Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXXVII., S. 420
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LXXVII. Miszellen. Miszellen. Luftdichte Fenster und Thüren. Als eine Entdekung der neuesten Zeit ist die sehr interessante Construction der luftdichten Fenster und Thuͤren zu nennen, die nicht nur den vielseitigen Wuͤnschen nach einem Zimmer, auf das weder Wind noch Wetter sein Spiel auszuuͤben im Stande ist und dessen Lufttemperatur nach Willkuͤr gehandhabt werden kann, voͤllig entspricht, sondern auch bei ihrer Anwendung lange nicht den Kostenaufwand erfordert, der schon unzaͤhligen andern Versuchen zur Erlangung desselben Zieles geopfert worden ist. Es ist die Rinde der Korkeiche oder der sogenannte Kork, welcher dabei wegen der ihm eigenthuͤmlichen starken Elasticitaͤt und Unzerstoͤrbarkeit durch das Wetter auf folgende Weise in Anwendung gebracht wird. Man hobelt mit einem Fugenhobel das Rahmstuͤk eines jeden Fensterfluͤgels auf allen vier Kanten einen halben Zoll breit und eben so tief aus, so daß auf der innern Seite der Ueberschlag und auf der aͤußeren ein Streifen Holz von 1/8 bis 1/4 Zoll Staͤrke stehen bleibt, und legt diese Hoͤhlung mit einem gerade hineinpassenden vierekig geschnittenen Streifen Kork aus, der jedoch sinnreich genug an das Holz befestigt werden muß, so daß also der Fensterfluͤgel seine fruͤhere Form wieder erhaͤlt. Auf diese Art erhaͤlt man ein luftdichtes Fenster, denn vermoͤge seiner Elasticitaͤt schließt sich der Kork an das Fensterkreuz und Rahmholz des Fensters so dicht an, daß durchaus keine Luft durchzufließen im Stande ist; ja es sizt Kork und Holz so fest aneinander, daß man ein ganzes loses Fenster an einem Fluͤgel, der nur leicht zugemacht, gar nicht mit dem Wirbel befestigt ist, fortziehen kann. Der Kork muß bei dieser seiner Verwendung in seinem natuͤrlichen Zustande bleiben und darf durchaus keinen Anstrich bekommen, denn Wasserfarben wuͤrden nicht lange daran haften und Oehl- oder Leimfarben seine Elasticitaͤt vermindern. Auch waͤre es ganz uͤberfluͤssig, ihm ein kuͤnstliches Ansehen geben zu wollen, da sich sein natuͤrliches zu diesem Behufe, wenn die ganze Arbeit nur recht sauber ausgefuͤhrt wird, sehr nett, ja elegant herausstellt. Dasselbe Verfahren, wie bei den Fenstern, ist bei den Thuͤren anwendbar, indem der Kork in die Thuͤrbekleidung eingelegt und mit einem Leistenwerk so versehen wird, daß er bei den verschiedenartigen Beschaͤftigungen der Bewohner gegen Stoͤße und Schlaͤge gesichert ist. Durch solche Vorrichtung entsteht dann nicht nur eine bedeutende Ersparniß an Brennmaterial im Winter, sondern es liegt darin auch ein wesentlicher Vortheil bei Einrichtung von Krankenzimmern, indem in einem solchen luftdichten Zimmer der oft den Kranken so schaͤdliche Zug ganz vermieden werden kann. Der Erfinder dieser luftdichten Fenster und Thuͤren ist der Tischlermeister E. F. Schob in Berlin (Kronenstraße Nr. 3), welcher auch ein Patent darauf genommen hat. (Leuchs polyt. Zeitung.) Kirche von Gußeisen. Die kleine Stadt Everton bei Liverpool besizt gegenwaͤrtig ein in seiner Art einziges Gebaͤude, naͤmlich eine ganz aus Gußeisen bestehende Kirche. Dieses vierekige Gebaͤude ist 119 Fuß lang und 48 Fuß breit. Die Platten, aus welchen es zusammengesezt ist, wurden in der Eisengießerei der HHrn. Gebruͤder Gaethome in Liverpool gegossen und sind mit Reliefverzierungen im gothischen