Titel: Das neueste Macerationsverfahren von Mathieu de Dombasle, wonach man aus Runkelrüben, deren Saft 7 1/2 Grade nach Baumé wiegt, 10 4/10 Proc. krystallisirten Zuker gewinnt.
Autor: Dr. Emil Maximilian Dingler [GND]
Fundstelle: Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXXV., S. 285
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LXXV. Das neueste Macerationsverfahren von Mathieu de Dombasle, wonach man aus Runkelruͤben, deren Saft 7 1/2 Grade nach Baumé wiegt, 10 4/10 Proc. krystallisirten Zuker gewinnt. Dombasle's Macerationsverfahren fuͤr Ruͤbenzuker-Fabriken. Hr. Mathieu de Dombasle in Noville, der berühmte Erfinder des Macerationsverfahrens, hat eine neue Methode in der Rübenzuker-Gewinnung entdekt, wonach man von Rüben, deren ausgepreßter Saft 7 1/2° Baumé wiegt, die regelmäßige Ausbeute von 13 1/2 Proc. Zukermasse und 10 1/2 Proc. krystallisirtem Rohzuker erhält, und zwar noch mit bedeutender Ersparung von Brennmaterial im Vergleich gegen die bisherige Methode. Das Wesentliche des neuen Verfahrens besteht darin, daß man die Rübenschnitte bei der Temperatur der Siedhize aufschließt und dann mit kaltem Wasser anstatt mit warmem macerirt. Hr. v. Dombasle hat dieses Verfahren, von dessen günstigem Erfolg sich bereits viele Fabrikanten im Großen bei ihm zu überzeugen Gelegenheit hattenDie königl. Zentralstelle des landwirthschaftlichen Vereins in Stuttgart hat zur näheren Untersuchung der Sache Hrn. Prof. Siemens von Hohenheim nach Roville gesendet, und derselbe fand obige Angaben durchaus begründet. (Riecke's Wochenblatt 1841, Beilage Nr. 6.), in einer besonderen Broschüre beschrieben, welche den Titel führt: Sucre indigéne: le procédé de macération en 1841; par M. C. J. A. Mathieu de Dombasle.Von derselben hat so eben auch eine vollständige deutsche Uebersezung die Presse verlassen: „Die Runkelnzukerbereitung nach dem neuesten Macerationsverfahren von Mathieu v. Dombasle. Aus dem Französischen übersezt von Ernst Berg. Stuttgart bei Beck und Fränkel. 1841.“ Hr. Ernst Berg hat als technischer Geschäftsführer der Zukerfabrik bei Assumstadt das Macerationsverfahren auf die Bearbeitung der nach Schutzenbach's Methode gewonnenen trokenen Rüben angewendet. Diese trokenen Rüben, welche also schon in dem Zustande waren, wie sie Hr. v. Dombasle abgetödtet nennt, konnten wirklich auch mit kaltem Wasser macerirt werden, was aber eine zu langsame Procedur gewesen wäre, sie mußten demnach auch aufgeschlossen seyn. Das Aufschließen bewerkstelligte er mit Dampf von 80° R. in wenigen Minuten für die Partie von 1/3 Cntr., welche bei den Versuchen auf eine Portion in Arbeit genommen wurde. Angewendet wurden 4 Macerationsgefäße. Von dem lezten konnte stets (da der Kalk den Rüben gleich beim Dämpfen beigegeben wurde) geläuterter klarer Saft von 18 bis 20 Graden abgezogen werden, während aus dem ersten Gefäße regelmäßig ganz ausgesüßte Rüben entnommen werden konnten. Von Rüben, deren Saft circa 6° Baumé wog, von welchen man auf 16 1/2 bis höchstens 17 Proc. trokene Rübenmasse rechnen konnte, wurden 11 bis 11 1/2 Proc. Zukermasse gewonnen. Wurden die Dämpfe zu lange und zu dem Extrahiren des Zukers warmes Wasser angewendet, so erhielt man nicht mehr Zuker, die Arbeit ging nicht rascher und die zweiten Syrupe ließen sich nur mühsam