Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LX., S. 235
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LX. Miszellen. Miszellen. Verbesserte Transportirung schwer beladener Wagen auf Eisenbahnen. Am 10. Junius d. I. wurde auf der Eisenbahn von Paris nach Orleans zum erstenmal ein sinnreicher Apparat des Hrn. Arnoux, Verwalters der Messagerien Laffitte und Caillard, in Anwendung gebracht, mittelst dessen Lastwagen sehr schnell auf die zum Weitertransport bestimmten Convois gebracht und ohne Zeitverlust abgeladen werden koͤnnen, indem man den Wagenkasten von dem Untergestelle abhebt. Auf diese Weise kann ein schwer mit Gepaͤk und Reisenden beladener Wagen, der eben auf einer Eisenbahn transportirt wurde, die Reise auf der Landstraße sogleich fortsezen, ohne mehr Aufenthalt als bei gewoͤhnlichem Umspannen zu erleiden. Die Diligencen, welche von entfernten Orten in Orleans anlangten, um auf der Eisenbahn nach Paris befoͤrdert zu werden, oder solche, die von Paris nach Orleans und von da nach entfernten Bestimmungsorten gehen, mußten nothwendigerweise entweder ihre Passagiere sammt Ladung abgeben, oder, gleich den gewoͤhnlichen Equipagen und Reisewagen, auf Plattformen (Trucks) gesezt werden. Dieser Einrichtung stand aber ein unuͤbersteigliches Hinderniß entgegen, indem die außerordentliche Hoͤhe der Diligencen die Passage durch Gewölbe und Durchfahrten, wenn auch nicht unmoͤglich, doch immer hoͤchst gefaͤhrlich machte; dabei erregte die zu große Erhoͤhung des Schwerpunktes jederzeit Besorgnisse und der Widerstand der Luft belaͤstigte die Maschinen ungemein. Um allen diesen Unannehmlichkeiten abzuhelfen, faßte man den Gedanken, das Fuhrwerk auseinander zu nehmen, den Kasten der Diligence von dem Untergestell zu trennen und jenen mit voller Ladung auf einem zu diesem Zwek eigens construirten Truck zu placiren. Dergestalt werden also jezt alle von den Messagerien ausgehenden Wagen, wie dieß bis heute der Fall war, nach dem Bahnhof von Orleans gebracht; daselbst hebt man mit einem passend angebrachten Wellbaum die Kasten sammt Federn ab und sezt sie auf die Trucks, von denen sie gerade so gut getragen werden als von dem Untergestelle, wofuͤr sie urspruͤnglich construirt sind. Bei der Ankunft in Orleans werden nach derselben Methode die Diligencen wieder auf ihre ganz in Bereitschaft stehenden Untergestelle gebracht und die Reisenden sezen ohne Aufenthalt, ohne die geringste Unordnung, ihre Reise fort. Diese Operation dauert nur wenige Minuten und erfordert nicht so viel Zeit als man noͤthig haͤtte, sie mit einigen Details zu beschreiben. Bei Ruͤkkunft kehren die Wagen mit der naͤmlichen Einrichtung in den Mittelpunkt von Paris zurük, und die Reisenden gelangen, frei von Bemuͤhungen und Derangement, an den Ort ihrer Bestimmung, indem sie ihre Plaͤze, ihre Gesellschaft und denselben Conducteur behalten, und von der Schnelligkeit der Eisenbahnbefoͤrderung profitirt haben. Wir behalten uns vor, demnaͤchst die genaueren Details uͤber diese verbesserte Transportirung schwer beladener Wagen mitzutheilen. (Archiv für Eisenbahnen, 1843, Nr. 8.) Elektrischer Telegraph auf der Eisenbahn von Aachen zur belgischen Gränze. Auf der Eisenbahn von Aachen