Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XCII., S. 447
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XCII. Miszellen. Miszellen. Neue Sicherheitslampe. Die koͤnigl. Akademie in Bruͤssel veroͤffentlicht mehrere in Folge der von ihr gestellten Preisfrage: wegen der Mittel, um die Arbeiten bei Ausbeutung der Steinkohlengruben den Gefahren der Explosion zu entziehen, eingelaufene Abhandlungen, aus welchen wir die Angabe einer neuen, von Hrn. Lemielle in Namur erfundenen Sicherheitslampe unseren Lesern mittheilen zu muͤssen glauben. Diese Lampe ist von den zu demselben Zweke von den HHrn. Roberts und Dumesnil vorgeschlagenen (polytechnisches Journal Bd. LXXVI. S. 466) verschieden. Die den Docht tragende Roͤhre ist an jene, welche als Oehlreservoir dient, geloͤthet, und leztere wird von einer zweiten Roͤhre, in welcher eine gestielte Klappe eingeschlossen ist, und die in dem Behaͤlter uͤber sie gestuͤrzt wird, bestaͤndig gespeist. Die aͤußere Luft kann erst dann zum Dochte dringen, wenn sie durch mehrere Metallgewebe hindurchgegangen ist, welche horizontal uͤber ein ganz kupfernes Plateau so ausgespannt sind, daß sie eine zweite Flaͤche bilden, die groß genug ist, um einer hinlaͤnglichen Quantitaͤt Luft den Zutritt zu gestatten. Statt den unteren Theil der Lampe aus einer Glasroͤhre bestehen zu lassen, in welche ein Cylinder von Metallgewebe eingelassen ist, wie dieß Roberts in seiner Lampe machte, oder statt einer Glasroͤhre, welche aͤußerlich von einem eisernen Staͤngelchen geschuͤzt ist, wie bei Dumesnil's Lampe, sezt der Verf. die Glasroͤhre in den Cylinder von Metallgewebe, bringt einen zweiten Cylinder von starkem Eisenblech daruͤber und befestigt uͤber diesen einen Cylinder von Metallgewebe. Durch diese Anordnung kann er seinen Glascylinder enger machen, und hiedurch die Intensitaͤt des Lichts vermehren, welche bei der ersten jener Lampen, mit welcher hier die des Verf. verglichen wird, sehr geschwaͤcht war. Auch wurde, sagt er, das Glas, wenn es Spruͤnge oder kleine Risse durch daran gekommenes kaltes Wasser erhalten hatte, in seiner Huͤlle von Metallgewebe erhalten, so daß es nach wie vor seinen Dienst that. Endlich beschuͤzt er alle Theile seiner Vorrichtung durch ein geschikt angebrachtes System eiserner Huͤllen, so daß seine Lampe so leicht wie die Davy'sche geschlossen werden kann, und er sie nach Belieben bewegen, auf den Boden werfen und nach allen Richtungen rollen lassen konnte, ohne daß sie erlosch oder Spruͤnge bekam. (Echo du monde savant 1840, No. 579.) Guigo's mechanische Seidenweberei. Hrn. Guigo ist es gelungen, auf seinem Webestuhle Seide mit der aͤußersten Regelmaͤßigkeit zu weben, ohne daß ein an den Webestuhl gebannter Arbeiter mit seinem Fuße das Pedal trete, um die Schaͤfte zu heben, die Laden schlage und das Schiffchen bald mit der einen, bald mit der anderen Hand durchwerfe. Diese drei Hauptbewegungen geschehen hier mit einer die Schnelligkeit nicht ausschließenden Puͤnktlichkeit. Bei wiederholtem Zaͤhlen der Durchwuͤrfe des Schiffchens ergaben sich ein wenig mehr als hundert fuͤr die Minute, was fuͤr die Stunde mehr als einen Meter des Gewebes fertig zu machen und Tagwerke von 10, 12, 15 Meter und mehr zu bestimmen moͤglich macht, je nach dem zu fabricirenden Artikel und auch nach der Schoͤnheit der zu verarbeitenden Seide. Man sieht in seiner Werkstatt, in welcher 25 bis 30 Webestuͤhle durch eine sehr kleine Kraft in Bewegung gesezt