Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 88, Jahrgang 1843, Nr. CXVI. CXV. , S. 464
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CXVI. CXV. Miszellen. Miszellen. Gannal's Bleiweißbereitung. Gannal hat der franzoͤsischen Akademie der Wissenschaften ein Verfahren Bleiweiß zu bereiten mitgetheilt, durch welches die Gesundheit der Arbeiter nicht gefaͤhrdet werden soll. Dieses Verfahren, welches von einer Commission gepruͤft werden wird, besteht im Wesentlichen darin: 1) daß das Blei granulirt wird; dann 2) die Koͤrner durch gegenseitige Reibung in einem bleiernen Cylinder sehr fein zertheilt werden; 3) die Oxydation des Bleies durch Einleiten von atmosphaͤrischer Luft in den Apparat befoͤrdert und 4) das entstandene Bleioxyd durch Luft, welche mit Kohlensaͤure vermischt ist, in Bleiweiß verwandelt wird. 5) Auch wird die Oxydation des Bleies durch Zusaz von Salpetersaͤure oder salpetersaurem Blei beschleunigt. 6) Das ausgewaschene Product wird endlich sehr stark ausgepreßt und hierauf in einer geheizten Trokenkammer ausgetroknet. (Comptes rendus, Mai 1843, No. 20.) Verfahren die schweflige Säure in der Salzsäure und andern Producten des Handels zu entdeken; von Fordos und Gélis. Girardin gab bekanntlich im Jahr 1836 ein leicht anzuwendendes Mittel an, die Anwesenheit von schwefliger Saͤure in der kaͤuflichen Salzsaͤure darzuthun. Man gießt in ein Glas 16 Gramme von der zu untersuchenden Saͤure, sezt hierauf 8 bis 12 Gr. durch die Luft nicht veraͤndertes, ganz weißes Zinnsalz (salzsaures Zinnoxydul) zu, ruͤhrt mit einem Glasstabe um und gießt dann, waͤhrend man ruͤhrt, auf das Ganze zwei- oder dreimal so viel destillirtes Wasser. Enthaͤlt die Salzsaͤure nicht zu wenig schweflige Saͤure, so wird sie nach dem Zusaz von Zinnsalz truͤbe, gelb, und sobald das destillirte Wasser hinzugesezt worden ist, riecht man ganz deutlich den Schwefelwasserstoff und die Fluͤssigkeit nimmt eine braune Farbe an, indem sich ein gleich gefaͤrbter Absaz bildet. Ein von uns entdektes viel empfindlicheres Verfahren beruht darauf, daß bei der Entwikelung von Wasserstoffgas durch die Metalle die Reduction der schwefligen Saͤure unvermeidlich ist; so gering auch die Menge der schwefligen Saͤure seyn mag, es bildet sich Schwefelwasserstoffgas, welches durch seine Wirkung auf die Bleisalze in der geringsten Menge nachweisbar ist. Das Verfahren hat keine Schwierigkeiten: man bringt in ein Flaͤschchen einige Stuͤkchen reinen Zink und sezt hierauf die zu pruͤfende Substanz hinzu. Wenn diese eine Saͤure ist, welche mit Zink Wasserstoffgas liefert, so reicht es hin, das sich entwikelnde Gas in eine Aufloͤsung von basisch-essigsaurem Blei (Extractum Saturni) zu leiten. Ist die auf einen Gehalt von schwefliger Saͤure zu pruͤfende Substanz aber nicht sauer, so mischt man sie sogleich mit Schwefelsaͤure, welche zuvor mit ihrem 4–5fachen Volumen Wasser verduͤnnt wurde; gießt hierauf das Gemisch in den Kolben und faͤngt das Gas gleichfalls in einer Loͤsung von essigsaurem Blei auf. Der einfachste Apparat reicht hiezu hin, ein kleiner Kolben und eine gebogene Glasroͤhre. Wenn die