Titel: Verfahren Stärkmehl und Dextrin aus Roggen zu fabriciren; von J. H. Rehe.
Fundstelle: Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XCI., S. 484
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XCI. Verfahren Stärkmehl und Dextrin aus Roggen zu fabriciren; von J. H. Rehe. Aus dem Echo du monde savant, 1846 No. 41. Rehe's Verfahren Stärkmehl und Dextrin aus Roggen zu fabriciren. Zur Fabrication von Stärkmehl breitet man 5 Kilogr. ganzen nicht gemahlenen Roggen, wie er gewöhnlich im Handel vorkommt, zu einer 8/10 bis 1 Zoll dicken Schicht aus und setzt sie zwei bis drei Stunden lang einer Temperatur von 56 bis 64° R. aus, indem man sie von Zeit zu Zeit umwendet, damit sich die Wärme darin gleichförmig vertheilt. Alsdann schafft man das Korn in eine Kufe, worin man es 2 Zoll hoch mit Wasser übergießt; man rührt fünf Minuten lang um und zieht bann das Wasser am Boden der Kufe durch einen Hahn ab, welcher mit einem Metalltuch versehen ist, um das Korn zurückzuhalten. Wenn der Roggen ganz rein ist, bringt man ihn in eine Auflösung von ätzender Kali- oder Natronlauge, welche im Verhältniß von 2 Kil. Alkali auf 300 Kilogr. Wasser bereitet worden ist. Man rührt täglich zwei – bis dreimal um und nach drei Tagen zieht man mit einem Heber die aufgelösten nicht stärkmehlartigen Theile des Korns ab; letzteres wird sodann mit so viel Wasser gemahlen oder zerrieben, daß eine dicke Milch daraus entsteht, welche man 24 Stunden lang ruhig stehen läßt. Nach Verlaus dieser Zeit beseitigt man den Schaum und zieht mittelst eines Hebers von der klaren Flüssigkeit so viel als möglich ab, hierauf setzt man 1000 Kilogr. Wasser zu; man rührt um und läßt eine halbe Stunde absetzen, wo sich dann die groben und stickstoffhaltigen Antheile abgesetzt haben; der Niederschlag beträgt beiläufig den dritten Theil vom Volum der Masse. Man zieht nun mit dem Heber den obern Theil ab, welcher viel suspendirtes Stärkmehl enthält, hierauf verseht man den Rückstand mit 600 Kilogr. Wasser und verfährt nach 25 Minuten wie vorher; wenn noch Stärkmehl in dem Rückstand zurückbleibt, wascht man ihn neuerdings, aber nicht so lange aus. Nachdem dieses Auswaschen durch Schlämmen beendigt ist, läßt man das Stärkmehl sich absetzen, gießt das überstehende Wasser ab und beendigt die Fabrication auf gewöhnliche Weise. Um Dextrin (Stärkegummi) zu fabriciren, bringt man 50 Kil. ganzen Roggen in ein geeignetes Gefäß und gießt darüber verdünnte Schwefelsäure, nämlich 1 6/10 Kilogr. Säure von 1,84 spec. Gewicht mit 125 Kilogr. Wasser vermischt; man erhöht die Temperatur auf 44° R. und unterhält sie unter Umrühren, bis das im Korn enthaltene Stärkmehl in Gummi verwandelt ist, was gewöhnlich nach 2 1/2 bis 3 Stunden der Fall ist. Man kann auch Salzsäure oder Kleesäure anwenden, die Schwefelsäure ist aber wohlfeiler. Man gießt dann die überstehende saure Flüssigkeit ab, wascht zwei- oder dreimal mit Wasser aus und läßt in dem letzten Wasser 3 bis 4 Stunden lang maceriren, indem man von Zeit zu Zeit umrührt, und wascht hierauf wieder so lange aus, bis die letzten Spuren von Säure verschwunden sind. Alsdann behandelt man das Korn mit einer ätzenden Kali- oder Natronlauge, wie vorher angegeben wurde und in demselben Verhältniß; diese Behandlung dauert drei Tage, während deren man von Zeit zu Zeit umrührt. Die klare Flüssigkeit wird nun abgegossen und das gemahlene oder zerriebene Korn mit Wasser zur Consistenz von Milch verdünnt, worauf man die Manipulationen auf oben angegebene Weise beendigt. Am Ende der letzten Operation und nach dem Decantiren des Wassers muß man jedoch dem Gummi einen schwachen Säureüberschuß geben und um jede Veränderung in seiner Textur zu vermeiden, ist es gut hiezu eine Pflanzensäure, insbesondere Kleesäure anzuwenden, welche man in kleinen Portionen zusetzt, bis das Lakmuspapier schwach geröthet wird.