Titel: Verbesserungen an Webestühlen zum Weben verschiedener Tuchsorten, worauf sich John Patterson Reid, Kaufmann in Glasgow, und Thomas Johnson, Mechaniker ebendaselbst, am 20. März 1834 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXXXV., S. 333
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LXXXV. Verbesserungen an Webestuͤhlen zum Weben verschiedener Tuchsorten, worauf sich John Patterson Reid, Kaufmann in Glasgow, und Thomas Johnson, Mechaniker ebendaselbst, am 20. Maͤrz 1834 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of arts. Febr. 1841, S. 334. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Reid's und Johnson's Webestuͤhl zum Weben verschiedener Tuchsorten. Die Anwendbarkeit gegenwärtiger Verbesserungen bezieht sich auf gewisse, früher schon von Thomas Johnson erfundene und patentirte Stühle zum Weben von Tüchern, welche Johnson's verticale Maschinenwebestühle“ genannt wurden. Es ist indessen nicht nöthig, in eine Beschreibung derselben einzugehen, indem die nach den vorliegenden Verbesserungen gebauten Webestühle nur sehr wenig mit ihnen gemein haben, den Umstand ausgenommen, daß das Tuch während seiner Bildung in einer senfrechten Ebene ausgespannt ist. Der Hauptzwek gegenwärtiger Verbesserungen geht darauf hinaus, vier Stüke in einer und derselben Operation gleichzeitig und zwar auf einem und demselben verticalen Webestuhle zu weben. Dieser Stuhl enthält nur eine Lade, welche durch einen geeigneten Mechanismus in auf- und niedergehende Bewegung versezt wird. Fig. 1, Taf. VII, stellt den verticalen Durchschnitt des zur gleichzeitigen Bildung von vier Geweben bestimmten Webestuhls dar; der Durchschnitt geht quer durch die Lade a, welche von beträchtlicher Länge und Breite, und mit ihren zwei Rietblättern horizontal gestellt ist. Leztere liegen beide in einer und derselben Ebene; das eine erstrekt sich an der Vorderseite, das andere an der Rükseite quer über den Stuhl. Jedes Riet ist zur Darstellung zweier Tuchgewebe mit einer senkrechten Kette c, c eingerichtet. Diese wird mit Hülfe einer längs des Nietblattes laufenden Scheidewand und einer eigenthümlichen Bewegungsmethode der Lizen in zwei getrennte Oeffnungen getheilt. Durch jede dieser Oeffnungen wird ein Schüze geworfen, welcher einen Einschlagfaden in derselben zurükläßt. Das Kettengarn zu den vier Geweben ist auf zwei am Boden des Stuhls parallel nebeneinander liegende Kettenbäume d, d aufgewunden. Von diesen Kettenbäumen gehen die Fäden in senkrechten, beinahe parallelen Ebenen durch die horizontal ausgespannten Lizen und durch die zwei in der Lade befindlichen Nietblätter in die Höhe. Um nun mit Hülfe von zwei Schüzen zwei Stüke nebeneinander weben zu können, scheiden sich die Fäden, so wie sie Vorräten, in zwei Reihen. Deßwegen ist die horizontale Fläche der Zähne jedes Nietes mit Hülfe eines langen, schmalen Lineals abgetheilt. Dieses Lineal liegt der ganzen Länge des Rietblattes nach quer über allen Zähnen fest, so daß die horizontale Fläche, welche die Nietzähne darbieten, durch jedes Lineal (shuttleraces) getheilt wird. Im Ganzen gibt es demnach für den Durchgang der vier Schüzen vier Schüzenläufe. Die Schüzen werden in Folge einer gleichzeitigen Bewegung zugleich durch sämmtliche Oeffnungen der Kette, welche sich zu ihrer Aufnahme gleichzeitig öffnen, geworfen. Die eine Hälfte der von jedem Garnbaum aus vorrükenden Kettenserie ist für den einen von den erwähnten zwei Schüzenläufen, die andere Hälfte für den anderen Lauf eingerichtet. Die Lizen e, e laufen unter beiden Rietblättern in horizontaler Richtung quer über den Webestuhl, von Vorn nach Hinten. Jede