Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXIII., S. 315
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LXIII. Miszellen. Miszellen. Deridder's Locomotive. Der Moniteur belge enthaͤlt Nachstehendes uͤber eine neue, von Hrn. Deridder erfundene Locomotive: „Diese Locomotive wird in der Geschichte der Eisenbahnen Epoche machen. Sie legt eine Streke von 4500 Meter mit einem Zuge von 80 Personen in 6 1/2 Minuten zuruͤk, und verhaͤlt sich zu den gewoͤhnlichen Locomotiven wie ein Pferd zu einem Stephanien. Sie hat nichts Kolossales und Erschrekendes; man fuͤhlt vielmehr bei ihrem Anblik, daß der Mensch der Herr dieses Renners ist, daß er ihn nach Belieben beherrschen und baͤndigen kann. Wir haben koͤnigliche Eisenbahnen, bald wird es auch Privatbahnen geben, vermittelst deren alle secundaͤren Orte sich mit den großen Arterien verbinden und dadurch maͤchtig zu ihrer Ernaͤhrung beitragen werden. Die Geleise dieser Locomotiven sind nur einen Meter von einander entfernt, wodurch bedeutend an der Laͤnge und Groͤße der Achsen erspart wird, und die Schienen, welche so eingerichtet sind, daß man die Pfannen und Unterlagen voͤllig erspart, wiegen nur die Haͤlfte der gewoͤhnlichen Schienen, naͤmlich 12 Kilogr. statt 25. Jedes Rad hat nur eine Last von einer Tonne, bei den gewoͤhnlichen Locomotiven dagegen von drei Tonnen zu tragen. Die Ersparung ist daher bedeutend, sowohl bei dem Ankauf des Landes, bei der Terrassirung und den uͤbrigen Arbeiten, als auch namentlich durch die Benuzung der Kohks, deren Verbrauch durch die von Hrn. Deridder zum erstenmal bei Locomotiven angewendete Expansion des Dampfes weit geringer ist. Es ergibt sich hieraus, daß dem Maschinisten in jedem Augenblik drei verschiedene Grade von Kraft zur Disposition stehen, denn er kann den Dampf mit halber Kraft, mit voller Kraft oder mit einer aus diesen beiden resultirenden Kraft wirken lassen. Der Tender haͤngt mit der Locomotive unmittelbar zusammen, so daß es fuͤr die Zuleitung des Wassers keiner biegsamen Roͤhren bedarf. Sehr sinnreich ist ferner auch die Vorrichtung, daß der Dampf, sobald die Oeffnung des Ventils eine uͤbermaͤßige Spannung im Kessel anzeigt, in den Tender uͤberstroͤmt; dadurch wird nicht nur das Gefrieren des Wassers in den Zuleitern verhindert, sondern es empfaͤngt dadurch auch einen so bedeutenden Grad von Waͤrme, daß es fast kochend in den Kessel gelangt, wodurch bedeutend an Brennmaterial erspart wird. Die Cylinder und der ganze Mechanismus befinden sich dicht vor dem Maschinisten, so daß er waͤhrend der Fahrt eine Schraube anziehen oder loͤsen, die Maschine oͤhlen und im Augenblik das geringste Hinderniß in dem Mechanismus wahrnehmen kann. Durch die aͤußeren Kurbeln an den Raͤdern werden die gebogenen Achsen, welche so schwer anzufertigen und so theuer sind, unnoͤthig. Nicht ein einziger Theil des Mechanismus ist verborgen, selbst die excentrischen Raͤder sind sichtbar und der Hand leicht zugaͤnglich. Hr. Deridder ist aber hiebei nicht stehen geblieben, er hat auch die Wagen verbessert: statt naͤmlich die Raͤder unter dem Wagen anzubringen, hat er sie neben dem Wagen angebracht, wodurch diese so niedrig gehen, daß die Treppen und Fußbaͤnke zum Einsteigen erspart und zahlreiche