Titel: Verfahren Kohks zu fabriciren, worauf sich Jabez Church, Gasingenieur zu Colchester, am 20. Decbr. 1845 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 102, Jahrgang 1846, Nr. VI., S. 21
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VI. Verfahren Kohks zu fabriciren, worauf sich Jabez Church, Gasingenieur zu Colchester, am 20. Decbr. 1845 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Mechanics' Magazine, 1846 Nr. 1200. Mit Abbildungen auf Tab. I. Church's Verfahren Kohks zu fabriciren. Seitdem durch die Ausdehnung des Eisenbahnsystems der Bedarf von Kohks so sehr gestiegen ist, wurde in der Fabrication derselben keine Verbesserung gemacht, welche halb so wichtig wäre als diejenigen, welche den Gegenstand dieses Patentes bilden. Nach dem Verfahren des Erfinders erhält man nicht nur weit bessere Kohks als je zuvor, welche reiner, dichter, härter sind und eine größere Heizkraft haben, sondern man gewinnt davon auch aus derselben Menge Steinkohlen in derselben Zeit eine viel größere Quantität als nach den bisherigen Methoden. Der Patentträger beschreibt sein Verfahren folgendermaßen. Fig. 17 ist ein Vorderaufriß und Fig. 18 ein Seitenaufriß des Ofens; Fig. 19 ist ein Querdurchschnitt desselben auf der Linie XX von Fig. 18; Fig. 20 ist ein Grundriß auf der Linie YY der Fig. 19; Fig. 21 ist ein anderer Grundriß auf der Linie ZZ der Fig. 19; Fig. 22 ist ein Aufriß und Fig. 23 ein Durchschnitt der Haupttheile an der Vorderseite des Ofens nach einem größern Maaßstab als in den andern Figuren. A ist das Mundstück des Ofens und Q, Fig. 19, die Sohle desselben. B ist eine temporäre Mauer von Ziegelsteinen, welche an der Fronte der Kohlen errichtet wird, sowie man letztere hineinbringt; C ist eine Thüre von Gußeisen (der Regulator genannt), worin sich eine Anzahl länglicher Oeffnungen D, D befindet, um Luft in das Innere des Ofens zuzulassen. E, E sind senkrechte Schieber, mittelst welcher die Oeffnungen D, D und zwar alle oder nur einige davon ganz oder theilweise geschlossen werden können (wie man in Fig. 22 sieht). F, F sind noch zwei Luftcanäle, welche in den Seitenmauern angebracht und in einer aufwärts geneigten Richtung gegen das Innere des Ofens geführt sind, damit die Luft, welche durch sie zuströmt, nicht direct die Oberfläche der Kohlen bestreicht. G, G sind kreisförmige Schieberventile, wodurch die Canäle F, F nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden. I, I sind eiserne Bänder, womit der Ofen auf der Außenseite umgeben ist, um ihm eine längere Dauer zu sichern; sie sind mit ihren Enden an die Seiten des Mundstücks festgeschraubt. N ist der Schornstein und O der Fuchs, welcher von dem Innern des Ofens in ihn führt. K, K sind zwei Oeffnungen, durch welche, nachdem die Steinkohlen in Kohks verwandelt worden sind, kalte Luft eingelassen wird, um die Kohks abzukühlen und R, R' (Fig. 20) sind zwei Ventile, die mit Griffen L, L regiert werden, womit man diese Canäle öffnet und schließt (diese Ventile sind im einen Fall als geschlossen und im andern als geöffnet abgebildet). M, M, M sind horizontale Canäle, welche unterhalb des Ofens und um denselben herumgeführt sind (aber durchaus nicht mit dem Innern des Ofens communiciren); durch dieselben circulirt die kalte Luft, welche durch die Oeffnungen K, K eingelassen wurde, und m, m sind kleinere senkrechte Canäle, wodurch die Hauptcanäle M, M mit einander communiciren. H, H sind senkrechte Röhren mit Kappen oder Deckeln, welche man mittelst der herabhängenden Ketten h, h öffnen kann, um die Luft, welche zum Abkühlen der Kohks verwendet wurde, in die äußere Atmosphäre entweichen zu lassen (S, S in Fig. 21 bezeichnet die Basis dieser Röhren); P, P, Fig. 20, sind Theile des Ofens zwischen den äußern Mauern und den abkühlenden Luftcanälen, welche mit festem Material aufgefüllt sind. Das Verkohksen der Steinkohlen wird auf folgende Weise ausgeführt: man bringt so viel Steinkohlen in den Ofen, daß sie die Sohle Q desselben beiläufig 2 Fuß hoch bedecken (wie Fig. 23 zeigt) und breitet sie darin so aus, daß die Oberfläche eben ist, nur muß die Masse sich ein wenig von der Fronte und den Seiten gegen die Mitte neigen. In dem Maaße als der Ofen mit Steinkohle beschickt wird, baut man vorne allmählich die Mauer von Ziegelsteinen (B) auf; man wirft dann eine Schaufel voll brennender Steinkohlen oben