Titel: Verfahren zur Sodafabrication durch Zersezung des Kochsalzes mittelst Quarzsand, worauf sich Antoine Blanc, Kaufmann von Paris, und Theophile Gervais Bazille, Kaufmann von Rouen, am 12. Febr. 1840 in England ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XVII., S. 63
Download: XML
XVII. Verfahren zur Sodafabrication durch Zersezung des Kochsalzes mittelst Quarzsand, worauf sich Antoine Blanc, Kaufmann von Paris, und Theophile Gervais Bazille, Kaufmann von Rouen, am 12. Febr. 1840 in England ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of arts. Jun. 1843, S. 348. Blane's und Bazille's Verfahren zur Sodafabrication. Dieses Verfahren besteht im Zersezen des Seesalzes durch Kieselerde und Wasser unter Anwendung starker Hize. Die Einwirkung der Kieselerde auf das Seesalz unter Mitwirkung des Wassers und der Wärme kennt man schon seit langer Zeit; sie wurde aber bisher in der Tchnik zur Sodafabrication im Großen noch nicht benüzt. Werden Seesalz und Quarzsand innig gemengt in einer weiten Porzellanrohre der Kirschrothglühhize ausgesezt, so wird die Masse, wenn man Wasserdampf darüber streichen läßt, zersezt; es bildet sich aus einem Theil des Gemenges ein in Wasser unlösliches, neutrales Natronsilicat, während Salzsäure sich entbindet und aufgefangen oder in Wasser verdichtet werden kann. Die aus der Röhre genommene Masse kann ausgelaugt werden, um alles unzersezte Seesalz zu entfernen; der Rükstand, mit etwas kohlensaurem Natron vermengt, in einem Tiegel geschmolzen, gibt dann eine glasige Masse, welche aus auflöslichem Natronsubsilicat besteht. Läßt man durch die Auflösung desselben einen Strom kohlensaures Gas streichen, so sezen sich weiße Floken von Kieselerde ab und in der Auflösung bleibt bloß kohlensaures Natron zurük, welches abgedampft und ausgeglüht oder zur Krystallisation gebracht werden kann. Im Großen kann die Umwandlung des Seesalzes in neutrales kieselsaures Natron wie folgt zwekmäßig bewerkstelligt werden: das Ausglühen des Seesalzes und des Kieselsandes geschieht in gußeisernen Cylindern, die in Oefen so eingesezt werden, daß sie die Flamme ganz umgibt und zur Kirschrothglühhize bringt. Die Cylinder sind wie die Gasretorten construirt. Durch die Achse eines jeden geht eine weite Röhre von derselben Länge; in dieser Röhre sind eine Menge Löcher; das Ende dieser Röhre wird mit einem weiten Porzellan-, Steingut- oder Glasrohr verbunden, durch welches die Salzsäure entweicht. Man füllt die Cylinder loker mit einem innigen Gemenge von Seesalz und Sand, und wenn die Masse kirschroth glüht, läßt man den Wasserdampf aus einem Dampfkessel in die durchlöcherte Röhre streichen. Es muß dafür gesorgt werden, daß der Dampf langsam und gleichförmig hindurchstreicht; denn wenn zu viel Dampf einträte, würde sich der Cylinder zu stark ausdehnen und seine Form verlieren; der Dampf darf nicht so schnell einströmen, daß die Temperatur des Gemenges dadurch unter die Kirschrothglühhize erniedrigt würde; beobachtet man dieß, so wird das Wasser im Apparat zersezt und die Umwandlung des Gemenges in neutrales kieselsaures Natron erfolgt ohne Gefahr und vollständig. Das Verhältniß der anzuwendenden Materialien ist: 280 Theile Seesalz und 200 Theile Quarzsand. Die aus dem Cylinder tretende Röhre muß sehr weit seyn, namentlich an ihrer Mündung, indem sie sich sonst mit verflüchtigtem Seesalz verstopfen könnte; sie wird zuvörderst in eine weite Kammer geleitet, worin sich das verflüchtigte Salz absezt. Die Kammer communicirt mit einem großen hölzernen oder steinernen Behälter, dessen Boden mit Wasser bedekt ist, so daß die Salzsäure bei sehr schwachem Druk verdichtet werden kann. Vor dem Umwandeln des neutralen Silicats in Subsilicat muß, wie schon erwähnt, die Masse ausgelaugt werden, um den unzersezten Theil des Seesalzes auszuziehen. Das bei der ersten Operation erhaltene neutrale Natronsilicat, welches unauflöslich ist, wird dann durch den Zusaz einer Portion Natrons auflöslich gemacht; 60 Thle. kohlensaures Natron sind zur Umwandlung von 100 Theilen neutralen Natronsilicats in Natronsubsilicat nöthig. Zum Glühen des Gemenges benuzt man entweder einen gewöhnlichen Flammröstofen oder einen großen hessischen Schmelztiegel. In der Kirschrothglühhize findet die Verglasung statt und in diesem Zustande ist die Masse in heißem Wasser löslich. Das verglaste Natronsubsilicat muß, um es aufzulösen, pulverisirt in heißes Wasser geworfen werden, wozu matt sich großer hölzerner oder steinerner Gefäße bedient. Zur Entwikelung der Kohlensäure benüzen die Patentträger den Kalkstein, welcher in unausgesezt gehenden Kalköfen gebrannt wird. Auf den Kalkofen wird eine Kuppel gesezt, aus welcher eine Röhre in die Subsilicatlösung führt, welche in einem einzigen sehr großen Gefäße enthalten ist. Wenn keine Kohlensäure mehr absorbirt wird, ist die Operation beendigt. Die sich absezende gallertartige Kieselerde (Kieselsäure) ist, wenn die Kohlensäure frei war von Rauch, von weißer Farbe und in diesem Zustande zur Fabrication feinen Glases brauchbar.