Titel: Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch.
Autor: Prof. Karl Karmarsch [GND]
Fundstelle: Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XVII., S. 54
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XVII. Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch. Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Vierter Artikel. Bei einem Zweige der Literatur, welcher eine solche extensive Bedeutung erlangt hat, wie das technologische Zeitschriftenwesen und der zugleich, wie alle schriftstellerischen Leistungen in praktischen Wissenschaftsfächern, das Eigenthümliche hat, daß das freie Walten subjectiver Ansichten durch die gerechten Forderungen allgemein gültiger objectiver Bedürfnisse eingeschränkt wird: bei einem solchen Zweige der Literatur verlohnt es sich wohl der Mühe, den Maaßstab jener Forderungen möglichst bestimmt zu entwikeln, damit die einzelnen Leistungen mit Sicherheit daran gemessen und nach ihrem wahren Werthe beurtheilt werden können. Indem ich einen Versuch dieser Art unternehme, muß ich dabei zuerst bevorworten, daß derselbe keinesweges den Anspruch macht, diese Aufgabe erschöpfend zu lösen. Vielmehr meine ich nur bescheidene Andeutungen zu geben, von denen man beliebig diese oder jene billigen, diese oder jene verwerfen mag, wenn man es für gut hält. Ich werde zufrieden seyn, wenn es mir gelingt, anzuregen, wo Zeit und Raum nicht zur vollständigen Durchführung reichen wollen. Geseze im Felde der Literatur können stets nur vom objectiven Standpunkte aus vorgeschrieben werden, und diese gibt allein die natürliche Nothwendigkeit selbst, nicht der, welcher leztere aufzuspüren und an den Tag zu bringen bemüht ist. An jenen objectiven Standpunkt werde ich mich durchweg zu halten trachten; und indem ich es vermeide, eine Anwendung des Entwikelten auf bestimmte einzelne Zeitschriften zu machen, kann ich hoffentlich diesesmal sicher seyn, die Selbstständigkeit und Unparteilichkeit meiner Darstellung nicht bezweifelt zu sehen. Manches von dem, was ich vorzutragen habe, wird einigen Lesern so einfach und natürlich erscheinen, daß sie es ansehen könnten, als ob es sich von selbst verstände; und dagegen habe ich nichts zu erinnern, wenn man mir nachweiset, daß solche einfache und natürliche Dinge in unserer periodischen Literatur allgemein beachtet und berüksichtigt werden, was mir, leider, nicht der Fall zu seyn dünkt. Gewisse Bemerkungen, gewisse Forderungen ferner wird der oder jener für kleinlich oder gesucht erklären; aber ich bitte zu bedenken, daß scheinbare Kleinigkeiten oft sehr störend werden können, wenn man sie vernachlässigt. Und daß man nach Vernachlässigungen dieser Art in vielen unserer Zeitschriften nicht lange zu suchen braucht, ist unbestreitbar. Wonach man bei einer literarischen Unternehmung, wie bei jeder anderen, zuerst fragen muß, worüber man von dem Urheber vor Allem Auskunft verlangen darf: das ist — die zu Grunde liegende Idee, das ist — der Zwek. Wir wollen alle solche Zeitschriften, hinter welchen ganz und gar nur eine Geld-Speculation stekt, bei Seite lassen; wir wollen sogar annehmen, es gebe keine einzige der Art. Dann bleibt nur ein denkbarer Zwek, nämlich der: Kenntnisse zu verbreiten. Man kann hiebei bald das technische Publicum überhaupt im Auge haben, bald nur gewisse Abtheilungen desselben, die entweder durch ziemlich gleichen Standpunkt in Augffassungs-Vermögen und Vorkenntnissen, oder durch Gleichheit des Geschäftszweiges, oder durch locale Verhältnisse sich selbstständig absondern. Hienach dürfte man folgende Classification der Zeitschriften festsezen: 1) Allgemeine — a) auf höherem wissenschaftlichem Standpunkte, b) populäre, 2) Besondere — a) für einzelne Geschäftszweige (Fach-Zeitschriften), b) für örtlich oder provinziell beschränkte Kreise (Local-Zeitschriften). Unter eine dieser Abtheilungen muß jede gewerbliche Zeitschrift sich stellen, wenn sie sich den Umfang ihrer Aufgabe gehörig vorzeichnen und klar machen will. Um hievon überzeugt zu werden, braucht man nur die aus dem Grundsaze der obigen Classification selbst fließenden Bedingungen einer jeden Gattung der Zeitschriften näher zu entwikeln. Die allgemeinen technologischen Zeitschriften sind entweder solche, deren Hauptinhalt in größeren, so viel möglich das Detail der praktischen Ausführung berüksichtigenden Artikeln besteht; oder solche, die im Allgemeinen weniger hierauf, als auf große Mannichfaltigkeit Bedacht nehmen, also sehr viele und meist kleinere, oft mehr andeutende und anregende als ausführende Artikel liefern. Doch sind diese zwei Tendenzen nicht immer scharf geschieden, wiewohl sie gewöhnlich schon durch die Form des Erscheinens (in Heften oder in einzelnen Blättern) sich offenbaren. Im Uebrigen kann die Idee der allgemeinen Journale unter drei Modificationen zur Ausführung gebracht werden. Man beabsichtigt nämlich entweder: 1) so viel möglich Alles, was in der Gewerb-Industrie Mittheilenswerthes auftaucht, zu sammeln, und aus dessen Vereinigung ein vollständiges Repertorium über deren Fortschritte zu bilden; oder 2) eine planmäßige Auswahl dessen, was nach einer gesunden Kritik als das Wichtigste und Brauchbarste erscheint, zu geben; oder endlich 3) nur isolirte Beiträge, gleichsam Werkstüke zu dem großen Baue, zu liefern, wie sie eben die Hülfsquellen der Redaction darbieten. Wir haben in Deutschland Journale von jeder dieser drei Unterabtheilungen, und zwar von einer jeden solche, die — der Idee und theilweise auch der Ausführung nach — sehr gut genannt werden müssen. Am zahlreichsten sind, wie natürlich, die der dritten Unterabtheilung; denn hiezu gehören großentheils die von den bedeutenderen Gewerbvereinen herausgegebenen periodischen Schriften. Halten sich die allgemeinen technologischen Journale auf dem höheren, wissenschaftlichen Standpunkte, so kann man von ihnen verlangen, daß sie bei ihren Lesern nicht nur die zum Verstehen nöthigen Vorkenntnisse aus der Mathematik, Mechanik, Physik, Chemie etc., sondern auch die Bekanntschaft mit dem, in der Technik bereits Vorhandenen (oder wenigstens mit dem in allgemein verbreiteten Drukschriften Beschriebenen) voraussezen; sie sollen demnach in diesem Falle nur Fortschritte, also Neues, d. h. noch nicht Veröffentlichtes, mittheilen. Dagegen erlaubt, ja fordert der Standpunkt einer populären Zeitschrift allerdings, daß das Neue an Bestehendes, das ihm verwandt ist, leichtfaßlich angeknüpft, das von dem weniger bewanderten Leser Unbeachtete, Vergessene oder Niegekannte hervorgezogen, sogar auf die übersichtliche und gemein-verständliche Begründung des allgemein Ueblichen zurükgegangen werde, damit ein solches Journal seinen Käufern gewissermaßen ein Rathgeber, eine kleine Haus- und Handbibliothek werde, mit der sie für ihren Bedarf zurecht kommen, ohne gerade andere Werke als Einleitung dazu studiren zu müssen. Dieser Zweig der technologischen Journalistik ist am wenigsten gepflegt, und verdiente doch so sehr es zu seyn. Aber die wahrhaft populäre Behandlungsart in der Literatur ist überhaupt nicht ganz so leicht, und die Fähigkeit dazu ist nicht gar so Vielen gegeben, als man oft denkt. Die Kunst liegt nicht allein in der Schreibart, sondern zum größten Theile noch in ganz anderen Bedingungen, durch deren Erfüllung man dem Leser Vertrauen und Lust, sich belehren zu lassen, desto mehr erst einflößen muß, je häufiger man bei ihm mit Indolenz und (oft erfahrungsmäßig begründetem) Mißtrauen gegen Bücher zu kämpfen findet. Genaue Erwägung und sorgfältige Berüksichtigung des intellectuellen wie des technischen Standpunktes, auf dem die Mehrzahl der heranzuziehenden Leser steht; höchste Zuverlässigkeit der Angaben; beständiges Durchleuchten einer gründlichen Bekanntschaft der Redaction mit dem factischen Zustande der Gewerbsbetriebe und mit deren Bedürfnissen; völlige Vertrautheit mit der technischen Sprache endlich — das sind Eigenschaften, deren Gepräge ein populäres Journal unumgänglich an sich tragen muß, wenn es sich Eingang und Einfluß erringen will; wenn es ernstlich darnach strebt, alle Klippen glüklich zu umschiffen, und nicht unverständlich zu werden in einigen Fällen, abgeschmakt und läppisch in anderen. Unter den Journalen, welche wir besondere genannt haben, mag zuerst in Betreff der Fach-Journale bemerkt werden, daß sie mehr oder weniger an den eben aufgezählten Bedingungen der populären Zeitschriften participiren, und daß sie mit gutem Erfolge nur unter beständiger Mitwirkung eines oder einiger Männer, welche den Betrieb des Faches in allen Einzelnheiten praktisch kennen, redigirt werden können. Wenn dagegen nur Laien, von bloß allgemeiner oder rein wissenschaftlicher Bildung, die auf ein speciell technisches Fach bezüglichen Artikel aus den allgemeinen Journalen heraus sortiren und auf einen Haufen zusammenwerfen, so ist dieß ein nicht glüklich gewähltes Verfahren, und die Compilation wird nur insofern ihren Zwek nicht ganz verfehlen, als vielleicht gerade nichts Besseres vorhanden ist. Wir haben gute und wir haben schlechte Fach-Journale auf unserem Büchermarkte, und die vorstehenden Andeutungen können dazu helfen, die einen von den anderen zu scheiden. Auch die Zeitschriften, welche zwar das Gesammtgebiet der Industrie, aber dieses aus einem besonderen Gesichtspunkte, z. B. dem des Kaufmanns, bearbeiten, sind unter den Fach-Journalen zu begreifen. Ein Fach-Journal soll trachten, so viel möglich Alles zu geben, was in dem betreffenden Gewerbszweige Neues zum Vorscheine kommt: das Gute zur Benuzung, das Unbrauchbare (wenigstens in Andeutungen) zur Warnung. Wenn wir dagegen die zweite Abtheilung der besonderen Zeitschriften, nämlich die localen, in das Gesichtsfeld rüken, so wird Niemand in Abrede stellen, daß dieselben unbedingt auch populär seyn müssen (denn die Wissenschaft ist nicht local); daß aber bei ihnen die Vollständigkeit nur in Beziehung auf den