Substanz schweflige Saͤure enthaͤlt, so bildet sich Schwefelwasserstoffgas und hierauf Schwefelblei, welches die Fluͤssigkeit faͤrbt, (Journal de Pharmacie, Febr. 1843.) Ein Verfahren die kaͤufliche Salzsaͤure auf einen Gehalt von arseniger Saͤure, womit sie haͤufig verunreinigt ist, zu pruͤfen und sie wohlfeil im Großen rein darzustellen, wurde in diesem Bande des polytechn. Journals S. 317 mitgetheilt. Ausbeutungsresultate des sibirischen Goldsandes. Die Comptes rendus der franz. Akademie (Mai 1843. Nr. 19) enthalten folgenden Auszug aus einem in der Petersburger Handelszeitung erschienenen Bericht hieruͤber. Es ist interessant, wie unbedeutend die ersten Versuche der Ausbeutung des sibirischen Goldsandes ausfielen und bis zu welchem Grade dieselbe sich allmaͤhlich verbesserte. Dieselbe geschah fuͤr Rechnung von Privatleuten, welchen Stuͤke Landes zu diesem Behufe verliehen wurden. 1830       5 Pud 32 Pfd. 59 1/2 Solotniks. 1831     10  – 18  – 35 1/2     – 1832     21  – 34  – 68 3/4     – 1833     36  – 32  – 53 3/4     – 1834     65  – 18  – 90 3/8     – 1835     93  – 12  – 46 1/4     – 1836   105  –   9  – 41           – 1837   132  – 39  –   5 1/4     – 1838   193  –   6  – 47 1/2     – 1839   183  –   8  – 16 1/8     – 1840   255  – 27  – 26 3/8     – 1841   358  – 33  – 14 3/4     – 1842   631  –   5  – 21 1/4     – ––––––––––––––––––––––––– Summa 2093 38 46 3/8 Ueber die Verhinderung der Steuer-Defraudationen durch Abscheidung des Weingeists aus dem sogenannten Leuchtspiritus. In franzoͤsischen Journalen wird seit Kurzem die Anwendung des Weingeistes in Vermischung mit Terpenthinoͤhl als Beleuchtungsmaterial vielfach besprochen; die bei uns laͤngst bekannten Leuchtspiritus- oder Dampflampen (man vergleiche Dr. Luedersdorff's Abhandlung daruͤber im polytechn. Journal, Jahrg 1836 Bd. LX S. 166) finden solchen Beifall, daß dem Vorschlage, den Weingeist zu den Zweken der Beleuchtung unbesteuert zu lassen, entsprochen werden duͤrfte. In diesem Falle ist es aber, um Benachtheiligungen des Aerars vorzubeugen, noͤthig, daß man die als Beleuchtungsmaterial dienende Fluͤssigkeit (4 Maaße Weingeist von 93 Proc. nach Tralles'schem Alkoholometer und 1 Maaß Terpenthinoͤhl) mit irgend einem Zusaz versehen kann, in Folge wovon der in ihr enthaltene Weingeist entweder gar nicht mehr so abgeschieden werden kann, daß er trinkbar ist, oder daß wenigstens seine Extraction schwierig genug wird, um keinen Vortheil mehr darzubieten. Der Praͤfect des Dept. de l' Hérault ernannte eine Commission, welche diese Aufgabe zwar nicht vollstaͤndig, aber doch annaͤhernd und genuͤgend geloͤst hat, wie man aus folgenden im Echo du monde savant 1843, No. 36 mitgetheilten Resultaten ihrer Versuche ersieht. Durch bloße Destillation kann man eine Mischung von Weingeist und Terpenthinoͤhl, woraus die Beleuchtungsfluͤssigkeit besteht, nicht in ihre beiden Bestandtheile zerlegen. Man gelangt hingegen dahin, wenn man diese Fluͤssigkeit nach einander mit Wasser und mit fettem Oehl behandelt. Der Branntwein, welchen man so bekommt, enthaͤlt noch Spuren von Terpenthinoͤhl, kann aber streng