zur belgischen Graͤnze, deren Vollendung man binnen sechs Wochen entgegensieht, befindet sich auch, zum erstenmal in Deutschland angewendet, ein elektrischer Telegrah, der zum Signalisiren zwischen dem Aachener Stationsplaz und dem Maschinenhause am Tunnel im Aachener Busch dienen soll. So weit der Apparat bis jezt aufgestellt ist, besteht er in vier Leitungsdraͤhten von starkem Eisendrahte, welche von der Station aus nach dem Maschinenhause geleitet sind, und wovon je zwei eine Kette bilden, in welcher ein elektrischer Strom wirkt. Der Apparat ist so eingerichtet, daß man mittelst des elektrischen Stromes oder durch Unterbrechung desselben sehr verschiedene Zeichen geben kann, durch deren Combination sich eine ganze Reihe von Fragen und Antworten zusammensezen laͤßt. Bevor ein elektrisches Signal gegeben wird, laͤßt man durch den elektrischen Strom eine Art Wekeruhr spielen, welche an beiden Endpunkten der Leitung zugleich in Thaͤtigkeit kommt. Dieses wird wieder auf eine ganz einfache Weise dadurch bewirkt, daß man durch den elektrischen Strom ein Eisen, welches sehr oft mit einem duͤnnen Leitungsdrahte umwunden ist, magnetisch macht, so daß es einen Klinkhaken anzieht, welcher durch seine Bewegung am Uhrwerke den Mechanismus der Uhr in Bewegung sezt. Nachdem dieser Weker den Signalwaͤchter aufmerksam gemacht hat, erfolgt erst das eigentliche Signal, welches durch die Motion eines Zeigers auf einem mit sechs Buchstaben versehenen Zifferblatte gegeben wird. Die Mittheilung geschieht mit außerordentlicher Schnelligkeit. (Archiv für Eisenbahnen, 1843, Nr. 8.) Ayer's Methode Glas, Steingut, Porzellan und Metalle zu färben. Charles Rob. Ayers ließ sich am 23 Jul. 1842 hiezu folgende Verfahrungsarten patentiren. Das Glas, Porzellan etc. wird mit Lavendeloͤhl mittelst eines feinen Pinsels uͤberzogen, ein Metallblech worin die Zeichnung ausgeschnitten ist, daruͤber gelegt, der gepulverte Farbstoff auf lezteres gebracht, und dieses dann mit der uͤberfluͤssigen Farbe sorgfaͤltig abgehoben; es bleibt hierbei bloß die Farbe zuruͤk, welche durch die Loͤcher gedrungen ist und dem Glase anhaͤngt, und dann wie gewoͤhnlich eingebrannt wird. — Bedient man sich hoͤlzerner oder anderer Drukformen, so wird das Muster mittelst Lavendeloͤhl aufgetragen und die Farbe darauf gestaͤubt; die außerhalb der Zeichnung befindlichen Farbtheilchen werden dann hinweggeblasen und hierauf die Farbe eingebrannt. — Bei gekruͤmmten Flaͤchen bedient man sich durchloͤcherter Metallfolien, des Tuͤlls oder der Papierpatronen. Leztere beide laͤßt man an dem Gegenstand kleben, wo sie dann beim Einbrennen der Farbe verbrennen. (London Journal of arts. Jun. 1843. S. 380.) Tuck's Verfahren Argentan und Kupfer auf galvanischem Wege zu versilbern. Edmund Tuck ließ sich am 4. Jun. 1842 folgende Methoden patentiren, um Argentan und Kupfer zu versilbern. Seine Fluͤssigkeit besteht aus anderthalbfach- oder doppeltkohlensaurem Ammoniak und einem Silbersalz; fuͤr Argentan benuzt er schwefelsaures Silber, fuͤr Kupfer aber Cyansilber. Man loͤst 1 Aequivalent (70 Gewichtstheile) doppeltkohlensaures Ammoniak in destillirtem Wasser auf, sezt dann 1 Aequivalent (156 Gewichtstheile) schwefelsaures Silber