Bedarf des gewählten Kreises ein Erforderniß sey. Hier treten also zu den Schwierigkeiten des Populärseyns auch noch andere, die nur überwunden werden können, wenn die Redaction mit sehr umfassender allgemeiner Kenntniß eine vertraute Kenntniß der localen oder provinziellen Gewerbsbetriebe, ihrer Mängel und Bedürfnisse verbindet. Diese doppelt schwierige Aufgabe ist in dem enthalten, was namentlich die Journale der meisten kleineren Gewerbvereine zu leisten sich vorsezen, oder wirklich zu erringen streben; daß ihre Lösung in sehr ungleichem Maaße erreicht wird, liegt offen vor dem Blike desjenigen, an dem unsere schaarenreiche periodische Literatur nicht unbeachtet vorüber zieht. Hr. Heinrich Wiese, Herausgeber der (neuerlich eingegangenen) Zeitschrift für und über Oesterreichs Industrie und Handel, hat in seiner Nr. 23 vom Jahr 1840 Ansichten über Form und Tendenz der von Gewerbevereinen herausgegebenen periodischen Schriften entwikelt; und in Beziehung hierauf hat nachher die polytechnische Zeitung (Nr. 18 vom Jahr 1840) über die technischen Zeitschriften gesprochen. Diese beiden Abhandlungen treten in zu nahe Berührung mit meiner gegenwärtigen Aufgabe, als daß ich des Versuches überhoben seyn könnte, den Inhalt derselben aus meinem Gesichtspunkte zu würdigen. Hr. Wiese scheint in dem Eifer geschrieben zu haben, den die nicht gelungene Bemühung, seine Zeitschrift zum Organe des damals neu gegründeten niederösterreichischen Gewerbvereins zu machen, in ihm erwekte. Dadurch wird, wiewohl aus seinen Worten die redliche individuelle Ueberzeugung hervorleuchtet — von vornherein die ganze Sache aus dem natürlichen Geleise gerükt, weil dem Verfasser die nothwendige Unbefangenheit eines Unbetheiligten fehlt. Wir wollen seine einzelnen Klagen und Beschwerden hören und commentiren. Als Ursachen, daß die technologische Journalistik „fast ausnahmslos eine kümmerliche Treibhauspflanze bisher war und noch ist,“ bezeichnet Hr. W. folgende: 1) Den „mehr oder weniger gegründeten Mißcredit, der die ausländische Literatur überhaupt vorziehen, und jeder industriellen Zeitschrift Schiksal und Unwerth ähnlicher Unternehmungen weissagen und zuschreiben zu müssen glaubt.“ — Man sieht, daß diese Bemerkung von rein localer Bedeutung ist. Daß sie (für Oesterreich angewendet) allgemein Grund habe, ist nicht zu glauben. Wenn aber etwa das dortige Publicum gute ausländische Zeitschriften einer oder der anderen schlechten inländischen vorzöge, so wäre das kein großes Wunder; und es würde von Befangenheit zeugen, wenn ein Redacteur die Concurrenz verbannt, und sein Journal bloß darum vorgezogen sehen wollte, weil es im Inlande erscheint. 2) „Zahllos entgegenstrebende Privat-Interessen und selbst auch Vorurtheile.“ — Diese Klage fällt insofern mit der vorigen zusammen, als sie gleich dieser wohl nur vom einzelnen Falle gelten möchte. Es ist gar nicht denkbar, daß irgendwo in der Welt ein literarisches Unternehmen durch entgegenstehende Privat-Interessen und Vorurtheile gänzlich untergraben oder im Keime erstikt werde, wenn nur überhaupt ein wirkliches Bedürfniß zu Grunde liegt und der rechte Mann an der Spize steht, welcher Vertrauen erweken kann und etwas Tüchtiges leistet. Im Gegentheile hat eine lange Erfahrung genugsam gezeigt, wie sehr viel Geduld, Fügsamkeit und Kauflust das Zeitschriften-Publikum besizt; denn ohne diese Vorbedingungen hätten manche ziemlich alt gewordene Journale nicht das erste Jahr überleben können. 3) Die große Schwierigkeit, in Plan und Tendenz einer Zeitschrift den höchst verschiedenen Ansichten zu entsprechen. — Der Verf. stellt ein Ideal einer Zeitschrift auf, welches durch Form und Tendenz den localen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechen und alle ähnlichen Journale möglichst entbehrlich machen soll. Hiebei hat er aber außer Acht gelassen, daß, wer es Allen recht machen will, es mit Allen verdirbt. Er hat ferner übersehen, daß ein Monopol, wie es ihm vorschwebt, ein Unding ist; daß zudem ein Journal, welches (seiner Forderung nach) neben allen technischen Dingen — brauchbaren und unbrauchbaren — auch die industriellen Tages-Neuigkeiten, die merkantilischen und politischen Verhältnisse, so wie die einschlagende Gesezgebung und Literatur besprechen soll, laut Theorie und Erfahrung niemals so herzustellen ist, daß es in allen genannten Beziehungen genügt — abgesehen von dem der Verbreitung sehr hinderlichen Umfange, den es haben müßte. 4) Das, nach der Meinung des Verf. fehlerhafte Bestreben der Gewerbvereine, nur geprüfte und bewährte Fortschritte des Gewerbwesens mitzutheilen. — Das Prüfen, glaubt Hr. Wiese, sey am füglichsten dem Einzelnen zu überlassen. Die Gewerbvereine hätten genug gethan, wenn sie von den Gegenständen Nachricht gegeben! Diese barroke Ansicht wird von dem Verf. ungemein in die Breite gezogen, damit man ja auf das Vollkommenste gewahr werde, daß es ihm an klaren Vorstellungen über Zwek und Nuzen jener Vereine fehlt. Man sieht, Hr. W. will die gewerbliche Journalistik dem allergrassesten Centralisationszwange unterwerfen, und verkennt es ganz, daß am directesten den Gewerben gerade auf entgegengeseztem Wege unter die Arme zu greifen ist, nämlich durch tüchtige Fach-Journale, welche freilich allgemeine, umfassendere Zeitschriften nicht ausschließen oder entbehrlich machen, sofern diese lezteren nach vernünftigen Grundsäzen angelegt sind, und gut geleitet werden. Ein Unternehmen, welches den von ihm bezeichneten weitläufigen Plan erhielte, könnte, der Natur der Dinge nach, nur eine zeitungsartige Zusammenhäufung oberflächlicher Notizen seyn, womit ein tief eindringender Nuzen nicht zu erreichen stände; und dennoch wäre zu erwarten, daß es ihr an Einheit und gleichmäßiger Durchführung des Plans gebrechen würde. Der ungenannte Verfasser des Artikels in der von Leuchs herausgegebenen polytechnischen Zeitung schreibt gemessener und mit reiferer Einsicht als Wiese; allein seine recht wohlgemeinten Vorschläge, welche auf Vereinigung sämmtlicher jezt bestehender Zeitschriften in eine kleine Zahl abzielen, sind meiner Ueberzeugung nach eben so unausführbar. Nach mehreren einleitenden Bemerkungen sagt er nämlich Folgendes: „Unserer Meinung nach würden für die Polytechniker Deutschlands folgende Journale genügen, und wäre es vor Allem wünschenswerth, daß sich die jezt zerstreuten Kräfte zur Herausgabe dieser vereinigten.“ „1) Ein Journal der theoretischen und praktischen Chemie. 2) Ein Journal der Physik. 3) Ein Journal der Mathematik und Astronomie. 4) Ein Journal der Mechanik (mechan. Gewerbe). 5) Ein Journal der Technologie (chemische Gewerbe). 6) Ein Journal der Naturgeschichte. 7) Ein Journal der Pharmacie. 8) Ein Journal der Mineralogie, Berg- und Hüttenkunde. 9) Ein Journal der Oekonomie. 10) Ein Journal für Bauwissenschaften.“ „Diese Journale müßten dann, jedes in seinem Fache, nicht wie jezt mehrere unserer größeren bloß fabrikmäßig übersezen, ohne Rüksicht auf gut oder schlecht, sondern nach Vollständigkeit streben, so daß man sie nur zu lesen hätte, um Alles zu erfahren, was in der cultivirten Welt Neues im betreffenden Fach vorgekommen ist. Die gelehrten Vereine und die einzelnen Gelehrten müßten sie zur Bekanntmachung ihrer Abhandlungen wählen, und die Leistungen derer, welche dieß nicht thun, müßte die Redaction doch ex officio, wenn auch nur kurz erwähnen etc.“ „Neben diesen größeren Journalen könnten dann immer einzelne kleinere Zeitschriften in den verschiedenen Ländern bestehen, deren Zwek in der Verbreitung der bessern oder praktischen Erfindungen unter ein größeres Publicum, für das die speciellen Zeitschriften zu gelehrt sind, bestände, oder die sonst einen partiellen Zwek hätten; und auch die Gewerbvereine könnten fortfahren, gleichsam fliegende Blätter für ihre Mitglieder herauszugeben, die nur ihre besonderen Zweke abhandelten, größere Abhandlungen und neue Erfindungen oder Beobachtungen aber nach jenen allgemeinen Zeitschriften verwiesen etc.“ Läse man anfangs das Vorstehende ohne den lezten Absaz, so könnte man versucht werden auszurufen: So viel Zeilen, so viel fromme Wünsche! In der That: Wo sollen diese Central-Zeitschriften erscheinen? Wer soll sie redigiren? Wer soll zu den Kosten beitragen und in welchem Verhältnisse? (Denn daß sie, gehörig ausgestattet, wegen ihres Umfangs kaum zu Buchhändler-Unternehmungen sich eignen würden, scheint mir entschieden.) Wenn wir einmal nicht mehr auf dieser unvollkommenen Erde wohnen, so findet sich vielleicht eine Redaction, die Zeit, Kraft, Luft, Einsicht und Unparteilichkeit genug hat, die Masse von Journal-Aufsäzen aller deutschen technologischen Schriftsteller jeden Grades zu lesen, ich will gar nicht sagen: zu prüfen, nöthigenfalls zu stylisiren, zu ordnen! Dann finden sich vielleicht lauter Schriftsteller, die sich dem Walten eines solchen Areopags geduldig fügen, und lieber in dem großen Journale die lezten, als in irgend einer kleinen Zeitschrift die ersten seyn mögen. Dann sehen vielleicht Alle, die jezt mit schlechtem Uebersezen und bequemem Nachdruken taglöhnern, mit tiefer Selbsterkenntniß ein, daß sie besser thun, diese Beschäftigungen zu unterlassen. Dann, endlich, wird die schönste Einheit in unserer Literatur, ohne Spuren von Einseitigkeit und Eifersucht, aufblühen! Der Verf. hat ohne Zweifel einige der so eben angedeuteten Inconvenienzen selbst gefühlt, wie man aus dem Verfolge seines Vorschlags (dem lezten Absaze des zuvor mitgetheilten Ertractes) schließen kann. Aber irre ich nicht, so wird durch diesen Zusaz der Vorschlag zu einer halben Maßregel, und käme dadurch die Sache überhaupt ziemlich wieder auf den Standpunkt, wo sie gegenwärtig steht; d. h. es würde redigiren, wer nur irgend Lust hat und für ein paar Jahre einen sanguinisch hoffenden Verleger nebst 20 oder 30 Lesern fände. Nur den Gewerbvereinen soll das literarische Handwerk gelegt und der Inhalt