Titel: Ueber das neue Verfahren der Seidenzucht des Majors Bronski, im Schlosse Saint-Selve (Dept. der Gironde); von Fr. Philippar.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXV., S. 305
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LXXV. Ueber das neue Verfahren der Seidenzucht des Majors Bronski, im Schlosse Saint-Selve (Dept. der Gironde); von Fr. Philippar. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1847. Bronski's neues Verfahren der Seidenzucht. Der Zweck des Hrn. Majors Bronski war, eine neue Race von Seidenwürmern zu erzielen, die sich für das Klima vorzüglich eignet und den Anforderungen der Züchter hinsichtlich der Schnelligkeit der Zucht, der regelmäßigen Entwickelung des Insectes, der frischen und kräftigen Beschaffenheit der Würmer, des Gleichbleibens der Production und der Qualität der Seide entspricht. Er wählte hiezu anfangs eine robustere Race, welche gelbe Seide liefert; als er aber sah, daß diese Art Seide beim Bleichen mittelst schwefligsaurer Dämpfe entkräftet und späterhin mürbe wird, bemühte er sich eine kräftige Race zu erhalten, welche weiße Seide erzeugt, und begann nun die Racen zu kreuzen. Hiezu vereinigte er die besten weißseidigen Racen; er nahm Cocons der wegen der Weiße ihrer Seide bekannten Sina-Race, deren Seide er schön weiß und fein, aber schwach und wenig glänzend fand. Zu dieser wählte er noch zwei andere weiße Racen: 1) die Syric, eine große Race, die reich an Seide ist, welche aber grob und etwas grünlich von Farbe ist; 2) die Novi, eine kleine Race, deren Cocons fest und wohlgebildet sind, deren Seide aber eine gelbliche Farbe annimmt. Die Cocons der beiden letztem Racen hatte er abgesondert, und beim Erscheinen der Schmetterlinge gab er dann die Männchen der Novi den Weibchen der Syrie. Bei der Sina-Race trennte er während des Aufsteigens der Raupen die weißen von den schwarzen, wählte dann die bestgebildeten Cocons heraus, sammelte ihre Eier besonders und brachte dann die männlichen Schmetterlinge aus den schwarzen Raupen zu den weiblichen Schmetterlingen der weißen Raupen. Alle diese Arten ließ er nun mehrere Jahrgänge sich kreuzen, wodurch er zuletzt eine neue Race erhielt, welche den Krankheiten nicht unterworfen ist, und aus deren Cocons er beinahe keine Flockseide, sondern eine in ihrer ganzen Länge gleiche, viel Nerv und Glanz besitzende Seide erhielt; in der ganzen Zucht befand sich kein Cocon von anderer Beschaffenheit. 200 bis 225 Cocons dieser Race wiegen 500 Gramme; 4 1/2 Kil. bis 5 Kil. geben 500 Gramme Seide. Von 31 Grammen Eier erhält er 75 Kilogr. Cocons. Nachdem er diese Zucht mehreremale regelmäßig durchgeführt hatte, wurde die Beständigkeit derselben vollkommen bestätigt gefunden. Die Vortheile, welche diese Art von Seidenwürmern gewährt, sind folgende: 1) gleichzeitiges Ausschlüpfen; 2) in 23 Tagen vollendete Zucht; 3) nicht ein einziger Sterbefall; 4) die Würmer genossen eine ununterbrochene Gesundheit (was allerdings Folge der besondern Pflege gewesen seyn könnte); 5) die Cocons waren alle glänzend weiß; die mittlere Länge der Coconfäden war 1,057 Meter; 7) die aus dieser Race hervorgehende Seide ist fein, sehr elastisch, sehr nervig und von einem ungewöhnlichen Glanz; 8) bei der genauesten Untersuchung konnte nichts Abweichendes von dem durchaus gleichmäßigen Glanz und der Weiße der Nüance gefunden werden; 9) das Ergebniß der ersten Zucht war 1 Seide auf 7 Cocons; 10) der Abgang betrug weniger als 1/2 Gramm auf 5 Gramme Seide. Die zweite Zucht von 62 Grammen dauerte dem Journal zufolge nur 22 Tage. Die Würmer aus 31 Grammen Eier, welche 434 Kil. 990 Gram. Maulbeerblätter verzehrt hatten, gaben 43 Kil., oder 1 Proc. Cocons; die aus 62 Gram., welche 973 Kil. 370 Gram. verzehrt hatten, erzeugten 90 1/2 Kil. Cocons; diesen sind noch 4 Kil. Cocons hinzuzurechnen von vier zu Versuchen bestimmten Hürden, was im Ganzen 94 Kil. Cocons auf 973 Kil., oder 1 Proc. Cocons ausmacht. Hr. Meynard erklärt in einem im J. 1844 erstatteten Bericht diese Seide ebenfalls als die an Farbe und Qualität beste, welche man bis jetzt kennen lernte. Auch erhielt Hr. Bronski im J. 1846 von der Ackerbaugesellschaft der Gironde und von der königl. Centralackerbaugesellschaft am 11. April 1847 goldene Medaillen und das Comité der Société d'Encouragement wird dieses Verfahren dem Ackerbau- und Handelsminister auf das Nachdrücklichste zur Unterstützung empfehlen.