Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LV., S. 234
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LV. Miszellen. Miszellen. Neue Preisaufgaben, worüber die Société industrielle in Mülhausen in ihrer Generalversammlung im Monat Mai 1844 und 1845 Beschluß fassen wird. I. Chemische Kuͤnste. Goldene Medaille fuͤr eine Abhandlung, worin 1) die Preisunterschiede in England und Frankreich (namentlich Muͤlhausen) von allen Faͤrbematerialien, chemischen Producten und Droguen, welche man in den Kattundrukereien anwendet; 2) die Ursachen dieser Preisunterschiede und 3) die wohlfeilsten Bezugswege aller dieser Waaren fuͤr Muͤlhausen angegeben werden. II. Mechanische Kuͤnste. 1) Goldene Medaille im Werth von 1000 Fr. Fuͤr denjenigen, welcher in Frankreich zuerst eine rotirende Dampfmaschine construirt, welche in jeder Hinsicht dieselben Vortheile wie die besten bekannten Dampfmaschinen darbietet. Sie muß wenigstens sechs Pferdekraͤfte haben. 2) Silberne Medaille fuͤr den Fabrikant, welcher wenigstens 1000 Stuͤk Schiffchen fuͤr mechanische Webestuͤhle geliefert hat, welche nicht nur dauerhafter, sondern auch wohlfeiler als die bisher benuzten sind. 3) Silberne Medaille fuͤr die Erfindung oder Einfuͤhrung einer Schlichtmaschine, welche im Vergleich mit den jezt gebraͤuchlichen wesentliche Vortheile darbietet. Hinsichtlich der aͤlteren Preisaufgaben, welche noch zum Concurse zugelassen werden, verweisen wir auf Bd. LXXXII S. 434 des polytechnischen Journals. Neue Anwendung des Segner'schen Wasserrades oder der Barker'schen Mühle. Escher und Wyß in Zuͤrich haben diese Raͤder welche man gewoͤhnlich mit dem Namen Reactionsraͤder bezeichnet (man vergl. uͤber dieselben polytechnisches Journal Bd. LXXXVIII S. 106), so verbessert, daß sie als Erbauer 70 Proc. Nuzeffect garantiren. In Tetschen (Boͤhmen) in Hrn. Jordans und Barbers Papiermuͤhle geht ein solches Rad bei einem Gefàlle von 22 Fuß. Das Wasser tritt von unten in eine Roͤhre, die oben verschlossen ist, und stroͤmt aus zwei gekruͤmmten Roͤhren, welche winkelrecht gegen die Verticalebene der Zuflußroͤhre stehen, zu zwei entgegengesezten Seiten aus. Die Sulzberger'sche Werkstatt in Kainsdorf bei Zwickau baut diese Raͤder nach jedem Gefaͤlle; sie sind natuͤrlich sehr billig und nehmen wenig Plaz ein. (Gewerbebl. Fuͤr Sachsen 1843. Nr. 82.) Edwards' neue Riemen oder Bänder zur Uebertragung der Bewegung. Die breiten Riemen oder Baͤnder zur Uebertragung der Bewegung von einer Scheibe auf eine andere pflegt man gewoͤhnlich von Leder, Hanf, Wolle u. s. w. zu machen und bemerkt bei denselben sehr starke Abnuzung. Bei Uebertragung der Bewegung von Rollen auf Wirtel u. s. w. benuzt man Darmsaiten, welche sich durch Dauer auszeichnen; dagegen hat man Daͤrme zu Herstellung breiter Baͤnder bisher noch nicht angewendet. Dieß wird aber von Edwards vorgeschlagen, welcher Darmsaiten durch eine Verbindung, wie sie bei jedem Siebe oder Gewebe erfolgt, mit einander zu einem breiten endlosen Bande vereinigen will, an welchem die hervorstehenden Enden abgeschnitten werden sollen. (Le Technologiste, 1843, Vol. IV, p. 336.) Gußeiserne Häuser in China. Aus Briefen des Missionaͤrs Gutzlaff geht hervor, daß man in