Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 398
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Miscellen. Miscellen Vorrichtung um das Austreten der Waggons aus den Eisenbahnschienen zu verhüten; von Classen. Das von Hrn. Classen erfundene, von Hrn. Delessert der franz. Akademie der Wissenschaften vorgelegte Verfahren, die durch das Austreten der Wägen aus den Schienen und durch den Bruch der Räder und Achsen veranlaßten Unglücksfälle zu verhüten, besteht darin, die ganze Bahn entlang eine dritte, mittlere, hölzerne Schiene von 20 Centimeter Dicke und 30 Centimeter Breite zu legen, welche auf den Querschwellen gut befestigt wird. Die obere Seite dieser Holzschiene muß sich ungefähr 45 Centimeter hoch über dem Niveau der andern Schienen befinden. Man befestigt unterhalb, vor und hinter der Locomotive und jedes Waggons ein Eisenstück, eine Art Reitbank, welches über die Holzschiene zu stehen kömmt, ohne sie jedoch zu berühren. Die Spitze und die beiden Seiten dieses Beschlags sind mit sich drehenden kleinen Rollen versehen, wovon die obere horizontal ist, diejenigen an den Seiten aber senkrecht. Diese Stücke berühren also die Schiene nicht, so lange der Zug in Ordnung geht; sobald aber irgend eine Störung eintritt, ein Hinderniß auf dem Wege begegnet, Balken in der Quere, Steine, Sand daliegen, oder ein Rad- oder Achsenbruch stattfindet, so erfüllt die Holzschiene ihre Bestimmung; sie erhält nämlich den Zug in gerader Linie, die Waggons stützen sich alsdann auf die Röllchen und verhindern jedes Ablaufen aus den Schienen so lange, bis sie wieder auf die zwei Seitenschienen gelangt sind; dann hört die Holzschiene zu wirken auf, die Rotten drehen sich nicht mehr und der Zug geht seinen gewöhnlichen Gang fort. – Diese Vorrichtung gewährt zugleich den Vortheil, daß man Curven mit kleinem Radius anwenden kann, weil die Mittelschiene der Centrifugalkraft großen Widerstand entgegensetzt. – Die Kosten einer solchen Sicherheitsschiene mit den Vorrichtungen an den Wägen können zu 12 bis 15000 Francs per Kilometer angeschlagen werden, welcher Aufwand aber dadurch zum Theil ausgeglichen wird, daß die sechsräderigen Wägen entbehrlich werden. – Es wäre sehr zu wünschen, daß dieses einfache und vielversprechende Verfahren geprüft würde. (Moniteur industriel, 1846 No. 1035.) Ueber den Anthracit und die Steinkohllager in China; von Richard Taylor. Ich beabsichtige keineswegs die Einträglichkeit eines chinesischen Marktes für unsern amerikanischen Anthracit zu erörtern. Da mir aber während meines Sammelns statistischer Notizen zu einem von mir beabsichtigten Werk „die geologische und geographische Vertheilung der Steinkohle und anderer mineralischer Brennmaterialien“ The Geological and Geographical Distribution of Coal and other Mineral Combustibles by Mr. R. C. Taylor. einige interessante Notizen über die chinesischen Steinkohlenlager zukamen, welche nur wenigen zugänglich sind, so halte ich es für geeignet jetzt, wo der Verkehr mit China im Zunehmen ist, dieselben mitzutheilen. Ich erlaube mir hier sogar die Angabe meiner Gewährsmänner zu unterlassen, sie dem erwähnten Werke aufsparend. Doch muß ich vorausschicken, daß den Jesuiten und französischen Missionären, welchen der Aufenthalt in Peking während des achtzehnten und früherer Jahrhunderte gestattet war, Details vom höchsten Interesse, nicht nur hierüber, sondern auch über viele andere naturwissenschaftliche Gegenstände in dieser wenig bekannten Gegend der Erde zu verdanken sind. Es ist wahrscheinlich, daß die Steinkohle in China, lange ehe man sie in der westlichen Welt kannte, entdeckt wurde und in allgemeinen Gebrauch kam. Einem Reisenden des dreizehnten Jahrhunderts zufolge soll es durch die ganze Provinz Cathay, von welcher Peking die Hauptstadt ist, Steinkohlen in großer Menge geben, „wo gewisse schwarze Steine aus den Bergen gegraben werden, die angezündet brennen und lange Zeit in Gluth bleiben und trotz dem Reichthum an Holz, von vielen Leuten gebraucht werden.“ Die Missionäre, welche die nach Peking gelieferten Steinkohlen beschreiben, bauten einen Ofen, in welchem sie über die Eigenschaften dieses Brennmaterials Versuche anstellten, namentlich hinsichtlich des gewöhnlichen Hausgebrauchs, zur Zimmerheizung etc. Die Einwohner von Peking gebrauchen dreierlei Arten Steinkohlen: 1) die der Grobschmiede. Diese gibt mehr Flamme als die andern Arten; sie brennt lebhafter, verknistert aber im Feuer, aus welchem Grund wahrscheinlich die Grobschmiede sie klein zerstoßen anwenden. 2) Eine härtere und festere Kohle zum Küchengebrauch, welche eine größere Flamme gibt, als die andern Sorten; sie verbrennt minder schnell und hinterläßt eine graue Asche. Von dieser gibt es mehrere Abstufungen. Die erste ist schwer zerbrechlich, feinkörnig, von tief schwarzer Farbe und beschmutzt die Hände weniger als die andern; sie ist manchmal so kieselhaltig, daß sie mit dem Stahl Feuer gibt. Eine andere Sorte ist sehr grobkörnig, bricht leicht, und gibt ein glänzendes Feuer, eine röthliche Asche hinterlassend. Wieder eine andere Art knistert, wenn sie auf das Feuer kömmt und zerfällt beinahe gänzlich in Splitter, welche den Durchgang der Luft versperren und das Feuer ersticken. 