Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XXI., S. 74
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XXI. Miszellen. Miszellen. Seguier, über die Explosion des Dampfschiffes Julia, nebst einem Vorschlag zur Verhütung ähnlicher Unglüksfälle. Am 18. Julius d. J. explodirte das Dampfboot Julia zu Rotterdam. Das Ungluͤk fand, wie dieß schon oft beobachtet worden ist, in dem Augenblik statt, wo man das Boot in Gang sezen wollte. Ich beabsichtige hier nicht, die Ursache dieser Explosion zu eroͤrtern, welche so vielen Leuten den Tod oder schwere Verwundungen herbeifuͤhrte; sondern nur von dem Schaden zu sprechen, welchen das Schiff erlitt, dessen oberstes Verdek abgerissen wurde. Es soll hier angegeben werden, wie, im Falle selbst einer Explosion, wenn auch nicht das Leben der Passagiere, doch der Koͤrper des Fahrzeuges gesichert werden kann. Das Schiff retten heißt, alle diejenigen, welche von weggeschleuderten Theilen des Kessels, dem ausstroͤmenden siedenden Wasser und dem Dampfe verschont blieben, dem Tode entreißen. Seitdem man auf einem Dampfboot der untern Seine sich uͤberzeugt hat, daß das bloße Springen einer Verbindungsroͤhre von weniger als 2 Zoll Durchmesser zwischen einer Siederoͤhre und dem Koͤrper des Kessels, indem dann das Wasser und der Dampf in den Maschinenraum austreten koͤnnen, hinreichte, um in Zeit von drei Minuten zwei Heizer und den Maschinen-Conducteur zu toͤdten und zu verbrennen, troz des großen Luken-Einschnittes in das Verdek behufs der Beleuchtung und Luͤftung des Maschinenraums – kann man die Dampferzeuger nicht mehr unexplodirbar oder unschaͤdlich nennen. Wovon ich aber vollkommen und fest uͤberzeugt bin, ist, daß, wenn es auch sehr schwer ist, Vorrichtungen zu construiren, welche in allen Explosionsfaͤllen das Leben der im Augenblike des Ungluͤks in ihrer Naͤhe sich befindenden Personen nicht gefaͤhrden, es doch moͤglich, ja leicht ist, deren zu verfertigen, welche explodiren koͤnnen, ohne das sie enthaltende Fahrzeug zu beschaͤdigen oder das Schiff zu zertruͤmmern. Um diesen Zwek zu erreichen, braucht man bei der Construction des Kessels nur das Princip der Vertheilung sowohl der in Dampf zu verwandelnden Fluͤssigkeitsmasse als des gebildeten Dampfes zu beobachten. Die Verfertigung desselben ist dadurch nichts weniger als behindert, vielmehr erleichtert. Ein aus einer Reihe getrennter, obwohl zusammenhaͤngender Kammern, von geringem Durchmesser zusammengesezter Kessel laͤßt sich sehr leicht herstellen; derselbe koͤnnte aus duͤnnem Blech verfertigt werden. Das duͤnne Metall biegt sich leicht und leidet durch die Arbeit keinen Schaden. Die Fortpflanzung des Waͤrmestoffs, welche durch die duͤnne Eisen- oder Kupferwand hindurch schneller vor sich geht, wird den auf diese Weise verfertigten Kesseln eine groͤßere Dampferzeugung sichern, und sie werden auch von laͤngerer Dauer seyn. Die Erfahrung hat schon laͤngst dargethan, daß mit Wasser bedekte duͤnne Platten der Wirkung der Hize weit laͤnger widerstehen, als dike Platten. Die Ausbesserungen solcher Apparate geschehen durch Einsezung neuer Theile an die Stelle der abgenuͤzten. Der Dampfkessel wird auf diese Weise nicht nur ausgebessert, sondern wieder in seinen anfaͤnglichen Zustand gebracht. Es wird sogar durch Versezung der Theile moͤglich gemacht, sie alle gleichmaͤßig abzunuͤzen, indem man sie einen nach dem andern der zerstoͤrenden Einwirkung der Hize aussezt. Im Falle, daß ein Theil Schaden genommen hat, kann die Dampferzeugung nach einer bloßen Aufhebung der Communication mit dem beschaͤdigten Theile wieder fortgesezt werden. Es wird sich mit der Explosion eines abgeheilten Dampfkessels wie mit der eines Pakets Petarden (Schwaͤrmer) verhalten. Jede besondere Quantitaͤt Pulver macht ihre Explosion fuͤr sich; und