Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 103, Jahrgang 1847, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Neues Bewegungssystem für Eisenbahnen, um Rampen, sowohl aufwärts als abwärts, sowie scharfe Krümmungen mit größter Schnelligkeit und Sicherheit zu befahren. Schon seit längerer Zeit haben mich zwei Probleme beschäftigt, die zu den wichtigsten gehören, welche das Eisenbahnwesen noch bis jetzt unaufgelöst darbietet. Bekanntlich ist die gewöhnliche Construction der Eisenbahnwagen nicht geeignet, scharfe Krümmungen ohne Gefahr und ohne sehr vermehrten Widerstand zu befahren; eben so wenig ist das Princip der Adhäsion, auf welchem die Locomotion gegenwärtig allein beruht, ausreichend, um selbst unbedeutende Steigungen unter allen Umständen zu überwinden, noch viel weniger wenn das Steigungsverhältniß bis zu 1/30 und noch weiter zunimmt. Beide Schwierigkeiten treffen zusammen, wo es sich um die Ueberschreitung eines bedeutenden Gebirges handelt, weil eine solche selten möglich ist, ohne die Bahn in Schlangenwindungen den Abhang hinauf und hinab zu führen. Von der Auflösung dieser beiden Probleme hängt also die Ausdehnung des Eisenbahnnetzes auf alle denkbare Fälle hauptsächlich ab. Bei den Versuchen, die Schwierigkeiten, die sich hier darbieten, zu überwinden, ging ich von dem Grundsatze aus, daß nur ein möglichst einfacher Mechanismus dabei zulässig sey. Die Mittel, die ich vorschlage, tragen diesen Charakter; sie bestehen 1) in einer veränderten, sehr einfachen Construction der Wagen; 2) in einem besondern und besonders construirten Geleise für die Hinabfahrt; 3) und hauptsächlich in einem Bewegungssystem, das entweder ausschließlich, oder als Aushülfe für die unzureichende Kraft der Locomotiven bei der Auffahrt zur Anwendung kommen soll. Zuerst bot sich mir hier das nämliche System und in der nämlichen Art dar, wie es Pilbrow später bekannt gemacht hat; ich mußte es aber sogleich verwerfen, da bei dieser Einrichtung die bewegende Kraft viel zu sehr außer der Gewalt des Zugführers liegt, auch ein Mechanismus mit Verzahnungen, wie er hier unumgänglich scheint, bei so schnellen Bewegungen ganz unzulässig ist. Das System, welches ich vorschlage, hat das Eigenthümliche, daß es bei derselben Einrichtung sowohl mit verdichteter als mit verdünnter Luft betrieben werden kann. Wendet man comprimirte Luft an, so ist die Kraft, selbst wenn man den Druck von drei Atmosphären nicht überschreitet, sehr bedeutend und die Wirkung des Mechanismus einer großen Steigerung fähig. Benutzt man dagegen eine Luftverdünnung, eine Betriebsart, die sich schon hinreichend bewährt hat, so findet hier ein atmosphärisches System statt, das aber vor dem gewöhnlichen den großen Vortheil voraus hat, daß die Längenklappe der Triebröhre ganz beseitigt ist. Diese Längenklappe ist mir stets als der schwache Punkt des atmosphärischen Systems erschienen, und schwerlich dürfte die Schwierigkeit durch irgend einen der vielen, zum Theil sinnreichen Vorschläge, die man gemacht hat, oder andere, die man noch machen könnte, gehoben werden. In beiden Fällen, man mag comprimirte oder verdünnte Luft anwenden, sind die Kosten nicht größer als beim einfachen atmosphärischen System, obgleich bei den schwierigen Fällen und für die kurzen Strecken, auf welche diese Erfindung berechnet ist, die Kosten weniger in Betracht kommen, die auch nur die erste Anlage hauptsächlich betreffen, da der Betrieb weniger Aufwand erfordert, als bei irgend einem andern System. Die Sicherheit dagegen ist vollkommen, indem selbst, wenn beim Hinauffahren einzelne Wagen sich von dem Zuge ablösen sollten, keine Gefahr eintritt, sondern diese Wagen augenblicklich zum Stillstande