Titel: Ueber den Schwefel- und Phosphor-Gehalt mehrerer Agricultur-Gewächse; von Henry Sorby.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LVIII., S. 225
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LVIII. Ueber den Schwefel- und Phosphor-Gehalt mehrerer Agricultur-Gewächse; von Henry Sorby. Aus dem Philosophical Magazine, Mai 1847, S. 330. Sorby, über den Schwefel- und Phosphor-Gehalt mehrerer Agricultur-Gewächse Da ich es für sehr wahrscheinlich hielt, daß bei dem gewöhnlichen Verfahren den Schwefel- und Phosphorgehalt der Pflanzen zu bestimmen, nämlich durch Verbrennung derselben und die Analyse ihrer Asche, in vielen Fällen ein Verlust eintreten könne dadurch, daß ein Theil dieser Stoffe durch ihre Berührung mit verbrennlichen Körpern bei hoher Temperatur flüchtig wird: so begann ich eine Reihe von Analysen nach einem Verfahren, gegen welches sich nichts einwenden läßt; wirklich enthalten, wie man sehen wird, mehrere Pflanzen viel mehr Schwefel und Phosphor als man bisher glaubte. So oft ich eine geeignete Probe erhielt, wurde eine Portion von bekanntem Gewicht bei 80° R. getrocknet und abgewogen, und eine andere von genau derselben Beschaffenheit zur Analyse verwendet. Die dazu in der Regel verwendete Menge wechselte nach dem Trockenheitszustand der Substanz von 200 Gran bis 500 Gr., welche nötigenfalls in Stücke zerschnitten, in eine Flasche gebracht und mit Salpetersäure, mit Zusah von etwas Wasser, wenn die Substanz trocken war, vorsichtig erhitzt wurden. Es war nicht viel Säure erforderlich; ich erwärmte so lange mäßig, bis das Ganze in eine gelbliche breiige Masse verwandelt war; hierauf wurde Wasser zugesetzt, das Ganze gekocht und nach dem Erkalten filtrirt und ausgewaschen, wo dann jedesmal eine Quantität weiße Fasersubstanz unaufgelöst zurückblieb. Der so erhaltenen gelblichen Auflösung wurde zunächst salpetersaurer Baryt zugesetzt, und wenn sich manchmal nicht sogleich ein Niederschlag bildete, so setzte sich dennoch allmählich schwefelsaurer Baryt ab; nach etwa einem taglangen Stehen wurde der Niederschlag auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen, getrocknet, geglüht, gewogen und die Quantität des Schwefels daraus berechnet. Man muß sich wohl überzeugen, ob der schwefelsaure Baryt rein ist; zu diesem Behufe braucht man ihm nur nach dem Abwägen etwas Salzsäure zuzusetzen, indem manchmal etwas kohlensaures Salz vorhanden ist, wodurch natürlich Aufbrausen entsteht; wenn dieß der Fall ist, der jedoch selten vorkommt, so wird die Menge des kohlensauren Baryts abgezogen, um das Gewicht des reinen schwefelsauren Salzes zu erhalten. Die filtrirte Auflösung wurde nun mit essigsaurem Blei in mäßiger Quantität und dann mit Aetzammoniak in schwachem Ueberschuß versetzt, filtrirt und der Niederschlag ausgewaschen. Nach dem Trocknen wurde dieser Niederschlag sorgfältig in einem Porzellantiegel über der Lampe bei nicht zu großer Hitze ausgeglüht, wobei mit einem Glasstab umgerührt wurde, bis das Ganze in ein Gemenge von metallischem Blei, Bleioxyd und phosphorsaurem Blei verwandelt war. Diese wurden dann in Salpetersäure aufgelöst und Ammoniak zugegossen, bis sich ein bedeutender Niederschlag von basischem salpetersaurem Salz gebildet hatte, wo dann auf Zusatz von Essigsäure sämmtliches phosphorsaures Salz unaufgelöst zurückblieb, welches, nachdem es eine Zeitlang gestanden, auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen, getrocknet, geglüht und gewogen wurde, um die Menge des Phosphors daraus zu berechnen. Daß dieses Verfahren richtig und das durch dasselbe erhaltene phosphorsaure Salz Pb³PO⁸ ist, davon habe ich mich durch das Experiment überzeugt. Ich habe in der Tabelle die Gewichte des Schwefels und Phosphors aufgeführt und nicht die ihrer Säuren, weil der Schwefel und Phosphor höchst wahrscheinlich nicht immer als Säuren oder Salze in den Pflanzen existiren; ich sah daher keinen Grund ein, warum sie nicht als Elemente angegeben werden sollen, wie auch die Gewichte des Kohlenstoffs, Stickstoffs, Sauerstoffs und Wasserstoffs in solchen Analysen angegeben werden. Die analysirten Pflanzen, mit alleiniger Ausnahme des Roggens, der Mangelwurzel und des Hopfens, wurden alle von mir selbst auf den Feldern gesammelt, wo sie wuchsen; ich kann deßhalb für ihre Reinheit stehen; ich zweifle aber nicht, daß die andern eben so rein waren. Tabelle über den Schwefel- und Phosphorgehalt verschiedener Agriculturgewächse. 