da sie nicht alle zugleich stattfinden, so wird das Ungluͤk der Explosion auf die Wirkungen eines einzelnen Theiles reducirt. Der Dampfkessel wird sich sogar in einem noch bessern Zustande befinden, als dem aus obigem Vergleich hervorgehenden, indem, sobald eine Abtheilung oder Kammer bricht, sie auch dem in allen andern eingesperrten Dampf Ausgang verschafft und in den meisten Faͤllen schuͤzt. Ich habe einen praktischen Versuch mit einem nach dieser Ansicht construirten Dampfapparat von 20 Pferdekraͤften angestellt; der Plan desselben liegt der Akademie vor. Wasser und Dampf sind in 17 Siederoͤhren von 4 Zoll Durchmesser und 12 Fuß Laͤnge eingesperrt. Ich konnte eine dieser Capacitaͤten durch die Wirkung des Dampfes zerreißen lassen. Die Explosion, welche auf diese Weise auf 1/17 reducirt wurde, drohte keine andere Gefahr als die des Verbrennens durch das Wasser und den Dampf, welche heftig austraten. Diese Construction gewaͤhrt den Vortheil, die Explosion zerfallen zu machen (faire fuser), welchen Ausdruk man mir gestatte, indem er das sagt, was verstaͤndlich gemacht werden soll. Indem die Augenbliklichkeit aufgehoben ist, geht im Kessel vor, was auch in der mit Mehlpulver gefuͤllten Pulverkapsel stattfindet; nach den schoͤnen Versuchen des Hrn. Piobert naͤmlich kann sich, wenn der Raum zwischen den Pulverkoͤrnern erfuͤllt ist, die Masse nur mehr an der Peripherie entzuͤnden, die Gasentwikelung ist aufgehalten und das Ungluͤk vermieden. Mehrere Maschinenbauer haben diese von uns ausgehenden und verbreiteten Ansichten uͤber die fragliche Construction mit Erfolg in Anwendung gebracht, und wenn ich durch die neuerdings vorgefallene Explosion der Julia mich veranlaßt fand, daruͤber zu sprechen, so geschah dieß nur, um mein Bedauern auszudruͤken, noch so wenig Nachahmung zu finden. (Aus den Comptes rendus 1841, 2me semestr. No. 4.) Englische Maschinenschmiere. Man verreibe 1 Theil Queksilber mit 10 Th. Schweineschmalz, seze dann unter stetem Reiben 10 Th. gepulverten Bleiglanz oder Graphit zu, und endlich 10 Th. frische Seife. (Riecke's Wochenblatt 1841, Nr. 21.) Jurgensen's Thermometeruhr für mittlere Temperaturen. In der Sizung der franzoͤsischen Akademie vom 8. Aug. 1836 theilte Hr. Arago mit, daß Hr. Jurgensen, ein beruͤhmter Uhrmacher in Kopenhagen, die gluͤkliche Idee hatte, die Variationen im Gange der Uhren unter dem abwechselnden Einflusse der Kaͤlte und Hize zu meteorologischen Zweken zu benuzen. In gewoͤhnlichen gut construirten Uhren muß jede Veraͤnderung der atmosphaͤrischen Temperatur sich in einer Veraͤnderung des Ganges zeigen. Wird es waͤrmer, so vergroͤßern sich die Dimensionen der Unruhe, wodurch ihre Schwingungen langsamer werden und die Uhr zuruͤkbleibt. Ein Fallen der Temperatur hat die umgekehrte Wirkung, d.h. macht die Uhr schneller gehen. Das langsamer- oder schnellergehen einer Uhr in einer gegebenen Zeit haͤngt also von allen groͤßeren und kleineren Variationen in der Lufttemperatur ab, welche in dieser Zeit eben eintreten. Zu dem gewoͤhnlichen Gebrauch der Uhren, d.h. zur Zeitmessung, war dieser Wechsel im Gange sehr unangenehm und man mußte diesen Uebelstand abzustellen suchen. Man erreichte diesen Zwek mittelst gewisser Theile, welche an das Ende der Radien der Unruhe angebracht, die Wirkung der Ausdehnung dieser Radien ausgleichen und die Anzahl der Schwingungen ziemlich unabhaͤngig machen von der Temperatur. Wollte man nun aber, wie Hr. Jurgensen, aus dem Gange der Uhr thermometrische Beobachtungen abnehmen, so mußte man das Entgegengesezte zu bewirken suchen, die Wirkungen der Ausdehnung naͤmlich nicht aufzuheben, sondern vielmehr zu vergroͤßern suchen. Die Compensationstheile konnten auch hiezu angewandt werden; man brauchte nur den Theilchen, aus welchen sie zusammengesezt sind, eine