genommen als Getraͤnk benuzt werden. Diese Behandlung fuͤhrt sogar noch zu demselben Resultat, wenn man die Beleuchtungsfluͤssigkeit vorher mit etwas Dippel'schem Oehl, Creosot, Gastheer oder gewissen scharfen Oehlen (wie Thymian-, Rosmarin-, Spikoͤhl etc.) versezt. Bringt man Schwefelaͤther in die Beleuchtungsfluͤssigkeit, so kann auch dieser leicht abgeschieden werden und er verhindert keineswegs daraus einen trinkbaren Branntwein darzustellen. Versezt man die Beleuchtungsfluͤssigkeit mit ungefaͤhr 1/400 Coloquinten, so erhaͤlt sie eine außerordentliche Bitterkeit, welche nach der Behandlung mit Wasser und fettem Oehl bleibt, so daß der Weingeist ganz untrinkbar wird. – Außer der Behandlung mit Wasser und Oehl waͤre also noch eine zwekmaͤßig geleitete Destillation noͤthig, wenn man den Weingeist aus einer solchen Fluͤssigkeit in trinkbarem Zustande abscheiden wollte, und das Erforderniß dieser Operation duͤrfte eine hinreichende Garantie gegen die Benachtheiligung des Aerars darbieten, weil Destillationen in gewissem Maaßstabe unmoͤglich in den Staͤdten verheimlicht werden koͤnnen, wo die Branntweinsteuer eingefuͤhrt ist. Der Kampher bietet gegen die Coloquinten noch besondere Vortheile dar, denn er bleibt mit dem Weingeist verbunden, nicht nur nach der Behandlung der Beleuchtungsfluͤssigkeit mit Wasser und Oehl, sondern auch Nach der Destillation. – Vielleicht wird man ihn also den uͤbrigens sehr wohlfeilen Coloquinten vorziehen, obgleich die bei Anwendung der leztern noͤthige Destillation dem Betrug schon Schwierigkeiten genug darbieten duͤrfte. Um alle moͤgliche Garantie zu haben, brauchte man aber die Beleuchtungsfluͤssigkeit bei ihrer Einfuhr in die Staͤdte außer den Coloquinten nur noch mit einer kleinen Menge schweren Salzaͤthers zu versezen. Leztere Substanz bleibt bei den verschiedenen Operationen, welche man behufs einer Steuer-Defraudation mit der Fluͤssigkeit vornehmen koͤnnte, immer in Verbindung mit dem Weingeist; litt etwas gewandter Chemiker koͤnnte daher sicher ausmitteln, ob eine geistige Fluͤssigkeit wirklich aus einer Beleuchtungs-Mischung gewonnen worden ist. Ueber die Beleuchtung mit Steinkohlenöhl, Schieferöhl etc. nach dem Verfahren von Busson und Rouen. Die fluͤssigen Kohlenwasserstoffarten, welche in so groͤßer Menge in Form von Schieferoͤhl, Steinkohlenoͤhl, Terpenthinoͤhl etc. gewonnen werden, lassen sich nun ohne Beimischung von Weingeist nach dem neuen Verfahren von Busson und Rouen zur Beleuchtung benuzen. Diese wesentlichen Oehle enthalten so viel Kohlenstoff, daß man bisher nicht im Stande war, ihren Rauch mit den wirksamsten Zugglaͤsern zu verbrennen. Das sehr einfache Verfahren, welches die genannten Chemiker anwenden, beruht auf folgender Thatsache. Wenn man einen Dampfstrahl von Schieferoͤhl, Steinkohlenoͤhl etc. unter einem Druk von 1 bis 6 (Zentimeter Queksilber frei in die Luft ausstroͤmen laͤßt, so verbrennt er nach dem Anzuͤnden ohne Rauch und diese vollkommene Verbrennung ruͤhrt gerade von dem uͤberschuͤssigen Kohlenstoff her, welchen dieser Dampf enthaͤlt; das Heilmittel liegt also in der Ursache des Uebels selbst. Nur