Titel: Verfahren zur Fabrication verzinnter Stecknadeln aus Eisen- und Stahldraht.
Fundstelle: Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XXIII., S. 95
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XXIII. Verfahren zur Fabrication verzinnter Stecknadeln aus Eisen- und Stahldraht. Aus dem Mechanics' Magazine, 1846 Nr. 1211. Verfahren zur Fabrication verzinnter Stecknadeln aus Eisen- und Stahldraht. Die Stecknadeln werden gegenwärtig meistens aus Messingdraht gemacht und dann verzinnt, um das Rosten derselben zu verhindern; zu besondern Zwecken hat man sie auch schon aus Eisen- und Stahldraht verfertigt und ebenfalls verzinnt; bei solchen ist aber das Verzinnen sehr schwierig (wegen der geringen Verwandtschaft des Zinns zum Eisen und Stahl), so daß es bisher nicht möglich war, verzinnte eiserne und stählerne Stecknadeln zu verfertigen, welche eine so feine Spitze haben und auf ihrer Oberfläche so glatt sind, daß sie sich zum allgemeinen Gebrauch eignen, daher ihre Anwendung auf grobe Zeuge beschränkt blieb. In der letzten Zeit wurde aber in Frankreich ein Verfahren erfunden und in England auf den Namen von I. C. Robertson patentirt, wonach man jetzt eiserne und stählerne Stecknadeln fabriciren kann, welche den messingenen hinsichtlich der feinen Spitze und glatten Oberfläche nicht nachstehen, und sie in Bezug auf Stärke und Zähigkeit und somit in der Dauerhaftigkeit weit übertreffen. Dieß wird dadurch erzielt, daß man den eisernen und stählernen Stecknadeln vor dem Verzinnen einen Kupferüberzug gibt, indem das Kupfer dem Eisen und Stahl leicht adhärirt und das Zinn sich eben so leicht mit dem Kupferüberzug verbindet; man kann sie auch bloß mit Kupfer überziehen, ohne sie nachher noch zu verzinnen. Wir wollen nun das Verfahren ihrer Fabrication, insofern es von den jetzt gebräuchlichen Methoden abweicht, beschreiben. Auswahl und Vorbereitung des Drahts. Der anzuwendende Eisen- oder Stahldraht muß ganz rund seyn, und um ihn vor Rost zu schützen, muß man ihn bei dem letzten Ziehen mittelst eines Schwamms schmieren, welcher mit Oel getränkt und zwischen dem Zieheisen und Haspel angebracht ist. Auch bei dem weiteren Verlauf der Fabrication muß man die Stecknadeln gegen Oxydation verwahren, indem man sie mit Oel oder Fett gut geschmiert erhält. Das Reinigen und Poliren. Nachdem der Draht auf gewöhnliche Weise zu Stiften zerschnitten und diese angeköpft und zugespitzt worden sind, bringt man die Stiften in einen rotirenden Cylinder von Holz, welcher ein heißes Bad aus Seife und Wasser enthält. Sein Hohlraum muß beiläufig 95 Pfd. Wasser entsprechen; er darf aber nur 15 Pfd. Wasser enthalten, worin 4 Loth Seife aufgelöst sind; diese Quantität reicht hin, um 13 1/2 Pfd. Nadeln auf einmal zu behandeln. Wenn der Cylinder so beschickt ist, dreht man ihn eine Viertelstunde lang um; nach Verlauf dieser Zeit findet man die Nadeln frei von dem Oel, womit sie überzogen waren, und in Folge ihres Reibens gegen einander auch sehr glatt und polirt. Das Trocknen. Die Nadeln müssen nun getrocknet werden, wozu man sie in einen andern Cylinder bringt, welcher zum Theil mit ganz trockenen Sägespänen (vorzugsweise von Pappelholz) gefüllt ist; dieser Cylinder wird beiläufig