Styl bedekt. Man wird neben dieser Kirche einen Glokenthurm ebenfalls von Eisen aufrichten, dessen Theile so eben gegossen wurden. (Echo du monde Savant. Jan. 1842, Nr. 700.) Schwarzes Glas aus Kieselerde und Kohle. Hr. H. Prater erhielt eine geschmolzene Mischung von Kieselerde und Kohlenstoff. Es ist zum Gelingen einer solchen bloß nothwendig, daß die Kieselerde ihrer Masse nach fuͤnf- bis sechsmal so viel als die Kohle betraͤgt, und daß die Pulver, genau gemengt, zwei oder drei Stunden unter Sand oder Kreide beinahe bis zum Weißgluͤhen erhizt werden. Die von ihm angewandte Kieselerde war aus kieselsaurem Kali bereitet und enthielt, wie dieß beinahe immer der Fall ist, eine sehr geringe Menge Kali, was die Schmelzung befoͤrdert haben mag; daß aber der Kohlenstoff selbst voͤ;llig geschmolzen war, ist ausgemacht. Die Masse bildete ein vollkommen schwarzes Glas, welches in Stuͤke zerbrochen, keine Spur eines schwarzen Pulvers in seinen Zwischenraͤumen zeigte. Das Resultat wird leicht erreicht, wenn nur die Kieselerde in dem erwaͤhnten Ueberschuß genommen wird. Flußsaͤure oder erhiztes Aezkali loͤsen die Kieselerde aus dem Glase auf, und die Kohle faͤllt dann unveraͤndert als Pulver nieder. Mit gestoßenem Graphit war das Resultat dasselbe. (Philos. Mag. Jan. 1842.) Reinigung des Schwefelkohlenstoffes. Da der Schwefelkohlenstoff außer seiner medicinischen Anwendung auch in der Technik anfaͤngt zu Firnissen gebraucht zu werden, vielleicht auch schon mehr angewandt worden waͤre, wenn nicht sein unangenehmer Schwefelwasserstoffgeruch, welcher ihm auch durch vorsichtige Rectification nicht entzogen werden kann, der haͤufigeren Anwendung entgegen staͤnde, so versuchte ich, die Reinigung und damit die Befreiung desselben von seinem unangenehmen Geruch auf folgende Art zu bewirken. Ich sezte naͤmlich zu Schwefelkohlenstoff so lange unter Umschuͤtteln troknes gepulvertes Bleiweiß (kohlensaures Bleioxyd) hinzu, bis es sich nicht mehr braͤunte, worauf ich die Masse absezen ließ und in einem bedekten Trichter abfiltrirte. Um uͤberzeugt zu seyn, daß der Schwefelkohlenstoff nichts aufgeloͤst enthielt, so destillirte ich ihn bei so gelinder Waͤrme ab, daß er nie ins Kochen gerieth. Die lezten Spuren der Fluͤssigkeit waren etwas gelblich gefaͤrbt, sie hinterließen aber einen so unbedeutenden Ruͤkstand, daß man ihn mit der Loupe kaum wahrnehmen konnte. Weil aber beim Abfiltriren immer eine ziemliche Quantitaͤt Schwefelkohlenstoff in der braunen Masse zuruͤkbleibt und also verloren geht, so waͤre statt des Abfiltrirens das Abdestilliren vom Schwefelblei zu empfehlen. Das erhaltene Destillat braͤunt nun das Bleiweiß nicht mehr Diesen Versuch stellte ich mit ganz frisch bereitetem und rectificirtem Schwefelkohlenstoff (der jedoch sehr stark nach Schwefelwasserstoff roch) an, wie ihn Hr. Apotheker Simon in Berlin im Großen darstellt. (Schuͤtz, im Journal f. prakt, Chemie. 