kommen. Auch ist der Betrieb von der gleichzeitigen Function der Maschinen (in den meisten Fällen und auf mehrere Meilen genügt eine einzige, die an einem beliebigen Orte aufgestellt werden kann) ganz unabhängig. Dieses System wurde in seinem ersten Entwurf dem k. preußischen Finanzministerium eingereicht, welches darüber unter dem 2. Julius 1844 eine sehr bemerkenswerthe Entscheidung erlassen hat, die mir in folgenden Worten mitgetheilt wurde: „Des Hrn. Finanzministers Excellenz hat uns auf Ihre Eingaben eröffnet, daß das von Ihnen in Vorschlag gebrachte pneumatische Bewegungssystem zwar als neu und eigenthümlich anzuerkennen sey, da seine Anwendung jedoch auf einer inländischen Eisenbahn wegen der Unmöglichkeit einen geordneten und regelmäßigen Betrieb damit zu erreichen, nicht gestattet werden könne und Sie daher außer Stande seyn werden die Ausführung Ihres Bewegungssystems im Inlande nachzuweisen und daher ein Ihnen etwa zu ertheilendes Patent sehr bald seine Wirksamkeit verlieren werde, so könne Ihrem Patentgesuch nicht willfahrt werden etc.“ Den Einwand, daß kein regelmäßiger Betrieb möglich sey, hatte ich am wenigsten erwartet, da ich im Gegentheil zu zeigen bemüht war, daß im Gegensatz gegen das gewöhnliche atmosphärische System, der Betrieb von der Function der stehenden Maschinen unabhängig sey. Er gründet sich ohne Zweifel darauf, daß ich das System zur allgemeinen Anwendung vorgeschlagen und zur Ersparung der Kosten angenommen hatte, daß die Treibapparate nur in Zwischenräumen wirksam seyn und die Züge sich über die Zwischenstrecken durch ihr bereits erlangtes Trägheitsmoment forthelfen sollten; hienach würde das System, bei welchem nur ein äußerst geringer Kraftverlust, und dagegen die vollständigste Wirkung mit Expansion stattfindet, das vortheilhafteste gewesen seyn, was sich für die Oekonomie des Brennmaterials und für Kostenersparung überhaupt erdenken läßt. Hier lag jedoch der Einwand nahe, daß wenn ein Zug durch äußere Hindernisse auf einer solchen Zwischenstrecke zum Stillstand kommt, es an der hinreichenden Kraft fehle, ihn von der Stelle zu bringen. Diesen Einwurf glaubte ich später dadurch beseitigt, daß ich vorschlug den Zwischenstrecken selbst auf der Ebene eine schwache Neigung, etwa von 1/300, zu geben, so daß der Zug leicht entweder vorwärts nach der nächsten, oder nach der letzten Station zurück gelangen kann; indessen beschränke ich die Anwendung der Erfindung gegenwärtig nur auf Gebirgsübergänge und setze einen ununterbrochenen Treibapparat voraus. Das nämliche System wurde hierauf, mehrfach abgeändert und erweitert, der Akademie der Wissenschaften in Paris (wo bekanntlich umfassende Versuche zur Prüfung verschiedener neuer Bewegungsysteme für Eisenbahnen angestellt werden sollten) mitgetheilt, welche durch Ernennung einer Commission von sehr namhaften Gelehrten (Arago, Poncelet, Morin, Séguier, Lamé) demselben besondere Aufmerksamkeit zu schenken schien, eine Begutachtung ist aber nicht erfolgt. Diese Verzögerungen haben mir Zeit gegeben, die Erfindung von neuem zu vervollkommnen und zu vereinfachen. Sie setzt es außer Zweifel, daß die stärksten geradlinigen Rampen auf- und abwärts absolut mit der nämlichen Schnelligkeit und Sicherheit befahren werden können, wie ebene Strecken, und Krümmungen allgemein ohne allen vermehrten Widerstand und ohne alle Gefahr des Abgleitens, völlig sicher, aber wenigstens mit solcher Geschwindigkeit, daß durch eine nicht übermäßige Seitenneigung der Schienenbahn die Schwungkraft ganz oder größtentheils aufgehoben wird. Eine Krümmung von nur 50' Halbmesser kann sonach noch mit einer Geschwindigkeit von 3 Meilen völlig sicher befahren werden. Ein Mittel, jede