Titel: Ueber das Versilbern des Glases behufs der Spiegelfabrication.
Fundstelle: Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LXXXIII., S. 292
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LXXXIII. Ueber das Versilbern des Glases behufs der Spiegelfabrication. Ueber das Versilbern des Glases behufs der Spiegelfabrication. Ein Ungenannter theilt im Mechanics' Magazine, August 1845, No. 1153 folgendes Verfahren mit, wobei ihm das Versilbern des Glases nach Drayton's Methode (polytechn. Journal Bd. XCIII S. 137) vollkommen gelang und nur selten ein Versuch fehlschlug. Man versezt (in einem Arzneiglas, welches eine Unze Wasser faßt) Holzgeist mit einer gleichen Menge destillirten Wassers, bis der Holzgeist trübe wird; in diese Flüssigkeit bringt man einige Tropfen der unten erwähnten Silberauflösung und erhizt die Mischung in einem Bade heißen Wassers. In wenigen Tagen wird die Auflösung braun werden, man filtrirt und sezt dann noch einige Tropfen Silberauflösung zu. Endlich sezt man einige Tropfen Cassiaöhl und Gewürznelkenöhl zu; es ist von denselben nur sehr wenig erforderlich. In kurzer Zeit wird das Fläschchen, welches die Mischung enthält, eine schöne dunkle Purpurfarbe erhalten und zulezt ganz weiß werden. Wenn man noch einige Tropfen von den beiden Oehlen zusezt, wird sich mehr Silber niederschlagen. Die Silberauflösung wird folgendermaßen bereitet: man löst salpetersaures Silber in destillirtem Wasser auf, gießt etwas Hirschhorngeist (nicht das starke Aezammoniak) hinein, bis ein schwacher Niederschlag entsteht und taucht dann das Fläschchen mit der Mischung in warmes Wasser, wodurch sich der Niederschlag wieder auflöst und die Flüssigkeit klar wird. Prof. Böttcher zu Frankfurt a. M. gibt folgendes Verfahren an, wonach er immer zum gewünschten Ziele gelangte (Archiv für Pharmacie, Jan. 1845 S. 36): man löst etwa 5 Gran salpetersaures Silber in Salmiakliquor auf und mischt zu dieser Lösung eine andere von 1 Tropfen Zimmtcassiaöhl, 2 Tropfen Nelkenöhl und 1–1½ Quentchen höchst rectificirten Weingeist in einem Medicinglase; dieß Gemisch trübt sich nach kurzer Zeit und sezt einen Bodensaz ab, von dem man es durch Abgießen oder Filtriren trennt. Die nun klare Flüssigkeit gießt man auf die Glasfläche und nach wenigen Stunden ist dieselbe mit einem sehr festhaftenden Silberüberzug belegt. B. hat bis jezt nur Uhrgläser zu solchen Ueberzügen verwendet, weil ihm ein Rand von Wachs, Gyps u. s. w. bei Plangläsern nicht die gewünschten Dienste leistete; Leisten von hartem Holz oder Glasstreifen mit Kautschukkitt angelegt, würden vielleicht ausreichen. Die Belegung des Glases nach diesem Verfahren ist weißer als die von Amalgam; das reflectirte Bild erscheint gelblicher, aber natürlicher als bei dem gewöhnlichen Spiegel, der immer ein bläuliches Bild wiedergibt, an welches wir freilich gewöhnt sind. Mit der angegebenen Mischung kann man wohl 16 Quadratzoll Fläche überziehen, und doch befindet sich ein Theil des Silbers in dem erhaltenen Absaz. Schon Graf Rumford hatte gefunden, daß sich Gold und Silber aus ihren Auflösungen durch Cassia- und Gewürznelkenöhl niederschlagen lassen; da die reflectirende Oberfläche, welche durch Gold auf dem Glase hervorgebracht wird, viel glänzender ist als die durch Silber oder Queksilber erzeugte, so verdient seine Entdekung auch in dieser Hinsicht weiter verfolgt zu werden.