oder 1 Aequivalent (134 Gewichtstheile) Cyansilber zu und kocht die Fluͤssigkeit, bis sich das Silbersalz gaͤnzlich aufgeloͤst hat. Die Staͤrke der Aufloͤsung oder die Menge des anzuwendenden Wassers richtet sich nach der Wirksamkeit der galvanischen Batterie. Der zu versilbernde Gegenstand muß zuerst gereinigt werden, indem man ihn zwei bis drei Stunden lang in eine kalte Aufloͤsung von kohlensaurem Kali in Wasser taucht und hierauf in ein Gemisch von Salpetersaͤure und Wasser. Er wird sodann gewaschen und getroknet und gut mit einem Stuͤk Leder abgerieben. Unmittelbar bevor man ihn in die Versilberungsfluͤssigkeit bringt, muß man ihn in eine Loͤsung von Kochsalz tauchen, worin man ein wenig Gummi aufgeloͤst hat. (London Journal of arts. Jul. 1843. S. 458.) Talbot, über Vergoldung und Versilberung der Metalle. Henry Fox Talbot, dessen Verbesserungen im Versilbern und Vergolden der Metalle, patentirt am 9 December 1841, im polytechnischen Journal Bd. LXXXVII. S. 208 mitgetheilt wurden, ließ sich folgende Verfahrungsarten am 25 November 1842 in England patentiren: 1) gibt er den zu vergoldenden Metallgegenstaͤnden einen sehr duͤnnen Silberuͤberzug durch Eintauchen in eine Loͤsung von Chlorsilber in unterschwefligsaurem Natron, oder auch auf andere Weise; 2) bringt er den blank gereinigten Gegenstand an den einen Pol der galvanischen Batterie und dann beide Pole in ein Gefaͤß, welches eine Aufloͤsung einer geeigneten Saͤure oder Salzes in Wasser enthaͤlt. Die Batterie muß so beschaffen seyn, daß das Wasser zersezt wird und auf dem Gegenstand eine Zeit lang sich Wasserstoff entwikelt; er wird dann von der Batterie schnell abgeloͤst und in ein Gefaͤß getaucht, welches eine geeignete Gold- oder Silberloͤsung enthaͤlt, wo er sich mit dem respectiven Metall uͤberzieht, dann in reinem Wasser gewaschen und dieses Verfahren so oft wiederholt, bis der Ueberzug die gewuͤnschte Dike hat; 3) taucht er den zu vergoldenden Gegenstand in eine Loͤsung von Gold und einem der unedlen Metalle, ausgenommene jene, welche wie z. B. Queksilber das Gold faͤllen; 4) bedient er sich einer Chlorgoldloͤsung in Verbindung mit einer Boraxsaͤureloͤsung zum Vergolden des Messings oder anderer Metalle; die Vergoldung erhaͤlt so eine schoͤnere Farbe als durch bloßes Chlorgold. Man kann auch Boraxsaͤure mit andern Goldloͤsungen anwenden; 5) die dunkle Farbe, welche die Vergoldung erhaͤlt durch Eintauchen in eine zum Vergolden nicht ganz geeignete Goldloͤsung, entfernt er durch Eintauchen der Gegenstaͤnde in eine sehr schwache Lösung von salpetersaurem Queksilber in Wasser, wodurch ihre Oberflaͤche sogleich Glanz erhaͤlt. Man kann hierauf das Vergolden und Eintauchen in Queksilberloͤsung abwechselnd so oft wiederholen, bis der Ueberzug die gewuͤnschte Dike hat. Jeder Queksilberuͤberschuß kann nachher durch eine Saͤure und Mitwirkung galvanischer Kraft entfernt werden. Der 6te Theil der Verbesserungen im Ueberziehen der Metalle endlich bezieht sich auf den Umstand, daß, wenn man Metallgegenstaͤnde in eine Silberloͤsung taucht, der Ueberzug nur eine gewisse Dike erhaͤlt; die Einwirkung hoͤrt nach einiger Zeit auf und es sezt sich kein Silber mehr ab, indem das auf der Oberflaͤche