behandeln. Zwischen diesen Angaben und denjenigen des Hrn. v. Dombasle zeigt sich eine auffallende Uebereinstimmung und die lezteren erhalten dadurch eine weitere Bestätigung. Paris, mars 1841, à la librairie de Bouchard-Huzard. Den auffallenden Unterschied in der Zukerausbeute, welche der Macerationssaft in Vergleich mit dem ausgepreßten Saft liefert, erklärt Hr. v. Dombasle in einem (nach der citirten Broschüre) im Druk erschienenen Lettre à un fabricant folgendermaßen: „Wenn man mit Reibemaschinen und Pressen arbeitet, so bildet sich auf Kosten des Zukerstoffs schon am Anfang des Zerreibens eine klebrige Substanz, deren Menge bis zu dem Augenblik zunimmt, wo die Temperatur des Safts in dem Läuterungskessel dem Siedepunkt nahe gebracht ist. Durch Beschleunigung der Arbeit läßt sich diese Veränderung nicht aufhalten, denn sie wirkt so zerstörend, daß in weniger als zwölf Stunden die Masse der ausgepreßten Flüssigkeit fadenziehend und zähe werden kann. Später verbindet sich diese Substanz mit dem Kalk zu einem unauflöslichen Körper, welcher einen beträchtlichen Theil des Schaums und des Niederschlags, die sich im Augenblik der Läuterung absondern, ausmacht. „Behandelt man hingegen Macerationssaft, so ist dieser frei von der klebrigen Substanz, weil die mit der Schneidmaschine gewonnenen Rübenschnitten noch durchaus keine der Veränderung fähige Flüssigkeit auslaufen ließen, wenn sie der Einwirkung der Siedhize ausgesezt werden, welche sie abtödten muß, und in diesem Falle gerade so wie bei ihrer Anwendung zum Conserviren von Fleischbrühe, Milch etc. wirkt. Daher, nämlich von der Gegenwart oder Abwesenheit der klebrigen Substanz, rührt der Unterschied in der Ergiebigkeit gleich zukerreicher Rüben; wenn sie zerrieben, ausgepreßt wurden und ihr Saft sich veränderte, liefern sie nur 5 bis 5 1/2 Proc. Zuker, während der rein gebliebene Macerationssaft 10 Proc. gibt.“ Während man bisher die Siedhize, welcher die Rübenschnitte bei der Maceration (nach dem gewöhnlichen Verfahren) ausgesezt werden, als ein kräftiges Verhinderungsmittel aller schädlichen Veränderungen in den wichtigsten Bestandtheilen der Rüben betrachtete, hat der heurige Verlauf der Arbeiten in der Fabrik des Hrn. v. Dombasle in Roville erwiesen, daß es hinreichend ist, wenn die Rüben, nur während sie aufgeschlossen werden, dieser Temperatur ausgesezt sind, um sie für den weiteren Verlauf der Arbeit vor aller Veränderung zu bewahren, so daß sie also der Maceration mit kaltem Wasser unterworfen werden können. Nur durch die Erfüllung einer Grundbedingung kann man aber vermittelst der Maceration einerseits ein vollständiges Auswässern der Rüben und andererseits einen beinahe so schweren Saft als derjenige ist, welchen man durch Auspressen der Rüben erhält, gewinnen. Diese Bedingung wird erfüllt durch Zertheilen der in Maceration zu bringenden Masse und dadurch, daß die Rüben im Verlauf der Arbeit vollständig von der Flüssigkeit, worin sie sich befanden, getrennt werden. Vorbereitung der Rüben. – Die Rüben müssen vor der Verarbeitung abgeschnitten und gewaschen werden, wie dieß bei dem alten Verfahren geschieht. Das Abschneiden geschieht, indem man den Kopf der Rüben, d. i. den grünen Theil derselben, aus welchem die Blätter hervortreten, wegnimmt; es ist dieß wesentlich nöthig, weil dieser Theil