dem chinesischen Reich schon seit Jahrhunderten Gebaͤude aus Gußeisen aufgefuͤhrt hat. Hr. Gutzlaff fand auf einem Huͤgel bei der Stadt Tsing Kiang fou in der Provinz Kiang Nan eine Pagode (Goͤzentempel), welche ganz aus Gußeisen bestand. Auf derselben sind zahlreiche Inschriften angebracht, woraus hervorgeht daß sie unter der Dynastie Tang gebaut wurde, die vom fuͤnften bis zehnten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung auf dem Thron war. Die Form dieses Monuments ist eine achtkantige Pyramide von 40 Fuß Hoͤhe und 8 Fuß Durchmesser an der Basis; es besteht aus acht Stokwerken und Hr. Gutzlaff schildert es als hoͤchst elegant. (Mechanics' Magazine, 1843, Nr. 1043.) Wagenschmiere für Eisenbahnwagen. Die gelbe Wagenschmiere, welche sich auf Eisenbahnen so vortheilhaft bewaͤhrt und bei außerordentlicher Billigkeit (30 Centimes à Kilogramm) sehr sparsam angewendet werden kann, besteht aus 30 Pfd. Palmoͤhl, 12 Pfd. Seife, 130 Pfd. Regenwasser und 9 Pfd. aͤzender Sodalauge von 20°. Bei starker Hize genuͤgen 90 Pfd. Regenwasser und die Sodaloͤsung muß 5° mehr haben. Die Bereitung ist folgende: in einem langsam erwaͤrmten Kessel mischt man Seife und Palmoͤhl bis zum Aufwallen, gießt die Soda in kleinen Partien dazu und mischt wohl untereinander, bis die Mischung dik wird; dann sezt man 8–10 Pfd. Wasser unter fortwaͤhrendem Ruͤhren zu. Hat der Kessel etwa eine Stunde uͤber dem Feuer gestanden, so gießt man seinen Inhalt aus und ruͤhrt bis zum Erkalten fortwaͤhrend um. Durch die oben angegebenen Quantitäten erhaͤlt man 140–150 Pfd. Schmiere. (Le Technologiste, 1843, Vol. IV, p. 240.) Kranner's Bohrung steinerner Röhren zu Wasserleitungen etc. Der Architekt Kranner in Prag, ein ausgezeichneter Techniker, hat eine Methode Marmor zu bohren, erfunden, wodurch Wasserleitungen aus diesem Material billiger herzustellen sind, als selbst mittelst gußeiserner Roͤhren, waͤhrend jene marmorne Roͤhren, deren Inneres durch dieß Bohrverfahren so glatt wird, als waͤren sie geschliffen, den Vortheil besizen, daß sie nirgends Unreinigkeit ansezen, noch von den chemischen Bestandtheilen des Wassers angegriffen werden koͤnnen. Der Erfinder ist bereits fuͤr Oesterreich und Bayern patentirt, und es heißt, er werde, nachdem bereits in Prag mit dieser Roͤhrenlegung der Anfang gemacht worden ist, auch in Oesterreich Etablissements errichten, um Wien etc. mit dem noͤthigen Beduͤrfniß in dieser Hinsicht zu versehen. Zu erwaͤhnen ist noch, daß nicht nur bei Marmor, sondern auch bei andern nicht poroͤsen Steinen, die im Bruche weich sind und an der Luft hart werden, dieß Verfahren angewandt werden kann. Mit großem Nuzen kann diese Roͤhrenbohrung auch fuͤr steinerne Abtrittschlaͤuche angewandt werden. (Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1843 Nr. 79. Es scheint daß mit Kranners Bohrvorrichtung die Arbeit billiger geliefert werden kann, als mit Hunter's Steinbohrmaschine, welche im polytechnischen Journal Bd. LXXXVI S. 409 beschrieben wurde. Die Redaction.) Anwendung der Leidner Flaschen oder der elektrischen Batterie zum Felsensprengen. Man hat in der lezten Zeit Versuche angestellt um das Schießpulver behufs der Felsensprengung mittelst der