1842, Nr. 2.) Anwendung des Dextrins bei Anheilbinden. Dextrin (nach dem im polyt. Journal Bd. LXXIV. S. 307 beschriebenen VerfahrenMan vergleiche auch S. 75 in diesem Bande. bereitet) wird jezt in Frankreich haͤufig zum Praͤpariren der Anheilbinden benuzt, um die Bandagen und chirurgischen Apparate zu befestigen, namentlich bei Wiedereinrichtung der Beinbruͤche. Den HHrn. Velpeau und Larrey verdankt man seine Anwendung zu diesem Zwek. Das Dextrin ersezt mit großem Vortheil den sonst hiezu benuzten Gyps; die dextrinirten Binden, welche man auf ein gebrochenes Glied auflegt, troknen darauf aͤußerst schnell, kleben sehr stark an und werden ungemein hart; sie haben den Vorzug, eine zur Wiederherstellung des kranken Theils sehr wohlthaͤtige Waͤrme zu unterhalten und koͤnnen durch Befeuchtung losgemacht werden, wenn man ihn besichtigen will, oder wenn es Geschwulst gibt. Die Anwendung dieser Anheilbinden beschleunigt sehr die Heilung der Beinbruͤche und macht, daß die Kranken nach sehr kurzer Zeit wieder auf den Fuͤßen seyn koͤnnen; die ihnen hiebei werdende Uebung traͤgt selbst wieder nicht wenig zu ihrer voͤlligen Genesung bei. Hr. Darcet, der Sohn, hat ein kleines Instrument erfunden, welches zur Bereitung der Dextrinsolution und zum Eintauchen der Binden, alles in sehr kurzer Zeit, bestimmt ist. Um eine gleichfoͤrmigere Loͤsung zu erhalten, befeuchtet man das Dextrin zuerst mit ein wenig Branntwein und sezt dann erst das Wasser hinzu. In folgenden Verhaͤltnissen wird die Loͤsung bereitet: Dextrin 100 Gramme Kampherbranntwein 60 Wasser 40 Quantitaͤt der zur Behandlung verschiedener Beinbruͤche anzuwendenden Loͤsung. Schenkelbein 300 Gramme Bein 200 Vorderarm 150 Schluͤsselbein 400 Dextriniren bedeutet heutzutage einen Beinbruch mit in obiger Loͤsung getraͤnkten Binden verbinden. (Moniteur industriel.) Vermehrung des Rahms in einer gegebenen Menge Milch. Wenn man Versuche anstellen wuͤrde, ob es nicht vortheilhaft waͤre, anstatt der zinnernen oder anderer Gefaͤße, in welchen man die Milch aufbewahrt, Gefaͤße von Zink zu nehmen, wuͤrden diese Versuche wahrscheinlich sehr befriedigend ausfallen. Die in Zinkgefaͤßen aufbewahrte Milch gerinnt um 4 bis 5 Stunden spaͤter, als in anderen Gefaͤßen, wodurch sich aller Rahm abscheiden kann. Es wurden bei einem Versuche drei Gefaͤße von Zink, deren jedes 10 Liter Milch enthielt, mit drei anderen Gefaͤßen von Zinn verglichen, welche eben so viel Milch enthielten. Diese sechs Gefaͤße wurden Montags um 3 Uhr Nachmittags mit frisch gemolkener Milch angefuͤllt; am Mittwoch um 9 Uhr Morgens, als man den Rahm abnehmen wollte, fand man in den Zinngefaͤßen beinahe alle Milch geronnen, waͤhrend in den Zinkgefaͤßen die Gerinnung noch kaum angefangen hatte; in den lezteren Gefaͤßen konnte die Milch erst um 2 Uhr Nachittags abgenommen werden; man schlug aus diesem Grunde den Rahm aus den beiderlei Gefaͤßen besonders; der aus den Zinngefaͤßen gab 1,165 Kilogr. Butter, der aus den Zinkgefaͤßen aber 1,650 Kilogr. Der Versuch war mit der groͤßten Sorgfalt angestellt worden, und man fand die Butter aus dem Rahm der Zinkgefaͤße viel angenehmer schmekend, als die aus jenem der Zinngefaͤße. — (Gazette de Nice, 4. Jul. 1841.) (Aehnliche. Beobachtungen wurden fruͤher schon in Italien gemacht. D. Red.) Verfahren, das reine Weizenbrod von dem Brod aus Stärk- und Weizenmehl zu unterscheiden. Nach Hrn. Chevallier laͤßt sich mittelst chemischer Reagentien leicht erkennen: 1) das Brod aus Mehl, 2) das Brod aus Mehl und Staͤrke in trokenem Zustande, 3) das Brod aus Mehl und Staͤrke im Kleisterzustande. 