werden, zu Parapluis bestimmten Taffet mit Borduͤren, Sarsche oder croisirtem Zeug zu Futter, und sehr schoͤnen Atlaß von allen Farben und Qualitaͤten. Die gewebten Stuͤke haben 2800 bis 6400 Kettenfaͤden auf die Breite des Zeuges, welche einen halben Meter betraͤgt, deren Abstaͤnde also zwischen 56 und 128 Faden auf den Centimeter variiren. Diese Stoffe sind von außerordentlich regelmaͤßiger Textur und großer Frische, namentlich die Atlasse von weißer, rosenrother und anderen zarten Farben, was sehr leicht begreiflich ist, da der das Schiffchen in Bewegung sezende Mechanismus niemals so ausduͤnstet, wie die menschliche Hand. Das Wort mechanische Weberei darf nicht zu dem Glauben verfuͤhren, daß diese Webestuͤhle ohne alle Beihuͤlfe arbeiten koͤnnen; man braucht wegen der Beschaffenheit der Seidenfasern eine Person zur Beaufsichtigung, und wird, wenn auch nicht immer, doch noch lange Zeit, fuͤr jeden Webestuhl eine solche brauchen, welche alle fuͤnf bis sechs Minuten die Roͤhre zu wechseln hat, auf welcher der Einschlag in dem Schiffchen aufgewikelt ist, die mangelhaften Kettenfaͤden wegnimmt und die gerissenen wieder zurechtbringt. Der große Vortheil dieser neuen Weberei, die Hauptverbesserung, zu welcher sich die Freunde der arbeitenden Classe Gluͤk wuͤnschen werden, ist, daß der Arbeiter nicht mehr der ungluͤkliche, an den Stuhl hin gekauerte zu seyn braucht, von welchem er einen Theil auszumachen scheint, und wo er von Morgens bis Abends seine Arme zu einer rein maschinenmaͤßigen Bewegung hergeben muß. (Echo du monde savant 1840, No. 582.) Die Wollenmanufacturen, ein Mittel zur Erhaltung und Befestigung der Gesundheit. Die gute Gesundheit, welche unter den Arbeitern der Wollenspinnereien und Manufacturen herrscht, ist ein Gegenstand von hoher Wichtigkeit, wenn es sich darum handelt, den Einfluß der von einer gewissen Classe verrichteten Arbeiten zu betrachten. Die Aufmerksamkeit sowohl der Aerzte als des Publicums auf diesen Gegenstand ist sicher noch nicht in dem Grade, wie es solcher verdient, demselben zugewendet worden. Dr. Thomson sagt, daß waͤhrend seines mehrjaͤhrigen Aufenthalts in einem Districte, wo die Bevoͤlkerung sehr viel in Wollenmanufacturen beschaͤftigt ist, keine mit der medicinischen Topographie verbundene Thatsache auf ihn so viel Eindruk gemacht habe als das gute und gesunde Aussehen und das allgemeine Wohlbefinden der Kinder, welche in den Spinnereien beschaͤftigt sind. Diese Thatsache ist so merkwuͤrdig, daß sie ganz spruͤchwoͤrtlich geworden ist und schwaͤchliche, uͤbel aussehende Kinder zeigen schon in wenig Wochen nach ihrem Eintritte in diese Fabriken eine auffallende Besserung in ihrem physischen Aussehen. In Yorkshire herrscht dieselbe Ansicht und man kennt sogar Beispiele, daß aus den hoͤhern Massen Familien schwaͤchliche Individuen, ihrer Gesundheit wegen, in Wollenfabriken gesendet haben; wovon die Folge eine auffallende Besserung ihrer Constitution gewesen ist. Die zutraͤgliche Natur dieser Beschaͤftigung wird von der arbeitenden Classe mit großer Wahrscheinlichkeit dem Umstande zugeschrieben, daß der Koͤrper gewissermaßen von dem Oehle durchdrungen werde, welches bei diesen Fabricaten Anwendung findet. Daß dieses Wohlverhalten und die gute Gesundheit, selbst in dem Alter der Koͤrperentwiklung und bei gaͤnzlicher Entziehung der Bewegung waͤhrend mehrerer Stunden, andauernd ist, macht die Sache nur noch auffallender. Obgleich nach den Fabrikgesezen