Titel: Fr. Berndt's Methode, hochgeäzte Zeichnungen auf Stein solchergestalt zu fertigen, daß man Metallabgüsse davon nehmen kann, und ein verbessertes Verfahren, in Stein zu graviren.
Fundstelle: Band 82, Jahrgang 1841, Nr. LXXXIV., S. 384
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LXXXIV. Fr. Berndt's Methode, hochgeaͤzte Zeichnungen auf Stein solchergestalt zu fertigen, daß man Metallabguͤsse davon nehmen kann, und ein verbessertes Verfahren, in Stein zu graviren. Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen 1841, 3te Lieferung. Berndt's Methode, hochgeäzte Zeichnungen auf Stein zu fertigen. 1. Verfahren hoch zu äzen. Bestandtheile der chemischen Tusche oder Farbe. – 3 1/2 Loth Unschlitt, 6 Loth weißes Wachs, 6 Loth Seife, 4 1/2 Loth Schelllak, 3 Loth Mastix, 1 Loth frische Butter, 1/2 Loth mittelst Lavendelöhl aufgelöstes Federharz, 2 1/2 Loth Ruß. Zubereitung der chemischen Tusche oder Farbe. Man schabe die Seife, das weiße Wachs und das Unschlitt ganz fein, zerstoße den Schelllak und Mastix ebenfalls fein, und lasse die genannten Bestandtheile in einem eisernen Tiegel, bei mäßigem Feuer, zerfließen, gebe die Butter und das Federharz hinzu, und rühre Alles gut durcheinander. Alsdann zünde man die ganze Masse an, und lasse sie zwei Minuten lang brennen, lösche sie darauf (durch Aufdeken eines eisernen Dekels) wieder aus. Nach diesem reibe man diese Masse auf einer gewärmten eisernen Platte mit einem steinernen Läufer wenigstens 1/2 Stunde tüchtig durcheinander; gebe alsdann den fein abgeriebenen Ruß hinzu, und beginne das Durcheinanderreiben nochmals 1/4 Stunde lang; erwärme das Ganze endlich, bis es flüssig wird, und gieße es in runde oder vierekige metallene Formen (je nachdem man die Stüke wünscht) aus. Ist die Masse kalt geworden, so verwahre man die Stüke in einem Glase, mit Blase zugebunden, vor der Luft und dem Staube. Den besten Stein zu diesem Zwek bezieht man aus Bayern. Er muß von reinster gelblichblauer Masse seyn, und wird, nachdem er mit Bimsstein aufs feinste geschliffen, mit dem besten Terpenthinöhl mager abgerieben, alsdann mit reinem Wasser abgewaschen, und wenn er wieder troken ist, mit dem Ballen der flachen Hand nochmals abgerieben. Die Umrisse des Gegenstandes zeichne man mit Bleistift sehr fein auf den Stein, oder pausche sie durch. Alsdann lege man rechts und links neben die zwei Seiten des Steins zwei Klöze, welche ungefähr 1/4 Zoll höher als der Stein sind. Ueber diese kommt ein waagerecht gelegtes Brett, welches 3 Fuß lang, 3/4 Fuß breit und 1 1/2 Zoll dik ist. Auf dieses legt man sich beim Arbeiten mit beiden Armen auf, um mit der Hand den Stein nicht zu berühren. Nun reibt man die Tusche (oder Farbe) in eine Porzellanschale ungefähr 1/2 Messerrüken dik troken an, so daß die inwendige Fläche der Schale allenthalben bedekt ist. Das Auflösen derselben geschieht mit reinem Regenwasser unter Beihülfe des mittleren Fingers der rechten Hand. Anfänglich gießt man beim Aufreiben 8 bis 10 Tropfen Regenwasser bei, reibt es langsam auf, und gießt immer mehr zu, bis die Tusche nach und nach die substanziöse Dike hat, daß sie beim Hin- und Herbewegen der Schale ziemlich langsam fließt, und somit ungefähr um 2/3 substanciöser ist, als die gewöhnliche Tusche zum Lithographiren. Es ist sehr gut, sich daran zu gewöhnen, die Tusche beim Zeichnen so dik als nur immer möglich zu halten. Die lithographische Stahlfeder hiezu muß durchaus von gewalztem weißem Stahle gefertigt seyn, einen ziemlich langen Spalt und einen starken Schnabel haben. Der Zeichner muß die Feder vollkommen in