3) Eine zarte schwach brennende Kohle, welche geringere Hitze gibt, als die zweite Classe; sie verbrennt schneller, zerbricht leichter und ist gewöhnlich von noch tieferem Schwarz als die oben erwähnten Sorten. Gewöhnlich ist es diese Sorte, welche mit Steinkohlenstaub und einem Viertel Thon vermengt, zur Verfertigung eines künstlichen und wohlfeilen Brennmaterials dient, das zu Backsteinen und Kugeln geformt in den Peking'schen Kaufläden verkauft wird. Ganze Wagenladungen Kohlenstaubs werden zu diesem Zweck in diese Stadt gebracht. Die Steinkohlenverkäufer haben noch eine zwischen den Classen zwei und drei stehende Qualität. Sogar die neue Methode, die Zimmer unserer Wohnungen zu erwärmen, welche wir als das Ergebniß höherer praktischer und wissenschaftlicher Forschung betrachten, war mit geringer Abweichung schon vor Jahrhunderten bei den Chinesen in Gebrauch. Manches in Europa oder Amerika in der letzten Zeit versuchte künstliche Brennmaterial ist in China wenigstens schon 1000 Jahre in Gebrauch. 4) Anthracit. – Eine andere Steinkohle, welche etwa 60 Meilen von Peking in Menge vorkommt, aber damals nicht in so allgemeinem Gebrauch war, wie die andern Arten, wird von den Chinesen Che-tan genannt. Unter Che verstehen sie Stein, und Tan ist ihre Benennung der Holzkohle. Demnach bedeutet dieses zusammengesetzte Wort, dem Genius der chinesischen Sprache entsprechend, eine Substanz, die dem Stein und der Holzkohle gleicht oder ihre Eigenschaften zusammen besitzt; daran ist die Kohlenart zu erkennen, welche wir Anthracit nennen, ein zusammengesetztes Wort derselben Bedeutung. Der chinesischen Glanzkohle gebührt unter den orientalischen Steinkohlen, neuern Autoritäten zufolge, der erste Rang hinsichtlich ihrer Reinheit im verkohksten Zustande, obwohl sie in Betreff des specifischen Gewichts dem Pennsylvanischen oder Walliser Brennmaterial nicht gleich kömmt; auch hat sie das schwammige Gefüge nicht, welches zur glühenden Verbrennung der letztern so viel beiträgt. Erst im Jahr 1840 beschrieb ein russischer Officier die Kohlenformationen im Innern, welche die westliche Gebirgskette China's einnimmt; er sagt daß man keine halbe Meile reisen kann, ohne reiche Lager anzutreffen. Die Kunst des Grubenbaues ist unter den Chinesen noch in ihrer Kindheit; dennoch soll die Steinkohle in der Hauptstadt einen mäßigen Preis haben. Der Anthracit bricht in der westlichen Gebirgskette nur eine Tagreise oder 30 engl. Meilen von Peking; es kommen mächtige Kohlenlager in ihr vor. Dieselben scheinen von verschiedener Güte zu seyn. Einige dieser in Schieferthonlagern vorkommenden Steinkohlen sind sonderbar zersetzt und ihre Theile haben so wenig Zusammenhang, daß sie beinahe zu Pulver zerfallen. Unter diesen Kohlenschiefer-Lagern befinden sich Lager von eisenhaltigem Sandstein und unter letzteren trifft man eine andere Reihe, die aus weit reicheren Kohlenflößen besteht als die obern Gruppen. In dieser Bergkette findet man auch sowohl horizontale als verticale Lager von Konglomeraten, von Kohlenflößen begleitet, welche das Conglomerat als Dach, und Diorit oder Grünstein zur Unterlage haben. Wie zu erwarten, gleicht diese Kohle sehr dem Anthracit. Sie ist glänzend, von compactem Gefüge, schwer zu entzünden, brennt nicht mit Flamme und gibt keinen Rauch. Sie ist durchaus homogen und ihre Beschaffenheit macht es sehr wahrscheinlich, daß zur Zeit ihrer Bildung oder nach derselben eine große Wärmeentwickelung stattgefunden hat. Die horizontalen Kohlenlager sind die bedeutendsten und werthvollsten und werden die großen benannt; über 3 1/2 Fuß dick aber soll keines vorkommen. Die Grobschmiede und Kupferarbeiter ziehen diese Kohle, wegen der intensiven Hitze, welche sie gibt, anderen vor. Diese ganze Gebirgskette entlang kann man beständig das Ausbeißen (zu Tage gehen) dieses Brennmaterials sehen, wo es bis jetzt noch niemals von Menschenhand berührt wurde. In jenen Theilen von China, wo das Holz sehr theuer ist, wird für den Markt zu Peking in großem Maaßstab auf Steinkohle gebaut, aber den Grubenbau versteht dieses Volk sehr wenig, welches sich hingegen in der Bereitung der Holzkohle auszeichnet. Steinkohlen in anderen Theilen China's – Die Missionäre und andere Reisende berichten uns, daß die Steinkohle in jeder Provinz China's so reichlich vorhanden ist, wie vielleicht in keinem Land der Welt Aus den Kais zu Nanking ist die schönste Steinkohle in großer Menge aufgehäuft. Ein Theil der aus der Gegend von Peking an die Küste des Golfs von Pe-tchee-lee hinuntergebrachten Steinkohle war Anthracit, der einigermaßen den Charakter des Graphits besaß. Eine allem Anschein nach der Braunkohlen-Species angehörende Kohle breitet sich in großen Strecken in der Richtung von Canton aus, während alle an dem Yang-tse-kiang-Flusse südlich von Nanking gefundenen Kohlen der Cannelkohle gleichen. Näher gegen Canton besitzt sie den Charakter der Braunkohle. Sie wurde in den verschiedenen Städten, durch welche den Lord Amherst seine Sendung führte, zwischen dem Po-yang-how und Canton, in großer Menge zum Verkauf angeboten und die Dampfboote reichlich damit versehen; sie wird mittelst eines Baues ähnlich den Ziehbrunnen gewonnen, und wie fast bei allen