Ungluͤksfaͤlle vermieden werden. Da die Wagen kleiner sind, indem nur drei Personen neben einander sizen, so bieten sie dem Widerstande der Luft weniger Flaͤche dar. Eine wichtige Verbesserung ist ferner noch die Anwendung voller Raͤder statt der Raͤder mit Speichen. Nach Hrn. Deridder verbraucht seine kleine Locomotive, die 80 Personen transportirt, in einer Stunde 100 Kilogr. Kohks. Bei einer gleichen Geschwindigkeit, wie die gewoͤhnlichen Locomotiven, haben die Deridder'schen den Vortheil, daß sie viel leichter zu regieren sind, als die ungeheuren Remorqueurs, von denen kein Theil ohne Winden und Hebel bewegt werden kann. Fast alle Theile dieser Locomotiven sind neue Erfindungen. So wurden unter Anderm die Raͤder kalt bearbeitet und sind daher nicht dem Zerbrechen bei Temperaturveraͤnderungen ausgesezt, auch hat Hr. Deridder ein neues Sicherheitsventil angebracht.“ Ueber die Explosionen von Dampfmaschinen. Hr. Andraud berichtete der Akademie der Wissenschaften in Paris uͤber die Explosion des Dampfbootes „Crocodil“, welches kuͤrzlich in Chalons-sur-Saône ankam; er schreibt sie der Elektricitaͤt zu. Bei dieser Gelegenheit bemerkt er, daß er schon fruͤher den Vorschlag gemacht habe, den Dampf durch comprimirte Luft zu ersezen und bei einem seiner Versuche uͤber diesen Gegenstand die Luft mittelst Thilorier's Drukpumpe (beschrieben im polytechn. Journal Bd. XXXIII. S. 408) auf 75 Atmosphaͤren comprimirt habe, ohne daß eine Explosion erfolgte, waͤhrend allerdings die Luft durch kleine Rizen mit heftigem Zischen entwich, und doch waren die Gefaͤße nur aus Eisenblech von 2 Millimeter (8/10 Par. Linien) Dike verfertigt. – Hr. Boutigny uͤberschikte der Akademie uͤber denselben Gegenstand eine Mittheilung) er schreibt die Explosion einer analogen Erscheinung zu, wie die Nicht-Verdampfung eines Tropfens Wasser in einem weißgluͤhenden Gefaͤße, und haͤlt den Fall nicht fuͤr unmoͤglich, daß fast alles in einem Kessel enthaltene Wasser so den kugelfoͤrmigen Zustand annimmt; hoͤrt dieser Zustand aber in Folge einer Erniedrigung der Temperatur auf, so wird ploͤzlich so viel Dampf entwikelt, daß eine Explosion entstehen kann. (Echo du monde savant 1841, No. 607.) Elasticität des Wasserdampfs. Biot uͤberreichte der Akademie der Wissenschaften in Paris eine auf 15 konstante Decimalen ausgerechnete Tabelle uͤber die elastische Kraft des Wasserdampfs; er gab sich die Muͤhe, die Versuche auf 0° zuruͤkzufuͤhren und dehnte sie auf alle Grade von – 20° bis + 220° C. aus. Diese mit aller moͤglichen Umsicht und der subtilsten Genauigkeit ausgefuͤhrten Versuche fuͤhrten zu einer mit den Versuchen Arago's und Dulong's, Taylor's und Gay-Lussac's vollkommen uͤbereinstimmenden Formel. Der Tabelle der Temperaturen mußte auch eine andere uͤber die aus der Ausdehnung des Glases hervorgehenden Veraͤnderungen beigefuͤgt werden, welche jedoch unterhalb 100° C. unmerklich sind. Dieß geschah fuͤr jeden Grad von 100 bis 300° des Queksilberthermometers. Mit Beihuͤlfe der von Dulong von 50 zu 50°, bei – 50° anfangend bis + 200° berechneten Correctionen fuͤr die Ausdehnung des Glases konnte eine allgemeine Formel deducirt werden, welche mit den Beobachtungen uͤbereinstimmte. Der Verf. hatte bei dieser