Lize besizt in geeigneten Abständen von einander zwei Augen, welche zur Aufnahmt zweier Fäden dienen, von denen der eine zum vorderen Garnbaum und vorderen Niet, der andere zum Hinteren Garnbaum und Hinteren Niet gehört. Deßwegen arbeitet jede Lize mit dem Garne von zweien der vier gleichzeitig darzustellenden Gewebe; wenn nun vermittelst geeigneter horizontaler Bewegungen die Lizen hin- und hergezogen werden, so trennen sich die Fäden für alle vier Gewebe, und bilden gleichzeitig Oeffnungen für den Einschlag. Während die vier Schüzen hindurchgeworfen werden, bleibt die Lade mit ihren Nieten bewegungslos in ihrer tiefsten Stellung. Sobald aber die Schüzen ihre Streke quer durch die Oeffnungen durchlaufen haben, wobei sie vier quer über die Zähne der Rietblätter sich, legende Einschläge hinter sich zurüklassen, beginnt die Lade in die Höhe zu gehen, indem sie die Einschläge mitnimmt; während dieses geschieht, schließen sich alle Oeffnungen der Kette in Folge einer geeigneten Bewegung der Lizen. Wenn die Lade ihren höchsten Punkt erreicht, so werden alle vier Einschläge durch die Rietblätter festgeschlagen und mit dem Gewebe vereinigt. In dem Maaße, als die Gewebe sich bilden, steigen sie in die Höhe und wikeln sich auf die Tuchbäume f, f. Diese sind oben, der eine an der Hinterseite, der andere an der Vorderseite des Stuhls angebracht, und correspondiren mit den beiden, am Boden der Maschine befindlichen Kettenbäumen. Das an den verticalen selbstwebenden Stühlen dieser Art anzubringende Zugehör mit den neuen Verbesserungen, um vier Gewebe auf einem und demselben Stuhle auf einmal zu bilden, ist folgendes: Um das Stillstehen des Webestuhls zu vermeiden, wenn irgend einer von den vier Einschlagfäden reißen sollte, werden zwei- oder dreimal so viele Schüzen, als für den constanten Gebrauch nöthig sind, in eigenen Behältnissen in Bereitschaft gehalten, welche so eingerichtet sind, daß das Reißen eines Einschlagfadens eine Auswechselung des betreffenden Schüzen mit einem der Reserveschüzen veranlaßt. Sollte aber in Folge der Nachlässigkeit des Maschinenwärters der Stuhl nicht mit einem Paar Reserveschüzen versehen seyn, so stellt sich die Maschine von selbst. Die Anordnung, wodurch dieses erreicht wird, ist folgende: Der Schüze Fig. 2 ist mit einem Einfall A versehen, dessen der Spule 2 zugekehrtes Ende schwerer als das andere ist; das schwerere Ende wird indessen durch die Spannung des Einschlagfadens, so lange er noch nicht zerrissen ist, in die Höhe gehalten. Der Faden geht über den Stift 3 durch eine am schwereren Ende des Einfalls angebrachte Oeffnung, über die Stifte 4 und 5, darauf durch eine am leichteren Ende des Einfalls befindliche Oeffnung, unter dem Stifte 6 hinweg und tritt durch das Auge 7 aus dem Schüzen. Sollte nun der Einschlagfaden reißen, so kommt das schwerere Ende des Einfalls, welches nun nicht länger in die Höhe gehalten wird, auf den Boden des Schüzen zu liegen, wogegen das leichtere Ende desselben über den Schüzen sich erhebt. Dieses Ende drängt beim Eintreten des Schüzen in seine Zelle einen Vorsprung zurük, welcher durch eine an dem Piker angebrachte Oeffnung herausragt. Der zurükgedrängte Vorsprung wirkt auf eine Reihe von Hebeln, welche die Zellen mit diesem Schüzen und seinem Gefährten nach der rechten Seite des Webestuhls hin bewegen, worauf dieselben durch zwei bereit gehaltene Zellen mit Reserveschüzen ersezt werden. Diese Operation wiederholt sich jedesmal beim Zerreißen oder Ausbleiben eines Kettenfadens, so lange noch Paare von Reserveschüzen vorhanden sind. Sollten jedoch in Folge der Fahrlässigkeit des Maschinenwärters