zehn Minuten lang umgedreht; anstatt einen solchen Cylinder anzuwenden, kann man die Nadeln auch in Säcke bringen, welche zum Theil mit Sägespänen gefüllt sind, und die man eben so lange schaukelt oder rollt, um die erforderliche Reibung hervorzubringen. Das Bad zum Verkupfern der Nadeln. Der Erfinder bringt in ein Gefäß aus Glas oder Steinzeug beiläufig 15 Pfd. weiches Wasser, 7/10 Pfd. Schwefelsäure, 6/100 Pfd. Zinnsalz, 8/100 Pfd. krystallisirten Zinkvitriol und 108 Gran reinen Kupfervitriol; diese Mischung läßt er 24 Stunden lang stehen, damit sich die Salze gehörig auflösen. Verfahren die Nadeln zu verkupfern. Diese Mischung bringt man in einen andern Cylinder und wirft 13 1/2 Pfd. Nadeln hinein. Dann dreht man den Cylinder eine halbe Stunde lang um, wodurch nicht nur aller Grünspan von den Nadeln weggescheuert, sondern denselben auch eine hohe Politur und schon eine schwache Verkupferung ertheilt wird. Nach Verlauf der halben Stunde gibt man 231 6/10 Gran gepulverten krystallisirten Kupfervitriol und 150 2/5 Gran krystallisirten Zinkvitriol (vorher in weichem Wasser aufgelöst) zu der Mischung im Cylinder, und setzt das Ganze wieder eine Viertelstunde lang in Bewegung. Die Nadeln werden durch diese Operation nicht nur vollkommen mit Kupfer überzogen, sondern erlangen auch eine hohe Politur. Dann zieht man die Flüssigkeit ab und übergießt die Nadeln zweimal mit kaltem Wasser, während man den Cylinder so rotiren läßt, daß er in einer Minute eine Umdrehung macht. Die Nadeln werden hierauf herausgenommen und in ein hölzernes Faß geworfen, welches heißes Seifenwasser enthält, worauf man das Faß mit einem wohl zu befestigenden Deckel luftdicht schließt. Man schüttelt nun die Nadeln gut, indem man das Faß 30 bis 40mal umstürzt und wieder aufstellt. Der Inhalt des Fasses wird nun in einen hölzernen Seiher ausgeleert, welcher einen durchlöcherten Boden von verzinntem Eisenblech hat; wenn das Seifenwasser von den Nadeln abgelaufen ist, bringt man letztere noch naß in einen rotirenden Cylinder, welcher trockene Sägespäne (von Pappelholz) oder trockene (mehlfreie) Kleie enthält. Der Cylinder wird 5 bis 6 Minuten lang umgedreht, um die Nadeln zu trocknen, welche nach Verlauf dieser Zeit glänzend verkupfert und so ohne nachheriges Verzinnen brauchbar sind. Man kann von den Ingredienzien des Verkupferungsbades viel ersparen, wenn man nach jeder Operation die Mischung sich setzen läßt, dann die überstehende Flüssigkeit abzieht und mit 386 Gran Schwefelsäure versetzt, um sie für eine folgende Operation wieder auf die gehörige Stärke zu bringen. Verzinnen der Nadeln. Die verkupferten eisernen Stecknadeln werden gerade so wie die messingenen verzinnt; man bringt nämlich in einen verzinnten kupfernen Kessel eine Auflösung von 4 2/5 Pfd. gereinigtem Weinstein in 220 Pfd. Wasser, legt die Nadeln auf sehr dünnen Zinnplatten, die man übereinander schichtet, hinein und läßt das Ganze 12 Stunden lang kochen. Die Weinstein-Auflösung sollte wenigstens 24 Stunden vorher bereitet und folglich so lange sich überlassen gewesen seyn. Die Nadeln werden dann aus dem Kessel genommen und auf beschriebene Weise in einem rotirenden Cylinder oder ledernen Sack getrocknet, worauf sie fertig sind.