großen Arbeit, bei aller Absicht der Industrie nuͤzlich zu seyn, vorzuͤglich die Fortschritte der physischen Wissenschaften im Auge. Es waren nun noch die aͤußersten Graͤnzen jener parabolischen Formen, welche diese Geseze so uͤbereinstimmend mit der Erfahrung darstellen, zu bestimmen uͤbrig, was ebenfalls geschah und ergab, daß die Formel zu einem nur bei 800 Atmosphaͤren Druk zu erreichenden Maximum fuͤhrt. Diese Formel, welche sich von – 20° bis + 220° bewaͤhrte, muß also auch noch weit daruͤber hinaus richtig seyn. Biot versaͤumte nicht, seine Formel mit der von Arago und Dulong fuͤr die, uͤber 220° gehenden Temperaturen des Queksilberthermometers (und uͤber 225° des Luftthermometers) empirisch gegebenen Formel zu vergleichen. (Echo du monde savant 1841, No. 603.) Zur Photographie. Talbot schreibt an Biot, daß er im verflossenen September ein Mittel entdekt habe, welches die Empfindlichkeit des Papiers fuͤr die Lichteindruͤke bedeutend erhoͤht. Er ist dadurch in den Stand gesezt, die Bilder der Camera obscura in einer niemals gehofften Schnelligkeit, naͤmlich in acht Secunden, zu fixiren. Die Zubereitung des Papiers geschieht beim Kerzenlicht, indem das Tageslicht es sogleich zerstoͤrt. Er wird, wie er sagt, spaͤter die Mittel bekannt machen, welche ihm die Photographie auf Papier auf ihren gegenwaͤrtigen Standpunkt zu bringen verhalfen. (Echo du monde savant 1841, No. 603.) Zerstörung des Guß- und Stabeisens im Wasser. Hr. Mallet beschaͤftigte sich mit diesem Gegenstande in Folge der von der British Association gestellten Aufgabe, auf welche einer der von Telford gestifteten Preise gesezt war. Er ist fuͤr die in Seehafen oder an Fluͤssen liegenden Schiffe, fuͤr Hang- und andere Bruͤken von Guß- oder Stabeisen von der groͤßten Wichtigkeit. Man hat sich schon uͤberzeugt, daß das Eisen im Meerwasser bei einer Temperatur von 115° F. (36° N.) am meisten der Zerstoͤrung unterliegt am wenigsten aber im Flußwasser. Einige Umstaͤnde scheinen noch eine besondere Wirkung zu haben, wie z.B. die Lage an der Muͤndung der Fluͤsse, wo das Anlaufen des Wassers vermoͤge der durch die Verschiedenheit des specifischen Gewichtes hervorgebrachten doppelten Stroͤmung und der Bildung einer aus einem festen und zwei fluͤssigen Elementen bestehenden Volta'schen Kette fuͤhlbarer ist. Nach dem Verf. soll man deßhalb die untere Flaͤche der in das Wasser gehenden Eisentheile mit Holz umgeben. Eine andere, die Zerstoͤrung des Eisens herbeifuͤhrende, Wirkung ist die von der Faͤulniß thierischer Koͤrper im Grunde des Meeres herruͤhrende Entwikelung von Schwefelwasserstoff. Es bildet sich hiedurch Schwefeleisen, das in den Zustand schwefelsaurer Salze uͤbergeht und sich dann im Wasser aufloͤst. Derselbe Fall ist es mit den eisernen Roͤhren, welche durch die Abzugscanaͤle großer Staͤdte laufen. Das erhizte Seewasser scheint eine noch groͤßere Zerstoͤrungskraft auf das Eisen zu uͤben, was den Verf. auf die Frage brachte, ob auf den Kesseln der Dampfschiffe auf dem Meere die Zerstoͤrung da anfange oder am groͤßten sey, wo das Seesalz sich zu zersezen anfaͤngt, oder wo die Concentration am staͤrksten ist. Es scheint, daß wenn man von einem Stuͤke Gußeisen die aͤußere Schichte hinwegnimmt, dasselbe den