Titel: Neues Verfahren, die Platten für photographische Bilder zu jodiren; von Hrn. Gaudin.
Fundstelle: Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XCII., S. 363
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XCII. Neues Verfahren, die Platten für photographische Bilder zu jodiren; von Hrn. Gaudin. Aus den Comptes rendus, 1841, 1er semest., Nr. 25, S. 1187. Gaudin's Verf. die Platten für photographische Bilder zu jodiren. Da ich, wie ich dieß in einer früheren Mittheilung schon berichtete, durch die alleinige Wirkung des Lichts und ohne Mithülfe des Queksilberdunstes photographische Bilder erhielt, so bestärkte mich dieß in der Ansicht, daß der Hauptvorgang bei diesem Proceß die Bildung eines unauflöslichen Silbersubjodürs sey. Mein Streben ging daher nach einem Versuche, der diese Frage entscheidet und das vollkommene Gelingen desselben hat nun diese Theorie bestätigt. Ich dachte, wenn das Licht dem Silberjodür Jod entzieht, so müsse eine neue Behandlung mit Joddunst die Einwirkung des Lichts vollkommen wieder vernichten. Ich sezte daher eine jodirte Platte mehrere Minuten lang den directen Strahlen des Sonnenlichts aus, bis sie auf der einen Hälfte sehr dunkel gefärbt war, während ich die andere Hälfte sorgfältig bedekt hatte. Die so veränderte Platte sezte ich hierauf der Einwirkung von Jodchlorür aus; endlich brachte ich sie in die Camera obscura und unterzog sie wie gewöhnlich der Einwirkung des Queksilbers. Ich erhielt auf diese Weise ein Bild, auf welchem das geübteste Auge keinen Unterschied wahrnehmen konnte zwischen der vorher durch die Sonnenstrahlen geschwärzten und der anderen ihrer Einwirkung entzogenen Hälfte. Nichts als eine ganz feine Gränzlinie zwischen ihnen konnte wahrgenommen werden. Zweitens schwärzte ich, wie vorher, am directen Sonnenlicht eine hellgelb jodirte Platte; dann sezte ich sie wieder bis zur Bildung der rothen Schichte dem Jod aus. Diese Platte gab mir, der Camera obscura und dem Queksilberdunste wie gewöhnlich ausgesezt, in einer Minute ein Bild, welches ohne dieses Verfahren 3 bis 4 Minuten bedurft hätte; fern davon also, die Empfindlichkeit des Silberjodürs zu schwächen, wird diese durch das vorgängige Aussezen an dem Lichte gesteigert, vorausgesezt jedoch, daß man am Ende der Operation wie gewöhnlich jeden Zutritt des Lichts verhütet. Ich sezte sogar eine mit Jodchlorür präparirte Platte eine Secunde lang der Sonne aus und erhielt, nachdem ich sie wieder dem Jodchlorür ausgesezt hatte, Bilder, welche höchstens eine Verminderung der Empfindlichkeit zeigten, die ohne Zweifel einzig davon herrührte, daß ich durch ein wiederholtes Behandeln mit Jodchlorür die Wirkung des Sonnenlichts nicht vernichten konnte, ohne die Dike der Schicht sehr zu vergrößern und hiedurch allein die Empfindlichkeit zu vermindern. Offenbar kann man daher in Zukunft die Platten beim Tageslicht jodiren, da man es, streng genommen, sogar in der Sonne thun könnte, wenn man nur gegen das Ende der Operation im Dunkeln operirt. So erhielt ich neulich beim Tageslicht arbeitend in zwei Secunden ein sehr schönes Bild nach der Natur. Aufmerksames Beobachten der ersten Jodschicht auf weißem, vom Tageslicht reichlich beleuchtetem Papier ist von größter Wichtigkeit, weil man hiedurch auf der Platte die geringsten Präparationsfehler entdeken und die später durch das Jodchlorür herbeigeführte Farbenveränderung sehr wohl beurtheilen kann. Mit Jodchlorür präparirte Platten können mit dem rothen Glase in 1/15 Secunde fertige Bilder geben; nichtsdestoweniger sind diese Bilder beinahe immer umzogen (voilées), entweder weil das Glas noch excitirende Strahlen durchgehen läßt, oder weil die Platte troz meiner Sorgfalt, schon früher Eindrüke empfing. Mit dem gelben Glase tritt der Nebel (voile) noch stärker auf, und oft schwärzt sich die der Insolation unterworfene Platte in wenigen Minuten auf der ganzen Oberfläche, während beim alten Silberjodür nach zwei- oder dreistündiger Sonnenwirkung die Schatten noch intensiv sind. Als ich meinen Apparat mit einer Blendung von viermal kleinerer Oberfläche als die Porträt-Blendung versah und das Licht nur 1/4 Secunde zutreten ließ, erhielt ich mit dem rothen Glase kräftige Bilder, welche aber den Anblik höchst verbrannter (rôties au maximum), und deßhalb nicht präsentirbarer Proben darboten. Das gelbe Glas wirkt der Art auf die Jodirung nach dem Claudet'schen VerfahrenEs ist in der folgenden Abhandlung beschrieben. A. d. R., daß ich bei trübem Wetter durchaus erträgliche Bilder erhielt, wenn ich mein Objectiv mit einem gelben Glase maskirte, daher ich glaube, daß die so präparirten Platten für die gelben Strahlen empfindlich sind und folglich auch mit künstlichem Lichte Bilder geben, vorzüglich aber mit der Sideralflamme, welche, ungeachtet ihrer anscheinenden Weiße, dem Sonnenschatten eine rein gelbe Farbe ertheilt.