gewoͤhnlichen Elektricitaͤt zur Explosion zu bringen. Der angewandte Apparat war zwar bloß ein Modell oder eine kleine Maschine, um das Princip der Erfindung zu zeigen; man konnte aber damit doch mehrere Bohrloͤcher gleichzeitig und auf Entfernungen von 100–200 Fuß explodiren lassen. Bekanntlich versagt die Elektrisirmaschine ihre Wirkung bei feuchter Witterung; diese Schwierigkeit hat nun aber der schottische Ingenieur R. W. Thomson dadurch beseitigt, daß er die elektrische Batterie und den Cylinder der Elektrisirmaschine mit einer kuͤnstlich ausgetrokneten Atmosphaͤre umgibt; mit anderen Worten, er schließt den Apparat in einen luftdichten Kasten ein, worin sich ein kleines Gefaͤß mit getroknetem salzsaurem Kalk befindet, welcher alle Feuchtigkeit aus der Luft im Kasten anzieht und sie schnell vollkommen troken macht. Nachdem die Draͤhte vorlaͤufig angeordnet worden sind, entladet man die Elektricitaͤt durch die Sprengpatronen, wovon eine in jedem Bohrloch angebracht ist. Bei diesem Verfahren geht nicht wie bei der galvanischen Sprengmethode bloß ein Theil, sondern alle Elektricitaͤt durch jede Patrone, indem die Leitungsdraͤhte durchschnitten und ihre Enden ein wenig von einander entfernt sind. Es entsteht folglich ein Funken und explodirt das Pulver der Patronen. Auf diese bequeme und einfache Weise laͤßt sich die Elektrisirmaschine fuͤr die gewoͤhnlichen Arbeiten in den Steinbruͤchen sehr vortheilhaft anwenden. (Dover Chronicle.) Ueber die Anwendung des Natriumamalgams zu galvanischem Behuf. Natriumamalgam durch Eintauchen von Natrium in Queksilber und gleichzeitiges Einsenken eines diken Messingdrahtes, an welchem sich das Praͤparat anhaͤngte, bereitet, wurde in den Thoncylinder eines Daniel'schen Elementes, dessen Kupfercylinder 90 Centimeter Hoͤhe und Durchmesser hatte, gestellt. Die Leitungsdraͤhte von Messing haben 7/10 Millimeter Durchmesser und 40 Millimeter wirksamer Laͤnge. Sie tauchten in etwas angesaͤuertes Wasser in einer Entfernung von 1 Centimeter von einander. Als positive Fluͤssigkeit wurde zuerst Wasser, welchem nur wenige Tropfen Schwefelsaͤure zugesezt worden, darauf concentrirte Kochsalzloͤsung und zum Schluß staͤrker gesaͤuertes Wasser angewandt. Das leztere ergab zwar den groͤßten Effect mit dem Amalgam, aber die Einwirkung desselben auf dieses war so stürmisch, daß die ganze Wirkung nur von kurzer Dauer und sehr unregelmaͤßig ausfiel. Selbst das hoͤchst schwache gesaͤuerte Wasser wirkte noch kraͤftig auf das Amalgam, die Salzloͤsung dagegen so maͤßig und ausnehmend ruhig, daß sie fuͤr dergleichen Versuche besonders geeignet gehalten werden muß. Bei jedem Wechsel der positiven Metalle wurde die Fluͤssigkeit erneuert. Ich lasse nun die Beobachtungsresultate folgen: Positive Fluͤssigkeiten Gasmengen in Raumtheilen beim 1) hoͤchst schwach gesaͤuertes Wasser Amalgam Zink nach 10 Minuten 92 7 15 152 20 222 23 256 45 34 95 82 208 237 2) concentrite Kochsalzloͤsung Amalgam Zink nach 5 Minuten 115 38 10 190 82 15 1/5 256 3) Staͤrker gesaͤuertes Wasser nach 1 Minute 30 10 51½ Diese Thatsachen beduͤrfen keines Commentars. Das Uebergewicht des Amalgams uͤber den Zink erscheint als so bedeutend, daß darin Aufforderung genug fuͤr eine