abgesezte Metall gleich (is become similar) geworden ist (?) mit dem der Loͤsung; wird es aber wieder ungleich gemacht, so wird die Wirkung gewissermaßen erneuert. Der Patenttraͤger ruft nun diese Ungleichheit hervor durch Eintauchen des Gegenstandes in eine andere Silberloͤsung oder in die Loͤsung eines andern Metalls und dann wieder in die erste Loͤsung. Dieses abwechselnde Eintauchen kann auch auf Goldloͤsungen angewandt werden. Obige Verfahrungsweisen sind vorzuͤglich anwendbar zum Ueberziehen des Messings Kupfers, Silbers, Argentans, Eisens und Stahls. (London Journal of arts. Jun. 1843. S. 378.) Einfache Darstellung von Unterschwefligsaurem Natron. Eine bei dem Goldarbeiter Balbach eingegangene Bestellung von vielen Pfunden obigen Salzes, welches in der neuesten Zeit sowohl zur Darstellung, als Vergoldung der Daguerre'schen Bilder angewendet wird, bestimmten mich und Hrn. Balbach, eine moͤglichst einfache Methode der Darstellung aufzusuchen. Dabei ergab es sich, daß man dieses Salz in sehr kurzer Zeit in großer Menge auf nachstehende einfache Weise darstellen kann. Man troknet reines krystallisirtes kohlensaures Natron moͤglichst vollstaͤndig, zerreibt es zu einem Pulver, mengt 1 Pfd. desselben mit 10 Loth Schwefelblumen und erhizt das Gemenge in einer Glas- oder Porzellanschale allmaͤhlich bis zum Schmelzen des Schwefels. Die dabei zusammenbakende Masse wird nun mit Erhaltung der gleichen Hize zertheilt, umgeruͤhrt und gewendet und dadurch mit der Luft in allseitige Beruͤhrung gebracht. Das gebildete Schwefelnatrium geht bei diesen Verhaͤltnissen, unter Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft und unter schwachem Ergluͤhen in schwefligsaures Natrum uͤber. Man loͤst dieses in Wasser auf, scheidet das abgetrennte Eisen durch Filtration, kocht die Fluͤssigkeit sofort mit Schwefelblumen und erhaͤlt aus der abfiltrirten, beinahe farblosen, stark concentrirten Fluͤssigkeit das unterschwefligsaure Natron in sehr reinen und schoͤnen Krystallen in reichlicher Menge. Bei zu schneller Erhizung des Gemenges brennt leicht etwas Schwefel ab, es bleibt sodann ein Antheil kohlensaures Natron unzersezt, das bei der ersten Krystallisation das unterschwefligsaure Salz verunreinigt, davon aber sehr leicht getrennt werden kann. F. A. Walchner. (Liebig's Annalen der Chemie und Pharmacie. Mai 1843, S. 235.) Metalllegirung, welche sich auf Stahl und Eisen aufgießen läßt. Es gewaͤer Praxis haͤufig einen großen Vortheil, Stahl oder Eisen mit Messing durch den Guß unmittelbar zu verbinden, weil man dann die muͤhsamere Vereinigung durch Schrauben, Bolzen oder Stifte erspart. In den meisten Faͤllen sezt sich aber die ungleiche Ausdehnung der beiden zu vereinigenden Metalle der dauerhaften Vereinigung entgegen, und uͤberdieß ist auch haͤufig die oberflaͤchliche Verbindung nicht innig genug, um haltbar zu seyn. — Folgende Legirung aber schließt sich an Eisen oder Stahl sehr gut an, ohne daß je ein Lokerwerden oder Losgehen zu befuͤrchten ist. Sie besteht aus:  3 Pfd. Zinn, 39½ Kupfer und  7½ Zink. Da das leztere Metall bei hoͤherer Temperatur sich zum Theil verfluͤchtiget, so kann man allenfalls davon noch etwas zusezen. Dr. B. (Allgem. Wiener