Titel: Verbesserungen im Sengen, Steifen und Appretiren der Baumwollengarne und Gewebe, worauf sich Henry Hough Watson, Chemiker in Bolton, Grafschaft Lancaster, am 21. Dec. 1841 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XLI., S. 152
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XLI. Verbesserungen im Sengen, Steifen und Appretiren der Baumwollengarne und Gewebe, worauf sich Henry Hough Watson, Chemiker in Bolton, Grafschaft Lancaster, am 21. Dec. 1841 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts. Dec. 1842, S. 361. Watson's Verbesserungen im Sengen, Appretiren etc. der Garne und Gewebe. Diese Verbesserungen bestehen 1) im Entfernen der feinen hervorstehenden Fasern von den Baumwollengarnen und Geweben durch Sengen; 2) im Imprägniren derselben mit gewissen Lösungen, wodurch sie nach dem Troknen Appretur erhalten und die hervorstehenden Fasern sich niederlegen. Das Sengen geschieht dadurch, daß man das Garn oder Gewebe der Einwirkung so heißer Luft aussezt, daß die zarten Fasern derselben verbrennen oder sich verkohlen. Zu diesem Behufe wird die Luft über glühende Holzkohlen oder Kohls geblasen, welche in einer flachen eisernen Vertiefung eines Ofens liegen, die 12 Zoll breit, 12 Zoll tief und so lang ist, daß sie 12 Zoll über den zu sengenden Zeug hinausreicht. In der Mitte, von einem Ende dieser Vertiefung bis zum andern, befindet sich eine 1/4 oder 1/2 Zoll weite Oeffnung, welche äußerlich mit dem Ende einer Röhre communicirt, deren anderes Ende mit einem Blasebalg verbunden ist, damit die Verbrennung während der Operation gleichmäßig unterhalten werden kann. Die Ofenthüre muß von Eisen seyn, dicht geschlossen werden können, und kann an einem Ende oder an einer der beiden Seiten des Ofens angebracht werden. Der Ofen kann von Mauerwerk aufgeführt werden, sein Dach aber, welches flach oder gekrümmt seyn kann, muß aus Eisen bestehen; durch die Mitte dieses Daches geht von einem Ende zum andern eine Oeffnung von 1/20 bis 1/4 Zoll Weite zum Auslassen der heißen Luft; außerdem darf die Luft keinen Austritt aus dem Ofen haben. Sollen die Zeuge nur auf der Oberfläche gesengt werden, so läßt man sie schnell und in ausgespanntem Zustande von einer Walze zur andern gehen (wie dieß beim Sengen durch Berührung mit einem glühenden Metallcylinder oder mit der Flamme brennbaren Gases gewöhnlich geschieht) und zwar in geringer Entfernung oberhalb und quer über der Mündung des Ofenbaches, wenn eben ein heißer Luftstrom aus demselben tritt. Die Entfernung und zu beobachtende Schnelligkeit richtet sich nach dem Grade des Feuers im Ofen und der Stärke des Luftstroms. Soll auch auf der Oberfläche und in den Zwischenräumen des Gewebes gesengt werden, so muß ein Zug auf der obern Fläche des Zeugs und unmittelbar über der Austrittsmündung der heißen Luft aus dem Ofen erzeugt werden, was mittelst der Vorrichtung bewerkstelligt wird, welcher man sich beim Sengen mittelst der Flamme brennbaren Gases bedient. Der zweite Theil der Erfindung bezieht sich auf das Steifen Stärken) und Appretiren verschiedener Garne und Zeuge. Dieselben werden zu diesem Zweke mit einer Auflösung von schwefelsaurer Magnesia, schwefelsaurem Natron oder Kali oder einer Mischung aus diesen Salzen imprägnirt und getroknet. Will man die Lösung klebriger haben, so sezt man derselben Gummischleim oder Stärke hinzu. Um die Zeuge stark zu steifen, muß die Salzlösung gesättigt seyn; sollen sie nicht steif seyn, doch etwas mehr Körper bekommen, so braucht die Lösung (bei 12° R.) nur etwa 1,15 spec. Gewicht zu haben. Die Lösung wird eben so angewandt, wie gewöhnlich der Stärkekleister, indem das Ueberflüssige durch Hindurchlaufenlassen zwischen zwei Walzen herausgequetscht