umgekehrte Richtung geben. Ohne in das Naͤhere von der Construction der Thermometeruhren einzugehen, braucht hier nur gesagt zu werden, daß es Hrn. Jurgensen gelungen ist. denselben durch einen einfachen Mechanismus die noͤthige Empfindlichkeit zu geben. Mit diesem Instrument wird man, welches auch die einzelnen Temperaturen der verschiedenen Augenblike, aus denen der Tag besteht, gewesen seyn moͤgen, da jede Temperatur im Verhaͤltniß ihrer Staͤrke und Dauer einwirkt, angegeben finden in dem summarischen Resultate der Anzahl der Unruhschwingungen, wie sie in der Berechnung der mittleren Temperatur sich haͤtte zeigen muͤssen, wenn man jeden Augenblik eine thermometrische Beobachtung gemacht haͤtte. Wenn man nun auf experimentellem Wege den Temperaturgrad ausfindig gemacht hat, bei welchem der Secundenzeiger genau 86400 Schlaͤge in 24 Stunden macht, so wird die Differenz dieser Zahl und der wirklichen Zahl, welche der Zeiger angibt, zur Berechnung der mittleren Temperatur dienen. Der Beobachter braucht nur alle 24 Stunden eine gut regulirte Pendeluhr mit der Thermometeruhr zu vergleichen; eine vom Kuͤnstler auf experimentellem Wege angelegte Tabelle macht es ihm moͤglich, den beschleunigten oder zuruͤkbleibenden Gang der Uhr in gewoͤhnliche Thermometergrade umzuwandeln. Hr. Arago legte eine von Hrn. Jurgensen verfertigte Uhr dieser Art vor. Dieselbe ist so empfindlich, daß ein Temperaturwechsel um 1° Reaumur sich im Gange der Uhr durch eine Variation von 51 Secunden in 24 Stunden kund gibt. (Aus den Comptes rendus 1841, 2me sem. No. 5.) F. S. Allamand's Mittel gegen die Oxydation des Eisens. Diese metallische (in Frankreich patentirte) Komposition schuͤzt Eisen und Stahl, indem sie in deren Poren dringt vor der Oxydation, ohne ihre Oberflaͤche irgend zu veraͤndern oder die mindeste Rauhigkeit zuruͤkzulassen, so daß Gewehrlaͤufe, Rasirmesser etc. ihre Haͤrte vollkommen behalten. Feiner gearbeitete Gegenstaͤnde nehmen eine weiße, die des Platins uͤbertreffende, Farbe an und behalten nach dem Auftragen der Composition alle Zeichen, Figuren, Buchstaben u.a. Gravuͤren bei, welche vorher darauf waren. Vorschrift. Reines, sogenanntes Malaccazinn 120 Theile. Silberspäne     4    – Rauchschgold   12    – Gereinigtes Wismuth   12    – Gereinigtes Zink 12 Theile. Spießglanzkoͤnig   4    – Salpeter 11    – Sal Persicariae (Alkali aus dem Wasserpfeffer herba Persicariæ, Polygonum Hydropip. Linn.)   1    – Reinigung. – Das Zinn wird 18mal fuͤr sich besonders geschmolzen. (!) Bei jeder Schmelzung soll es ungefaͤhr 20 Minuten der Hize ausgesezt bleiben, und die auf der schmelzenden Oberflaͤche sich zeigenden Unreinigkeiten werden stets abgenommen; hierauf gießt man es in eine Lauge von gleichen Theilen Rebholz- und Persicaria-Asche. – Das Wismuth, der Spießglanzkoͤnig und der Zink werden ebenfalls jedes besonders geschmolzen, doch jedes nur zweimal; man gießt sie in einen Einguß vorsichtig ab, so daß die fremdartigen Theile am Boden des Schmelztiegels bleiben. – Das Rauschgold bedarf keiner Reinigung. Legirung der Substanzen. – Man schmilzt das Zinn zuerst, sezt das Silber in kleinen Stuͤkchen hinzu, nach ein paar Minuten das Rauschgold, dann Wismuth und Zink, eines nach dem andern. Sobald man an den Flammen werkt, daß die Legirung vor sich gegangen ist, wirft man die beiden Salze mit einander hinein, laͤßt sie lebhaft brennen und ruͤhrt dabei die Legirung mit einem Eisenstaͤbchen um, schaͤumt sorgfaͤltig ab und gießt sie dann in irgend ein Gefaͤß, um sie aus diesem aufzutragen. Verfahren beim Auftragen. – Ehe man das Eisen oder den Stahl in das Gefaͤß taucht, welches die fluͤssige Metallmasse enthaͤlt, muß seine Oberflaͤche mit einer Mischung von 100 Theilen Salmiak und 5 Th. Weinstein stark gerieben werden; hierauf taucht