Braunkohlenlagern, werden die Lager horizontal und nicht sehr tief liegen. Auch eine geschwefelte Kohle, mit dazwischenliegendem Schiefer, in der Nähe von rothem Sandstein vorkommend, ist gegen Canton zu häufig zu finden. Verfahren beim Steinkohlengruben-Bau in China. – Man sollte glauben daß in China, wo die meisten technischen Künste seit undenklicher Zeit mit aller Beharrlichkeit eines so industriösen Volks betrieben wurden, der Steinkohlengrubenbau hinsichtlich des Absinkens, Trockenlegens und Ausbeutens auf einigermaßen wissenschaftliche Weise geleitet würde. Wir können jedoch auf gute Autorität hin versichern, daß namentlich in der Umgegend von Peking das Verfahren noch ein sehr unvollkommenes ist. Maschinen, um die Arbeiten zu erleichtern, sind hier unbekannt. Die Chinesen haben nicht einmal eine Idee von den zum Abziehen des Wassers unentbehrlichen Pumpen. Lassen es die Umstände zu, so schneiden sie Ableitungsgräben ein; wo nicht, so verlassen sie das Werk, sobald die Ueberschwemmung zu weit um sich gegriffen hat. Die Hacke und die Schaufel, die Pike und der Hammer sind in der That die einzigen Instrumente, deren sich die Chinesen beim Steinkohlengrubenbau bedienen. Das Wasser in der Grube wird durch das langwierige Verfahren, kleine Fässer damit anzufüllen, ausgeleert, welche mittelst Händearbeit an die Oberfläche geschafft werden Senkrechte Schachte sind nicht gebräuchlich. Beim Bau horizontaler Flöße kömmt das Zimmerwerk hoch zu stehen und das Material kostet zwei Kopeken per Pud = 8,5 Dollars per Tonne, indem das englische Holz in China dem Gewicht nach verkauft wird. Die Steinkohle, wenn sie gegraben, kömmt in Körbe und wird auf Schleifen mit den Händen an die Oberfläche gezogen. Jeder Korb enthält 3 Puds Steinkohle und ein Mann kann täglich etwa 8 Körbe aufziehen) dieß entspricht 1032 russischen Pfunden oder 12 englischen Centnern per Tag. Der Lohn der Grubenleute beträgt 30 Kopeken per Korb oder 46 Cents per Tag. Preise zu Peking. – An der Mündung der Grube wird diese Steinkohle zu 60 Kopeken per Pud = 4,63 Dollars per Tonne bezahlt. Sie wird sodann auf dem Rücken von Mauleseln durch die Gebirge, und dann auf Kameelen nach Peking gebracht, wo der Preis derselben 1 1/2 Rubel = 29 Cents per Pud ist; was, wenn unsere Rechnung richtig, gleich kömmt 11,60 Dollars, oder 2 Pfd. St. 8 Shilling 3 Pence per Tonne von 2240 englischen Pfunden. Man sieht also, daß das beste Brennmaterial zu Peking theuer zu stehen kömmt, was zu den künstlichen Compositionen und Surrogaten, deren wir oben erwähnten, Veranlassung gab. Es wird jedoch eine Sorte Steinkohle in dieser Stadt zu einem weit geringeren Preise verkauft, namentlich wenn sie mit der Hälfte Kohlenstaub vermengt ist. Diese Kohle wurde im Jahr 1840 mit 1 Rubel per Pfd. bezahlt, was 7,75 Dollars = 1 Pfd. St. 12 Shil. 3 Pence per Tonne beträgt. Sie ist aber von sehr mittelmäßiger Güte, gibt nur wenig Hitze, und verzehrt sich schnell. Das zusammengesetzte Brennmaterial, welches aus Kohlenstaub und Thon besteht, wird noch immer auf die von den Missionären im letzten Jahrhundert beschriebene Weise bereitet; sein Gebrauch beschränkt sich aber nur auf die dürftigen Classen. Steinkohlengas-Beleuchtung in China. – Ob und in welcher Ausdehnung die Chinesen aus Steinkohle Leuchtgas künstlich bereiten, ist ungewiß. Thatsache aber ist es, daß durch das Bohren in Kohlenlagern freiwillig entsteigende Gasströme vor Jahrhunderten brennend waren und zu diesem und andern häuslichen Zwecken verwendet wurden. Wenn die Chinesen daher auch keine Gasbereiter sind, so sind sie doch nichtsdestoweniger Gasconsumenten, wenden das Gas im Großen an, und thaten dieß offenbar ganze Zeitalter hindurch vor den Europäern. Es werden sehr oft Steinkohlenlager auf Salzwasser durchbohrt und das brennbare Gas in 20–30 Fuß hohen Strahlen in die Höhe getrieben. Aus diesen Springquellen wurde der Dampf in Röhren in die Salzwerke geleitet und hier zum Kochen und Abdampfen des Salzes benutzt; andere Röhren leiten das zur Beleuchtung der Straße, der größern Zimmer und Küchen bestimmte Gas. Da das Gas mehr beträgt als erforderlich ist, wird der Ueberschuß über die Gränzen der Salzwerke hinausgeleitet, und bildet hier besondere Kamine oder Flammensäulen. Man kann über das merkwürdige Seitenstück zu dieser Anwendung des natürlichen Gases, welches man täglich in dem Kenhava-Thal in Virginien sehen kann, nur staunen. Der geologische Ursprung des Gases, das Verfahren seiner Erzeugung, die Anwendung zu allen Operationen bei der Salzbereitung und die Verwendung des Ueberschusses zu Beleuchtungszwecken an so entfernten Punkten wie China und die Vereinigten Staaten, sind merkwürdig ähnlich. Hinsichtlich der chinesischen Steinkohlen und Brennmaterialien müßte, abgesehen von Verbesserungen des Grubenbaues, ein Eisenbahnsystem von unberechenbarem Nutzen seyn. Wenn je auf einem Punkt alle diesem System besonders und unzweifelhaft günstigen Umstände sich vereinigen und gebieterisch solche Verbesserungen verlangen, so ist dieß in der Stadt Peking der Fall. Sie liegt mit ihrer Bevölkerung von 1,500,000 Seelen nur eine Tagreise – zu 30 engl. Meilen gerechnet – von einer an Steinkohlen ungemein reichen Gegend entfernt, und doch