Titel: Apparat zur Fabrication von Glaubersalz und Chlor, worauf sich Julius Seybell, Chemiker im Golden Square, Westminster, Grafschaft Middlesex, am 31. März 1842 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXXVIII., S. 345
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LXXVIII. Apparat zur Fabrication von Glaubersalz und Chlor, worauf sich Julius Seybell, Chemiker im Golden Square, Westminster, Grafschaft Middlesex, am 31. Maͤrz 1842 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Nov. 1842, S. 285. Mit einer Abbildung auf Tab. VII. Seybell's Apparat zur Fabrication von Glaubersalz und Chlor. Meine Erfindung besteht 1) in der Fabrication von Glaubersalz durch Zersezung von Kochsalz mittelst Schwefelsäure in geschlossenen Gefäßen, welche aus Blei verfertigt oder damit gefüttert sind und von Außen erhizt werden; 2) in der Bereitung von Chlorgas, durch Einwirkung salzsaurer Dämpfe auf in Wasser untergetauchten Braunstein. Beschreibung der Abbildung. In Fig. 48 ist a, a das bleierne Gefäß oder die Retorte, worin das Glaubersalz durch Zersezung von Kochsalz mit Schwefelsäure erzeugt wird. b ist ein Mannsloch mit einem Dekel, durch welches die Retorte mit Kochsalz beschikt wird. Nachdem der Dekel durch Klemmschrauben oder auf andere Weise gehörig befestigt worden ist, beginnt der Proceß der Zersezung. c ist ein Rohr, welches in den Schornstein geleitet ist; es wird durch ein Ventil geschlossen, wenn der Proceß der Zersezung vorgenommen wird. d ist ein Rohr, welches in einen Behälter mit Schwefelsäure von 1,71 spec. Gew. geht; es ist mit einem Ventil versehen, wodurch es abgesperrt wird, wenn die gehörige Menge Säure in die Retorte a, a ausgelaufen ist. Bei e kann der Inhalt der Retorte ausgeleert werden; diese Oeffnung ist mit einem bleiernen Dekel f versehen, an welchen der eiserne Rahmen g mittelst der Schraube h, die durch den Griff i geht, fest angedrükt wird, wenn sie geschlossen werden soll. Die Retorte a, a steht in einem eisernen Gefäß j, j, welches Oehl oder eine andere geeignete Flüssigkeit enthält, durch welche die Hize an die Retorte übertragen wird; das Gefäß j ist nämlich mit einem falschen Boden k versehen, welcher durchlöchert ist, so daß das erhizende Medium mit dem Boden der Retorte a in Berührung kommen kann. Das Gefäß j wird in einem Ofen erhizt, dessen in den Schornstein führendes Rauchrohr mit einem Dämpfer versehen seyn muß, damit man die Hize vollkommen in der Gewalt hat. Die Retorte a wird aus diken Bleiplatten verfertigt, welche man durch Schmelzen des Metalls auf bekannte Weise mit einander verbindet. Am besten ist es immer, wenn die Retorte a ganz aus Blei von hinreichender Stärke besteht; doch kann ihr Boden auch aus dünnerem Bleiblech bestehen, wenn man dasselbe äußerlich durch Eisen verstärkt; die Temperatur, auf welche die Retorte a erhizt wird, braucht nie 330° F. (132° R.) zu übersteigen; im Oehlbad muß daher ein Thermometer angebracht seyn, damit sich der Arbeiter überzeugen kann, daß die Temperatur jenen Grad nicht überschreitet; er darf die Hize nur allmählich steigern, bis sie 300° F. (119° R.) beträgt und soll sie auf diesem Grad erhalten, bis der Proceß beinahe beendigt ist. Um die Operation zu beginnen, bringt man in die Retorte a 20 Cntr. Kochsalz und nachdem man dann den Dekel über dem Mannsloch befestigt hat, läßt man 30 Cntr. Schwefelsäure von 1,71 spec. Gew. hineinlaufen; während des Einlaufens der Säure muß das Ventil des in den Schornstein führenden Rohrs offen beiben, und es wird erst geschlossen, nachdem alle Säure in die Retorte geflossen ist, worauf die salzsauren Dämpft durch das Rohr m in das Gefäß n überziehen, um dort Chlor zu erzeugen. Der Arbeiter muß die Hize des Feuers sogleich mäßigen, wenn er an der Röhre m horchend bemerkt, daß Flüssigkeit