man den Gegenstand ein, laͤßt ihn aber nur ein paar Augenblike darin, und bis man ihn mit einer gewissen Menge der Substanz bedekt findet. Man zieht ihn dann wieder heraus und bringt ihn in eine Holzbuͤchse von der Form des Gegenstandes, in welcher sich etwas Salmiak und Weinstein, in oben erwaͤhntem Verhaͤltniß gemengt, befinden, und reibt ihn dann wieder mit einer Handvoll Werg, indem man etwas von diesem Pulver auf die Oberflaͤche wirft. – Bei dieser Gelegenheit verliert das Eisen seine Farbe und nimmt die des Silber an. Hierauf taucht man den Gegenstand nochmals auf ein paar Augenblike in die Metallmasse, zieht ihn wieder heraus, und reibt ihn noch einmal leicht mit Werg ab, um die uͤberschuͤssigen Antheile der Substanz hinwegzunehmen. Wenn er vollkommen rein und glatt ist, taucht man ihn in kaltes Wasser, in welches man ein halbes Procent 40gradigen Weingeist schuͤttete. Man troknet hierauf den Gegenstand mit einem Leinentuch sorgfaͤltig ab, reibt ihn dann eben so sorgfaͤltig mit befeuchtetem, sehr feinem Sand, um die Dunstsieken herauszubringen, hierauf noch mit trokenem Sand, dann mit einem Leinentuch, und endlich mit Leder. – Nach allen diesen Operationen, welche schnell vor sich gehen muͤssen, bleibt das Eisen vor den Angriffen des Sauerstoffs vollkommen geschuͤzt und erhaͤlt, sorgfaͤltig behandelt, seine ganze Weiße. (Echo du monde savant 1841, No. 655.) Auflöslichkeit der Kieselerde im Wasserdampf. Jeffreys theilte der Versammlung brittischer Naturforscher in Glasgow einen von ihm im Großen angestellten merkwuͤrdigen Versuch mit, uͤber das Vermoͤgen der Kieselerde sich in betraͤchtlicher Menge in Wasserdampf von hoher Temperatur aufzuloͤsen. Der Dampf wurde in einen großen Ofen, in welchem man Thonwaaren brennt, geleitet. Die Temperatur uͤberschritt den Schmelzpunkt des Roheisens und es loͤsten sich bei diesem Verfahren mehr als 200 Pfd. Kieselerde in dem Wasserdampf. Es scheint nicht allein Aufloͤsung, sondern auch Fortfuͤhrung der Kieselerde durch den Dampf stattgefunden zu haben, denn es hatten sich an der Stelle, wo der Dampf aus dem Ofen herausstroͤmte, mehrere Pfund Kieselerde in der Form eines Schnees abgesezt. (Aus der Biblioth. univers. Okt. 1840 in den Annalen der Chemie und Pharmacie, Aug. 1841.) Verbesserung in der Phosphorbereitung. Bei dem gewoͤhnlichen Verfahren, Phosphor zu bereiten, entwikeln sich auf einmal so viele Gase, daß eine Explosion zu befuͤrchten ist. Um dieß zu vermeiden, erhize man das Gemenge von saurem phosphorsaurem Kalk, Kohle und etwas Schwefelsaͤure gehoͤrig in einem kupfernen Gefaͤße, dessen Boden vorher zum Rothgluͤhen gebracht worden ist. Diese Temperatur ist hinreichend, um alles Wasser auszutreiben, welches gewoͤhnlich 10–15 Proc. betraͤgt. Es entbindet sich dann viel weniger Phosphorwasserstoffgas. Am besten ist es, anfangs nur ungefaͤhr 1 Proc. Kohlenpulver mit dem phosphorsauren Kalk zu vermengen und erst, nachdem das Gemenge zum Rothgluͤhen erhizt worden ist, den Rest der gluͤhenden Kohle zuzusezen, um das Wasser und die Schwefelsaͤure zu verfluͤchtigen, denn wenn alle Kohle auf einmal zugesezt wird, faͤngt das Wasser an sich in dem Zeitpunkt zu verfluͤchtigen, wo der Phosphor frei wird und verdampft. Wenn man auf diese Art verfaͤhrt, entwikelt sich sehr wenig Phosphorwasserstoffgas und man erhaͤlt einen viel reineren Phosphor; derselbe braucht auch nicht nochmals destillirt zu werden, denn das darin zuruͤkbleibende Phosphoroxyd kann durch Behandlung desselben mit verduͤnnter Salpetersaͤure bei 48–52° N. leicht in reinen Phosphor und Phosphorsaͤure zersezt werden. (Athenæum, No. 720.) Neue, einfache Methode, Kupfer und Messing auf sogenanntem nassem Wege mit Platin zu überziehen. Um auf nassem Wege Kupfer oder Messing mit einer fest haftenden, hell