seiner Gewalt haben, um jede beliebige Strichlage aufs schärfste und saftigste zu geben. Alle Strichlagen suche man immer möglichst eng zu halten; die ganze Zeichnung muß überhaupt aufs effectvollste und klarste ausgeführt werden, und stets auf dem Steine um fast die Hälfte dunkler gehalten werden, als man es beim Abdruk auf dem Papiere wünscht. Besondere Reinlichkeit ist dem Zeichner zu empfehlen, insbesondere darf kein Staub je auf die Zeichnung kommen; vor Correcturen hüte man sich hauptsächlich, und sollte man ja einmal in etwas fehlen, so hebe man das Unrichtige mit einem breiten Radirmesser so vorsichtig von der Oberfläche des Steins hinweg, daß lezterer ja nicht beschädigt wird. Mit einem kleinen und feinen Stükchen Bimsstein schleift man alsdann die fehlerhafte Stelle etwas auf, präparirt sie wieder mit Terpenthinöhl, und arbeitet so das Fehlerhafte nach. – Einen Ton durch Schwarzanlegen und nachheriges Herauskrazen mit der Nadel bewerkstelligen zu wollen, ist durchaus unanwendbar. – Das Anwenden der lithographischen Ziehfeder bei geraden, scharfen Linien ist sehr zu empfehlen. – Die Tusche muß man des Winters viermal, des Sommers jedoch sechs- bis achtmal des Tages frisch anreiben. Ist die Zeichnung nun geendet, so stelle man sie mit der Rükseite des Steins in der Nähe eines mäßig geheizten Ofens senkrecht auf, so lange, bis der Stein lauwarm ist. Im hohen Sommer jedoch ist dieß unnöthig. Nachdem umgibt man die Oberfläche des Steins mit einem 1 Zoll hohen Wachsrande, und nun beginnt das Aezen. Auf ein halbes Seidel (Schoppen) reines, möglichst kaltes Wasser nehme man 120 Tropfen Scheidewasser), 20 Tropfen Phosphorsäure und 5 Tropfen Salzsäure; gieße zu dieser Säurenmischung 1/8 Seidel einer Auflösung von feinstem arabischem Gummi in Wasser bereitet, welche vorher durch ein Stük feine Leinwand geseihet worden, schüttle das Ganze etwas durcheinander, und lasse es in einer Flasche zugestopft 1 bis 2 Stunden lang stehen. Dieses ist die fertige Säure zum Aezen. Da jedoch die Stärke oder Schärfe genannter Säuren nicht in allen Städten und Ländern gleich ist, so kann man sich die ziemlich richtige Stärke der Säure danach abnehmen, daß dieselbe beim Aufgießen auf den Stein in feinstem Schaume ganz weiß und mäßig milchig wird, ohne jedoch im Entferntesten stark zu brausen, und demnach ungefähr um 2/3 stärker ist, als die Säure, welche man zum Aezen der gewöhnlichen lithographirten Zeichnungen nimmt. Man gießt nun diese Säure auf den Stein in den eingeschlossenen Wachsrand ungefähr einen starken Messerrüken hoch. Der Stein muß genau waagerecht liegen, damit die Säure auf jede Stelle gleichmäßig wirke. Es entstehen nun während des Aezens auf dem Steine, besonders am Rande der Strichlagen, unzählige kleine Bläschen, welche man mit einem ganz zarten und feinen, gewöhnlichen, 1/2 Finger diken Malerpinsel fortwährend wegstreicht, da sie dasAnmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Der Verfasser hat unterlassen, sowohl die Stärke der Salpetersäure und Salzsäure näher zu bezeichnen, als auch eine Mittheilung zu machen, wie concentrirt die Auflösung der Phosphorsäure seyn solle.A. d. O. gleichmäßige Aezen beeinträchtigen. Wenn man zum erstenmal die Säure aufgießt, läßt man sie ungefähr 5/4 Minuten lang wirken, gießt sie nachdem ab, und spült den Stein mit klarem, möglichst kaltem Brunnenwasser rein ab, stellt ihn senkrecht an die Wand, damit das Wasser ganz ablaufe, bis er ganz troken ist, und beginnt alsdann das Aezen zum zweitenmal ebenfalls 3/4 Minuten lang, spült den Stein abermals mit Brunnenwasser rein