100 Gewichtstheile der bei 80° R. getrockneten Pflanze etc.                                     enthalten: Schwefel. Phosphor. Vier Grasarten (Poa pallustris und P. trivialis, Festuca pratensis, Cynosurus crystatus)   0,165   0,164 Englisches Raygras, Vieh- oder Rispengras (Lolium perenne)   0,310   0,183 Italienisches Vieh- oder Rispengras   0,329   0,145 Rother Klee (Trifolium pratense)   0,107   0,149        Deßgl.   0,087   0,131 Sehr schöner weißer Klee (Trifolium repens)   0,099   0,183 Gewöhnlicher deßgl.   0,151   0,139 Sehr schöner Hopfenklee (Medicago lupulina)   0,136   0,052 Luzerne (Medicago sativa)   0,274   0,046        Deßgl.   0,452   0,215        Deßgl.   0,293   0,353 Wicke (Vicia sativa)   0,178   0,183 Kidney-Kartoffeln (Solanum tuberosum)   0,094   0,213        Deßgl. Kraut   0,389   0,357        Deßgl Frucht   0,071   0,597 Amerikanische Kartoffeln   0,082   0,212          Deßgl. Kraut   0,206   0,483 Gelbrüben (Daucus carota)   0,092   0,255       Deßgl. Kraut   0,745   0,382 Mangelwurzel (Beta altissima)   0,058   0,190           Deßgl. Kraut   0,502   0,293 Frühe gelbkrautige (yellow-top) weiße Rübe, Brassica rapa)   0,351   0,352       Deßgl.   0,421   0,346       Deßgl. Kraut   0,758   0,360       Deßgl.   0,615   0,380 Schwedischer Kohl (Brassica oleracea)   0,435   0,172          Deßgl. Kraut   0,458   0,250 Rübenreps (Brassica oleifera)   0,448   0,233 Feldkohl, Colza (Brassica campestris)   0,431   0,267 Weizen, ganze Pflanze (Triticum vulgare), eben abgeblüht   0,151   0,248         Deßgl.   0,170   0,140 Weizenähren nach Bildung des jedoch noch milchigen Korns   0,075   0,271 Stroh desselben   0,240   0,132 Reife Weizenähre   0,090   0,336 Stroh desselben   0,213   0,043 Rother Weizen   0,070   0,363 Stroh desselben   0,293   0,079 Weißer Weizen von demselben Felde wie obiger rothe   0,054   0,366 Stroh desselben   0,207   0,112 Weizen (eine andere Probe)   0,051   0,410       Deßgl. Spreu   0,091   0,252 Sehr schöne Gerste (Hordeum distichum)   0,066   0,498 Stroh derselben   0,390   0,087 100 Gewichtstheile der bei 80° R. getrockneten Pflanze etc.                                       enthalten: Schwefel. Phosphor. Sehr arme Gerste   0,040   0,367 Stroh derselben   0,191   0,065 Gerstenpflanze in der Blüthe   0,313   0,236 Haferpflanze (Avena sativa), eben in Blüthe kommend   0,226   0,194         Deßgl. in Blüthe   0,189   0,189 Grüner Hafer   0,125   0,317 Stroh desselben   0,329   0,128 Schwarzer tartarischer Hafer   0,080   0,381 Stroh desselben   0,271   0,110 Weißer Hafer   0,090   0,334 Stroh desselben   0,401   0,153 Weißer Hafer (andere Probe)   0,074   0,382 Stroh desselben   0,195   0,057 Roggen-Aehren (Secale cereale), noch jung   0,073   0,076 Stroh desselben   0,099   0,153 Roggen   0,051   0,160 Bohnenpflanze (Vicia faba), in Blüthe   0,045   0,258 Bohnen   0,071   0,600 Stroh derselben   0,148   0,233 Erbsen (Pisum sativum)   0,158   0,206 Stroh derselben   0,214   0,076 Schöner Hopfen (Humulus lupulus)   0,127   0,574 Ranken desselben   0,091   0,138 Aus obigen Analysen ersieht man, wie der Gehalt an Schwefel und Phosphor in manchen Fällen verschieden ist, während er sich in andern constant bleibt. Diese Ungleichheit ist wahrscheinlich Folge des ungleichen Gehalts der verschiedenen Böden an phosphorsauren und schwefelsauren Salzen. Ich habe als allgemeine Regel gefunden, daß je besser die Qualität des untersuchten Musters, desto größer auch sein Gehalt an Schwefel und Phosphor ist; doch befanden sich die Luzernen, in welchen der Phosphorgehalt so sehr variirt als nur in irgend einer Pflanze, dessenungeachtet alle im üppigsten