Titel: Ueber eine große magnet-elektrische Maschine zum Versilbern und Vergolden; von J. Hamel.
Fundstelle: Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXXVI., S. 350
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LXXXVI. Ueber eine große magnet-elektrische Maschine zum Versilbern und Vergolden; von J. Hamel. Aus dem Bulletin de l'Acad. de St. Pétersbourg, No. 130. Hamel, über eine große magnet-elektrische Maschine zum Versilbern und Vergolden. Zu den interessantesten, im letztverflossenen Jahrzehent in England gemachten, großartigen technischen Anwendungen von Resultaten wissenschaftlichen Forschens gehört das Vergolden und Versilbern metallener Sachen auf nassem Wege und zwar nach drei Methoden: 1) das Vergolden durch bloße Eintauchung; 2) das Versilbern und Vergolden mittelst der galvanischen Batterie und 3) durch magnet-elektrische Maschinen. Indem ich beabsichtige, eine Notiz über eine kolossale magnet-elektrische Maschine vorzulegen, die in England gebaut wird und von der man erwartet, daß sie jede Stunde beinahe ein Pfund (russisches Gewicht) Silber absetzen werde, was also in einem Tage und einer Nacht mehr als ein halbes Pud ausmachen würde, so will ich, als Einleitung, an das Geschichtliche der Einführung der erwähnten technischen Proceduren erinnern. Alle Methoden der Vergoldung und Versilberung auf nassem Wege sind der Reihe nach zuerst in Birmingham fabrikmäßig, d.h. im Großen, ausgeübt worden. Die Personen daselbst, in deren Fabriken die nasse Vergoldung durch einfache Eintauchung, so wie die Versilberung und Vergoldung mit der Batterie zuerst eingeführt worden, sind George Richards Elkington und sein Vetter Henry Elkington. Ihre, oder vielmehr James Elkington's (des Vaters von G. R.) frühere Fabrik von Brillen (worunter patentirte pantoskopische waren) und von allerhand Bijouterie-Waaren befand sich im St. Pauls Square Nr. 43 und hier begann die Vergoldung auf nassem Wege, nämlich durch bloßes Eintauchen, versuchsweise schon 1834, fabrikmäßig aber 1836. Bei Ausmittelung des besten technischen Verfahrens, besonders in Bezug auf den in der Praxis so bewährten Gebrauch des Kali-Bicarbonats, hatten die HHrn. Elkington den Rath des im April 1843 verstorbenen John Woolrich, Lehrers der Chemie im Queens College zu Birmingham, benutzt. Ihre ersten Versuche 1834 waren mit ammoniakalischer Goldlösung gemacht worden. Diese neue Methode, ohne Quecksilber und ohne Feuer zu vergolden, erregte ein großes Aufsehen. Sie war vorzüglich anwendbar auf die vielfältigen kleinen Bijouteriegegenstände und metallenen Knöpfe, die damals in Birmingham in weit größerer Menge als jetzt verfertigt wurden. Zum Vergolden von Knöpfen und von allerhand Geschmeide wurden jährlich ungemein große Summen gezahlt; kein Wunder also, daß eine ökonomische Vergoldungsmethode die Fabrikanten solcher Artikel sehr interessiren mußte. G. R. und H. Elkington erhielten ihr erstes Privilegium auf Vergoldung durch Goldlösung mit zweifach-kohlensaurem Kali (oder Natron) am 24. Junius 1836. Sie richteten sich zur ausgedehntem Ausübung der neuen Industrie in Newhall Street, wo sich auch jetzt ihre große Fabrik befindet, unter der Firma: G. R. Elkington und Comp. ein, und nannten sich: Water Gilders, Wasservergolder. In Frankreich ließen sie sich diese Vergoldungsmethode ebenfalls patentiren. Sie ward dort für sie durch Elambert, den Schwager ihres Associé's, des Bijoutier Moullé frère (Rue Chapon, Nr. 1) erst allein, späterhin aber in Verbindung mit dem großen Bijouteriefabrikanten Charles Christofle (Rue Montmartre, Nr. 76) ausgeübt. Elambert vergoldete bisweilen drei bis vier Pud kleiner Geschmeideartikel in einem Tage. Im Jahre 1837 hatten die Elkington's sich auch ein Patent auf Versilberung durch bloßes Eintauchen geben