ab, läßt ihn troken werden, und wärmt ihn (mit der Rükseite gegen den Ofen gestellt) wiederum 5 bis 6 Minuten lang. So fährt man mit dem Aezen fort, bis daß man bei allmählichem Höherwerden der Zeichnung die Säure nach und nach schwächer nimmt (durch Wasserzugießen); das Wärmen wird nach jedesmaliger Aezung wiederholt. Je höher man die Zeichnung bringt, desto leichter und reiner kann sie später der Buchdruker druken, doch darf man das Hochäzen nicht übertreiben wollen, da sonst die Säure die Striche unterfrißt, sie unrein und zum Abgießen sehr erschwerend macht. Sehr gut ist es, wenn man die Zeichnung nicht in einem Tage gleich fertig zu äzen braucht.Ueber obiges Hochäzen habe ich noch nachträglich beizufügen, daß man, wenn auf der Zeichnung sehr feine Töne vorkommen, welche die bezeichnete Höhe der Aezung natürlich nicht erreichen können, und, wenn man glaubt, daß diese feinen Strichlagen ungefähr etwas höher als breit sind (die einzelnen Striche), diese Töne nun als fertig betrachtet, und das übrige stärkere mit einem zarten gewöhnlichen Malerpinsel allein weiter äzt. Es werden diese Strichlagen später beim Druken dennoch nicht schmuzen, da die Walze nicht hinein kann. Hat die Zeichnung endlich die nöthige Höhe erreicht, welche ungefähr diese Stärke betragen muß (), so löst man die Tusche mit Terpenthinöhl (und feinem Makulaturpapier) rein auf, wäscht den Stein mit Seifenwasser mehrmals ab, troknet ihn mit feiner Leinwand, und entsäuert (?) ihn alsdann mit einer Mischung von acht Theilen Wasser und einem Theil Essig, indem man ihn damit überstreicht. Ist der Stein abermals troken, so wird man nun die Zeichnung aufs schärfste und reinste zum Abgießen in Metall vollendet finden. Daß das Stereotypiren (Abgießen in Metall) mit möglichster Sachkenntniß geschehen müsse, ist um so dringender nöthig, als die feinsten Nüancen, die höchste Schärfe und Reinheit auf der Matrize (Gypsform) vorhanden seyn, und in diese das feinste Letterngut gegossen, das Original (die Steinäzung) aufs genaueste wiedergeben muß. Ich habe meine hochgeäzten Zeichnungen meist in der Buchdrukerei und Schriftgießerei des Hrn. Sollinger in Wien stereotypiren lassen, welcher nach der englischen Methode (mit Senkkasten und Metallkessel) arbeitet, die bereits schon lange in ganz Deutschland und Frankreich als die vorzüglichste Methode angewendet wird. Jeder Schriftgießereibesizer kennt dieß Verfahren so genau, daß sicher auch in Berlin von hochgeäzten Steinzeichnungen vollkommene Abgüsse werden erhalten werden. Es gehört zu diesem Abgießen eine bedeutende Vorrichtung und ziemlicher Raum. Erfahrung und fortwährendes Ausüben ist dabei unumgänglich nöthig, und es darf deßhalb meist nur von ein und derselben Hand bewerkstelligt werden. Hat man nun von dem Stein einen vollkommen guten Abguß, so ist es es nöthig, die größeren, weiß bleibenden Stellen mit dem gewöhnlichen Kupferstecher-Grabstichel auszustechen, oder mehr zu vertiefen. Je größer der weiß bleibende Raum ist, desto tiefer muß man ihn ausheben, um das spätere Schmuzen beim Druken zu verhindern. Es gehört zu diesem Ausstechen eine ziemliche Gewandtheit, den Grabstichel zu führen; hat man jedoch diese technische Fertigkeit erlangt, so ist man in wenigen Stunden mit einer mittleren Platte fertig, von welcher man nun die ebenfalls noch nöthigen Platten abgießt. Die nun geendete Platte wird mit kleinen Stiftchen entweder an den Nebenseiten, oder in dem großen, weiß bleibenden leeren Raume der Zeichnung auf ein Holz (welches die Schrifthöhe hat) befestigt, und ist nun zum Druk fertig. 