Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XCIX., S. 395
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XCIX. Miszellen. Miszellen. Teisserenc über Eisenbahnenbau, vorzüglich über Rampen. Die London-Birminghamer Bahn kostete 820,000 Fr. per Kilometer, waͤhrend die mit ihr parallel laufende Birmingham-Gloucester Bahn nur 414, 700 Fr. kostete und so verursachen oft parallele oder gleiche Umstaͤnde zur Ausfuͤhrung darbietende Eisenbahnen um das Doppelte variirende Kosten. Was ist daran Schuld? Nichts anders, als daß bei den kostspieligern alles darauf gewendet wurde, nur kleine Rampen (Steigungen) zu erhalten, waͤhrend bei den andern der Bau nach den natuͤrlichen Bewegungen des Bodens gefuͤhrt wurde und aus Sparsamkeit Kruͤmmungen mit kurzem Radius und mehr oder weniger große Rampen fuͤr zulaͤssig erachtet wurden. Nun kostet aber der Unterbau einer Eisenbahn mit Rampen von nur 4 Millimeter und Kruͤmmungen von großem Radius achtmal so viel als eine nach dem gegenwaͤrtig in Kraft bestehenden Reglement erbaute Bahn, d. h. mit 4 Millimeter im Maximum achtmal uͤbersteigender Neigung. Sollten aber kleine Rampen wegen verhaͤltnißmaßig wohlfeilern Betriebs und von ihnen gewaͤhrter groͤßerer Sicherheit noͤthig seyn? Diese Frage wird durch folgende unbestreitbare Thatsachen beantwortet. Die ersten englischen Eisenbahnen wurden mit 2–3 Millimeter großen Rampen erbaut. Man glaubte nichts sparen zu duͤrfen, um so kleine Rampen als moͤglich zu erhalten. Spaͤter aber ging man allmaͤhlich uͤber auf Rampen von 6,8,10 und selbst 12 Millimeter. Sicherlich aber haͤlt man sich besser an das, was die Erfahrung lehrte, als an die ersten Versuche. Von welchem Gesichtspunkt aus aber man die Resultate des Betriebs der englischen Eisenbahnen betrachten mag, sey es der Verbrauch an Brennmaterial, seyen es die Reparaturen, oder halte man sich an die zuruͤkgelegten Streken, so ist das Resultat immer: daß die Rampen, in gehoͤrigem Maaße angewandt und innerhalb der fuͤr Eisenbahnen bestehenden Graͤnzen, bei welchen die groͤßte, 6 Millimeter uͤbersteigende Rampe 3 Centimeter erreicht, auf die Kosten der Locomotion von gar keinem merklichen Einfluß sind. Es ist dieß kein aus theoretischen Formeln abgeleiteter Schluß, sondern er ist das Ergebniß der englischen Eisenbahnbuͤcher. Die Sicherheit anbelangend ist unter 287 Ungluͤksfallen, die sich in 30 Monaten auf den englischen Eisenbahnen ereigneten, nicht ein einziger den Rampen zu zuschreiben, nach amtlicher Mittheilung des englischen Handelsbureau's. Die taͤgliche Vervollkommnung der Locomotive traͤgt eher zur Bekraͤftigung als zur Verminderung der eben gegebenen Saͤze bei. Waͤhrend die ersten nach Roket's Modell gebauten Locomotiven bei einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern in der Stunde, auf dem nur wenig geneigten Theile der Liverpool-Manchester Eisenbahn, nur 10–12 Tonnen zogen, und hiezu 7 Kilogr. Kohks verzehrten, zogen die waͤhrend der lezten Jahre allgemein benuzten Locomotiven bei einer Geschwindigkeit von 36 Kilometern ein achtmal groͤßeres Gewicht bei nur wenig verschiedenem Verbrauch an Brennmaterial. Erst vor Kurzem gesellte sich zu allen diesen Fortschritten