Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 100, Jahrgang 1846, Nr. , S. 154
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Miscellen. Miscellen. Ueber den Zustand der Baumwollindustrie: der Spinnereien, Webereien und Kattundruckereien in den Vereinigten Staaten von Amerika; von Ferdinand Köchlin. Hr. F. Köchlin hat während seines letzten Aufenthalts in den Vereinigten Staaten der Industriegesellschaft zu Mülhausen sehr interessante Notizen über die Lage der Baumwollindustrie in diesem Lande eingesandt; denselben waren Muster von Baumwollgarn für Kette und Einschlag, ferner rohe, weiße und gedruckte Kattune beigelegt. Nach diesen Mustern, so wie nach den statistischen Daten, läßt sich der gegenwärtige Zustand der Baumwollindustrie in jenem Lande, welches in mehr oder weniger ferner Zukunft nicht nur für Frankreich, sondern noch mehr für England ein sehr gefährlicher Rival zu werden verspricht, genau beurtheilen. Bekanntlich drücken gewisse Sorten amerikanischer Kattune (die sogenannten domestics und drills) bereits die englische Concurrenz auf mehreren Märkten, welche den Producten beider Länder unter denselben Bedingungen offen stehen. Vor zwanzig Jahren besaßen die Vereinigten Staaten noch keine Manufacturen, jetzt werden solche in den meisten derselben errichtet, und besonders in den nördlichen scheint die Baumwollindustrie eine große Ausdehnung zu erlangen. Die bedeutendsten Fabriken sind die zu Lowell (Massachusets) und zu Dower (New-Hampshire). Hr. F. Köchlin gibt in einer statistischen Tabelle den approximativen Werth der amerikanischen Fabriken und der in denselben angelegten Capitalien vom Jahre 1840 bis zum Jahr 1843 an: dieser Werth, welcher im Jahr 1840 geschätzt wurde, auf 46,350,453 Dollars für die Fabriken allein, und auf 51,102,359     „ für alle angelegten Capitalien, stieg im Jahr 1843 auf 58,930,520 Dollars für die Fabriken und auf 64,888,820    „ für alle angelegten Capitalien; dieß ergibt eine Zunahme von beiläufig 10 Proc. per Jahr. Bei diesen Ziffern ist das Verhältniß zwischen dem sogenannten Betriebscapital und demjenigen, welches durch die Fabrik selbst repräsentirt wird, 1 zu 10. Um eine Fabrik zu betreiben, welche auf 100,000 Dollars zu stehen kommt, wären also nur 10,000 Dollars Betriebscapital erforderlich; aus dieser ungemein vortheilhaften Lage muß man schließen, daß die amerikanischen Fabrikanten ihre Producte sehr leicht absetzen können, vielleicht haben sie aber auch bis jetzt erst einen sehr kleinen Theil ihrer Fabriken amortisirt. Der Händel der Vereinigten Staaten mit China in Baumwollwaaren verspricht eine immer größere Ausdehnung zu erlangen. – Im Jahr 1827 wurden für 9000 D. amerikanischer Calicots nach China abgesetzt und im Jahr 1843 schon für 2 Mil. D.; seitdem mußte die Zunahme verhältnißmäßig noch beträchtlicher seyn. Es gibt zu Hong-Kong und Canton Häuser, welche durch Actien gegründet sind, über große Capitalien verfügen und die Geschäfte in einem ungeheuren Maßstab betreiben. So macht ein einziges englisches Haus (Jardini, Matheson u. Comp.) jährlich für wenigstens 60,000,000 Fr. Geschäfte; es gibt ein amerikanisches Haus (Russel u. Comp.) daselbst, dessen Associés sich alle fünf Jahre vertragsmäßig erneuern, und wo dann jeder für