Wachsthum. Es ist zu vermuthen, daß wenn der Gehalt so verschieden ist, ohne auf das Wachsthum der Pflanze einen merklichen Einfluß zu haben, dann dieser so variirende besondere Bestandtheil nicht von so großer Wichtigkeit für die Pflanze ist, als wenn der Gehalt daran ein constanter ist. Man ersieht aus meinen Analysen auch, daß bei vielen Pflanzen verschiedene Theile verschiedener Bestandtheile bedürfen, was bereits eine bekannte Sache ist; so ist es z.B. hinsichtlich des Weizens wahrscheinlich, daß ein bedeutender Gehalt des Bodens an schwefelsauren Salzen schönes Stroh, an phosphorsauren Salzen aber schönes Korn erzeugt u.s.w. Auch gestatten diese Analysen vielleicht den Schluß, daß wenn das Korn wächst und reift, der Phosphorgehalt desselben in größerem Verhältniß zunimmt als sein Gesammtgewicht, dafür aber im Stroh abnimmt, indem das Korn diesen Bestandtheil dem letztern entzieht. Unten folgende Tabelle ist eine praktische Anwendung dieser Analysen; dieselbe enthält die Quantitäten von Gyps und basisch-phosphorsaurem Kalk (Knochenerbe), welche den Schwefel und Phosphor repräsentiren, welche die respectiven Gewächse jährlich aus einem englischen Morgen= 4840 Quadrat-Yards. Landes ziehen; dieselben Quantitäten müssen einem bereits fruchtbaren Boden auch zugesetzt werden, um ihn in diesem Zustand zu erhalten. Für das was durch Auswässerung etwa entfernt wird, wurde nichts in Abzug gebracht, da die Menge desselben zu unsicher ist und in vielen Fällen von gar keinem Belang seyn kann, indem sonst uncultivirtes natürliches Land schon längst hätte unfruchtbar werden müssen. Die auf letztere Art dem Boden entzogenen Bestandtheile werden ohne Zweifel ausgeglichen durch die Zersetzung des Unterlagers und das Wegschwemmen des erschöpften Erdreichs auf der Oberfläche. Bei einer solchen Berechnung wäre es indessen zu weit gegangen, eine große Genauigkeit ansprechen zu wollen, da die in Betracht kommenden Elemente zu verschiedenartig sind. Die Quantitäten von Schwefel und Phosphor, nach welchen ich die Berechnung anstellte, sind die größten, welche ich bei den Analysen erhielt, wenn nicht die Abweichungen angegeben sind, wo ich dann die Extreme nahm. Das Gewicht der Ernte per engl. Morgen ist das durchschnittliche nach den zuverlässigsten Angaben unserer Schriftsteller über Landwirthschaft. Die dritte und vierte Columne der Tabelle geben die Quantitäten von Gyps und Knochenerde, welche einem engl. Morgen Feld entzogen werden, in Pfunden an. Namen der Pflanze etc.  Gewicht desGewächses in Ton. p. engl.     Morgen.             Gyps           Knochenerde. Heu     2 34 bis 67 26 bis 32 Klee-Heu (eine Ernte)     2 1/2      29      35 Grüner Klee (ganze Ernte)   15      45      53 Luzerne   12 93 bis 152 14 bis 103 Wiken     8      34      31 Weizen   Deßgl. Stroh 210 st.    1 3/4   7 bis 1038 bis 55   45 bis 65 44 bis 50  7 bis 18   51 bis 68 Gerste   Deßgl. Stroh 190 st.    1 1/2              8           62   70            55           12   67 Hafer    Deßgl. Stroh 220 st.    1 3/4            1336 bis 75   49 bis 88            48   8 bis 25   56 bis 73 Bohnen    Deßgl. Stroh 200 st.    1 1/4            10           20   30            69            27   96 Erbsen    Deßgl. Stroh 200 st.    1 1/2            21           33   54            24            36   36 Roggen    Deßgl. Stroh 180 st.    2              6            21   27            17            28   45 Kartoffeln    Deßgl. Kraut   10   10             23            74   97            46            80 126 Gelbrüben (Möhren)    Deßgl. Kraut   20     3             26            46   72            64            21   85 Mangelwurzel    Deßgl. Kraut   30     4             27            24   51            76            12   88 Schwedische Rüben    Deßgl. Kraut   20     4           104            28 132            36            13   49 Frühe gelbkraut. Rübe    Deßgl. Kraut   18     5             81            48 129            59            21   80 Rübenreps   20           140            64 Kohl   20             88            47