noch ein neuer. Die dampferzeugende Kraft der Kessel wurde durch eine Verlaͤngerung derselben noch vermehrt; die bei vielen feststehenden Maschinen so gluͤklich benuͤzte Absperrung (expansionsweise Benuzung) des Dampfes wurde nun auch bei den Locomotiven angewandt. Mittelst einer sinnreichen Vorrichtung wurde nicht nur der Mechanismus zur Fortpflanzung der Bewegung vereinfacht, sondern auch der Nuzeffect einer gegebenen Menge Dampfs vermehrt; man richtet sich mit der Dampfconsumtion, folglich auch mit dem Verbrauch an Brennmaterial, nach der Kraft, deren man bedarf, nach der Ladung des fortzuschaffenden Trains und nach der Abhaͤngigkeit der Rampen, auf welchen man sich bewegt. Die Consumtion einer Locomotive richtet sich nicht mehr nach dem Durchmesser ihrer Cylinder, sondern nach der von der Maschine zu verrichtenden Arbeit. Da der Durchmesser der Cylinder in keinem bestimmten Verhaͤltniß mehr steht zum Dampfverbrauch, so kann er, und zwar ohne allen Nachtheil, vergroͤßert werden. Hr. Tesseirenc beweist mit Ziffern und Thatsachen, daß, man mag rechnen wie man will, durch die Rampen sich keine jaͤhrliche Ausgabenposition herausstellt, welche die Zinsen der Capitalien ausgliche, die man, um die Profile der Eisenbahnen einem ebenen Niveau moͤglichst zu naͤhern, in die Erde glaͤbt. (Moniteur industriel 1843. No. 740.) Teisserenc, über die atmosphärischen Eisenbahnen. Der franzoͤsische Ingenieur Ed. Teisserenc beurtheilt in einem Bericht an seine Regierung Clegg's atmosphaͤrische Eisenbahn folgendermaßen: „Die Bewegungskraft des Dampfs wurde bisher bei Eisenbahnen nur auf zweierlei Weise angewendet: entweder indem man sie direct mit einer mobilen Vorrichtung auf die Raͤder wirken ließ, die in der Reibung dieser leztern mit den Schienen ihre Stuͤze fand, oder indem man die Bewegung durch stehende Maschinen und Trommeln von großem Durchmesser hervorrief, welche leztere mit den Wagen — die durch haͤnfene oder Drahtseile von der Stelle gebracht werden — verbunden sind. Das atmosphaͤrische System bildet den Mittelweg, es ist mobil wie das eine und feststehend wie das andere. Die Dampfmaschine, welche die Luftpumpe treibt und die Luftleere erzeugt, ist eine stehende, waͤhrend der Kolben, welcher den Convoi mit sich reißt, in der Roͤhre mit der Schnelligkeit des Pfeiles fliegt. Es ist also gewissermaßen ein Apparat von stehender Maschine, wobei das Seil — welches ein enormes Gewicht hat und die meiste Kraft absorbirt — durch Luft ersezt wird. Die Inconvenienzen, welche dem am allgemeinsten angewendeten System — der Locomotive — anhaͤngen, koͤnnen ungefaͤhr folgendermaßen resumirt werden: a) von dem Gesichtspunkt fuͤr die Reisenden betrachtet: die Nothwendigkeit, die Zahl der Convois so viel als thunlich zu beschraͤnken, um die Kosten der Bewegungskraft zu vermindern, in Folge dessen Hindernisse und Bequemlichkeiten so wie Verspaͤtungen fuͤr die zu transportirenden Guͤter entstehen; b) von dem Gesichtspunkt der Sicherheit: bestaͤndige Chancen von Unfaͤllen, in Folge von Unvorsichtigkeit der Conducteure, Maschinisten, Waͤchter etc. und die noch haͤufiger vorkommenden gefaͤhrlicheren, unmoͤglich zu verhindernden Ereignisse, als: Bruͤche, Zusammenstoßen, Feuersbruͤnste etc., welche durch das Zerspringen einer Feder oder durch Ausspruͤhen von Funken veranlaßt werden koͤnnen; c) von dem Gesichtspunkt der Schnelligkeit: die Unmoͤglichkeit, eine gewisse Geschwindigkeit (80 Kilometer) zu uͤberschreiten, uͤber welche hinaus die Locomotiven — wie schwer und kraͤftig sie auch immer seyn moͤgen — sich kaum selbst fortbringen koͤnnen, und was noch wichtiger ist, der betraͤchtliche Verlust an Kraft bei Steigungen, weil das enorme Gewicht der Maschine mit dem Tender noch jenem des Convoi zugefuͤgt werden muß. Eden so gefaͤhrlich ist die Vermehrung der Schnelligkeit auf geneigten Streken, wo solche eigentlich vermindert werden sollte. Die stehenden Maschinen haben noch weit mehr Inconvenienzen im Gefolge. Zum Betrieb von nur einigermaßen ausgedehnten Bahnstreken sind sie beinahe ganz unanwendbar, weil ihrer zu viele erforderlich sind (von 5 zu 5 Kilometer), und weil diese Vervielfaͤltigung eine Ursache fortwaͤhrender Verspaͤtungen ist, so wie ferner, weil jede in dieser Weise betriebene Bahnsection gerade laufen muß, keine Curven haben darf, endlich weil das enorme Gewicht des Seils (80 Tonnen fuͤr weniger als 5 Kilometer) die Anwendung sehr starker Maschinen erfordert, deren Kraft groͤßtentheils dadurch absorbirt wird. Das atmosphaͤrische System kennt von allen diesen Nachtheilen nichts. Die mit der Bahn verbundenen Wagenzuͤge koͤnnen nicht aus den Schienen gerathen, und da kein Feuer vorhanden ist, zerfaͤllt die Furcht vor Brandschaden in sich selbst, so wie jede Moͤglichkeit des Zusammentreffens zweier Convois, indem sich nur einer auf der Bahn befinden kann. Zu den weiteren Vortheilen kann gerechnet werden, daß die vom großen Gewicht der Locomotive befreiten Wagenzuͤge nur auf das passende Gewicht beschrankt sind. In Folge dessen koͤnnen die Convois ohne besondere Kosten so oft wiederholt werden als es die Nothwendigkeit erfordert; auch kann man Steigungen befahren, welche man nur durch Kunstbauten umgeht, die haͤusig eben so kostspielig als gefaͤhrlich sind. Da es, wie schon bemerkt, unmoͤglich ist, daß zwei Convois zusammen treffen, so ist auch nur eine Schienenbahn erforderlich, wozu ein Theil der bestehenden Chausseen benuzt und dadurch Kunstbauten, Terrassirungen und Expropriationen erspart werden koͤnnen.“ — Da jezt die nach dem atmosphaͤrischen Princip erbaute Bahn von Kingstown nach Dalkey in Betrieb kommt, welche kurze Curven und bedeutende Steigungen hat, so wird sich bald ein entscheidendes Urtheil uͤber den praktischen Werth des neuen Systems nach den lezten Verbesserungen seines Erfinders faͤllen lassen. Bei einem kuͤrzlich angestellten Versuche ging ein aus mehreren Wagen bestehender Zug von Glasthull ab und durchlief die Streke von 3¼ engl. Meilen in 3½ Minuten. (Augsb. Aug. Ztg) Bestandtheile der Terra di Siena und der Umbra. A. Maus analysirte diese Mineralfarben und fand dieselben bestehend aus: Textabbildung Bd. 089, S. 397 die dunkelbraune; die gelbe Sorteder T. d. S.; Sorte.; Umbra.; Eisensesquioxyd; Manganoxyd; Arseniksaͤure; Kieselerde; Wasser; Verlust In der Terra di Siena wurde auch eine Spur Thonerde, in einer Sorte ferner