2. Verfahren in Stein zu graviren. Je näher die Producte der Lithographie an die der Stahl- und Kupferstechkunst angränzen, desto vollkommener ist sie, und um desto mehr kommt sie ihrem vorgestekten Ziele nach. Jede beliebige Strichlage läßt sich in Stein ausführen, und nur das Technische blieb bisher hinter der Kupferstecherkunst zurük. Die Gravirmanier, welche stets die vollkommenste und anwendbarste fast für alle Arbeiten der Lithographie bleibt, zog hauptsächlich mein Augenmerk auf sich. Ich fand sehr bald, daß das nöthige Aezen des Steins, welches dem Graviren stets voran geht, die Schärfe der Striche, so wie die Weichheit der Töne ungemein beeinträchtige, indem der Stein durch das Scheidewasser porös und rauh wird. Dieses zu beseitigen war mein Hauptzwek, und ich wandte demzufolge Nachstehendes mit bestem Erfolge an. Der Stein, von härtester und reinster Qualität, wird mit Bimsstein naß spiegelglatt, ohne feine Löcher und Rize, geschliffen. Nach diesem überschleift man ihn 10- bis 14mal hin und her mit feinstem trokenem Bimsstein, welches Verfahren den Stein für das spätere Ansprechen der Nadel viel empfänglicher macht, und das Abbrechen selbst der feinsten Spize der Nadel bedeutend verringert. Hierauf erhält die Oberfläche des Steins eine Präparation, damit er beim späteren Einreiben der Farbe leztere nicht annehme. Diese Präparation besteht in Folgendem: Man nehme auf ein halbes Seidel (Schoppen) Wasser eine kleine Hand voll feinstes arabisches Gummi, löse es darin auf, gieße 6 bis 8 Tropfen gewöhnliche Schreibtinte (von Galläpfeln bereitet) hinzu, und lasse dieß in einem reinen Topfe beim Feuer bis zum Sieden kommen. Nachdem diese Masse gänzlich wieder erkaltet ist, seihet man sie durch die feinste Leinwand, überstreicht den ganz reinen Stein vermittelst eines zarten, breiten, großen Pinsels ungefähr messerrükendik, läßt ihn (vor Staub gut beschüzt) im Kalten troknen, und wenn es die Zeit erlaubt, 2 bis 3 Tage lang in Gummi stehen. Nachher nimmt man mit einem feinen Schwamm und Wasser die Gummideke aufs reinste herunter, gießt auf ein halbes Seidel Wasser 30 bis 40 Tropfen Phosphorsäure, übergießt den Stein damit, und nun ist er dergestalt präparirt, daß beim späteren Einreiben mit Oehl und Farbe auch nicht der leichteste Schmuz des Farbeannehmens zu Gesicht kommt, welches das gewöhnliche Wegäzen des angenommenen Schmuzes der Farbe (welches der Zeichnung und besonders den feinen Tönen so äußerst nachtheilig ist) gänzlich enthebt. Die Oberfläche des Steins bleibt hiebei ganz glatt und fein, wie sie war. Um die gravirten Striche und deren Effect zu sehen, ist es nöthig, dem Stein eine Farbe zu geben. Das Beste hiezu ist feinster schwärzester Ruß, welcher mit Spiritus sorgfältig abgerieben das Geeignetste ist. Da jedoch der Ruß bloß mit Wasser aufgetragen nicht fest hält, so koche man mittelst Stärke gewöhnlichen Kleister, schlage ihn durch feine Leinwand, nehme einen gewöhnlichen Kleisterpinsel, tauche ihn in den Kleister, streiche ihn wieder an der Außenseite rein ab, und wasche ihn in 1/2 Seidel Wasser so lange aus, bis das Wasser etwas milchweiß ist. Nun nimmt man eine Bürste (etwas größer und in Form der gewöhnlichen Kleiderbürsten) von den feinsten und zartesten Haaren, besprengt oder pudert den Stein stellenweise weitläufig, doch gleichförmig mit dem Ruß, besprengt ihn ebenfalls mit dem weißlichen Kleisterwasser, und streicht nun mit der Bürste von allen Seiten so darüber, daß die Oberfläche einen gleichmäßigen Ton hat, welcher jedoch nie eine substanziöse Dike, sondern bloß ein leichttöniger Hauch seyn darf, um das