Titel: Ueber die Anpflanzungen und Ansämungen von Nadelhölzern welche durch Hrn. v. Mainville, Gutsbesitzer zu Olivet, sowohl auf seinem Landgut Alosse, Commune Marcillyen-Villette, als auch zu Ménestreau und Vienne-en-Val (Departement Loiret) bewerkstelligt wurden.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XIX., S. 60
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XIX. Ueber die Anpflanzungen und Ansämungen von Nadelhölzern welche durch Hrn. v. Mainville, Gutsbesitzer zu Olivet, sowohl auf seinem Landgut Alosse, Commune Marcillyen-Villette, als auch zu Ménestreau und Vienne-en-Val (Departement Loiret) bewerkstelligt wurden.Dem Verfasser wurde von der Société d'Encouragement in ihrer Sitzung am 20. Jan. 1847 eine goldene Medaille im Werth von 500 Frcs. für seine Erziehung von Nadelhölzern zuerkannt. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1847, S. 133. Mainville, über die Anpflanzungen der Nadelhölzer. Der Boden, mit welchem der Verf. zu thun hatte, ist größtentheils sandig, sandigkieselig, manchmal mit etwas Thon vermengt, jedoch in einer dem Wachsthum der Harzbäume selten schädlichen Menge. Die Tiefe des sandigen Bodens ist beinahe durchaus beträchtlich. Kalkboden ist nirgends vorhanden. Da in der Sologne im Anpflanzen und Ansäen von Nadelhölzern (harzführenden Bäumen) von edeln Speeres früher noch nie Versuche im Großen gemacht wurden, sich sogar oft die ihrer Einführung und Acclimatisirung entgegengesetzte Meinung vernehmen ließ, mußte Hr. v. Mainville über das geeignete Verfahren, Nadelhölzer, die bis dahin so zu sagen nur als Zierbäume in Gärten cultivirt wurden, einzuführen anfangs in Zweifel seyn; auch dehnte er seine Pflanzungen und Ansäungen früher dem Lande fremder Pinusarten erst nach vier oder fünf Versuchsjahren weiter aus. Da ihn hiebei nur neue und gelungene Versuche leiten konnten, so glaubte er, diese Nadelhölzer in gewissen Theilen mit Laubholzarten vermengen und in andern wieder sie unvermengt pflanzen und ansäen zu sollen; er schuf keine Waldung mit abfallendem Laube ohne Untermengung mit Nadelhölzern. An mehreren Stellen säete er zu gleicher Zeit die französische Fichte (wilde Pinie, pinus maritima), welche schon seit ziemlich langer Zeit in der Sologne eingeführt ist und seit einigen Jahren bedeutend angesäet wurde. Andere Strecken wurden wieder nicht mit der französischen Fichte untermengt. Gleichwohl bemerkt der Verf., gereicht die Einführung dieser Fichte behufs der Nutzbarmachung eines inproductiven Bodens, der Gegend zu ungeheurem Nutzen durch den schnellen und bedeutenden Ertrag, welchen sie abwirft; nur vom Gesichtspunkte der Verbesserung ausgehend ist die Cultur der andern Species vorzuziehen. Von ungefähr 800 Hektaren Waldung, die Hr. v. Mainville besitzt und wovon er über 700 Hektaren, sowohl in mit Nadelhölzern untermengten Laubhölzern, als bloßen Nadelhölzern, französischen Fichten oder andern Arten selbst geschaffen, wurden wenigstens 400 Hektaren vor 5 bis 16 Jahren in Laubholzgattungen und französischer Fichte angepflanzt und angesäet. Er pflanzte Rigaer Föhren und die unter dem Namen pinus sylvestris (gemeine Föhre) begriffenen Varietäten derselben, Weißtannen (nordische Tannen), Lerchenbäume und eine Varietät derselben (pins laricio), Weymouthkiefern, Tannen aus der Normandie (abies taxifolia). Diese Bäume hatten, da sie mit zwei Jahren aus der Baumschule versetzt wurden, einen Vorsprung; sie gediehen sehr gut, stehen gegenwärtig im schönsten Wachsthum, und sind bestimmt den Hochwald zu bilden. Der