wird, worauf man troknet. Dieser Theil der Erfindung ist auch auf die Papierfabrication anzuwenden. Nachdem nämlich der Papierbogen geformt und getroknet ist, wird er durch die Auflösung des Bittersalzes (schwefelsaure Magnesia) gezogen oder sonst damit imprägnirt und das Ueberschüssige mittelst zweier Walzen oder durch Pressen zwischen Schichten einer absorbirenden Substanz entfernt. Das Papier wird dann getroknet und ist steifer als ohne diese Behandlung. Der dritte Theil der Erfindung betrifft ebenfalls ein verbessertes Steifen und Appretiren und besteht darin, baumwollene und andere Zeuge mit einer Mischung von Bittersalzlösung und einer Lösung von Harz in Alkali (in der Papierfabrication unter dem Namen „Pflanzenleim“ bekannt) oder einer Seifenlösung zu behandeln. Bei der Vermischung beider nämlich tritt eine doppelte Zersezung ein; das Harz oder das Fett der Seife und die Magnesia fallen gemeinschaftlich nieder, während die Schwefelsäure und das Alkali ein schwefelsaures Salz bilden. Die Menge des zuzusezenden Bittersalzes richtet sich nach der Stärke der Harzlösung und man hört mit dem Zusezen desselben auf, wenn durch das Zusezen sich weiter kein Niederschlag mehr bildet; die Stärke der Harzlösung hängt von der Dike der Mischung ab, wie sie der Arbeiter zu brauchen Pflegt. Auch kann derselbe nach Belieben Stärke zusezen oder nicht; man wendet die Mischung in der Art an, wie gewöhnlich eine Mischung von Stärke und Porzellanthon oder einer andern erdigen Substanz angewandt wird; es wird dann auf gewohnte Weise getroknet. Eine Modifikation dieses Verfahrens besteht darin, die Zeuge vorher mit der Bittersalzlösung und dann mit der Seifen- oder der Pflanzenleimlösung, oder umgekehrt zu imprägniren, wo dann die erwähnte Zersezung zwischen den Fäden des Gewebes vor sich geht und der Niederschlag sich darin absezt. Der ausgequetschte und getroknete Zeug wird hiedurch für das Wasser sehr undurchdringlich gemacht. Auch dieser Theil der Erfindung ist auf die Papierfabrication anwendbar. Man bringt das Bittersalz statt des Alauns mit dem Pflanzenleim oder der Seift in die Schöpfbütte und mischt sie mit dem Brei; 332 Gewichtstheile Bittersalzkrystalle vertreten 487 Theile Alaun. Der vierte Theil der Erfindung ist ebenfalls ein verbessertes Verfahren zum Steifen und Appretiren von baumwollenen und andern Zeugen und besteht darin, dieselben, nachdem sie in eine Lösung oder Mischung von Bittersalz, Alaun oder einem andern Salz mit metallischer Basis getaucht wurden, der Einwirkung einer Ammoniakgas-Atmosphäre auszusezen, wodurch die Talkerde, Thonerde oder andere Metalloxyde von ihrer Säure abgeschieden und auf das Gewebe abgesezt werden. Der fünfte Theil des verbesserten Verfahrens zum Steifen und Appretiren der Zeuge besteht in der Anwendung einer Verbindung von Ammoniak mit Schweineschmalz, Talg, Oehl oder einem andern Fett, oder auch mit Wachs, Spermacet oder Stearin, oder endlich einer Mischung mehrerer solcher Verbindungen mit oder ohne Zusaz von Stärke, Gummischleim oder dergleichen. Um diese Verbindungen darzustellen, wird dem fetten Körper im geschmolzenen Zustande Ammoniakflüssigkeit zugesezt und die Mischung gerührt. Ein Gewichtstheil Aezammoniak-Lösung von 0,96 specifischem Gewicht ist hinreichend für 2 Theile des Fettkörpers. Die unter Ausschluß der Luft abgekühlte Mischung kann mit Wasser verdünnt und durch ein feines Sieb gelassen werden und nach Belieben mit oder ohne Zusaz von Stärke zur Behandlung der Zeuge dienen, worauf leztere getroknet und einem beliebigen mechanischen Appretir-Verfahren unterworfen werden. Die Ammoniaktheile verflüchtigen sich beim Troknen der Zeuge und die Fettsubstanz, das Wachs etc. bleiben in oder auf denselben zurük.