der Rüben bekanntlich nicht nur sehr wenig Zuker, sondern auch andere auflösliche, dem Fabricate nachtheilige Stoffe enthält. Zum Zerschneiden der Rüben bedient man sich einer Schneidmaschine, welche wie ein Hobel wirkt, während die bisher gebräuchlich gewesene Reibmaschine in ihrer Wirkung der Holzraspel gleichkommt. Mit einem guten Macerationsapparat erhält man übrigens den Zuker eben so leicht aus den Rübenschnitten, als aus der geriebenen Masse. Die in Roville gebrauchte Schneidmaschine besteht aus einer Platte, in welcher 8 Messer angebracht sind; die Rüben werden durch einen Trichter, dessen Seiten rund sind, beigebracht, so daß die Messer in der ganzen Ausdehnung der Trichteröffnung wirken. Die Messer der Maschine sind so gestellt, daß die Rübenschnitte nur 9/10 (Pariser) Linien dik werden, wo sie sich dann durch kaltes Maceriren vollständig auswässern lassen. Die Rüben sollen von der Schneidmaschine unmittelbar in ein hölzernes Gefäß (die sogenannte trokene Kufe) fallen, in welchem vorläufig der Sak von Leinwand ausgebreitet worden ist, worin sie in den zum Aufschließen dienenden Kessel vermittelst eines Krahns aufgegeben werden. Macerationsapparat. – Der Macerationsapparat besteht aus einem oder zwei Kesseln auf freiem Feuer zum Aufschließen der Rüben und aus sechs Macerationsstanden. Alle diese Gefäße enthalten etwas mehr als 200 Maaß (= 400 Pfd. Wasser), um das Aufgeben von 200 Pfd. Rüben und das des Wassers fassen zu können. Sie sind in einem Kreisbogen aufgestellt, in dessen Mittelpunkt ein Krahn steht, vermittelst dessen die Rüben in den Säken von der trokenen Kufe in den Kessel, von diesem in die Standen u.s.f. auf die geneigte Ebene aufgegeben werden, von welcher lezteren sie aus der Fabrik fallen. 1) Der kupferne Kessel. Er besteht (wie die Macerationsstanden) aus einem Cylinder, dessen Durchmesser etwas größer als seine Tiefe istNach dem Lettre à un fabricant; in der oben citirten Broschüre hat Hr. v. Dombasle Gefäße vorgeschlagen, deren Durchmesser beinahe der Höhe gleich kommt., was das Bewegen der Schnitte erleichtert. 9 Linien vom Boden entfernt wird ein beweglicher, mit vielen Löchern versehener Senkboden von Kupfer mittelst der gehörigen Anzahl von Füßen aufgestellt. Der Herd des Kessels muß so eingerichtet seyn, daß man sehr schnell heizen kann. Der Kessel faßt 230 Maaß (= 460 Pfd. Wasser) für jede aufzugebende 200 Pfd. Rüben. Hätte man nur einen Kessel, so müßte man in demselben auch die Läuterung vornehmen; es ist daher besser, deren zwei zu besizen. Diese beiden Kessel bilden nur einen in der Reihenfolge, welche unten für das Aufgeben festgesezt ist. Das vollständige Aufschließen der Rüben ist der wichtigste Punkt zur Wirksamkeit der folgenden Maceration. 2) Die Macerationsstanden. Es sind hölzerne, mit Kupferblech gefütterte Standen von denselben Dimensionen wie die vorbeschriebenen Kessel. Sie werden neben einander in einem Kreisbogen aufgestellt, dessen Fortsezung auf einer Seite die beiden Kessel bilden, welche wir der besseren Verständlichkeit wegen als Einen bezeichnen werden. In dem Zwischenraume der runden Gefäße wird auf eine ihrer Größe angemessene Breite in einer von beiden Seiten nach ihnen geneigten Richtung eine mit Kupfer beschlagene Einfassung angebracht, damit der während dem Aufgeben der Säke