die Zellen nicht mit Reserveschüzen gefüllt werden, nachdem die ganze Anzahl derselben bereits verwendet worden ist, so bringt der Mechanismus zum Auswechseln der Schüzen, da keine Reserveschüzen hiezu mehr vorhanden sind, vermittelst Hebelwirkung die Büchse durch Herausziehen des Verbindungsstiftes mit der Haupttreibwelle g außer Verbindung, worauf alsbald die Thätigkeit des Webestuhls aufhört. Um zu machen, daß der Webestuhl sich von selbst stellt, wenn irgend einer der Schüzen seine Zelle verfehlen sollte, so tritt in jede Zelle der obere Theil eines Hebels, welcher, wenn der Schüze fehlt, bis gegen die Mitte der Zelle vorsteht; wenn aber der Schüze in seine Zelle einläuft, so drängt er den Hebel in eine seitwärts angebrachte Oeffnung, wobei der leztere durch eine Feder fortwährend gegen die Mitte der Zelle hin gedrükt wird. Dieser Hebel wirkt auf andere nach dem oben erwähnten Verbindungsstifte hinreichende Hebel, kann dieses jedoch nur, so lange die Zelle leer ist. Verfehlt daher der Schüze seine Zelle, so stellt dieser Hebel, nachdem die Lade niedergegangen ist, den Webestuhl still. Die Schäfte oder das Geschirr des Webestuhls sind für die gleichzeitige Erzeugung von vier glatten Geweben eingerichtet. Es können indessen vier oder mehrere Schäfte, von den zwei zur Bildung eines glatten Gewebes erforderlichen unabhängig, eingeführt werden; und der Zugapparat der Schäfte läßt das Weben jeder Gattung geköperten Tuchs mittelst vier oder mehreren Schäften zu. Der Webestuhl ist ferner mit Vorrichtungen versehen, welche die Spannstöke ersezen, um die vier Tuchflächen während der Operation des Webens nach der Breite ausgespannt zu halten. Es sind dieß eine Art Zangen, im Ganzen vier Paare, von denen je zwei Paare an jeder Sahlleiste angebracht sind. Die Sahlleisten von zwei neben einander liegenden Geweben liegen jedesmal zwischen den Baken eines von den Zangenpaaren, so daß die Baken, wenn sie sich schließen, die Sahlleisten zweier Gewebe, wie wenn es nur eine einzige wäre, festkneipen; sobald sich aber die Baken öffnen, so lassen sie beide Tücher ganz los. Während die Ketten zum Durchschießen der Schüzen geöffnet sind, werden die Baken aller vier Zangenpaare durch eine Feder, womit jedes Paar versehen ist, offen erhalten. Darauf rüken die an den entgegengesezten Sahlleisten je eines Paares nebeneinander liegender Gewebe befindlichen Zangen einander entgegen, bis sie über ihre Sahlleisten zu liegen kommen. Sobald aber die vier Schüzen durch die Kette gegangen sind, schließen sich die Baken sämmtlicher vier Zangenpaare zugleich mit der Oeffnung der Kette, während die Lade mit ihren Rietblättern gegen das Tuch hin aufwärts sich bewegt. Dieses Schließen geschieht durch ein keilförmiges Stük h, welches an die Stange i, von der die Lade ihre auf- und niedersteigende Bewegung empfängt, befestigt ist. Das Stük h nöthigt nämlich zwei durch punktirte Linien angedeutete Rollen, sich von einander zu entfernen, und veranlaßt dadurch jenes Schließen der Zangenbaken, so daß diese die Sahlleisten des Tuchs festhalten. Auch diejenigen Zangen, welche an den entgegengesezten Sahlbändern desselben Gewebes liegen, werden genöthigt, sich von einander zu entfernen, um das Tuch in dem Moment, wo die lezten Fadenschüsse durch die Riete angeschlagen worden sind, fest und der Breite nach ausgespannt zu erhalten. Hierauf nähern sich, wenn die Lade niedersteigt, die Zangen einander, und ihre Baken öffnen sich wieder mittelst ihrer Federn. Die Kettenbäume sind nur mit einem kleinen, auf die gewöhnliche Weise angebrachten Gewichte belastet, damit die dadurch hervorgerufene Friction der