Titel: Beschreibung eines Pfluges mit mehreren Scharen, welcher von Hrn. Etiènne Godefroy, Director der landwirthschaftlichen Arbeiten in der Camargue (bouches-du Rhône) erfunden wurde.
Fundstelle: Band 104, Jahrgang 1847, Nr. LXXXVIII., S. 410
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LXXXVIII. Beschreibung eines Pfluges mit mehreren Scharen, welcher von Hrn. Etiènne Godefroy, Director der landwirthschaftlichen Arbeiten in der Camargue (bouches-du Rhône) erfunden wurde. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Nov. 1846, S. 600. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Godefroy's Pflug mit mehreren Scharen. Die Pflüge mit mehreren Scharen, welche bisher construirt wurden, haben Fehler, welche theils in der Schwierigkeit bestehen, ihr Eingreifen zu reguliren, d.h. sie tiefer in den Boden eindringen zu lassen, oder aus demselben in die Höhe zu heben, theils darin, daß sie häufig von der Richtung des Vordertheils abweichen. Dann wirken sie auf die Scharen, welche durch die Zähigkeit des Bodens in demselben fast unbeweglich gehalten werden, und veranlassen Seitendruck, welcher den Widerstand vermehrt. Diese Schierigkeiten sind ohne Zweifel der Grund, warum man Maschinen dieser Art wieder aufgegeben hat. Der vielscharige Pflug (charrue polysoc-autorecteur) des Hrn. Godefroy zeichnet sich dadurch aus, daß die vier Pflugscharen kein Haupt (das unterste horizontale Stück Holz, worauf die Schar aufgesteckt ist) haben und nach dem System von Lambruchini construirte helicoidische Streichbretter besitzen. Dieser Pflug wurde für die Camargue, ein ebenes Land mit gleichförmigem, steinlosem und leichtem Boden, construirt. Er steht auf drei Rädern von gleichem Durchmesser, die durch eine Stange, welche beliebig verlängert und verkürzt werden kann, mit einander in Verbindung gebracht sind und in ihrer Lage erhalten werden. Diese Räder, welche sich je nach der Tiefe in welcher man pflügen will, heben und senken können, dienen um den Gang der Maschine zu reguliren. Jedes von ihnen hat einen besonderen Namen. Das erste oder obere Rad A, Fig. 1 und 3, läuft links auf dem noch ungepflügten Lande, und niemals in einer Furche. Das zweite oder Leitrad, welches vorne auf der rechten Seite angebracht ist, gibt den Furchen immer genau die nämliche Richtung; es läuft in der Mitte der zuletzt gezogenen Furche, wie breit auch die einzelnen Bette seyn mögen, nur muß zwischen demselben und der ersten Schar immer die nämliche Entfernung stattfinden, wie zwischen der ersten und zweiten, zweiten und dritten, dritten und vierten Schar. Das dritte Rad C oder das Hinterrad (roue suivante) läuft in der Furche welche die vierte Schar macht, je nachdem sie eben offen bleibt. Die drei Räder gehen demnach in drei verschiedenen Spuren, die aber parallel unter sich sind. Das Leitrad, welches in der zuletzt geöffneten Furche geht, und deßhalb nicht abweichen kann, sichert dem Pflug beständig seine Richtung. Die übrigen beiden Räder stützen denselben bloß, und es kann deßhalb weder zur Rechten noch zur Linken irgend eine Abweichung vorkommen. Die Leichtigkeit, mit welcher man die Höhe der Räder reguliren kann, gestattet dem Pflug eine vollkommen horizontale Lage zu geben, so daß alle Scharen genau gleich tief eingreifen. Die anderen Theile des vielscharigen Pflugs bestehen 1) aus einem langen hölzernen Rähmling D, dem sogenannten Pflugbaum (flèche oder maître age), mit welchem unten ein Parallelogramm E, der Scharenträger (porte-soc) verbunden ist; dieser bildet mit dem Pflugbaume einen spitzen Winkel, dessen Größe veränderlich ist, indem der Scharenträger