von einer Stande in die andere abtriefende Saft in ein nahes Gefäß laufen kann. Die Standen stehen auf einer Erhöhung über dem Kessel, damit der Saft aus jeder von ihnen in lezteren abgelassen werden kann. Hiezu hat jede Stande eine Ausflußröhre mit einem Hahn, welcher mit einer längs der Gefäßreihe hinlaufenden Röhre in Verbindung steht, durch welche der Saft in den Kessel geleitet wird. Die Röhren und Hähne müssen so weit seyn, daß eine Stande in weniger als 10 Minuten entleert werden kann. Auch muß aller Saft aus denselben vollständig ablaufen können, weil der zurükbleibende sich verändern und auf die folgende Macerationsflüssigkeit als Hefe nachtheilig wirken würde. Ueberhaupt muß bei allen Theilen des Apparats die größte Reinlichkeit beobachtet werden. Im Innern der Gefäße wird vor jedem Ablaufrohr ein Seiher (von wenigstens zehnmal größerer Oberfläche als der Durchschnitt der Abflußröhre) angebracht, um sowohl die Rübenstüke, welche etwa durch die Säke gehen, zurükzuhalten, als auch um das Ablaufen des Safts zu befördern, wenn die Säke noch nicht aus den Standen gehoben sind. Ueber den Rand der Standen hin erstrekt sich eine mit einem Hahn für jede Stande versehene Röhre, um aus einem höheren Reservoir beliebig Wasser aufgeben zu können. Die Anzahl der Standen in Roville ist sechs; für sehr zukerreiche Rüben thut man gut, deren sieben anzuwenden. 3) Der Krahn. Mittelst desselben werden die Rüben in der ganzen Gefäßreihe aufgegeben; er ist im Mittelpunkt dieser Batterie aufgestellt. Am Anfang der Batterie befindet sich die trokene Kufe (wovon oben die Rede war) und am Ende derselben ist eine geneigte Ebene, auf welche man die ausgewässerten Rübenschnitte wirft, die außerhalb der Fabrik von einem untergestellten Karren aufgenommen werden. Der Krahn hat eine Kette oder ein Seil, welches am Ende des Armes, 1 1/2 Fuß von der durch das Centrum der Standen gehenden Senkrechten entfernt, befestigt ist. 3 Fuß einwärts von diesem Befestigungspunkt ist eine feste Rolle angebracht, über welche das Seil zurükläuft, nachdem es vorher eine bewegliche Rolle aufgenommen hat. An lezterer Rolle sind 3 oder 4 kurze Ketten mit Haken, an welche die unten beschriebenen Sakreife gehängt werden. Von der festen Rolle läuft das Seil über eine zweite, an dem senkrechten Baum des Krahns liegende feste Rolle, um zu dem Getrieb zu gelangen, mittelst dessen die Last gehoben wird. Diese am Fuße des Krahns befestigte Vorrichtung besteht aus einem Wellbaum, welcher durch ein der zu hebenden Rübenmasse entsprechendes Räderwerk u.s.f. mittelst der Kurbel durch einen Arbeiter in Bewegung gesezt wird. Um den Krahn in die verlangte Richtung zu bringen, dient eine an seinem Arm senkrecht herabgehende Leitstange, welche an dem den Arm tragenden Bug befestigt ist, so daß diese Stange mittelst einer an jedem Gefäße befindlichen Klammer angehängt werden kann, denn der Krahn muß feststehen, wenn ein Gefäß gefüllt oder entleert wird. Mit Hülfe der Leitstange führt der Arbeiter den Krahn zu dem Aufhängpunkt über dem Gefäß, in welchem er zu arbeiten hat, und befestigt ihn daselbst auf einige Augenblike. Die Leitstange hat zu diesem Zwek ein bewegliches Beschläg, wodurch sie an die Klammer befestigt werden kann. 4) Die Säke. Die Rübenschnitte werden von einem Gefäß in das andere