weitere Verfolgung dieses Gegenstandes liegt. In der That kann es keine besondere Schwierigkeit haben, das Natriumamalgam in solchen Mengen und Formen darzustellen, daß mit demselben eine Saͤule von einer angemessenen Zahl von Elementen gebaut werden kann. Es ist wohl nicht zweifelhaft, daß mit einer verhaͤltnißmaͤßig kleinen Zahl solcher Elemente ungewoͤhnliche Wirkungen hervorzubringen seyn werden. F. C. Henrici. (Poggendorfs Annalen.) Neue Methode galvanoplastische Medaillen zu bronziren. Um Medaillen, welche auf galvanoplastischem Wege dargestellt wurden, zu bronziren, wende ich immer folgendes Verfahren an, welches sich mir als sehr zwekmaͤßig bewaͤhrt hat. Das Kupferoxydul widersteht der Einwirkung feuchter Luft bei weitem besser als metallisches Kupfer und ein duͤnner Ueberzug damit schuͤzt also die Medaillen vollkommen. Um diesen Ueberzug auf der kupfernen Medaille hervorzubringen, uͤberzieht man sie mittelst einer Buͤrste mit rothem Eisenoxyd, welches man mit Wasser zu einem Teig angemacht hat. Wenn dasselbe ausgetroknet ist, erhizt man den Gegenstand zum Rothgluͤhen, wobei sich das Kupfer auf Kosten des Eisenoxyds in Oxydul verwandelt. Das der Medaille anhaͤngende Eisenoxydul wird hierauf durch eine kochende gesaͤttigte Aufloͤsung von essigsaurem Kupfer beseitigt, womit die Operation beendigt ist. Z. I. Rockline. (Mechanics' Magazine, Sept. 1843, Nr. 1051.) Phillipps Reinigung des Steinkohlengases. Henry Philipps ließ sich (am 26. Jan. 1843) ein Patent ertheilen auf Reinigung des Steinkohlengases durch Aezammoniak. Er bedient sich hiezu der in den Condensationsgefaͤßen abgesezten Ammoniakfluͤssigkeit und der in den mit Wasser gefuͤllten Waschgefaͤßen zuruͤkbleibenden Flüssigkeit. Diese beiden Fluͤssigkeiten werden entweder jede fuͤr sich oder gemischt in die sogenannten Kalkwaschgefaͤße gebracht und so viel frisch geloͤschter Kalk zugesezt, daß eine Kalkmilch entsteht. Durch diese Mischung laͤßt man das Leuchtgas unter Umruͤhren so lange streichen, bis sie ihre reinigende Kraft verloren hat, wo sie dann durch neue ersezt wird. (Repert. of Patent-Inventions Sept. 1843. S. 164.) English's Verfahren zur Reinigung des Terpenthinöhls, Theeröhls und Steinöhls. Folgendes Verfahren ließ sich hiezu William Oxley English am 8. Dec. 1842 patentiren. Er leitet in ein verschlossenes Gefaͤß eine mit einem Dampfkessel verbundene Roͤhre, so daß der Wasserdampf unter der zu behandelnden Fluͤssigkeit eintritt und durch dieselbe aufsteigend, Daͤmpfe von ihr mit sich fortreißt. Am oberen Theil dieses Gefaͤßes ist eine Roͤhre angebracht, welche mit dem unteren Theil eines zweiten Gefaͤßes communicirt; vom oberen Theil dieses zweiten Gefaͤßes communicirt eine Roͤhre mit dem unteren Theil eines dritten und so sind vier Gefaͤße mit einander verbunden. Das zu reinigende Oehl bringt man entweder allein oder mit Wasser vermischt in das erste Gefaͤß und in ein paar andere Gefaͤße mit Kalilauge, Kalkmilch, Seifensiederlauge, oder Schwefelsaͤure etc. vermischtes Wasser, in das lezte Gefaͤß aber reines Wasser. Die Roͤhre, welche in die Fluͤssigkeit in jedem Gefaͤß hinabreicht, endigt sich in eine durchloͤcherte Kugel. Besser ist es jede einzelne der in die