deßhalb, weit der Oehldampf sehr viel Kohlenstoff enthaͤlt und mit viel Ruß verbrennt, ist er weniger entzuͤndlich als z.B. der Alkoholdampf und es folgt daraus, daß wenn man dem Strahle dieses Dampfes eine gewisse Geschwindigkeit gibt, er sich uͤber der Austrittsoͤffnung nicht mehr entflammen wird, sondern bloß einige Zentimeter von dieser Oeffnung entfernt, an dem Punkte, wo einerseits seine Geschwindigkeit sich betraͤchtlich vermindert und wo andererseits er sich eine zur vollstaͤndigen Verbrennung hinreichende Menge Luft (fein 4- bis 5faches Volumen) angeeignet haben wird. Nach diesem Princip ließ sich leicht ein sehr einfacher Apparat construiren, welchen man sich als einen Umgekehrten Heber vorstellen kann, dessen großer Schenkel sich in eine Erweiterung endigt, die als Reservoir dient und dessen kleiner Schenkel mit einer Verengerung endigt, welche den Dampfstrahl liefert. Man braucht nun bloß auf dem Ende des kleinen Schenkels, durch welches der Strahl austritt, ein kurzes metallenes Zugrohr anzubringen, worin die Entflammung vorgenommen und unterhalten wird, so daß also die Entstehung der blauen, wenig leuchtenden Flamme auf dieses Zugrohr beschraͤnkt bleibt, um es zu erhizen und die Verdampfung zu unterhalten, waͤhrend die uͤber das Zugrohr hinaus verlaͤngerte Flamme das lebhafteste Licht verbreitet. Sperrt man dieses Zugrohr oben mit einem Dekel ab, worin mehrere kreisfoͤrmige Loͤcher von 2 bis 4 Millimeter Durchmesser angebracht sind, so entweicht daraus die Flamme als eine Krone in sehr regelmaͤßiger Form; die Verbrennung erfolgt dann auch ruhiger und weniger rauschend. Die Flamme ist sehr schoͤn und kommt an Lichtintensitaͤt wenigstens derjenigen des oͤhlbildenden Gases gleich. Abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, welches die Erfindung der HHrn. Busson und Rouen darbietet, ist sie besonders in oͤkonomischer Hinsicht wichtig. Wenn man sich, wie es wahrscheinlich ist, das Material zu dieser Beleuchtung fuͤr 20 Fr. die 100 Kilogr. verschaffen kann, so wuͤrden sich die Kosten der neuen Beleuchtungsmethode verhalten zur Gasbeleuchtung wie 1 zu 6;  – Oehlbeleuchtung wie 1 zu 8; man koͤnnte also fuͤr denselben Preis, mit Gewinn, viermal so viel Licht als bei der Gasbeleuchtung und sechsmal so viel als bei der Oehlbeleuchtung liefern. (Aus den Comptes rendus, Mai 1843, Nr. 21.) Die franzoͤsische Akademie der Wissenschaften hat eine Commission zur Pruͤfung dieser neuen Beleuchtungsmethode ernannt. Ueber Vorster's Asphaltbereitung aus Torf. Zeitungsartikeln zufolge sollte die belgische Regierung im Anfang d. J. einem Hrn. Vorster aus Coesfeld in Westphalen ein Patent auf ein von ihm erfundenes neues harziges Product ertheilt haben, welches angeblich aus aufgeloͤstem Torf gebildet wird, und ein dem Asphalt vollkommen gleiches, wenn nicht an Glanz, Festigkeit und Glaͤtte noch vorzuͤglicheres Material liefert. Die guͤnstigen Zeugnisse, welche uͤber die Qualitaͤt dieses Stoffs beigebracht waren, und worunter hauptsaͤchlich auf das Gutachten des Conseil de salubrité publique in Bruͤssel Bezug genommen war, veranlaßten die Direction