glaͤnzenden Platinschicht zu uͤberziehen, verfaͤhrt man nach Hrn. Dr. Boͤttger folgendermaßen: Man loͤst einen Theil festes Chlorplatin in ungefaͤhr 100 Theilen Wasser auf und sezt zu dieser Loͤsung acht Theile reines Kochsalz (wobei ein kleiner Ueberschuß an lezterem nichts schadet) oder man nimmt (und zwar duͤrfte dieses Verfahren jenem noch vorzuziehen seyn) einen Theil Ammoniumplatinchlorid (sogenannten Platinsalmiak) und acht Theile gewoͤhnlichen Salmiak, uͤberschuͤttet beides in einer Porzellanschale mit 32 bis 40 Theilen destillirten Wassers, erhizt das Gemeng zum Sieden, und legt dann die mit verduͤnnter Salzsaͤure und Sand blank gescheuerten, kupfernen oder messingenen Gegenstaͤnde hinein. In wenig Secunden schon sieht man dann leztere mit einem fest hiftenden Platinuͤberzuge sich bekleiden. Die so behandelten Gegenstaͤnde werden hierauf mit geschlaͤmmter Kreide gepuzt, mit Wasser abgewaschen und getroknet. Auf diese Weise ließen sich vielleicht aus Kupfer oder Messing gefertigte physikalische Instrumente, ferner die zur Akupunktur dienenden Kupfernadeln und andere Gegenstaͤnde sehr einfach und dauernd vor Oxydation schuͤzen. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Aug. 1841.) Ueber Verzinnung und Verzinkung des Kupfers und Messings auf nassem Wege. Bereitet man sich durch Kochen von sogenannter Zinnasche und Aezkalilauge eine Loͤsung von Zinnoxydkali und wirft dann in diese geraspelte Zinnspaͤne und blank gebeizte Kupfer- oder Messingplatten, so sieht man leztere, bei fortgeseztem Kochen und vollstaͤndiger Beruͤhrung mit den Zinnspaͤnen, in wenig Minuten sich mit einer festhaftenden spiegelblanken Zinnschicht uͤberziehen; eine Methode, die sich wegen ihrer Einfachheit und schnellen Ausfuͤhrung sehr empfiehlt. Ueberschuͤttet man granulirtes Zink mit einer Aufloͤsung von Chlorzink (salzsaurem Zinkoxyd) und kocht damit kupferne oder messingene Gegenstaͤnde, jedoch mit der Vorsicht, daß diese fortwaͤhrend beim Kochen mit dem granulirten Zinke in Beruͤhrung bleiben, so sieht man innerhalb weniger Minuten, in Folge der stattfindenden galvanischen Zersezung des Chlorzinks, die kupfernen Gegenstaͤnde sich mit einer fest haftenden Zinkschicht belegen. (Dr. Boͤttger in den Annalen der Chemie und Pharmacie, August 1841.) Ueber die nährende Eigenschaft der Gallerte. Hr. Magendie hat der franzoͤsischen Akademie im Namen der schon seit 10 Jahren fuͤr diesen Gegenstand ernannten Commission, welche seitdem in ihrem Personal manchen Wechsel erfuhr, gegenwaͤrtig aber aus den HHrn. Thenard, d'Arcet, Dumas, Flourens, Serres, Breschet und ihm selber besteht, einen aͤußerst umfangreichen Bericht erstattet, von welchem wir die Hauptresultate wiederzugeben uns begnuͤgen muͤssen. Wir werden, sagt der Bericht, in den Schluͤssen aus diesem ersten Theil unserer Arbeit eine sehr zuruͤkhaltende Vorsicht beobachten, und warum sollten wir das nicht, nachdem wir vor Allem erwiesen haben, daß die Wissenschaft in allem, was die Theorie der Ernaͤhrung anbelangt, noch in der Kindheit ist? – Doch glauben wir, daß folgende Saͤze durch unsere Erfahrungen nachgewiesen und unbestreitbar sind. 1) Durch kein bekanntes Verfahren kann aus den Knochen ein Nahrungsmittel ausgezogen werden, welches fuͤr sich oder mit andern Substanzen vermengt, das Fleisch selbst ersezen koͤnnte. 2) Die Gallerte, der Eiweißstoff, das Fibrin (Faserstoff), jedes fuͤr sich genommen, ernaͤhren die Thiere nur auf eine sehr beschraͤnkte Zeit und sehr unvollkommen. In der Regel erzeugen diese Substanzen bald einen unuͤberwindlichen Ekel, so daß die Thiere endlich lieber Hungers sterben, als davon verzehren. 