an dem Pflugbaume beweglich ist; 2) aus verticalen schmiedeisernen Stangen O, P, Q, welche in Form einander gleich sind und von denen jede unten die Achse g eines Rades trägt; die eine dieser Stangen, welche durch den vorderen und längeren Arm des Scharenträgers geht, trägt das Leitrad, die andere das obere Rad, und die dritte das Hinterrad; die letzten beiden gehen durch den Pflugbaum; 3) aus zwei Holzstücken G, H, welche sich in entgegengesetzter Richtung auf einander verschieben lassen und von der doppelten Hülse a des Regulators N für die Zugkette Z umgeben sind: sie dienen um den Scharenträger dem Pflugbaum zu nähern, oder beide von einander zu entfernen, um durch dieselbe Bewegung und im selben Verhältniß das Leitrad der ersten Schar, diese der zweiten u.s.f. zu nähern, oder sie zu entfernen; diese Bewegung geschieht durch eine Schraube f, welche an einem der Holzstücke befestigt ist, während die Mutter für dieselbe auf dem anderen beweglichen Holzstück sich befindet: durch die nämliche Manipulation verschiebt man den Regulator für die Zugkette seitwärts hin und her; letztere ist mit einer verticalen Schraube i versehen, deren Ende eine Gabel j bildet, welche die Kette in der gewünschten Höhe erhält; 4) aus einer Stütze I, welche über dem ersten Arme des Scharenträgers liegt, und den zweiten mit demselben verbindet; sie ist mit den beiden Armen durch zwei Schrauben und Quereisen k, k vereinigt, zwischen welchen sie sich jedoch dann verschieben kann, wenn man dem Scharenträger eine andere Lage geben will; 5) aus den beiden Deichseln R und S, welche von dem Leitrad und dem oberen Rad ausgehen und überall gleiche Entfernung von einander haben; ein Riegel oder Querholz K, das mit den beiden Deichseln verbunden ist, verlängert oder verkürzt sich, wenn man die Schraube b mit beweglicher Mutter dreht. Ist die Tiefe, bis auf welche man pflügen will bestimmt, so dreht man die Getriebe, welche in die Zahnstangen U eingreifen, die an den Radträgern angebracht sind; dieß reicht hin, um die Scharen in den Boden eindringen zu machen, oder sie daraus zurückzuziehen. Da beim Umwenden des Pflugs Leit- und Hinterrad aus ihren Furchen gehen, so muß die Zahnstange des oberen Rads abwärts bewegt werden, wenn der Pflug beim Arbeiten wie beim Umwenden seine horizontale Lage beibehalten soll. Hr. Godefroy versichert, daß ein einziger Ackersmann hinreicht um den vielscharigen Pflug zu dirigiren. Die Pferde können von der bestimmten Richtung nicht abweichen; denn sie sind durch den Widerstand der drei Pflugräder genöthigt, dieselbe einzuhalten. Die Maschine wiegt nicht mehr als drei gewöhnliche Pflüge, und braucht auch keine größere Zugkraft; sie kann auf jede beliebige Tiefe arbeiten, je nach der Breite, die man den Scharen und nach der Höhe, die man den Streichbrettern gibt; man kann sie jeden Augenblick mehr oder weniger in den Boden eingreifen lassen und gänzlich daraus zurückziehen, was man am Ende einer jeden Furche thut; überdieß ist sie sehr dauerhaft. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1 verticale Ansicht des Pflugs von der ungepflügten Ackerseite her. Es ist hieraus ersichtlich daß, obgleich eines der Räder nicht in derselben Ebene liegt wie die anderen, der Pflug dennoch in Beziehung auf seine Hauptbestandtheile, nämlich diejenigen welche auf die Erde einzuwirken haben, seine horizontale Lage behält. Fig. 2 Hauptgrundriß des Pflugs. Er bildet in Bezug auf die Stellung seiner Räder eine Art Dreieck, dessen kleinere Seite man verlängern und verkürzen kann, je nachdem man die Scharen von einander entfernen will. Fig. 3 Ansicht des