Titel: Verbesserungen an atmosphärischen Eisenbahnen, worauf sich Joseph Zambaux zu Paris am 25. Junius 1845 in England ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. I., S. 1
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I. Verbesserungen an atmosphärischen Eisenbahnen, worauf sich Joseph Zambaux zu Paris am 25. Junius 1845 in England ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1846, S. 258. Mit Abbildungen auf Tab. I. Zambaux's Verbesserungen an atmosphärischen Eisenbahnen. Meine Verbesserungen bestehen 1) in der Anwendung einer längs der Eisenbahnlinie gelegten Hülfsröhre, aus der die Luft auf irgend eine geeignete Weise ausgepumpt wird. Zwischen dieser Röhre und der eigentlichen Triebröhre besteht eine Communication, die mittelst Ventilen regulirt wird. Vermöge dieser Anordnung läßt sich die Bewegung eines Trains nach beiden Richtungen leichter controliren, als dieses bei dem gegenwärtig in Anwendung befindlichen System der Fall ist. Meine Verbesserungen bestehen 2) in der Anordnung gewisser Ventile und Apparate; 3) in der nachher zu beschreibenden Methode, gewisse Ventile durch den Eisenbahnwagen selbst zu öffnen; 4) in einer eigentümlichen von der bisherigen abweichenden Constructionsmethode des Längenventils. Dieses besteht nämlich aus drei zusammengehefteten Lederstücken von conischem Durchschnitte, die hermetisch auf den gleichfalls conisch geformten Längenspalt schließen. Zwischen den Lederstücken sind Drähte angeordnet, welche die Dehnung derselben verhüten sollen. In sämmtlichen Figuren sind gleiche Theile durch gleiche Buchstaben bezeichnet. Fig. 6 zeigt die allgemeine Einrichtung der Eisenbahn mit der Triebröhre und den Stangen, welche das Längenventil der Reihe nach öffnen und verschließen. Fig. 7 stellt einen Längendurchschnitt der Eisenbahn durch die Triebröhre dar. Fig. 8 stellt einen Grundriß der Eisenbahn dar. Fig. 9 ist der Querschnitt eines der Communicationsventile zwischen der Triebröhre und der Seitenröhre. Fig. 10 ist ein Aufriß des Mechanismus zum Oeffnen und Absperren der Communication der Röhren; Fig. 11 ein Grundriß desselben. Fig. 12 ist ein Grundriß der Ventile, welche die Triebröhre der Reihe nach verschließen; Fig. 13 ein Längendurchschnitt der Triebröhre mit der Verbindungsstange; Fig. 15 ein Querschnitt derselben; Fig. 16 der Querschnitt des durch die Verbindungsstange gehobenen Ventils. A ist die Haupt- oder Triebröhre; B die Seitenröhre; C das Längenventil; D das Schiebventil, welches die Triebröhre querüber verschließt; dieses Ventil gleitet in zwei einen Theil der Röhre bildenden Rinnen. E ist ein Cylinder mit einem Kolben, dessen Stange mit dem Schieberventil D verbunden ist; F eine Röhre, welche die Seitenröhre mit der Ventilbüchse G verbindet. Letztere communicirt mit der Triebröhre durch zwei Röhren C². H ist die an den Kolben I und den Locomotivwagen befestigte Verbindungsstange; N die Stelle, wo die Maschinen angeordnet werden sollen, um die Luft aus der Seitenröhre herauszuschaffen. Das conische Ventil a, a öffnet abwechselnd die Communication zwischen den Seitenröhren und den beiden separaten Durchschnitten durch das Schieberventil D. h¹ ist ein an die Stange des Schieberventils D befestigter und in dem Cylinder E gleitender Kolben; c, c kleine zwischen der Ventilbüchse G und dem oberen Theil des Cylinders E communicirende Röhre; d eine Röhre für den Zutritt der atmosphärischen Luft; e ein Schieber mit einer transversalen Oeffnung, welche der Luft nöthigenfalls den Eintritt in den Cylinder F gestattet; f ein Hebel, dessen beide Arme durch die Schiebstangen g, g in Bewegung gesetzt werden; h eine Verbindungsstange, welche die Bewegung von dem Hebel f auf den Schieber transmittirt; i, i sind zwei an die