Titel: Ueber das Lackiren der Meubels; von E. O. Schmidt.
Autor: Eduard Oscar Schmidt [GND]
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XVI., S. 56
Download: XML
XVI. Ueber das Lackiren der Meubels; von E. O. Schmidt. Schmidt, über das Lackiren der Meubels. Um dem Meubel vermittelst eines Lacküberzuges eine dem Mahagony ähnliche Farbe zu ertheilen, muß auf nachstehende Art und Weise verfahren werden. Man beginnt damit, alle mit Lack zu überziehenden Holzoberflächen ganz fein mit Schachtelhalm abzuschleifen, damit alle beim Abrichten der Oberfläche mit dem Hobel zurückgebliebenen unegalen Stellen verschwinden. Hierauf wird in einem irdenen Topf etwas Leim ganz schwach gekocht und man seiht nach diesem die Leimauflösung durch ein feines leinenes Tuch. Mit dieser Composition wird der Gegenstand zweimal grundirt und es ist bei diesem Grundiren nur noch zu bemerken, daß die zweite Schicht des Grundes nicht eher aufgetragen werden darf, bevor nicht die erste vollkommen trocken geworden ist; der Grund wird mit Schachtelhalm fein abgeschliffen. Um sich die hiezu nöthige Farbe zu bereiten, wird gebrannter Ocker in Oelfirniß auf einem Reibstein recht fein abgerieben und man setzt so viel Wiener Lack zu, bis die gewünschte dunklere oder hellere Nüance erhalten worden ist. Die Farbe darf nicht stark seyn, weil sie sonst die Adern des Holzes verdecken und es unmöglich seyn würde, das Mahagony künstlich nachzuahmen. Ist die Farbe zweimal aufgetragen und an allen Stellen vollkommen trocken geworden, so schleift man den Farbenüberzug mit Schachtelhalm fein ab, wodurch der Grund bis zum Lackiren fertig ist. Der zum Ueberziehen des Grundes bestimmte Lack wird zum erstenmal in einer ganz dünnen Schicht mit einem feinen Borstenpinsel auf den Gegenstand aufgetragen; sobald diese Lackschicht trocken geworden ist, schleift man dieselbe und läßt eine zweite etwas stärkere Lackschicht folgen; es darf jedoch in keinem Fall der Lack zu dick aufgetragen werden, damit er nicht an den Kanten und Ecken herunterläuft. Das Trocknen der lackirten Gegenstände muß im Sommer im Schatten geschehen und darf nicht in den heißen Sonnenstrahlen stattfinden; denn durch die zu große Hitze reißt der Lack und dieser sowie der Grund fangen an zu laufen, wodurch Blasen entstehen, welche man nur dadurch wieder wegbringen kann, daß die lackirte Oberfläche mit Bimsstein abgeschliffen wird. Im Winter findet das Trocknen mittelst der Ofenwärme statt. Alle mit Lack überzogenen Gegenstände müssen, während man sie trocknet, vor Staub geschützt, werden, weil durch diesen die lackirte Oberfläche matt und schmutzig wird und man gezwungen ist dieselbe noch einmal zu schleifen. Will man den Meubels, die aus gewöhnlichem Holz gefertigt sind, auf künstliche Weise das Ansehen geben, als wären sie aus Cedern- oder Nußbaumholz gemacht, so verfährt man wie folgt: So wie das Meubel vom Schreiner kömmt, wird es mit feinem Bimsstein ganz gut abgeschliffen, damit auf der Oberfläche alle unegalen Stellen verschwinden. Nach diesem wird der Gegenstand mit Leim getränkt und mit Schachtelhalm gut abgeschliffen. Der zum Abschleifen des Grundes dienende Schachtelhalm muß von Knoten befreit werden und man bläst durch ihn, um denselben geschmeidig zu machen; beobachtet man diese Vorsichtsmaßregel nicht, so bricht der Schachtelhalm leicht und verursacht dann schädliche Riefen, die man anfänglich nicht bemerkt, die aber beim Lackiren sichtbar werden. Nach diesem wird auf einem Reibstein etwas Terra da Siena in Terpenthinöl recht fein so lange abgerieben, bis alle Körnchen verschwunden sind; diesen Grab von Feinheit kann man am besten dadurch beurtheilen, wenn man von der geriebenen Masse etwas auf die Vorderzähne bringt und mit den obern Zähnen reibt; die Terra da Siena darf nicht gebrannt seyn. Nach dem Abreiben wird die Composition mit so viel Oelfirniß verdünnt, bis sie sich gut mit dem Pinsel verstreichen läßt. Um das Trocknen der Composition zu erleichtern, die ohne Anwendung eines künstlichen Mittels nur sehr schwer trocknet, wird derselben Bleizucker zugesetzt, der vorher im Terpenthinöl fein abgerieben worden ist. Mit der eben angegebenen Composition wird der Gegenstand ganz schwach zweimal überzogen, und man bedient sich hiezu eines feinen Borstenpinsels, der unterbunden ist, wodurch er einen feinern Strich bekommt. Nach dem Auftragen einer jeden Schicht und dem Trocknen derselben läßt man ein Schleifen mit Schachtelhalm folgen; ist auf die hier vorgeschriebene Weise der Grund behandelt worden, so kann zum Lackiren übergegangen werden. Auf den Grund werden drei Schichten Lack aufgetragen und zwar werden die zwei ersten Schichten, nachdem sie vollkommen trocken geworden sind, jedesmal geschliffen, während bei der dritten Schicht der Lack in seinem natürlichen Glanze stehen bleibt.