können ihre Einwohner die, von den Gebirgen auf den Rücken von Mauleseln und Kameelen hergeschaffte beste Qualität davon nicht unter 11 6/10 Dollars, und die schlechteste nicht unter 7 7/10 Dollars per Tonne kaufen. Eine Eisenbahn zu Peking, mit den Kohlenminen in Verbindung gesetzt, wäre gewiß eine bei weitem gewinnbringendere Unternehmung, als der Transport amerikanischer Steinkohlen nach China. Uebrigens kam Borneo, die größte Insel der Welt, welche nur 20 Grade südlich von Canton liegt, kürzlich in Ruf wegen ihres Reichthums an Steinkohlen, die nicht nur den Schiffen längs der Küste zugänglich sind, sondern sich auch in großer Menge in den Gebirgen im Innern finden. Es wurden darüber von den Eingebornen viele Erkundigungen eingezogen und die bisher erhobenen Thatsachen werden für die Dampfschifffahrt auf den chinesischen Seen als sehr wichtig erachtet. (Philosophical Magazine, März 1846, S. 204.) Production und Consumtion mineralischer Brennstoffe in Frankreich. Die Anzahl der gegenwärtig concessionirten Steinkohlengruben ist 407; 252 davon wurden schon im J. 1844 ausgebeutet. Sämmtlicher concessionirter Flächenraum beträgt 450,546 Hektaren. Zum Fördern der Brennstoffe und Ausschöpfen des Wassers werden 131 Dampfmaschinen von 10,606 Pferdekräften verwendet. Im Jahr 1844 wurden in den Steinkohlenbergwerken 29,554 Arbeiter beschäftigt. Die Production mineralischer Brennstoffe hat sich gegen das Jahr 1843 um 901,999 metr. Centner, bis zum Betrag von 37,827,395 metr. Cntr. vermehrt, die sich wie folgt eintheilen: Anthracit   5,799,240 metr. Cntr. Harte Steinkohle mit kurzer Flamme   2,290,433      „ Fettkohle für Schmiede   3,755,624      „      „        mit langer Flamme 19,617,330      „ Magere Kohle mit langer Flamme   4,883,997      „ Braunkohle   1,480,771      „ ––––––––––––––––––– 37,827,395 metr. Cntr. Die Consumtion mineralischer Brennstoffe hat in den letzten 15 Jahren in einer noch schnellern Progression zugenommen als die Production, indem in dieser Zeit die ausländischen Gruben den französischen Fabriken etc. mehr Kohlen lieferten. Wie in den vorhergehenden Jahren nämlich geschah diese Einfuhr von Seite Belgiens, Großbritanniens, der preußischen und bayerischen Rheinprovinzen. Die Quantität der aus Großbritannien eingeführten Steinkohlen hat sich seit dem Jahr 1831 zum erstenmal im J. 1843 vermindert. Dieses Resultat scheint der Erhöhung des Ausfuhrzolls seit dem J. 1842 in Großbritannien zugeschrieben werden zu müssen; seit dem 9. Julius jenes Jahres wurde nämlich der Zoll, welcher früher ein bloßes Wagegeld war, auf 26 Centimes per 100 Kilogr. erhöht. Da er aber am Anfang des Jahres 1845 wieder aufgehoben wurde, so wird die Einfuhr von Steinkohlen aus Großbritannien wahrscheinlich wieder in der bis zum J. 1843 stattgefundenen Progression zunehmen. Folgendes ist ein Verzeichniß der von 1832 bis 1844 aus Großbritannien eingeführten Steinkohlen: 1832       375,301 metr. Cntr. 1833       426,407      „ 1834       489,438      „ 1835       981,595      „ 1836    1,695,093      „ 1837    2,226,057      „ 1838    3,046,844      „ 1839    3,205,279      „ 1840    3,807,739      „ 1841    4,299,499      „ 1842    4,907,382      „ 1843    4,556,662      „ 1844    4,276,936      „ Die Consumtion mineralischer Brennstoffe in Frankreich stieg im Jahr 1844 auf 54,868,501 metr. Cntr. Die Gruben, welche die consumirten Kohlen lieferten, enthält folgendes Verzeichniß: Production in Frankreich selbst. Steinkohlenlager der Loire 12,348,438 metr. Cntr.           „             von Valenciennes   9,271,763      „           „             von Alais   3,696,990      „           „             von Creuzot und Blanzy   2,250,000      „           „             von Aubin   1,520,894      „ 58 andere Kohlenlager   8,739,310      „ ––––––––––––––––––– 37,827,395 metr. Cntr. Einfuhr auswärtiger Kohlen. Aus Belgien 11,157,949 metr. Cntr.   „   Großbritannien   4,276,936      „   „   den Rheinprovinzen   2,090,367      „   „   verschiedenen Ländern        33,607      „ ––––––––––––––––––– Summe 17,558,859 metr. Cntr. Ausfuhr französischer Kohlen. Nach Belgien 125,766 metr. Cntr.   „     der Schweiz 117,427      „   „     Algier   88,635      „   „     Spanien   62,406      „   „     Sardinien   62,243      „   „     den deutschen Staaten   24,932      „   „     beiden Sicilien     6,541      „   „     den französischen Colonien     6,934      „   „     verschiedenen Ländern   22,866      „ –––––––––––––––– Summe 517,750 metr Cntr. Die Differenz ergibt die Consumtion in Frankreich = 54,868,501 metr. Cntr. wie oben. (Moniteur industriel 1846, No. 1034.) Verfahren Lack, Schellack etc. aufzulösen und Zeuge wasserdicht zu machen, von Alph. de Normandy. Zum Auflösen des Lacks gibt der Erfinder dieser am 22. April 1845 in England patentirten Verfahrungsarten zweierlei Methoden an. Nach der einen kocht man 100 Pfd. Lack in einem Kessel mit 1120 Pfd. Wasser und 40–42 Pfd. wasserfreier Soda so lange, bis der Lack aufgelöst ist; dann seiht man die Flüssigkeit durch ein grobes Tuch, um die Unreinigkeiten abzusondern; hierauf übersättigt man sie mit Schwefelsäure, um den Lack als eine halb-klebrige oder weiche plastische Masse aus der Auflösung