1. Verfahren. — Man nimmt drei Probeglaͤser, bringt in jedes derselben ein wuͤrfelfoͤrmiges Stuͤk Krume von dem zu pruͤfenden Brod und schuͤttet frisch bereitetes Jodwasser daruͤber. Es wird nun 1) dieses Wasser, auf Weizenmehlbrod geschuͤttet, das Brod blau faͤrben, seine eigene Farbe aber nicht veraͤndern, sondern gelb bleiben, selbst nach 20 Minuten langer Beruͤhrung; 2) derselbe Fall eintreten, wenn das Brod aus 90 Th. Mehl und 10 Th. trokenem Staͤrkmehl bereitet ist; 3) das aus 90 Th. Mehl und 10 Th. Staͤrke in Kleisterform bereitete Brod aber sich in Beruͤhrung mit dem Jodwasser blau faͤrben, und diese Fluͤssigkeit selbst nach und nach lilas und dann violett werden. 2. Verfahren. — Man nimmt 10 Gramme der zu analysirenden Brodkrume, reibt sie nach der Zertheilung mit 624 Decigrammen (1/16 Liter) Wasser in einer Reibschale ab und bringt sie wohl zerrieben mit der Fluͤssigkeit auf ein Filter. Man sezt nun zu 31 Gram. 25 Centigr. (1/32 Liter) der siltrirten Fluͤssigkeit eine gleiche Quantitaͤt frisch bereiteten Jodwassers. Hat man es mit Brod aus Weizenmehl zu thun, so entsteht eine roͤthliche Faͤrbung, welche nach 8 bis 10 Minuten wieder verschwindet. Bei solchem aus 90 Th. Mehl und 10 Th. trokener Staͤrke entwikelt sich eine ins Violette spielende blaue Faͤrbung, die in 10 bis 12 Minuten verschwindet. Wenn endlich das Brod aus besagten Mengen Mehls und Staͤrke, leztere aber im Hydratzustand als Kleister bereitet wurde, so erhaͤlt man eine schoͤne blaue Faͤrbung, welche 20 bis 40 Minuten zum Verschwinden bedarf. (Echo du monde savant, 1842, No. 693.) Ueber Bereitung und Aufbewahrung des Mehls. Ein ausgebreiteter Mehlhandel in entfernte Gegenden, namentlich uͤbers Meer, wird wohl aus dem suͤdwestlichen Deutschland nur in seltenen Jahren stattfinden koͤnnen, da wir wohl selten mit Gegenden, wie an der Ostsee, Odessa etc., concurriren koͤnnen. In einzelnen Jahren, wo wir es koͤnnten, wie fast das ganze Jahrzehnt von 1820 bis 1830, treten haͤufig andere Hindernisse in den Weg — wie z. B. damals, als die sogenannte Rheinisch-Westindische Compagnie einen Versuch machte, bei der sehr großen Wohlfeilheit der Brodfruͤchte bei uns Mehl in die Westindischen Inseln zu schaffen, Holland es einfiel, 100 Proc. — sage hundert Procent — Durchgangszoll von deutschem Mehl zu fordern, wodurch der Mehlhandel fuͤr sich schon unmoͤglich wurde. Dabei machte die gedachte Compagnie noch die bittere Erfahrung, daß nur gut ausgetroknetes Mehl sich uͤbers Meer haͤlt. Diese Erfahrung, daß nur Mehl, welches nach dem Mahlen noch ausgetroknet wurde, sich auf die Dauer haͤlt, haben auch einzelne Kaufleute gemacht, hielten sie aber geheim, um nicht zu dem Schaden auch noch den Spott zu haben. Wenn auch Kernen und Weizen auf sogenannten Kunstmuͤhlen ungenezt vermahlen wird, so haͤlt sich doch das Mehl nicht auf die Dauer, sobald es gleich nach dem Vermahlen in Kisten oder Faͤsser verpakt und nicht vorher als Mehl vollkommen getroknet und ausgeluͤftet wird. Lezteres geschieht auch auf allen großen amerikanischen Handelsmuͤhlen. Hier wird das Mehl durch einen von der Muͤhle selbst getriebenen Mechanismus auf große Trokenboͤden gebracht, durch die Maschine selbst in duͤnne Lagen ausgebreitet und so lange geruͤhrt, bis es den gehoͤrigen Grad von Trokenheit erreicht hat. Die Zeit, die es dazu braucht, haͤngt zum Theil von der Beschaffenheit der Luft ab. Solches Mehl haͤlt sich nun Jahre lang zur See und zu Land. Ein, wenn auch 1–2 Jahre alter Kernen oder Weizen enthaͤlt in seinem Innern noch immer so viel Feuchtigkeit, daß das Mehl davon in eine Art Gaͤhrung kommen und in den Faͤssern verderben kann, wenn es auch ungenezt vermahlen worden ist, weßhalb das nachherige Austroknen des Mehls unerlaͤßlich