Titel: Verbesserte Construction der Compensationsunruhen für Chronometer, worauf sich John Richard Lund, Chronometerfabricant zu London, am 25. Nov. 1843 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXXVI., S. 324
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LXXXVI. Verbesserte Construction der Compensationsunruhen fuͤr Chronometer, worauf sich John Richard Lund, Chronometerfabricant zu London, am 25. Nov. 1843 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jul. 1844, S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. V. Lund's Construction der Compensationsunruhen für Chronometer. Den Gegenstand meiner Erfindung bildet die Beseitigung einer an der Construction der gewöhnlichen Compensationsunruhe der Chronometer haftenden Unvollkommenheit. Diese Unvollkommenheit besteht in einer vergrößerten Dehnung (drawing) der Unruhe. Wenn daher eine solche Unruhe für die mittlere Temperatur von ungefähr 10° R. nach der mittleren Zeit adjustirt ist, so erstrekt sich ihre Correction nicht auf den Einfluß, welchen die Temperaturveränderung in der Nähe der Temperaturextreme von – 0,89 oder 21° R. auf die Unruhfeder ausübt. Bei meiner Erfindung beschränkt sich die Abänderung in der Form der gegenwärtig gebräuchlichen Compensationsunruhe auf ein paar Compensationsgewichte, welche die Stelle der gewöhnlichen auf eine vollkommnere Weise vertreten. Um die Beschreibung dieser Compensationsgewichte zu erleichtern, will ich das eine mit Y und das andere mit Z bezeichnen. Die Figuren 32 bis 38 enthalten vergrößerte Abbildungen des Compensationsgewichtes Y und seiner einzelnen Theile. Das Compensationsgewicht Z ist mit seinen einzelnen Theilen in den Figuren 40 bis 43 dargestellt. a, Fig. 32, stellt einen Bogentheil einer gewöhnlichen Compensationsunruhe mit einem meiner Compensationsgewichte dar. Fig. 33 ist die untere Ansicht und Fig. 34 ein Durchschnitt von Fig. 32. Die Figuren 35, 36, 37 und 38 stellen die auseinander genommenen Theile dieses Gewichtes dar. b mag die Plattform heißen, welche, wie bei gewöhnlichen Compensationsgewichten, und wie die Figuren 33 und 34 zeigen, durch die Schraube b¹ an den Unruhekranz befestigt ist. c ist ein um den Rand der Plattform b gelegter Ring, mit einem senkrechten Metallstük c¹, an das ein ähnliches Metallstük c² geschraubt ist. Diese Theile c¹, c² bilden den sogenannten Hälter, der zur Aufnahme eines kreisrunden Streifens d aus Stahl und Messing eingerichtet und um die Plattform b beweglich ist. Der Metallstreifen d wird mit Hülfe der Schrauben c³, c³, c³ an den Hälter befestigt. An das andere Ende dieses Streifens ist durch die Schraube d¹ ein Stük gehärteten Stahls e oder ein Stahlstük mit einem Rubin befestigt. Der Stahl oder Rubin enthält ein Loch, dessen Ränder zu beiden Seiten sorgfältig abgerundet sind. f ist das von mir sogenannte Correctionsgewicht; dasselbe ist Fig. 38 abgesondert dargestellt. g ist eine in die Plattform b geschraubte Schraube, deren Ende, wie Fig. 38 zeigt, einen Zapfen bildet, um den sich das Correctionsgewicht leicht aber stetig und sicher drehen läßt. Das von dem Zapfen entfernteste Ende f¹ des Correctionsgewichtes besteht aus Gold oder einem andern geeigneten Materiale und ist an den übrigen Theil des Correctionsgewichtes festgeschraubt. Um während der Schwingung der Unruhe jede Oscillation des Correctionsgewichtes f zu verhüten, ist bei h ein Stift eingefügt, gegen den eine an die Plattform b befestigte Feder i mit hinreichender Kraft sich lehnt. Um den Widerstand zu vertheilen, der hiedurch der Wirkung des Streifens dargeboten wird, ist diese Feder bei dem einen Compensationsgewichte an der rechten Seite, bei dem andern an der linken Seite des Correctionsgewichts angeordnet. Bei dem Fig. 39 und 40 dargestellten Compensationsgewichte Z sind die Plattform b, der auf der leztern sich federnde Ring c und die Hälter des Metallstreifens denen des Compensationsgewichtes Y ähnlich. Die von dem lezteren differirenden Theile des Compensationsgewichtes Z sind Fig. 40, 41, 42 und 43 dargestellt. An dem von dem