Titel: Ueber die verbesserte Einrichtung der Gasleitungshähne in der Gasfabrik zu Frankfurt a. M. Mitgetheilt von Dr. Adolph Poppe jun.
Autor: Dr. Adolph Poppe [GND]
Fundstelle: Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXVII., S. 256
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LXVII. Ueber die verbesserte Einrichtung der Gasleitungshaͤhne in der Gasfabrik zu Frankfurt a. M. Mitgetheilt von Dr. Adolph Poppe jun. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Poppe, uͤber eine verbesserte Einrichtung der Gasleitungshaͤhne. Vor einigen Jahren wurde von der technischen Direction der hiesigen Gasfabrik mit den Hähnen der Brenner und der größeren Gasleitungsröhren eine Veränderung vorgenommen, welche als praktisch und dem Zwek vollkommen entsprechend sich bewährt hat. Diese Verbesserung verdankt die Anstalt Hrn. J. G. B. Bayer, Gelbgießer dahier, welcher bereits durch mehrere eben so scharfsinnige als gemeinnüzige mechanische Constructionen die dankbare Anerkennung seiner Mitbürger sich erworben hat. Hr. Bayer wurde durch die häufigen von Seite der Abonnenten laut gewordenen Klagen, wegen Lokerwerdens der Hähne und daraus hervorgehender Gasentweichung zur Angabe der einfachen Verbesserungen, welche den Gegenstand vorliegender Mittheilung bilden, veranlaßt, und die einsichtsvolle technische Direction nahm keinen Anstand, diese als wesentlich erkannte Verbesserung allgemein einzuführen. Fig. 24 zeigt einen zum Brenner gehörigen Gashahn früherer Construction in 1/2 der natürlichen Größe. A, A ist die Nuß, in welcher der Hahn spielt; a der obere Theil der Nuß, an welchen der Brenner aufgeschraubt wird, b die sogenannte Lilie mit der bekannten Durchbohrung. Das Ende der kegelförmigen Lilie ist quadratisch gestaltet und ragt aus der Nuß hervor; auf dieses quadratische Ende wird die mit einer gleich großen quadratischen Oeffnung versehene Reibscheibe c, c geschoben. Durch Anziehen der Schraube d wird der erforderliche Schluß der Lilie bewirkt, in deren Ende deßhalb die entsprechende Mutter eingeschnitten seyn muß. Der dichte Schluß des Hahns hängt demnach von dem mehr oder minder starken Anziehen der Schraube d ab; darin aber liegt eben die Schwierigkeit, ein leichtes Spiel und zugleich einen dichten und dauernden Schluß zu erzielen, und zugleich der Grund zu den oben erwähnten Klagen. Es ist bei dieser Einrichtung schwer, den richtigen Grad der Spannung zu treffen, unter welchem eine sanfte Bewegung und ein dichter Schluß bewirkt wird; entweder zieht man die Schraube zu stark an, dann läßt sich der Hahn schwer drehen und die Theile nüzen sich leichter und schneller ab, oder zu schwach, und dann kann das Gas durch die lokeren Fugen entweichen. Wenn endlich auch der richtige Grad der Anspannung getroffen ist, so wird doch der Hahn durch den häufigen Gebrauch loker, und eine Gasentweichung ist die unvermeidliche Folge davon. Bei der neuen Hahneinrichtung dagegen wird der Hahn, ohne von Zeit zu Zeit Nachhülfe zu erfordern, durch Federkraft fortwährend in elastischem Schlusse erhalten. Unter sanfter, nachgiebiger Spannung, aber beständig genau schließend, dreht sich die Lilie in ihrer Nuß. Fig. 25 ist die Seitenansicht, Fig. 26 die obere Ansicht eines verbesserten Brennerhahns. Fig. 27 ist die Separatansicht der kegelförmigen Hahnlilie, Fig. 28 die Separatansicht der Nuß vom Griff der Lilie aus gesehen. Fig. 29 zeigt die Feder von der Vorrichtung getrennt. In allen diesen Ansichten, welche den Hahn mit seinen einzelnen Theilen in halber Größe darstellen, sind die entsprechenden Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. A, A, Fig. 