des Gewerbvereins fuͤr das Koͤnigreich Hannover, sich an lezteren zu wenden, um naͤhere Aufschluͤsse uͤber das Verfahren des Hrn. Vorster zu erhalten, welches, wenn es den gemachten Verheißungen entsprach, fuͤr alle torfreichen Laͤnder von großer Wichtigkeit werden koͤnnte. Nach der Erwiederung des gedachten Conseil und dem von demselben mit dem Vorster'schen Verfahren vorgenommenen Examen wird der Torf einer starken Hize ausgesezt, nachdem indeß vorher eine besondere Praͤparation desselben stattgefunden hat, die je nach den Zweken verschieden ist, zu denen das daraus zu gewinnende Harz bestimmt ist. Dieses Harz soll den Asphalt in jeder Hinsicht ersezen koͤnnen und dem Asphalt von Seyssel vollkommen gleich, fuͤr den Einfluß von Wasser und Saͤuren unempfindlich seyn, und sich mit allen anderen selbst feuchten Stoffen so eng verbinden, daß eher diese als die Harzmasse zerbrechen etc. – Ueber das Herstellungsverfahren selbst war daher eine naͤhere Auskunft nicht gegeben. Leztere aber ward der Direction dadurch zu Theil, daß sie durch den Hrn. Kaufmann Heinrich Westendarp in Osnabruͤk ersucht wurde, ein Verfahren der Bereitung von Asphalt aus Torf, in dessen Besiz sich derselbe, dem Vernehmen nach durch Ankauf des Vorster'schen Geheimnisses, befinde, einer Pruͤfung und Begutachtung zu unterziehen. Diese Pruͤfung ist durch eine directionsseitig ernannte Commission vorgenommen. Ueber das Verfahren selbst kann, weil dessen Geheimhaltung auf Verlangen zugesichert worden ist, etwas Naͤheres nicht angegeben und nur so viel gesagt werden, daß nach dem erstatteten Gutachten der Commission die Verheißungen, welche man von diesem Verfahren hat machen wollen, keineswegs als gegruͤndet anzunehmen sind und die Wichtigkeit desselben fuͤr eine groͤßere Verwerthung des Torfes sich als erheblich nicht darstellt. Es ist naͤmlich dargethan, daß die vermeinte Umwandlung des Torfes in Harz keineswegs stattfindet, sondern der ganze Proceß seinem Wesen nach darauf hinauslaͤuft, den fein zertheilten Torf in unveraͤndertem Zustande mit dem aus den uͤbrigen Zuthaten resultirenden Harze (welches an sich ein laͤngst bekanntes Product ist) zu incorporiren – woher es auch ruͤhrt, daß das Torfpulver vollstaͤndig wieder gewonnen wird, wenn man den sogenannten Torfasphalt mit Terpenthinoͤhl auszieht, in welchem das Harz sich aufloͤst. (Aus den Mittheilungen des Gewerbvereins fuͤr das Koͤnigreich Hannover, 1842, 31ste Lieferung.) Dadurch ist nun ein von Dr. Schuͤtte in der Augsb. Allg. Zeit, erschienener Artikel uͤber den Vorster'schen Torfasphalt, welcher auch im polyt. Journal (Bd. LXXXVI S. 155) und anderen technischen Zeitschriften aufgenommen wurde, auf seinen wahren Werth zuruͤkgefuͤhrt. Oehlsäure, zum Schmalzen der Wolle benuzt, verhindert die Selbsentzündung der fetten Abgänge. Der Stadtrath von Paris erhielt folgendes Schreiben der HHrn. Alcan und Peligot uͤber die Anwendung der Oehlsaͤure zum Schmalzen der Wolle.Ueber die Anwendung der Oehlsaͤure zum Schmalzen der Wolle vergl. man die Abhandlungen im polytechn. Journal Bd. LXXVIII S. 69, Bd. LXXXI S. 484 und Bd. LXXXIV S. 435. „Die