Krümmung mit jeder Geschwindigkeit, so daß kein Umschlagen der Wagen zu befürchten ist, zu befahren, gibt es nicht, aber in dem System selbst liegt die Garantie, daß die normale Geschwindigkeit nicht überschritten wird, ohne bloß auf die Vorsicht und Besonnenheit der Locomotivführer rechnen zu müssen. Diese Angaben, die der strengsten Wahrheit gemäß sind, erlaube ich mir hiemit zur öffentlichen Kunde zu bringen, einestheils um mir den Anspruch auf eine Erfindung zu sichern, die wie bemerkt schon mehrere Jahre alt ist und mehrfach mitgetheilt wurde; anderntheils, um diejenigen, die mit der Leitung eines so schwierigen Unternehmens, als die Gebirgsüberschreitung einer Eisenbahn ist, beauftragt sind und in der Wahl der zweckmäßigsten Mittel dazu noch schwanken möchten, auf dieses jedenfalls sehr beachtenswerthe System aufmerksam zu machen und zu dessen Prüfung aufzufordern. Deßhalb an mich gerichtete Anfragen werde ich aufs bereitwilligste beantworten. Köln, im November 1846. F. A. Taurinus. Mächtige Locomotiven. Für die Great-Western-Eisenbahn wurden nach Brunel's Plan drei Riesen-Locomotiven construirt, der „Great Western,“ die „Queen“ und der „Prince,“ welche folgende Dimensionen haben: Treibräder 8 Fuß im Durchmesser; Cylinder 18 Zoll; Kolbenhub 24 Zoll; Kessel 16 Fuß; Gewicht der Locomotive, ohne Wasser, 36 Tonnen; Gewicht des Tender, ohne Brennmaterial oder Wasser, 10 Tonnen. Der nach demselben Plan construirte „Elk,“ welcher nur für besondere Eisenbahnzüge bestimmt ist, hat folgende Dimensionen: Treibräder 7 Fuß im Durchmesser; Kolbenhub 18 Zoll, Cylinder 16 Zoll; Kessel 14 Fuß; Gewicht der Locomotive, ohne Wasser, 25 Tonnen; Gewicht des Tender, ohne Kohks oder Wasser, 9 Tonnen. (Mechanics' Magazine, 1846 Nr. 1208.) Ueber die Oxydation der Eisenbahnschienen, je nachdem dieselben in Gebrauch sind oder nicht; von R. Mallett. Ueber diesen Gegenstand werden in Großbritannien Versuche angestellt und zwar auf sechs verschiedenen Eisenbahnlinien. So viel ist bereits ermittelt: 1) daß die Schienen welche in und solche welche außer Gebrauch sind wirklich in verschiedenem Grade oxydirt oder zerfressen werden, was mit dem so inducirten eigenthümlichen Molecularzustand zusammenzuhängen scheint; 2) daß in den Schienen, welche bereits einige Zeit in Gebrauch sind, sowohl inducirter als permanenter Magnetismus entsteht, indem jede Schiene mit Polarität magnetisch ist und vier bis acht verschiedene Pole hat. Hr. Hunt bestätigte die Versuche von Ritter – daß der Magnetismus das Eisen gegen Corrosion schützt und schrieb diesem Umstand die Conservirung der Schienen bei befahrenen Eisenbahnen zu. (Aus den Verhandlungen der British Association im Civil Engineer's Journal, Nov. 1846 S. 343.) Wahrscheinliche Ursachen der Dampfkessel-Explosionen und Mittel sie zu verhüten; von Hrn. Donny. Der Verf. hat vor der Société d'Encouragement zu Paris Versuche über die Erscheinungen beim Kochen von Flüssigkeiten wiederholt, woraus er die wahrscheinlichen Ursachen der Dampfkessel-Explosionen ableitet. Wenn eine von Luft befreite und über ihren Siedepunkt erhitzte Flüssigkeit sich zertheilt, ist die Dampfentwicklung so augenblicklich, daß sie sehr einer Explosion gleicht; eine solche findet auch, jedoch in schwächerem Grade, bei dem sogenannten Stoßen der Flüssigkeiten statt, wenn man dieselben nämlich einige Zeit lang im Kochen erhalten hat. Durch andauerndes Kochen verlieren die Flüssigkeiten den größten Theil der Luft, welche in ihnen aufgelöst war; die Molecular-Anziehung, welche sich dann merklich einstellt, gestattet der Flüssigkeit sich über ihren Siedepunkt zu erhitzen; in Folge hievon erscheinen neue Luftblasen, welche bewirken daß die Flüssigkeit