eine kleine Spur Kobalt gefunden. — In der Umbra fand sich auch etwas kohlensaurer und schwefelsaurer Kalk, welche aber wahrscheinlich nur vom Wasser herruͤhren, welches zum Bilden der Kugeln diente, und eine Spur Arsenik. Die Kieselerde scheint darin nur von beigemengtem Sand herzuruͤhren. Die Umbra ist demnach ein manganhaltiges Eisensesquioryd-Hydrat. — Die preuß. Regierung schloß die Terra di Siena wegen ihres nicht unbedeutenden Arsenikgehalts, auf Hrn. M.'s Veranlassung, aus dem Verzeichniß der unschaͤdlichen Farben aus; von der in der Umbra enthaltenen bloßen Spur dieses Giftes hingegen ist um so weniger etwas zu fuͤrchten da der Arsenik in Verbindung mit dem Eisenoxyd ist. (Archiv der Pharmacie, Mai 1843.) Alphons Meillet, über weißes Goldchlorür. Der eigenthuͤmlichen Reaction, welche stattfindet, wenn man Chlorgold zum Fixiren der Lichtbilder darstellt, wurde noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Man loͤst gewoͤhnlich 1 Gramm chlorwasserstoffsaures Goldchlorid in einem halben Liter Wasser auf und in einem andern Gefaͤß 3 Gramme unterschwefligsaures Natron in eben so viel Wasser, worauf man das Goldchlorid unter bestaͤndigem Ruͤhren allmaͤhlich dem Natronsalz zusezt. Sezt man umgekehrt die Loͤsung des unterschwefligsauren Salzes der Goldloͤsung zu, so entsteht Zersezung, die Fluͤssigkeit wird schwarz, und Schwefelgold faͤllt nieder. Wenn die Operation gehoͤrig geschah, so wird die Fluͤssigkeit augenbliklich entfaͤrbt. Diese Umwandlung eines urspruͤnglich stark gefaͤrbten Salzes in Gegenwart eines neutralen Salzes verdient Beachtung. Ich vermuthe, daß folgende Reaction stattfindet: wenn chlorwasserstoffsaures Goldchlorid in unterschwefligsaures Natron geschuͤttet wird, so verdraͤngt die Chlorwasserstoffsaͤure einen gewissen Antheil der unterschwefligen Saͤure, welcher sich sogleich zersezt in Schwefel und schweflige Saͤure; der Schwefel wird von dem unzersezten unterschwefligesauren Salze wieder aufgeloͤst, welches bekanntlich einen großen Ueberschuß desselben aufzunehmen im Stande ist; die schweflige Saͤure macht sich an das Goldchlorid und reducirt es zu Chloruͤr (Protochlorid), waͤhrend sie selbst sich in Schwefelsaͤure und dann in schwefelsaures Natron umwandelt. Es wurde zwar behauptet, daß sich unterschwefligsaures Gold bilde; die Analyse aber beweist das Gegentheil. Um das farblose Goldchloruͤr zu erhalten, loͤst man etwas Goldchlorid in einer Loͤsung von unterschwefligsaurem Natron auf, filtrirt, um die kleine Menge des niedergefallenen Schwefels abzuscheiden und dampft zur Consistenz eines sehr klaren Syrups ab; man bringt diesen nun in einer Schale unter eine Glasgloke, welche gebrannten Kalk enthaͤlt, und vollendet so ihre Entwaͤsserung. Es krystallisiren mehrere sehr von einander verschiedene Salze aus der Loͤsung, z. B. Chlornatrium in sehr deutlichen Wuͤrfeln, Prismen des schwefelsauren und unterschwefligsauren Natrons; das Chloruͤr aber krystallisirt in den Zwischenraͤumen in sehr kleinen Nadeln. Man trennt es so gut als moͤglich von den andern Salzen, namentlich von dem Chlornatrium und digerirt es kalt mit Alkohol von 0,833 spec. Gewicht. Nur das Goldchloruͤr loͤst sich darin