Hälter entferntesten Ende des kreisrunden Streifens d ist ein Rubin j befestigt, welcher sich, wenn die Temperaturveränderung einen Einfluß auf den Streifen äußert, zwischen den beiden Schrauben k¹, k¹ bewegt. Leztere befinden sich in dem Messinghebel k, der Fig. 41 in der vordern Ansicht dargestellt ist. An dem andern Ende des Hebels k sind zwei Schrauben in der Fig. 41 sichtbaren Richtung eingefügt. Der Hebel k dreht sich um einen Zapfen l. Das Correctionsgewicht m läßt sich um den Stift n gegen den Mittelpunkt der Unruhe hinschieben und von demselben entfernen. Der Stift n ist in ein an der Plattform b befestigtes senkrechtes Messingstük c⁴ geschraubt. o, o sind Schrauben, deren Enden den Zwek haben, den Spielraum zwischen dem Correctionsgewichte und der Plattform zu reguliren; 1,1 Rubine von der Fig. 43 dargestellten Form, welche mit Hülfe eines Keils in die Adjustirarme p, p befestigt werden. In der leztern Figur stellt 1 den Rubin und 2 den Keil vor. Fig. 42 stellt das Correctionsgewicht im Durchschnitte und Grundrisse dar; Fig. 43 liefert. ähnliche Ansichten der Adjustirarme. Die Theile q, q der lezteren bewegen sich in dem Correctionsgewichte und ihre Enden sind in den Vertiefungen an ihrer unteren Seite polirt. An die Plattform b ist mit Hülfe der Schraube r¹ eine Feder r befestigt, welche die Rubine 1, 1 mit dem Ende der Schrauben k², k² in Berührung erhält. Um die Unruhe für die mittleren Temperaturen von ungefähr 10° R. zu adjustiren, werden meine Compensationsgewichte genau so wie die gewöhnlichen behandelt, wobei man während dieser Adjustirung, und wenn man sich des Compensationsgewichts Y bedient, Sorge trägt, durch Umdrehung des Streifens rings um die Plattform, einen Durchmesser s, Fig. 32 und 36, des kreisrunden Loches in dem Correctionsgewichte mit einer auf der Plattform b markirten Linie t in Coincidenz zu bringen. Diese Linie würde verlängert durch den Mittelpunkt der Unruhe gehen. Will man sich des Compensationsgewichtes Z bedienen, so muß man einen Durchmesser s des kreisrunden im Hebel k befindlichen Loches unmittelbar über eine ähnliche auf dem Correctionsgewichte in markirte Linie bringen, indem man eine der Schrauben k², k² ein- oder auswärts dreht. Zugleich sollte die Schraube k¹, k¹ weit genug nach Außen gedreht werden, um ihre Spizen aus dem Raume zwischen den Spizen x, x am Ende des Hebels k herauszuziehen, und der an dem Ende des Metallstreifens befindliche Rubin sollte durch Umdrehung des Streifens um die Plattform in die Mitte dieses Raumes gebracht werden. Die Seiten 3, 3 der Adjustirarme Fig. 39 sollten alsdann rechtwinkelig zu der Linie t gestellt werden, welche auf dem Correctionsgewichte m und der Oberfläche der zu den Seiten 3, 3 unter 75° geneigten Rubine 1,1 gezogen ist. Diejenigen, welche mit der Thätigkeit einer gewöhnlichen Compensationsunruhe bekannt sind, werden nun einsehen, daß eine Temperaturveränderung die Lage der Correctionsgewichte bei beiden Compensationsgewichten Y und Z ändern wird, indem sie auf ihre respectiven Streifen einen Einfluß äußert. Da das eine Ende des Streifens bei dem Compensationsgewichte Y durch die Schraube u an ein Correctionsgewicht befestigt ist, so wirkt der Streifen auf das kürzeste Ende des Hebels k und ändert auf diese Weise die Lage des Correctionsgewichtes, indem, er die Spizen der Schrauben k², k² an den geneigten Ebenen der Rubine 1,1 auf- und niederschiebt. Daher wird das Ende des goldenen Correctionsgewichtes f¹, wenn sich die Temperatur – 0°,89 und 21° R. nähert, dem Mittelpunkt der Unruhe näher gebracht, und wird bei jeder Temperaturveränderung gegen diese Extreme hin wirksamer, wodurch sie der stufenweisen Anhäufung der Fehler im Gang des Chronometers in der Nähe der Temperaturextreme entgegenwirkt. Aus diesem Grunde beschreibt das Ende dieses Correctionsgewichtes einen Kreisbogen, dessen Centrum g von dem Mittelpunkte der Unruhe beinahe um den ganzen Halbmesser der lezteren entfernt ist. In ähnlichem Sinne ist das längere Ende des Hebels k des Compensationsgewichtes Z wirksam. Die Wirksamkeit