polyt. Journal.) Zusammenschweißen des Gußstahls mit Eisen. Hr. Mariotte benuzt hiezu fein gepulvertes gemeines Steingut (Steinzeug), womit er die Schweißstelle an ihrem ganzen Umfang uͤberzieht, nachdem die beiden uͤber einander gelegten Metalle bis zum Rothgluͤhen erhizt worden sind. Das Pulver schmilzt und bildet eine Art Teig. Man schmiedet dann die beiden zusammenhaͤngenden Metallstuͤke, wie wenn man ein einziges Stuͤk Gußstahl zu schmieden haͤtte. Hr. Mariotte hat dieses Verfahren zur Verfertigung sehr großer Schraubenbohrer angewendet, welche nicht ganz aus Gußstahl hergestellt werden durften, weil sie sonst beim Haͤrten und beim Gebrauch zu sehr dem Abspringen ausgesezt gewesen waͤren. Er machte naͤmlich den Koͤrper der Bohrer aus Schmiedeisen, umhuͤllte sie mit mehreren der Laͤnge nach herumgelegten und angepaßten Lamellen aus Gußstahl, brachte die Eisenkoͤrper dann allein ins Feuer, erhizte sie durch und durch, umgab sie hierauf mit den Stahllamellen, uͤberstreute das ganze Stuͤk mit feinem Steingutpulver und gab langsam Hize. (Bulletin de la Société d'Encouragement. Maͤrz 1843, S. 94.) Aechte Stempelfarben für die chemische Bleiche etc. Die Zusammensezung dieser Farbe, welche gegen verduͤnnte Schwefelsaͤure, Chlorkalk, verduͤnnte Salzsaͤure, Kali und schwache Salpetersaͤure als aͤcht sich bewaͤhrt, ist folgende: Man mischt1 Theil feinen Zinnober, am besten auf nassem Wege bereiteten, mit ⅛ Theil gemeinen Eisenvitriol und reibt beide Substanzen mit Leinoͤhlfirniß zusammen, so daß sie eine dike Farbe bilden, welche nun auf bekannte Weise durch Stempelballen und in Holz oder Metall geschnittene Stempel auf die Waare aufgedrukt wird. Vermittelst dieser Farbe lassen sich die Stoffe, welche die sogenannte Fix- oder chemische Bleiche aushalten sollen, zeichnen, ohne daß die Farbe durch die Bleichoperationen ausgeht; eben so kann dieselbe Mischung in Anwendung gebracht werden, um das Leinenzeug in oͤffentlichen Anstalten auf eine dauerhafte und nicht kostspielige Weise zu zeichnen, wie etwa mit der sogenannten chemischen Tinte, welche bekanntlich aus salpetersaurer Silberoxydloͤsung und kohlensaurem Natron besteht. — Es versteht sich wohl von selbst, daß man erst die rothe Leinoͤhl-Eisen-Zinnoberfarbe voͤllig auf den Zeugen troken werden lassen muß, ehe die Zeuge den Bleich- oder Waschoperationen unterworfen werden — um einen guͤnstigen Erfolg erwarten zu koͤnnen. Dr. Elsner. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsbl. 1843, 8ter Bd. Nr. 3.) Ueber das Wichsen von Fußböden. Ueber diesen Gegenstand theilte Hr. Hoftapezier Gg. Nilius dem hessischen Gewerbverein Folgendes mit: Dasjenige Bohnwachs, welches das billigste, auf alle Holzarten anzuwenden, am leichtesten aufzutragen und ohne alle Muͤhe wieder abzuwaschen ist, besteht in Nachfolgendem: Zu 4 Pfd. guter Seifensiederlauge werden 1 Pfd. gelbes Wachs, ¼ — Leim, 6 Loth kohlensaures Kali (gereinigte Potasche), 4 — Federweiß, ¼ Pfd. gelber Oker, 1 Schoppen Spiritus und 2 Loth Gummi genommen. Der Leim wird in der Lauge aufgeloͤst, dann 6 Loth kohlensaures Kali, 4 Loth Federweiß, 2 Loth Gummi und 5/4 des gelben Okers zugesezt, das Ganze eine Viertelstunde lang gekocht und das Wachs in kleinen