Fluͤssigkeiten hinabreichenden Roͤhren mit dem Dampfkessel zu verbinden. Das Oehl muß in Dampfgestalt durch die Roͤhren in den verschiedenen Gefaͤßen und die in ihnen enthaltenen Fluͤssigkeiten getrieben, leztere muͤssen also auf einer Temperatur erhalten werden, wobei sich der Dampf nicht verdichtet. Aus dem lezten Gefaͤße wird der Dampf in einen Condensator geleitet. Das Oehl wird so theils durch die chemische Wirkung der Saͤure oder des Alkalis, durch welche man es in Dampfgestalt treibt, theils durch die mechanische Wirkung des Wassers gereinigt. Nach seiner Verdichtung reinigt man es noch vollends, indem man es durch Kalk oder eine andere alkalische oder saure Substanz filtrirt. (Repertory of Patent-Inventions, August 1843. S. 112.) Neue Reinigung des Steinöhls. Loͤst man nach Wegen, 4 Loth saures chromsaures Kali in 8 Loth Regenwasser, gießt die Loͤsung in eine geraͤumige Flasche, in der sich 1–2 Pfd. rohes Steinoͤhl befinden, schuͤttelt die Masse einigemal gut untereinander und stellt sie unter taͤglichem Umruͤhren 4 Wochen lang an einen hellen Ort, so ist nach Verlauf dieser Zeit das Oehl statt roͤthlich, weiß und der harzige Schleim hat sich in die chromsaure Kaliloͤsung gesenkt. Nimmt man nun das gereinigte Oehl vermittelst eines Hebers von der unten stehenden chromsauren Kaliloͤsung hinweg, so hat man ein Oehl das beinahe geruchlos, vollkommen weiß und von sonstigen Unreinigkeiten befreit ist. (Frankfurter Gewerbfr. 1843. Nr. 17.) Anwendung des chlorsauren Kalis als Oxydationsmittel. Vermischt man eine heiße Aufloͤsung von chlorsaurem Kali mit einer ebenfalls heißen Aufloͤsung von schwefelsaurem Eisenoxydul, so werden die beiden Fluͤssigkeiten sogleich truͤb, indem ein betraͤchtlicher rother Niederschlag darin suspendirt bleibt. Die filtrirte Fluͤssigkeit hat ebenfalls eine rothe Farbe. Bei dieser Reaction gibt das chlorsaure Kali allen seinen Sauerstoff an das Eisenoxydul ab, welches sich zum Theil in neutrales und zum Theil in basisches schwefelsaures Eisenoxyd verwandelt. Dieselbe Reaction erfolgt in der Kaͤlte, nur langsamer. Bei der Siedhize wird sie complicirt, indem das neutrale schwefelsaure Eisenoxyd auf das chlorsaure Kali wirkt; das neutrale schwefelsaure Salz wird naͤmlich in basisches verwandelt und die zwei Aequivalente Saͤure wirken auf das chlorsaure Kali. Das basische schwefelsaure Eisenoxyd, welches sich aus einer heißen Aufloͤsung absezt, ist gelb, wasserfrei und loͤst sich schwer in Saͤuren auf, waͤhrend das basische Oxydsalz welches sich aus einer kalten Aufloͤsung absezt, roth, hydratisch und in verduͤnnten Saͤuren leicht aufloͤslich ist. Alle neutralen Eisenoxydulsalze verhalten sich auf aͤhnliche Weise und uͤberhaupt alle neutralen Substanzen, welche sich in Beruͤhrung mit der Luft oxydiren koͤnnen; das chlorsaure Kali gibt seinen Sauerstoff gaͤnzlich an sie ab. Metallisches Eisen und Zink oxydiren sich in einer Aufloͤsung von chlorsaurem Kali und die Fluͤssigkeit enthaͤlt bald nur noch Chlorkalium; die etwas energische Wirkung wird durch die das Metall uͤberziehende Oxydschicht bald geschwaͤcht. Blei oxydirt sich unter diesen Umstaͤnden nicht, wenn aber das Wasser, worin das chlorsaure Kali aufgeloͤst ist, auch