Umdrehung der Walzen nur einen geringen Widerstand darbieten möge, wenn die Fäden in Folge der stufenweisen Entstehung des Tuchs sich abwikeln; deßwegen drehen sich die Kettenbäume, wenn die Ketten sich öffnen, ein wenig, und liefern so viel Garn, daß sich die Kettenfäden zur Bildung der Oeffnung leicht trennen lassen. An dem einen Ende eines jeden Kettenbaumes sizt ein Sperrrad, und zwei Sperrkegel sind mit dem Mechanismus, welcher die Labe auf- und niederbewegt, so verbunden, daß, während die Lade sich erhebt, um den Eintrag fest zu schlagen, und die Ketten sich schließen, jeder dieser Sperrkegel in das Sperrrad eingreift und den Kettenbaum so weit umdreht, als nöthig ist, um die Fäden unter geeigneter Spannung aufzuwikeln. Wenn jedoch die Lade wieder herabsteigt, und die Kette für den Eintrag sich öffnen soll, so werden die genannten Sperrkegel durch den Mechanismus aus den Zähnen des Sperrrades gezogen, damit das leztere den Kettenfäden nachgeben könne. Da jeder Tuchbaum zwei Tuchdiken zugleich aufnimmt, so nimmt derselbe rascher an Dike zu als ein gewöhnlicher Tuchbaum, welcher nur ein Tuch aufwikelt. Dieser Umstand ist bei dem Mechanismus, welcher den Tuchbaum umdreht, in der Art berüksichtigt, daß die Walze, wenn sie in Folge der Anhäufung des Tuchs am Durchmesser gewinnt, dennoch das Tuch in demselben Verhältniß aufwikelt, wie wenn der Durchmesser geringer wäre. Dieß wird auf folgende Weise erreicht. Die Tuchbäume erhalten ihre Umdrehung durch die in die Stirnräder o greifenden Schrauben m, welche ihre Bewegung von einem an gleicher Achse sizenden Sperrrade n erhalten. Dieses Sperrrad wird durch vier Sperrkegel umgetrieben, welche mit einem Hebel verbunden sind, der eine alternirende auf- und niedergehende Bewegung besizt. Die Bewegung wird durch eine Stüze regulirt, welche von einer flachen, auf dem sich aufwikelnden Tuche liegenden Rolle in die Höhe geht, so daß in dem Maaße, als der Durchmesser des Tuchbaumes zunimmt, die Stüze sich erhebt, und das Niedersteigen der oben erwähnten Hebel dadurch beschränkt. Auf diese Weise müssen die Tuchwalzen mit einer stetig sich vermindernden Geschwindigkeit umlaufen. Mit Hülfe eines anderen Mechanismus zum Wechseln der Schüzen kann man den vier gleichzeitig dargestellten Geweben Querstreifen von verschiedenfarbigem Einschlag oder von verschiedener Stärke geben. Zu dem Ende werden die Reserveschüzen mit verschiedenartigem Einschlag versehen, worauf der Wechsel der Schüzen eine entsprechende Abwechselung in dem Gewebe hervorbringen wird, so daß sich Querstreifen bilden, welche mit vorbereiteten longitudinalen Streifen Kettengarns von verschiedenen Farben oder verschiedener Stärke combinirt werden können. Durch diese Combination von Querstreifen mit Längenstreifen entstehen gewürfelte Tuchmuster. Die Behältnisse für sämmtliche Schüzen, welche verschiedenfarbigen oder verschieden starken Einschlag enthalten, besizen so viele über einander liegende Zellen, als zur Aufnahme sämmtlicher Lagen von Schüzen erforderlich sind; sie werden mittelst eines um die Achse p oben am Webestuhle sich drehenden Hebels gehoben oder niedergelassen; von jedem Hebelende hängt ein Schüzenbehältniß herab. Dieser Hebel erhält seine Bewegung von einer Reihe von Hebeln, welche durch eine über dem Tuchbaume angebrachte, in der Zeichnung aber nicht sichtbare umlaufende Welle in Thätigkeit gesezt werden. Der Mechanismus hebt oder senkt die Schüzenbehältnisse gerade so weit, als es nöthig ist, um gerade diejenige Lage von Schüzen, welche man oben braucht, in die geeignete Höhe vor die Oeffnung der Kette zu bringen, um sie durch dieselbe zu