die Kinder dieselbe Zahl von Stunden hindurch arbeiten, so bilden doch diese glatthaarigen rothbaͤkigen Knaben und Maͤdchen einen voͤlligen Contrast mit jenen blaß aussehenden, kraͤnklichen Geschoͤpfen der Baumwollenfabriken, welche das Gepraͤge von vorzeitiger Hinfaͤlligkeit und Abmagerung an der Stirne tragen. Dr. Thomson ist sehr geneigt, die in den Wollenmanufacturen herrschende gute Gesundheit vorzuͤglich der Quantitaͤt Oehl zuzuschreiben, die darin verbraucht wird; denn beim Eintritt in die Spinnmuͤhlen sehen die Knaben und Maͤdchen so aus, als wenn sie buchstaͤblich in Oehl getaucht worden waͤren. Die Anwendung obiger Substanzen auf die Oberflaͤche des menschlichen Koͤrpers ist schon lange im Gebrauch gewesen und war den aͤltesten Praktikern der Heilkunst bekannt. Heutzutage ist Oehl als Localmittel fuͤr medicinische Zweke hoch geschaͤzt, und es verdient gewiß als allgemeines Mittel zur Erhaltung und Befestigung der Gesundheit mehr Aufmerksamkeit als bisher. Der beruͤhmte Bacon sagt: Ante omnia igitur usum olei vel olivarum vel amygdali dulcis, ad cutem ab extra unguendum ad longevitatem conducere existimamus.“ – Als Beweis, daß diese Ansicht die richtige sey, kann hier angefuͤhrt werden, was von Reisenden aus oͤstlichen Laͤndern berichtet wird, wo auf den aͤußerlichen Gebrauch des Oehls wunderbare Wirkungen beobachtet worden sind. Es ist bekannt, daß die in Oehlfactoreien Angestellten, Oehlmaͤnner, Fischer, Lichterzieher, Gerber, Fleischer und Andere, die viel mit fettigen Substanzen umgehen, auffallend frei bleiben von epidemischen Krankheiten, und daß solche selbst der Anstekung durch die Pest widerstanden haben, wenn Alles um sie herum hinweggerafft worden war. In Schriften unserer Zeit wird oͤfter von Faͤllen der Schwindsucht und Atrophie geredet, welche durch Einreibungen von Oehl und Fett geheilt worden sind. Das gesunde Aussehen der Kinder in Wollenfabriken scheint die Beweise fuͤr die heilsame und staͤrkende Wirkung der auf die Oberflaͤche der Haut gebrachten Oehle zu liefern und muͤßte Veranlassung geben, diese Anwendung haͤufiger zu versuchen und zu Versuchen aufzumuntern. Was nun die rationelle Erklaͤrung der heilsamen Wirkung, welche durch Oehle und Salben herbeigefuͤhrt wird, anlangt, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß eine Absorption durch die Haut stattfindet. Die fortwaͤhrende Einoͤhlung der Haut moͤchte wahrscheinlich eine reichliche Ausduͤnstung vermitteln. Nach den Erfahrungen neuerer Physiologen ist es außer Zweifel gesezt, daß Fluͤssigkeiten durch die Haut aufgesaugt werden, selbst wenn leztere ganz unverlezt ist. Es ist daher eben sowohl moͤglich, daß Oehl absorbirt werde, als andere Fluͤssigkeiten, und daß solches auf diesem Wege der Gesundheit derjenigen Personen zutraͤglich wird, welche demselben vermoͤge ihrer taͤglichen Beschaͤftigungen ausgesezt sind. In dem Klima allein, oder in anderen Eigenthuͤmlichkeiten der bezogenen Fabrikdistricte findet sich nichts, was diese Erscheinungen genuͤgend erklaͤren koͤnnte. Der jaͤhrliche durchschnittliche Zustand von Krankheit und Sterblichkeit ist groß unter der Bevoͤlkerung im Allgemeinen, und dieselbe wird von den meisten Krankheiten heimgesucht, denen das menschliche Geschlecht unterworfen ist; haͤufig werden Doͤrfer durch Epidemien ganz veroͤdet. Wenn man auch sagen wollte, daß es eine angeborene in der Constitution liegende Kraft sey, auf welche das Aussehen der Factoreikinder