auf; man filtrirt es und laͤßt es freiwillig verdunsten, wo man es dann in sehr weißen, sehr kleinen, nadelfoͤrmigen Krystallen erhaͤlt. — Dieses Salz wird von den Eisen-, Queksilber- und Zinnoxydulsalzen nicht gefaͤllt; nur die schwefelwasserstoffsauren Alkalien schlagen es als ein hellgelbes Protosulphurid nieder die Haut wird nicht davon gefaͤrbt, es hat einen sehr schwachen Geschmak, der von dem metallischen, unangenehmen Geschmak des Goldchlorids gaͤnzlich verschieden ist. Auch gibt es keine der den uͤbrigen Goldsalzen eigenen Reactionen. Bei der Analyse gaben 100 Theile dieses Salzes: Gold 50,715 Natrium 11,788 Chlor 37,497 und dem Salz entspricht also die Formel Cl A u2 + Cl Na., (Journal de Pharmacie, Jun. 1843.) Searle's Bereitung einer concentrirten Milch. Diese in England patentirte Erfindung bezieht sich auf die Zubereitung und Verdichtung der abgerahmten Milch durch Abdampfung ihrer waͤsserigen Bestandtheile und auf die Verbindung der so zubereiteten Milch mit Thee, Kaffee und Kakao. Aehnliche fruͤhere Versuche mißlangen, weil man die Milch nicht zuvor abrahmte, und die Gegenwart des Rahms ist es, wodurch das Product von der Witterung angegriffen und verderbt wird, indem es einen ranzigen ekelhaften Geschmak bekommt, waͤhrend, wenn der Rahm abgenommen wurde, das Product viel laͤngere Zeit einen angenehmen Geschmak behaͤlt. Nachdem der Rahm von der Milch abgenommen ist, wird sie in ein geeignetes Gefaͤß, das sich in einem Wasserbade befindet, gebracht und ein Vierzigstel ihres Gewichts raffinirter Zuker in der Absicht zugesezt, um die Loͤsbarkeit zu vermehren, und ihr mehr Dauer zu geben. Die waͤsserigen Theile der Milch werden nun durch Erhizen ihres Behaͤlters im Wasserbad (wenn er nicht mit einem Dampfgehaͤuse versehen ist) abgedampft, mit der Vorsicht, daß die angewendete Hize keinen nachtheiligen Einfluß auf die Milch ausuͤbt. Auf diese Weise erhaͤlt man ein vollkommen reines und trokenes Product, welches in gut verschlossenen Flaschen oder Kruͤgen aufbewahrt werden kann. Soll nun die Milch mit dem Thee, Kaffee oder Kakao vereinigt werden, so muß man sich einen Extract von jedem dieser Stoffe durch sorgfaͤltig geleitete Abdampfung einer concentrirten Infusion verschaffen, und diesen fluͤssigen Extract der schon ziemlich concentrirten Milch zusezen, nach Erforderniß auch eine angemessene Quantitaͤt raffinirten Zukers beifuͤqen; sodann muß die Abdampfung des Gemisches bei einer gelinden sorgfaͤltig geleiteten Waͤrme in einem im Wasserbad befindlichen Gefaͤß fortgesezt werden, bis das Ganze in eine dikfluͤsfige, pappige, feste oder pulverfoͤrmige Masse verwandelt ist; um diese nahrhafter zu machen, kann man auch Pfeilwurz, Hausenblase, islaͤndisches Moos u. dergl. hinzusezen und sie in kleine Kuchen (Brustkuchen) verwandeln; auch kann man, um den Wohlgeschmak zu ererhoͤhen, etwas Essenz oder Gewuͤrze beifuͤgen. (Repertory of pat invent. April 1843.) Ueber die Anwendung des Aezammoniaks um Fleken auf gefaͤrbten Zeugen aller Art, Leder etc. zu vertilgen. Die fluͤchtige Eigenschaft des Ammoniaks macht es zu dem geeignetsten Mittel, Fleke, welche auf gefaͤrbte Zeuge, sie seyen Wolle, Baumwolle oder Seide, ja