Verf. vermengte den Samen der wilden Pinie mit den Samen der obengenannten Species, wodurch die Individuen ersetzt wurden, welche die Versetzung nicht glücklich überstanden. In andern Waldungen säete er lediglich Rigaer Föhren und ihre Verwandten, die ebenfalls gediehen; endlich wurden andere Parthien mit denselben Species ohne Untermengung mit wilder Pinie noch mit Laubholz angepflanzt oder angesäet; diese gediehen eben so gut. Hr. v. Mainville glaubt, daß die Untermengung mit Laubholz das Wachsthum der Zapfenbäume (Nadelhölzer) befördere und sie vielleicht von gewissen Krankheiten befreit hatte, welche durch verwüstende Insecten oder atmosphärische Ursachen hervorgebracht werden und in reinen Nadelholzwaldungen sich weit stärker entwickeln. Nach der wilden Pinie, sind es die gemeinen Föhren, dann die Laricios, welche gesäet am besten gedeihen; die andern erwähnten Species gehen schlecht auf. Der Verf. beobachtete sogar, daß die aufgegangenen Individuen nicht so gut fortwuchsen wie die andern Species. Es müssen mithin nach ihm die nordischen Tannen, Lerchenbäume, Tannen aus der Normandie, Weymouthkiefern, Libanonscedern gepflanzt und nicht gesäet werden. Auch brachte er diese verschiedenen Tannen und Fichten mit gutem Erfolg als Einfassung auf Gräbenabhängen und auf Oedungen (vagues) der Schlagwaldungen an. Im frisch umgebrochenem Heideland hat das Ansäen und Anpflanzen von Nadelhölzern und andern Bäumen keinen so guten Erfolg. Das Heidekraut kömmt wieder zum Vorschein und bemächtigt sich neuerdings des Bodens auf Kosten der Saat oder der Anpflanzungen; auch richten die zerstörenden Insecten hier größere Verheerungen an. Es ist daher von Nutzen und unumgänglich nothwendig, dieses frisch umgebrochene Land mehrere Jahre lang zu cultiviren, ehe man es mit Bäumen bepflanzt. Die wilde Pinie fügt sich noch am besten in das frischumgebrochene Heideland. Hr. v. Mainville machte sogar den Versuch sie zu pflanzen, ohne das Heideland umzuarbeiten, indem er nur Löcher von 33 Centimeter im Quadrat machte; und es gelang ihm. Er hatte 2 bis 3jährige Pflanzenreiser dazu genommen, und das Heideland war sandig; doch ist es immer zweckmäßig, die erforderliche Bearbeitung darauf zu verwenden und einem lange Zeit cultivirten oder durch eine mehrere Jahre vorausgegangene Pflege vom Heidekraut befreiten Boden den Vorzug einzuräumen. Der Verfasser hat die an Sicherheit gränzende Hoffnung, 3 bis 400,000 Stücke Rigaer Föhren mit ihren Varietäten, Laricios, nordische Tannen, Lerchentannen von verschiedenem Alter zu erhalten, von welchen viele gegenwärtig schon bei einem Alter von 15 bis 16 Jahren, eine Höhe von 8 bis 10 Meter und einen Umfang von 50 bis 60 Centimeter haben, und er bemerkt dabei, daß vom achten bis zehnten Jahre an der jährliche Trieb stärker zu werden beginnt als vorher. Der Verf. führte in den von ihm geschaffenen Waldungen die Methode der aufeinanderfolgenden Abholzungen ein, so daß alles zu Hochwald erzogen wird, und kann sich in 15 Jahren, wo er sie einführte, nur Glück dazu wünschen. Dieses von guten Forstwirthen empfohlene Verfahren kannte man in der Gegend gar nicht, und ungeachtet des von einigen Gutsbesitzern gegebenen Beispiels hat es noch viele Gegner. Im Lande ist für Eichenwaldungen der kahle Abtrieb (coupe à blanc étoc) bei noch nicht sehr hohem Alter, von 9 bis 12 Jahren, mit Stehenlassen der Laßreiser und jungen Schößlinge jeden Alters durchgängig gebräuchlich. Aber dieser Gebrauch ist schönen Waldungen für die Zukunft schädlich; er hat den Nachtheil daß die jungen Laßreiser