zuruͤkgefuͤhrt werden koͤnne, so antwortet hierauf die Beobachtung, daß selbst schwaͤchliche Kinder schnell zunehmen, wenn sie in einer Wollenwaarenfabrik verwendet werden. Eben so wenig kann ihre Gesundheit einer besseren Nahrung und Kleidung zugeschrieben werden, welche sie sich durch ihren Lohn verschaffen koͤnnen, da im Allgemeinen in dem District keine solche Armuth herrscht, daß die Gesundheit durch schlechte Kost und Kleidung leiden koͤnnte. Aus allen diesen Beobachtungen kann demnach der Schluß gezogen werden, daß in den Wollenmanufacturen selbst etwas seyn muͤsse, was einen directen Einfluß auf die Gesundheit der Arbeiter, insbesondere aber der Kinder ausuͤbe, welche bei ihren Arbeiten meist mit Oehl beschaͤftigt sind. Ein anderer Umstand faͤllt jedoch den Wollenmanufacturen zur Last, da man naͤmlich die Beobachtung gemacht haben will, daß nirgend so viele Kraͤzfaͤlle vorkommen als unter Wollenarbeitern; diesem koͤnnte jedoch durch groͤßere Reinlichkeit abgeholfen werden. Moͤchten doch erfahrene Aerzte veranlaßt werden, diese Beobachtungen weiter zu verfolgen und ihre Erfahrungen oͤffentlich mitzutheilen! (Verhandlungen des Gewerbvereines zu Koͤln.) Redmann's Verfahren Kupferstiche auf Zinkplatten zu übertragen. Man macht zuerst auf gewoͤhnliche Art einen Abdruk der Kupferplatte und zwar mit einer Schwaͤrze von folgender Zusammensezung:   9 1/5 Loth Gummilak,   3   – Harz,   4 3/5   – gelbes Wachs,   1 1/2   – Talg, 12 3/10   – harter Seife, nebst der zum Faͤrben erforderlichen Menge Kienruß. Nachdem man diese Substanzen gut gemengt und zusammengerieben hat, brennt man sie zehn Minuten lang unter bestaͤndigem Umruͤhren. Der Ruͤkstand zieht an der Luft Feuchtigkeit an, so daß er sich beim Zerreiben in einem Moͤrser in einen sehr festen Teig verwandelt. Ein Theil dieser Schwaͤrze mit zwei Theilen gewoͤhnlicher lithographischer Drukfarbe zusammengerieben, bildet die Uebertragungsschwaͤrze; die Kupferplatte liefert damit einen sehr reinen Abdruk auf Papier, welches folgendermaßen vorbereitet worden ist: 12 1/5 Loth bestes Mehl werden mit so viel Bier angeruͤhrt, daß sie beim Kochen damit einen durchsichtigen Kleister von ganz gleichfoͤrmiger Consistenz bilden, womit man chinesisches Papier moͤglichst gleichfoͤrmig uͤberzieht und es dann langsam troknen laͤßt. Den auf so vorbereitetem Papier erhaltenen Abdruk uͤbertragt man nun auf gewoͤhnliche Art auf eine gut polirte Zinkplatte und uͤberzieht dieselbe dann mit einem Gallaͤpfelabsud (um lezteren darzustellen, kocht man 2 Loth Gallaͤpfel zehn Minuten lang mit 18 Loth Wasser). Die Fluͤssigkeit muß fuͤnf bis zehn Minuten lang auf der Platte bleiben, denn ihr Zwek ist, das Alkali der Uebertragungsschwaͤrze zu neutralisiren, dieselbe hart zu machen und zu bewirken, daß sie nicht austreten kann, wenn sie vor dem Druken mit Wasser abgewischt wird. (Transactions of the Society of arts, Bd. LII.) Dr. Clark's Verfahren das käufliche Zinn und Zink auf einen Arsenikgehalt zu prüfen. Alles Zinn aus Cornwallis, welches Dr. Clark untersuchte, enthielt etwas Arsenik, was auch bei allen Proben kaͤuflichen Zinks der Fall war. Die beste Methode jene Metalle auf einen Arsenikgehalt zu pruͤfen ist, sie mit verduͤnnter reiner Salzsaͤure zu uͤbergießen und das sich entbindende Wasserstoffgas zuerst durch eine Aufloͤsung von salpetersaurem Blei und dann durch eine Aufloͤsung von salpetersaurem Silber zu leiten. Auf das salpetersaure Blei scheint das