25 und 28 ist die Nuß, d der untere, auf die Röhrenleitung zu schraubende Ansaz, e der obere Ansaz, auf welchen der Brenner geschraubt wird. Die Hahnlilie B, Fig. 27, besizt einen Stift b, welcher bei erfolgender Umdrehung gegen die an der Nuß befindlichen schrägen Flächen h, h, Fig. 28 anschlägt, und dadurch der Drehung des Hahns bei völlig geöffneter und völlig geschlossener Stellung ein Ziel sezt. In Fig. 28 ist der Einschnitt nach dem Hahne, welcher mir als Muster diente, so gezeichnet, daß die Widerlagsflächen schräg stehen. Diese sollten eigentlich, damit sich der Aufhaltsstift satt anlegen könne, nach der Achse der Lilie unter Zugabe der halben Dike des Stiftes geschnitten seyn, und der Ausschnitt müßte die Form eines Quadranten haben. Der am äußeren Ende der Lilie befindliche Knopf a ragt aus der Nuß hervor, und wird von dem gabelförmigen Ende der Uhrfeder f umfaßt. Diese Feder, welche die Nuß in der Ausdehnung eines Quadranten umgibt, erhält durch die Schraube c ihre Spannung, und mit dieser das Bestreben, die Lilie beständig einwärts zu ziehen, wodurch der verlangte sichere und nachgiebige Schluß erreicht wird. In der Ansicht Fig. 29 ist p das gabelförmige, auf den Knopf a, Fig. 25, 26 und 27 wirkende Federende, und o das Loch für die Schraube c. Bei größeren Hähnen, auf welche die so eben beschriebene Anordnung nicht gut anwendbar ist, hat Hr. Bayer denselben Zwek durch die Fig. 30 bis 35 dargestellte Einrichtung mit vollkommenem Erfolg erreicht. Anstatt der Uhrfeder wirkt hier eine ungleich stärkere spiralförmige Messingfeder von zwei Windungen auf die Lilie des Hahns. Fig. 30 stellt die Seitenansicht und Fig. 31 den Durchschnitt des Hahns durch die Mitte der Lilie dar. Fig. 32, 33, 34 und 35 sind separate Ansichten der Details. Fig. 31 gibt einen deutlichen Begriff von der Einrichtung dieses Hahns. Die kegelförmige Lilie A, A, wovon Fig. 34 die Seitenansicht ist, ragt mit ihrem quadratisch gestalteten Ende a, a zur Hülse B, worin sie spielt, heraus. Auf dieses quadratische Ende wird zuerst die Fig. 35 in der perspectivischen Ansicht dargestellte Feder b, b, dann die Scheibe c, c, welche mit einer auf das Ende der Lilie passenden quadratischen Oeffnung versehen ist, geschoben. Auf die Scheibe c, c kommt die Schraube C mit ihrem breiten Rande zu liegen, durch deren Einschrauben in das vierekige Ende der Lilie der verlangte Schluß der leztern bewirkt wird. In Folge des Einschraubens der Schraube C bis zu einer gewissen Tiefe wird nämlich der sich federnde Ring b, b zusammengedrükt, und wirkt daher in seinem Bestreben, sich wieder auszudehnen, gegen die untere Fläche der Scheibe c, c zurük, welche sofort den Druk dem Rande der Schraube C mittheilt. Da aber die Schraube C mit der Hahnlilie in fester Verbindung steht, so wird diese unter constanter Spannung einwärts gezogen, und mit ihrer Hülfe in genauem Schluß erhalten. Der Grad der Spannung läßt sich durch mehr oder minder starkes Anziehen der Schraube reguliren. Die Abnuzung der Hahnlilie an ihrem Umfange wird durch die dauernde Thätigkeit der Federkraft, welche die Lilie fortwährend einwärts zu ziehen strebt, unschädlich gemacht. Fig. 32 zeigt die Scheibe c, c in der oberen Ansicht und Fig. 33 ist eine separate Ansicht der Schraube C. Daß diese Hahneinrichtung auch auf Wasserleitungen mit Vortheil anwendbar ist, wurde durch die Erfahrung bestätigt. Schon seit mehreren Jahren ist sie bei hiesiger Wasserleitung mit dem günstigsten Erfolge in Gebrauch. Frankfurt a. M., den 15. April 1841.

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