niederzuschlagen. Diese Masse kann man über einem Feuer schmelzen und dann auf jeder Fläche ausbreiten, welche wasserdicht gemacht werden soll; oder man kann damit Stücke von Holz, Stein, Metall etc. zusammenkitten. Die zweite Methode besteht darin, den Gummilack in der erforderlichen Menge Fuselöl (welches bekanntlich während der Destillation des Kartoffel- oder Kornbranntweins übergeht) aufzulösen. Um Zeuge wasserdicht zu machen, trägt man die erwähnte plastische Masse in geschmolzenem Zustande auf, oder benutzt eine Auflösung derselben in Fuselöl. Die plastische Masse ist auch in Alkohol und Steinöl vollkommen auflöslich. (London Journal of arts, Aug. 1846, S. 36.) Fabrication von Ale, Porter und anderen Vieren nach Maugham und Dunlop. Die Erfindung, welche sich dieselben am 27. Nov. 1845 in England patentiren ließen, besteht im Erhitzen des Ale, Porter etc. (nachdem diese Flüssigkeiten den Proceß der geistigen Gährung durchgemacht haben) auf eine solche Temperatur, daß der weitere Fortschritt der geistigen Gährung aufgehalten wird, damit die Flüssigkeiten unter Druck und mit Zusatz von kohlensaurem Gas auf Flaschen gezogen werden können. Man bringt das Ale, den Porter oder die sonstige gegohrene Flüssigkeit in ein Faß, welches ein zinnernes Schlangenrohr enthält und erhitzt sie auf 52–57° R., indem man Dampf durch das Rohr leitet. Während dieses Erhitzens steckt man den Spund in das Spundloch des Fasses (aber nur so dicht, daß man ihn ohne besondere Anstrengung herausziehen kann), damit die Flüssigkeit der äußeren Atmosphäre nicht ausgesetzt ist; sobald die erforderliche Temperatur erreicht ist, verschließt man das Faß sicher und läßt dann die Flüssigkeit auf die Temperatur der Atmosphäre abkühlen, indem man kaltes Wasser durch das Rohr leitet. Nachdem das Ale oder der Porter auf diese Weise erhitzt und wieder abgekühlt worden ist, lassen die Patentträger die Flüssigkeit, anstatt die gewöhnlichen Schönungsmittel (Hausenblase etc.) anzuwenden, um sie klar zu erhalten, durch ein Filter laufen, indem sie dafür sorgen, daß so wenig Luft als möglich zur Flüssigkeit zugelassen wird. Zu diesem Zweck wird das Faß, welches das Bier enthält, mit dem oberen Theil eines geschlossenen Filters verbunden, wovon man die Luft ausgepumpt hat, worauf man das Bier aus dem Faß durch das Filter in einen Behälter ablaufen läßt; damit dieses stattfindet, muß man eine hinreichende Menge Luft in das Faß zulassen. Das Bier wird dann mit kohlensaurem Gas imprägnirt und auf Flaschen gezogen. (Chemical Gazette, Jul. 1846 Nr. 90.) Ueber den Einfluß geistiger Getränke auf die Gesundheit; von Bouchardat. Wirkung alkoholischer Flüssigkeiten auf die verschiedenen Thierarten. – Wenn Alkohol in den Strom des circulirenden Blutes gelangt, übt der Sauerstoff seine verbrennende Einwirkung (Oxydation) vorzüglich auf ihn aus; die Blutkügelchen, des Einflusses dieses belebenden Princips beraubt, nehmen kein so lebhaftes Roth mehr an, verlieren ihre Lebenskraft und das Thier stirbt, als hätte man es in eine ihres Sauerstoffs beraubte Luft gebracht. Die fleischfressenden Thiere, wie z.B. der Hund, deren Magen im Verhältniß zum übrigen Verdauungsapparat groß ist, sind sehr empfindlich für die Wirkung des Alkohols, und können schon durch eine mäßige Dosis desselben getödtet werden; denn dieselbe wird schnell absorbirt, ohne über den Zwölffingerdarm hinaus zu kommen. Die grasfressenden Nagethiere, wie die Kaninchen, werden ebenfalls durch eine kleine Menge Alkohol schon getödtet, denn die Aufsaugung im Magen erfolgt sehr schnell und man findet keinen Alkohol in den Gedärmen vor. Die körnerfressenden Vögel, wie die Hühner, können verhältnißmäßig größere Portionen Alkohol vertragen; der Hohlraum ihres Magens ist beschränkt, es ist dieses Organ mit kräftigen Muskeln versehen; der in dasselbe gebrachte Alkohol verweilt nicht darin; man findet ihn in allen Gedärmen; er wird dann durch die Pfortader zur Leber übergeführt und gelangt so nur viel langsamer in den großen Circulations-Apparat. Die Fische können bei 4° R. Temperatur in Wasser, welches 1/2 Proc. Alkohol enthält, leben. Einfluß der alkoholischen Flüssigkeiten auf die Harnabsonderung. – Meine Versuche ergaben, daß beim Genusse von viel Alkohol die Menge des innerhalb 24 Stunden sich absondernden Urins abnimmt; eben so verhält es sich mit der absoluten Quantität des Harnstoffs; Harnsäure hingegen wird in größerer Menge abgeschieden. (Moniteur industriel 1846, No. 1035) Ueber die Zusammensetzung der Luft in verschiedenen Höhen eines verschlossenen Saales, worin eine große Anzahl Personen athmete; von Hrn. Lassaigne. Die von Hrn. Lassaigne angestellten Versuche führten zu folgenden Schlüssen: 1) In Räumen mit eingesperrter Luft, welche eine Zeit lang zur Respiration diente ohne erneuert zu werden, befindet sich die ausgeathmete Kohlensäure nicht, wie häufig behauptet wird, ausschließlich in den untern Regionen; 2) den Gesetzen der Physik entsprechend, wie es die Erfahrung auch bestätigt, ist die Kohlensäure in der ganzen eingesperrten Luft, welche einer gewissen Anzahl Menschen zur Respiration diente, ziemlich gleichmäßig verbreitet; 3) geringe in dieser Hinsicht beobachtete Abweichungen möchten eher