Arsenikwasserstoffgas, wenigstens wenn es nur in geringer Menge vorhanden ist, gar nicht zu wirken; enthielt das angewandte Metall aber Schwefel und entwikelte sich folglich auch Schwefelwasserstoffgas, so muͤßte die Bleiaufloͤsung geschwaͤrzt werden, was jedoch bei Clark's Versuchen nie der Fall war. Das salpetersaure Silber scheint augenbliklich selbst auf die geringsten Spuren von Arsenikwasserstoffgas zu wirken, welches darin einen blaͤulich-schwarzen Niederschlag hervorbringt, der wohl aus Arseniksilber besteht. Dieser blaͤulichschwarze Niederschlag kann sehr leicht gesammelt werden, weil er schnell zu Boden faͤllt. Erhizt man ihn in einer engen Roͤhre in Beruͤhrung mit der Luft, so entwikelt er arsenige Saͤure, die dann mit Reagentien untersucht und genuͤgend nachgewiesen werden kann. Das Antimonwasserstoffgas liefert einen aͤhnlichen Niederschlag, welcher jedoch von dem durch Arsenik hervorgebrachten mittelst der Reagentien leicht zu unterscheiden ist. (The Athenaeum, No. 677.) Ueber die Präexistenz des Farbstoffes in der Krappwurzel von Robiquet. Hr. Robiquet hatte sich seit einiger Zeit mit Untersuchungen uͤber die Krappwurzel beschaͤftigt, als der Tod ihn mitten unter seinen Arbeiten uͤberraschte und ihn den Wissenschaften raubte. In einer von ihm vorliegenden Notiz widerstreitet er mehrere von Hrn. Decaisne aufgestellte Behauptungen in Betreff der Praͤexistenz des Alizarins (rothen Farbstoffs) in der Krappwurzel. Nach diesem Botaniker naͤmlich waͤre der Farbstoff dieser Wurzel urspruͤnglich gelb, und wuͤrde erst in Folge einer Oxydation an der Luft roth. Diesem sezt Hr. R. entgegen, daß man diesen Farbstoff leicht vom Rothen ins Gelbe, und umgekehrt, uͤbergehen machen kann, ohne andere Einwirkung als die einer Saͤure. Die Verschiedenheit der Farbennuance, welche man an dem Safte verschiedener Wurzeln beobachtet, ruͤhrt nur von der Gegenwart gewisser fremdartiger Stoffe her. So ist die Elsaͤß'sche Krappwurzel, welche saurer ist als andere, sehr gelb, sogar im Pulverzustande, und um sie roth zu machen, braucht man sie nur mit kaltem Wasser auszuwaschen, welches alle aufloͤslichen Stoffe und unter Anderm auch die Saͤure mit fortnimmt. – Folgende Versuche sprechen ebenfalls gegen die Ansicht des Hrn. Decaisne. Wenn man einige duͤnne Scheiben der frischen Wurzel unter eine uͤber Queksilber befindliche und mit trokenem Sauerstoffgas gefuͤllte kleine Gloke bringt, so findet keine Veraͤnderung statt. Auch in oxygenirtes Wasser getaucht erfahren diese Scheiben keine Farbenveraͤnderung. Die Fixirung des Farbstoffes auf die Holzfaser veraͤndert ebenfalls seine Farbe. So lange die Krappwurzel in ihrer natuͤrlichen Organisation verbleibt, und ihr Farbstoff sich noch in den ihn enthaltenden Zellen befindet, kann sich die Holzfaser des Meditulliums (der Mitte des Durchschnitts) nicht mit ihm verbinden. Sobald aber diese Gefaͤße geoͤffnet werden, und der in Freiheit gesezte Farbstoff in einem waͤsserigen Vehikel verbreitet wird, findet eine Verbindung, d.h. eine Faͤrbung statt, und zwar eine um so dauerhaftere, als der Farbstoff von in der Fluͤssigkeit enthaltenen Kalksalzen gebunden wird. Diese Salze dienen als Mordant (Beizstoff). Keinem Faͤrber ist die große Verwandtschaft des Faͤrbestoffs zur Holzfaser unbekannt; denn jeder weiß, daß wenn man die Krappflotte kalt werden laͤßt, sie im Ton etwas nachlaͤßt, weil der Faͤrbestoff sich zum Theil auf die Holzfaser wieder uͤbertragt. Hr. Robiquet