Titel: Ueber Fayence zu Oefen und Kaminen; von Hrn. Barral.
Fundstelle: Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XXXIII., S. 119
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XXXIII. Ueber Fayence zu Oefen und Kaminen; von Hrn. Barral. Aus den Comptes rendus, Maͤrz 1844, Nr. 10. Barral, über Fayence zu Oefen und Kaminen. Die Fayence-Oefen (in Frankreich) haben in allen Richtungen eine Menge Sprünge, welche, wenn man das Fayence auch nur leise drükt, unter dem Finger sich zu erzeugen scheinen. Diese Sprünge, auch Risse oder Zerklüftungen genannt, können, indem sie die über das Fayence geschütteten Flüssigkeiten hindurchlassen, durch die Hize des Ofens die Entwikelung übelriechender Dünste veranlassen; überdieß verunreinigen sie die Oberfläche des Fayence und machen auch daß sich die Glasur abschuppt. Man hat in der lezten Zeit ein Fayence verfertigt, welches diesen Fehler nicht hat; die Glasur desselben bleibt ganz, wenn man den Ofen auch mit der Hand reibt. Dieses neue Fayence unterscheidet sich von dem frühern dadurch, daß es ungefähr 14 Proc. Kalk enthält, während in dem bisherigen nur Spuren davon enthalten sind, etwa 1 Proc., auch ist es viel dichter, als das sich klüftende Fayence. Wenn aber das neue Fayence nicht springt, so erträgt es andererseits die Hize nicht so gut; es zerbricht, wenn man es auch nur einem etwas raschen Temperaturwechsel unterwirft und ist auch viel leichter schmelzbar als das alte. Diese leichte Schmelzbarkeit rührt von der großen Menge des in der gebrannten Masse enthaltenen Kalks her. Seine geringe Festigkeit rührt daher, daß der zu beiden Fayence-Arten kommende Sand und Cement in dem neuen Fayence mit dem Thon nicht vollkommen verbunden sind und sich daher nicht wie bei dem alten, in dem Maaße als die Temperatur zunimmt, den Veränderungen der Form widersezen können. Man erhält auch ein nicht springendes Fayence, wenn man der gewöhnlichen Fayencemasse für Oefen eine gewisse Menge Soda oder Potasche zusezt, die man vorher mit dem Sande zu einer Fritte verband. Um ein Fayence zu erhalten, welches keine Sprünge bekömmt, sich sehr leicht verarbeiten läßt und sehr schöne, mit einer hübschen Glasur überzogene Stüke liefert, die auch Farben gern annehmen, ist ein Gemenge von plastischem Thon, Cement (z.B. gebranntem Töpfergeschirr) und sandigem Mergel zwekmäßig. Aber auch dieses Fayence ist nicht sehr geeignet, dem Temperaturwechsel zu widerstehen. Durch bedeutende Erhöhung der anfänglichen Temperatur beim Brennen des springenden Fayence wird es compact genug, damit die Glasur nicht mehr springt. Um die Hize nicht so steigern zu brauchen und dem Fayence doch eine große Festigkeit zu geben, müßte man die jezt übliche Glasur abändern; doch haben die Versuche, welche ich in dieser Absicht anstellte, bisher noch kein entscheidendes Resultat geliefert.