Pflugs von vorn. Fig. 4 Ansicht desselben von hinten. Aus den verschiedenen Ansichten ist zu erkennen, wie das obere Rad auf dem noch ungepflügten Boden läuft und eine Pflugschar ihm folgt. Das Leitrad läuft in einer bereits aufgerissenen Furche und das Hinterrad geht in der letzten während des Pflügens sich bildenden Furche. In allen Ansichten bezeichnen die nämlichen Buchstaben denselben Gegenstand. A oberes Rad. B Leitrad. C Hinterrad. D Hauptpflugbaum, mit welchem der ganze Apparat verbunden ist. E größte Seite oder Hauptarm des Parallelogramms, welches den Scharenträger bildet. F kleinerer Arm des Scharenträgers. G, H Querhölzer. Durch das Ende des einen geht der verticale Träger des oberen Rads, durch das Ende des anderen der Träger des Leitrads. Die freien Enden dieser Querhölzer liegen neben einander, und können sich in einander verschieben. Sie sind durch den doppelten Bügel a des Regulators für die Zugkette mit einander vereinigt, ohne dadurch fest verbunden zu seyn, und der doppelte Bügel selbst läßt sich auf denselben verschieben. Diese Stücke dienen den Scharenträger von dem Pflugbaume zu entfernen oder demselben zu nähern und in der gewünschten Entfernung zu erhalten. I Stütze, welche über den Arm E des Scharenträgers geht und den kürzeren Arm F festhält. K Riegel oder Querstück, welches verlängert und verkürzt werden kann, und zwar mittelst einer festliegenden Schraube, deren Mutter b verschiebbar ist, so daß diese zur Regulirung dient. L Wage. M, M die Ortscheite. N Regulator für die Zugkette, der durch eine Schraube und bewegliche Mutter c hin- und herbewegt werden kann. O verticaler Träger für das Leitrad. P Träger für das obere Rad. Q Träger für das Hinterrad. R Deichsel des Leitrads; S Deichsel für das obere Rad; diese beiden Deichseln sind an ihrem Ende durch den Querriegel K vereinigt. T Stange welche die drei Räder mit einander verbindet und sie von einander abhängig macht; T' Arm an dem Hinterradträger; durch diesen Arm und die Stange T ist dieses und das obere Rad in der Bewegung von einander abhängig. Die Arme sind mittelst Vierecke auf die verticalen Radträger aufgesteckt. U, U Zahnstangen an den Radträgern O, P, Q. In jede derselben greift ein Getriebe d ein und eine Sperrklinke e fällt zwischen die Zähne des letzteren. Diese Zahnstangen und Getriebe etc. c dienen den Pflug zu heben, zu senken und in der gewünschten Höhe zu erhalten. V, V, V gußeiserne kleine Pflugbäume. V', V', V' die Pflugmesser. X helicoidische Streichbretter von Eisenblech. Y schmiedeiserne Pflugscharen. Z Zugkette. A' Bügel, welche fest auf den Pflugbaum D und den großen Arm des Parallelogramms E aufgeschraubt sind. In diesen Bügeln verschieben sich die Radträger, und sie dienen um dieselben in ihrer verticalen Lage zu erhalten; die Getrieblager und die Sperrklinken sind ebenfalls an ihnen befestigt. B' gekröpfter Theil der Radträger, in welchem die Radachsen befestigt sind. a doppelter Bügel, welcher die Stücke G und H umfaßt. b Schraube mit beweglicher Mutter, durch welche die Entfernung der beiden Arme, der Querriegel K und folglich der Deichseln R und S regulirt werden kann. c Schraube, wodurch der Hälter für die Zugkette seitwärts verschoben werden kann. d Getriebe, welches mit der Zahnstange U in Eingriff ist. e Sperrklinke dieses Getriebes. f Schraube zur Regulirung der Stücke G und H. g die Achsen der Räder. h Schaber, um den den Rädern anhängenden Koth abzuschaden. i verticale Schraube des Zugkettenregulators. j Gabel dieses Regulators. k flache Eisenbänder über der Stütze I.

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