Hähne k¹, k¹ befestigte Hebelarme, an deren Enden die Drähte j, j befestigt sind, und die den Zweck haben, diese Hähne und zugleich mit Hülfe der Stangen g, g den Hebel f zu bewegen; K, K¹ sind Zweiwegehähne, welche die Büchse G mit Hülfe der Röhren c, c¹, c² mit dem Cylinder E in Verbindung setzen; l ein an die Seite der Triebröhre befestigter Hebel, gegen den sich eine unter dem Wagen befestigte geneigte Ebene m lehnt; n eine Rolle, über welche die mit dem einen Ende an den Hebel l und mit dem andern an den Hebel i oder i¹ befestigte Schnur j, j¹ geführt ist; o sind Hervorragungen an der Kolbenstange l¹, die bei Hebung der Stange den mit dem Theile q verbundenen Hebel p heben; dieser Hebel tritt in eine an dem Hebel f befindliche Oeffnung x und setzt den letztern mit in Bewegung; s ist eine an dem Ende des Hebels p befindliche Klaue, welche die Hebel t, t¹ abwechselnd in die Höhe hebt; u, u¹ Hebel, die an der Achse der Hebel t, t¹ befestigt sind und die Bewegung auf die Stangen v, v¹ der Ventile a, a¹ übertragen. Nachdem ich im Vorhergehenden die allgemeine Anordnung des Systems beschrieben, komme ich zur Beschreibung der Methode, wie der luftleere Raum der Reihe nach in der Abtheilung erzeugt wird, ehe der Zug an dieser Stelle ankommt, sowohl in der einen als auch in der andern Richtung. Die Triebröhre kann nämlich in eine beliebige Anzahl Abtheilungen von ungefähr 550 Yards getheilt werden. Die Seitemöhre B steht immer mit dem luftentleerenden Apparate in Verbindung und wird stets in einer Luftverdünnung von 6–8 Zollen erhalten. Die Anordnung der Theile ist folgende: 1) das Vacuum in der Röhre B; 2) der atmosphärische Druck in der Röhre A; 3) die Hähne K, K¹ geschlossen, die Ventile a, a¹ geschlossen, die Platte D offen. Bei diesem Zustande befindet sich der Kolben C des Cylinders unten und der Hebel f, f in seiner mittleren Lage, wo er die Verbindung zwischen der atmosphärischen Luft und dem Cylinder E vermittelt. Der Mechanismus tritt, wenn der Zug nach der einen Richtung geht, vermittelst des kleinen Hahns K, und wenn er nach der entgegengesetzten Richtung geht, vermittelst des Hahnes K¹ in Wirksamkeit. Durch Oeffnung des Hahnes K¹ mittelst der Schnur j wird zwischen der Seitenröhre und dem oberen Theile des Cylinders E eine Verbindung hergestellt; gleichzeitig mit dem Anziehen der Schnur j wurde jedoch der Hebel durch die Verbindungsstange g¹ gehoben; dieser Hebel setzt den Schieber e, welcher die Communication der äußeren Luft mit der Pumpe F abschließt, in Bewegung und zieht den Hebel p nach derselben Seite. Sobald das Vacuum oberhalb des Kolbens hergestellt ist, wird er und mit ihm das Schieberventil D gehoben. Um die Triebröhre querüber zu verschließen, kommen die Hervorragungen o mit dem Hebel p in Berührung, dieser hebt den Hebel t und öffnet das Ventil a mit Hülfe des Arms a¹ und des Theiles b¹. Auf diese Weise kann das Ventil nicht eher geöffnet werden, als bis der Schieber D beinahe ganz geschlossen ist. Wird der Hahn K¹ durch Anziehen der Schnur j¹ geschlossen, so werden die Hebel f, f durch die Verbindungsstange g¹ in ihre Mittellage gebracht, der Schieber e kommt in Bewegung und die Communication der äußern Luft mit der Pumpe F ist hergestellt. Der Kolben C, die Stange, der Schieber und das Gewicht e¹ sinken alsdann herab und öffnen die Röhre für den Durchgang des Kolbens. Vor Ankunft des Trains schließt sich das Ventil a¹. Ganz auf ähnliche Weise erfolgt die Bewegung des Trains nach der entgegengesetzten Richtung; wenn nämlich die Schnüre j'' und j''' angezogen werden, so öffnet und schließt sich der Hahn K und der Erfolg ist der nämliche wie oben, nur mit dem Unterschiede, daß der luftleere Raum in der andern Abtheilung hergestellt wird, weil nun das Ventil