seinen Theil, auf einen Gewinn von 150–200,000 D. rechnen kann. – Der Zinsfuß, welcher in England und Frankreich nur 3–4 Proc. per Jahr beträgt, steigt in China auf 12–15 Proc.; man begreift daher, daß Compagnien, welche über bedeutende Capitalien verfügen, aus diesem Umstand großen Nutzen ziehen können. – Wir kommen nun wieder auf unsern Gegenstand zurück. Hr. F. Köchlin bemerkt, daß von den Colli gedruckter Baumwollwaaren, welche im Jahr 1843 und 1844 von Boston aus nach allen Gegenden versendet wurden, merkwürdigerweise der zwanzigste Theil für Gibraltar bestimmt war; er theilt dann eine statistische Beschreibung der Fabriken zu Lowell mit. Diese Stadt, welche 25 Meilen von Boston entfernt ist und wo die Baumwollindustrie den größten Aufschwung nahm, zählte im Jahr 1843 8 Spinnereien mit 201,076 Spindeln; ferner: 6194 Webestühle, welche zusammen 1400 männliche Arbeiter und 5395 weibliche beschäftigten; sie erzeugten wochentlich beiläufig 1,305,005 Yards (1,200,000 Meter) Gewebe. Zwei Druckereien an demselben Ort druckten beiläufig 273,000 Yards Gewebe per Woche. Der Arbeitslohn, welcher in den verschiedenen Zweigen der Baumwollindustrie bezahlt wurde, betrug: 80 Cents bis 1 Dollar per Tag für einen Handarbeiter; 20–25 Dollars per Woche für einen Walzengraveur; 2 Dollars per Tag für einen Modelstecher; 2–3 Dollars per Tag für einen Walzendrucker. Die Lehrzeit für einen Stecherlehrling beträgt sieben Jahre; er bekommt beiläufig 125 D. im ersten Jahr und steigt nach und nach, so daß er im letzten Jahr auf 250 D. zu stehen kommt. In den Spinnereien und Webereien verwendet man fast nur weibliche Individuen, deren Lohn mit demjenigen der Arbeiter in den Druckereien keineswegs im Verhältniß steht; diejenigen an den Spinnmaschinen bekommen 2 D. 85 Cts. per Woche, und diejenigen an den Webestühlen 2 D. 20 Ct.; von diesem Lohn ist aber noch 1 D. 25 Ct. per Woche für Logie abzuziehen, welches der Fabrikant hergibt. Als Brennmaterial benutzt man in den Vereinigten Staaten gewöhnlich eine Art Anthracit; obgleich von demselben reiche Adern in mehreren nördlichen Staaten der Union vorkommen und er an manchen Gruben nur 1 D. 80 Ct. per Tonne (20 engl. Centner) kostet, so würde er doch zu New-York auf 4–5 1/2 D. und zu Lowell sogar auf 5–6 D. zu stehen kommen. In dieser Hinsicht haben wir also die amerikanischen Fabrikanten nicht zu beneiden; denn zu Mülhausen bezahlt man dieselbe Tonne einer Steinkohle, welche viel besser als der Anthracit ist, mit 24 bis 27 Fr. und zu Manchester kostet die beste Steinkohle nur 8–10 Fr. per Tonne. Die Gespinnste und Kattune sind in Amerika in der Regel theurer als bei uns; die Kattune werden vorzugsweise mit der Walzendruckmaschine gedruckt, weil der Lohn für die Handdrucker zu hoch ist; die Farben sind darauf meistens ächt. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1017.) China-Silber. So nennen die Verfertiger ein neues Fabricat, welches das Silber zur Verfertigung von Speisegeräthen und Luxusgegenständen ersetzen und demselben noch vorzuziehen seyn soll, weil die daraus gearbeiteten Gegenstände auf der Oberfläche absolut reines Silber enthielten. Kochender Essig, der in die Geräthschaften gegossen wurde und eine Nacht darin stehen blieb, löste nicht das Geringste auf; ganz anders verhielt sich dieß, wenn man in silberne oder argentane Geräthe Essig schüttete; hiedurch wurde es gewiß, daß die Oberfläche ein edles Metall, reines Silber war. Die von Meurer untersuchten Gegenstände bestanden aus:   2,05 Silber, 65,24 Kupfer, 19,52 Zink, 13,00 Nickel,   0,12 Kobalt und Eisen. Das Ganze war also ein Argentan mit Silber auf galvanischem Wege überzogen. Von den gewöhnlichen galvanischen Versilberungen unterscheidet es sich durch die Festigkeit und durch die Dicke, welche die Silberschichte einnahm. Es werden die daraus gearbeiteten Gegenstände um zwei Drittel billiger verkauft, als was dieselben von Silber kosten; sie sollen von großer Dauer seyn, und sind, wenigstens im Anfange, absolut unschädlich und weit besser als Gegenstände von 13löthigem Silber oder Argentan. (Archiv der Pharmacie.) Ueber die Trennung des Zinns und Antimons; von A. Levol. Nach Hrn. Elsner (polytechn. Journal Bd. XCVIII S. 130) ist das Verfahren, welches ich angegeben habe, um Antimon und Zinn von einander zu trennen, nicht genau, weil die kochende Salzsäure Antimon auflöst; dieß ist auch eine bekannte Thatsache. Im vorliegenden Falle kann ich mir nach meinen zahlreichen Versuchen die Behauptung des Hrn. Elsner nur dadurch erklären, daß derselbe glaubte, die durch das Zink niedergeschlagenen Metalle auswaschen zu müssen, wodurch das Chlorzink, welches nach der gemeinschaftlichen Fällung des Antimons und Zinns zurückbleibt, beseitigt wurde, wo sodann allerdings die Salzsäure das Antimon angreift. Es ist daher unumgänglich nöthig, das Chlorzink zurückzulassen, wie ich es auch in meiner Abhandlung vorschrieb; überdieß wird dadurch das Verfahren vereinfacht. Schließlich bemerke ich, daß bei dem Verfahren des Hrn. Chaudet, dessen Genauigkeit meines Wissens noch nicht bestritten wurde, die Gegenwart einer Menge Zinnchlorürs es ist, welches sich der Auflösung des Antimons widersetzt, während es von meiner Methode das Chlorzink ist. (Journal de Pharmacie, Februar 1846, S. 91.) Neue Methode zur quantitativen Bestimmung des Arseniks in den gewöhnlichen Metallen und ihren Legirungen; von A. Levol. Zur quantitativen Bestimmung des Arseniks in metallischen Substanzen sind die gewöhnlichen Verfahrungsarten in zwei Fällen nicht anwendbar, nämlich, wenn dieselben entweder Zinn oder Antimon enthalten; ich stieß auf diese Schwierigkeit bei der Analyse alter Bronzen, welche bei der Behandlung mit Salpetersäure eine arsenikfreie Flüssigkeit und ein arsenikhaltiges Zinnoxydhydrat geben. Letzteres enthält den Arsenik im Zustand von Arseniksäure und das Verhältniß des Arseniks zum Zinn ist beiläufig 1 zu 15. Diese Beobachtung führte mich auf eine neue Methode den Arsenik aus einer Flüssigkeit, welche Salpetersäure enthält, abzuscheiden, nämlich mittelst Zinnoxyd, welches so zu sagen wie das Quecksilber bei der Amalgamation der edlen Metalle wirkt, indem es sich der Arseniksäure bemächtigt. Das zweckmäßigste Verfahren zur Bestimmung des Arseniks besteht dann darin, das arsenikhaltige Zinnoxyd durch Wasserstoff zu reduciren; die Reduction erfolgt leicht bei der Dunkelrothglühhitze und man erhält den größten Theil des Arseniks sublimirt; dennoch hält das Zinn eine gewisse Menge davon zurück, welche man nicht