hinein und sobald die Hauptmasse der Kohlen vollkommen in Brand gekommen ist, verschließt man die Ofenthür oder den Regulator C und lutirt die Ränder desselben zunächst dem Mundstück sowie alle Fugen der temporären Backsteinmauer gehörig. Die Canäle D, D und F, F, durch welche die zur Unterhaltung der Verbrennung erforderliche Luft geliefert wird, läßt man am Anfang gänzlich offen (zur selben Zeit müssen die Canäle M, M, m, m welche man beim Abkühlproceß anwendet, gänzlich geschlossen seyn). So wie aber das Verkohksen der Steinkohlen vorschreitet, werden die Canäle D, D und F, F mittelst der Schieber E, E und der Ventile G, G allmählich geschlossen, bis sie endlich am Schluß des Processes gänzlich geschlossen sind (das Ende des Processes erkennt man daran, daß alle Flamme auf der Oberfläche der Kohks aufhört). Die Ventile R, R, werden dann geöffnet, um Luft zum Abkühlen der Kohks hineinzulassen und die Kappen der Austrittröhren abgezogen; die Kohks schafft man nicht eher aus dem Ofen, als bis sie durch und durch abgekühlt sind, während man bisher die Kohks heiß herauszuziehen und kaltes Wasser darauf zu schütten pflegte. Zum Verkohksen von acht Tonnen Steinkohlen braucht man mit Einschluß der Zeit, welche für den Abkühlungsproceß erforderlich ist, gewöhnlich 80 bis 90 Stunden, je nach der Qualität der angewandten Kohlen und der Temperatur der Atmosphäre. Wünscht man Kohks zu erhalten, welche mehr als gewöhnlich frei von Schwefel und metallischen Beimengungen sind, so seht man die Kohks nach beendigtem Proceß der Verkohlung noch der Wirkung eines elektrischen Stroms aus und zwar auf folgende Weise: sobald die Flamme auf der Oberfläche der Kohlenmasse wegzusterben beginnt, schließe ich die Oeffnungen D, D wie vorher erwähnt; dann stecke ich durch die temporäre Mauer vorne eine eiserne Stange nahe am Boden in die Kohks; durch die Hinterseite des Ofens gerade unter dem Schornsteinfuchs O stecke ich eine zweite Stange und zwar über die Oberfläche der Kohks, so daß sie auf denselben aufliegt und vollkommen mit ihnen in Berührung ist. Erstere Stange wird mit dem positiven Pol einer starken galvanischen Batterie und letztere mit dem negativen Pol derselben verbunden, jede mittelst eines starken Kupferdrahts, so daß die Kohksmasse in dem Ofen die elektrische Kette ergänzen muß. Die eisernen Stangen und Verbindungsdrähte müssen natürlich von allen Substanzen, welche den elektrischen Strom abwenden oder unterbrechen könnten, vollkommen isolirt seyn. Wenn die Kohksmasse beiläufig 6 Tonnen beträgt, so sollte man sie nach meiner Erfahrung zwei Stunden lang der elektrischen Wirkung aussetzen. Ich habe wiederholt gleiche Theile Kohks von derselben Steinkohlensorte untersucht, wovon die einen dem elektrischen Strom ausgesetzt worden waren, die andern nicht und gefunden, daß erstere im Verhältniß von beiläufig 12 zu 1 freier von Schwefel und andern Beimengungen waren. (?) Ueber die Güte der nach Church's Methode bereiteten Kohks. Hr. Maugham, der bekannte ausgezeichnete Chemiker, hat viele Versuche angestellt, um die nach Church's Patent bereiteten Kohks mit denjenigen anderer Fabrikanten zu vergleichen; er fand, daß sie stets eine größere Heizkraft besitzen, auch viel härter und compacter, folglich vortheilhafter zu brennen sind; daß wenn Kohks von zerreiblicher Beschaffenheit, wie sie bisher in der Regel geliefert wurden, in Windöfen angewandt werden, ein großer Theil der Heizkraft verloren geht, weil der Zug durch das Feuer große Quantitäten Kohks unverzehrt wegbläst, was in Gebläseöfen noch mehr der Fall ist, während die nach Church's Methode bereiteten Kohks dem Zug und Wind besser widerstehen. Die Vorzüge der letztern schreibt er hauptsächlich dem Umstand zu, daß man sie abkühlen läßt, ehe man sie aus dem Ofen schafft, und zwar ohne sie mit Wasser zu begießen. Die Heizkraft der Kohksmuster von Church war durchschnittlich 303 6/10 Der Muster von anderen Fabrikanten 301 1/2 Von ausländischen Kohks: La Garron 285 Bessèges 284 Rive-de-Gier 260 Luxemburg 222 Nun wird bekanntlich die Heizkraft des reinen Kohlenstoffs durch die Zahl 340 repräsentirt, weil 10 Gran reiner Kohlenstoff 340 Gran Blei liefern, wenn man sie durch den Sauerstoff der Bleiglätte verbrennt; dieser Zahl kommen aber die Kohks von Church unter allen Sorten am nächsten.

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