zerstoͤrenden Agentien viel weniger Widerstand leiste, was in diesem und vielen andern Faͤllen in einem Mangel an Gleichartigkeit der Substanz welche mit den mit ihr in Beruͤhrung gesezten Koͤrpern zahlreiche Volta'sche Paare bildet, seinen Grund hat. Das feinkoͤrnige wallisische Eisen scheint zu Wasserbauten den Vorzug zu verdienen. Der Verf. handelt hierauf von den Firnissen und schuͤzenden Anstrichen. In Petroleum aufgeloͤster Kautschuk scheint ihm der Einwirkung des warmen Wassers am besten zu widerstehen, so wie auch der auf das noch warme Eisen angebrachte Asphaltfirniß. Ein sehr dauerhafter und im Handel noch wenig bekannter Firniß fuͤr Zink ist nach seiner Analyse zusammengesezt aus: Schwefelblei     9,05 Zinkoxyd     4,15 Metallischem Zink   81,71 Eisenhammerschlag     0,14 Kieselerde     1,81 Kohlenstoff     1,20 (Verlust)     1,94 –––––– 100,00 Oehlfirnisse sind nicht dauerhaft genug. (Echo du monde savant. 1841, No. 598.) Neue Oxydationsstufe des Eisens. Das Eisen, welches dem Mangan so analog ist, bildet auch nach neueren Versuchen Fremy's ein der Mangansaͤure aͤhnliches elektronegatives Oxyd. Sezt man ein Gemenge von Aezkali und Eisenoxyd einige Zeit einer lebhaften Rothgluͤhhize aus, so erhaͤlt man eine braune Masse, welche in Wasser aufgeweicht, eine schoͤn roͤthlichblaue Aufloͤsung gibt. Leichter und in einigen Minuten erzeugt man diese Verbindung, indem man bei sehr hoher Temperatur ein Gemenge von Salpeter, Aezkali und Eisenoxyd (oder auch ein Gemenge von Kaliumsuperoxyd und Eisenoxyd) calcinirt. Auf nassem Wege gelang es nicht, diesen Koͤrper hervorzubringen; er bildet sich z.B. nicht, wenn man einen Strom Chlorgas in sehr concentrirtes Aezkali leitet, worin Eisenoxydhydrat suspendirt ist. Diese Verbindung ist schoͤn violett und in Wasser leicht loͤslich) in stark alkalischem Wasser wird sie unaufloͤslich, indem sie dann einen braunen Niederschlag bildet, der sich aber in reinem Wasser zu einer purpurrothen Fluͤssigkeit leicht wieder aufloͤst. Sie scheint viel weniger bestaͤndig zu seyn, als das mangansaure Kali. Unter gewissen Umstaͤnden zersezt sie sich schon bei gewoͤhnlicher Temperatur in Eisenoxyd, welches niederfaͤllt, in Sauerstoff, der sich entbindet, und in Kali, welches frei wird; die Fluͤssigkeit entfaͤrbt sich dann vollstaͤndig. Bei der Siedhize des Wassers zersezt sie sich augenbliklich. Alle organischen Substanzen zersezen sie, und man kann daher ihre Aufloͤsung nicht filtriren. (Comptes rendus 1841, No. 1.) Verfahren das Eisenblech so zu verzinnen, daß es vom Rost viel weniger angegriffen wird, als gewöhnlich. Bekanntlich ist das verzinnte Eisenblech, wenn es der feuchten Luft zu widerstehen hat, sehr dem Verderben ausgesezt, und die daraus verfertigten Geraͤthe werden, besonders wenn sie durch den Gebrauch auch nur an einzelnen Stellen des Zinns beraubt sind, vom Roste so stark angegriffen, daß selbst Theile, welche auf beiden Seiten ihre Verzinnung noch gut besizen, dadurch, daß das sich dazwischen befindliche Eisenblech ebenfalls oxydirt wird, bruͤchig werden. Hat die Oxydation (das Zerfressen) des Eisenbleches einmal begonnen, so geht sie weit rascher von statten, als dieß der Fall seyn wuͤrde, wenn dieses gar nicht verzinnt