Titel: Verfahren das Cocosnußöhl auszupressen, worauf sich William Tindall, Kaufmann und Schiffsbesizer in der City von London, am 19. Januar 1842 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XXXVI., S. 152
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XXXVI. Verfahren das Cocosnußoͤhl auszupressen, worauf sich William Tindall, Kaufmann und Schiffsbesizer in der City von London, am 19. Januar 1842 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Sept. 1843, S. 165. Tindall's Verfahren das Cocosnußöhl auszupressen. Meine Erfindung besteht darin, daß ich im Lande selbst Cocosnußöhl von verschiedenen Graden der Consistenz aus einem Copperah benannten Körper presse, welchen ich von Ceylon, der malabarischen Küste und andern Pläzen einführe, und aus den ausgepreßten Rükständen einen zarten und frischen Cocosnußöhl-Kuchen erhalte. Diese Copperah besteht aus nichts als den Kernen des Cocosnußbaums (der Palmenart: Cocus nucifera), welche in Stüke zerschnitten und an der Sonne getroknet werden. Um sie frisch und wohlerhalten hieher (nach London) zu bringen, fülle ich mit denselben große eiserne Kisten an, die ich so machen ließ, daß sie gerade in den Kielraum meiner für den Ceylon'schen und indischen Handel bestimmten Schiffe passen. In diese Kisten werden diese Cocosnußkörner, sobald es nach ihrem Einkaufe möglich ist, gestaut und wenn sie voll sind, werden sie mit Cocosnußöhl übergössen, welches durch seinen, vermöge der gewöhnlich hohen Temperatur dieser Gegenden, flüssigen Zustand in alle Räume zwischen den Stüken fließt und sie ausfüllt. Die runden Oeffnungen der Kisten werden nun mit eisernen Dekeln verschlossen, welche man auf in Talg getauchte lederne Scheiben niederschraubt, wodurch die Kisten luftdicht gemacht werden und ihr Inhalt vor der Luft geschüzt bleibt. Nach der Ankunft dahier ist die Copperah und das Cocosnußöhl bei gewöhnlicher Temperatur im Frühjahr, Herbst und Winter durch das Stoken des leztern zu einer festen Masse verbunden und sie müssen mittelst eiserner Werkzeuge herausgeschlagen werden. Im Sommer aber ist das Cocosnußöhl oft flüssig und kann durch Ausschöpfen leicht von den Kernen getrennt werden. Ist die Masse gestokt, so wird sie in einem metallenen Gefäße gelinde erwärmt, wo dann die Kerne von dem geschmolzenen Oehl leicht abgeschöpft werden können. Die Copperah wird nun in einer Maschine der Einwirkung einiger scharfen und wohlgeschliffenen rotirenden stählernen Messer unterworfen und dadurch in kleine Stükchen zerschnitten; von da kömmt sie in eine Mahlvorrichtung mit großen, schweren, aufrechtstehenden Steinen oder Läufern von rauhem (Derbyshire) Sandstein construirt, welche sich wie gewöhnlich um ihre eigene Achse sowohl als um den gemeinschaftlichen Mittelpunkt drehen und so eine doppelte Bewegung haben. Ich bringe immer 168 Pfd. der feingeschnittenen Copperah auf einmal in die Mahlvorrichtung und lasse sie ¼ Stunde darin, um sie fein gerieben zu erhalten; das Abgehende muß immer nachgefüllt werden. In diesem fein geriebenen Zustand wird sie mittelst einer Kelle schichtenweise auf flache, 2 Fuß im Quadrat messende Matten gebracht, so daß sie gerade auf die Unterlage der hydraulischen Presse passen. Diese Matten sind von einem Cocosnußbastgespinnst verfertigt. Die Schicht wird einen Zoll dik gelegt