mittelst Säken transportirt, welche aus einem durchsichtigen Tuch, aus feinem Bindfaden von gutem Hanf gewoben, bestehen. Die Säke sind cylinderförmig und ihr Durchmesser ist etwas größer als derjenige der Standen, damit sie sich, nachdem sie mit Schnitten gefüllt sind, am Umfang allenthalben an die Gefäßwände anlegen können, ungeachtet sich das Tuch bei dem Eintauchen in das Wasser zusammenzieht; daher macht man auch die Säke etwas höher als die Gefäße. Jeder Sak wird bei dem Umfang seiner Oeffnung an einen eisernen Ring befestigt, dessen Durchmesser ebenfalls größer ist, als der des Gefäßes, damit er auf dem Rande dieses lezteren aufliegt. An jedem Ring sind drei oder vier Oehren, in welche die Haken der Kettchen eingehängt werden, wenn die Säke aufgehoben werden sollen; der Ring dient dazu, den Sak während der Arbeit stets offen zu halten. Bei dem neuen Verfahren, wo die Standen nicht mehr erwärmt werden, ist es unumgänglich nöthig, die Rübenschnitte von Zeit zu Zeit in der Flüssigkeit zu bewegen, daher ein Arbeiter immer beschäftigt ist, dieses Geschäft abwechselungsweise in jedem Gefäß vorzunehmen, so daß er dreimal zu jeder Stande während der Zeit eines Aufgebens kommt. Das Instrument zu dieser Arbeit besteht aus einer Scheibe von Holz, 5 1/2 Zoll breit und 7 1/2 Zoll lang, am Rande etwas abgerundet; ein leichter Stiel ist in der Mitte der Scheibe, senkrecht auf dieselbe befestigt. Hiemit vermischt der Arbeiter durch eine leichte Bewegung alle Theile der Masse, und ist dabei bemüht, die Schnitten so wenig als möglich zu berühren. In dem Aufschließkessel hat er diese Arbeit auch dreimal während jeder Operation vorzunehmen, indem er die Schnitten in der Flüssigkeit untertaucht und leicht bewegt, damit in der ganzen Masse die gleiche Temperatur herrscht. Wenn ein Sak feiner Rüben entleert ist, legt man ihn in verdünnte Kalkmilch, bis ein neues Rübenaufgeben nöthig ist. Ordnung des Aufgebens. – Aufgeben nennen wir diejenige Arbeit, wodurch die Rübenschnitten von allen Gefäßen nach und nach herausgenommen und dem Gefäße aufgegeben werden, in welchem der Saft um einen Grad verdünnter ist als in demjenigen, woraus sie gewonnen wurden. Um die Arbeit in regelmäßigen Gang zu sezen, beginnt man mit folgenden Vorarbeiten: Morgens 6 Uhr faͤngt man damit an, in dem Kessel, mit welchem die Batterie beginnt, gleiches Gewicht Ruͤben und Wasser aufzugeben. Wenn der Saft der Ruͤben 8 Grade wiegt, wird der Saft nach der Maceration 4 Grade zeigen. Erstes Aufgeben. 6 1/2 Uhr. Wir sezen voraus, daß die Masse in dem Kessel ins Kochen gebracht und auf dieser Temperatur wenigstens eine Viertelstunde erhalten worden ist. Man hebt nun die Ruͤben aus dem Kessel und gibt sie auf die naͤchste Stande, welche mit Nr. 1 bezeichnet wird. In dieselbe wurde vorher das bestimmte Quantum Wasser aufgegeben. In den Kessel kommt die zweite Partie frischer Ruͤben, worauf wieder geheizt wird, was uͤberhaupt jedesmal zu geschehen hat, wenn frische Ruͤben aufgegeben werden. Nach der Maceration hat die Fluͤssigkeit in dem Kessel 6 Grade, in Nr. 1 aber 2 Grade. Zweites Aufgeben. 