Titel: Ueber ein einfaches Verfahren Gebäude mit metallener Bedachung vor dem Blitz zu schützen; von Prof. Henry.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XII., S. 44
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XII. Ueber ein einfaches Verfahren Gebäude mit metallener Bedachung vor dem Blitz zu schützen; von Prof. Henry. Aus dem Philosophical Magazine, April 1846, S. 340. Henry's Verfahren Gebäude mit metallener Beobachtung vor dem Blitz zu schützen. Nach dem Princip der elektrischen Induction sind mit Metall gedeckte Häuser der Gefahr, vom Blitze getroffen zu werden, mehr ausgesetzt als mit Schindeln oder Ziegeln gedeckte. Glücklicherweise aber können sie auf sehr einfache Weise davor geschützt werden. Aus wohlbegründeten Gesetzen der elektrischen Wirkung geht offenbar hervor daß, wenn ein Haus äußerlich ganz in ein Metallgehäuse eingeschlossen wäre, die heftigste Entladung von Wolken auf dasselbe ohne Geräusch in die Erde abgeleitet würde, ohne das Haus zu beschädigen oder die Inwohner in Gefahr zu setzen. Auch ist ausgemacht, daß wenn das Haus nur mit einem metallenen Dach versehen wäre, ohne daß Kamine hervorragten, und dieses Dach mit dem Boden in metallische Verbindung gesetzt würde, das Haus auch dann vollkommen geschützt wäre. Letztere Verbindung wird aber am besten durch die zinnernen oder kupfernen Rinnen hergestellt, mittelst deren man das Wasser vom Dach auf die Erde zu leiten pflegt. Zu diesem Behufe braucht an das untere Ende der Rinne nur ein 2–3 Zoll breites Band von Kupferblech gelöthet, mit Holzkohlenpulver umgeben und von dem Hause weiter geleitet zu werden, bis es in feuchtem Grund endigt. Die obern Enden dieser Rinnen werden gewöhnlich an das Dach gelöthet; sollten sie aber nicht metallisch mit einander in Verbindung stehen, so kann diese Verbindung durch einen Streifen Kupferblech hergestellt werden. Der einzige hiebei noch ungeschützte Theil des Hauses sind die Kamine; um diese zu schützen, braucht man nur längs des Kamins eine Stange aufzurichten, welche mit ihrem untern Ende an das Metall des Daches gelöthet wird, und sich oben 15 bis 20 Zoll über den Kamin zu erheben hat. In den letzten Jahren wurde über die Fortpflanzung der Elektricität durch einen Conductor viel gestritten, ob sie nämlich durch die ganze Masse der Stange gehe, oder sich nur auf deren Oberfläche beschränke. Aus den von Professor Henry der amerikanischen Gesellschaft der Naturforscher mitgetheilten Versuchen über diesen Gegenstand geht hervor, daß die elektrische Entladung ihren Weg vorzüglich an der Oberfläche nimmt oder zu nehmen strebt; da nun ein Haus von gewöhnlicher Größe in der Regel mit 2–4 senkrechten Rinnen (zwei vorn und zwei hinten) versehen ist, so reicht die Oberfläche derselben hin, die stärkste von den Wolken gesandte Entladung ohne Geräusch abzuleiten. Ein vom Blitz getroffenes Haus, welches Prof. Henry kürzlich untersuchte, bot einige interessante Erscheinungen dar. Der Blitz schlug oben in den Kamin, fuhr im Innern desselben herunter an einen Punkt, welcher sich einer auf dem Boden der Dachstube befindlichen Eisenmasse gegenüber befand, wo er durch den Kamin fuhr; von da strich er mit Explosion, die Gypsbekleidung der Decke durchbrechend, in ein unten befindliches Schlafzimmer, wo er mit einem kupfernen Glockendraht in Berührung kam, durch welchen er in horizontaler Richtung und ohne Geräusch etwa 6 Fuß weit fuhr; hierauf sprang er mit Explosion beiläufig 10 Fuß weit durch die Luft auf ein Dachfenster und zerbrach das Schiebfenster, die Trümmer über die Straße schleudernd. Offenbar wurde er auf diesen Punkt durch das obere Ende einer senkrechten Rinne, welche sich in der Nähe des Fensters befand, gezogen. Er fuhr nun ohne Geräusch die Rinne hinab, bis er an ihr einen Fuß vom Boden entferntes Ende gelangte. Hier schien wieder eine Explosion stattgefunden zu haben, indem das Kellerfenster zerbrochen war. Ein Bett, in welchem ein Mann zu dieser Zeit schlief, stand längs der Mauer unmittelbar unter dem Glockendraht; obgleich sein Körper parallel mit dem Draht und nur 4 Fuß davon entfernt war, so blieb er doch nicht bloß unbeschädigt, sondern wurde auch gar nicht merklich davon afficirt. Die Größe des Lochs im Kamin und der Umstand, daß der Blitz durch den Kupferdraht gefahren war ohne ihn zu schmelzen, zeigen, daß die Entladung nur eine schwache war und doch waren ihre mechanischen Wirkungen, das Durchbrechen der Decke und Wegschleudern des Fensterrahmens über die Straße, erstaunlich groß. Diese Wirkungen schreibt Prof. Henry einer plötzlichen Repulsiv- oder Expansionskraft zu, welche längs des Weges der Entladung in der Luft entwickelt wird, und er glaubt, daß die meisten mechanischen Wirkungen in solchen Fällen auf demselben Grund beruhen. In einem Falle, wo ein Haus bei Princeton vom Blitze getroffen wurde, entlud sich derselbe in den Kamin, zersprengte den Schlot und fuhr über den Dachboden an das andere Ende des Hauses, wobei eine solche Explosionskraft in diesem eingeschlossenen Raume entwickelt wurde, daß beinahe das ganze Dach abgehoben wurde.