werfen. Der oben beschriebene Mechanismus kann leicht dahin umgeändert werden, daß die Maschine je nach den verschiedenen Mustern in veränderter Reihenfolge arbeitet; auch kann der zulezt erwähnte Mechanismus auf irgend eine passende Weise modificirt werden. Ferner läßt sich eine neue Art, die Schäfte zu bewegen, in Verbindung mit der Jaquartmaschine einführen, welche sich fürs Figurenweben eignet, so daß die vier zugleich entstehenden Gewebe nach Art der Figurenweberei mit ornamentalen Mustern gewoben werden können. Anstatt des genannten Mechanismus zum Figurenweben bringen die Patentträger an ihrem Webestuhl einen neuen Apparat zur Bildung künstlicher Gewebe an, welcher die Modification hinsichtlich seiner Thätigkeit im Ziehen der Schäfte von einem Musterbrett r herleitet, dessen Beschaffenheit aus der nach einem größeren Maaßstabe gezeichneten Fig. 3 deutlicher wird. Auf der Fläche dieses Musterbrettes ist das Muster en relief ausgeschnitten, auf ähnliche Weise, wie ein Model zum Calicodruk, nur mit dem Unterschiede, daß diejenigen Theile des Musters, welche verschiedenen Farben entsprechen, in verschiedener Tiefe ausgeschnitten sind. Wenn sich das Musterbrett am Obertheile des Webestuhles an seinem Plaze r befindet, so kommt seine geschnizte Oberfläche unter die unteren Enden einer Reihe von Nadeln s zu liegen, welche in verticaler Stellung Seite an Seite dicht nebeneinander angeordnet sind. Alle diese Nadeln fallen während des Webens in geeigneten Zeitintervallen herab, so daß ihre unteren Enden durch ihr eigenes Gewicht auf die geschnizte Oberfläche zu liegen kommen; dabei können einige Nadeln wegen der ungleichen Erhabenheit des geschnizten Reliefs tiefer als die andern herabsinken. Diejenigen Nadeln aber, welche durch die hervorstehenderen Theile der Schnizfläche aufgehalten werden, unterliegen der Wirkung eines in horizontaler Lage quer über alle Nadelreihen laufenden geradkantigen Lineals. Dieses Lineal wird, wenn es in Thätigkeit kommen soll, rükwärts bewegt, und dadurch mit gewissen seitlichen, an den Nadeln angebrachten Hervorragungen in Berührung gebracht, so daß es alle diejenigen Nadeln, welche nicht niedersinken konnten, zurükstößt; indem es aber über die seitlichen Hervorragungen aller tiefer liegenden Nadeln hinweggeht, läßt es alle diese ungestört an ihrem Plaze. Jede Nadel steht mit einem Hebel u in Verbindung, und diese Hebel, deren Umdrehungspunkt an ihrem Hinteren Ende sich befindet, liegen quer über dem Webestuhle. Von jedem dieser Hebel hängen nahe an ihrer Mitte eine oder mehrere Lizen herab. Alle Hebel liegen im oberen Theile des Webestuhls in einer Reihe neben einander, so daß ihre vorderen Enden eine quer über den Stuhl laufende gerade Linie bilden, bis einige von ihnen durch das auf ihre correspondirenden Nadeln wirkende Lineal t zurükgedrängt werden. Die vorderen Enden derjenigen Hebel, welche nicht zurükgedrängt worden sind, werden durch die Schneide einer horizontalen Hebestange w, welche in die Höhe steigt, wenn die Oeffnung der Kette gebildet werden soll, emporgehoben; und indem dieses geschieht, ziehen sie alle von ihnen herabhängenden Lizen nach sich, wodurch die gewünschte Trennung der Kettenfäden erreicht wird. Durch die verschiedenen Tiefen des Schnizwerks auf dem Musterbrett r theilen sich demnach die Nadeln in mehrere Reihen, auf welche in successiver Folge das Lineal t wirkt, um einen Wechsel in der Trennung der Kettenfäden hervorzubringen. Das Musterbrett ist auf einer beweglichen Tafel x fest, welche durch ein Getriebe y unter sanfter progressiver Bewegung vor- oder rükwärts bewegt wird. Dieses Getriebe greift