frei stehen bleiben, welche in der That nicht eher wieder zu treiben anfangen, als bis sie wieder von junger Schlagwaldung geschützt sind. Beim successiven Abholzen hingegen werden dem Holze, indem man es von allem, was ihm hinderlich ist befreit, und nur die schlechtern Individuen entfernt, Luft und die erforderlichen Zwischenräume gegeben; man erhält auf diese Weise schöne, große und gerade Bäume ohne Minderung des Ertrags. Der Verf. hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, bis ihm die Arbeiter die Sache recht machten und von ihrem alten Schlendrian abgingen; jetzt aber begreifen sie ihn und verrichten ihre Arbeit recht; nur ist der Arbeitslohn etwas höher. Bei jedem Abtrieb läßt der Verf. alle edlern Species stehen, entfernt nur die mangelhaften Individuen und namentlich die wilden Pinien, und läßt die Laubholzspecies abhauen, welche dem Wachsthum hinderlich seyn könnten. Der Abtrieb findet nicht zu bestimmten Zeiten statt; nur nach dem Zustand der Waldung beurtheilt man, wenn es Zeit ist neuerdings abzutreiben. Dieses Verfahren muß vortheilhafte Resultate geben, weil, während die successiven Abholzungen den Ertrag liefern, zugleich der Grund zu einem großen Hochwald gelegt wird. Ferner ist noch zu bemerken, daß durch diese Art der Bewirtschaftung in Folge des Abstandes der Bäume von einander, des Reinhaltens des Waldes und der Vermehrung der Gange behufs des Abtriebes, die Feuersgefahr vermindert oder beinahe ganz beseitigt wird. Hr. v. Mainville wandte dieß Verfahren auf alte Schlagwälder an, welche er auf diese Weise, wie sie auch beschaffen seyn mögen, durch Abholzung zu Hochwald umwandelt, mit Vorbehalt ihres frühern oder spätem kahlen Abtriebs, wenn das Holz einmal nicht mehr zuwachst; der Ertrag ist wenigstens eben so groß, als wenn man bei dem bei der gewöhnlichen Bewirthschaftung angenommenen Alter von 10–12 Jahren ohne vorherige Lichtungen, wie es hierzulande der Brauch ist, kahl abtriebe; in der That machen die allmählichen Lichtungen die Schlagwälder freier durch Entfernung dessen, was ihnen hinderlich ist, die Luft circulirt frei und das Holz entwickelt sich und wächst beträchtlich besser. Dieses Verfahren gestattet außerdem noch von jeder Holzart nur die schönen Bäume aufzuziehen. Der Verf. bemerkte mit Freude, daß die Fichten mit den Laubholzbäumen sich recht gut vertragen, und umgekehrt. Uebrigens schenkt er den Bäumen, welche sich am besten acclimatisiren, keine besondere Beachtung, so daß einige Stellen beinahe gänzlich aus Fichtenhochwald bestehen, und an andern die Laubhölzer vorherrschen werden. Diese verschiedenen Umstände sprechen zu Gunsten der Vermengung der Species beim Ansäen oder Anpflanzen; gleichwohl versichert der Verf. daß die bezeichneten Nadelholzarten immer zahlreicher bleiben werden als die Laubholzbäume, was nur von Nutzen seyn kann, da in einem gewissen Zeitraum eine größere Anzahl Nadelholz- als Laubholzbäume wachsen kann, und der Vorzug bleibt um so mehr auf Seite der erstem, als durch ihre Acclimatisirung die Gewinnung ihrer harzigen Bestandtheile sich mit der Folge noch zu ihren andern Producten gesellt. Hr. v. Mainville pflanzte auch Cedern vom Libanon; ihre anfangs etwas langsame Vegetation entwickelt sich nach einigen Jahren kräftig und alles läßt hoffen, daß sie in einigen Bodenstrecken der Sologne gut fortkommen werden. Ebenso ist es mit pinus rigida, mit der nordamerikanischen blauen Fichte, mit der (zahmen) Pinie, endlich mit der amerikanischen Eiche, Quercus rubra, coccinea und tinctoria, mit welchen