Stuͤken zugefuͤgt. Ist das Wachs zergangen, und erscheint die Masse noch nicht gelb genug, so gibt man von dem zuruͤkgehaltenen Oker noch das Noͤthige zu, bis sie eine schoͤne gelbe Farbe erhalten hat, laͤßt das Ganze noch ¼ Stunde lang kochen, hebt es vom Feuer und gießt, wenn es bis zur Lauwaͤrme abgekuͤhlt ist, den Spiritus hinzu. Bei dem ganzen Verfahren, vom Zusaz des Leimes an bis zur Erkaltung der Wichse muß bestaͤndig mit einem Spatel geruͤhrt werden; es ist dieß nicht genug anzuempfehlen, indem sonst das ganze Wachs sehr leicht braun und ganz unbrauchbar wird. Vor dem Auftragen dieser Wichse muͤssen alle Holzarten vorher mit Leimwasser getraͤnkt werden. Ist der Leimanstrich kalt, so wird vermittelst eines Pinsels die Masse gleichmaͤßig auf getragen und ist dieser Anstrich erkaltet und hart geworden, so wird der Glanz, vermittelst Buͤrsten auf die gewoͤhnliche Weise hervorgebracht. Mittelst leichtem Frottiren mit wollenen Lappen wird dieser Glanz in gewoͤhnlichem, taͤglichem Gebrauch erhalten, und es ist kaum noͤthig, monatlich bei starkem Gebrauche das Zimmer neu aufzutragen; Zimmer, die stark gebraucht werden, muͤssen zweimal im Jahre mit warmer Lauge aufgewaschen und auf gewoͤhnliche Weise gepuzt werden. Selbst auf gewoͤhnlichen tannenen Boͤden bleibt keine Spur des Wachses zuruͤk, jedoch darf man bei neuem Auftragen niemals einen ersten Ueberzug von Leimwasser vergessen. (Monatsblatt des Gewerbvereins fuͤr das Großherzogthum Hessen.) Neue Methode anatomische Präparate zu conserviren. Das von G. Segato erfundene Mittel, animalischen Substanzen die Festigkeit des Steins zu ertheilen, ging mit ihm als Geheimniß in das Grab. Der seitdem als faͤulnißwidriges Mittel empfohlene Queksilbersublimat verbindet mit dieser Eigenschaft nicht die des Versteinerns. Abbé Baldacconi versuchte zu diesem Zwek die Verbindung des Salmiaks mit demselben Queksilbersalz, oder das sogenannte Alembrothsalz. Die in die Loͤsung dieses Doppelsalzes gebrachten Koͤrper schwammen zuerst auf der Oberflaͤche desselben, sanken aber immer tiefer, bis sie nach einigen Tagen ganz auf den Boden kamen. In diesem gesaͤttigten Zustande herausgenommen, zeigten sie sich steinhart, so daß man sie schleifen konnte, daß sie dem Hammer widerstunden und ein 5–6mal groͤßeres specifisches Gewicht hatten als das Wasser, auch beim Anstoßen einen metallenen Klang gaben. Merkwuͤrdig ist, daß die so behandelten Koͤrper ihre natuͤrliche Farbe beibehielten und sich seit sechs Jahren ohne besondere Sorgfalt bei ihrer Aufbewahrung so erhielten. Das Museum zu Paris besizt viele solche Praͤparate, unter welchen sich Thiere mit weichen, gallertartigen Koͤrpern befinden, welche auf andere Weise sehr schwer zu praͤpariren sind. (Echo du monde savant 1843, No. 36.) Bekämpfung der Muscardine (Seidenwürmerkrankheit). Es gab eine Zeit, wo diese Krankheit eine wahre Geißel der Seidenwuͤrmeranstalten war und jaͤhrlich wenigstens ⅓ der Seidenernte vernichtete. Ungebildete Zuͤchter sind auch heute noch in dem Wahn, daß dieser Krankheit nicht begegnet werden koͤnne. Viele Mittel, welche Hr. Benjamin Cauvy deßhalb versuchte, versagten; einige toͤdteten sogar die Wuͤrmer, ohne die Entwiklung der Botritis