gewesen waͤre. Die Ursache davon beruht auf einer galvanischen Einwirkung, welche zwischen den beiden Metallen und der dabei befindlichen Feuchtigkeit stattfindet. Der Sauerstoff des Wassers wird an dem elektropositiven Metalle, dem Eisen, der Wasserstoff dagegen an dem elektronegativen, dem Zinn, frei. Auf solche Weise ist leicht einzusehen, wie sehr das Rosten des Eisens beguͤnstigt wird, welches das Muͤrbewerden desselben zur Folge hat. Eine aͤhnliche Einwirkung bemerken wir auch bei den aus Bronze verfertigten und vergoldeten Gegenstaͤnden, wie Buͤsten, Statuen u.s.w., die, wenn sie ihre Vergoldung theilweise verloren haben, der Oxydation weit mehr ausgesezt sind, als solche, welche urspruͤnglich nicht vergoldet waren. Suchen wir ein Mittel, um diesem Nebel abzuhelfen, so finden wir solches im Zink. Wird naͤmlich das zum Verzinnen des Eisenbleches bestimmte Zinn mit 4–5 Proc. Zink legirt, so aͤndert sich die im ersten Fall stattgehabte Einwirkung; galvanische Reaction findet zwar noch statt, allein, waͤhrend im ersten Fall das Eisen als elektropositiveres Metall erschien, so ist es jezt das Zink, welches aber bei der gewoͤhnlichen Temperatur der Einwirkung der feuchten Luft weit besser widersteht, als das Eisen. Von dem auf beide Arten verfertigten Eisenblech wurde von jeder ein Stuͤk uͤber ein Jahr lang in einem sehr feuchten Keller aufbewahrt. waͤhrend das auf die gewoͤhnliche Weise verzinnte Eisenblech nicht nur mit Rostfleken bedekt und feines metallischen Glanzes beraubt, sondern auch ganz muͤrbe geworden war, so hatte das mit einem Zusaz von Zink verfertigte nicht nur seinen urspruͤnglichen metallischen Glanz beibehalten, sondern auch alle Eigenschaften, welche von einem guten Eisenblech erwartet werden koͤnnen. Obgleich in manchen Faͤllen bei Anwendung des mit Zink versezten Zinnes Vorsicht zu empfehlen ist, so glauben wir doch seine Anwendung besonders fuͤr Geraͤthe, die zum aͤußerlichen Gebrauch bestimmt sind und die der nassen Luft und Feuchtigkeit zu widerstehen haben, als Waschbeken, Gießkannen und aͤhnliches Geschirr, empfehlen zu duͤrfen. 8 Theile Zinn und 1 Theil Eisen geben eine Legirung, welche zwar etwas strengfluͤssig, aber zum Verzinnen, besonders von Gußeisengeschirr, dem bloßen Zinn weit vorzuziehen ist, indem die damit verzinnte Waare weit dauerhafter wird. In Frankreich bedient man sich haͤufig dieser Legirung und wendet dasselbe Verhaͤltniß davon an. Auch bedient man sich dort einer eigenen Art, verschiedene Gegenstaͤnde von Eisen, wie Schnallen, Schrauben und Naͤgel, mit einem Ueberzug von Messing zu versehen, indem man dieselben in eine etwas saure Aufloͤsung von schwefelsaurem Messing (eine Aufloͤsung des Messings in mit Wasser verduͤnntem Vitrioloͤhl) bringt und, wenn ihre Oberflaͤche mit Messing bedekt ist, abwaͤscht und in Kohlenpulver umhuͤllt erhizt. Sie erhalten dadurch den Anschein, als waͤren sie ganz aus Messing und leisten auch in vielen Faͤllen denselben oder noch bessere Dienste. (Dr. Reuß in Riecke's Wochenblatt, 1841 Nr. 6.) Das Carbolin, ein in Rußland erfundenes Brennmaterial. Hr. Weschnaekoff in Petersburg hat im Verlauf seiner Bemuͤhungen, einen moͤglichst vortheilhaften Kraftapparat herzustellen, ein neues Brennmaterial