Kohlensaͤure enthaͤlt, so bildet sich ohne den Zutritt der Luft allmaͤhlich Bleiweiß. Das chlorsaure Kali wirkt also auf die neutralen Substanzen wie in Wasser aufgeloͤste Luft, nur viel kraͤftiger. Barreswill im Journal de Pharmacie, August 1843. (Prof. Fuchs in Muͤnchen hat schon vor laͤngerer Zeit das chlorsaure Kali anstatt Salpetersaͤure angewandt, um bei analytischen Untersuchungen das Eisenoxydul auf Maximum der Oxydation zu bringen.) Kohlensaures Wasser mit Kalkbicarbonat. William Maugham ließ sich am 31. Jan. 1843 in England ein kuͤnstliches Mineralwasser patentiren, zu dessen Bereitung er Kohlensaͤure durch eine Aezkalkloͤsung streichen laͤßt, welche sich dabei unter starkem Druk befindet. Das Wasser wird mit viel mehr Kohlensaͤure impraͤgnirt, als nothwendig lst um das Kalk-Bicarbonat zu bilden, damit es, gleich dem Sodawasser einen stark prikelnden Geschmak erhaͤlt. Des reinen Geschmaks wegen bedient er sich als Kalk der Abfaͤlle cararischen Marmors bei Bildhauern, welchen er in Schmelztiegeln mit wenigen Loͤchern brennt. Ein Pfund dieses gebrannten Kalks loͤst er in 20 Pfd. Wasser bei gewoͤhnlicher Temperatur auf und das rein abgegossene und filtrirte Kalkwasser wird wohl verschlossen unter gehoͤrigem Druk mit Kohlensaͤure impraͤgnirt, wozu man sich der zum Sodawasser gebraͤuchlichen Maschine bedient, bei welcher der anzuwendende Druk im Belieben des Arbeiters steht. Das fertige uͤberkohlensaure Kalkwasser wird auf starke Flaschen abgezogen und wohl verpfropft. (Repertory of Patent-Inventions Sept. 1843. S. 161.) Verfahren der Nordamerikaner, als Maschinenschmiere anwendbares Olein oder Speköhl zu gewinnen. Viele Oekonomen an den Ufern des Missisippi betreiben jezt die Gewinnung von Spekoͤhl im Großen, weil dasselbe als Maschinenschmiere dem jezt so haͤufig angewandten Wallrathoͤhl bei weitem vorzuziehen ist. Ihr Verfahren ist folgendes: sie treiben etwa tausend kleine Ferkeln in die Waͤlder, damit sie sich daselbst von Eicheln, Buchekern etc. neun Monate lang naͤhren, wo sie dann zu großen Schweinen herangewachsen sind; dann werden sie auf dem Gut noch einen Monat lang mit tuͤrkischem Weizen gemaͤstet, worauf man sie toͤdtet und die ganze Masse, Fettes und Mageres zusammen mit Wasser ausschmilzt; der Ruͤkstand nach dem Auspressen des Speks ist verhaͤltnißmaͤßig unbedeutend. Der Spek wird dann in gewissem Verhaͤltniß mit Weingeist versezt und erhizt, wodurch sich die Masse in Stearin und Olein trennt; ersteres, welches die Consistenz des Wallraths hat, wird zur Kerzenfabrication verwendet, lezteres ist das Spekoͤhl, welches sich sehr vortheilhaft verkaufen laͤßt. Hawkins. (Literary Gazette 2. Sept. 1843.) Neues Verfahren zur Weinbereitung. Hr. Bonnejoy zu Toul hat durch zahlreiche Versuche ein so vortreffliches Verfahren der Weinbereitung ausgemittelt, daß der Werth des Weines dadurch um ein Viertheil oder Drittheil erhoͤht wird (!) Die Verlaͤssigkeit dieses Verfahrens hat sich ihm mehrere Jahre hindurch bewaͤhrt, und welchen Grad der Reife die Trauben auch haben moͤgen, so hat das Verfahren immer einen guͤnstigen Erfolg. Dieses Verfahren benimmt dem Weine zu seinem Vortheil allen Farbstoff, erhaͤlt ihm aber seinen ganzen