annehmen lassen, daß die Menge der Kohlensäure in den höhern Regionen eines eingeschlossenen Luftvolums etwas größer sey, sofern diese Verschiedenheiten nicht möglichen Irrthümern in der Volumbestimmung der gasförmigen Elemente der atmosphärischen Luft zuzuschreiben sind; 4) hinsichtlich der Ventilationsmittel muß nach Lassaigne's Versuchen an Orten, wo sich viele Menschen versammeln, die ganze Luftmasse erneuert werden, um die beim Athmungsproceß erzeugte und im ganzen Raum verbreitete verdorbene Luft zu beseitigen; 5) die (in mehreren Gebäuden zu Paris gegenwärtig errichteten) großen Ventilir- und Heizvorrichtungen wirken sonach durch mehr oder weniger schnelle Bewerkstelligung der Erneuerung der ganzen eingeschlossenen Luftmasse, und nicht durch bloßes Entziehen der verdorbenen Luft, wovon man früher glaubte, daß sie sich in den kalten untern Regionen sammle; 6) das Mißbehagen, welches man beim Einathmen der mehr oder weniger warmen Luft empfindet, welche in schlecht ventilirten Schauspielhäusern die obern Regionen erfüllt, ist mehr der Verdünnung der Luft als ihrer Zusammensetzung zuzuschreiben; denn letztere ist so ziemlich dieselbe wie bei der Luft in den untern Regionen; es werden aber unter solchen Umständen die Respirations-Bewegungen rascher und erzeugen andere physiologische Erscheinungen als in Luft von gewöhnlicher Temperatur. (Moniteur industriel, 1846 No. 1051.) Ueber die Haltbarkeit des Maschinenpapiers; von Joh. Oechelhäuser, Papierfabrikant in Siegen. Das Maschinenpapier hatte bekanntlich anfangs sehr geringe Festigkeit und dadurch, so wie die ersten Papiermaschinen sehr unsicher arbeiteten, kam diese Maschine nur langsam in Aufnahme, bedurfte fast ein halbes Jahrhundert zu ihrer Ausbildung. In dieser langen Zeit wurde dieselbe aber so weit ausgebildet, daß der Betrieb sicherer wie der an der Bütte ist, und daß die schönsten Pappen in beliebiger Stärke damit gefertigt werden können. Es zeigt sich auch, daß der Mangel an Festigkeit des Maschinenpapiers durchaus nicht der Maschine zuzuschreiben ist, und deßhalb wurden im letzten Decennium außerordentlich viele neue Maschinen angelegt. Obgleich diese Maschine also schon feste Wurzel gefaßt hatte, tauchten doch vor einiger Zeit einzelne Stimmen gegen das Maschinenpapier wegen geringerer Festigkeit desselben auf, wurden aber, besonders durch Hrn. Karmarsch, genügend widerlegt. Jetzt hat indeß eine Regierung, die großherzoglich badische, den Gebrauch des Maschinenpapiers „wegen geringer Dauer und leichter Zerstörbarkeit“ für Urkunden verboten, und da wird eine gründliche Untersuchung: ob die Papiermaschine oder irgend andere Ursachen diesen Fehler veranlassen, erforderlich. Auf der einen Seite wäre es nämlich unverantwortlich, wenn das Publicum nicht vor dem Gebrauch eines Papiers – besonders für Urkunden – gewarnt würde, was diese Hauptfehler besitzt; auf der andern kann es aber nur nachtheilige Folgen haben, wenn eine der wichtigsten Erfindungen unserer Zeit ohne Grund verdächtigt würde. – In dem Fall werden z.B. die Consumenten bei dem Verbrauch des Maschinenpapiers besorgt, was nachtheilig auf dessen Preis wirkt, und die Fabrikanten, welche die kostspielige Anlage einer Papiermaschine scheuen, werden zum eignen Nachtheil im Zweifel erhalten, weil gegen solche Neuerungen ohnehin häufig Vorurtheil besteht und weil Jeder leicht glaubt, was er gern glaubt. Daher ist es denn rühmend anzuerkennen, daß das Curatorium für die geheime Registratur des k. preuß. Kriegsministeriums eine Untersuchung veranlaßte, den Verein für Gewerbfleiß in Preußen zu einem Gutachten aufgefordert hat. Die vom Verein erwählte Commission von Sachverständigen stimmt nun dem Urtheil des Hrn. Karmarsch bei, daß geringe Dauer und leichte Zerstörbarkeit dem Maschinenpapier nicht zuzuschreiben sey. Dieses Urtheil theile auch ich vollkommen, und halte dafür, daß die Anforderungen, welche jetzt an Papier gemacht werden: Schönheit und Weiße auf Kosten der Festigkeit, beim Maschinenpapier, wie beim Handpapier gleich sind. Dagegen weicht meine Ansicht von der dieser Herren zunächst in zwei Punkten ab: ich gebe zu daß mehr Maschinenpapier, als Handpapier, mit geringerer Festigkeit in den Handel kommt, glaube aber daß der verschiedene Leim, nicht die Maschine, am meisten Schuld daran hat. Mit der Papiermaschine wurden nämlich fast gleichzeitig die Chlorbleiche und die Zeugreinigungsvorrichtung erfunden. Anfangs wendete man die Chlorbleiche fast nur bei der Maschine, und häufig zu stark an. Es wurde nicht rein ausgewaschen, und das Antichlor kannte man damals noch gar nicht. Dadurch entstand ein mürbes, brüchiges Papier, welches durch die nicht ausgewaschene, oder nicht neutralisirte Säure noch auf dem Lager und in den Registraturen verdarb Ein solches Fabricat verkauft sich nicht leicht, und da immer noch viele Fabrikanten das Bleichen nicht hinreichend kennen, oder gleichgültig dabei sind; da viele, weit mehr als die Fabrikanten von Handpapier, mehr auf „Menge“ als auf „gute Qualität“ fabriciren, so kommen wirklich immer noch weit mehr brüchige Maschinen-, als Handpapiere in den Handel. Die Zeugreinigungsvorrichtungen vermehren diesen Nachtheil. Auch sie waren Anfangs sehr unvollkommen, und