erfunden, welches eine sehr intensive Hize erzeugt und doch viel weniger Raum einnimmt, als die beste Steinkohle. Er nennt dieses Brennmaterial Carbolin und hat zahlreiche Versuche angestellt, um sich einerseits von der kraͤftigen Wirkung desselben zu uͤberzeugen und andererseits die beste und wohlfeilste Methode behufs seiner Bereitung aufzufinden. Der gluͤklichste Erfolg hat seine Bemuͤhungen gekroͤnt, die zur Darstellung des Carbolins erforderlichen Stoffe findet man in allen Laͤndern in groͤßter Menge vor, was die Erfindung um so schaͤzbarer macht. Zuerst stellte Hr. Weschnaekoff mit seinem Brennmaterial Versuche in Petersburger Fabriken an, die mit Dampfmaschinen arbeiten; spaͤter theilte er eine Quantitaͤt desselben dem Capitaͤn Waters mit, welcher das Dampfboot Syrius von 300 Pferdekraͤften befehligt, um damit auf der Fahrt von Kronstadt nach London einen Versuch im Großen vorzunehmen. Von diesem Capitaͤn und dessen Ingenieur erhielt er dann einen officiellen Bericht, dessen wesentlichen Inhalt die (in russischer Sprache erscheinende) nordische Biene mittheilt. Im Oktober 1840 wurden auf dem Syrius zwischen Kronstadt und Kopenhagen Versuche mit dem neuen Brennmaterial angestellt und zwar in Vergleich mit den besten englischen Steinkohlen, wie sie stets auf diesem Dampfboote angewandt werden. Die Quantitaͤt der consumirten Steinkohlen war zur Zeit der Versuche genau dieselbe, wie sonst; es wurden naͤmlich 7 Pfd. in der Stunde auf jede Pferdekraft verbraucht; dabei machte das Rad 12 Umgaͤnge in der Minute, die Temperatur im Condensator war 90° F., die Spannung des Dampfs 27 1/2 bis 28 (engl.) Zoll, die Geschwindigkeit des Schiffs 6 1/2 Meilen in der Stunde und der Druk des Dampfs 5 Pfd. auf den Quadratzoll. Nach der genauen Erhebung dieser Daten wurden noch an demselben Tage aus dem Syrius Versuche mit dem Carbolin angestellt. Zum großen Erstaunen des Capitaͤns Waters und des Ingenieurs verbrauchte man von dem neuen Brennmaterial in der Stunde nur 4 1/2 Pfd. auf die Pferdekraft; dabei machte das Rad 13 Umgaͤnge in der Minute und das Schiff legte 7 Meilen in der Stunde zuruͤk, also 1/2 Meile mehr, als bei Anwendung von Steinkohlen, alle uͤbrigen Bedingungen, die Spannung des Dampfs etc. waren vollkommen dieselben. Der Capitaͤn bemerkt in seinem Bericht, daß die Flamme von dem Carbolin außerordentlich stark ist, daher auch die gewoͤhnlichen Oefen der Dampfkessel fuͤr dieses Brennmaterial offenbar zu groß seyen. Ein englischer Kubikfuß bester Steinkohlen wiegt 54 714/1000 Pfd. und das gleiche Maaß Carbolin 55 71/1000 Pfd. Man ist gegenwaͤrtig in England mit dem Bau eines zur Fahrt nach New-York bestimmten eisernen Dampfboots (des Mammuths) von 1000 Pferdekraͤften beschaͤftigt; dieses Dampfboot soll englische Steinkohlen nicht nur fuͤr die Hin- sondern auch fuͤr die Ruͤkfahrt mitnehmen, weil die amerikanischen Steinkohlen meistens viel schlechter sind. Rechnet man nun auf 1000 Pferdekraͤfte 7000 Pfd. Steinkohlen, also in 20 Tagen oder 480 Stunden (fuͤr die Hin – und Herfahrt) 3,360,000 Pfd., so kommt, da man zur Vorsicht noch um 1/3 mehr Steinkohlen mitnimmt, eine Summe von 4,480,000 Pfd. Steinkohlen heraus; diese nehmen einen Raum von 81,834 Kubikfuß ein. Da man nun