hat daher die feste Ueberzeugung, daß der Hauptfarbstoff der Krappwurzel, das Alizarin, durch den Vegetationsact gerade so hervorgebracht wird, wie er sich mit den verschiedenen Mordants zu den mannichfaltigen Farben verbindet, welche der Faͤrber mit diesen schaͤzbaren Wurzeln darzustellen weiß. (Echo du monde savant) 1840, No. 582, S. 624.) Feuriges Violett auf Baumwolle aus Blauholz. Gewoͤhnlich bedient man sich als Beize des Zinnsalzes, welches aber bei der Loͤsung in Wasser sich in zwei Salze scheidet, wovon das eine beim Durchnehmen der Baumwolle in der Beize nur mechanisch auf der Faser sizen bleibt, und zwar wenn nicht immerwaͤhrend geruͤhrt wird, nur stellenweise. Dieses basische Chlorzinn faͤllt beim Ausfaͤrben ab, und die Baumwolle wird dadurch leicht stetig. Diesem Uebel beugt man vor, wenn man essigsalzsaures Zinnoxydul anwendet, welches erhalten wird, wenn man 1 Pfd. Zinnsalz in Wasser loͤst, und 1/4 Pfd. Bleizuker zusezt. Die Fluͤssigkeit truͤbt sich, und die oben stehende klare essigsalzsaure Zinnloͤsung dient als Beize. Die damit gebeizten Garne koͤnnen getroknet werden, ohne daß die Faser angegriffen wird. Nach dem wenigstens dreistuͤndigen Troknen an freier Luft waͤscht man sie gut aus, und faͤrbt, in einem ganz frischen, erst abgekochten Blauholzbade, zu dem man, wenn es seyn kann, moͤglichst frisches und frisch geraspeltes Blauholz waͤhlt. (Leuch's p. Ztg.) Ueber den Bastardklee (Trifolium hybridum). Der in Frankreich einheimische Bastardklee wurde da niemals angebaut; in Schweden aber, wo er ebenfalls wild waͤchst, wird er seit vielleicht 40 Jahren zum kuͤnstlichen Anbau der Wiesen angewendet. Folgendes findet sich daruͤber in den Annalen der Akademie der Agricultur in Stockholm. Hr. Kruus hat den Bastardklee haͤufig zur Herstellung kuͤnstlicher Wiesen auf seinem Landgute bei Orebro angewandt. Er fuhr so wohl dabei, daß sein Klee eine Hoͤhe von 3 bis 5 Fuß erreichte und seit 15 bis 20 Jahren eine betraͤchtliche Ernte von oft mehr als 10,000 Pfd. per Tunnland (ungefaͤhr 1/2 Hektare) und die ersten 10 Jahre immer mehr als 5000 Pfd. gab. – Hr. Kruus empfiehlt die Aussaat im Herbste mit dem Roggen, oder auch im Fruͤhjahr auf den gruͤnen Roggen oder mit dem Sommergetreide. In Frankreich, wo der Schnee nicht wie in Schweden das junge Gewaͤchs bedekt, ist gewiß der Fruͤhling die vorzuziehende Jahreszeit. Nicht als ob der Bastardklee nicht die strengste Kaͤlte aushalten koͤnnte; sein Zuhauseseyn in Schweden beweist dieß hinlaͤnglich, und bei (in Frankreich angestellten) Versuchen ging er im Winter 1838 beinahe eben so gruͤn auf, als wenn es gar keinen Frost gegeben haͤtte; allein der unsern Wintern eigene Wechsel von Frost und Thauwetter, oft ohne allen Schnee, koͤnnte die junge Pflanze sehr leicht aufgehen machen und dann vernichten. Der Bastardklee laͤßt nur einmaliges Schneiden zu, wie sowohl die schwedischen Aufzeichnungen, als des Verf. Erfahrungen darthun. Jedoch ist diese einmalige Ernte sehr reich. Hr. Kruus kann auf den fuͤr die Sense bestimmten Feldstuͤken das Weidenlassen nicht empfehlen, indem er die Ernte des naͤchsten Jahres dadurch sehr vermindert fand. Er ist nach ihm vorzuͤglich geeignet, gemaͤht zu werden, wie dieß wahrscheinlich auch bei uns der Fall ist; doch wird er in Schweden auch stark zur Weide benuͤzt. – Fette und feuchte Erde sind am geeignetsten fuͤr ihn; nichtsdestoweniger waͤchst er aber auch in gewoͤhnlichem, selbst trokenem Boden, wenn