sich durch ein Aufstoßen theilt; hierauf findet eine reichliche Dampfentwicklung statt und folglich eine Temperatur-Erniedrigung, welche für einen Augenblick die Flüssigkeit in Ruhe versetzt Ein directer Versuch hat gezeigt, daß ein dünner Strom atmosphärischer Luft, welcher durch die Flüssigkeiten streicht, diese oft gefährlichen Bewegungen aufhalten kann. Da die Stöße in den kochenden Flüssigkeiten oft so stark sind, daß der Apparat zerbricht, so kam der Verf. auf die Vermuthung, daß die plötzliche Aufhebung der Cohäsion einer stark erhitzten flüssigen Masse unter gewissen Umständen die unmittelbare oder mittelbare Ursache der schrecklichen Dampfkessel-Explosionen werden kann. Um diese Ansicht zu prüfen, suchte er seinen Apparat in die Umstände zu versetzen, worin sich ein ähnlicher Dampfkessel befindet; es gelang ihm nach andauerndem Sieden so starke Stöße hervorzubringen, daß bei einem Versuch die Kugel des Instruments zerbrach und die Ausdehnung des Dampfs Glasstückchen weit weg schleuderte. Als dieser Versuch mit dem luftfreien Wasser eines sogenannten Wasserhammers wiederholt wurde, riß dessen oberer Theil plötzlich ab, während man seinen unteren Theil erhitzte, wodurch eine heftige Explosion entstand. Daraus scheint hervorzugehen, daß man um derartige Dampfkessel-Explosionen zu verhüten, bloß in den unteren Theil der Kessel mittelst einer kleinen Pumpe einen schwachen und andauernden Luftstrom einzulassen braucht. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Sept. 1846 S. 505.) Ueber Claußen's neuen Handwebestuhl und circularen Strumpfwirkerstuhl. Die aus Belgien stammenden und dort zur Vollkommenheit gebrachten neuen Handwebestühle und circularen Strumpfwirkerstühle, im Besitz von Claußen und Comp. in Brüssel (rue de l'Etoile No 11), haben in England allgemeinen Beifall gefunden und werden überall eingeführt. Ersterer ist eine glückliche Vereinigung des gemeinen Handwebestuhls mit dem mechanischen Webestuhl (Kraftstuhl) und anderen Verbesserungen, woraus eine Webemaschine entstand, die folgende Eigenschaften besitzt. Ein Weber kann damit mit großer Bequemlichkeit und nicht mehr Kraftaufwand weben: 1 Stück von 3 1/2 Yards Breite; oder zu gleicher Zeit 2 Stücke von 2 Yards Breite – 3 Stücke von 1 Yard Breite – oder 4 Stücke von 20 Zoll Breite jedes und es können alle Stücke verschieden sehn oder die gleiche Waare. Ein Webestuhl mit einem Stück von 2 Yards Breite kann von Kindern oder Frauen gehandhabt werden, und da der Stuhl alles besorgt, bleibt dem arbeitenden Individuum nichts zu thun als den Stuhl zu treiben und die Fäden der Kette zu beobachten, um etwa solche die reißen, wieder anzuknüpfen, und auch dieses geschieht seltener, weil die Kette weit weniger gespannt ist als in den gewöhnlichen Stühlen. Bei einer jüngst in Belfast angestellten Vergleichsprobe wob ein Weber in vier Stunden mit solcher Anstrengung, daß er länger nicht fortweben zu können erklärte, 2 Yards 2 1/2 Zoll breite Leinwand; der daneben arbeitende Weber mit dem neuen Stuhle worauf er zwei Stücke von gleicher Breite wob, ohne zu ermüden, wob 5 Yards 13 Zoll breite Leinwand, also auf jedes der beiden Stücke 22 Zoll oder 30 Proc. – in Ganzen aber 180 Proc. mehr. Die mit dem neuen Stuhl gewebten Zeuge sind von gleicherer Dichtheit, da der Schlag der Lade vom Mechanismus immer mit ganz gleicher Kraft gegeben wird, und der Fabrikant kann die Berechnung des Kostenpreises der Waare, des erforderlichen Garnquantums weit sicherer und leichter stellen; denn hundert Stücke aus demselben Garn müssen gleiches Gewicht und gleichen Werth haben. Bei farbiger Weberei (Ginghams) besorgt der Mechanismus den Wechsel der Farben resp. der Schiffchen; das