sind es eigentlich immer noch. Der Zeug mußte zu klein gemahlen werden, damit sie ihn durchlassen konnten. Nicht selten vereinigt sich damit Unkenntniß oder Unaufmerksamkeit beim Waschen und Mahlen. Der beste Zeug wird weggewaschen, und ein zu röscher, alles Bindemittels beraubter Stoff erzeugt ein mürbes, brüchiges Papier. Diese Vorrichtung wird bei allen Maschinen, aber nur ausnahmsweise bei den Bütten angewendet, und trägt deßhalb bei, daß mehr brüchige Maschinen- wie Handpapiere zum Verkauf kommen. Werden aber Bleiche und Knotenreimger beim Maschinenpapier weit häufiger als beim Handpapier angewendet, so wird noch weit mehr bei ersterem Harzleim, bei letzterem Thierleim gebraucht, und dadurch das Maschinenpapier im Mißcredit hinsichtlich der Festigkeit erhalten. Nie kann ein Harz- oder Wachsleim den Thierleim hinsichtlich der dem Papier zu gebenden Festigkeit ersetzen. Im getrockneten Zustand ist ersterer eine bröckelnde Masse, der letztere aber kaum zerbrechbar, sie können also nicht gleiche bindende Eigenschaften haben. Diese Ansicht theilen auch bereits viele Fabrikanten; auf vielen Preiscouranten figurirt schon „mit Thierleim geleimtes Maschinenpapier.“ Die HHrn. Gebr. Ebart haben ein Patent auf Anwendung dieses Leims in der Masse erhalten. Insbesondere wenden die Engländer ihn bei allen Papieren an, wobei er Werth hat und bezahlt wird. Sie haben verschiedene Vorrichtungen, wodurch das Papier theils ganz, theils halb getrocknet, von der Maschine ab durch Leimwasser geleitet wird. Einige leiten es sogar zweimal durch ein solches, und trocknen es theils auf gewöhnlichen Trockencylindern, theils durch sehr complicirte Vorrichtungen, theils an der Luft. Das Verfahren der HHrn. Gebrüder Ebart ist mir nicht bekannt, allein mir scheint auch ein Durchleiten des Papiers durch Leimwasser und nachmaliges Naßpressen weit besser, als das Zutheilen des Thierleims in der Masse zu seyn. Demnächst fürchte ich daß, wenn es möglich ist, dem Thierleim das Trocknen durch Hitze unschädlich zu machen, dieß ohne Zerstörung der bindenden Eigenschaft der Gallerte nicht werde geschehen können. Aus demselben Grunde dürfte die englische Methode, das durch Thierleim gezogene Papier auf Dampfcylindern zu trocknen, vieles gegen sich haben, und die Nachtheile einer complicirten Trockenvorrichtung, so wie der Lufttrocknung, sind gewiß nicht unbedeutend. Sicher aber ist die bequeme Anwendung des Harzleims nur bei den Sorten, bei welchen Wohlfeilheit ein Haupterforderniß ist, nützlich, dagegen bei Papieren für Zeichnungen, Bücher u.s.w. und besonders für Urkunden als Pfuscherei zu betrachten. Sicher würde der Papierfabrication die größte Verbesserung zugeführt, wenn entweder das Trocknen durch Hitze für den Thierleim ganz unschädlich gemacht, oder wenn ein bequemerer Trockenapparat, als Trockenböden und Trockenstuben erfunden würde. Erst dann werden die sonst augenfälligen Vorzüge der Papiermaschine vollen Werth erhalten und der Büttenbetrieb gänzlich aufhören. Diesem bleibt dann kein Vorzug, als die Wasserzeichen, welche aber ebenfalls auf der Maschine gemacht, oder durch Stempel ersetzt werden können. So ist also hier, wo von geleimten Papieren für Urkunden die Rede ist, nicht das Maschinenpapier, sondern der Leim die Ursache geringerer Festigkeit. Es besteht gar kein Hinderniß, das Maschinenpapier als Wasserpapier zu machen, und auf gewöhnliche Art mit Thierleim zu leimen, und wenn deßhalb der Zweck, ein festes Papier für Urkunden zu erhalten, erreicht werden soll, dann muß nicht das Maschinenpapier, sondern das mit anderem als Thierleim geleimte verboten werden. Zur Vergleichung der Festigkeit des Maschinen- und Handpapiers kann übrigens nur ungeleimtes dienen, und da beweisen die Gründe der Commission von Sachverständigen, daß das Maschinenpapier nicht im Nachtheil steht. Der Erfahrung gemäß beweist es aber noch sicherer das ungeleimte Papier für den Buchdruck, wo sich überall, bei gleichem Stoff und gleicher Behandlung, das Maschinenpapier fester als das Handpapier zeigt. (Verhandl. des Vereins zur Beförd. des Gewerbfl. in Preußen, 1846 2te Lief.) Die Abdeckerei zu Aubervilliers und Desinfection mittelst des Coutaret'schen Verfahrens. Auf die Empfehlung des verstorbenen Parent du Chatelet wurde folgendes Verfahren des Abdeckens gefallener Pferde etc., welches vorher nur von Privatunternehmern betrieben wurde, in der großen Abdeckerei im Dorfe Aubervilliers-les-Vertus für das ganze Seine-Departement eingeführt. Eine Gesellschaft hat das Privilegium zu diesem Unternehmen für eine gewisse Zeit von der Präfectur in Pacht erhalten. Die Stadt Paris übernahm einen Theil der Kosten zur Errichtung dieser Anstalt, wird hingegen nach Ablauf des Pachts einzige Besitzerin derselben. Jeder Eigenthümer eines todten oder lebenden Pferdes kann dasselbe dahin bringen und an die bei der Anstalt Angestellten abliefern, welche unter Ueberwachung eines besondern Agenten der Polizei-Präfectur den Leichnam desselben den unten zu beschreibenden Operationen unterzieht und die Producte dem Eigenthümer wieder zustellt. Nach diesem Verfahren, dessen Ausbildung man hauptsächlich Hrn. Payen und dem verstorbenen Combacérès zu verdanken hat, wird dem getödteten