spätere Graviren nicht im Geringsten zu erschweren. Diesen Grund habe ich nach vielfachen Proben als in jeder Hinsicht vollkommen und zwekentsprechend befunden. Mit der Hand, oder mit Unterlage eines Tuches (wie dieß fast allenthalben der Brauch ist), den Stein zu berühren, ist äußerst nachtheilig, weßhalb ich die Kanten des Steins mit einem Rande aus diker Pappe, in Streifen geschnitten, stets umgebe, sodann ein Brett (wie dieß bei der Federmanier der Fall ist) darüber lege, um die Arme darauf ruhen zu lassen, und so, ohne alle Berührung der Oberfläche des Steins, die Zeichnung vollende. Ein mit Röthel gefärbtes, dünnes, ganz glattes Postpapier (jedoch nur auf einer Seite geröthet) dient als Unterlage die Pausche (Vorzeichnung) zu bewerkstelligen; ist leztere geendet, so haucht man den ganzen Stein an, wodurch der Kleistertheil des Rußtons die Vorzeichnung anzieht und sich beim Abstauben des Gravirens die Pausche nicht verwischt. Alle Contouren muß man stets mit der englischen Stahlnadel vorreißen, mit Ausnahme der geraden Linien oder Kreise, welche durchaus ihrer Gleichförmigkeit halber mit der Diamantnadel (welche ich später näher bezeichnen werde) ausgeführt werden müssen. Die breiten Nadeln zum Ausschaben, Ausarbeiten oder Schattiren der Schrift oder Zeichnung dürfen durchaus nicht von beiden Seiten halb platt, sondern müssen von einer Seite fast ganz flach, von der andern Seite jedoch stark oval, fast halb kreisförmig geschliffen seyn, welches stets die höchste Schärfe der Striche bewirkt. Alle Strichlagen, welche nicht ganz fein sind, muß man stets mit einer Ausarbeite-Nadel arbeiten, da im Gegentheil eine spizgeschliffene Vorreißnadel stets rauhe Striche erzeugt. Bei allen Strichlagen soll man die Ausarbeite-Nadel stets zwischen dem Daumen und dem ersten Finger haben (dieß ist jedoch bei Schrift nicht der Fall, sondern bloß bei Zeichnungen anwendbar); bei allen andern dikeren Strichen jedoch nehme man diese Nadel zwischen den ersten und zweiten, so wie bei den stärksten Strichen zwischen den zweiten und dritten Finger, welches viel schneller geht und die höchste Schärfe erringen läßt. Zu den feinsten und zartesten Tönen wende ich eine ganz feine Diamantspize (Splitter) in Stahl gefaßt an, welche Striche von der höchsten Weichheit gibt und die höchste Ausdauer gewährt. Zu kleiner weißer Schrift, welche man bisher stets im schwarzen Grunde aussparte (mit unendlicher Mühe und Unvollkommenheit), habe ich ein anderes Verfahren angewendet. Die schwarze Stelle, welche man mit weißer Schrift oder Verzierungen u.s.w. bedeken will, schabe man mit einem flach geschliffenen Radirmesser ganz gleichmäßig flach und glatt aus, präparire dieselbe mit Terpenthinöhl ganz mager, reibe sie mit Löschpapier glatt ab, und zeichne nun mit einer Stahlfeder und folgender Präparatur das Gewünschte darauf: Präparatur. 2 Theile Phosphorsäure, 4 Theile gewöhnliche Schreibtinte, 1 Theil aufgelöstes arabisches Gummi (dikliche Lösung). Diese drei Ingredienzien reibt man auf einem Steine (besser ist hiezu eine dike Glasscheibe) tüchtig durcheinander, gibt nachher so viel mit Spiritus abgeriebenen Ruß hinzu, bis das Ganze gehörig schwarz, und ungefähr die Dike von dik abgeriebener chinesischer Tusche hat, so daß es sich äußerst leicht und angenehm fließend auf den Stein mit der lithographischen Stahlfeder zeichnen läßt. Beim Nichtgebrauch muß diese Dekmasse in einem Glase gut verschlossen werden. Diese Masse hat die Kraft, daß selbst der feinste Strich, welchen man auf eine ausgeschabte Stelle damit dekt, ganz scharf und rein weiß