3) Dieselben naͤheren Bestandtheile werden, wenn man sie kuͤnstlich vereinigt und ihnen durch Wuͤrzung einen angenehmeren Geschmak gibt, mit weniger Widerstand und laͤngere Zeit fort eingenommen, als jedes fuͤr sich; sie wirken jedoch am Ende auf die Ernaͤhrung doch nicht besser ein, denn die Thiere, welche davon, und zwar in betraͤchtlichen Mengen genießen, sterben endlich mit allen Zeichen einer vollkommenen Entkraͤftung durch Hunger. 4) Das Muskelfleisch, in welchem die Gallerte, der Eiweißstoff und das Fibrin nach den Gesezen der organischen Natur vereinigt enthalten und mit andern Substanzen, wie den Fetten, Salzen u.s.f. verbunden sind, genuͤgt, sogar in sehr kleiner Quantitaͤt, zur vollkommenen und andauernden Ernaͤhrung. 5) Die rohen Knochen haben denselben Vorzug; allein die in 24 Stunden verzehrte Menge muß weit groͤßer seyn als beim Fleisch. 6) Alle Arten der Zubereitung, wie das Kochen in Wasser, die Einwirkung der Salzsaͤure, vorzuͤglich aber die Umwandlung in Gallerte, vermindern die ernaͤhrende Eigenschaft der Knochen und scheinen sie in gewissen Faͤllen sogar derselben ganz zu berauben. 7) Die Commission will sich jedoch zur Zeit noch nicht uͤber die Anwendung der Gallerte in Verbindung mit andern Nahrungsmitteln zur Ernaͤhrung des Menschen aussprechen. Sie sieht ein, daß directe Versuche allein nur im Stande sind, uns hieruͤber auf bestimmte Weise aufzuklaͤren. Sie beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig mit diesen, und ihre Resultate werden in einem spaͤteren Bericht mitgetheilt werden. 8) Der Kleber, so wie er aus dem Weizen- oder Maismehl gewonnen wird, kann fuͤr sich allein vollkommen und andauernd ernaͤhren. 9) Die fetten Koͤrper, als einziges Nahrungsmittel, erhalten das Leben einige Zeit lang, allein sie verursachen eine unvollkommene und unregelmaͤßige Ernaͤhrung, bei welcher sich das Fett in allen Geweben, bald im Zustande des Oleins und Stearins, bald als beinahe reines Stearin anhaͤuft. (Aus den Comptes rendus, 1841, 2me semestr. No. 5) Heilung der Muscardine durch das Fütterungsregime für die Seidenwürmer. Hrn. Andouin's analytische Arbeiten und das von Hrn. Bérard vorgeschlagene Mittel bewiesen, daß eine vollkommene Analogie stattfindet zwischen dem die Faͤulniß des Getreides hervorbringenden Brand (uredo) und dem Keim der Muscardine. Diese Aehnlichkeit leitete Hrn. Gaudibert-Barret, von Carpentras, bei der Erklaͤrung der bei der Muscardine beobachteten Heilwirkung des Staubes von ungeloͤschtem Kalk, welchen er schon seit mehreren Jahren bei seiner Seidenwuͤrmerzucht in Anwendung bringt. Da der gebrannte Kalk die Eigenschaft hat, der Entwikelung der Faͤulniß des Getreides Einhalt zu thun, so ersieht man daraus, warum die mit demselben Staub bestreuten Seidenwuͤrmer niemals Opfer der Muscardine wurden. Hrn. Gaudibert's Verfahren ist ein wahres Heilmittel. Allein der Kalk hat zwei Fehler: er ist kein so entschiedenes Specificum gegen die Faͤulniß, wie das schwefelsaure Kupfer (blauer Vitriol). Daher muß dieses auch das sicherste Mittel gegen die Verheerungen der Muscardine seyn; man muͤßte eine starke Dosis Kalk nehmen, um einen eben so guten Erfolg wie mit dem blauen Vitriol zu erhalten. Der Kalk kann aber, wo er in zu großer Quantitaͤt hinkommt, das Gewebe und die Epidermis der Seidenwuͤrmer angreifen. Wir schlagen daher vor, zur Heilung der mit der Muscardine behafteten Seidenwuͤrmer schwefelsaures Kupfer in das Fuͤtterungsregime dieser Insecten eingehen zu lassen; man braucht die damit behafteten Wuͤrmer nur mit Maulbeerblaͤttern zu fuͤttern, welche mit einer Kupfervitriolloͤsung von 1/2 bis 2 1/2 Loth in 3 Pfd. Wasser besprengt wurden. Die mit dieser Fluͤssigkeit besprengten oder begossenen Blaͤtter werden vorher der Luft ausgesezt, damit sie ihre uͤberfluͤssige Feuchtigkeit verlieren, und dann den kranken Wuͤrmern gereicht. Dieses Verfahren sollte nicht nur in jenen Seidenzuchtkammern beobachtet werden, wo die Muscardine