Titel: Ueber die Conservirung des Holzes für Eisenbahnschwellen etc. nach Payne's Verfahren.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XXXV., S. 153
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XXXV. Ueber die Conservirung des Holzes für Eisenbahnschwellen etc. nach Payne's Verfahren. Aus dem Echo du monde savant, 1846 No. 14. Payne, über die Conservirung des Holzes für Eisenbahnschwellen etc. Dieselbe beruht auf der Erzeugung eines während seines Entstehens zu einer festen Masse gerinnenden Niederschlags aus zwei tropfbaren Flüssigkeiten, die man innerhalb der Poren des Holzes zusammenbringt, wobei sie sich wechselseitig zersetzen. Die beiden Flüssigkeiten sollen Auflösungen von schwefelsaurem Eisenoxydul (Eisenvitriol) und salzsaurem Kalk seyn.Man vergl. die Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. LXXXVI S. 434. Wenn man ein kleines Parallelipipedum von Holz in eine mit Eisenvitriollösung angefüllte Untertasse legt und unter die Glocke der Luftpumpe bringt, so kann man den dabei stattfindenden Vorgang wahrnehmen; bei jedem Kolbenhub entweicht die in den Poren des Holzes enthaltene Luft auf der Oberfläche desselben und bringt die Flüssigkeit in Wallung, welche sogleich die Stelle der austretenden Luft einnimmt, daher das Holz immer tiefer in der Flüssigkeit einsinkt. Nachdem das Holz auf diese Art imprägnirt ist, bringt man durch Druck eine Lösung des salzsauren Salzes in dasselbe; natürlich werden auf diese Weise seine Poren in Folge einer doppelten Zersetzung mit einem festen eisen- und kalkhaltigen Cement ausgefüllt, welches nicht nur seine Dichtigkeit und sein Gewicht, sondern auch seine Widerstandskraft in allen Richtungen vergrößern, und es vor Insecten, Fäulniß und sogar vor dem Verbrennen schützen muß. Die porösesten, folglich geringsten Holzarten werden, nachdem sie imprägnirt sind, die besten. Wir theilen hier die Anwendung dieses Verfahrens im Großen, mit, so weit wir es kennen gelernt haben. Ein gußeiserner Cylinder von 3–4 Meter Durchmesser und von der Länge der größten nordischen Tanne wird auf einem geräumigen Zimmerplatz horizontal gelegt; diese Art Tunnel, bloß an einem Ende offen, besteht aus mehreren gut zusammengenieteten cylindrischen Stücken. Die Eingangsthür oder der Deckel hängt an einem zu seiner Handhabung dienenden, beweglichen Krahn; zwei im Innern des Tunnels angebrachte Schienen setzen sich außen weiter fort; auf ihnen laufen niedere Waggons, worauf Balken, Schwellen und andere Holzstücke so geladen werden, daß sie den ganzen Cylinder ausfüllen. Diesen Train schiebt man in den Apparat, schließt die Thür luftdicht und erzeugt mittelst Luftpumpen, die durch eine kleine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt werden, einen luftverdünnten Raum. In dem Maaße, als sich die Luft verdünnt, steigt aus Cisternen, welche im Boden unter dem Cylinder angebracht sind, die Eisenvitriollösung in das Innere des Cylinders hinauf und nimmt die Stelle der aus den Holzporen getriebenen Luft ein. Ich vermuthe, daß man nun einen hydraulischen Druck einwirken läßt, damit sie besser eindringt und hierauf den Hahn öffnet, damit die Flüssigkeit wieder in die Cisterne zurück gelangt; hierauf wird dieser untere Hahn wieder geschlossen und ein oberer Hahn geöffnet, welcher eine Auflösung von salzsaurem Kalk, die in 2–3 Meter Höhe über dem Cylinder in Bassins enthalten ist, herabfallen läßt. Man kann mit diesem Druck noch die Wirkung einer Druckpumpe verbinden, um die zweite Flüssigkeit bis in den Kern des Holzes