durch dieselbe übergeht; sollte das Dämpfen des Feuers nicht ausreichen, so muß er für kurze Zeit das Ventil des in den Schornstein führenden Rohrs öffnen. Bei gehöriger Aufmerksamkeit und Sorgfalt tritt dieser Umstand jedoch nicht ein. Ich gehe nun auf den zweiten Theil meiner Erfindung über. Um Chlor zu erzeugen, hat man schon früher die Methode versucht, salzsaures Gas auf befeuchteten Braunstein einwirken zu lassen; man füllte nämlich ein Gefäß mit Braunsteinstüken und ließ dann beständig Wasser hineintropfen, um leztere feucht zu erhalten; allein dieses Verfahren gelang niemals. Ich operire hingegen auf die Art, daß ich den Braunstein in Wasser untergetaucht anwende und die salzsauren Dämpfe unter dem Wasser einleite, so daß das erzeugte Chlor durch das Wasser aufsteigt und dann durch eine Röhre oben aus dem Behälter entweicht. n ist ein mit feuerfestem Thon oder Steingutplatten gefüttertes Gefäß, welches also der Einwirkung der Säure widerstehen kann. Die Röhre m ist mit einer Röhre aus Steingut o verbunden, und leztere an ihrem unteren Ende mit einem hohlen Ring p, welcher um seine innere Fläche herum (bei q, q) mit einer Anzahl kleiner Löcher versehen ist. Dadurch können die salzsauren Dämpfe unter das Wasser und den Braunstein geleitet werden. Der Braunstein wird von Zeit zu Zeit durch einen geeigneten Rührer z bewegt, welcher aus Eisen verfertigt und mit Blei überzogen seyn kann; seine Achse geht durch eine Stopfbüchse r. Bei s kann der Inhalt des Gefäßes nach Beendigung des Processes ausgeleert werden. t ist ein Mannsloch, um das Gefäß mit gemahlenem Braunstein und Wasser zu beschiken. Durch die Röhre v wird das Chlorgas aus dem Gefäße n in das Gefäß u geleitet, welches ebenfalls mit Steingut oder feuerfestem Thon gefüttert ist; in dem Gefäß u streicht das Gas durch Wasser, um gereinigt zu werden, und man kann es dann noch in einem zweiten Gefäß u waschen, wobei man in jedes eine Portion Braunstein (10 Pfd.) bringt, wenn das Chlor zur Fabrication von Bleichpulver benuzt wird. In das Gefäß n bringe ich 7 Cntr. Braunstem (welcher 62 Proc. Mangansuperoxyd enthält) und 11 bis 12 Cntr. Wasser (dieß ist das Verhältniß zur Beschikung der Retorte a, a), worauf ich das Mannsloch schließe. Die Beschikungen sind in beiläufig fünfzehn Stunden verarbeitet und man muß während dieser Zeit den Proceß so gleichförmig als möglich zu unterhalten suchen. w ist ein Pflok im Gefäß u, damit man nach Beendigung des Processes das Wasser mittelst eines Hebers aus demselben abziehen kann; dieses Wasser wird das nächstemal in das Gefäß n gebracht. Der Arbeiter kann sich an dem Pflok-Loch gegen das Ende des Processes versichern, ob noch Chlorgas übergeht; ist dieß nicht mehr der Fall, so muß er den Rührer drehen, um den Braunstein im Wasser zu zertheilen; geht kein Chlor mehr über, so ist die Arbeit beendigt. Bei einiger Uebung kann der Arbeiter durch Horchen an der Röhre v leicht beurtheilen, ob der Proceß regelmäßig verläuftverlauft. Findet er durch das rasche Aufsteigen der Gasblasen im Gefäße u, daß die Reaction im Gefäße n zu stark ist, so hört er auf umzurühren, und wenn dadurch die Wirkung nicht hinreichend gemäßigt wird, so muß er das Feuer dämpfen. Sind die Beschikungen aufgearbeitet, so wird das Feuer ausgelöscht und das Glaubersalz aus der Retorte a abgezogen, nachdem vorher das Ventil des in den Schornstein führenden Rohrs geöffnet worden ist. Das Glaubersalz wird dann in einem gewöhnlichen Flammofen mit Zusaz von 9 bis 10 Cntr. Kochsalz calcinirt. Der Inhalt des Gefäßes n wird ebenfalls entleert; zuvor aber thut man gut, eine Portion Kalkmilch in dieses Gefäß zu schütten und den Inhalt aufzurühren, weil derselbe dann in beiläufig zehn Minuten ohne Belästigung der Arbeiter abgezogen werden kann.

Tafeln

Tafel Tab. VII
Tab. VII