selbst Leder, durch Citronensaft, Essig, saure Fruͤchte, selbst durch Saͤuren entstanden, zu vertilgen; man braucht nur den Flek damit zu betupfen, wo er augenbliklich verschwunden seyn wird. Vorzuͤglich wichtig ist es zum Reinigen seidener Stoffe. Waaren, welche auf dem Lager sogenannte Moder- oder Stokfleken erhalten haben, werden dadurch von denselben befreit) getragene seidene Halstuͤcher, kalt darin gewaschen, werden wie neu und bekommen wieder Glanz; getragene seidene Kleider, Baͤnder, darin gewaschen und gespuͤlt, verlieren alle ihre Fleken und erhalten ebenfalls wieder Glanz, indem sich der Schmuz in Ammoniak aufloͤst. Das beste Verhaͤltniß zu einer solchen Waschfluͤssigkeit ist auf 1 Pfund fluͤssiges Ammoniak, 10–12 Pfund reines Wasser. So wie auf seidene Zeuge, ebenso wirkt es auf wollene, und diese Eigenschaft ist von der groͤßten Wichtigkeit fuͤr die Wollmanufacturen, auf ihr beruht die so hoͤchst wichtige Arbeit des Entschweißens der Wolle; man wendet groͤßtentheils gefaulten Urin an; hier ist das bei der Faͤulniß sich gebildet habende kohlensaure Ammoniak wirksam; es ist nicht durch Kali, Soda oder Kalk zu ersezen, indem genannte Stoffe die Wollfaser angreifen, beim Abtroknen sie kurz und sproͤde machen, wohingegen beim Ammoniak sie ihre volle Elasticitaͤt behaͤlt. Aus diesem Grunde ist es auch nie raͤthlich, wollene Waaren, gewirkte Struͤmpfe, Flanell u. s. w mit Seife und heißem Wasser zu reinigen, wodurch sie einlaufen und filzig werden; man lege sie einige Zeit in obige Waschfluͤssigkeit, ringe aus, spuͤle, wiederhole dieses Verfahren einigemale, und man wird sehen, daß die Stoffe ganz rein geworden sind und ihre volle Elasticitaͤt behalten haben. Man kann durch Klopfen oder Reiben diese Operation noch unterstuͤzen, wenn die Gegenstaͤnde sehr schmuzig seyn sollten. Eben so ist das Ammoniak zum Reinigen tuchener Kleidungsstuͤke zu empfehlen: die Kragen der Roͤke, welche selbst bei der groͤßten Reinlichkeit durch den Schweiß der Haare, was bei den Stehkragen der Uniformen oft sehr empfindlich ist, so viel leiden, sind leicht dadurch zu reinigen, selbst bei scharlachroth); zwar nimmt dieses bei der Behandlung eine Ponceaufarbe an, man darf es dann aber nur mit in mit Wasser gemischtem Essig behandeln, um die vorige Scharlachfarbe wieder herzustellen. Aechte Farben werden durch das Ammoniak niemals veraͤndert; sollte man es bei unaͤchten angewendet haben, so hebt jede verduͤnnte Saͤure, wo vorzuͤglich ein ganz schwacher Essig zu empfehlen ist, die Wirkung desselben wieder auf und stellt die urspruͤngliche Farbe wieder her. Auf das Leder uͤbt es ebenfalls seine reinigende Kraft aus: waschlederne Handschuhe einige Tage in eine verduͤnnte Ammoniakfluͤssigkeit (1 Theil Ammoniak und 8 Theile Wasser) eingeweicht, in Flußwasser gespuͤlt, loͤsen allen Schmuz, das Leder schwillt stark auf, zieht sich jedoch beim Troknen wieder zusammen und erhaͤlt seine ganz urspruͤngliche Welche wieder. Thuͤren, Fenster, die mit Oehlfarbe angestrichen sind, lassen sich am leichtesten mit verduͤnntem Ammoniak reinigen; die Anstriche behalten dabei ihren Glanz, welchen sie, wenn sie mit Seife oder Lauge abgewaschen werden, stets