in die am unteren Theile der Tafel befestigte Zahnstange z, und empfängt seine Bewegung von zwei an gleicher Achse sizenden Sperrrädern, welche durch Stoßklauen umgetrieben werden. So oft das Musterbrett in Bewegung kommt, erheben sich die Nadeln und fallen wieder herab, so daß sie auf verschiedene hervorstehende Theile des Musters zu liegen kommen. Sobald das Musterbrett sämmtliche Abstufungen seines Musters unter die Nadeln gebracht hat, ist auch das Muster in das Tuch eingewoben, die Nadeln gehen in die Höhe, und das Musterbrett kehrt mit einer plözlichen Bewegung in seine ursprüngliche Lage zurük. Wenn indessen das Musterbrett nur die Hälfte des Musters enthält, während die andere Hälfte nur eine Wiederholung der ersten ist, so kehrt es mit derselben langsamen Bewegung, mit der es sich vorwärts bewegte, zurük. Anstatt der obigen Einrichtung kann auch das Muster auf dem Umfange eines um eine horizontale Achse langsam sich drehenden Cylinders eingeschnitten seyn. Füllt nun das Muster gerade den Umfang des Cylinders aus, so wird der Cylinder, sobald das Muster unter den Nadeln einmal durchgegangen ist, wieder seine ursprüngliche Lage erreicht haben; wenn aber nur das halbe Muster den Cylinder bedekt, während die andere Hälfte nur die Wiederholung der ersten ist, so kehrt er jedesmal, sobald er eine Umdrehung vollendet hat, in entgegengesezter Richtung wieder um u.s.w. Um eine Veränderung in der Reihenfolge der Schüzenwechsel hervorzubringen, muß ein Theil der geschnizten Oberfläche des Musterbrettes oder auch ein eigens vorgerichtetes Musterbrett mit wechselnden Erhabenheiten und Vertiefungen versehen seyn, welche auf einen Winkelhebel z, z und die unter demselben befindlichen Hebel wirken. Diese stehen mit Aufhältern zur Fixirung und Bestimmung der Stellungen der oben erwähnten umlaufenden Welle in Verbindung, um auf eine geeignete Weise jenes Heben und Senken der Schüzenbehältnisse zu erzielen, die Schüzen zu wechseln und Querstreifen hervorzubringen. Die Stellung nämlich, in welcher die umlaufende Welle vor jedem Schusse gedreht und aufgehalten wird, bestimmt, welche von den verschiedenen Farben des Eintrags durchgeschossen werden soll. Der Mechanismus zum Figurenweben wird einfacher, wenn der glatte oder geköperte Grund des Zeuges durch einen besonderen Apparat gebildet wird. Zu dem Ende vereinigen sich diejenigen Lizen, welche zu den Fäden gehören, die zur Bildung der Kette des ebenen Grundes dienen, an wenigen Stangen, damit durch das Aufziehen einer der lezteren eine Anzahl Lizen mit einer einzigen Bewegung zusammen in die Höhe gehoben werden können. Die Stangen hängen an horizontalen, am Obertheile des Webestuhls befindlichen Hebeln herab, welche auf ähnliche Weise wie die Hebel u in einer Reihe angeordnet sind. Es wurde oben bemerkt, daß nur eine oder zwei Lizen von jedem Hebel herabhängen; mit Hülfe jener Stangen können indessen von jedem Hebel mehrere Lizen gehängt werden. Diese Hebel sind wiederum mit Nadeln versehen, und können dadurch in Wirksamkeit gesezt werden, daß man sie gegen einen passend geschnizten Theil der Oberfläche des Musterbretts fallen läßt. Da indessen dieser Theil eines solchen geschnizten Musters die fortwährende Wiederholung einer einfachen Reihe von Wechseln seyn würde, so ist es besser, demselben einen kleinen Cylinder zu substituiren, in dessen Oberfläche eine Reihe geeigneter Hervorragungen und Vertiefungen geschnitten ist, welche in ähnlichem Sinne wie der oben erwähnte Mustercylinder auf die Nadeln wirken. Schließlich fügen wir die Bemerkung bei, daß, da Walzen mit hervorstehenden Stiften ähnlich den Orgelwalzen in