Titel: Ueber die Bestandtheile des Hopfens und die zu seinem Anbau geeignetsten Düngerarten; von J. C. Nesbit.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXV., S. 310
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LXV. Ueber die Bestandtheile des Hopfens und die zu seinem Anbau geeignetsten Düngerarten; von J. C. Nesbit. Aus dem Echo du monde savant, 1846 Nr. 29 und 30. Nesbit, über die Bestandtheile des Hopfens und die zu seinem Anbau geeignetsten Düngerarten. Da der Hopfenbau einer der wichtigsten Gegenstände der Landwirthschaft ist und diese Pflanze überdieß ein größeres Capital in Anspruch nimmt, als jedes andere Gewächs, so ist es zu verwundern, daß noch Niemand sich mit der Analyse der Asche des Hopfens beschäftigte, um die Natur und Menge der mineralischen Bestandtheile kennen zu lernen, welche er dem Boden entzieht. Alle Hopfen bauenden Landwirthe wissen, daß diese Pflanze mehr Dünger braucht als jede andere. Ich theile im Folgenden die Analyse der Verbrennungsproducte von vier Hopfenmustern (goldgelber Sorte) mit, welche mir von John Paine Esq. zu Farnham geliefert wurden. 1) Analyse der Hopfenblüthen-Asche. 2 Pfd. Hopfenblüthen, im Dampfbad getrocknet, verloren 3 Unzen Wasser; der 1 Pfd. 13 Unzen wiegende Rückstand, welcher in einem großen irdenen Schmelztiegel eingeäschert wurde, gab 1282 Gran oder 95 Proc. Asche, die auf gewöhnliche Weise analysirt wurde. 2) Analyse der Asche von den Blättern. 9 Unzen Blätter, im Dampfbad getrocknet, verloren 1 1/2 Unzen Wasser; die ausgetrockneten und eingeäscherten Blätter gaben 572 Gran oder 16,5 Proc. Asche. 3) Analyse der Hopfenstengel. 1 Pfd. 2 1/2 Unzen verloren durch das Austrocknen im Dampfbad 1 7/8 Unze Wasser und gaben 1 Pfd. 5/8 trockenen Rückstands, welcher beim Einäschern 353 Gran oder nahezu 5 Proc. Asche lieferte. 4) Zusammensetzung. Die mit dem Kalk der Asche verbundene Kohlensäure ist ein ProductProdnct der Verbrennung des Kohlenstoffs der Pflanze und nicht des Bodens; um also die procentische Zusammensetzung der unorganischen Bestandtheile zu erhalten, muß diese Kohlensäure abgezogen werden, wo sich dann folgende Zusammenstellungen ergeben. 1) Procentgehalt an mineralischen Bestandtheilen im Hopfen, dessen Blüthen, Blätter und Stengel bei der Temperatur des kochenden Wassers getrocknet wurden. Blüthen. Blätter. Stengel. Procente   9,87   13,6   3,74 2) Procentische Zusammensetzung der unorganischen Bestandtheile. Blüthen. Blätter. Stengel. Kieselerde   21,50   12,14     6,07 Chlornatrium     7,24     9,49     6,47 Chlorkalium     1,67       –     9,64 Natron       –     0,39       – Kali   25,18   14,95   25,85 Kalk   15,98   49,67   38,73 Magnesia     5,77     2,39     4,10 Schwefelsäure     5,41     5,04     3,44 Phosphorsäure     9,80     2,42     6,80 Phosphorsaures Eisen     7,45     3,51     0,40 –––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00 5) Verhältniß der durch vier Hopfenproben (von Farnham)der Erde entzogenen unorganischen Stoffe. Um aus obigen Analysen ein praktisches Resultat ziehen zu können, muß man vor allem die Menge der durch die vier Hopfenproben dem Boden entzogenen unorganischen Stoffe kennen. Folgende Zusammenstellung gibt diese Gewichte: Blüthen. Blätter. Stengel. Kieselerde   268,11   59,24   16,63 Chlornatrium   901,28   16,31   17,73 Chlorkalium     20,82      –   36,41 Natron        –     1,90      – Kali   314   72,96   66,72 Kalk   199,27 242,31 106,12 Talkerde     71,95   11,66   11,23 Schwefelsäure     67,46   24,60     9,43 Phosphorsäure   122,21   11,81   18,63 Phosphorsaures Eisen     92,90   17,13     1,10 –––––––––––––––––––– 1247 488 274 6) Verhältniß der dem Boden durch einen Acre (Morgen) Hopfens entzogenen unorganischen Substanzen. Die Anzahl der auf einem Morgen befindlichen Hopfenstöcke ist nach den Oertlichkeiten verschieden; bald sind es 1000, bald 1260 bis 1440. Ich nehme hier 1000 an. Multiplicirt man die in obigen Zusammenstellungen enthaltenen Zahlen mit 250, so hat man das Gewicht der einem Morgen Landes durch den Hopfen entzogenen unorganischen Bestandtheile. Zur Bequemlichkeit der Landwirthe gebe ich diese Gewichte in Avoir-Dupoids-Pfunden etc. Textabbildung Bd. 101, S. 312 500 Pfd. Blüthen; 184 1/2 Pfd. Blätter; 280 Pfd. Stengel; Gesammtmenge der Blüthen, Blätter u. Stengel; Kieselerde; Chlornatrium; Chorkalium; Natron; Kali; Kalk; Talkerde; Schwefelsäure; Phosphorsäure; Phosphors. Eisen Hieraus ist zu ersehen, welche Menge unorganischer Bestandtheile die anzuwendenden Dünger dem Boden liefern müssen, und daß das Kali der wichtigste darunter ist. Der Kaligehalt des Guano beträgt 3 Proc.; das Weizenstroh liefert ungefähr 5 Proc. Asche und ein Centner derselben enthält nahe 18 Pfd. Kali. Der Stalldünger enthält beinahe 7 Proc. mineralische Bestandtheile und letztere ungefähr 9 3/4 Proc. Kali. Folgende Tabelle, welche das erforderliche Gewicht verschiedener Düngerarten angibt, um einem Morgen Landes 17 Pfd. Kali zu liefern, beweist, daß die große Menge Kali, die dem Boden durch den Hopfen entzogen wird, eine der Ursachen ist, daß diese Pflanze einer so großen Menge Düngers bedarf. 