bestaͤndigen Gefahren, welchen man durch die Kammabgaͤnge und die fetten Abfaͤlle in den Tuchfabriken ausgesezt ist, die Unmoͤglichkeit, diese Abgaͤnge immer sogleich zu entfetten, die haͤufigen Ungluͤksfaͤlle, welche sie schon herbeigefuͤhrt haben, veranlassen uns, Ihre ganze Aufmerksamkeit auf unser Einfettungsverfahren zu lenken, durch welches diese Uebelstaͤnde der gewoͤhnlichen Verfahrungsarten beseitigt werden. Unsere Methode besteht in der Anwendung der Oehlsaͤure (uneigentlich Olein genannt), welche bekanntlich nicht in Gaͤhrung uͤbergehen, daher auch keine Selbste entzuͤndungen veranlassen kann, die so haͤufig eintreten, wenn man Olivenoͤhl oder Samenoͤhle zum Schmalzen benuzt. Die mit Oehlsaͤure impraͤgnirten Abfalle braucht man nur in ein alkalisches Wasser zu werfen und ein paar Minuten darin zu lassen, damit jede Spur des einfettenden Koͤrpers ausgezogen und alles, was sie noch nuzbares enthalten, wieder brauchbar wird. Uebrigens braucht man sich damit gar nicht zu beeilen; denn die zahlreichen Versuche im Großen, welche wir mit solchen Abfallen in Ballen, in feuchtem Zustande etc. anstellten und die in mehreren Fabriken, namentlich bei den HHrn. Victor Grandin, Poussin, Th. Chennevière, Gebruͤder Aubé wiederholt wurden, beweisen, daß die Wolle, selbst nachdem sie lange Zeit mit Oehlsaͤure getraͤnkt ist, keiner Selbstentzuͤndung faͤhig ist.“ (Moniteur industriel, 1843, No. 710.) Verwandlung des Zukers in eine flüchtige Fettsäure durch Gährung. Pelouze und Gélis haben gefunden, daß man die Buttersaͤure, welche bekanntlich von Chevreul zuerst aus der Butterseife dargestellt wurde und die sich in Wasser und Weingeist in allen Verhaͤltnissen aufloͤst, an der Luft sich verfluͤchtigt und wie fluͤchtiges Oehl verbrennt – in Menge und in vollkommen reinem Zustand erhaͤlt, wenn man eine Aufloͤsung von Zuker einige Wochen bei einer Temperatur von 20–25° R. mit etwas Kaͤsestoff und gepulverter Kreide in Beruͤhrung laͤßt: der Zuker zersezt sich unter dem Einfluß des Kaͤsestoffs, welcher als Ferment wirkt, indem er Wasserstoff und Kohlensaͤure entwikelt; es bildet sich Wasser und Buttersaͤure, welche mit der Kreide buttersauren Kalk liefert. Lezterer kann durch Salzsaͤure zersezt und die Buttersaͤure aus der Fluͤssigkeit abdestillirt werden. (Moniteur industriel vom 18. Jun. 1843.) Analyse eines aus Alaunschiefer-Rükständen bereiteten Düngers; von Professor Girardin. In der Umgegend von Forges-les-Eaux finden sich an der Oberflaͤche des Bodens, oder nahe an derselben, mehr oder weniger dike Schichten einer Thon und Schwefelkies enthaltenden Braunkohle, welche schon seit langer Zeit zur Fabrication von Eisenvitriol ausgebeutet wird. Die schwefelkieshaltige Erde wird nach dem Auslaugen mit dem Viertheil ihres Gewichts Torfasche gemengt und so als ein stark stimulirender Duͤnger fuͤr Wiesen, feuchte Grasplaͤze und eigentlich pflugbares Land benuzt. Hr. Dupré verkauft die ausgelaugte Erde unter der ungeeigneten Benennung Vitriolasche, den Hektoliter zu 1 Fr. Die HHrn. Girardin und Bidard analysirten ein von Hrn. Dupré ihnen zugesandtes Muster und fanden, daß: 100 Theile ausgelaugter Asche 24 Theile Wasser enthalten. 