vernachlässigen darf und die es beim Auflösen in Salzsäure, in Form von Arsenikwasserstoff verliert, durch dessen Zersetzung man diesen rückständigen Arsenik erhält. Ich fand dieses Verfahren so bequem, daß ich es schon oft zur Bestimmung des Arseniks in käuflichem Kupfer, Zinn, Bronze u.s.w. angewandt habe. Um sich des Arseniks mittelst Zinn zu bemächtigen, empfehle ich letzteres in der Kälte in schwacher Salpetersäure aufzulösen; da das Zinnoxydul, welches sich in diesem Falle bildet, aufgelöst bleibt, so kommt es mit allen aufgelösten Arseniktheilchen in Berührung und wenn man dann die Temperatur erhöht, um es auf das Maximum der Oxydation zu bringen, so kommt auch das Zinnoxyd mit allen Arseniktheilchen in Berührung. Arsenik und Antimon, wenn man sie durch Salpetersäure oxydirt, verbinden sich ebenfalls miteinander, die Verbindung ist aber nicht vollkommen unauflöslich. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1018.) Neues Verfahren das Kobalt vom Mangan zu trennen; von Barreswill. Heinr. Rose bemerkt in seinem Lehrbuch der analytischen Chemie, daß solche Kobaltsalze, deren Säure nicht unter die schwächsten gehört, unvollständig durch Schwefelwasserstoff niedergeschlagen werden, während die Mangansalze durchaus nicht gefällt werden. Auf diese Beobachtung gründet sich mein Verfahren diese beiden Metalle zu trennen. Da das Kobalt aus seinen sauren Auflösungen durch Schwefelwasserstoff nicht vollständig niedergeschlagen wird, so begreift man, daß es auch aus den neutralen Auflösungen nur unvollständig niedergeschlagen werden kann; wenn man also die Flüssigkeit in dem Maaße neutralisiren könnte, als sie durch die Fällung des Kobalts sauer wird, so hätte man eine vollständige Abscheidung. Ich stellte einige Versuche an, um eine zu diesem Zweck geeignete Substanz auszumitteln und finde hiezu den reinen kohlensauren Baryt am geeignetsten, weil er durch Säuren leicht angegriffen wird, hingegen nicht durch Schwefelwasserstoff; letzteres ist eine wesentliche Bedingung, weil sich sonst Schwefelbarium bilden würde, welches bekanntlich das Mangan niederschlägt; ich bemerke noch, daß der kohlensaure Baryt, wie Demarcay gezeigt hat, die Manganauflösungen nicht niederschlägt und daß der überschüssige Baryt vermittelst Schwefelsäure sowohl aus der Auflösung als aus dem Niederschlag leicht zu entfernen ist. Das Verfahren ist nun ganz einfach: man versetzt die Auflösung von Kobalt und Mangan mit einem großen Ueberschuß von kohlensaurem Baryt und leitet durch die Mischung lange genug Schwefelwasserstoffgas, worauf man filtrirt; das Kobalt bleibt auf dem Filter zurück, das Mangan aber in der Auflösung; die Analyse wird dann auf die gewöhnliche Weise fortgesetzt. Diese Methode den Schwefelwasserstoff zu benutzen, dürfte sich auch zur quantitativen Bestimmung anderer Metalle eignen, wie Eisen, Zink, Nickel u.s.w. (Journal de Pharmacie, März 1846, S. 189.) Reinigung des Uranoxyds von Nickel, Kobalt und Zink. Nachdem das Uranoxyd bei seiner Darstellung aus dem Uranpecherz so weit gereinigt ist, daß man es im kohlensauren Ammoniak aufgelöst hat, mischt man zu dieser Auflösung allmählich und vorsichtig Ammonium-Sulfhydrat, so lange noch ein schwarzer Niederschlag entsteht. Hiedurch werden Nickel, Kobalt und Zink vollständig abgeschieden, ohne daß das Uran mitgefällt wird. Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. LVI S. 127.) Ueber den Jodgehalt der käuflichen Salpetersäure. Bekanntlich kömmt in neuerer Zeit aus Südamerika eine große Masse salpetersaures Natron in den Handel. Dieses Salz zieht Feuchtigkeit aus der Luft an und ist deßhalb zur Bereitung des Schießpulvers untauglich, auch brennt ein daraus bereitetes Pulver viel langsamer ab, als Kalisalpeter haltendes. Dagegen läßt es sich zur Bereitung der Salpetersäure anwenden, und die weiße käufliche Salpetersäure ist aus diesem Salz bereitet. Sein Vorkommen in jenen Gegenden ist höchst interessant. Es findet sich in Tapa-Caca, der südlichsten Provinz Peru's, welche einen Theil der großen Wüste Atacama ausmacht. Obgleich diese von dem stillen Ocean bespült wird, so fällt doch daselbst niemals Regen, und die Hitze ist so außerordentlich groß, daß viele Saumthiere, welche man zum Transport des Salzes an die See benutzt, unter Wegs zu Grunde gehen, und in jenem glühenden Sande zu Skeletten eintrocknen. Die ausgedehnte Ebene, in welcher sich jenes Salz findet, ist ungefähr 3000–3500' über dem Meere erhaben. Ihr Boden besteht aus Thon und Sand, gemischt mit Kochsalz, salpetersaurem Natron und schwefelsaurem Natron, er ist außerdem bedeckt mit Trümmern von Conchylien und entbehrt, der außerordentlichen Dürre wegen, jede Vegetation. Das Hauptvorkommen des Salzes aber ist längs einer niedern, an die Anden sich anlehnenden, aus Kalk und Gyps bestehenden Gebirgskette, in einer Längenerstreckung von beiläufig 150 Stunden. Hier findet sich auf der Oberfläche Flugsand mit Muscheltrümmern gemischt, sodann eine nur wenige Zoll mächtige Lage von Mergel, hierauf eine, einen Fuß mächtige Steinsalzlage, und endlich das salpetersaure Natron in der Mächtigkeit von 2–3', welches seinerseits auf muschelhaltendem und salzigem Mergel ruht. Das rohe Salz enthält ungefähr 20–75 Proc. reines Salz, und wird durch Lösen in Wasser und Umkrystallisiren von den fremden Beimischungen an Ort und Stelle möglichst befreit. Es ist verunreinigt mit schwefelsaurem, salzsaurem und etwas kohlensaurem Natron, auch enthält es Spuren von Jodnatrium. Dieses Jod nun findet sich in der käuflichen Salpetersäure wieder, und man braucht dasselbe nur mit Potasche zu sättigen, hierauf den Salpeter herauskrystallisiren zu lassen, so läßt sich dieses Jod in der Mutterlauge mit Leichtigkeit nachweisen. Der Handel mit diesem Salz hat in der letzten Zeit bedeutend zugenommen, und wird sich gewiß immer mehr heben wegen dessen Nützlichkeit und Wohlfeilheit. Schon im Jahre 1837 wurden aus dem Hafen Iquique 150,000 Cntr. ausgeführt. Ueber die Entstehung einer so erstaunlichen Masse jenes salpetersauren Salzes ist man noch im Zweifel. Höchst wahrscheinlich bildete es sich nach dem Austrocknen des Meeres, welches einst unzweifelhaft jenen Boden bedeckte, und welches Austrocknen durch allmähliche Hebung jener ganzen Landesstrecke bewirkt wurde. Die in diesem See lebenden Thiere gingen hiedurch zu Grunde, und ihr Stickstoffgehalt wurde bei Gegenwart der im Wasser gelösten alkalischen Substanzen, des kohlensauren Natrons, Kalks u.s.w. zur Bildung des salpetersauren Salzes verwandt. Dr. L. Posselt in