Alkoholgehalt und benimmt ihm den herben jungen Geschmak. Hr. Bonnejoy verfaͤhrt wie folgt: Sobald die Traube von der Rebe koͤmmt, wird sie zerquetscht, abgebeert und die Ueberreste oder gruͤnen Kaͤmme werden mittelst eines uͤber einer großen Kufe liegenden Huͤrdenwerks entfernt. Der durch diese Operation gewonnene, mit Kernen vermengte Wein wird in einen Kessel gebracht und so weit erhizt, daß man die Hand kaum mehr darin lassen kann; es muß dieß unter bestaͤndigem Umruͤhren geschehen, damit der Most sich nicht an die Waͤnde anlegen und dadurch einen Geschmak annehmen kann. Der Wein wird, nachdem er so weder einem Sieden, noch auch nur einem Aufwallen, sondern bloß dem erwaͤhnten Waͤrmegrad ausgesezt worden ist, behufs der Entfernung der Kerne durch ein Weidengeflechte in Faͤsser geschuͤttet, in welche man durch das Spundloch die Traubenkaͤmme bringt, die man vor der Erwaͤrmung entfernt hatte, man laͤßt ihn in diesen Faͤssern ungefaͤhr 2 Jahre ehe man ihn auf Bouteillen zieht, wobei zu beobachten ist, daß die Kaͤmme, indem sie in den Faͤssern Wein in sich ziehen, einen leeren Raum darin hervorbringen, weßhalb dieselben aufgefuͤllt werden muͤssen. Die gruͤnen Kaͤmme, welche, wie man glauben sollte, dem Wein Schaͤrfe (einen herben Geschmak) geben muͤßten, verbessern ihn und tragen zu seiner Erhaltung bei. Die erste Operation muß vor irgend einer Gaͤhrung der Traube vorgenommen werden. (Moniteur industriel 1843. No. 757.) Anfertigung sogenannter Gesundheitssohlen; von Dr. Winterfeld. Zur Erwaͤrmung des Fußes sieht man so viele Mittel in Anwendung bringen, die zum Theil auch eine recht gute Wirkung ausuͤben moͤgen, hiezu gehoͤren namentlich die Einlegesohlen die man aus den mannichfaltigsten Stoffen bereitet. Wir kennen Filz-, Kork-, Hundehaar-, Biber- und mehr dergleichen Fabricate, die beim Beginn der kalten und feuchten Jahreszeit in den Zeitungen und Intelligenzblaͤttern dem Publicum angepriesen werden. Nehmen wir an, daß die Unbehaglichkeiten, die man empfindet, wenn man kalte Fuͤße hat, daher ruͤhren, daß die feuchten Ausduͤnstungen bei der gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Fußbekleidung (das Leder) einestheils zuruͤkgehalten und niedergeschlagen werden, so haͤtte man zunaͤchst darauf zu sehen, diese Uebelstaͤnde durch die Art des zu den Einlegesohlen zu verwendenden Materials moͤglichst beseitigen zu koͤnnen, also Einlegesohlen zu waͤhlen, deren Stoff im Stande waͤre, die feuchte. Ausduͤnstung zu absorbiren. In welchem geringen Maaße solches von Sohlen aus den eben genannten Stoffen geschehen duͤrfte, leuchtet ein. Sollte nun ein dem Zwek entsprechendes Material gewaͤhlt werden, so mußte man von den bisher in Anwendung gekommenen ganz abgehen. Einer derjenigen Stoffe, welche am meisten faͤhig sind, in hoͤchst reichlichem Maaße Feuchtigkeit aufzusaugen, ist aber die trokene, thierische Gallerte. Durch sie gelang es, ganz das zu erreichen, was im vorliegenden Falle gesucht wurde, und der Erfolg hat zu der Ueberzeugung gefuͤhrt, daß sie dringend hiezu empfohlen zu werden verdient. Auf folgende Weise kann sich nun Jedermann leicht selbst seinen Bedarf an Gesundheitssohlen herstellen. Man nehme eine nicht zu dike, ungeleimte Pappe (sogenannte Schrenzpappe), befestige dieselbe durch Naͤgel auf eine Tischplatte oder ebenes Brett und bereite sich eine heiße, maͤßig concentrirte Leimloͤsung, der man auf das Pfund trokenen Leimes 1 Loth saures chromsaures Kali zugesezt hat. Die Leimloͤsung wird heiß mittelst eines breiten Pinsels auf die Pappe gleichmaͤßig aufgetragen und nach einigen Minuten das Auftragen wiederholt, welches so oft geschieht, bis sich eine recht dike Lage Leim, nachdem sich ein Theil davon in die Pappe gezogen, auf derselben bemerkbar macht, die getroknet die Dike einer Linie haben kann. Gleich nachdem die lezte Lage von der Leimloͤsung aufgetragen worden, streut man kurz geschnittene Schafwolle oder Wollenstaub auf und laͤßt alles in trokener, nicht zu warmer Atmosphaͤre langsam austroknen. Aus den auf diese Weise bereiteten Platten schneidet man nach Groͤße des inneren Schuhraumes die Einlegesohlen Der anzuwendende Leim muß von der besten Gattung seyn und darf mit dem Wasser, in welchem er aufgeloͤst wird, nicht zu lange kochen, weil er sonst die Eigenschaft annimmt, getroknet und leicht angefeuchtet, zu kleben, woruͤber ich mich bereits fruͤher ausgesprochen habe. Der Zusaz von saurem chromsaurem Kali wirkt nicht allein faͤulnißwidrig, sondern benimmt außerdem dem Leime die Klebefaͤhigkeit im kalten Zustande, aus Gruͤnden, deren Ermittlung spaͤter wohl geschehen duͤrfte. Dennoch behaͤlt ein solcher Leim die Eigenschaft, eine große Menge Feuchtigkeit aufzunehmen und ohne Veraͤnderung seiner chemischen Zusammensezung und aͤußeren Beschaffenheit wieder aufzutroknen. Die Wirksamkeit der nach vorstehender Beschreibung angefertigten Sohlen ist leicht zu erklaͤren. Die feuchten Duͤnste werden von den Sohlen aufgenommen und die Fuͤße bleiben daher troken und warm. Je nachdem man leicht zu kalten Fuͤßen disponirt ist, wird es nun noͤthig seyn, die Einlegesohlen zu wechseln und die abgelegten an geeigneten Orten zu troknen und dann wieder zu verwenden. Wenn ich auch nicht behaupten will, hiemit ein radical helfendes Mittel gegen kalte Füße gegeben zu haben, so sind mir doch viele Faͤlle bekannt, in welchen die Wirksamkeit dieser Einlegesohlen mit aufrichtigem Danke anerkannt worden ist. Aus der Biene in Riecke's Wochenblatt, 1843, S. 160.) Salz- und Schwefelsäuredüngung. Hr. Tiezmann in Laasnig in Schlesien hat gefunden, daß seine Versuchsfelder, welche zum Klee mit Salz- oder Schwefelsaͤure geduͤngt wurden, und zwar in 100-, 200-, 500- und 1000facher Verduͤnnung, auch noch in der als Nachfrucht im vorigen Jahre gesaͤeten Gerste eine guͤnstige Wirkung jener Duͤnaung zeigten. Die Duͤngung mit Salzsaͤure wirkte in bis 500facher Verduͤnnung vortheilhaft auf die Nachfrucht, 1000fach verduͤnnt aber wenig auf Stroh und Spreu. Die Duͤngung mit Schwefelsaͤure zeigte dagegen in allen vier Verduͤnnungen eine sehr vortheilhafte Wirkung eben sowohl auf den Mehrertrag der Koͤrner, als auf den von Stroh und Spreu gegen ungeduͤngten Aker. Die am 3. Mai v. I. gesaͤete Gerste ging wegen der Duͤrre schwer auf, doch hielt sich diejenige auf den Versuchsfeldern bis zur Reife stets gruͤner, als die angraͤnzende andere Gerste, welche theilweise verdorrte. (Mussehl's prakt. Wochenbl.)