Jacquardsystem ist leichter daran anzubringen als an den gewöhnlichen Webestühlen, so wie jede andere Einrichtung die irgend eine andere Weberei erfordert, und sie sind für die gröbsten (schwersten) so wie für die feinsten Stoffe, Musseline, feinste Battiste, Seidenwaaren, Tuch u.s.w. gleich anwendbar. Sie sind überdieß nicht größer als gewöhnliche Webestühle, können nicht nur von Eisen, sondern auch von Holz mit wenig mehr Kosten hergestellt werden, und fast alle gewöhnlichen Webestühle können ohne große Kosten dazu umgewandelt werden. Eben so können mit ihnen doppelte sackähnliche Zeuge gewoben werden, ferner von Sammetgeweben zwei Stücke zugleich, welche mit der den Sammet bildenden Seite zusammenhängen und zuletzt durch einen Schnitt in ihrer ganzen Breite von einander getrennt, zwei Stücke bilden. Bei ordinären Zeugen, die mit Dampfkraft auf mechanischen Stühlen gewoben werden, leisten die neuen Stühle 20 Proc. mehr bei halbem Kraftaufwand als die jetzt gebräuchlichen Kraftstühle, und in diesen Zeugen kann selbst der Handweber nun mit der Dampfkraft concurriren. Aus diesen Leistungen der neuen Stühle geht hervor, daß jedes Land, welches hinter anderen in der allgemeinen Einführung derselben zurückbleibt, auch in demselben Verhältniß in seiner Industrie zurückgeworfen werden muß, und wer immer sich um die Einführung der neuen Webestühle bemühen wird, erwirbt sich kein geringes Verdienst um Deutschlands Gewerbsindustrie. Nicht minder außerordentliche Leistungen liefert der im Besitz derselben Firma befindliche Wirkstuhl von circularer Form, auf welchem gewirkte Zeuge zu Unterkleidern für Männer und Frauen, Kinderkleidern, Nachtmützen, Umschlagtüchern, Teppichen etc. in allen Mustern, Breiten, Dichtheiten, Feinheitsabstufungen mit einer solchen Schnelligkeit erzeugt werden, daß der Preis der Verarbeitung nur noch wenige Procente des Preises des Rohstoffes beträgt; was 12 Stühle der größeren Art in den ordinären Qualitäten und Feinheiten für Unterkleider und dergleichen erzeugen, erfordert an 1500 Näherinnen zum endlichen Fertigmachen. Man hat bereits in Leeds wollene gewirkte Zeuge damit hergestellt, welche nach dem Walken und Kratzen das ganze Aussehen des gewöhnlichen Tuches mit einer vollkommenen Elasticität nach jeder Richtung verbinden. Welches auch die Breite sey, in der dieser Zeug angefertigt wird, und sie kann bis zu 8 Fuß gebracht werden, so liefert der Stuhl 2 1/2 Zoll per Minute in mittelfeinen Qualitäten; von Stoffen mit größeren Maschen, zu gewissen Zwecken, können bis zu 100 Yards per Tag gemacht werden. Obschon die Aufgabe, einen Strumpfwirk-Mechanismus zu erfinden, der ganz dasselbe leistet wie die Hand der Strickerin, und solche Industrieprodute ohne alles nachherige Nähen zu erzeugen im Stande ist, noch nicht gelöst ist, leistet doch der in Rede stehende Mechanismus hinsichtlich der Quantität seiner Producte Ungewöhnliches und verdient von Seite der Fabrikanten solcher Stoffe die möglichste Berücksichtigung. Die Webestühle von Claußen sind bereits in sämmtlichen deutschen Zollvereinsstaaten und in Oesterreich patentirt; sie kosten 8 bis 20 Pfd. Sterl. London, im Decbr. 1846. G. A. Sch. Anwendung der Gutta-Percha zum Einbinden der Bücher etc.; von C. Nickels. Das Verfahren des Patentträgers besteht in der Anwendung der Gutta-Percha in verschiedenen Zuständen statt der bisher benutzten Substanzen. Auf fünferlei Weise kann man sich der Gutta-Percha zum Brochiren und Bücherbinden bedienen. 