einbuͤßen, da Kali und Natron, die in der Seife und Lauge enthalten sind, den Anstrich aufloͤsen; auch zum Reinigen der Oehlgemaͤlde und deren Rahmen wird es mit Nuzen verwendet, indem es vorzuͤglich leicht den Fliegenschmuz wegnimmt. C. H. Binder. (Gewerbl. f. Sachsen 1843. Nr. 57.) d'Arcet über Aufbewahrung der Möbel, Kupferstiche, Bücher etc. in unbewohnten Landhäusern etc. d'Arcet beschreibt wie folgt die Vorsichtsmaaßregeln, welche er mit sehr gutem Erfolge ergriff, um Moͤbel, Kupferstiche, Buͤcher und andere dem Verderben ausgesezte Gegenstaͤnde den Winter uͤber in seinem Landhause lassen zu koͤnnen und vor Feuchtigkeit zu schuͤzen. Als er Ende Octobers das Land verließ, brachte er alle diese Gegenstaͤnde in ein großes Zimmer im ersten Stok, schloß die Sommerlaͤden, die Fenster und Laͤden dieses Zimmers, verklebte alle Fugen der Fenster mit Papier, und hob alle Verbindung der aͤußern Luft mit der innern durch den Kamin auf, indem er dessen Oeffnung verstopfte. In die Mitte der Stube stellte er ein kleines Tischchen und darauf ein bleiernes Beken. In dieses legte er scharf ausgetrokneten salzsauren Kalk (Chlorcalcium), stellte es gegen seinen Schnabel zu etwas schief und unter denselben eine Schuͤssel. Beim Herausgehen verklebte er auch die Fugen der Thuͤre und das Schluͤsselloch mit Papier. — Nach seiner Ruͤkkehr auf das Land fand er alle Gegenstaͤnde aufs beste conservirt, ja sogar in troknerm Zustande als im Sommer. Der abgeflossene salzsaure Kalk wurde, mit dem fest gebliebenen vereinigt, wieder eingedikt und fuͤr den naͤchsten Winter aufbewahrt. Die Luft enthalt gewoͤhnlich im Kubikmeter 4 Gramme Wasserdunst. Wohl ausgetrokneter salzsaurer Kalk kann bis zu seinem doppelten Gewichte Wasserdunst anziehen. Das Bleibeken des Hrn. d'Arcet war vierekig, von 54 (Centimeter Seitenlaͤnge, also ungefaͤhr 30 Quadratdecimeter Flaͤchenraum; er legte in dasselbe 45 Kilogr. des Salzes in poroͤsen, ungeschmolzenen Stuͤken, was eine ungefaͤhr 1 Decimeter dike Schicht gab und also genug waͤre, um 7500 Kub. Meter Luft vollkommen zu troknen, oder wenigstens ein kleineres Zimmer, weil sich doch troz der besten Verschließung immer etwas frische Luft hineinzieht. (Moniteur industriel 1843. No. 707.) Ueber die Fabrication der Streichzündwaaren. Obgleich nun die Streichzuͤnder stets mehr und mehr verwendet werden, so gibt es doch eine große Meinung unter den Consumenten fuͤr die sogenannten Stipphoͤlzer, deren Masse, in ein Gefaͤß getaucht, welches Asbest enthaͤlt, der mit concentrirter Schwefelsaͤure befeuchtet worden, sich sogleich entzuͤndet. Bekanntlich waren mehrere Regierungen der Meinung, die Reibzuͤndholzer, deren Masse Phospor enthaͤlt, seyen bei weitem gefaͤhrlicher, indessen kommt dieß sehr auf Umstaͤnde an. Die Masse der durch Schwefelsaͤure entzuͤndbaren Hoͤlzer etc. enthaͤlt chlorsaures Kali. Dieses Salz explodirt aber ungemein stark in der Mischung, in der es zu den Zuͤndern verbraucht wird. Will nun der Zufall, daß sich eine Kiste, in welcher dergleichen verpakt worden, Feuer faͤngt, so ist Explosion und Brennstoff zu gleicher Zeit in die furchtbarste Wirkung gesezt. Hievon haben wir in Berlin seit kurzer Zeit zwei