ihrer „fliegenden Blätter“ etwa auf Mitglieder-Listen, Sessions-Protokolle, Festreden und Trinksprüche (den Druk der lezteren haben wir auch schon erlebt!) beschränkt werden. Ich will hiemit in keiner Weise und über Niemand ungebührlich scherzen; aber wahr ist es gewiß, daß man den Gewerbvereinen überhaupt das kräftigste Band zum Zusammenhalten ihrer Mitglieder entzöge, wenn man sie veranlaßte, die von ihnen herausgegebenen periodischen Schriften des wesentlichsten und nüzlichsten Theiles ihres Inhaltes zu berauben. In der Regel sind ja überdieß diese Schriften, welche den Mitgliedern unentgeltlich verabfolgt zu werden pflegen, wie eine Entschädigung für den gelieferten Jahresbeitrag anzusehen. Nach den bisherigen Erörterungen über Idee, Zwek und Eintheilung der technologischen Journalistik sey es erlaubt, zur näheren Untersuchung derjenigen Punkte überzugehen, welche die innere Einrichtung der Journale betreffen. Es kommen hier in Betrachtung: die Gegenstände des Inhaltes, deren Anordnung und deren Einkleidung, d. h. die wörtliche und die bildliche Darstellung. Bei der in vielen Zweigen überwiegenden Bedeutsamkeit der Gewerbsindustrie Großbritanniens und zum Theil auch Frankreichs, kann es gar nicht vermieden werden, daß die deutsche technologische Journalistik, neben ihren Original-Arbeiten, eine große Anzahl Mittheilungen durch Uebersezung aus englischen und französischen Quellen schöpfen muß, um ihr Publicum auf der Höhe des unaufhörlichen Fortschreitens zu erhalten. Diese Uebersezungen werden, dem natürlichen Rechte nach, in gewissem Sinne ein Eigenthum derjenigen Zeitschrift, welche sie als ihre eigene Arbeit gibt, jedoch ohne hiedurch die Befugniß Anderer, die nämlichen Abhandlungen ebenfalls zu übersezen, im mindesten zu beschränken. Man muß also zwischen selbstständiger Uebersezung und Nachdruk der von einem Anderen gemachten Uebersezung wohl unterscheiden. Erstere kann niemals, mögen auch Andere bereits damit vorangegangen seyn, zu einem Vorwurfe Veranlassung geben, wogegen der Nachdruk von Uebersezungen nach denselben Principien zu beurtheilen seyn wird, wie jener von Original-Arbeiten, selbst wenn es versucht wird, denselben durch Aenderungen in der wörtlichen Fassung zu verdeken. Sehr wenige und ganz besondere Fälle abgerechnet, wird kein Journal bloß Original-Mittheilungen bringen können, weil der Zufluß an solchen mehr oder weniger vom Zufall abhängt, und mithin selten die dem speciellen Leserkreise zusagende Mannichfaltigkeit oder relative Vollständigkeit gewähren würde. Journale, deren Zwek eine mehr oder minder complete Sammlung technischer Neuigkeiten ist, und die als Repertorien sich sehr großes Verdienst erwerben können, benöthigen schon ihrer Anlage zufolge keinesweges eines Reichthums an Original-Abhandlungen; aber die von ihnen gegebenen Uebersezungen müssen, der Regel nach, von Rechtswegen eigenthümlich seyn. Kleinere locale Zeitschriften mögen immerhin sogar von dieser lezteren Anforderung befreit bleiben, weil sie für den sehr beschränkten Kreis ihrer Wirksamkeit selbst dadurch schon einen achtungswerthen Nuzen stiften können, daß sie eine ihrem Zweke entsprechende Auswahl entlehnter Original-Artikel und Uebersezungen auf kleinem Raume geben, und also um geringen Preis solchen Lesern zugänglich machen, von welchen den Umständen nach nicht vorausgesezt werden kann, daß sie sich die theuren größeren Journale anschaffen. Unter dieser einzigen Bedingung, wobei den Urhebern der Uebersezungen kein Nachtheil erwächst, kann das regelmäßige Wiederabdruken von Uebersezungen Billigung finden, nur verlangt die Ehrenhaftigkeit, daß man dabei die directe Quelle nicht verschweige. Dagegen ist es durchaus und in hohem Grade tadelnswerth, wenn größere Journale, die auf einen ausgedehnten Leserkreis berechnet, und nicht für einen rein localen Zwek zugeschnitten sind, fast gänzlich durch Zusammentragung fremder Uebersezungen gebildet werden. Wie einfach und in der Natur gegründet auch alles das ist, so scheint es doch Redactionen zu geben, welchen die Begriffe darüber noch nicht zur Klarheit gediehen sind, oder die des aufrichtigen Willens entbehren, das was auf der Hand liegt anzuerkennen. Soll übrigens der Inhalt eines Journals nicht eine regellose Zusammenhäufung von ungesichtetem und unverarbeitetem Material darstellen, so muß, wie mich dünkt, ein sorgsames Bestreben der Redaction darauf gerichtet seyn, nicht nur solchen Original-Arbeiten, welche unbrauchbar oder der Tendenz des Ganzen fremd sind, den Eingang zu verwehren, sondern auch bei der Aufnahme von Uebersezungen eine verständige Kritik walten zu lassen, welche nur das dem Zwek Entsprechende wählt, und nöthigenfalls sich der Berichtigung, Erläuterung oder Beurtheilung nicht enthält. Dazu ist freilich eine bedeutende Mithülfe technischer Bildung und Erfahrung unentbehrlich; aber ohne diese an der Hand zu haben, soll man sich überhaupt nicht zum Redacteuramte erheben wollen. Das Journal darf sein Publicum nicht bevormunden, indem es dessen eigenem Urtheile dictatorisch vorgreift; aber es soll und muß Winke geben, und die Minderbefähigten auf den rechten Weg zu leiten bestrebt seyn, weil es seiner Würde und seiner Bestimmung angemessener ist, ein erfahrener Berather, als ein blinder Berichterstatter dem Leser zu seyn. In dieser Beziehung scheint mir von den meisten, sonst guten, Journalen viel zu wenig geleistet zu werden. Einige Worte verdient die Anordnung des Stoffes in den Zeitschriften. Zwar läßt sich, bei dem heft- oder blattweisen Erscheinen und bei dem aus wesentlichen Rüksichten nothwendigen Streben nach Mannichfaltigkeit, im Allgemeinen wenig dafür thun, eine Art Ordnung in die Mittheilungen zu bringen. So viel möglich sollten aber, abgesehen von der Trennung des Inhaltes in gewisse natürliche Hauptrubriken, gleichartige oder verwandte Gegenstände einander nahe gestellt, übersezte Artikel nach Umständen auch verschmolzen und zu einem, die Uebersicht wie die Vergleichung befördernden Ganzen verarbeitet werden. Einige der deutschen physikalischen und chemischen Zeitschriften haben hierin nachahmungswerthe Muster aufgestellt. Daß es dem Leser angenehm seyn muß, so oft als nöthig an früher vorgekommene gleichartige Gegenstände erinnert und darauf hingewiesen zu werden, bedarf kaum der Anführung, da es bekannt ist, wie leicht das Gedächtniß in solcher Beziehung unsicher oder ungetreu wird. Die Einkleidung des Stoffes, d. h. die Ausführung der behandelten Gegenstände im Einzelnen, also deren Darstellung durch Wort und Bild (Beschreibung und Zeichnung) ist ein Thema, worüber sich viel sprechen ließe. Die Wichtigkeit und Nothwendigkeit guter Beschreibungen und Abbildungen dürfte wohl Niemand läugnen; aber was gerade gut zu heißen verdient, wird von Vielen mehr gefühlt als begriffen, von Manchen gar nicht so sehr gewürdigt, als es verdient. Diesen ist bald Alles gut; aber es sind mehr die nachlässig Schreibenden, als die mit Ernst Lesenden. Daß der Styl bei wissenschaftlichen, namentlich auch technologischen, Arbeiten nicht minder ein bedeutsamer Gegenstand sey, als bei producten der schönen Literatur, ist unzweifelhaft; die Forderungen modificiren sich nur etwas. Die Klarheit wird um so mehr zur Hauptrüksicht, als sie nach der Natur des Inhaltes oft gerade besonders schwierig zu erringen ist; die Schönheit tritt dagegen in den Rang einer Neben-Eigenschaft zurük, aber sie soll, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, nicht fehlen. Niemand hört man gerne schlecht sprechen, sey sein Stoff wie immer geartet, und man sollte ungetadelt schlecht schreiben dürfen? Ich habe nicht die Absicht, von den Eigenschaften einer guten Schreibart überhaupt zu sprechen: meine Aufgabe ist nicht, die allgemein bekannten Grundsäze der Stylistik zu wiederholen. Aber ich bitte um Erlaubniß, einige Punkte zu berühren, welche den technischwissenschaftlichen Styl im Besonderen betreffen. Man nehme als Beispiel die Beschreibung einer sehr zusammengesezten Maschine. Wie unendlich oft kommt man nicht in den Fall, sich durch ein mehrere Seiten langes Chaos von Angaben durchwikeln zu müssen, bevor es nur gelingt, die ersten Fadenanfänge des Verstehens zu fassen. Spräche ein Mann so vor einer Versammlung, sie würde sich ungeduldig zerstreut haben, bevor jener glükliche Zeitpunkt eingetreten wäre. Aber im Schreiben glaubt man, wie es scheint, ungescheut Alles bieten zu dürfen, damit man die Mühe erspare, das Mitzutheilende voraus reiflich zu überdenken. Ich meine, daß in einer beschreibenden Arbeit kein Schritt vorwärts geschehen dürfe, ohne daß man hinter sich alles klar läßt. Also darf vom Nöthigen nichts fehlen; aber man hüte sich auch, durch ein ungeregeltes Bestreben nach Deutlichkeit den Leser mit einem Schwall von überflüssigen Worten zu bedrängen. Das Erste muß seyn, eine völlig bestimmte allgemeine, der Einzelnheiten entkleidete Idee der Maschine aufzustellen. In den meisten Fällen wird man dabei finden, daß sie ungezwungen in einige Hauptvorrichtungen zerfällt, welche in gewissem Sinne von einander unabhängig sind, und demnach eine abgesonderte Betrachtung gestatten. Man verfolge nun diese Theile im Einzelnen, und recapitulire zulezt, um ihren mechanischen Zusammenhang hervortreten zu lassen. So muß Planmäßigkeit und Ordnung von Anfang bis zu Ende seyn. Wer bald da, bald dort abbricht und wiederkehrt; bald vorn, bald hinten anfaßt, weil es ihm nirgend recht gelingen will; und so eine Art Raubbau auf das im Grunde liegende Erz treibt: der wird sich und seinem Leser zur Last. Bei einfacheren Maschinen und Apparaten geht es öfters an, zuerst die Beschreibung ohne Beziehung auf die Abbildungen zu geben, weil die beständigen Hinweisungen auf Buchstaben das zusammenhängende Lesen stören, dann aber eine kurze Figurenerklärung folgen zu lassen. Fehlerhaft und höchst tadelnswerth ist es aber, wenn die ganze so genannte