1) Man bedient sich derselben aufgelöst statt des Leims, um die Bogen der gedruckten Werke zu vereinigen, statt des Nähens und der weitern Bearbeitung des Rückens, und verfährt dabei wie man es mit dem Kautschuk schon jetzt macht. Die Bogen werden zusammengelegt, geschlagen, man fährt mit einer Raspel über den Rücken und trägt eine oder mehrere Schichten einer Gutta-Percha-Lösung auf, wozu man, wenn es nöthig seyn sollte, noch einen Streifen, ebenfalls mit Gutta-Percha bestrichenen Kattuns auflegt. Die Gutta-Percha-Lösung wird gewöhnlich warm aufgetragen und zwar nicht eher eine neue Schicht, als bis die vorige trocken ist oder etwas dazwischen gelegt wurde. 2) Man bedient sich der Gutta-Percha-Lösung statt des Leims, Eiweißes, Gummi's etc. wo man diese Substanzen zur Buchbinderei anwendet. 3) Man nimmt diese Lösung auch als Bindemittel zum Marmoriren des Schnitts, zum Färben der Deckel etc. 4) Man bedient sich der Gutta-Percha in Form von Blättern statt Pergaments, Schafleders, Kalbleders, Leinwand etc. zum Bücherbinden, indem man die Verzierungen darauf druckt oder eine Lösung dieser Substanz auf vertieft oder in Relief gravirte Flächen ausgießt. Man kann die Blätter auch narben oder im plastischen Zustande über Gewebe oder verschiedene Substanzen ausbreiten. 5) Man nimmt statt der Pappe zum Binden und Deckelmachen eine Masse aus Gutta-Percha und Papierzeug, vermengt mit Scherwolle, Baumwolle oder andern Fasersubstanzen, für welche die Gutta-Percha ein gutes Bindemittel abgibt. Will man endlich einen größern Grad von Biegsamkeit als die Gutta-Percha besitzt, so setzt man auf 4 Theile derselben 1 Thl. Kautschuk zu. (Moniteur industriel 1846, Nr. 1063.) Parson's Fabrication künstlichen Brennmaterials. Das künstliche Brennmaterial, worauf sich John Parsons zu London am 10. Mai 1845 ein Patent ertheilen ließ, kann aus Steinkohlenklein, Kohks, Gerberlohe, Sägemehl, Torf etc. verfertigt werden, welche man pulvert und mit ein Viertel ihres Raums Thon oder Mergel verbindet, worauf man sie mittelst einer brennbaren Composition zu einer Masse zusammenkittet. Die brennbare Composition oder das Cement wird auf folgende Weise bereitet: man versetzt eine Tonne gereinigtes Pech, Steinkohlentheer oder Harz, mit einem Bushel Gyps, zwei Metzen (pecks) Kochsalz, zwei Metzen gepulvertem Alaun und zwei Metzen Ruß. Diese Substanzen werden vermischt und in einem Kessel bis zum Kochen erhitzt oder bis sich der entstandene Schaum wieder ganz gesetzt hat. Die Materialien, welche die Basis des Brennmaterials bilden, erhitzt man unter zeitweisem Umrühren auf 52° R. und rührt dann die brennbare Composition in kochendem Zustande hinein. Auf einen Bushel Steinkohlenklein verwendet man beiläufig sechs Quarts von der heißen Composition, und wenn die Temperatur der ganzen Masse der Art ist, daß sich alle Substanzen vollkommen vermischt haben, preßt man die Mischung in Formen zu Kuchen. Nachdem letztere erkaltet sind, taucht man sie mittelst eines Cylinders oder offenen Rahmens in die kochende brennbare Composition, zieht sie dann so schnell als möglich heraus und läßt sie auf eine geneigte Fläche fallen, welche dick mit Sägemehl bestreut ist; zugleich streut man mit einem Sieb Sägemehl von oben auf sie herab, so daß sie auf allen Seiten damit überzogen werden, bevor noch die heiße Composition erstarrte. So wird also das Brennmaterial auf allen Seiten mit einer ganz wasserdichten Schicht überzogen. (London Journal of arts, Nov. 1846 S. 235.) Surrogat der Hornfenster für Stahlwaaren-Fabriken; von Rochon. In vielen Arbeitslocalen, besonders wo stählerne Instrumente verfertigt werden, sind Glasfenster nicht anwendbar, weil sie durch Stahlstückchen häufig zerbrochen werden. Horn ist aber nicht durchsichtig genug, um das Glas genügend zu ersetzen. Man kann auf die Art ein Surrogat der Fenster verfertigen, daß man sehr leichtes Drahttuch von feinem Messingdraht wiederholt in eine