ist. Ob in diesem Stuͤk die Walzenmuͤhlen einen Vorzug vor den Muͤhlen mit horizontal laufenden Steinen haben, auf welchen lezteren allerdings einige Erwaͤrmung, wenn auch nur gering, unvermeidlich ist, weiß ich nicht, moͤchte es aber bezweifeln, besonders auch deßwegen, weil das eigentliche Feinmahlen auf den Walzmuͤhlen — so weit Einsender dieß weiß — doch zulezt zwischen horizontal laufenden Steinen geschieht. Ein gewisser Grad von Geschwindigkeit ist immer zum Feinmahlen erforderlich, wenn es auch auf Walzen geschieht, und somit wird wohl auch hier einige Erwaͤrmung unvermeidlich seyn. Wird das Mehl nur nach dem Mahlen gut ausgetroknet, so schadet auch ein gewisser Grad von Feuchtigkeit vor dem Mahlen ihm nicht. Ist Kernen und Weizen zu sehr ausgetroknet, so ist er schwer fein zu mahlen und, wie viele Baͤker behaupten, nicht einmal so gut zu verbaken, als wenn er maͤßig genezt ist. Es gehoͤren dazu, namentlich wenn er zu alt und hart ist, besonders harte Steinarten, hauptsaͤchlich Quarz. Da man nun aber, auch in den Kunstmuͤhlen, Kernen und Weizen in verschiedenen Graden von Feuchtigkeit zu mahlen hat und es nicht moͤglich ist, fuͤr jeden Trokenheitsgrad des Kernen besondere Steine zu haben, so wuͤrde ich es besser halten, jeden Kernen und Weizen vor dem Mahlen etwas zu nezen, so weit es naͤmlich die Steine, uͤber die man zu disponiren hat, erfordern, um schoͤnes Mehl daraus zu verfertigen, dagegen aber nun das Mehl, was zu weiter Versendung oder zu laͤngerem Aufbewahren bestimmt ist, vor dem Verpaken kuͤnstlich auszutroknen. Bei zu trokenem alten Kernen zermahlt sich die aͤußere Haut desselben, wenn auch die Steine sonst gut ungenezt mahlen, fast zu Staub und es kann dabei nicht fehlen, daß, wenn auch das Beutelwerk noch so gut und fein ist, dieser Staub das Mehl roth macht — der groͤßeren Verstaͤubung dabei nicht zu gedenken. Dieß moͤgen Gruͤnde genug seyn, um zu veranlassen, nicht allen Kernen und Weizen unbedingt ungenezt zu mahlen. Bei den Muͤhlsteinen kommt es hauptsaͤchlich auf die Art der Arbeit an, welche sie in der Regel leisten sollen. Dieser Umstand erfordert, daß der Muͤller die Steine je nach ihrer Bestimmung selbst zu beurtheilen versteht und sie am Steinbruch selbst waͤhlt. So sind z. B. die Oberensinger (Keupersandsteine) in der Regel die besten Gerhmuͤhlsteine von der Welt — mit wenig Ausnahme, zu Mahlsteinen aber allermeist zu weich; sie werden deßhalb selten oder nie zum Feinmahlen zu gebrauchen seyn. Die Melser Steine dagegen taugen nicht zum Ausmahlen der Kleie, aber mit wenigen Ausnahmen sind sie zum Feinmahlen des Grieses sehr gut. Sicherer und zu mehrfaͤltigem Gebrauch sind immer gute Sandsteine, sie sind auch in Deutschland am weitesten verbreitet. Zu den besten gehoͤren immer die Waldshuter, weil sie in der Regel zu dem verschiedenartigsten Gebrauch sich eignen; freilich gehoͤren sie auch mit zu den theuersten. Ein sicheres Kriterium fuͤr die Guͤte der Sandsteine ist immer mit die Festigkeit des Kittes, mit dem der Sand zusammengebaken ist. Dieser Kitt soll so fest seyn, daß die einzelnen Quarzkoͤrner, aus denen der ganze Stein besteht, wenn man Stuͤke von ihm abschlaͤgt, lieber entzwei brechen, als daß der Kitt nachgibt. Ein solcher Stein zeigt daher da, wo er abgeschlagen wurde, haͤufig einen Silberglanz, welcher bloß von den scharf und ekig gebrochenen Quarzkoͤrnern, nicht etwa von beigemischten