Heidelberg. (Mannheimer Gewerbvereins-Blatt, 1846 Nr. 5.) Violetter Indigo. Der Indigo liefert nach Leykauf eine schöne violette Malerfarbe, wenn man 1 Theil desselben in 5 Theilen concentrirter Schwefelsäure auflöst und auf 24 bis 29° R. erhitzt. Die so erhaltene Flüssigkeit mit 10 Theilen Wasser verdünnt und filtrirt, hinterläßt auf dem Filter den violetten Indigo, welcher nach dem Auswaschen mit einer concentrirten Auflösung von kohlensaurem Natron, diese schöne und ächte violette Farbe für die Malerei liefert, während eine schmutzig grüne trübe Flüssigkeit davon ablauft. Dieselbe violette Farbe mit Aetzkali und einem Zinnsalz verbunden und in eine Küpe gebracht, gibt, wenn man die Baumwolle hineintaucht und dieselbe dann lüftet, eine schöne rosenrothe Farbe, welche, wenn sie concentrirt ist, in Violett übergeht, jedoch an der Luft nach einiger Zeit immer schmutzig grün wird. Läßt man Zinnsalz in Wasser, welches mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt ist, zergehen und rührt mit dieser Flüssigkeit Indigo an, so erhält man eine gelbe Masse, welche mit Aetzkalilauge eine Flüssigkeit liefert, die ebenfalls benutzt werden kann um Baumwolle in Berührung mit der Luft rosenroth zu färben. Verfahren brünirte kupferne Gegenstände zu malen. Dieses Verfahren besteht darin, daß man vorerst das Kupfer roth anläßt, es dann mit Laugenwasser behandelt, dasselbe in reinem Wasser abspült und mit rothem Wein brünirt. Wenn das Kupfer auf diese Weise behandelt worden ist, so kann man es mit feinen, durchsichtigen und matten Farben malen; die Farben sind mit einer hinlänglichen Menge destillirter Terpenthinessenz oder fettem Copalfirniß zu mischen, der so weiß als möglich seyn muß. Nach dem Auftragen der Farben läßt man den Gegenstand an der Luft oder in der Trockenstube trocknen, damit beim spätern Auftragen des Firnisses die Farben sich nicht losweichen. Damit die Malerei ihren Glanz behält, muß man einen Firniß anwenden, dessen Composition nachstehend angegeben ist. In einem Kolben läßt man im Wasserbade eine Stunde lang Gummilack 4 Loth Gummiguttä 4   „ Drachenblut 4   „ Safran 4   „ Weingeist 2 Pfd. kochen. Wenn der Firniß auf diese Weise bereitet worden ist, so erwärmt man das Stück und überzieht es mit Firniß. Um auf Silber zu malen, verfährt man eben so, nur wendet man zum Ueberziehen der Farben einen Firniß an, der aus 2 Pfd. Weingeist und 6 Loth Sandarach bereitet wird. E. O. Schmidt. Neues einfaches Verfahren kupferne Gegenstände mit einem dauerhaften schönen bläulich grauen Ueberzuge zu versehen; von Rud. Böttger. Vor einiger Zeit mit Versuchen beschäftigt, kupferne Gefäße mit einer dünnen Schicht Schwefelkupfers zu überziehen, theils um ihnen ein gefälligeres Ansehen zu geben, theils sie vor Witterungseinflüssen zu schützen, lehrte mich der Zufall eine Methode auffinden, deren Mittheilung gewiß manchem willkommen seyn dürfte. Ohne hier aller der mit mancherlei Mängeln behafteten seitherigen Methoden zu gedenken, wonach man z.B. durch Ueberpinseln kupferner Geräthschaften mit einer verdünnten Lösung von Schwefelwasserstoff-Ammoniak, von Schwefelwasserstoffwasser, von Schwefelleberlösung u. dgl. seinen Zweck erreichen soll, will ich sogleich angeben, wie man allen Uebelständen, die bei Anwendung