Auflösung von Hausenblase taucht, bis alle Maschen ausgefüllt sind und eine hinreichende Dicke erlangt ist, worauf es mit einer Schicht Copalfirniß überzogen wird, um es gegen die Witterung zu schützen. (Silliman's Journal, Sept. 1846.) Ueber die Veränderung des Quecksilbers in luftdicht verschlossenen Glasgefäßen. Man hat häufig bemerkt, daß das Quecksilber in zugeschmolzenen gläsernen Röhren sich zuerst mit einer dünnen Haut von gelber Farbe überzieht, welche dem Glas anhängt und zuletzt fast schwarz wird. Man vermuthete daß dieselbe durch eine Oxydation des Quecksilbers entstehe; da sie aber auch in mit Quecksilber gefüllten Röhren entsteht, welche so wenig Luft enthalten, daß sie zur Bildung des dunkelgelben Pulvers nicht hinreicht, so hält es Prof. Oersted für wahrscheinlich, daß sie unmittelbar durch Einwirkung des Quecksilbers auf solches Glas entstehe, welches mit Glaubersalz fabricirt wurde und Schwefelnatrium enthält, wobei sich durch die Zersetzung des Glases Schwefelquecksilber bildet. (Chemical Gazette, Oct. 1846 Nr. 96.) Analyse einer natürlich vorkommenden schwefelsauren Thonerde; von J. Herapath. Dieses Mineral wurde von Adelaide in New-South-Wales bezogen, wo es natürlich und zwar in beträchtlicher Menge vorkommt. Es bestand aus einer Masse von Krystallen, welche sich unter dem Mikroskop als reguläre vierseitige Prismen zu erkennen gaben. Diese Krystalle lösten sich leicht sowohl in heißem als kaltem Wasser auf; die Auflösung hatte einen süßen zusammenziehenden Geschmack und reagirte sauer. Als man die Krystalle auf beiläufig 108° R. erhitzte, wurden sie undurchsichtig und blähten sich dann zu einer leichten porösen Masse auf, welche in kaltem Wasser fast unauflöslich war, sich aber in heißem Wasser bis auf einen sehr geringen Rückstand erdiger Materie auflöste. In der Rothglühhitze zersetzten sie sich mit Hinterlassung reiner Thonerde. Das Mineral enthielt in 100 Theilen: Wasser 46,70 Schwefelsäure 35,63 Thonerde 17,09 Kupferoxyd   0,04 erdige Materie   0,50 ––––– 99,96 Es scheint daher aus Al²O³ + 3SO³ + 18HO zu bestehen, weil das schwefelsaure Kupfer und die erdige Materie nur Unreinigkeiten sind. (Chemical Gazette, Nov. 1846 Nr. 97.) Die künstlichen Edelsteine der HHrn. Savary und Mosbach. Jedermann kennt die nach ihrem Erfinder, Straß, benannten künstlichen Edelsteine, welche im Jahr 1819 von Hrn. Douault-Wieland noch bedeutend verbessert wurdenPolytechnisches Journal Bd. III S. 163.; derselbe erhielt den im Jahr 1816 von der Société d'Encouragement dafür ausgesetzten Preis, so wie der in seinen Leistungen ihn zunächst erreichende Hr. Lançon eine goldene Medaille. Weniger glücklich als in dieser Nachahmung des Diamants war man bisher, mit Ausnahme des Smarags und Rubins, in der Nachahmung anderer gefärbter Edelsteine; so wie auch für den Straß noch zu wünschen wäre, daß außer dem schönen Wasser, das er besitzt, und seinem großen Strahlenbrechungsvermögen, ihm auch, ohne diese Eigenschaften zu beeinträchtigen, noch eine größere Härte ertheilt werden könnte. In der neuesten Zeit zeichnen sich die HHrn. Savary und Mosbach zu Paris in der Verfertigung künstlicher Edelsteine aus. Dieselben erfanden ein neues System von Schmucken aus Auswechselsteinen (pierres de recharge) und ein Verfahren, den frisch geschnittenen Steinen eine bessere und dauerhaftere Glasur zu geben. Außer ihrer Eleganz und Güte zeichnen sich diese Schmuckgegenstände auch durch ihren billigen Preis aus. Sie werden beinahe alle durch Formen und Stempel gemacht, und nur die letzte Ausarbeitung wird aus freier Hand gegeben. Sehr angenehm ist es für Personen, die mit ihrem Schmuck gerne und auf wohlfeile Weise wechseln, daß diese Steine sehr