nach ihrem Tode zu verhindern. Man mag nun ein Mittel gegen diese Krankheit auffinden oder nicht, so ist es jedenfalls von sehr hoher Wichtigkeit, ihrem Ausbruch moͤglichst zuvorzukommen. Ohne die wahre Natur des Keims der Muscardine zu kennen, hatte Hr. Cauvy im Jahr 1834 schon im Chlor das Mittel gefunden, ihn zu zerstoͤren, und zwar durch starke Raͤucherungen damit waͤhrend der Zucht der Wuͤrmer, und auch vor ihrem Auskriechen. Seitdem nun aber Hr. Bassi die Natur dieser Keime und die Veraͤnderung kennen lehrte, welche sie beinahe durch alle fluͤssigen oder gasfoͤrmigen Saͤuren erfahren, wandte Hr. Cauvy statt des den Landbewohnern nicht hinlaͤnglich bekannten Chlors, die Daͤmpfe des brennenden Schwefels an. Er stellte damit vielerlei Versuche an und ließ solche von dem um die Seidenzucht sehr verdienten Hrn. Charles Huc im Großen wiederholen. Dieser hatte im Jahr 1836 durch die Muscardine seine ganze Bevoͤlkerung verloren, ließ aber im Jahr 1838 der Zucht starke Raͤucherungen mit schwefliger Saͤure vorausgehen und verlor keine einzige Raupe durch diese Krankheit mehr. Man verfaͤhrt hiebei folgendermaßen: man fuͤhrt in allen Seidenzuchtzimmern, ohne Ausnahme, eine Art Beken von mittelst Moͤrtels wohl verbundenen Ziegelsteinen auf. Anzahl und Groͤße bestimmen sich nach dem Hohlraume des Zimmers; ein Beken von 50–60 Centimetern Seitenwaͤnden reicht hin, um darin 10–12 Kilogr. gestoßenen Schwefel zu verbrennen, welcher auf eine duͤnne Lage auf dem Boden des Bekens ausgestreuten Strohs ausgebreitet wird. Wenn dieß geschehen, muͤssen alle Oeffnungen des Zimmers gut verstopft werden (wenn keine bessern Mittel zu Gebote stehen, mittelst mit Stroh angefuͤllter Saͤke). Hat die Bedachung Zwischenraͤume, so legt man uͤber die Ziegel nasse Leinwand, um die Communication mit der aͤußern Luft moͤglichst zu verhuͤten. Ist nun alles bestens vermacht, und sind alle Huͤrden u. a. Geraͤthschaften an ihrer Stelle, so streut man in jedes Beken etwas Kohlengluth, indem man wenn mehrere da sind, mit dem von der Thuͤre entferntesten anfaͤngt und mit dem derselben naͤchsten aufhoͤrt, sich dann zuruͤkzieht und die Thuͤre verschließt. Nach 24 Stunden oͤffnet man Thuͤren und Fenster auf mehrere Tage und kann hierauf die Zucht beginnen. — Man muß sehr darauf sehen, daß aller Schwefel zugleich verbrenne; um so noͤthiger ist dieß, je schlechter die Zimmer schließen. Doch genuͤgt diese Desinfection nicht allein, sondern die Eier aus welchen die Insecten kriechen, muͤssen ganz gesund und frei seyn von dem Keime der Krankheit. Zur bessern Sicherheit waͤscht man daher die Eier in sehr schwachem Branntwein aus, welcher etwas Kupfervitriol enthaͤlt, der die Eigenschaft besizt, jeden Keim derselben zu zerstoͤren. Ganz sicher darf man sich jedoch troz aller dieser Maaßregeln vor der Muscardine, wie Hr. Cauvy glaubt, nicht halten. Wenn man naͤmlich bei der Zucht nachlaͤssig ist, wenn man den Mist sich zu sehr anhaͤufen laͤßt, so daß die Wuͤrmer in feuchter, warmer Luft leben, bleiben die Symptome der Krankheit nicht aus, es ist daher, obwohl die Krankheit nicht so um sich greift wie sonst, doch die groͤßte Vorsicht anzuwenden. (Im Auszug aus dem Echo du monde savant 1843, No. 36.)