7) Erforderliche Menge von Guano, landwirthschaftlichem Dünger und Weizenstroh, um die dem Erdboden eines Morgen Landes durch den Farnhamer Hopfen entzogenen 17 Pfd. Kali zu ersetzen. Blüthen, Blätter und Stengel      auf einem Morgen.   Guano Weizenstroh Landwirthschaftl.       Dünger. 500 Pfd. Blüthen   7 Cntr.Avoirdup       28           61 146 1/2   „ Blätter 289   „ Stengel ––––––––––––– 935 1/2 Hieraus ersieht man daß, obwohl 2 Cntr. Guano vollkommen hinreichen, um die nothwendige Menge phosphorsauren Salzes zu liefern, doch 7 Cntr. erforderlich sind, um das verlorene Kali zu ersetzen; 5 Cntr. von diesen können folglich durch eine geringere Art Düngers ersetzt werden, welcher kein phosphorsaures Salz, hingegen 12 1/2 Pfd. Kali enthält. Wir nahmen bisher an, daß die Blüthen, Blätter und Stengel des Hopfens auf einem Morgen Landes zu Farnham ein bestimmtes Gewicht haben; dem ist aber nicht so; bei schlechten Ernten ist ihre Quantität natürlich geringer. Es ist in manchen Districten sogar keine Seltenheit, daß man nur eine Tonne per Morgen erntet. 8) Erforderliche Menge von Guano, Stroh und landwirthschaftlichem Dünger, um die 64 Pfd. Kali zu ersetzen, welche einem Morgen Landes durch eine Tonne Hopfen entzogen werden. Hopfenblüthen, -Blätter       und -Stengel.      Guano.     Stroh.    Stalldünger. 2240 Pfd. Blüthen 1 Ton. 5 Cntr. 4 Ton. 5 Cntr. 11 Ton. 13 Cntr.   293   „ Blätter   538   „ Stengel. Da aber die Mittel, auf diese Weise das Kali herbeizuschaffen, sehr kostspielig sind, so muß man es aus andern Quellen schöpfen. Unter den Kalisalzen, welche im Handel vorkommen, enthält das salpetersaure Kali (der Salpeter) 47 Proc. Kali und die Potasche 68; die 64 Pfd. Kali könnten sonach dem Boden wieder gegeben werden durch 136 Pfd. Salpeter oder 94 Pfd. Potasche. Diese Quantitäten der genannten Salze wären erforderlich, um das dem Boden durch den Hopfen entzogene Kali zu ersetzen; läßt man aber die Blätter und Stengel auf dem Boden liegen, so ist ein Sechstheil weniger erforderlich, woraus der Nachtheil des Hinwegnehmens der Stengel vom Boden ersichtlich ist. Eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Analysen ist die Zubereitung eines wohlfeilen Düngers, welcher die zum Hopfenbau nothwendigen unorganischen Bestandtheile hat. Da ich die Analyse des Hopfens anderer Gegenden noch nicht beendigt habe, so kann ich den Dünger, welchen ich für den besten halte, jetzt noch nicht angeben, bis ich mich überzeugt habe, daß die unorganischen Bestandtheile überall dieselben sind. Nach meiner Analyse enthält der Hopfen außer dem Kali auch Phosphorsäure, Kalk, Talkerde, Chlornatrium und Kieselerde. Ungefähr 3 Cntr. Guano wären erforderlich, um die nöthige Menge phosphorsaurer Salze zu liefern; der Bedarf an Chlornatrium würde durch 1 Cntr. Kochsalz gedeckt; Kalk und Talkerde wären sicherlich in hinreichender Menge im Boden vorhanden und die Kieselerde wahrscheinlich ebenfalls; vielleicht aber wäre es besser, Kieselerde und Kali mit einander in Form eines kieselsauren Salzes anzuwenden. Demnach wären folgende Gemenge gewiß von sehr großem Vortheil für den Hopfenbau. Sie sind auf einen Morgen berechnet. Nr. 1. 3 Centner Guano, 1      „ Seesalz, 1 1/2      „ Salpeter, oder 1/4      „ kieselsaures Kali, 1/2      „ Gyps. Nr. 2. 1 Centner Guano, 1 1/5      „ doppelt-phosphorsaurer Kalk, 1      „ Seesalz, 1      „ Potasche oder ihr Aequivalent kieselsauren Kali's, 1 1/2      „ Gyps. Die Erfahrung muß darüber entscheiden, ob diese Dünger für den vorgesetzten Zweck entsprechend sind. Ich bemerke noch, daß das fleißige Umarbeiten der Erde im Winter dem Hppfen von Vortheil seyn kann, indem dadurch Luft und Wasser in sie eindringen, welche sie zertheilen, und dabei viel Kali auflösen, das sonst in unauflöslichem Zustand im Boden bleibt.