eben genannter Stoffe gewöhnlich ein Mißrathen des Versuchs befürchten lassen, gänzlich vorbeugen und einen Ueberzug erhalten könne, der sowohl wegen seines schönen Aussehens, als wegen der Leichtigkeit und Sicherheit seiner Entstehung gar nichts zu wünschen übrig läßt, und eben deßhalb auch gewiß sich einer mannichfaltigen Anwendung zu erfreuen haben wird. Um z.B. kupfernen physikalischen Instrumenten, oder kupfernen Geräthschaften, wie Theekesseln, Präsentirtellern und dergl. einen glänzenden bläulich-grauen (zwischen Platingrau und Stahlblau mitten innestehenden) Ueberzug zu ertheilen, der das Metall vor jeder ferneren Oxydation vollständig schützt, scheine man dieselben mit äußerst feinem Quarzsande und verdünnter Salzsäure, polire sie nöthigenfalls noch (denn je blanker die Oberfläche, desto schöner nachher der Ueberzug), und tauche sie, an einem Faden hängend, in eine bis zum völligen Sieden gebrachte Lösung von 1 Gewichtstheil antimonschwefligen Schwefelnatriums (Schlippe'schen Salzes) in 12 Gewichtstheilen Wasser, mit der Vorsicht, daß dieselben nirgends die Innenwände oder den Boden der Porzellanschale, worin die Salzauflösung sich befindet, berühren. Haben die eingetauchten Gegenstände überall den gewünschten Farbenton angenommen (was meist in wenig Augenblicken der Fall zu seyn pflegt), so zieht man sie ungesäumt wieder aus der siedenden Flüssigkeit heraus, taucht sie in eine bereit gehaltene, mit Wasser gefüllte Schüssel, trocknet sie hierauf mit einem leinenen Tuche ab, und der Ueberzug ist vollendet.Im Fall man das Schlippe'sche Salz, welches bekanntlich leicht der Zersetzung unterworfen ist, nicht vorräthig haben sollte, empfehle ich zu dessen Bereitung das folgende einfache und wohlfeile Verfahren: man menge recht innig 4 Gewichtstheile verwittertes Glaubersalz, 3 Theile fein gepulvertes Schwefelantimon und 1 Gewichtstheil Holzkohlenpulver, trage dieses Gemeng in einen vorher bis zur Rothgluth erhitzten hessischen Schmelztiegel, bedecke diesen hierauf sorgfältig mit einem Ziegelsteine, gieße die Masse, sobald sie zu schäumen aufgehört hat und das schwefelsaure Salz vollständig reducirt ist, sogleich aus, überschütte sie in einer Porzellanschale mit einer hinreichenden Menge Wassers, füge 1/2 Theil Schwefelblumen hinzu, koche das Ganze anhaltend und filtrire endlich. Das Filtrat, das man erforderlichenfalls noch mit Wasser verdünnen kann, wende man unmittelbar zu oben erwähntem Zwecke an. (Böttger's polytechnisches Notizblatt Nr. 2.) Verfahren die Schmuckfedern zu entfetten. 4 Pfd. Weinsteinasche werden in einer hinreichenden Menge Wasser gekocht, worauf man die Lauge ruhen läßt und filtrirt; von dieser Lauge nimmt man den vierten Theil und mischt ihn mit sehr heißem Seifenwasser. Nachdem die Schmuckfedern in dieses Bad eingetaucht und in demselben gewaschen worden sind, zieht man sie heraus, bereitet ein zweites Bad und beginnt die Operation von neuem; dieses Verfahren wird auf gleiche Weise noch ein drittesmal wiederholt. Die durch dieses dreifache Eintauchen vollkommen entfetteten Federn werden von der Seife dadurch gereinigt, daß man dieselben in reiner Lauge so lange behandelt, bis die Lauge hell abfließt. Federn, die gut entfettet sind, fühlen sich rauh an. E. O. Schmidt.