Titel: Regeln beim Einkauf der verschiedenen Hölzer; von Schmidt und Hartung, Schreinermeister.
Fundstelle: Band 102, Jahrgang 1846, Nr. LXXX., S. 397
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LXXX. Regeln beim Einkauf der verschiedenen Hölzer; von Schmidt und Hartung, Schreinermeister.Aus dem Monatblatt des Gewerbvereins für das Großherzogthum Hessen. Regeln beim Einkauf der verschiedenen Hölzer. Beim Einkauf der weichen Hölzer, unter die wir das Tannen-, Kiefern- und Fichtenholz rechnen, hat der Einkäufer auf Folgendes zu sehen. Die Jahre des Holzes müssen so nahe als möglich an einander stehen, denn je mehr sich dieselben nähern, desto fester und dichter ist das Holz. Stehen die Jahre zu weit aus einander, so ist dieß ein Zeichen, daß das Holz zu üppig gewachsen ist; dasselbe kann dann nicht mit Vortheil zu den verschiedenen Arbeiten des Schreiners angewendet werden; es ist porös und hat keine Dauer. Wird auf ein derartiges Holz fournirt, so wirft sich die fournirte Arbeit nach allen Seiten hin. Auch muß sich der Tischler und jeder andere Gewerbtreibende, welcher Holz verarbeitet, hüten, solche Hölzer einzukaufen, die aus gedrehten Stämmen geschnitten worden sind. Diesen Fehler erkennt man an den aus solchem Holz geschnittenen Brettern, Bohlen u.s.w. daran, daß der Sägeschnitt von dem Kern des Holzes aus gerechnet, auf einer Seite glatt und auf der andern rauh geht. Bei den auf Wegen und in Schranken stehenden Brettern, Bohlen u.s.w., die man nur an den äußeren Enden sehen kann, läßt sich dieser Fehler dadurch entdecken, daß man den am Ende befindlichen Absprung untersucht; steht man, daß die Jahre nicht egal abgesprengt sind, sondern daß dieselben auf der einen Seite herauf- und an der andern heruntergesprengt sind, so ist dieß das sicherste Zeichen, daß die Waare aus gedrehtem Holz geschnitten wurde. Sind die Kanten der Bretter, Bohlen u.s.w. von der Rinde befreit, so kann man auch an diesen erkennen, ob sie aus gedrehtem Holz geschnitten worden sind, in welchem Fall die Jahre statt gerade, schräg laufen. Bretter, Bohlen u.s.w., welche aus solchem gedrehten Holz geschnitten worden sind, können nicht zur Anfertigung irgend eines Hausgeräths dienen, sind im Gegentheil nur zu Verschlägen und zu ordinären Fußböden zu gebrauchen. Beim Einkauf der harten Hölzer, von denen die gebräuchlichsten das Eichen-, Rothbuchen- und Birnbaumholz sind, gilt das Nämliche, was wir oben beim Einkauf der weichen Hölzer angegeben haben. – Werden Bloche (oder Klötzer) gekauft, was oft der Fall ist, so hat man beim Einkaufen derselben Folgendes zu beobachten. Vor allen Dingen muß man sich vor dem Einkauf solcher Bloche hüten, daß deren äußere Rinde offene oder vernarbte Frostklüfte hat; denn gewöhnlich sind derartige Bloche in ihrem Innern nach der Richtung der Jahre zerfroren, und die daraus geschnittenen Bretter oder Bohlen zerfallen beim Trocknen der zerschnittenen Waare in Stücke; dieser Fehler kommt vorzugsweise bei dem Eichen-, Kirschbaum- und Nußbaumholz vor. Beim Einkauf der Stämme oder Bloche muß man seine Aufmerksamkeit auch darauf richten, daß sich längs des Stammes keine abgehauenen oder abgesägten Stumpen von alten Aesten befinden. Solche Stumpen sind in der Regel faul und leiten demnach durch ihre verfaulten Poren das Regenwasser bis auf den Kern des Stamms, welcher dadurch ebenfalls faul wird. Beim Einkauf eines solchen fehlerhaften Stammes hat man durch das Wegschneiden des faulen Kerns einen großen Verlust. Bei Eichen-, Kirschen- und Nußbaumholz findet man solche Stumpen hauptsächlich. Kauft man Bloche von weichem oder hartem Holz ein, die länger als ein Vierteljahr im Wald gelegen