von dem Carbolin bloß 4 1/2 Pfd. in der Stunde braucht und um 1/2 Meile schneller faͤhrt, also nur 444 Stunden unterwegs ist, so macht die Last von Carbolin nur 2,888,000 Pfd. aus, welche 51,694 Kubikfuß einnehmen, so daß man 30,190 Kubikfuß an Raum gewinnt. Die wohlfeilste Waarenfracht von England nach Nordamerika betraͤgt 2 1/2 Shilling vom Kubikfuß, also 5 Shill. hin und her, bei Anwendung des Carbolins gewinnt man folglich auf einer einzigen Fahrt in Folge der Raumersparniß allein schon 7547 Pfd. Sterl.; davon kommen jedoch 643 Pfd. Sterl. in Abzug, denn in diesem Verhaͤltniß kostet die gleiche Menge Carbolin mehr als Steinkohlen, bei der jezigen Bereitungsart ohne mechanische Huͤlfsmittel. Ueber das Austroknen des Brodes mittelst der hydraulischen Presse. Hr. Laignel uͤbergab der Akademie der Wissenschaften in Paris ein Brod, welches auf gewoͤhnliche Art gebaken und dann der Einwirkung der hydraulischen Presse ausgesezt worden war. Unmittelbar darnach zeigte es sich außerordentlich ausgetroknet und hart; in den acht Monaten, welche seitdem verflossen, verlor es noch viel von seinem Wasser und wurde hart wie ein Stein. In diesem Zustande scheint es zu langem Aufbewahren sehr geeignet zu seyn, denn es erweicht sich im Wasser nur sehr schwer. Um es aber zu benuzen, muß man es nothwendig vorher zerreiben und dadurch in einen sandartigen Zustand versezen. Andere Nahrungsmittel, fuͤgt Hr. Laignel bei, lassen sich ebenfalls aufbewahren, wenn man sie mittelst der hydraulischen Presse austroknet; besteht der fluͤssige Theil, welchen sie dadurch verlieren, aber nicht bloß aus Wasser, wie bei dem Brode, sondern aus schmakhaften Substanzen, so sammelt man ihn, um ihn ebenfalls auf die Art aufzubewahren, wie es in einer kuͤnftigen Mittheilung angegeben werden soll. (Comptes rendus 1841, No. 4) Aufweichung des alten Strikwerkes, der Lumpen und anderer zur Papierfabrication brauchbarer Substanzen. Die Aufweichung der zu Papier zu verarbeitenden Rohstoffe geschieht in der Regel entweder durch Faulenlassen oder durch Stampfen und Stoßen. Das Faulen ist ein chemischer Proceß, welcher einige Vortheile gewahrt, aber auch andererseits so viele Uebelstaͤnde mit sich fuͤhrt, daß die fortschreitende Papierfabrication dieses Verfahren, wenn auch nicht aufzugeben, doch in seiner Anwendung sehr einzuschraͤnken sucht, die Aufweichung der Lumpen durch rein mechanische Mittel kann nur mit einem sehr großen Aufwand an Zeit und Triebkraft stattfinden. Man kam auf den Gedanken, diese Operation durch Veraͤnderung des Reibungsverfahrens zu verbessern, und bewerkstelligte, diese Idee verfolgend, die Aufweichung endlich, indem man die trokenen oder befeuchteten Substanzen der Einwirkung einer Stoßmuͤhle oder eines verticalen, auf einer festen Unterlage sich drehenden Muͤhlsteins unterwarf. Der ausgesuchte, gebleichte, mittelst dieser Maschine zerquetschte Lumpen braucht nur mehr gesiebt zu werden, ehe er in den Hollaͤnder koͤmmt und dann in Papier verwandelt wird. Man koͤnnte sogar die Anwendung des lezteren ersparen, wenn das Sieben des Lumpens so geschieht, daß er den noͤthigen Grad der Reibung sogleich erfaͤhrt. Selbst das Sieben ist nicht ganz unentbehrlich. (Echo du monde savant 1841) No. 603.)