und wiegt bei obiger Größe ungefähr 7 Pfd. Um gleiche Schichten zu erhalten, bediene ich mich eines hölzernen Rahmens, in welchem an die Matte gelegt, das Copperahmehl ausgebreitet wird; man bringt mehrere solche Schichten übereinander unter die Presse und zwischen jede eine glatte, flache, ¼ Zoll dike Eisenplatte von der Größe der Preßplatte; manchmal schichte ich 60 solche Päke übereinander. Zuerst wird langsam und bei der gewöhnlichen Temperatur gepreßt. Am Fuße der Presse stehen Kannen, welche das ausgepreßte Oehl aufnehmen. Wenn kein Oehl mehr ausfließt, wird die Temperatur des Locals erhöht und das dabei ausgepreßte Oehl besonders aufgefangen; die Temperatur wird immer gesteigert, bis endlich bei 120° F. (39° R.) der lezte Oehlgehalt gewonnen wird. Man nimmt nun die trokenen Preßkuchen aus den Bastmatten. Das bei verschiedenen Temperaturen ausgepreßte Oehl ist verschiedener Consistenz; bei je niedrigerer Temperatur nämlich dasselbe gepreßt wurde, desto flüssiger oder weniger consistent ist es. Das zuerst gepreßte ist und bleibt daher flüssig, sogar wenn es im Winter bei 40° F. (4° R.) gepreßt wurde, während das heiß gepreßte sehr fest wird. Das so gewonnene Cocosnußöhl kann mittelst Filtrirens durch baumwollene oder wollene Beutel gereinigt werden, was aber nicht immer nöthig ist, indem es in einem erwärmten Zimmer in kurzer Zeit alle Unreinigkeit fein absezt. Die Preßkuchen geben für mehrere Thiere und das Geflügel ein sehr gutes Futter ab. Der Patentträger preßte 420 Pfd. Copperah auf einmal in 60 Päken zu je 7 Pfd. und erhielt dabei folgende Quantitäten Oehls. Bei 58 59° F. (12° R.) 85¾ Pfd. 65° F. (15° R.) 13⅜ 75° F. (19° R.) 21 ¼ 85° F. (24° R.) 26 ¾ 105° F. (32¼° R.) 91 ¼ –––––––––––––––– Summe 238⅜ Pfd. Die zurükgebliebenen Preßkuchen betrugen 155 Pfd., welche mit obigen 238¾ Pfd. zusammen 393¾ Pfd. ausmachen, wonach also bei den 420 Pfd. Copperah sich nur ein Verlust von 26¼ Pfd. ergibt, welcher in Cocosnußöhl bestand, das nicht in den Kannen aufgefangen werden konnte, sondern die hydraulische Presse hinab in ein besonderes Reservoir floß. Keine der obigen Portionen des gepreßten Oehls wurde filtrirt oder sonst gereinigt; bloß die ersten zwei Portionen erhielten sich immer ganz flüssig und hell, die dritte war nur theilweise flüssig und nicht durchsichtig, die vierte von ganz fester Consistenz und schmuzig weißer Farbe; die fünfte aber sehr fest und schön weiß von Farbe. Der äußere Rand jedes Kuchens empfindet nicht ganz die Wirkung der Presse, was man aus der dunklern Farbe desselben im Gegenhalt zu den innern Theilen ersehen kann. Man schneidet diesen Rand ab, reibt ihn neuerdings auf den Mühlsteinen und preßt wiederholt, um alles Oehl zu gewinnen. Ueberhaupt kann es manchmal, namentlich wenn die Pressung bei sehr kaltem Wetter vorgenommen wurde, sehr vortheilhaft seyn, die Kuchen nach der ersten Pressung herauszunehmen und sie vor dem weitern Pressen frisch zu mahlen. Das bei niederer Temperatur ausgepreßte Cocosnußöhl eignet sich zum Brennen, zum Gebrauch in Wollenmanufacturen etc. Behufs seiner Verbrennung in Lampen kann man es einem der bekannten Raffinirverfahren unterwerfen. Die zulezt ausgepreßten Portionen können in Verbindung mit Talg, Talgstearin, Talgstearinsäure, Spermacet oder Wachs zu Kerzen verarbeitet werden u. s. f.