zu treiben. Auch vermuthe ich, daß der salzsaure Kalk mittelst comprimirter Luft in die oberen Reservoirs zurückgetrieben wird. Man zieht sodann das imprägnirte Holz aus dem Cylinder, um ihn neuerdings zu beschicken. Der Zimmerplatz des Hrn. Payne ist mit Eisenbahnschwellen, Holzpflasterstücken, Längenbalken etc. angefüllt, welche ihm von allen Seiten zugeführt werden, damit er sie nach seinem Verfahren imprägnire, dessen Kosten, wie er sagt, unbedeutend sind, wenn die Arbeit sehr im Großen betrieben wird. Das metallisirte Holz nimmt an der Luft eine bläuliche Farbe an; die HHrn. Valentine und Burdmore stellten eine Reihe Versuche mit demselben an, deren Resultate folgende sind. Ein Stück zugerichtetes Buchenholz von 87 Millimeter im Gevierte trug, auf das Segment eines Eisenbahnrads von 1,216 Meter Durchmesser gelegt, ein Gewicht von 140,000 Kilogr.; es wurde nur um 9 Millimeter gebogen, von welchen 3 Millimeter nach Beseitigung der Last wieder in die Höhe gingen. Dieses Holzstück schien uns beim Heben so schwer zu seyn wie Eichenholz. Auf hölzernen Schienen ist sicherlich die Adhäsion der laufenden Räder größer, als bei eisernen; ein bei Vauxhall-Bridge auf einer Länge von 170 Meter Holzschienen zwei Monate fortgesetzter Versuch ergab, daß nach 28,000maligem Darüberfahren einer Locomotive und häufiger Anwendung der Bremse die Spuren des Sägenschnitts auf den Schienen noch kaum verwischt waren trotz einer Krümmung von 219 Meter Radius und der Rampen von 1 auf 9, 1 auf 24 und 1 auf 95. Die stärkste dieser Rampen fuhr die Locomotive, ohne einen Anlauf zu nehmen, rasch hinauf. Andere vergleichende Versuche wurden angestellt, um den Widerstand des präparirten Holzes gegen das Brechen darzuthun; ein Stück Tannenholz von 25 Millimeter im Quadrat und 862 Millimeter Länge ertrug, bis es zur Biegung (mit Bogenhöhe) von 152 Millimeter kam, 3,171 Kilogr. mehr als ein ganz gleiches Stück nicht präparirten Tannenholzes. Endlich fand man, daß das imprägnirte Holz um 20 Procent an Widerstand gegen den senkrechten Druck gewonnen hatte. Ferner sahen wir von präparirtem Holz verfertigte Möbel, welche die schönsten Farben und die schönste Politur angenommen hatten. Es versteht sich, daß dieses Holz bei der Bearbeitung sich hart zeigen muß und für die Einflüsse der Temperatur nicht mehr so empfänglich seyn kann, als das gewöhnliche; ferner, daß es unverbrennlich ist und von den Insecten nicht angegriffen wird. Es leuchtet ein, daß das schlechteste, poröseste Holz sich zu dieser Behandlung am besten eignet, daß der Preis desselben nicht bedeutend dadurch erhöht wird, da die Kosten der Ingredienzien gering sind und die Arbeit dabei eine sehr einfache ist; die ersten Anschaffungskosten des Apparats dürften 20–30,000 Frcs. nicht übersteigen und der tägliche Ertrag der Anstalt scheint ebenso gesichert zu seyn, wie bei einer Bäckerei. Jede Stadt dürfte mit der Zeit eine solche Vorrichtung besitzen, durch welche der Verbrauch an Zimmerholz und vielleicht auch an Eisen vermindert wird, wenn die Dauerhaftigkeit dieses Holzes bei seiner Anwendung als Bahnschienen sich bewährt. Breitere Radfelgen, welche auf doppelt so breiten Schienen dahinrollen, würden deren Abnutzung durch die Wagenzüge um die Hälfte vermindern, und minder schwere Locomotiven, welche nach dem Vorschlag von Seguier auf Mittelschienen laufen, die Eisenbahnen minder kostspielig machen; man könnte dann auch viel größere Steigungen anwenden und die Querschwellen würden nicht mehr alle fünf Jahre verfaulen, wie gegenwärtig.