Thier die Haut abgezogen und das Blut abgelassen, dann wird es auf einem mit Steinplatten belegten Fußboden zerstückt, wobei das Blut in einem Trog gesammelt werden kann; die Eingeweide, die Lunge und alles was zum sogenannten Klein gehört, werden bei Seite gelegt; aus den Eingeweiden werden die noch darin enthaltenen Pflanzenstoffe ausgezogen, welche man auf einem besonderen Raum aufhäuft, wohin sie eine gewisse Menge Blut und schleimige Bestandtheile mit fortreißen, die so leicht in Gährung übergehen. Während der größte Theil des gestockten Bluts in dem erwähnten Trog zurückbleibt, fließt eine große Quantität bluthaltiger und eiteriger Flüssigkeit durch gußeiserne Canäle in eine steinerne Rinne außerhalb der Abdeckerei ab, von da ergießt sie sich in eine von Paris hergeleitete offene Cloake, welche in den Canal von Saint-Denis mündet. Alle übrigen Theile des Pferdes, Muskeln, Flechsen, Knochen, werden in ungeheure Kessel geworfen, die man hermetisch verschließt und in welche, unter dem Druck von mehr als einer Atmosphäre, der in einem Central-Dampfkessel erzeugte Dampf durch Röhren geleitet wird. Dieses Kochen, welches 12–24 Stunden andauert, trennt die Muskeln und Flechsen vollkommen von den ganz weiß werdenden Knochen. Die fetten Theile der Füße, die Knorpel etc. geben Oele, welche wegen ihrer Leichtigkeit sich über der gallerthaltigen Fleischbrühe sammeln, unterhalb welcher sich eine Blutschicht befindet. Wenn nach dem Erkalten des Kessels und dem Oeffnen seiner Deckel die erstarrte Fettschicht und die flüssig gebliebene gallerthaltige Schicht herausgenommen worden sind, werden mittelst Gabeln die Knochen mit dem Blut, und die durch das Kochen unendlich fein zertheilten Ueberreste der Muskeln herausgezogen. Das Blut und die Ueberreste des Muskelfleisches werden in einem besondern Kessel einer hohen Temperatur ausgesetzt, in welcher sie austrocknen, wo sie dann nur noch in Pulver verwandelt zu werden brauchen, um zur Bereitung von Berlinerblau oder als Dünger für die Colonien verkäuflich zu seyn. Die Knochen werden zur Fabrication von Kohle für die Zuckerraffinerien verwendet; das Oel und Fett geht in jene Gemenge ein, welche unter dem Namen Ochsenklauenfett zum Schmieren von Maschinentheilen so vortheilhaft verkauft werden. (Der Werth dieses Fetts macht die Eigenthümer der Pferde oft ungerecht, welche verlangen, daß das Kochen länger fortgesetzt werden soll, damit sie mehr solches Klauenfett erhalten, was aber die Gesellschaft wegen zu großen Aufwands an Brennmaterial in Nachtheil setzen würde. Vorzüglich sind es die alten Abdecker oder Schinder, welche aus Speculation die alten Thiere todt oder lebendig kaufen, um an diesen Producten großen Gewinn zu machen.) Nur einen Uebelstand hatte diese Anstalt noch bis vor kurzer Zeit: nämlich die Verpestung der Luft des Dorfs durch die Flüssigkeiten aus den Leichnamen, die mit dem Waschwasser und den Fleischüberresten und weichen Theilen vermengt durch die Rinne abflossen, und mit dem Koth aus den Gedärmen einen furchtbaren Gestank verbreiteten. Hr. Hardy, der neue Director der Anstalt, wollte sich zur Desinficirung nicht ausschließlich des Chlorkalks bedienen, welcher hiezu ganz unzureichend ist, ebenso verwarf er auch die Thierkohle, welche unverfälscht viel zu theuer kömmt. Das Coutaret'sche privilegirte Verfahren zur Desinfection der Abtrittgruben etc., welches durch eine Gesellschaft ausgebeutet wird und bereits in einer Menge Paläste und großer Gebäude mit dem besten Erfolg angewandt wurde, verhieß hier die besten Dienste und wirklich versetzten Coutaret's Agenten in kürzester Zeit die Anstalt und das Dorf in den gesundesten Zustand. Auf folgende Weise wurde dabei verfahren. Der Fußboden von Steinplatten, die Tröge, die gußeisernen Röhrenleitungen, die Rinnen wurden mit Kreosotwasser und dann mit holzsaurem Eisen gewaschen. Sodann wurde auf den Boden einer Grube, durch welche die zu desinficirenden Flüssigkeiten liefen, und an die Stelle, wo sie ihren Lauf beginnen, eine Schicht eines hauptsächlich aus essigsaurem Eisen und Kreosot bestehenden Pulvers gelegt. Den hindurchlaufenden Flüssigkeiten wurde dadurch nicht nur ihr Geruch, sondern auch ihre Gährungsfähigkeit benommen. Die die Miststätten und Rinnen etc. umgebenden Wände waren bisher von Würmern überzogen, welche, so wie die Unzahl von Schmeißfliegen augenblicklich verschwanden. Von Zeit zu Zeit werden die Fußböden und Wände frisch besprengt, jedoch mit viel geringen Quantitäten. Von dem desinficirenden Pulver genügen 50 Kilogr. auf 8 Tage. Ist das Coutaret'sche Verfahren je nach dem vorkommenden Fall auch in anderer Weise und Stärke anzuwenden, so besteht es doch im Wesentlichen immer darin, zuerst die Masse mephitischer Gase, welche den Zutritt zu den zu desinficirenden Stellen unmöglich machen, in gesunde Luft zu verwandeln, dann alle weitere Zersetzung gährender Substanzen durch Gerinnenmachen des Eiweißstoffes mittelst kräftiger Agentien aufzuhalten, und endlich die Wände bis auf den Grund rein zu waschen und der Nachhaltigkeit der Desinfection wegen eine Schicht des aus absorbirenden Körpern bestehenden Pulvers darauf zurück zu lassen. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1050.)