lassen, welche Methode aber keine fabrikmäßige Anwendung fand. Die Vergoldung hingegen betrieben sie sehr stark und mit großem Vortheil; sie verbrauchten im J. 1839 wöchentlich gegen fünf Pud Kali-Bicarbonat. Anfangs 1840 entschlossen sie sich um ein Patent auf das Vergolden und Versilbern durch den galvano-elektrischen Strom anzuhalten, ob man gleich damals noch keine praktisch erprobte Methode für diesen Proceß ausgemittelt hatte. Sie konnten hoffen, während der sechsmonatlichen Frist, welche zum Einreichen einer detaillirten Beschreibung des Verfahrens gestattet wird, eine gute Methode kennen zu lernen. Der Zufall wollte auch, daß in Birmingham, gerade noch zur rechten Zeit für sie, eine solche entdeckt ward, welche sie annahmen und die sich sodann von England aus allgemein verbreitet hat. Bekanntlich wurde in England der Galvanismus zuerst in Bezug auf chemische Wirkung einer Prüfung unterworfen. Cruilshank und auch Nicholson hatten schon 1800 die Absetzung von Silber und von Kupfer aus ihren Lösungen am negativen Pol beobachtet (Nicholson's Journal 1800). Da aber die von den Polen der Volta'schen Säulen in die zu untersuchenden Flüssigkeiten gebrachten Leiter damals gewöhnlich nur dünne Drähte waren, so ward die so dichte Ansehung des reducirten Metalls an denselben nur insofern beachtet, als man fand, daß der Kupferknopf schwer vom Drahte zu trennen sey. Zu näherer Beobachtung der so intimen Anlage und des richtigen Gegenbildes auf der Ansatzfläche des ausgeschiedenen Kupfers gab weit später die Daniell'sche Einrichtung der Batterie Anlaß, und erst im Jahre 1836 machte Warren de la Rue auf diese mikroskopisch genaue Aehnlichkeit aufmerksam. Er schrieb am 15. Sept.: „So vollkommen ist das auf diese Weise gebildete Kupferblatt, daß es nach seiner Abnahme die Politur und den Abdruck auch von der geringsten Schramme der Platte, auf welcher es sich abgesetzt hat, enthält.“ (London and Edinburgh Philosophical Magazine for 1836.) An das, was in St. Petersburg Dr. Jacobi in Bezug auf Galvanoplastik (das heißt das auf die genaue Anlegung gegründete, so interessante Verfahren, cohärentes Kupfer in Platten oder sonst gegebenen Formen unmittelbar aus Kupferlösungen auf galvanischem Wege zu produciren) geleistet hat, brauche ich nicht zu erinnern. Auch will ich hier nicht von Spencer's ersten Leistungen in diesem Industriezweig oder von dem, was Jordan und Andere darin gethan haben, sprechen. In England ward damals unter Electrotype dasselbe verstanden, was man bei uns mit dem Namen Galvanoplastik bezeichnete, nämlich die Absetzung von Kupfer aus seiner Lösung in Säure. Es soll hier das Geschichtliche der Einführung der galvanischen und magnetischen Versilberung und Vergoldung metallener Sachen, was in England Electroplating und Electrogilding genannt wird, nur angedeutet werden. Bei diesen delicaten technischen Operationen, wo die aus den Lösungen abzusetzenden Metalle mit der Oberfläche anderer Metalle auf untrennbare Weise auf das solideste verbunden werden müssen, waren Schwierigkeiten zu überwinden, die bei der einfachen Ablagerung von Kupfer aus der Vitriollösung auf Formen, von denen dieser Kupferansatz abgenommen wird, nicht stattfanden, und hierin ward Spencer's Bemühung nicht mit Erfolg gekrönt, wie er selbst mir als auch den Elkington's bezeugt hat. Er schrieb im J. 1840: „Man hat oft bei mir angefragt, ob es mir gelungen sey, andere Metalle wie Kupfer galvanisch abzusetzen. Man konnte freilich in Berücksichtigung der zahlreichen von mir gemachten Experimente und der Länge der auf dieselben verwendeten Zeit erwarten, was auch der Fall ist, daß ich den elektrochemischen Proceß auf fast alle Metalle, Gold und Silber einbegriffen, ausgedehnt haben müsse. Wenn aber weder die erhaltenen Resultate, noch die besonderen Modificationen der Verfahrungsart von mir bekannt gemacht worden sind, so ist der einfache Grund hievon der, daß nichts erzielt war, wovon ich glaubte, daß es mit Nutzen und Vortheil angewendet werden könne.