefen Löffel in das Geschirr, welches, wie gesagt, noch 60 bis 70° R. Wärme hat, gegossen. In den zu emaillirenden Topf gießt man etwa ein gutes halbes Seidel der Grundmasse; dieselbe wird nun durch einen höchst reinen scharfen Borstenpinsel, welcher auch an den Seiten mit Haaren versehen ist, in die Wände des Topfes oder sonstigen Geschirres oder Geräthes eingerieben, so daß alle Stellen desselben, welche emaillirt werden sollen, rasch hinter einander, während der Topf noch warm ist, mit der Grundmasse in innige Berührung kommen. Dieses Einreiben wird auf allen Stellen so lange fortgesezt, bis das Geschirr etwas erkaltet. Ist es handwarm, oder etwa + 30° R., so hört man mit dem Einreiben des Pinsels auf und schwenkt die im Geschirre befindliche Grundmasse dermaßen herum, daß sie überall die zu emaillirenden Stellen gleichförmig überzieht. Dann wird das Geschirr plözlich umgekehrt, so daß der Rand nach Unten kommt und in horizontaler Richtung sich befindet (wobei der Boden des Gefäßes oben ist): während man das Geschirr auf diese Weise schwebend hält, und mit einem reinen hölzernen Stok von etwa 1'' Dike und 10'' Länge an die Außenwände des Gefäßes klopft, fließt die überflüssige Grundmasse heraus, welche man in einem unten stehenden reinen Geschirr auffängt. Findet man, daß die Grundmasse das Geschirr inwendig etwa 1/10 oder 1/20 Zoll dik (nach Maaßgabe der Dimension des Geschirres) gleichförmig zu überziehen hinreichend ist, so wird dasselbe schnell wieder umgekehrt, so daß die Oeffnung nach Oben kommt. Abermals wird mit dem erwähnten hölzernen Stoke ringsumher auf das Geschirr leise geklopft, bis dem Auge die Grundmasse recht gleichförmig vertheilt erscheint. Ist dieß der Fall, so wird die Grundmasse 1/8 Zoll vom Rande mit einem steifen Leder, welches einen Einschnitt hat, rein abgewischt, so daß die Emaille nicht bis an den äußersten Rand reicht. Zur schöneren Ausgleichung der Emaille werden außen an dem Rande ringsherum noch einige Schläge (leise) mit dem Stoke gegeben, und nun sofort das Geschirr zur Glasur gebracht. – In diesem Moment hat die aufgetragene Grundmasse etwa Honigconsistenz und oft schon etwas steifere. Sie muß aber immer etwas feucht seyn, um die aufzupudernde Glasur fest anzusaugen. Die sub B beschriebene Glasur in zarter Pulverform wird durch einen battistleinenen Beutel, welcher am Boden durch einen Blechring inwendig ausgespreizt ist, auf das mit der Grundmasse versehene Geschirr gepudert, indem man das Geschirr nach allen Seiten wendet. Dieses Pudern geschieht, indem der Beutel mit der Glasur etwa 4 Zoll vom Gefäße in zukender Bewegung senkrecht auf- und niederbewegt wird. Es wird so lange und ununterbrochen gepudert, bis man bemerkt, daß alle Stellen des Geschirres, welche bereits mit der Grundmasse überzogen worden, gleichförmig etwa 1/12 bis 1/15 Zoll dik überstäubt sind. Die wie lokerer Reif angeflogene Glasur würde sofort stellenweise abfallen, wenn das Geschirr erschüttert oder angestoßen würde. Leise wird nun das während dieses Processes ziemlich erkaltete Geschirr auf eine erwärmte Stelle gebracht, so daß ohne Zögerung die Verdunstung der in der aufgetragenen Grundmasse und dieselbe überziehenden Glasur bewerkstelligt ist; wenn man keinen Dampf aus dem Geschirre mehr entweichen sieht, auch dasselbe nach und nach bis auf etwa + 80 bis 90° R. erwärmt, und 10 bis 15 Minuten in dieser Temperatur erhalten worden, ist das Auftragen der Emaille vollendet. Das Einbrennen oder Aufschmelzen der Emaille geschieht nun, indem das mit der Grundmasse und Glasur gehörig überzogene trokene Geschirr behutsam mittelst einer Zange, welche nach der Gestalt des zu emaillirenden Geschirres oder Geräthes bequem eingerichtet, und mit wenigstens 3 Schuh langen Schenkeln versehen seyn muß, in den Muffelofen gebracht und gerade aufrecht gestellt wird. Die beinahe bis zur Messingschmelzhize erwärmte eiserne Muffel wird mittelst einer starken Blechthüre geschlossen. Sobald man durch eine zollgroße Oeffnung in der Thüre bemerkt, daß das Geschirr in der Muffel braunroth glüht, so wird die Thür geöffnet und das Geschirr dergestalt gedreht, daß die gegen die Thür gerichtete Seite desselben gegen die Rükwand zu stehen kommt, weil die Wärme im hinteren Theile der Muffel gewöhnlich etwas stärker ist. Dieses Drehen des Geschirres, wobei dessen Oeffnung immer nach Oben gerichtet bleibt, muß sehr behutsam und ohne Erschütterung geschehen, indem die Glasur noch nicht fest angeschmolzen ist und leicht abfallen könnte. Nach und nach erhält das Geschirr Rothwärme. Es wird dann noch einmal in jener Richtung gedreht, um die Hize demselben recht gleichförmig mitzutheilen. Ist dieß bewirkt, so wird die Glasur schon so fest halten, daß nun das Geschirr gelegt werden kann, nämlich, daß der Boden nach dem Hinteren Theile der Muffel, die Oeffnung aber nach der Thüre zu gerichtet ist. Nach jedem auf die beschriebene Art verrichteten Drehen oder Wenden des Geschirres wird die Muffel stets geschlossen. Bemerkt man durch das Thürloch, daß die Glasur glatt wird, d.h. fließt, so wird abermals das Geschirr gedreht, so daß die geschmolzene Seite (gewöhnlich die untere, weil hier die Hize zuerst einwirkt) nach Oben kommt. Da also die Glasur nicht gleichzeitig fließt, so ist ein mehrmaliges Wenden des Geschirres nothwendig. Dieß zu beurtheilen, wird durch Uebung erlangt. Der Boden eines gewöhnlichen Geschirres (Hafens) wird gewöhnlich zulezt flüssig, weil es gemeiniglich der stärkste Theil ist, also zulezt sich erwärmt. – Ist nun die Emaille gehörig geflossen, welches man daraus sieht, daß die ganze Fläche gleichförmig glasirt ist, so nimmt man ohne Weiteres das Geschirr aus der Muffel, und läßt es von selbst abkühlen. Noch heiß (etwa + 90° R.) wird gewöhnliches Kochgeschirr auswendig auf der nicht emaillirten Seite mit einem Firniß geschwärzt, welcher bald abdampft, troknet und mit dem Geschirr abkühlt, auch demselben ein besseres Ansehen gibt. Die angeschmolzene Emaille wird, wenn sie gelungen ist, ziemlich weiß, einen Schatten ins Graue habend, erscheinen, und muß überall gleichartig mit Glasur überzogen sich darstellen. Sie muß beim Erkalten des Geschirres nicht abspringen und keine erhabenen Blasen oder gefärbte große Fleken zeigen.