leicht aus der Fassung genommen und durch andere ersetzt werden können. Das auf 15 Jahre patentirte Verkaufsrecht an Pariser Bijoutiers, sofern sie offenen Laden führen, hat den Erfindern Hr. Bon abgekauft, so daß ihnen nur die Fabrication und der Detailverkauf in und außer Paris verbleibt. Mit Recht hört man die Klage daß, bei aller Vervollkommnung der Fabrication künstlicher Diamanten, der Schmuck mit der Zeit doch seinen Glanz verliert, die Steine matt werden und durch eine Art Verwitterung unbrauchbar werden oder eine sehr kostspielige Wiederauffrischung erheischen. Die HHrn. Savary und Mosbach kündigen an, daß sie ein Verfahren gefunden haben, diesem Uebelstande zu begegnen, behalten sich aber das Geheimniß noch vor. Der Ausschuß der Société d'Encouragement, welchem sie es mittheilten, muß das Urtheil hierüber einer spätern Zeit anheimstellen. Silvestre. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Aug. 1846 S. 456.) Apparat zur Bereitung künstlichen Eises; von Filhol. Dieser Apparat hat keine andere Bestimmung, als es den Landapothekern möglich zu machen, in kurzer Zeit Eis zu bereiten, wenn es zur Heilung eines Kranken erfordert werden sollte. Dafür ist er auch wohlfeiler als mehrere der bereits bekannten zu ausgedehnterem Gebrauch bestimmten Vorrichtungen. (Preis circa 16 Fr.) Die anzuwendenden Kältemischungen sind übrigens dieselben wie bei den andern Apparaten; der Erfinder wendet vorzugsweise folgende an: Nr. 1 schwefelsaures Natron (Glaubersalz) 800 Gramme käufliche Salzsäure 500      „ Nr. 2 salpetersaures Ammoniak     1 Kilogr. Wasser     1      „ Jede Operation erfordert 3 Portionen der Mischung und gibt 1 Kilogr. Eis. Der Apparat besteht 1) aus einem kleinen Fäßchen, oben offen und mit einem Deckel versehen, durch welchen ein Loch geht; unten am Fäßchen befindet sich ein Hahn, um die erschöpften Gemenge ablaufen zu lassen. Dieses zur Aufnahme der Kältemischung bestimmte Fäßchen steht auf einem hölzernen Dreifuß; 2) aus einer cylindrischen Blechbüchse, welche durch die Vereinigung zweier Cylinder gebildet wird, die zwischen sich einen ringförmigen Raum lassen, in welchen das Wasser kömmt, das man zum Gefrieren bringen will. Diese Büchse ist unten durch einen Blechstreifen geschlossen, der an die Wände der beiden Cylinder gelöthet ist, aber nicht darüber hervorsteht; oben durch einen Deckel, dessen Ränder kaum über die beiden Wände der Büchse hinausgeht; 3) aus einer hölzernen Rührvorrichtung mit zwei Armen, deren einer durch den leeren Raum in der Mitte der das Wasser einschließenden Büchse hinunter geht und mit seinem untern Ende in einer im Boden des Fäßchens angebrachten kleinen Höhlung aufsitzt; der zweite Arm geht zwischen der äußern Wand der Blechbüchse und der innern Wand des Fäßchens hinunter; das obere Ende des Rührers geht durch das Loch in der Mitte des Deckels und man steckt eine Kurbel daran, durch welche ihm, wenn der Apparat verschlossen ist, eine rotirende Bewegung gegeben werden kann; 4) endlich aus einem kleinen Blechreif, der mit zwei metallenen Stangen versehen ist, die etwas kürzer seyn müssen als die Blechbüchse; dieser Reif wird in das zum Gefrieren zu bringende Wasser hinabgelassen und dient, um nach beendigter Operation den erzeugten Eiscylinder leicht herausziehen zu können. (Journal de Chimie médicale, Nov. 1846, S. 669.) Ueber das Mästen der Thiere mit Mais. Ein Nordamerikaner, Hr. Meade, macht darauf aufmerksam, daß wenn man dem Maiskorn auch den Kegel, worauf das Korn wächst, beifügt, sie zusammen in gemahlenem Zustande ein vortreffliches Futter zum Mästen der Thiere bilden, worauf er sich sogar in England ein Patent ertheilen ließ. (London Journal of arts, Nov. 1846 S. 263.)