Beschreibung schwieriger Gegenstände nichts weiter darbietet, als ein Register sämmtlicher Theile nach der Ordnung ihrer Buchstabenbezeichnung von A bis Z. Wer Anlage und Uebung hat, tüchtige Maschinen-Beschreibungen zu verfassen, der kommt gewöhnlich sehr gut zum Ziele, wenn er vorläufig die Beschreibung im Kopfe entwirft, nach dem natürlichen Entwikelungsgange derselben gleich alle Buchstaben nach einander in die Figuren sezt, und nun erst den Text niederschreibt, wobei ihm die Reihenfolge der Buchstaben selbst den vorher gewählten und schon erprobten Faden in die Hand gibt. Eine deutliche (nicht bloß verständliche) Beschreibung ist meist schon durch ihre Deutlichkeit auch schön, wenn ihr nur die Sprachrichtigkeit und Sprachreinheit nebst dem gehörigen Leben nicht fehlt. Schleppender Ausdruk freilich ist allein schon hinreichend, das Lesen einer sonst deutlichen Beschreibung zu verleiden. Stylistische Kunststüke und Schnörkeleien müssen übrigens der technisch-wissenschaftlichen Schreibart fremd bleiben, wie sich von selbst versteht. Bei Uebersezungen muß vollkommene Sprach kenntniß mit gründlichem Sach verständnisse Hand in Hand gehen, damit unzierliche und die Deutlichkeit störende Barbarismen oder fehlerhafte Verdeutschungen ausbleiben. Daß dieß so oft nicht der Fall ist, gehört zu den betrübtesten Eigenheiten unserer technologischen Journalistik. Die Fälle, wo wortgetreues Uebersezen Bedingung ist, ergeben sich dem denkenden Uebersezer von selbst; im Allgemeinen möchte selbstständiges Wiedergeben des in der Ursprache klar Aufgefaßten den Vorzug verdienen. Wie dem aber auch sey, dem Geiste und Gehalte des Originals darf keine Gewalt angethan werden, so wenig wie der Sprache, in die man überträgt. Diese oft gegen einander kämpfenden Rüksichten zu versöhnen und eine natürlich schöne, kunstlose Arbeit zu liefern macht das Uebersezen zur Kunst. Wie schauderhaft handwerksmäßig treiben dagegen viele unserer Uebersezer ihr Geschäft, von dessen Bedingungen mancher kaum eine Ahnung zu haben scheint! Man wende mir nicht ein, daß bei der Eilfertigkeit, mit welcher gewöhnlich die Uebersezungen zu Stande gebracht werden müssen, um sie so schnell als möglich dem Publicum zu übergeben, die Rüksicht auf das Ausfeilen nothgedrungen bei Seite gesezt werden müsse. Ein guter Uebersezer kann auch rasch arbeiten, ohne Monstrositäten zu Tage zu fördern. Kleinigkeiten aber wird ein verständiger Beurtheiler nicht zu scharf ansehen. Die den Journalen beigegebenen Abbildungen haben, wenn sie in jeder Rüksicht befriedigen sollen, einer großen Menge von Anforderungen zu genügen, was, leider, um so schwieriger ist, als in den meisten Fällen der Kostenpunkt auf unangenehme Weise mit spricht, daher so oft die gezwungene Sparsamkeit mit Figuren, noch weit öfter aber die zur Undeutlichkeit und Ungenauigkeit führende Kleinheit des Maaßstabes, das peinliche Zusammendrängen einer Masse von Figuren in kleinem Raume. Journale, welche viel Uebersezungen aus dem Englischen geben, sind natürlich genöthigt, die Originalzeichnungen in demselben höchst kleinen Maaßstabe zu liefern, wie sie dort in der neueren Zeit fast allgemeine Mode geworden sind; aber ein Unglük hiebei ist, daß durch das Copiren unter den Händen sachunkundiger Kupferstecher oder Lithographen die an sich schon undeutlichen Figürchen gewöhnlich noch undeutlicher und nicht selten wesentlich unrichtig werden. Alle diese Uebelstände, welche wohl schwerlich wegzuräumen sind, will ich hier auf sich beruhen lassen; ebenso die häufig sehr unvollkommene technische Ausführung der Abbildungen, sofern nur diese nicht so weit zurükbleibt, daß die Verständlichkeit dadurch gestört wird. Glüklicher Weise wird wenigstens ein Theil unserer technischen Journale unter Umständen herausgegeben, wo die Mittel vorliegen, sie mit Abbildungen auszustatten, welche den besten ausländischen mindestens gleichkommen. Worauf ich jedoch noch die Aufmerksamkeit lenken möchte, das ist, daß man bei Original-Abbildungen allgemein eine zwekmäßige Wahl und Vollständigkeit der Ansichten, ferner die nöthige Genauigkeit in der Uebereinstimmung der verschiedenen Ansichten mit einander gehörig beachten, und hiedurch, so wie durch Vermeidung gewisser, scheinbar geringfügiger, Unaufmerksamkeiten und Nachlässigkeiten die Brauchbarkeit der Zeichnungen befördern möge. Zu diesen leztgedachten kleinen Mängeln rechne ich es, z. B. wenn in Ansezung der so genannten Schattenlinien kein festes System beobachtet wird; wenn an Schrauben linke Gewinde, statt rechter, vorgestellt werden; wenn durch eine unvorsichtige Stellung der Buchstaben kleine Bestandtheile der Figuren unkenntlich gemacht, oder Schraffirungen in solcher Richtung gelegt sind, daß die innerhalb derselben stehenden Buchstaben undeutlich ausfallen oder ein schlechtes Ansehen gewinnen; wenn man versäumt, verschiedene Ansichten des nämlichen Gegenstandes in solche Stellung neben einander zu sezen, daß sie sich auf die natürlichste und vollkommenste Weise gegenseitig erläutern; wenn Buchstaben fehlen oder falsche da stehen, oder der nämliche Gegenstand in verschiedenen Ansichten mit ungleichen Buchstaben bezeichnet vorkommt, und dergl. mehr. Jeder, der in dem Falle ist, sich viel mit den Zeichnungen der Journale abzugeben, hat gewiß auch schon erfahren, wie unangenehm man oft solche Unvollkommenheiten empfindet. Die Berichterstattung über die Leistungen der einzelnen Zeitschriften in dem lezten Zeitraume nehme ich dort wieder auf, wo ich sie im dritten Artikel (Bd. LXXVIII. dieses Journals) abgebrochen habe. I. Polytechnisches Centralblatt. 1840, Nr. 46–73; 1841, Nr. 1–61. Seiner schon bekannten Tendenz und Methode, wodurch ihm ein Charakter von Eigenthümlichkeit und Selbstständigkeit aufgedrükt wird, ungeachtet es in der Hauptsache ein Sammel-Journal ist, bleibt das polytechn. Centralblatt fortwährend getreu, so daß es besonders für diejenigen, welche in mäßigem Raume ein gutes Repertorium der wichtigsten technischen Neuigkeiten wünschen, einen großen Werth hat. Die Auswahl trifft immer interessante Gegenstände; die Uebersezungen sind mit Verstand und Kenntniß abgefaßt; durch gelegentliche Zusammenfassung gleichartiger Gegenstände wird oft die Uebersicht erleichtert. Wenn ich einen Wunsch aussprechen möchte, so würde es der seyn, daß das Centralblatt selten oder gar nicht den Weg einschlage, übersezte Arbeiten aus anderen deutschen Journalen zu entlehnen, was in der neuesten Zeit öfter Vorzukommen scheint, wiewohl dabei immer die deutsche Quelle mit angezeigt ist. Die in der Ueberschrift genannten Nummern enthalten folgende Original-Mittheilungen: Jahrgang 1840. Nr. 53: Weisbach, über den hydrometrischen Flügel. — Diese Abhandlung gibt, auf Versuche gestüzt, das Verfahren an die Hand, die Geschwindigkeit des Wassers nach den mittelst des Flügels gemachten indirecten Messungen zu berechnen. Einen Auszug, oder überhaupt nur eine nähere Erörterung (ohne ganz mitgetheilt zu werden) gestattet dieselbe nicht. Nr. 55: Neue Entwiklung der Widerstands-Coefficienten für die Theorie der Bewegung des Wassers in Röhrenleitungen. — Bezeichnet h das Gefälle oder die Drukhöhe, l die Länge und d die Weite einer Röhrenleitung, ferner v die Geschwindigkeit des Wassers in derselben, g ( = 9m, 8088) die Beschleunigung der Schwere, endlich μ den Ausfluß-Coefficienten 0.8125 für kurze cylindrische Ansazröhren, so ist der Ausdruk für das Gesez der Bewegung des Wassers in Röhrenleitungen folgender: Textabbildung Bd. 83, S. 67 worin die constanten Coefficienten A und B eine aus Beobachtungen abzuleitende Größe haben. Diese beiden Coefficienten sind es, um deren Bestimmung es sich hier handelt. Der Verf. ermittelt sie, indem er, gleich seinen Vorgängern hierin (Prony, Eytelwein), die Versuche von Couplet, Bossut und du Buat zu Grunde legt, aber nach einer anderen Rechnungsweise, nämlich durch die (hiezu bisher nicht angewendete) Methode der kleinsten Quadrate. So findet er (unter der Voraussezung, daß alle in der obigen Gleichung enthaltenen Maaßbestimmungen in Pariser Zollen ausgedrükt seyen) A = 0,000057287 B = 0,00000625232, beträchtlich abweichend von den Resultaten Prony's und Eytelwein's, welche beide A weit kleiner und B dagegen ansehnlich größer fanden. Der Verf. zeigt zugleich, daß v. Gerstner's Annahme: der Coefficient A sey variabel und von dem Röhrendurchmesser d abhängig, bei genauer Prüfung nicht Stand hält. Er leitet ferner aus der Grundgleichung für h (welche er auch für den Fall aufstellt, daß statt der Geschwindigkeit v die fortzuleitende Wassermenge m, pro Secunde, gegeben ist), die Gleichungen für v, m und d ab, und schließt mit einigen, die Anwendung der Formeln erläuternden, Beispielen. Nr. 67: Weisbach, einige Zusäze zur Theorie der Reibung. — Diese Eröterungen und Berechnungen, welche der Verf. als Ergänzungen zu der bekannten großen Abhandlung von Brix gibt, betreffen insbesondere die Zapfenreibung. Ich muß mich, der Natur der Sache nach, damit begnügen, auf diese gründliche Arbeit hingewiesen zu haben. Jahrgang 1841. Nr. 4. K. A. Winkler, über die vorzüglichsten Torfsorten des sächsischen Erzgebirges. — Auf Anordnung des Oberbergamtes in Freiberg sind von Winkler 41 Torfsorten aus dem Erzgebirge untersucht, und die dabei erhaltenen Resultate in einer besonderen Schrift (Freiberg, 1840) niedergelegt worden. Aus dieser Schrift (die mir, leider, nicht zur Hand ist) theilt hier das Centralblatt die Hauptergebnisse mit, welche von großem Interesse sind. Der Beurtheilung dieser Arbeit muß ich, um im Nachfolgenden verständlich zu werden, einige Worte über das bei der Untersuchung der Torfe angewendete Verfahren vorausschiken. Es wurde 1) von lufttroknen Torfziegeln durch wiederholtes Reiben und Sieben ein gut gemengtes klares Mehl bereitet; 2) von diesem Mehl eine gewogene Menge auf einem Scherben eingeäschert, um den Aschengehalt zu