der Figurenweberei bereits angewendet wurden, unsere Erfindungsansprüche sich nur dann auf eine solche Walze beziehen, wenn dieselbe in dem oben beschriebenen Sinne auf Figurenwebemaschinen in Anwendung kommt, nämlich in Verbindung mit Nadeln und anderen nöthigen Theilen, welche sich zum gleichzeitigen Weben von vier façonnirten Stüken auf einem und demselben verticalen selbstwebenden Stuhl eignen, ferner wenn die Oberfläche der Walze an denjenigen Stellen, welche den verschiedenen Farben im Zeug entsprechen sollen, zu verschiedenen Höhen und Tiefen en relief eingeschnitten ist. Unsere Ansprüche beziehen sich auf folgende Verbesserungen: Erstens: auf die Darstellung von vier Geweben auf einmal in einem und demselben senkrechten, selbstwebenden Stuhl, durch das gleichzeitige Zusammenwirken der verschiedenen Maschinentheile. Die Rietblätter zum Festschlagen des Eintrags der vier Gewebe liegen in einer und derselben beweglichen Lade, und jedes Riet theilt sich in zwei separirte Schüzenläufe, womit je zwei von diesen vier Geweben gebildet werden. Das Zuggeschirr trennt die Kette in vier Oeffnungen zum Durchschießen des Eintrags. Zweitens: auf den Mechanismus zum Wechseln der Schüzen in Anwendung auf denselben Webestuhl. Wenn nämlich irgend ein Einschlagfaden reißen oder ausbleiben sollte, so ersezt ihn dieser Mechanismus augenbliklich, ohne Beihülfe des Maschinenwärters, und ohne den Gang der Maschine zu hemmen, durch einen Reserveschüzen. In Betracht jedoch, daß schon früher bewegliche Aufhälter an Schüzen angebracht wurden, welche in Thätigkeit kamen, und den Webestuhl in Stillstand brachten, wenn der Einschlagfaden riß oder, fehlte, machen wir auf einen in diesem Sinne an dem Schüzen anzubringenden Aufhälter keine Ansprüche, sondern beziehen diese auf den Mechanismus, welcher durch solch einen Aufhälter in Thätigkeit kommt, um die Schüzen auszuwechseln, ohne den Gang der Webemaschine zu unterbrechen. Drittens: auf die Anordnung und Combination von vier Paaren beweglicher Zangen, um die vier gleichzeitig sich bildenden Gewebe in der Breite anzuspannen, und sie so ausgespannt zu erhalten, während der Eintrag durch die Rietblätter nach Oben zu festgeschlagen wird. Da indessen bei gewöhnlichen selbstwebenden Stühlen, welche nur ein Stük auf einmal weben, bereits eine Art von Zangen eingeführt wurde, um den Zeug gleich nach dem Anschlagen mit dem Riete in der Breite des Nietes zu halten, so machen wir auf die Erfindung solcher Zangen im Allgemeinen keinen Anspruch, sondern nur auf das oben beschriebene Verfahren, die Zangen an verticalen selbstwebenden Stühlen zur Darstellung von vier Geweben auf einmal anzubringen. Viertens: auf den an unserem verticalen selbstwebenden Stuhl anzubringenden Mechanismus zum Wechseln der Schüzenbehälter, so daß dadurch Schüzen, welche verschiedenfarbigen Eintrag enthalten, in Thätigkeit kommen, um Querstreifen, bunte, gewürfelte Muster etc. hervorzubringen. Fünftens: auf die zum Weben figurirter Zeuge sich eignende Methode, die Lizen an unserem verticalen selbstwebenden Suhle aufzuziehen. Sechstens: auf den an unserem Webestuhl in Anwendung gebrachten Mechanismus zum Aufziehen der Lizen, wobei die Abwechslung in der successiven Thätigkeit der Lizen von einem eigens zugeschnizten Musterbrett oder von der auf dem Umfange einer sich drehenden Walze eingetheilten Schnizarbeit sich herleitet. Diese Schnizarbeit stellt mit ihren verschiedenen Abstufungen in der Höhe und Tiefe, so wie sie den verschiedenen Farben und Formen des Gewebes entsprechen, das verlangte Muster im Relief dar.

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