erscheint. Jeden Fehlstrich kann man damit leicht corrigiren, und die schönsten Dessins in Rastrirungen, Untergründen u.s.w. (Weiß in Schwarz) äußerst leicht erzeugen, welche ausgespart dreimal so viel Zeit erforderten und doch nie diese Schönheiten erlangen. Man hat bisher den großen Vortheil, durch sehr tief gestochene Striche einen großen Effect in die Zeichnung zu legen, in Stein nicht angewendet, weil dieß mit den gewöhnlichen Ausarbeite-Nadeln in Stein ihrer Form halber nicht möglich war. Da dieß jedoch bei Kupferstichen so häufig glänzend angewendet wird, so habe ich zu diesem Behufe die dreiekig geschliffenen Kupferstecher-Grabstichel mit bestem Erfolge angewendet; jedoch gehört hiezu viel Uebung, da der Stein wegen seiner Sprödigkeit leicht ausspringt. Die hierauf verwandte Mühe lohnt sich aber bestens. Auszug eines Gutachtens über das Verfahren des Lithographen Berndt. Was das Recept zur Tusche für den Hochdruk betrifft, so scheint leztere besser, als alle bekannten, zu seyn. In den leztern, und namentlich in den Leipziger und Prager Recepten zu Hochdruktusche, walten die fetten Substanzen verhältnißmäßig zu sehr vor, als daß es möglich wäre, Abdrüke in der Schärfe und Reinheit zu erzielen, wie die von Berndt eingereichten; wenigstens ist dieß die Ansicht hiesiger Sachverständiger, denen die Probedrüke desselben vorgelegt wurden. Dieß rührt daher, daß jene sehr fetten Tuschen sich auf der Steinfläche breiter ausdehnen und deßhalb jene Schärfe und Klarheit nicht erzielen lassen, welche die von dem Verfertiger eingesendeten Musterblätter auszeichnen. Leztere ist offenbar eine Folge der größeren Menge des zugesezten Wachses und der harzigen Substanzen, so wie vielleicht auch des Federharzes. Diese Substanz und auch der Zusaz der Butter, die, nach dem Muster zu urtheilen, sich als nüzlich bewährt haben muß, scheint neu zu seyn. Wenn auch in der Mischung der Aezsäure nichts wesentlich Neues angeführt wird (obgleich die Phosphorsäure hier in Berlin nicht gebraucht wird), so scheint es doch wahrscheinlich zu seyn, daß die große Genauigkeit, man könnte sagen Aengstlichkeit, beim Aezen selbst sehr viel zu den gelungenen und in allen Theilen äußerst scharfen Abdrüken beiträgt. Bei allen, sowohl hier, als in Prag und Leipzig gemachten Versuchen scheint mehr darauf hingearbeitet worden zu seyn, eine bedeutendere Höhe der Platte, als gerade größere Schärfe und Präcision zu erzielen, und deßhalb wurde, nach Aussage hiesiger Sachverständiger, weniger langsam und in Intervallen, als kräftig und scharf geäzt, und es scheint natürlich, daß dadurch die vielleicht auch gelungen zusammengeäzte Tusche mehr angegriffen und zerstört werden mußte. Deßhalb hat es auch den hiesigen Lithographen bisher noch nicht gelingen wollen, jene hohen, fast en relief vortretenden Lichter, die man in englischen Lithographien so häufig bemerkt, und die mit der Tonplatte aufgedrükt werden, hervorzubringen. Bei dem Verfahren des Berndt scheint dieß jedoch keinen Schwierigkeiten mehr zu unterliegen. Was nun die Berndt'sche Methode zum Präpariren der zum Graviren bestimmten Steine betrifft, so möchte es noch fraglich bleiben, ob auf härteren und weicheren Steinen gleich gelungene Arbeiten hervorzubringen sind, und dieß wird, troz der besten Voräzmittel, immer auf gutes Material und gute Instrumente, demnächst aber auf eine geschikte Hand ankommen. Indessen scheint die von dem Berndt angegebene Präparatur des Steins durchaus neu zu seyn, da nicht ausgemittelt worden ist, ob eine Beimischung gewöhnlicher Schreibtinte schon anderweitig angewendet worden sey.