bestimmen; 3) durch doppelte Proben nach Berthier's bekannter Methode ausgemittelt, wie viel metallisches Blei aus Bleiglätte durch eine gegebene Menge Torfpulver in der Glühhize reducirt wurde. Obwohl man bei diesen Reductionsproben mit der größten Sorgfalt verfuhr, so kamen doch dabei meist kleine Differenzen zum Vorscheine, welche auf Ungleichheiten in der Torfmasse deuteten, und die Ziehung von Durchschnitten nöthig machten. Aus den Resultaten der Einäscherungsprobe und der reducirten Bleimenge wurde zunächst die ungefähre Zusammensezung der Torfe berechnet, wobei alle auf die Glätte reducirend wirkende Substanz als KohlenstoffMan sezte naͤmlich voraus, daß im Torfe, wie im Holze, Sauerstoff und Wasserstoff genau (oder wenigstens sehr nahe) in dem Verhaͤltnisse der Wasserbildung vorhanden seyen. in Rechnung gebracht und die Annahme zu Grunde gelegt wurde, daß 1 Theil chemisch reiner Kohlenstoff 34 Theile Blei gebe. Was nach Abzug der Asche und des in eben beschriebener Weise ermittelten Kohlenstoffgehaltes noch am Gewichte des Torfes fehlte, wurde als aus Wasser und anderen flüchtigen Stoffen bestehend angenommen. Man machte einen Gegenversuch mit Fichtenholz (von welchem 1 Gewichtstheil 13.5 Gewichtstheile Blei reducirte), und berechnete danach den relativen Heizwerth der Torfsorten gegen den des Holzes. — Nachdem auf diese Weise ein großer Theil der Torfe nach Zusammensezung und Wirksamkeit berechnet worden war, zeigte sich, daß hiebei irgendwo noch ein Fehler obwalten müsse. Es war nämlich aus mehreren, im Großen gewonnenen Erfahrungen ersichtlich, daß in der Wirklichkeit der Effect immer um circa 1/9 höher war, als er sich in der Berechnung herausstellte. Da diese Differenz sich bei mehreren Torfsorten fast ganz gleich blieb, so wurde sie als constant betrachtet, zu ihrer Beseitigung überall der Bleimenge 1/9 zugelegt, und die Berechnung mit dieser Correction aufs Neue durchgeführt. Unter den geprüften 41 Torfsorten schwankte der Aschengehalt von 1 bis 24 Proc., die aus der Rechnung gefundene Menge des Kohlenstoffs von 35 bis 55.2 Proc. Der kleinste Gehalt an Wasser und sonstigen flüchtigen Stoffen betrug 41, der größte 56 Proc. Die Klafter Fichtenholz, in 3 Fuß langen Scheiten, also 108 kubikfuß (Zwischenräume eingerechnet) wog circa 1800 Pfd., und die als ein Aequivalent dafür geltende Menge Torf wurde, bei den verschiedenen Sorten, = 1294 bis 2043 Pfd. gefunden, wonach 1000 Pfd. Fichtenholz gleich 719 bis 1135 Pfd. Torf zu sezen wären, oder die Heizkraft des Torfes 0.719 bis 1.135 betrüge, wenn man die eines gleichen Gewichtes lufttroknen Fichtenholzes zur Einheit nimmt. Das zulezt angeführte Resultat stimmt sehr gut mit dem von mir erhaltenen, wonach die Heizkraft des Torfes 0.817 bis 1.225 des Fichtenholzes ist (vergl. polyt. Journal Bd. LXXVIII S. 379). Daß ein mit der Erfahrung im Großen übereinstimmendes Resultat nicht direct durch die Berthier'sche Probirmethode, sondern nur nach einer auf jene Erfahrung selbst gestüzten Correction erhalten werden konnte, scheint mir ganz evident zu zeigen, daß Berthier's Verfahren, welches vom rein wissenschaftlichen Standpunkte aus so schön anzusehen ist, die wünschenswerthe praktische Brauchbarkeit nicht besizt. Dieß wird auch noch durch folgende Betrachtung bestätigt. Winkler fand, wie schon erwähnt, daß 1 Gewichtstheil lufttroknes Holz 13.5 Gewichtstheile Blei reducirte. Da nun ohne erheblichen Fehler angenommen werden kann, daß die Bleireduction ausschließlich vom Kohlenstoffgehalte herrühre, und 34 Gemichtstheile Blei 1 Th. reinen Kohlenstoffs andeuten, so müßte hienach die Menge des Kohlenstoffs im lufttroknen Holze 13.5/34 oder 39.7 Proc. betragen. Den vorhandenen Analysen zufolge beträgt er aber nahe an 43 Proc. Erst wenn man 1/9 noch zurechnet, wie W. bei den Torfsorten gethan hat, erhält man 44.1 Proc., was mit dem eben angeführten Erfahrungsresultate ziemlich stimmt. Berthier selbst fand (polytechnisches Journal Bd. LVIII. S. 407) nach seiner Methode die Heizkraft des lufttroknen Buchenholzes, welches 13 ¾ Proc. Feuchtigkeit enthielt, = 0.384 von jener des reinen Kohlenstoffs, was unter der vorigen Voraussezung — auf 38.4 Proc. Kohlenstoff in jenem Holze deuten würde. Die von Winkler gefundenen 39.7 Proc. erhalten hiedurch eine Bestätigung, insofern die nahe Uebereinstimmung beider Zahlen den Beweis gibt, daß W. richtig nach der Berthier'schen Methode gearbeitet habe. Nr. 7: Weisbach, über das Gurtdynamometer. — Die höchst einfache und schöne Vorrichtung, welche der Verf. gebrauchte, besteht in Folgendem: über die Welle, an welcher man den Versuch vornehmen will, wird ein dünnes eisernes Band so gelegt, daß es die obere Hälfte des Umkreises umschließt, und beide Enden herabhängen. Das eine Ende wird alsdann an einem unbeweglichen Punkte befestigt, das andere mit einer Waagschale zum Auflegen von Gewichten versehen. Nachdem man die Welle außer Verbindung mit der von ihr sonst getriebenen Maschinerie gebracht hat, so daß sie ohne Last von der bewegenden Kraft umgetrieben wird, legt man zuerst den Apparat so an, daß die Reibung der Welle das Band oder den Gurt von dem Befestigungspunkte nach der Waagschale hin bestreicht, und belastet nun leztere in solchem Maaße, daß die Welle gerade eben so schnell umläuft, als sie vorher umlief, während sie die Maschinerie in Betrieb sezte. Diese erste Belastung heiße q. Hierauf stellt man einen zweiten Versuch in der Weise an, daß das vorher mit der Waagschale versehene Ende des Gurtes befestigt wird, wogegen man an das vorher befestigte Ende nun die Waagschale hängt. Die Reibung der Welle an dem Gurte trachtet unter diesen Umständen die Waagschale zu heben, und man wird (um wieder die vorige Umdrehungsgeschwindigkeit zu erhalten) nebst q noch ferner so viel Gewicht auf die Waagschale bringen müssen, als der Größe jener Reibung entspricht. Die Gesammtbelastung in diesem zweiten Falle sey Q. Hienach ist klar, daß Qq die Reibung der Welle an dem Gurte oder die einem gewissen Gang entsprechende Kraft der Welle ausdrükt Hat in beiden Versuchen die Welle n Umdrehungen per Minute gemacht, und bezeichnet man mit u den Umfang der Welle, so ergibt sich die Geschwindigkeit (per Secunde) = nu/60, und daher die mechanische Arbeit der Maschine = nu/60 (Q — q). Der verf. zeigt, auf welche Weise man die durch Anbringung des Gurtes entstehende Vermehrung der Zapfenreibung berechnen könne, welche von Qq abgezogen werden muß; und beschreibt einen mit seinem Gurt-Dynamometer an einem Pochwerke gemachten Versuch, wodurch die große Brauchbarkeit des Apparats nachgewiesen ist. Nr. 15: Stöhrer, über elektromagnetische Maschinen. — Was der Verf. hier von dem durch ihn im modelle ausgeführten elektromagnetischen Bewegungsapparate berichtet, ist nicht hinlänglich, sichere Schlüsse über die Ausführung im Großen zu begründen; die hypothetische Berechnung des Effects größerer Maschinen erwartet noch erst ihre Bestätigung, oder scheint vielmehr schon durch neuere Erfahrungen widerlegt zu seyn, wenn man den vorhandenen unvollkommenen Nachrichten trauen darf. Nr. 27: Hülsse, über Anwendung des Copals zu Luxusartikeln (statt Bernstein oder Glas) nach Lindemann's Verfahren (Daraus im polytechn. Journal Bd. LXXX. S. 462.) Nr. 30: Emsmann, über eine mechanische Combination. — Diese Combination ist ein einfacher Mechanismus zur Senkrechtführung der Kolbenstange bei Dampfmaschinen, der Idee nach völlig richtig und darum bemerkenswerth, weil er die Aufgabe mathematisch genau löset, wenn man eine unmangelhafte Ausführung voraussezt. (Bekanntlich geben die meisten Senkrechtführungen nur eine Annäherung zur geradlinigen Bewegung.) Der Verf. deutet an, wie man den Mechanismus mit einigen Modificationen zu verschiedenen anderen Zweken anwenden könne. Es scheint mir indessen ein Bedenken obzuwalten. Die völlig richtige Wirkung des Apparates beruht wesentlich mit auf der Geradführung einer Frictionsrolle zwischen zwei parallelen Leitschienen. Diese Einrichtung ist (obschon es an Beispielen von deren Anwendung nicht fehlt) eine widersinnige, sofern die Rolle sich nicht drehen kann, wenn sie beide Schienen wirklich gleichmäßig berührt, im entgegengesezten Falle aber dem Schlottern unterliegt. Der Verf. gibt nur eine roh gezeichnete Skizze des Mechanismus, versichert aber, ihn, als Modell ausgeführt, praktisch tauglich gefunden zu haben. Was das in solchen Fällen sagen will, weiß man ja. Wirkliche zuverlässige Erfahrungen fehlen. Beiläufig führe ich an, daß der verstorbene Mechaniker Rumpf in Göttingen eine Senkrechtführung für Kolbenstangen erdacht (aber, meines Wissens nie praktisch angewendet) hat, welche mit der von Hrn. E. erfundenen völlig identisch ist. Das von Rumpf bereits vor vielen Jahren verfertigte Modell befindet sich in der Modellensammlung der höheren Gewerbeschule in Hannover; ich weiß aber nicht, daß eine Beschreibung desselben jemals veröffentlicht worden ist. II. Polytechnisches Archiv. 