a sich öffnet. Die Wirkungsweise ist folgende. Da die mit dem Vacuum in steter Communication stehende Röhre c durch die Röhre c''' mit dem Hahn K in Verbindung ist, so öffnet sich durch Anziehen der Schnur j'', wodurch dem Hebel i eine Viertelsdrehung beigebracht wird, der Hahn K, und zwischen der Seitenröhre und dem Körper der Pumpe bildet sich durch Vermittlung der Röhre c'' eine Communication; der Hebel f, f wird von der Seite gezogen und die Klaue des Hebels p unter den Hebel t gebracht; der Schieber e verhindert jede Communication zwischen der atmosphärischen Luft und dem Körper des Cylinders. Das Vacuum befindet sich oberhalb des Kolbens b, der in die Höhe geht. Dicht an dem Schieber und den Schultern o geht der Hebel p in die Höhe, dessen Klaue den Hebel t hebt; dieser öffnet das Ventil, worauf die in der dem Ventile a entsprechenden Abtheilung der Triebröhre enthaltene Luft in die Seitenröhre gedrückt wird. Hieraus erhellt, daß alles, was erforderlich ist, wenn ein Train nach der einen oder der andern Richtung gehen soll, sich darauf beschränkt, die Schnüre j, j', j'', j''' anzuziehen, wodurch das nöthige Vacuum in den Abtheilungen der Triebröhre hergestellt wird. Diese Schnüre oder Drähte sollten auf der rechten Seite des Trains angeordnet und durch einen am Wagenzug angebrachten Apparat auf die Fig. 610 dargestellte Weise von selbst in Thätigkeit gesetzt werden. Die Drähte liegen auf Rollen, die neben der Röhre angebracht sind. An dem Ende eines jeden Drahtes befindet sich ein Fig. 10 im Aufrisse und Fig. 8 im Grundrisse dargestellter Hebel, der sich um einen an der Triebröhre befestigten Stift l' dreht. Dieser Hebel ist durch eine kleine Kette mit dem Ende des Drahtes verbunden und mit einem Aufhälter l'' versehen. Durch Niederdrücken dieses Aufhalters wird die kleine Kette und der Draht bewegt. Die Hebel, woran die Drähte j,', j''' zum Absperren der Hähne befestigt sind, befinden sich an jeder Seite der Röhre in einer Linie, eben so die Hebel zum Oeffnen der Hähne, nur in einem etwas größeren Abstande von der Röhre. Eine an dem Wagen befestigte Stange m hat den Zweck, auf den Theil l'' des von der Röhre entferntesten Hebels zu drücken und daher den Draht so zu bewegen, daß er den Hahn K oder K¹ öffnet. Eine andere an der Rückseite dieser Stange befindliche, in der Abbildung jedoch nicht sichtbare Stange drückt auf ähnliche Weise gegen den der Röhre am nächsten liegenden Theil l'', wodurch die Drähte angezogen und die Hähne K oder K¹ geschlossen werden. Diese Stange ist beweglich und im Bereiche des Conducteurs. Will dieser den Train anhalten, so braucht er nur die Stange zu heben; die Hähne K, K¹ können sich alsdann nicht öffnen und das Vacuum in der betreffenden Abtheilung hört auf, so daß nun der Zug leicht angehalten werden kann. Während der Fortbewegung des Wagenzugs öffnen sich, wie aus der vorangegangenen Beschreibung erhellt, die Hähne K und K¹, und das Vacuum bildet sich in einer Röhrenabtheilung, wenn der Train 440 Yards von derselben entfernt ist; die Hähne schließen sich dagegen, wenn der Zug ungefähr 330 Yards von dem Schieber entfernt ist. Soll der Zug an dem Ende oder an irgend einer Stelle der Eisenbahnlinie angehalten werden, so muß der rechts an der Röhre befindliche Draht angezogen werden. Sobald das Vacuum hergestellt ist, kommt der Kolben mit dem Train in Bewegung und verharrt in derselben, bis er durch den Zugführer angehalten wird. Ist der Train einmal in Bewegung, so setzen die Wagen von selbst den Mechanismus in Thätigkeit, welcher die Herstellung des Vacuums in den verschiedenen Abtheilungen der Triebröhre veranlaßt.

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Tafel Tab. I
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