Glimmerblaͤttchen etc. herruͤhrt. Einen solchen festen Kitt haben in der Regel die Waldshuter Steine; doch gibt es auch unter ihnen Steine von geringer Qualitaͤt. Muͤhlsteine von sogenannten Findlingen, welche schon, vielleicht Jahrhunderte lang, am Tage liegen, besonders von solchen, welche noch mit einem Theile in der Erde liegen, und von welchen die Steinmezen wegen der Leichtigkeit im Brechen und Bearbeiten derselben so gerne Muͤhlsteine fertigen, taugen nichts. Eben so wenig wird ein Sandstein, sey er weiß oder roth, einen guten Muͤhlstein geben, dessen Kitt durch bloßes Reiben schon losgeht, so daß die Sandkoͤrner rundlich und glatt erscheinen; dergleichen Steine haben deßhalb auch keinen lebhaften Glanz. Bei lavaartigen oder quarztuffartigen Steinen kommt es auf die richtige Vertheilung der Poren und ihre gleichartige Groͤße an. Eine dergleichen Art gibt es außer den bekannten Andernacher Steinen auch in Thuͤringen, wenn ich mich recht erinnere, in Grauwinkel. Waͤren die Poren dieser Steine gleichartiger vertheilt, so wuͤrden sie nie einer Schaͤrfung beduͤrfen; da sie aber Stellen von zusammenhaͤngendem Quarz enthalten, welche sich glatt mahlen, und dann diese Stellen erhabener bleiben, so ist es noͤthig, sie oft mit der Bille aufzuhauen, was aber wegen ihrer außerordentlichen Haͤrte schwer zu bewerkstelligen ist. Kneller, koͤn. wuͤrtemb. Muͤhlschauer. (Riecke's Wochenblatt 1842, Nr. 8) Ueberwinterung zarter Pflanzen. Solche Pflanzen, deren Stengel jaͤhrlich absterben, werden leicht uͤberwintert, wenn man sie mit einem Gemenge von Erde, Holzsaͤgespaͤnen und Steinkohlenasche in kleinen Huͤgeln bedekt, um welche herum man drei Bak- oder andere Steine sezt, die wieder mit einer Schiefer- oder Ziegelplatte bedekt werden. Diese Bedachung haͤlt von den Pflanzen Feuchtigkeit und Regen ab und gestattet zugleich freien Luftzug. Wird aber die Kaͤlte zu streng, so kann dieser Bau sehr leicht noch mit Stroh oder Tannenzweigen bedekt werden, die aber, sobald die Kaͤlte nachlaͤßt, wieder weggenommen werden muͤssen. Die Straͤucher, welche unsere Winterkaͤlte nicht vertragen, werden am Fuße sehr zwekmaͤßig mit angehaͤufter Erde oder mit Saͤgespaͤnen umgeben und obendarauf mit Stroh, das man um den Stamm bindet, der obere Theil des Strauchs bleibt unbedekt. Das Wasser wird auf diese Weise von Stamm und Wurzel abgewendet, was besser ist, als die Pflanze ganz mit Stroh zu umhuͤllen. Das beste Mittel aber, um Pflanzen zu uͤberwintern, die nicht ohne Bedekung bleiben koͤnnen, ist, sie mit Tannenzweigen zu bedeken. Dieß geschieht am besten, indem man vier Pfaͤhle in einiger Entfernung von der Pflanze in die Erde schlaͤgt und sie mit Querlatten verbindet; man fuͤllt die Zwischenraͤume derselben mit Tannenlaub aus, mit Ausnahme eines einzigen, den man leer laͤßt und mit einer Thuͤre von Tannenzweigen verschließt, welche bei schoͤnem Wetter abgenommen werden kann. Nur sehr wenige Pflanzen koͤnnen unter einer dichten und nassen Huͤlle uͤberwintern, und es ist unbegreiflich, wie nach so vielen Erfahrungen, welche das Vernunftwidrige dieses Verfahrens darthun, es noch so oft angewendet wird. Die Pflanzen in Toͤpfen, wie Arten der Fuchsia, Calceolaria, Lobelia, Verbena und des Mimulus erhalten sich auch gut, wenn man sie unter ein Obdach stellt und mit Tannenzweigen, uͤber welche Stroh gelegt wird, bedekt. (Marnok florical Mag.; Echo du monde savant, 1842, No. 698.)