1840, Nr. 37–52; 1841, Nr. 1–45. Das in meinem dritten Artikel in Betreff des Archivs ausgesprochene anerkennende Urtheil kann ich auch jezt nur bestätigen, wobei ich jedoch die Redaction bitten muß, mir zu erlauben, daß ich über die von ihr aufgenommenen „Antikritiken“ eine von Vorstehendem ganz unabhängige Ansicht behalte. Ich will mich nicht weiter darüber erklären, weil die Sache nun zur Genüge hin und her erörtert ist. Hr. Gottlieb indessen gestatte mir noch ein ernstes und ruhiges Wort. In seiner Erwiederung (Beiblatt zu Nr. 1 von 1841) findet er, daß ich in meinen Referaten vielfach Themata liefere, die dem ungebundenen Wize und der Laune ein munteres Spiel veranlassen möchten;“ — und sagt ferner Folgendes: „Käme es darauf an, Persönlichkeiten in den Bereich eines literarischen Streites zu ziehen, so bietet das Privat- und Geschäftsleben eines Jeden gewiß stets Stoff genug dazu. Auch hier würde es daran nicht fehlen Dieß sind zwei Aussprüche, die sich so oberflächlich und allgemein leicht hinschreiben lassen, wenn man nicht gerade sehr streng damit ist, sich vorher um die Beweise derselben zu fragen. Die erste Aeußerung halte ich für ungegründet, wenn ich auch die allerbescheidenste Meinung von meinen Urtheilen über technische Gegenstände habe. Ich glaube wohl, daß ich irren kann; ich bin überzeugt, daß ich so wenig Alles weiß, wie irgend ein Sterblicher; aber ich bin dennoch in dem Glauben, daß das possenhafte Element meinen schriftstellerischen Arbeiten abgeht. Wenn aber Jemandes Laune vielleicht von der Art ist, daß er über Alles seinen „ungebundenen Wiz“ ergießen kann, so meine ich, man könne sich darüber trösten, dieses Schiksal zu theilen. — Die zweite Aeußerung habe ich gewiß nicht veranlaßt; denn ich wüßte nicht, daß Jemandes „Privat- und Geschäftsleben“ öffentlich von mir angetastet worden wäre; ich kann aber dafür mit Recht begehren, daß man mich in dieser Beziehung gleichfalls unangetastet lasse; könnte es selbst dann fordern, wenn mein Privat- und Geschäftsleben nicht so flekenlos wäre, wie es mir zu seyn dünkt. Was verdient demnach eine Aeußerung, wie obige des Hrn. G., die ganz das Ansehen einer Verdächtigung hat? Ich hoffe, sie richtet sich selbst Unter den eigenen Mittheilungen, welche das Archiv im lezten Drittel des Jahres 1840 und bis zum November 1841 gebracht hat, will ich einige etwas näher berühren. Jahrgang 1840.— In Nr. 37 macht Gottlieb, unter der Ueberschrift: „Färberei und Polizei“, auf Mißbräuche und Unvorsichtigkeiten aufmerksam, welche beim Färben von Eßwaaren und Getränken durch Anwendung giftiger Farbstoffe begangen werden, und empfiehlt diesen Gegenstand der Aufmerksamkeit der Polizei. Die Sache ist schon oft und von Vielen angeregt; polizeiliche Vorschriften in dieser Beziehung existiren fast überall; aber man kann nur der Behauptung beistimmen, daß sie leider fast so gut wie erfolglos bleiben. Der Verf. führt aus eigener Erfahrung an, daß Papagaien von Zukerguß mit Schweinfurter Grün, Chromgelb und Zinnober gefärbt wurden; daß eingemachte Gurken öfters ihre schöne grüne Farbe einer bedeutenden Verunreinigung mit essigsaurem Kupferoxyd (herrührend von der Bereitung in kupfernen Gefäßen) verdanken; daß ein Koch Birnen mittelst Fernambukdecoct, Alaun und Zinnsalz roth färbte; daß ein Anderer Wein und Liqueur durch chromsaures Kali färbte. Solche Beweise von Gewissenlosigkeit oder Unkenntniß sind schauderhaft zu nennen, und zeigen allerdings, wie viel der polizeilichen Fürsorge in diesem Fache noch zu thun übrig bleibt. In Nr. 42 wird eine Maschine zum Wikeln (Aufspulen) des Nähzwirns, von Westly in Leeds, beschrieben und abgebildet. Diese Maschine ist zwekmäßig construirt; es scheint aber, daß sie nicht dahin Wirken kann, dem Faden während des Aufspulens selbst den Glanz und die schöne Rundung zu geben, welche die englischen baumwollenen Nähzwirne in so vorzüglichem Grade besizen. In dieser Beziehung sowohl, als durch größere Einfachheit verdient wahrscheinlich diejenige (ebenfalls englische, und noch nirgend vollständig bekannt gemachte) Maschine den Vorzug, von welcher ich — nach mir mitgetheilten Zeichnungen — eine kurze Beschreibung in meinem Grundrisse der Technologie (Bd. II. S. 297–298) gegeben habe. In Nr. 48 gibt Kreßler eine beachtenswerthe praktische Anweisung zur Prüfung der Buchdrukerschwärze und des dazu dienlichen Rußes. Ein Gran Ruß mit 2 Gran Gummi und 24 Tropfen Wasser auf das Feinste abgerieben, muß eine Fläche von 50 Quadratzoll vollständig deken, wenn man sie mittelst eines Haarpinsels damit überstreicht. Jahrgang 1841. — Rothes Glühwachs für Vergolder lehrt Hettler (in Nr. 3) aus 6 Theilen weißem Wachs, 3 Th. Grünspan, 3 Th. weißem Vitriol, 1⅓ Th. Kupferasche, ¼ Th. Borax, 3 Th. RothsteinOhne Zweifel: Rothel. — An manchen Orten nennt man „Rothstein“ die zerstoßenen Mauerziegel, wodurch ein Mißverstaͤndniß entstehen koͤnnte. und 1 Th. Eisenvitriol bereiten. Das Wachs wird in einem irdenen Gefäße langsam geschmolzen; dann sezt man demselben die übrigen fein gepulverten, gesiebten, innig vermengten Materialien allmählich zu, und bewirkt die Vereinigung durch sorgfältiges Umrühren. Die Vorschrift wird als praktisch bewährt bezeichnet. Man wird durch dieselbe (da sie eben so complicirt ist, als die meisten schon bekannten Glühwachs-Recepte) wieder daran erinnert, daß in so manchen Fällen die Chemie eine würdige Aufgabe darin finden könnte, hergebrachte empirisch zu Stande gekommene Präparate der Technik auf ihre einfachste Gestalt — unbeschadet der Wirksamkeit — zurükzuführen. Die seit einiger Zeit sehr verbreiteten Ruhl-Benkler'schen Lampen werden in Nr. 9 besprochen. Nachdem zuerst die von Dr. A. Poppe im polyt. Journal bekannt gemachte Beschreibung dieser Lampen-Construction, und hierauf ein Auszug aus Jordan's bekannter Broschüre mitgetheilt ist, folgt unter der Ueberschrift: „Lampenstreitigkeiten“ ein besonderer Artikel mit historischen Angaben, welche zum Theil sehr mangelhaft, zum Theil absolut unrichtig sind, worüber dem Einsender kein Vorwurf zu machen wäre, wenn er es nur unterlassen hätte, gestüzt auf sehr flüchtige und leichtsinnige Zeitungscorrespondenzen solche Seiten der Angelegenheit zu erörtern, die ihm entschieden unbekannt waren und unbekannt seyn mußten. Ich meine den Antheil, den ich in amtlicher Wirksamkeit, als requirirter Kunstverständiger, an der Patentirung der Lampe in Hannover genommen habe. Hier ist der Ort nicht, weiter auf diesen Gegenstand einzugehen. Ich führe daher nur zur Vervollständigung der historischen Daten an, daß den hannover'schen Cessionären der HHrn. Ruhl und Benkler, in Folge einer von ihnen gestellten Klage gegen die in ihr Patent gemachten Eingriffe, durch obrigkeitliches Erkenntniß Recht zugesprochen worden ist, woraus denn wohl zu schließen seyn dürfte, daß die Ertheilung des Patentes mit gutem Grunde statt gefunden habe. Nicht minder hat die braunschweigische Regierung, ungefähr gleichzeitig mit der in Hannover, ein Patent auf die genannte Lampenconstruction ertheilt. — Was ferner in Nr. 10 über diese Lampenangelegenheit vorkommt, verfehlt wieder insofern den rechten Gesichtspunkt, als dabei vergessen ist, daß in Hannover recht wohl ein Patent für einen Gegenstand ertheilt werden konnte, der anderwärts nicht mehr neu war. — Die von Hrn. Dr. Poppe im polyt. Journal (Bd. LXXVIII. S. 423) beschriebene Lampe wird jeder, der eine wirkliche Ruhl-Benkler'sche Lampe gesehen hat, für wesentlich übereinstimmend mit dieser erkennen, was hier zur Erledigung des in Nr. 11 mit Recht erhobenen Bedenkens angemerkt werden mag. In Nr. 14 bis 19 befindet sich ein sehr lesenswerther Aufsaz von Winterfeld, über die Anfertigung geräuschlos zündender und verbrennender Zündwaaren (zur Vervollständigung und, theilweise, Berichtigung des über diesen Gegenstand von Böttger in den Annalen der Chemie und Pharmacie (polyt. Journal Bd. LXXIX. S. 230) Mitgetheilten)Das beste Mischungsverhaͤltniß zu einer vollkommen geraͤuschlos verbrennenden Zuͤndmasse, mit welcher Hölzer, Schwaͤmme, Papier u. s. w. bestrichen werden koͤnnen, ist nach Dr. Winterfeld folgendes:16 Gewichtstheile arabisches Gummi, 9 Theile Phosphor, 14 Th. Salpeter und 16 Th. fein geschlaͤmmter Braunstein. Statt des Braunsteins kann man sich auch der Mennige bedienen, besonders um der Masse eine mehr roͤthliche Farbe zu ertheilen. Statt des arabischen Gummis wird man sich mit Vortheil des Gummitragant bedienen koͤnnen, indem 1 Th. Tragant mit 100.Th. Wasser einen eben so diken Schleim bildet, als 1 Th. arabisches Gummi mit 4 Th. Wasser. Der Salpeter sey moͤglichst rein, namentlich frei von hygroskopisch wirkenden salzsauren Salzen.Bei Anfertigung der Zuͤndhoͤlzer verfaͤhrt man ungefaͤhr folgendermaßen: zuerst bringt man in eine Abrauchschale oder in einen Porzellanmoͤrser oder in irgend ein anderes passendes Gefaͤß das Gummi, versezt es mit so viel Wasser, als noͤthig ist, um einen nicht zu duͤnnen Schleim beim Erhizen zu erhalten, fuͤgt dazu die abgewogene Menge geschlaͤmmten Braunstein und sezt nun erst den Phosphor hinzu, und zwar in so kleinen Stuͤken, daß diese saͤmmtlich vom Gummischleim bedekt werden. Sobald nun durch eine von Außen angebrachte Temperaturerhoͤhung, die kaum bis auf + 50° R. gesteigert zu werden braucht, die Phosphorpartikeln in Fluß gerathen, ruͤhrt man das Ganze mit einer flachen Reibekeule tuͤchtig durcheinander, so zwar, daß der Phosphor auf das feinste durch die ganze Masse vertheilt wird, sezt dann den Salpeter hinzu und faͤhrt noch so lange unter fortwaͤhrendem Erwaͤrmen mit dem Reiben fort, bis das Ganze in allen seinen Theilen in einen nicht zu duͤnnen, ganz gleichfoͤrmigen Brei, in welchem sich mit unbewaffnetem Auge durchaus keine Phosphorpartikelchen mehr duͤrfen nachweisen lassen, verwandelt ist. In diese Masse taucht man nun die mit Schwefel uͤberzogenen Hoͤlzer oder die mit Salpeter getraͤnkte Pappe und laͤßt dann die Masse an der Luft troken werden.Da der Phosphor in Beruͤhrung mit der Luft langsam in phosphorige Saͤure uͤbergeht, welche begierig die Feuchtigkeit anzieht, und so mit der Zeit die Entzuͤndung der Hoͤlzer mehr oder weniger beeintraͤchtigen koͤnnte, so haͤlt es Dr. Winterfeld fuͤr rathsam, die bereits an den Hoͤlzern troken gewordene Zuͤndmasse zulezt noch mittelst eines Pinsels mit einem ganz duͤnnen Copalfirniß zuͤberziehen, um allen Klagen uͤber das Feuchtwerden und Abbroͤkeln der Zuͤndmasse vorzubeugen.A. d. R.; — und in Nr. 15 bis 18 eine Abhandlung über die Kurbel, von Neukrantz (als Verfolg des diesen Gegenstand betreffenden Streitschriftenwechsels)Man s. polyt. Journal Bd. LXXIV, LXXVI und LXXVII. Zur Bereitung eines schwach gelblichen, fast gänzlich im Wasser auflöslichen, für Kattundrukereien und zur Appretur sehr brauchbaren künstlichen Gummi aus Kartoffelstärke gibt Winterfeld (in Nr. 28) folgende Vorschrift: 100 Pfd. Kartoffelstärke werden mit 2 Pfd. Salpetersäure angemengt, nachdem man die Säure mit so viel Wasser verdünnt hat, daß von der Flüssigkeit die Stärke nur gerade durch und durch benezt wird. Man zerkleinert diesen angesäuerten, ziemlich festen Stärkmehlteig mit der Hand; troknet ihn auf hölzernen Hürden (des Sommers auf einem gewöhnlichen Trokenboden, des Winters in einem zu 18–20° R. geheizten Zimmer); mahlt ihn zu Pulver, schlägt dieses durch ein Sieb, und dörrt es endlich, unter öfterem Umschaufeln, bei einer Wärme von 50 bis 55° R. — Der Verf., welcher dieses VerfahrenDasselbe ist uͤbrigens bloß eine Abaͤnderung von Heuzé's Dextrinbereitung; man vergl. Polyt. Journal Bd. LXXIV. S. 307.A. d. R. selbst praktisch ausführt, räth dringend an, von dem vorgeschriebenen Mengenverhältnisse der Salpetersäure nicht abzuweichen; dabei hat er aber versäumt, die Concentration (das specifische Gewicht) der von ihm angewendeten Säure anzugeben. Ueber einige Polir- und Puzmittel, von Winterfeld (in Nr. 30). — Dem Kalke (vorzüglich dem Wiener) ertheilt der Verf. das gerechte Lob in Betreff seiner Anwendbarkeit, um Stahl zu poliren. Indessen ist bekannt, daß Eisenoxyd (Polirroth), dessen nicht gedacht wird, dem Stahle eine noch weit schönere Politur ertheilt, so daß ein sorgfältiger Arbeiter bei Münz- und Medaillenstempeln (die der Verf. namentlich anführt) sich nicht mit der Anwendung des Kalks begnügen wird. Es wird die Notiz mitgetheilt, daß in der Nähe von Berlin (bei Rüdersdorf) ein thonhaltiger Kalkstein vorkommt, der nach dem Brennen grünlich braun erscheint und als Polir- und Puzmittel sehr gute Dienste leisten soll. Endlich empfiehlt der Verf. als Ersazmittel des Schmirgels den Feuerstein, der allerdings in dieser Beziehung mehr Aufmerksamkeit zu verdienen scheint, als ihm gewöhnlich zu Theil wird. Auf Papier (nach Art des Schmirgelpapiers) hat man denselben bereits angewendet. Tinte zum Schreiben mit Stahlfedern (Nr. 33), von C. K. — 2 Pfd. beste gepulverte Galläpfel werden mit 4 Quart Wasser bis auf 1 Quart Flüssigkeit eingekocht; der Absud wird mit 12 Loth chemisch reinen, in einer kleinen Menge heißen Wassers gelösten Eisenvitriols versezt, noch einige Minuten gekocht, und durch Leinwand filtrirt. Ferner übergießt man 1 Loth beste chinesische Tusche, zu feinem Pulver zerrieben, mit etwas von dem Absude, und fügt 1 Loth neutrale salzsaure Manganauflösung von 60° Baumé hinzu. Am anderen Tage zerreibt man auf einem Steine die aufgequollene chinesische Tusche auf das Zarteste mit so viel von der überstehenden Flüssigkeit, als man hiezu für bequem und nöthig erachtet, entfernt das Klare des Galläpfelabsudes von dem Bodensaze durch vorsichtiges Abgießen, und mischt solches mit der geriebenen Tusche. Endlich gibt man ein Paar Tropfen Nelkenöhl, in wenig Essigsäure gelöst, hinzu, schüttelt das Ganze in einer verschlossenen Flasche tüchtig um, läßt die Flasche zugestopft einen Tag stehen und füllt den Inhalt behutsam von dem neuerdings entstandenen Bodensaze in eine andere Flasche zur Aufbewahrung. — Diese Tinte ist, wie man sieht, etwas umständlich zu bereiten und nicht ganz wohlfeil; sie wird aber als ausgezeichnet gut gerühmt. III. Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt. Herausgegeben von A. F. Neukrantz und F. A. Metzke. Berlin, 8. I. Bd., Nr. 1–10. Diese neu entstandene Zeitschrift spricht in dem Vorworte ihre Tendenz damit aus, daß sie sagt: sie wolle für Berlin, als einen Haupt- und Mittelpunkt der norddeutschen Industrie, ein Organ seyn in allen industriellen, gewerblichen und commerciellen Beziehungen; wolle einerseits durch Aufdekung der Mängel in der Industrie, dem Handel, dem Fabrik- und Maschinenwesen der Heimath, so wie durch Mittheilung und Besprechung der Institutionen und Anlagen, der Werke der Mechanik und der Baukunst, der Industrie, der Handelsthätigkeit, des Eisenbahnwesens, der Schifffahrt und des Transportwesens anderer Länder belehren und ermuntern; andererseits auch dazu beitragen, durch Aufzählung und Mittheilung des im Inlande erzielten Guten und Großen die eigene Kraft kennen zu lehren, das Selbstbewußtseyn zu stählen, und Preußen dem Auslande gegenüber geltend zu machen. Die Aufgabe ist, wie man sieht, vielseitig und groß; inwieweit sie gelöst werden wird, läßt sich nach den wenigen bisher erschienenen Nummern natürlich nicht voraussagen. Sollte aber auch nur in einigen Beziehungen und in beschränktem Umfange eine Annäherung zum Ziele erlangt werden, so wäre das Unternehmen mit Beifall zu begrüßen. Wöchentlich erscheinen zwei Nummern, jede einen Drukbogen stark. Die 26 Nummern eines Quartals, begleitet von 13 lithographirten Figurentafeln, bilden einen Band, welcher im Abonnement 1 Thlr. kostet. Die typographische Ausstattung ist schön, die Lithographien sind gut; jedoch möchten die bisher abgebildeten Möbelmuster in zu kleinem Maaßstabe gezeichnet seyn. Der Inhalt wird unter folgende Rubriken geordnet: Geseze und Verordnungen; — Technik; — Chemie; — Handel; — Vermischtes; — Bücherschau (Recensionen, auch Inhaltsanzeigen anderer technischer Zeitschriften). Zu wünschen wäre, daß im Kopfe jeder Nummer eine kurze Inhaltsanzeige gegeben würde, wie ähnliche Zeitschriften jezt meistentheils, und zu großer Bequemlichkeit der Leser, thun. Unter den in Nr. 1 bis 10 enthaltenen Original-Mittheilungen nenne ich: Abbildung und (kurze) Beschreibung der von Borsig erbauten Locomotive. — Sechsrädriger Wagen von Claudius. Dieser Wagen soll den Vortheil haben, besonders leicht und schnell in kleinen Krümmungen wenden zu können; der Mechanismus ist einfach und nicht übel erdacht, aber Erfahrungen über seine Anwendung werden nicht beigebracht. — Verbesserung in der Fabrication des eisenblausauren Kali, von Kreßler. Die Potasche wird für sich allein in einem Flammofen geschmolzen, dünnflüssig in eine vorläufig erhizte gußeiserne Retorte eingetragen, hier mit der thierischen Kohle versezt, und weiter auf gewöhnliche Weise behandelt. Aus gleich viel Kohle wird, wie der Verf. anführt, nach dieser Methode ungefähr um die Hälfte mehr Blutlaugensalz gewonnen, als man gewöhnlich erhält, wenn die ganze Operation in einem einzigen Ofen stattfindet (aus 100 Pfd. Kohle 30 bis 36 Pfd. verkäufliche Krystalle statt 18 bis 24 Pfd.). Der Grund liegt darin, daß eine zu hohe Temperatur vermieden und der Zutritt der Luft abgehalten wird. Die alte Methode, gänzlich in kugel- oder birnförmigen Kesseln (Retorten) mit enger Oeffnung zu arbeiten, wird zwar von dem eben angegebenen Verfahren hinsichtlich des Ertrages nicht übertroffen; sie erfordert aber viel mehr Feuerung und führt schnell die Zerstörung der Kessel herbei. — Oberhäuser's Instrument zum Hohlschleifen der Rasirmesser. Es besteht aus einer, an einem Griffe befestigten, mattgeschliffenen runden Glasplatte von 2½ Zoll Durchmesser, deren Fläche wie ein Kugelabschnitt von 3 Fuß Halbmesser gekrümmt ist. Darauf werden die Rasirmesser mit feinem Schmirgel und Oehl bearbeitet. Der Mechaniker I. Th. Baumann in Berlin verfertigt solche Instrumente. Es scheint mir sehr zweifelhaft, daß mittelst derselben ohne besondere Kunstfertigkeit die Rasirmesser gut zugerichtet werden können; zudem entspricht der angegebene Krümmungshalbmesser der Platte nicht jenem der Aushöhlung an den Messern, welcher gewöhnlich nicht über 3 Zoll beträgt. Man hat, bekanntlich, auch Abziehriemen mit (cylindrisch) gekrümmter Fläche construirt, und sie sehr angepriesen, weil sie die Höhlung des Messers bis an die Schneide hin conserviren und leztere dünn erhalten sollen. Die, welche ich besize, haben einen Krümmungshalbmesser von 3 bis 4 Fuß. Es ist ihnen aber, wenigstens meiner Erfahrung nach, nicht der mindeste Vorzug vor einem geraden Riemen einzuräumen. Ein Gleiches dürfte mit Wahrscheinlichkeit in Betreff des Oberhäuser'schen Instruments, verglichen mit einem flachen Abziehsteine, zu behaupten seyn. Es könnte dieß übrigens eine schöne Gelegenheit abgeben, auf die Würdigung der zahlreichen, zum Theil sehr wunderbaren Meinungen, Vorurtheile und Kunststükchen einzugehen, welche unter den Rasirkünstlern und Rasirdilettanten in Bezug auf die Schärfung und Conservation der Schermesser im Schwange sind. — Reinigung des Robbenthrans, von Kunheim. Der Thran wird mit dem doppelten Gewichte Wasser in einem Standfasse wohl zusammengerührt, durch hineingeleiteten Dampf zum Sieden erhizt, und während des Kochens mit 10 Proc. seines Gewichts Alaun versezt. Der stinkende Geruch verliert sich dadurch, und es scheiden sich weiße oder gelbliche Floken ab. Nach 1 bis 2 Tagen ruhigen Stehens scheidet sich der Thran klar ab, welcher nun zum Brennen in Lampen so gut wie Rüböhl zu gebrauchen ist. — Reinigung des Terpenthinöhls zur, Kautschuklösung von Rannow. Der Verf. rectificirt das Oehl mit Zusaz des doppelten Gewichts Wasser, welchem 1 Pfd. Potasche und 1 Pfd. frischgebrannter Kalk auf 100 Pfd. Oehl zugesezt sind, und versichert, daß es hiedurch zum Auflösen des Kautschuks ganz vorzüglich brauchbar werde. Die Anwendung des Kalkes bei der Rectification des Terpenthinöhls war schon früher bekannt. — Dreschmaschine von Scheidtweiler. — Violet's Maschine zum Schaumschlagen und Rühren für Conditoreien. Zwei senkrechte, mit Schaufeln versehene Rührwellen sind in dem Kessel angebracht, und bewirken die Schaumbildung dadurch, daß sie mittelst eines einfachen Räderwerks in entgegengesezten Richtungen umgedreht werden. — Maisch-Kühlmaschine, welche in Berliner Brennereien gebräuchlich ist. In dem achtekigen Kühlschiffe steht im Mittelpunkte eine senkrechte Welle, welche unten auf dem Boden ein langes Rührscheit herumführt, nahe über der Oberfläche der Maische aber zwei einander diametral gegenüberstehende, horizontale, mit langen und schmalen Bretterflügeln versehene Wellen mittelst Räderwerk so in Bewegung sezt, daß sie sich drehen und zugleich im Kreise herumgehen. Die Abkühlung geschieht also durch den Luftstrom, welchen die Flügel erregen, in Verbindung mit dem Rühren. — Rührapparat zum Vormaisch-Bottig, für Brennereien, nach der in und um Berlin gebräuchlichen Art. Sie besteht aus vier mit Kreuzstöken besezten senkrechten Wellen, welche durch verzahnte Rader umgedreht, und zugleich im Kreise um eine im Mittelpunkte stehende Welle herumgeführt werden. IV. Allgemeine polytechnische Zeitung. Jahrg. 