“ Dieses offene Geständniß legte Spencer in Liverpool ab, als soeben in Birmingham die seitdem in der Praxis so sehr bewährte Versilberungs- und Vergoldungsmethode erfunden worden war. Ehe ich mich weiter darüber auslasse, will ich bemerken, daß es an Versuchen im Laboratorium und an Hinweisungen auf die Möglichkeit der galvanischen Vergoldung und Versilberung auch schon früher keineswegs gefehlt hat. Bereits 1805 hatte Brugnatelli silberne Medaillen mittelst ammoniakalischer Goldlösung vergoldet. (Philosophical Magazine. 1805.) Edmund Davy erwähnte 1830 ganz in Kürze des Vergoldens und Versilberns durch Galvanismus. (Philosophical Transactions for 1831.) Später machte, wie wohl bekannt, De la Rive in Genf vielfältige Versuche rücksichtlich der galvanischen Vergoldung mit Goldchlorid, welche Methode aber ihre Nachtheile hat. Es war Birmingham vorbehalten, ein Verfahren zu ermitteln, welches mit Vortheil im Großen in die Fabrikswerkstätten eingeführt werden konnte. Dießmal war es nicht John Woolrich, der den besten Rath ertheilte. Er hatte wohl, während er sich hauptsächlich beschäftigte, Sachen aus Eisen durch die Batterie mit Kupfer zu bedecken, um sie vor Rost zu schützen, auch mehrere Gold- und Silberlösungen in Bezug auf ihre Tauglichkeit zum galvanischen Vergolden und Versilbern geprüft, glaubte auch im Gebrauch der schwefligsauren Salze ein gutes Verfahren gefunden zu haben; es ward aber ein besseres entdeckt. Ein anderer Liebhaber der Chemie in Birmingham, der Chirurg John Wright, hatte vielfältige Versuche gemacht, die eigentlich zum Zweck hatten, eine von der Elkington'schen verschiedene Goldlösung zum Vergolden durch Eintauchen aufzufinden, um dessen Patent eine Concurrenz zu bilden. Unter andern versuchte er die Cyanverbindungen und fand ihre Wirkung ganz vorzüglich. Bald darauf erfuhr er, daß die Elkington's um ein Patent angehalten hatten, den Galvanismus zum Vergolden und Versilbern anzuwenden. Er probirte sein Goldcyanid mit der Batterie und erhielt ein vortreffliches Resultat. Nun versuchte er auch Cyansilber und es erfolgte eine Versilberung, wie sie bis dahin nie hatte galvanisch hervorgebracht werden können. Die HHrn. Elkington, welche unterm 25. März 1840 um ihr Patent eingekommen waren, sahen die von Wright galvanisch vergoldeten und versilberten Sachen. Sie fanden an ihnen gerade das, was sie zu erzielen wünschten und überzeugten sich, daß auf eine solche Versilberungsmethode eine große Fabrikindustrie begründet werden könne. Sie kauften daher dem Wright das Geheimniß seines Verfahrens für eine bedeutende Summe ab und hatten gerade noch Zeit, die von ihm aufgefundene Methode in die Specification des von ihnen verlangten Privilegiums einzutragen. Das Patent erhielt am 25. Sept. das Siegel und war nun eines der werthvollsten der gegenwärtig bestehenden Fabriksprivilegien geworden. Wright's Methode, bei der galvanischen Versilberung und Vergoldung Cyanverbindungen anzuwenden, hat sich bis auf den heutigen Tag als bewährt erwiesen. Diese Verbindungen werden, mit seltenen Ausnahmen, allgemein in England, Frankreich, Rußland und überall angewendet. Dem Erfinder aber war es nicht lange vergönnt, den Lohn seiner erfolgreichen Thätigkeit zu genießen. Er verlor den Verstand und endete seine bedauernswürdige Existenz im Mai 1844. John Wright's Verdienst in Bezug auf die neue Versilberungs- und Vergoldungsmethode scheint uns nicht allgemein genug bekannt und gewürdigt zu seyn. Die HHrn. Elkington säumten nicht, den Gebrauch der Cyanverbindungen auch einem in Frankreich verlangten