7 Uhr. Nach einer halben Stunde also bringt man die Ruͤben von der Stande Nr. 1 in die folgende und gibt hier vorher Wasser auf. Diese Stande erhaͤlt die Nr. 2, und so faͤhrt man fort, saͤmmtliche weitere Standen der Reihe nach zu numeriren. Man hebt die Ruͤben aus dem Kessel und gibt sie in Nr. 1 auf. In den Kessel gibt man frische Ruͤben. Nach Verlauf einer halben Stunde zeigen sich folgende Grade in den 3 Gefaͤßen: der Kessel hat 7 Grade, Nr. 1 hat 4 Grade und Nr. 2 hat 1 Grad. Drittes Aufgeben. 7 1/2 Uhr. Die Arbeit beginnt mit der Stande, in welcher die niedersten Grade sich zeigen. Man hebt also     die Ruͤben aus Nr. 2, gibt sie mit dem noͤthigen kalten Wasser auf Nr. 3,      „      „ aus Nr. 1 gibt man auf Nr. 2. Die Ruͤben aus dem Kessel gibt man auf Nr. 1. In den Kessel kommen zum viertenmal frische Ruͤben, worauf alsbald, wie bemerkt, geheizt wird. Am Ende dieser Operation zeigen sich folgende Grade: in dem Kessel 7 1/2 Grade, in Nr. 1 5 1/2 Grade, in Nr. 2 2 1/2 Grade, in Nr. 3 1/2 Grad, wie solches leicht zu berechnen ist. Viertes Aufgeben. 8 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 3 gibt man auf Nr. 4 nebst kaltem Wasser,   „    „ aus Nr. 2 gibt man auf Nr. 3,   „    „ aus Nr. 1   „   „ auf Nr. 2,   „    „ aus dem Kessel gibt man auf Nr. 1. In den Kessel kommen dießmal keine frischen Ruͤben, weil die Fluͤssigkeit in demselben 7 1/2 Grade hat, gelaͤutert, abgezogen, und, wie es unten beschrieben wird, in eine Buͤtte zum Absezen gebracht werden muß. Die Laͤuterung nimmt man unmittelbar nach dem Ausheben der lezten Partie Ruͤben vor. Noch ehe die halbe Stunde abgelaufen ist und nach vollendeter Laͤuterung zieht man den Kessel ab und leitet unmittelbar den in Nr. 1 enthaltenen Saft, bevor die Ruͤben aus demselben gehoben sind, in den Kessel. Zu gleicher Zeit gibt man frische Ruͤben in den Kessel und heizt aufs Neue. Fuͤnftes Aufgeben. (Nummern, Wechsel.) 8 1/2 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 4 gibt man auf Nr. 5 nebst kaltem Wasser,   „     „ aus Nr. 3 gibt man auf Nr. 4,   „     „ aus Nr. 2   „    „ auf Nr. 3,   „     „ aus Nr. 1   „    „ auf Nr. 2. Nr. 1 bleibt dießmal, wie sogleich gezeigt werden wird, bis zum siebenten Aufgeben leer. Sechstes Aufgeben. 9 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 5 gibt man auf Nr. 6 nebst kaltem Wasser,   „     „ aus Nr. 4 gibt man auf Nr. 5,   „     „ aus Nr. 3   „    „ auf Nr. 4,   „     „ aus Nr. 2   „    „ auf Nr. 3,   „     „ aus dem Kessel gibt man auf Nr. 2. Siebentes Aufgeben. 9 1/2 Uhr. Die Ruͤbenschnitten in Nr. 6 koͤnnten ausgeleert werden, denn sie sind schon mehr ausgewaͤssert, als dieß bei regelmaͤßigem Gang der Arbeit geschieht; zur Vermeidung von Fehlern aber, wozu eine leere Stande Veranlassung geben koͤnnte, bringt man die Ruͤben aus Nr. 6 und gibt sie auf Nr. 1 nebst kaltem Wasser. Nr. 1 ist alsdann die lezte Stande. Die Ruͤben aus Nr. 5 gibt man auf Nr. 6,   „     „ aus Nr. 4   „    „ auf Nr. 5,   „     „ aus Nr. 3   „    „ auf Nr. 4,   „     „ aus Nr. 2   „    „ auf Nr. 3,   „     „ aus dem Kessel gibt man auf Nr. 2. In dem Kessel schreitet man jezt wieder zur Laͤuterung, auf aͤhnliche Weise, wie es bei dem vierten Aufgeben beschrieben wurde. Sobald das Gelaͤuterte in die Buͤtte abgezogen ist, laͤßt man den Saft aus Nr. 2 in den Kessel laufen, gibt in denselben frische Ruͤben und heizt. Achtes Aufgeben. (Nummern-Wechsel.) 