haben, so ist es nöthig, mit der größten Vorsicht zu Werke zu gehen, weil sie leicht stocken. Birken-, Ahorn- und Rothbuchenholz sind vor allen andern Holzarten dem Stocken ausgesetzt, während das Eichenholz mehrere Jahre mit der Rinde im Walde liegen kann, ohne daß dasselbe stockig wird. Um sich zu überzeugen, ob das Bloch unter der Schale stockig geworben ist oder nicht, muß man von der letzteren etwas mit einem Beil ablösen, wozu die Stelle ausgewählt wird, wo das Holz der meisten Feuchtigkeit ausgesetzt war. Zeigt sich das Holz an der von der Schale entblößten Stelle weiß, so ist dieß ein Zeichen, daß das Holz stockig geworden ist. Gegenstände, die aus solchem stockigen Holze gemacht werden, haben keine Dauer, weil durch das Stocken der Holzfaser alle Verbindungskraft genommen wird. Beim Einkauf des Holzes in Blochen ist auch noch darauf zu sehen, daß die das Bloch umgebende Rinde nicht gewunden ist, denn in diesem Fall ist das Holz ebenfalls gedreht. Von den aus Mahagonyholz geschnittenen Bohlen und Fournüren muß man nur solche kaufen, die auf ihrer Oberfläche eine feurigrothe, ins Gelbliche fallende Farbe haben, weil Mahagonyholz von dieser Farbe später schön kastanienbraun wird. Mahagonyholz, das schon vor der Bearbeitung mehr ins Rothe fällt, nimmt später eine ganz düstere schwarzbraune Farbe an. Besitzt das Mahagonyholz eine blaßrothe Farbe, so behält es entweder dieselbe oder wird gar noch Heller; diese Sorte von Mahagony ist die geringste. Noch besteht beim Einkaufen von aus Mahagonyholz geschnittenen Fournüren ein Vortheil darin, so viel wie möglich die aus einem und demselben Stamme geschnittenen Fournüre zusammen zu kaufen, denn dadurch ist man in den Stand gesetzt, die von den Fournüren geschnittenen Abfälle wieder für andere Gegenstände zu verwenden, die mit denselben Fournüren belegt werden sollen. Nur sehr selten tritt der Fall ein, daß Fournüre, die aus verschiedenen Stämmen oder Blochen geschnitten wurden, in Hinsicht ihrer Farbe zusammenpassen, und deßhalb können auch, kauft man nur wenig zusammenpassende Fournüre auf einmal, die davon abgetrennten Abfälle in seltenen Fällen wieder verwendet werden. Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß es beim Einkauf von aus Mahagonyholz geschnittenen Bohlen viel vortheilhafter ist, wenn man dieselben, nicht wie es häufig stattfindet, nach dem Gewicht, sondern nach dem Quadratfuß einkauft. Beim Einkaufen nach dem Gewicht sind die Bohlen fast immer, um ihnen ein schweres Gewicht zu geben, feucht gemacht, und im feuchten Zustande wiegen sie beinahe noch einmal so viel als im trockenen. Trocknen auch die Bohlen beim Einkauf nach dem Quadratfuß zusammen, so wird doch der dadurch entstehende Verlust nie so beträchtlich seyn, als solches der Fall ist, wenn die Bohlen nach dem Gewicht gekauft wurden. Beim Einkauf des Palisanderholzes, das meistentheils in Form von runden Stämmen oder zuweilen auch in Bohlen und Fournüren geschnitten im Handel vorkommt, muß man an irgend einer Stelle des Stamms etwas weghauen, um die eigentliche Farbe deutlich erkennen zu können, da das Aeußere des Stamms schwarz aussieht. Das Palisanderholz ist ebenfalls wie das Mahagonyholz an Güte sehr verschieden; das beste ist dasjenige, welches mit feinen rothen Adern durchzogen ist. Hat das Palisanderholz gelb- und schwarzbraune Stellen, so ist es von einer geringen Qualität, und ein derartiges Holz nimmt auch nach der Politur keine lebhafte Farbe an. Das Ebenholz wird ebenfalls in Form von runden Stämmen verkauft; es ist in Bezug darauf rathsam, nur solche Stämme zu kaufen, die keine Risse haben, weil beim Schneiden rissiger Stämme viele Abfälle entstehen.