1840, August bis December, Nr. 32–53; Jahrg. 1841, Januar bis August, Nr. 1–34. In Nr. 32, Jahrg. 1840, heißt es: „Die mit so vielem Lärm angekündigte Erfindung, Stoffe, ohne daß sie ihr Ansehen verlieren, wasserdicht (vielmehr Wasser nicht annehmend) zu machen, scheint im Wesentlichen auf der Anwendung der schon lange zu diesem Zwek empfohlenen, bekannten Thonseife zu beruhen.“ Diese Vermuthung ist ungegründet, wenigstens was die in Osnabrück und Berlin nach der neuen Methode zubereiteten Stoffe betrifft. Das Mittel, womit diese wasserdicht gemacht sind, ist ganz und gar von der Thonerdeseife verschieden, und meines Wissens noch nirgend veröffentlicht. Es bietet übrigens in chemischer Hinsicht eine wahre Merkwürdigkeit dar. Bindende Rüksichten legen mir die Verpflichtung auf, es bei dieser allgemeinen Andeutung bewenden zu lassen. Nr. 34 enthält Anweisungen zum Braunfärben mittelst Catechu, nach Versuchen von Leykauf. In Nr. 42 wird folgendes Verfahren gelehrt, Metallarbeiten darzustellen, welche eingelegten verschiedenfarbigen Gold- und Silberarbeiten gleichen: Der aus Messing oder Kupfer (wenn man will, theilweise aus dem einen, theilweise aus dem anderen) verfertigte Gegenstand wird durch augenblikliches Eintauchen in Salpetersäure von 30° B. abgebeizt, in Wasser gespült, hierauf durch Kochen mit fein granulirtem Zink und concentrirter Salmiakauflösung mit einer spiegelblanken Verzinkung versehen. Man malt alsdann mittelst einer Schablone von dünnem Messingblech beliebige Muster darauf, wozu man sich des mit etwas Mohn- oder Leinöhl und Frankfurter Schwarz versezten Copallaks bedient. Ist diese Zeichnung getroknet, so legt man den Gegenstand in reine verdünnte Salpetersäure, welche an den durch den Lak nicht geschüzten Stellen die Verzinkung wegäzt. Dann wäscht man mit reinem Wasser ab, läßt troknen, und gibt einen Ueberzug von weingeistigem Copalfirniß, der dadurch bereitet wird, daß man 11 Th. gepulverten weißen Kugelcopal mit höchst rectificirtem Therpenthinöhl vollkommen benezt, dann mit einer Mischung von 1 Th. Schwefeläther und 10 Th. absolutem Alkohol (worin 5/6 Th. Kampher aufgelöset) in gelinder Wärme behandelt. Anweisungen, wie das künstliche Ultramarin zum Bläuen des Papiers und als Farbe in der Buntpapierfabrication anzuwenden ist, enthält Nr. 43. Das mechanische Räthsel, dessen in Nr. 23 (Jahrg. 184l) gedacht wird — nämlich ein Mechanismus in Stokknöpfen, vermöge dessen man mit einer Messerklinge den Knopf quer durchschneiden kann, ohne daß er sich vom Stoke trennt — ist bereits gelöst. Die Beschreibung und Abbildung des Mechanismus befindet sich im 5. Bande von Prechtl's technologischer Encyklopädie (der 1834 erschien), S. 538. V.Zeitschrift für und über Oesterreichs Industrie und Handel. Jahrg. 1840, Nr. 70–104. In diesen Nummern (den lezten, welche überhaupt erschienen sind)In dem lezten Blatte des Jahrganges (104) wird indessen die Wiederaufnahme, unter neuer Redaction, in Aussicht gestellt. befinden sich einige wenige Artikel, welche zu Bemerkungen Gelegenheit geben. In Nr. 70 theilt der Herausgeber den Bericht mit, welchen eine von dem Gewerbvereine zu Hannover ernannte Commission über die Hand-Flachsspinnmaschine von Orth erstattet hat. Er schenkt sichtbar diesem Berichte vollen Glauben, geräth aber in das Versehen, daß er gleich nachher — im Gegensaze mit der Orth'schen Maschine — die Hand-Spinnmaschine von Flohr auf das Angelegentlichste empfiehlt. Nun ist aber diese Maschine keine andere, als jene, und die beiden Hälften des Artikels sind also in absolutem Widerspruche miteinander. Es mag bemerkt werden, daß die abgedrukten Zeugnisse zu Gunsten der Flohr'schen alle zusammen kein gründliches technisches Gutachten enthalten. In Nr. 71 findet sich ein Artikel über Berri's Steinhobelmaschine abgedrukt, welcher ursprünglich in den Mittheilungen des Gewerbevereins zu Hannover erschien, und von daher — jedoch ohne Angabe der Quelle — entlehnt ist. Dieser Artikel fängt mit den Worten an: „Ueber diese interessante Maschine...... sind wir im Stande Folgendes aus einer Correspondenz des Erfinders mitzutheilen.“ Es gewinnt hienach, ganz ohne Grund, den Anschein, als habe der Herausgeber der österreichischen Zeitschrift die erwähnte Correspondenz geführt, oder als habe dieselbe ihm wenigstens vorgelegen. Das ist ganz Wiese'sche Methode! Nr. 80 gibt die Beschreibung einer Verbesserung an Dreh- und Trittmaschine, von Scheithammer. Diese Erfindung, welche auf Drehbänke, Schleifsteine u. dergl. angewendet werden soll, besteht darin, daß mit dem Tritte eine senkrechte, krükenförmige Stange verbunden wird, durch deren Aufziehen und Niederdrüken die Bewegung hervorgebracht wird. Der Verfasser dieses Artikels versichert zwar, drei Maschinen mit solchen Triebwerken vortheilhaft im Gange zu haben; aber es ist dessen ungeachtet dem gesunden Menschenverstande unbegreiflich, wie dabei nicht nur das Aushohlen mit den Händen und das Beugen des Körpers wegfallen, sondern noch überdieß (verglichen mit den gewöhnlichen Treibungsmethoden durch Kurbeln) die Anstrengung der arbeitenden Person fast auf die Hälfte vermindert werden soll. Die Bewegung, welche hier erfordert wird, ist die eines Menschen, der in einem großen Mörser etwas zerstößt; und daß diese nicht zu den unterhaltenden Leibesübungen gezählt werden kann, weiß man wohl. Die Abhandlung in Nr. 92, 93, 94: Ueber die Haupterscheinungsformen der Sucht, schnell und mühelos reich zu werden, ist, abgekürzt, und ohne Angabe einer Quelle, aus der deutschen Vierteljahrsschrift entnommen. Wiese hat sie jedoch nicht direct daher, sondern aus Nr. 38 und 40 des Romberg'schen Journals, und zwar mit Weglassung der Einleitung, des Schlusses und der Anmerkungen, welche R. beigegeben. VI.Allgemeines Journal für Industrie, Handel und Schifffahrt. (Das polytechnische Beiblatt.) Jahrg. 1840, Nr. 36–52.Die Nummern des Jahrg. 1841 sind mir, durch ein Versehen der Buchhandlung, noch nicht zugekommen. Ich habe in meinem dritten Artikel Hrn. Romberg's Journal dasjenige Gute nachgesagt, was es mir zu verdienen schien, und werde mit Loben wie mit Tadeln bei ihm, wie bei allen anderen, mich stets nur an meine eigene Ueberzeugung halten, unbekümmert um die Schwachheit desjenigen, der da glaubt, daß leidenschaftliche Ausfälle in sogenannten Antikritiken auf mein Urtheil in irgend einer Weise influiren könnten; unbekümmert auch darum, ob man sich durch mein Lob zufriedengestellt oder gedemüthigt fühlt (welches leztere Hr. R. von sich selber angibt). Ich schreibe keiner Persönlichkeit zu Gefallen; ich lasse mich aber auch von keiner einschüchtern. Bedauern muß ich nur, daß manchmal Schriftsteller, durch eine strenge Beurtheilung ihrer Arbeiten gereizt, nicht so viel ruhige Einsicht behalten, als nöthig wäre, um zu begreifen, wie man als scharfer Recensent auftreten könne, ohne zugleich ein Inbegriff aller moralischen Schlechtigkeit zu seyn. Ich glaube es ohne Versicherung, daß Hrn. Romberg's empörende Gegenkritik nicht darauf abgezielt habe, eine bessere Beurtheilung seinem Journale zu erwerben: das Mittel wäre doch in der That gar zu drastisch gewesen, und hätte in mir einen Patienten von höchst sonderbarer Geistesconstitution vorausgesezt. Ich weiß aber auch zugleich, daß, nicht lange nach Publicirung jener sogenannten Gegenkritik, ein angeblich von Hrn. Romberg im Interesse seines Journals auf Reisen gesandter Mann bei mir erschien, auf dessen Ersuchen ich eben dieses Romberg'sche Journal hier in Hannover zu empfehlen Gelegenheit nahm. Die abgenöthigte Anführung dieser einfachen und geringfügigen, aber wahren Thatsache mag der Herausgeber meinetwegen wieder als ein Renommiren erklären; wenn er es nur der Mühe werth findet, bei einem etwaigen zweiten Artikel „über Hrn. Director Karmarsch als Kritiker und als Mensch davon insofern Notiz zu nehmen, als die Gerechtigkeit verlangt. — In Betreff des Uebrigen, was Hr. R. in seiner Nr. 52 vom Jahre 1840 gegen mich sagt, bitte ich ihn, im polytechn. Journale Bd. LXXVIII. S. 297, Zeile 6 — 13 von Unten, nachzulesen, und mir schließlich nur noch den Ausdruk des Befremdens darüber zu gestatten, daß er zwar eingesteht, durch seine Angriffe auf meine Person sich Vorwürfe von geachteten Männern zugezogen zu haben, dennoch aber meine Erwiderung auf eben diese Angriffe übel nimmt. Man sollte doch meinen, in dem Bewußtseyn, daß er zu weit gegangen war, hätte Hr. R. meine gerechte Abwehr am allerwenigsten tadelnswerth finden dürfen. Von bemerkenswerthen Original-Mittheilungen findet sich in den Nummern 36–52 des polytechnischen Beiblattes nur folgende in Nr. 47: Die Erzeugung der Frictions-Feuerzeuge und Chlorzündhölzchen ohne Schwefel des St. Edlen v. Romer Kis-EnyitzkeDer Rame ist fehlerhaft Ergilzke gedrukt. in Wien. — Seit vielen Jahren betreibt Romer die Fabrication der Zündhölzer und anderer Zündapparate sehr im Großen mit seltener Vollkommenheit und unter Anwendung mancher eigenen Erfindungen. Es ist daher interessant, über diese Fabrik ziemlich genaue technische Einzelnheiten zu vernehmen. Die Mittheilung stammt aus Oesterreich, wie man aus einigen Provincialismen erkennt. Statt Kohlhammerplatte muß „Kehlheimer-Platte„ gelesen werden, welches der Name ist, unter dem die zur Lithographie, aber auch zum Belegen von Fußböden etc. dienenden bayerischen Kalksteinplatten in Oesterreich vorkommen. (Die Fortsezung folgt im naͤchsten Hefte.)