Privilegium einzuverleiben. Sie erhielten dasselbe am 29. Sept. 1840. (Bekanntlich hat Perrot erst lange nachher darzuthun gesucht, daß er schon vor der Ausstellung dieses Privilegiums, namentlich im August 1849, chemisch vergoldet und versilbert habe.) Ruolz ließ sich bald darauf auch ein Privilegium für die Anwendung verschiedener Cyanverbindungen geben, was denn zu langen Discussionen, zu Prüfungen von Seiten des Instituts und verschiedener Behörden Anlaß gegeben hat. Der Streit endete in einer Vereinigung der Interessen, indem die Elkington's einwilligten, das Vergolden und Versilbern durch die Batterie mit Christofle und Ruolz in Paris zusammen zu betreiben. Die Elkington's hatten sich anfangs mit dem Versilbern und Vergolden der Erzeugnisse anderer Fabrikanten beschäftigt. Da sie jedoch bald merkten, daß diese Fabrikanten ihre Waare, besonders Sachen im neuen Geschmack, zumal aber solche, die in Menge für ausländische Märkte angefertigt werden, nicht gern zu ihnen brachten, aus der natürlichen Besorgniß, daß ihnen Andere die Façon absehen würden, so glaubten sie besser zu thun, aus Versilbern und Vergoldern selbst Fabrikanten zu werden. Sie nahmen 1844 einen gewissen Mason zum Associé, ihre Firma ward: Elkington, Mason und Comp. und sie erbauten die große, jetzt dreihundert Arbeiter beschäftigende Fabrik zur Anfertigung von allerhand Sachen aus Nickelkupfer (d.h. Neusilber), die sie dann galvanisch mittelst der Cyanide versilbern und vergolden. Es werden zuweilen in allen ihren Versilberungskästen zusammen im Verlauf von 24 Stunden gegen 7 russische Pfd. Silber deponirt. In London (Moorgate Street, Nr. 45) haben sie auch ein Etablissement, wo hauptsächlich alte Kupferplaquésachen neu versilbert werden (newplating). Außerdem haben die Elkington's zweien Fabrikanten in Birmingham gegen Zahlung die Erlaubniß ertheilt, nach ihrer Methode mittelst der Batterie sowohl für sich als für Andere zu versilbern und zu vergolden. Diese sind John und Charles Ratcliff, Fabrikanten von Candelabern, Lampen u. dgl. m. in Suffolk Street, Nr. 140, so wie John Yates, Fabrikant von Löffeln aus allerhand weißen Metallcompositionen in Coleshill Street. Ich komme nun zur Einführung der magnetischen Maschinen in Birmingham, muß aber doch beiläufig bemerken, daß Sturgeon der erste war, der mittelst seiner magnetischen Maschine, aber nur sehr im Kleinen, keineswegs fabrikmäßig, Metalle ablagerte. Während der bereits erwähnte John Woolrich sich mit Ablagerungsversuchen von Kupfer und anderen Metallen durch die galvanische Batterie beschäftigte, ließ sich einer seiner Söhne, John Steven, zu ähnlichen Experimenten eine magnet-elektrische Inductionsmaschine machen. Die Rechnung über diese Maschine von J. Hurlow ist vom 9. Mai 1836. Schon 1839 will J. S. Woolrich recht gelungene Versilberungsversuche gemacht haben und 1841 war er mit denselben bereits so weit gediehen, daß er die Methode einer fabrikmäßigen Betreibung und daher des patentirens werth hielt. Er bekam sein Privilegium im Mai 1842 und richtete seine Fabrik in Great Charles Street, Nr. 162 ein, wo sie auch noch besteht und wo eine kleine, sehr einfache Dampfmaschine mehrere magnetische Maschinen in Bewegung setzt. Der erste Fabrikant in Birmingham, welcher von Woolrich die Erlaubniß, nach seiner Methode magnet-elektrisch zu arbeiten, erkaufte, war Thomas Prime jun., ein Fabrikant von Löffeln und Gabeln aus Neusilber in Northwood Street, Nr. 18. Seine große Maschine mit vier starken Magneten sing im Februar 1844 an zu arbeiten. Sie setzte 1 1/2–2 Unzen Silber in einer Stunde ab, jetzt soll sie aber so verbessert seyn, daß 3–4 Unzen stündlich abgelagert werden. Der zweite Fabrikant in Birmingham, welcher von Woolrich die Erlaubniß mittelst magnetischer Maschinen zu versilbern