100 Theile dieses ausgetrokneten Duͤngers enthalten: Textabbildung Bd. 88, S. 468 In Wasser aufloͤsliche Substanzen; Organische Materie oder aufloͤslichen Humus; Schwefelsaures Eisenoxydul; Eisenoxyd; In Wasser unaufloͤsliche Substanzen; Feiner Sand; Unloͤslicher Humus; Einfach-Schwefeleisen Der Stikstoffgehalt wurde mittelst Liebig's Apparat sorgfaͤltig bestimmt und 2,72 Gewichtsprocente Stikstoffs gefunden. Der Gehalt dieses Duͤngers ist sonach auszudruͤken durch die Zaͤhl 680,0, sein Aequivalent durch 14,70, demzufolge 14,70 Kil. Vitriolasche von Forges hinsichtlich ihres Stikstoffgehalts dieselbe Wirkung haben wie 100 Kil. Normalduͤngers. Die sogenannte Asche aus der Picardie (welche gleichen Ursprung hat) enthaͤlt nach den HHrn. Boussingault und Payen nur 0,65 Proc. Stikstoffs und ihr Aequivalent ist = 64,50.Polyt. Journal Bd. LXXXII. S. 142 und 145. Die Vitriolasche von Forges ist in dieser Beziehung also viel besser. Die Gegenwart von schwefelsaurem Eisen in dieser Erde, welches sich durch die Einwirkung der Luft auf das darin enthaltene Schwefeleisen bestaͤndig darin erzeugt, erklaͤrt ihre bedeutende stimulirende Wirkung auf natuͤrliche und kuͤnstliche Wiesen. Die große Wirksamkeit dieser Erde kann mehreren Ursachen zugeschrieben werden. 1) Ihrer dunklen Farbe, welche auf die Erwaͤrmung der Erde durch die Sonnenstrahlen von großem Einfluß ist; 2) dem Schwefeleisen, welches durch seine langsame Verbrennung (Oxydation) die Erwaͤrmung und elektrische Erregung der Erde verstaͤrkt; 3) der großen Menge loͤslichen und unloͤslichen Humus; 4) dem schwefelsauren Eisen, welches, abgesehen von seiner Eigenschaft, das Unkraut, die Moose, Flechten etc. zu vertilgen, auf den kohlensauren Kalk des Bodens wirkt und schwefelsauren Kalk bildet, welcher auf die Huͤlsenfruͤchte so wichtig einwirkt. Ihrer Zusammensezung nach muß die sogenannte Vitriolasche vorzuͤglich auf Kalkboden und auf haͤufig mit Kalk und Mergel behandeltes Erdreich von bester Wirkung seyn, was die Erfahrung auch bestaͤtigt. (Journal de Pharmacie, Mai 1843, S. 371.) Dr. Gintl, über die Theorie der Grundeisbildung. Berichtigung. In dem Auszug aus Dr. Gintl's Abhandlung uͤber die Theorie der Grundeisbildung, welcher im ersten Maͤrzheft dieses Jahrgangs des polytechnischen Journals S. 369 mitgetheilt wurde, ist S. 370 die Stelle: „Was es aber fuͤr eine Bewandtniß mit seiner Entstehung habe, wird sich dann am besten beurtheilen lassen, wenn wir die bisher uͤber das Grundeis uͤberhaupt gemachten Erfahrungen Anderer zu Rathe ziehen und die Ergebnisse derselben mit den an der Mur angestellten Erfahrungen vergleichen werden; dabei wird es sich sehr leicht zeigen lassen, ob die uͤber das Grundeis anderwaͤrts gemachten Erfahrungen etc.“ zu streichen. Hr. Dr. Gintl hatte naͤmlich in dem uns mitgetheilten besonderen Abdruk seiner Abhandlung die fuͤr den Auszug zu benuzenden Stellen bloß mit Rothstift bezeichnet, daher das Stehenbleiben jenes den Zusammenhang stoͤrenden Sazes nicht ihm, sondern uns zur Last faͤllt. Die Redaction des polytechnischen Journals.