der Correctionsgewichte an den Compensationsgewichten Y und Z wird auch durch den großen Unterschied in dem Abstande der Enden des Correctionsgewichts von dem Zapfen g bei dem einen, und durch den Unterschied in dem Abstande der Enden des Hebels k von dem Zapfen 1 bei dem andern bedeutend erhöht. Die geringste Bewegung bei u, Fig. 32, 34 und 36 oder bei x, x, Fig. 39, wird an dem andern Ende des Correctionsgewichts oder Hebels beträchtlich. Dieses sind die wichtigsten und schäzbarsten Resultate meiner Compensationsgewichte. Die Anwendung meiner Erfindung ist nun folgende. Die Unruhe eines Chronometers wird zuerst für die mittleren Temperaturen adjustirt und der Fehler an den Gränzpunkten gleichmäßig vertheilt. Wenn alsdann bei einer – 0°,89 oder 21° R. sich nähernden Temperaturveränderung der vertheilte Fehler bei 10° R. rasch eintritt und die Compensationsgewichte Y in Anwendung kommen sollen, so müssen ihre Streifen verkürzt werden, indem man sie durch die Hälter schiebt; tritt er bei 10° R. langsam ein, so müssen die Metallstreifen verlängert werden, indem man sie aus den Hältern herauszieht. Nach jeder Adjustirung der Compensationsgewichte Y muß ein Durchmesser jeder der kreisrunden Löcher s in den Correctionsgewichten mit den auf jeder der Plattformen gezogenen Linien in Coincidenz gebracht werden, indem man die Ringe auf die bereits erläuterte Weise um dieselben bewegt. Bedient man sich aber der Compensationsgewichte Z, so ist folgendes Verfahren zu beobachten. Zuerst wird die Unruhe auf die beschriebene Weise nach den mittleren Temperaturen adjustirt und dann werden die Schrauben k¹, k¹ in jedem der Compensationsgewichte Z nach Innen gedreht, so daß der Anfang des genannten Fehlers und seine Correction gleichzeitig seyn können, indem dieser Fehler zuerst an den Temperaturextremen gleichmäßig vertheilt worden ist. Wenn alsdann der besagte Fehler an den Gränzen nicht genügend corrigirt ist, so dreht man die Abjustirarme jedes Compensationsgewichts Z von dem Mittelpunkt der Unruhe hinweg, bis die gewünschte Correction bewerkstelligt ist. Angenommen, die dadurch hervorgebrachte Wirkung sey größer, als man gewünscht hat, so drehe man die Adjustirarme gegen den Mittelpunkt der Unruhe. Nach jeder dieser Adjustirungen muß ein Durchmesser jedes der Löcher s der Hebel mit den auf dem entsprechenden Correctionsgewichte gezogenen Linien in Coincidenz gebracht werden, indem man eine der Schrauben k², k² jedem in Compensationsgewichte Z nach Innen oder nach Außen dreht, je nachdem es die Adjustirung verlangt. Sollten die Correctionsgewichte zu schwer oder zu leicht gefunden werden, so nehme man ihre Streifen durch die Hälter auf, oder ziehe sie aus denselben hervor, je nachdem es die Umstände erfordern. Durch diese Aenderung wird die Wirkung der Correctionsgewichte modificirt. Die an den Enden der Metallstreifen befindlichen Rubine müssen nach dieser Correction wieder in die Mitte zwischen den Theilen x, x der Hebel k, Fig. 39, gebracht werden. Dieß geschieht dadurch, daß man die Metallstreifen rings um ihre respectiven Plattformen dreht, bis ein Durchmesser der in den Hebeln befindlichen Löcher s über eine an den Correctionsgewichten markirte Linie zurükgebracht ist. Es ist bemerkenswerth, daß bei Herstellung irgend einer dieser Adjustirungen oder Correctionen für die extremen Temperaturen, die Lage der Compensationsgewichte selbst nicht geändert wird. Wenn man eine absolut genaue Correction der erwähnten Fehler bei den extremen Temperaturen nicht verlangt, so genügt eines der Compensationsgewichte Z und dasjenige an dem andern Unruheblatt kann von gewöhnlicher Construction seyn. Wird dagegen sehr große Genauigkeit verlangt, so bediene man sich eines der Compensationsgewichte Z für ungefähr – 0°,89 oder 26° R. und dann des andern, um die Correction über oder unter diesen Temperaturen zu ergänzen. Zum Schuze gegen Beschädigungen kann man über den Compensationsgewichten dünne Metallscheiben von gleichem Durchmesser festschrauben.

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