traurige Beispiele erlebt. Ein Fabrikant, welcher seit vielen Jahren dieß Geschaͤfte treibt, wurde so verlezt, daß man an seinem Aufkommen zweifeln mußte; neulich explodirte durch Zufall wieder ein kleines Quantum chlorsaure Kalizuͤndmasse und verlezte ebenso einen andern Fabricanten. Die Phosphorzuͤndmasse dagegen explodirt, wie man sie gegenwaͤrtig zusammensezt, fast gar nicht, sondern brennt ruhig, wenn auch ziemlich rasch ab. Sollen wir nun beide Massen wegen ihrer Gefaͤhrlichkeit einander vergleichend gegenuͤberstellen, so sind freilich die Bedingungen, unter denen sich eine Phosphormasse entzuͤndet, die Reibung naͤmlich, leichter und gewoͤhnlicher vorhanden, als bei der andern, chlorsauren Kalimasse. Warum sie aber der andern geradezu vorziehen? — Wenn Kisten mit Phosphorzuͤndwaaren fest und gut verpakt werden, so hat die Erfahrung gezeigt, daß mehrmals im Innern der Kuͤste Verbrennungen stattfinden koͤnnen, ohne daß ein weiterer Schaden zu befuͤrchten waͤre. Dieß sind Thatsachen, welche ich haͤusig genug beobachtet und erlebt habe. Die Zuͤndwaarenfabrication erfreut sich aber auch in der neuern Zeit mannichfacher mechanischer Huͤlfe. Man fertigte Maschinen zum Schneiden runder und ekiger Hoͤlzchen, wie der sogenannten Spizen zu den Cigarrenzuͤndern. In diesem Augenblik hat man aber auch angefangen, zum Eintauchen der Hoͤlzer, um dieselben entweder mit Schwefel- oder Phosphormasse zu versehen, sich der Maschine zu bedienen. Hierdurch wird es moͤglich, die Hoͤlzchen etc. mit einer ganz gleichmaͤßigen Quantitaͤt Masse zu versorgen und so ein sehr zierliches Aeußere, was denn doch immer als Kaufmannsgut eine Hauptsache mit ist, zu erzielen. Die Maschinen sollen in einem Theile ihrer Zusammensezung wie sogenannte Spiknadeln gebildet seyn. Hier aufgestekt klopft der Arbeiter auf eine ganz ebene Unterlage und die Hoͤlzchen werden dadurch vollkommen gleichweit hervorragen. Die Masse befindet sich auf einem ebenen Gefoͤße in stets gleicher Quantitaͤt. Der Arbeiter, wenn er die Spizen der Hoͤlzer bis auf den Boden eintaucht, gibt ihnen dadurch immer die gleiche Quantitaͤt Masse, die nach Erfordern in dem Eintauchgefaͤß durch frische ersezt wird. Manche Fabricanten haben seit einiger Zeit die Zusammensezung ihrer Masse geaͤndert. Sie lassen z. B. den Salpeter (salpetersaures Kali) fort und waͤhlen dafuͤr salpetersaures Blei, welches den Verbrennungsproceß mehr beschleunigt und bei guter Wahl des Holzes es moͤglich macht, den Schwefel fortzulassen. Bekanntlich ist es der Schwefel, der mit der Phosphormasse in Beruͤhrung, einen fuͤr manche Personen sehr unangenehmen Geruch verursacht; dieser wird vermieden. Ingleichen ist auch die Verbrennung oder Entzuͤndung der Masse bei weitem weniger geruchentwikelnd. Um die Entzuͤndbarkeit des Holzes zu vermehren, hat man darnach getrachtet, ein Medium zu finden, das ebenfalls geruchlos, die Stelle des Schwefels ersezt. Mit Erfolg hat man sich des Stearin bedient, welches man stark erhizt, und in das man die Hoͤlzchen so tief eintaucht und davon etwas aufsaugen laͤßt, als man sie gewoͤhnlich mit Schwefel versah. C. G. (Auszug aus dem Berliner Gewerbe-, Industr.- und Hdlsbl. 1843, Nr. 14.)