10 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 1 werden ausgeleert;   „     „ aus Nr. 6 gibt man „ „ auf Nr. 1 nebst kaltem Wasser,   „     „ aus Nr. 5 gibt man auf Nr. 6,   „     „ aus Nr. 4   „    „ auf Nr. 5,   „     „ aus Nr. 3   „    „ auf Nr. 4,   „     „ aus Nr. 2   „    „ auf Nr. 3, Nr. 2 ist alsdann leer. Neuntes Aufgeben. 10 1/2 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 1 gibt man auf Nr. 2 nebst kaltem Wasser,   „     „ aus Nr. 6 gibt man auf Nr. 1,   „     „ aus Nr. 5   „    „ auf Nr. 6,   „     „ aus Nr. 4   „    „ auf Nr. 5,   „     „ aus Nr. 3   „    „ auf Nr. 4,   „     „ aus dem Kessel gibt man auf Nr. 3, welche nun die erste Stande ist. In den Kessel gibt man frische Ruͤben und heizt, weil der Saft noch nicht zum Laͤutern geeignet ist. Zehntes Aufgeben. 11 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 2 werden ausgeleert,   „     „ aus Nr. 1 gibt man auf Nr. 2 nebst kaltem Wasser, und verfaͤhrt ganz wie bei dem neunten Aufgeben. In den Kessel kommen keine frischen Ruͤben, dagegen kann darin gelaͤutert werden. Ist die Laͤuterung fertig, so zieht man die Fluͤssigkeit in die Buͤtte ab. Aus der Stande Nr. 3 wird der Saft in den Kessel abgelassen und in diesen gibt man frische Ruͤbenschnitten. Eilftes Aufgeben. (Nummern-Wechsel.) 11 1/2 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 2 werden ausgeleert;   „     „ aus Nr. 1 gibt man auf Nr. 2 nebst kaltem Wasser,   „     „ aus Nr. 6 gibt man auf Nr. 1,   „     „ aus Nr. 5   „    „ auf Nr. 6,   „     „ aus Nr. 4   „    „ auf Nr. 5,   „     „ aus Nr. 3   „    „ auf Nr. 4, Nr. 3 bleibt leer. Zwoͤlftes Aufgeben. 12 Uhr. Die Ruͤben aus Nr. 2 gibt man auf Nr. 3 nebst kaltem Wasser,   „     „ aus Nr. 1 gibt man auf Nr. 2,   „     „ aus Nr. 6   „    „ auf Nr. 5,   „     „ aus Nr. 4   „    „ auf Nr. 6,   „     „ aus dem Kessel gibt man auf Nr. 4, welches jezt die erste Stande ist. In dem Kessel wird gelaͤutert. Mit Ende dieses Aufgebens ist man in regelmaͤßige Arbeit getreten, d.h.: in den Kessel werden nur alle Stunden frische Ruͤben gebracht, nachdem man vorher den Saft von der ersten Stande in denselben hat laufen lassen, um bei dem naͤchsten Aufgeben laͤutern zu koͤnnen, wenn die Ruͤben daraus genommen und aufgegeben sind. Eben so werden in jeder Stunde die ausgewaͤsserten Ruͤben ausgeleert (wobei mit Nummern-Wechsel aufgegeben wird) und bei dem folgenden Aufgeben, wo eine leere Stande vorhanden ist, werden in diese nebst kaltem Wasser die Ruͤben aus der lezten Stande aufgegeben. Vor dem vorhergehenden Aufgeben, dem mit Nummern, Wechsel, also war die Stande, in welche nunmehr kaltes Wasser gegeben worden, die erste, und diese wird jezt die lezte. Diejenige Stande nun, welche die erste war und beim folgenden Ausgeben (mit Nummern-Wechsel) die lezte wird, kann Uebergangsstande genannt werden. Diese Uebergangsstande ruͤkt also jedesmal um eine Nummer in der Reihe vor, bis sie zu der sechsten Stande gekommen ist, von welcher sie bei dem naͤchsten Uebergang zur ersten Stande zuruͤkkehrt. Man muß sich, um eine genaue Idee von der Ordnung der Arbeit zu haben, vorstellen, daß die sechs Standen einen ganzen Kreis bilden, indem sich die beiden Enden des Bogens, das ist: die sechste und die erste Stande, naͤhern, und in diesem Kreis die erste Stande in derselben Richtung vorruͤkt, um bei dem zweiten darauf folgenden Aufgeben, nachdem sie einige Zeit leer gestanden