er ebenfalls Versuche anstellte. Er säete eine bedeutende Quantität dieser Eichen an, welche auch sehr gut fortkommen; allein die Kaninchen zernagen ihre Rinde so sehr, daß er viel davon verlor; so pflanzte er auch Louisianacypressen am Ufer von Wassern, wo sie sehr gut treiben. Auf dem Raum ungefähr einer Hektare vereinigte er alle Fichtenarten, welche er cultivirte; beinahe alle kommen gut fort, woraus hervorgeht, daß im allgemeinen die Wahl des Bodens bei der Fichte nicht schwierig ist; nur darf er nicht zu kalkig und nicht zu thonreich seyn. Der Boden auf welchem er alle diese Fichtenarten vereinigte, ist ein tiefer, etwas thonhaltiger Sandboden. Folgendes ist eine Uebersicht der Kosten, welche die Bepflanzung und Besäung einer Hektare (= 2,9 bayer. Tagw.) nach der Weise und Mischung des Verfassers kosten darf. Er hat beinahe für alle diese Pflanzungen, sowohl für Laubhölzer, als Fichtenhölzer, Baumschulen angelegt. Bepflanzung und Besäung einer Hektare Bodens in der Sologne 1000 zweijährige Rigaer Föhren, oder nordische    Tannen, das 100 zu 1 Fr. 10 Boisseaux (circa 292 bayer. Schäffel) Eicheln    oder Roßkastanien zu 30 Cent. das Boisseau4000 zweijährige Birken oder Kastanienbäumchen zu    6 Fr. 10 Kil. wilde Piniensamen, 100 Kil. zu 50 Fr. 1 Kil. Samen der Rigaer, nordischen, hagenauer    Föhre, Laricio und andererEinmaliges Umarbeiten mit dem Streichbrett (oder    Pflug) und EggenEinpflanzung von 1000 Rigaer Föhren, nordische    Tannen etc. Einstecken der Eicheln oder Kastanien mittelst    des GrabscheitsEinsäen des FöhrensamensPflanzen von 4000 Birken oder Kastanien 10 Frcs.  3   „ 24   „   5   „   6   „ 25   „   5   „   4   „   2   „ 11   „         AnnähernderGesammtbetrag 95 Fres. Die Rigaer Föhren, Lerchenbäume und nordischen Tannen müssen 3,33 Meter auseinander gesetzt werden; Birken oder Kastanien 1,66 Meter; die zwischen die Birken- oder Kastanienreihen eingelegten Eicheln oder Kastanien ebensoweit aus einander. Setzt man Kastaniensteckreiser statt Birken, dann säet man Eicheln in die andere Reihe. Der Same der wilden Pinie muß extra gesäet werden und der Same der nordischen Fichte und anderer darauf, in der ganzen Pflanzung. Man muß ihn mittelst der Egge mit Erde bedecken, und zwar in einer einzigen Richtung und mit Vorsicht, um die Pflanzen zwischen den Birkenreihen und den gepflanzten Fichten nicht zu beschädigen; die Reihen gepflanzter Fichten befinden sich daher von 2 zu 2 Reihen in einer und derselben Linie wie die eingelegten Kastanien oder Eicheln, und in doppelter Entfernung von jedem Loch, in welches Eicheln oder Kastanien gesäet sind. Wenn man säen kann, ehe man pflanzt, so ist das noch besser, weil man dann in jeder Richtung eggen kann, ohne Gefahr die Pflanzen zu beschädigen, die dann erst nach dem Eggen eingesetzt werden; jedenfalls soll vor dem 15. Febr. nicht gesäet werden. In den ersten Jahren der Einpflanzung gab die nordische Tanne nur geringe Hoffnung; ihr Zuwachs war nicht merklich, sie sah gelb und kraftlos aus; im Alter von 5 und 6 Jahren aber machte sie einen jährlichen Trieb, den der Verf. im Mittel zu 1 Meter anschlägt. Auf der Stelle eingesäet, geht sie hart auf; die Versetzung in Steckreisern von 2 bis 3 Jahren ist vorzuziehen. Sie müßte in Klimaten und Bodenarten ähnlich jenen der Sologne für die Fortpflanzung eine der vortheilhaftesten Coniferen seyn; nur darf der Boden nicht zu thonig und zu feucht seyn; am besten scheint ihr ein sandiger zu behagen, welcher nicht ohne allen Humus, aber auch nicht zu hitzig und tief genug ist.