sich schon zeigt, sondern auch in allen Magnanerien, wo man nur feuchte Blaͤtter haben kann. Endlich sollte man an heißen und feuchten Tagen mit blauem Vitriol besprengte Blaͤtter anwenden; das Heilmittel wuͤrde auf diese Weise mit dem Nahrungsmittel verzehrt und man wird das Uebel so am besten abwenden oder heilen. In Faͤllen, wo das Fuͤtterungsregime einige Gefahr haͤtte oder unzulaͤnglich waͤre, um das Uebel ganz zu zerstoͤren, koͤnnte man seiner Wirkung mit jener des Kohlenstaubes nachhelfen, welcher zuvor in die Aufloͤsung des schwefelsauren Kupfers gebracht und dann ausgetroknet, auf die Seidenwuͤrmer gestreut wird. Mittelst der Nahrung wuͤrde dann der Kupfervitriol dem Wurm innerlich beigebracht, mittelst der vitriolisirten Kohle durch die Haut aufgesaugt werden. H. de Villeneuve. (Echo du monde savant 1841, No. 656.) Neues System der Seidenspinnerei mit Anwendung des Kohlenwasserstoffgases statt des Wasserdampfs. Dieses neue System des Hrn. Jules Renaux besteht aus drei Hauptoperationen, bei deren jeder das Gas das Hauptagens ist. Die erste ist das Erstiken der Puppe, die zweite das Spinnen der Seide, die dritte die Beleuchtung der Stuben waͤhrend der Nacht, damit die Arbeit nicht unterbrochen werde. Die Abspinnung, welche nach dem bisherigen Verfahren gewoͤhnlich drei, manchmal vier Monate dauert, erfordert nur mehr fuͤnfzig oder sechzig Tage, und koͤnnte zur guͤnstigsten Jahreszeit, naͤmlich im Junius und Julius, geschehen; da es nun eine anerkannte Thatsache ist, daß das Ergebniß von den Cocons im umgekehrten Verhaͤltnis steht zu der zum Abspinnen verwendeten Zeit, so bringt schon diese einzige Neuerung, indem sie die Dauer der Abspinnung um die Haͤlfte verkuͤrzt, einen Gewinn von 5 bis 10 Proc. am Ergebniß herbei. Zahlreiche und neue Versuche haben dargethan, daß beim Erstiken der Cocons das Kohlenwasserstoffgas, indem es die Raupe toͤdtet, durchaus weder das Cocon noch die Seide beschaͤdigt, aus welcher es besteht, daß es aber im Gegentheil dieselben lange und unbestimmte Zeit gegen Motten und Wuͤrmer schuͤzt. Diese Operation findet bei einer Temperatur von 12–16° R. statt, welche auf das Gewebe oder den Faden der Cocons nicht schaͤdlich einwirken, am allerwenigsten sie verbrennen kann, wie dieß oft beim Erstiken auf dem Ofen der Fall ist. Dieses Resultat ist von großer Wichtigkeit, denn die Spinner wissen sehr wohl, daß vorzuͤglich von der Erstikung der Abfall der Cocons bei der Behandlung der Seide im Beken abhaͤngt; nun hat aber das Gas eine so geringe Einwirkung auf dieses Product, daß die Spinnerinnen, welche, ohne es zu wissen, durch Gas erstikte Cocons abhaspeln, eine so ergiebige Ausbeute erhielten, daß sie glaubten, frische Cocons, deren Wuͤrmer noch lebten, abgesponnen zu haben. Vergleicht man die Erstikung mittelst Gases nur in dieser Beziehung mit jener durch Dampf, so wird man sich uͤberzeugen, daß schon wegen des Abfalls das Gas den Vorzug verdient, weil es gar keinen der Uebelstaͤnde mit sich fuͤhrt, welche dem gegenwaͤrtigen Verfahren zum Vorwurf gereichen. In der That bewirkt der Dampf eine Erweichung und einigermaßen eine Kochung der Cocons; er schmilzt und erweicht das Gummi, welches der Wurm bei seiner Arbeit absezte und das die Faden vereinigt und aneinander klebt; er entartet endlich die Arbeit des Wurms so, daß die schwachen oder unvollkommenen Cocons sich zu Grunde richten und Schaden nehmen, und diejenigen, in welchen der Wurm bereits todt oder auch nur krank ist, schmelzen oder flekig werden, auch durch ihre Beruͤhrung mit den guten und gesunden Cocons vielen Schaden anrichten und endlich eine groͤßere Anzahl jener Cocons geringerer Qualitaͤt erzeugen, welche Chiques genannt werden. Aber der Verlust durch das Erstiken mittelst Dampf ist noch betraͤchtlicher beim Schlagen (Purgiren), wobei die Spinnerin die losen Faͤden sucht, um sich zum Spinnen anzuschiken. Die in den Coconsfaͤden durch die Erweichung des Gummi's angerichtete Stoͤrung erzeugt viel mehr lose Faͤden (frisons) und die Ausbeute an Seide wird um so viel geringer, je oͤfter man wieder zu schlagen anfangen muß, und je haͤufiger der Cocon sich wieder losmacht. (Echo du monde savant 1841, No. 658.) Ueber die Erdeichel und ihre Cultur auf Steppen behufs der Oehlgewinnung; von M. V. Chèse. Hr. Philippau las in der Sizung der Société centrale d'agriculture vom 18 August einen Bericht uͤber die Cultur der Erdeichel (Arachnis hypogaea), welche dieser Gelehrte in Senegambien im Großen, und dann im Departement der sandigen Haiden (Landes) im Jahre 1840 in einer Ausdehnung von sechs Hektaren betrieb. Nachdem der Berichterstatter die Geschichte dieses Oehlgewaͤchses entworfen, welches in den Halden fruͤher schon cultivirt und dann wieder aufgegeben wurde, spricht er von den neuen Versuchen, welche Hr. Chèse in verschiedenen Bodenarten und Lagen in der Umgegend von Dan (Depart. d. Haiden) anstellte. Der Anbau dieser Pflanze kann nach seinem Dafuͤrhalten zur Nuzbarmachung eines als steril betrachteten Bodens dienen, paßt vorzuͤglich fuͤr die Haiden und traͤgt dreimal mehr als der Getreidebau. Die Kosten des Anbaues einer Hektare schaͤzt er auf 300 bis 350 Fr. Die Englaͤnder bieten 50 Cent, fuͤr das Kilogramm. Die Kosten der Saat schlaͤgt er auf 38 Fr. an. 2250 Kilogr. der Frucht wurden von der Hektare erhalten, und es scheint, daß man hievon 1650 Kilogr. Eicheln und 825 Kilogr. Oehl gewinnen kann. Dieses Oehl scheint sehr große Vorzuͤge zu besizen, und wenn auch die Schriftsteller uͤber Landwirthschaft wegen seines Ranges nicht einig sind, welchen einige jenem des Olivenoͤhls noch vorsezen, so ist es doch gewiß, daß es den guten Speiseoͤhlen beigezaͤhlt werden kann Die HHrn. Payen und Henry schlagen das Ergebniß der Erdeicheln an Oehl auf 47 Proc. ihres Gewichts an; vorzuͤglich halten sie dieses Oehl zur Bereitung der Toilettenseifen sehr geeignet, so wie als Ersazmittel des Suͤßmandeloͤhls, welchem es mehr gleicht als dem Baumoͤhl. Hr. Chèse schreibt ihm die beste QualificationOualification als Speise- und Brennoͤhl zu und fuͤhrt als Beleg hiefuͤr seine Anwendung in Senegambien und Amerika an. Ulloa sagt, daß der Kuchen der Erdeichel nach dem Auspressen des Oehls viel Sazmehl enthalte und, mit Mehl vermengt, zur Bereitung verschiedener Pasten und namentlich eines Surrogats fuͤr die Chocolade dienen kann. Prout hat dargethan, daß dieß kein Sazmehl, sondern eine stikstoffhaltige Substanz ist, welche er mit dem Namen Caseum (Kaͤsestoff) bezeichnete, was die HHrn. Payen und Henry bestaͤtigten, welche fanden, daß die Preßkuchen als Viehfutter sehr großen Werth haben. Schließlich glaubt der Berichterstatter, daß die Erdeichel eine Pflanze von sehr großer Wichtigkeit sey und die ungeheure Menge des jaͤhrlich in Frankreich eingefuͤhrten Baumoͤhls, dessen Werth sich auf beilaͤufig 30,000,000 Fr. belaͤuft, vermindern koͤnnte. Uebrigens duͤrfte diese Pflanze nur in den mittaͤglichen Gegenden Frankreichs gedeihen, wo sie sehr große Vortheile darboͤte. Ein kieselkalkiges oder kieselthoniges, zartes, lokeres und reiches Erdreich ist das geeignetste dafuͤr; zum Urbarmachen der Haiden nach der Zersezung der vegetabilischen Substanzen ist dieser Culturzweig sehr passend, und in durch Fluͤsse angeschwemmter Erde kann man des Erfolges gewiß seyn. Sie muß als ausgejaͤtete und erstikende Pflanze behandelt werden; man zieht sie in Reihen und saͤet sie, wenn kein Reif mehr zu fuͤrchten ist. Waͤhrend der Bluͤthe soll zweimal umgearbeitet und einmal die Pflanze zusammengebunden und mit Erde umschuͤttet werden. (Echo du monde savant, 1841, No. 658.)