hat, die lezte zu seyn. Wenn man nach diesem Verfahren arbeitet, muß man sich insbesondere beim Anfang angelegen seyn lassen, die ausgewässerten Rüben zu untersuchen, ob sie noch Zuker enthalten, was leicht zu erkennen ist, wenn man die Schnitten kaut; nach gehörig erfolgtem Auswässern besizen sie nur einen süßlichen Geschmak, welcher dem mit äußerst wenig Zuker verbundenen Eiweißstoff angehört. Läuterung. – Nachdem die Rüben aufgeschlossen sind, hört man auf zu heizen und entfernt die Portion Rüben aus dem Kessel. In diesen Kessel (wenn derselbe nämlich sowohl zum Aufschließen der Rüben als zum Läutern des gewonnenen Safts gebraucht werden soll) bringt man nun den in 2 Maaß (= 4 Pfd.) Wasser per 100 Maaß zu läuternden Saft angerührten Kalk, rührt ihn mit dem Saft um und erhizt nach und nach die Flüssigkeit zum Sieden. Ist man dahin gelangt, so wird der Saft alsbald in die Bütte abgezogen. Der erforderliche Kalkzusaz kann nicht genau bestimmt werden, indem er sowohl von der Qualität der Rüben als von der Beschaffenheit des Kalks abhängt. (In Roville nimmt man gewöhnlich 1 Pfd. bis 1 Pfd. 6 Loth abgelöschten Kalk auf 100 Maaß zu läuternden Saft.) Man kann nur die Regel aufstellen, daß der Saft nach dem Zusezen des Kalks eine Kalkhaut zeigen muß, welche jedoch nicht sehr stark zu seyn braucht. Wenn sich die Kalkhaut nicht zeigt, sind die Syrupe meistens im Verlaus der Arbeit schwierig zu behandeln. Die (innen mit Kupferblech beschlagenen) Bütten zum Absezen sind mehr hoch als breit und der Boden hat auch einen größeren Durchmesser als die Oeffnung, damit sich der Niederschlag leicht absezen kann. Sie sollen 125 Maaß Hohlraum für jede aufgegebene 200 Pfd. Rüben haben. In einer Entfernung von 1/7 der ganzen Höhe der Bütte, vom Boden an gerechnet, wird ein Hahn zum Abziehen des hellen Safts angebracht und ein zweiter Hahn am Boden, zum Ablassen des Sazes. Jede Bütte wird mit einem beweglichen Dekel versehen. Obgleich man für den gewöhnlichen Dienst mit 3 Bütten ausreicht, so ist es doch besser, deren 4 aufzustellen, für den Fall, daß sich in Folge einer unrichtigen Läuterung der Niederschlag zu langsam bilden würde. Wenn dieser Fall eintritt, so zieht man den Saft ab und bringt ihn mit einer der folgenden Läuterungen zusammen in den Kessel, bevor Kalt aufgegeben wurde; nach geschehener Läuterung vertheilt man dann den Saft in 2 Bütten, worin der Niederschlag sich dann leicht bildet. Auf die Nothwendigkeit, Bütten zum Absezen anzuwenden, macht Hr. v. Dombasle in seinem Lettre à un fabricant noch besonders aufmerksam. Während des zweistündigen Verweilens des geläuterten Safts in diesen Bütten kann nämlich der Kalk viel kräftiger fortwirken, als bei dem Läuterungsverfahren, welches für den ausgepreßten Saft befolgt wird. Der Saft klärt sich besser, weil die Floken, welche in der Flüssigkeit schwimmen und sich nur sehr langsam absezen, sich chemisch mit allen analogen in der Auflösung befindlichen Substanzen verbinden. Der trübe Theil der Absezbütten, welchen man durch Leinwandfilter seihen muß, enthält so wenig feste Substanzen, daß man mit dem sehr kleinen Taylor'schen Filtrirapparat zu Roville nacheinander den Saz von 12 Bütten auf dieselben Säke aufgießen kann, ohne daß sich diese so sehr anfüllen würden, daß sie gewechselt werden müßten. E. D.