er in gutem Zustande ist. Hr. K. gibt 100 Kilogr. rohen oder unmundirten Samen (wie er in Schweden gewoͤhnlich verwendet wird) fuͤr die Hektare zur Saat an, oder an mundirtem Samen die Haͤlfte dessen, was man von gewoͤhnlichen Kleesamen braucht, naͤmlich 6 bis 7 Kilogr. Man sieht aus dem Gesagten, daß der Bastardklee die meisten Eigenschaften der geschaͤztesten Futterkraͤuter besizt, naͤmlich viel Kraft, große Ausbeute und lange Dauer. Er scheint sich in unserer Landwirtschaft einzubuͤrgern und ihr eine neue und wichtige Huͤlfsquelle zu bieten. Die Englaͤnder haben dasselbe Urtheil uͤber ihn gefaͤllt; die Akerbaugesellschaft in Hochschottland hat Hrn. Stephans fuͤr die Einfuͤhrung dieser Pflanze in das Land eine Medaille zuerkannt. (Echo du monde savant 1840, No. 584.) Ueber die verschiedenen Methoden der Aufbewahrung animalischer und vegetabilischer Substanzen zu naturhistorischen Zweken. Hr. Henslow theilt seine Untersuchungen hieruͤber mit. Nachdem er mit einer großen Reihe von Aufloͤsungen in verschiedenen Saͤttigungsgraden Versuche angestellt hatte, kam er zu folgenden Resultaten: drei Kalisalze, das einfachkohlensaure, das doppeltkohlensaure und das arseniksaure thun sehr vorzuͤgliche Dienste. Die Bicarbonatloͤsung gibt einen flokigen Niederschlag; am besten ist die nur halb gesaͤttigte Loͤsung. Die hierauf folgenden, zum Conserviren geeigneten Substanzen sind das schwefelsaure Zink, die salzsaure Magnesia, die arsenige Saͤure; dann kommen die schwefelsaure Magnesia, der Alaun, der Salmiak und das schwefelsaure Kali. Der Queksilbersublimat conservirt die animalischen Koͤrper sehr gut; allein er erhaͤrtet sie und macht sie zum Studium ungeeignet; doch thut er, anderen Loͤsungen zugesezt, gute Dienste. Ein Theil Naphtha auf 7 Theile Wasser hat auch guten Erfolg; in groͤßerem Verhaͤltniß aber beigemischt, macht sie die Koͤrper lederartig. Die Essigsaͤure und Kleesaͤure zersezen die Haut und das Zellgewebe der Fische, greifen aber die Muskeln nicht an. Einige Tropfen Kreosot unter dem Wasser erhalten zwar die Koͤrper gut, allein sie werden dunkelbraun. Folgende Substanzen sind durchaus unfaͤhig, Koͤrper zu conserviren: kohlensaures Ammoniak, salzsaures Kali, salzsaurer Baryt, salzsaurer Kalk, die Nitrate von Ammoniak, Strontian, Baryt, Natron, Ammoniak, Magnesia, phosphorsaures Natron, schwefelsaures Natron und Kali, so wie schwefelsaures Eisen und Kupfer, und die Holzsaͤure. In Betreff vegetabilischer Substanzen waren die Versuche des Verf. nur von geringem Erfolge. Salze scheinen im Allgemeinen nicht zu ihrer Conservirung geeignet zu seyn, mit Ausnahme vielleicht des einfach- und des doppeltkohlensauren Kali's. Naphtha und Essigsaͤure conserviren gut; aber die Farben leiden darunter. – Die im Handel vorkommende Potasche, fuͤgt der Verf. hinzu, conservirt thierische Substanzen sehr gut. – Hr. Balfour ruͤhmt das arseniksaure Kali wegen seines conservativen Einflusses auf die Farbe der Blumen; er fuͤgt hinzu, daß er eine Sammlung von Fruͤchten hierin aufbewahre. Salze, welche keinen Sauerstoff enthalten, glaubt er als zum Aufbewahren nicht brauchbar betrachten zu duͤrfen. – Hr. Brodie glaubt, daß die Entfaͤrbung der Pflanzen von ihrem Gerbestoff oder anderen Stoffen herruͤhrt, welche auf die Aufbewahrungsfluͤssigkeiten wirken. Eichen- und Ulmenholz werden in Aufloͤsungen schwarz, in welchen Tannen und andere Hoͤlzer noch an Weiße zunehmen. (Echo du monde savant 1840, No. 580.)