bekam, war der Plaquéfabrikant John Gilbert in Bath Row Nr. 8, der dritte Richard Ford Sturges in Lichfield Street Nr. 26, Fabrikant von Artikeln aus verschiedenen weißen Metallcompositionen. Die Sheffielder Fabrikanten bedienen sich auch schon seit etwa zwei Jahren Woolrich's magnetischer Maschinen. Der erste war William Briggs, der Inhaber der Furnivalworks in Furnival-Street, einer großen Fabrik von Gegenständen aus Plaqué und allerhand Metallmischungen. Nach ihm schafften sich auch Hutton and Sons, Fabrikanten plattirter Sachen in High Street, ferner Roberts and Slater, Smith and Ridley und endlich Broadhead and Atkin, Besitzer der North Street Works, Woolrich'sche magnetische Maschinen an. Mehr als alles andere dürfte zu Gunsten der von Woolrich zum Versilbern und Vergolden eingeführten magnetischen Maschinen sprechen, daß die Elkington's, ungeachtet ihres vortheilhaften Privilegiums für die Batterieversilberung und Vergoldung, Woolrich sein Patentrecht abgekauft haben und gegenwärtig durch ihn in ihrem Etablissement eine wahrhaft kolossale magnetische Maschine aufstellen lassen. Sie hat 8 hufeisenförmige Magnete, deren jeder aus 12 Blättern zusammengesetzt ist, welche von der Linie der Polenden bis zum äußersten Rande des Bogens drittehalb Fuß Länge, dabei drittehalb Zoll Breite und zusammen vier Zoll Dicke haben. Der Zwischenraum oder die Oeffnung zwischen den Polen beträgt sechs Zoll. Diese acht Magnete werden zwischen zwei kreisförmigen gußeisernen Scheiben mittelst messingener Vorrichtungen so gehalten, daß alle Pole gegen ein Centrum hingewendet sind, wo die Achse des drittehalb Fuß im Durchmesser haltenden Rades befindlich ist, welches an seiner Peripherie nicht weniger als 16 Armaturen mit fast 6 Zoll langen, umwickelten, drittehalb Zoll dicken Eisencylindern trägt, die zwischen den Polen der Magnete mit einer Geschwindigkeit von 700 und mehr Umdrehungen in der Minute herumstiegen. Woolrich glaubt, daß die Kraft eines Pferdes beinahe hinreichen werde, um das die Armaturen tragende Rad zu drehen. Die hier beschriebene Maschine wird jetzt bald bei den Elkington's aufgestellt werden; sollte auch Woolrich zu weit gehen, wenn er erwartet, daß sie 16–20 Unzen Silber in der Stunde, also bis 3/4 Pud jeden Tag absetzen werde, so wird dieser Riesenapparat doch immer mehr leisten als alle bisherigen magnetischen, zu elektrolytischen Arbeiten bestimmten Maschinen. Man hat in Birmingham bei Erbauung eines so großen magnetischen Apparates die Anfertigung von metallischen Copien antiker und anderer interessanter Gegenstände mit zur Hauptabsicht. In Fabriken, wo beständig große Quantitäten Metall, sey es Silber oder Kupfer, niedergeschlagen werden, besonders wenn dabei schon zu anderen Zwecken eine Dampfmaschine vorhanden ist, dürften die Magnete wohl den Batterien vorzuziehen seyn. Jedoch möchte es auch in sehr großen Anstalten vortheilhafter seyn, anstatt einer so mächtigen Maschine, wie die für die Elkington's erbaute, zwei oder mehrere kleinere zu haben. Noch muß hier erwähnt werden, daß der sich durch seine Liebe zur Wissenschaft auszeichnende Haupteigenthümer der berühmten Zeugdruckfabrik zu Primrose bei Clitherore, James Thomson, eben bei Woolrich eine magnetische Maschine bestellt hatte, um sie dem bekannten Archäologen Dr. Emil Braun in Rom zu schenken. Diese Maschine ist bereits nach Rom abgegangen, und so kann also jetzt ein kleiner Wasserfall an der Tiber für uns metallische Copien der mannichfaltigen merkwürdigen Erzeugnisse alter römischer Kunst anfertigen. Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, welchen wohlthätigen Einfluß die Anwendung der Elektrolyse zum Vergolden und Versilbern in Birmingham gehabt und welch eine bedeutende Abänderung in mehreren technischen Operationen dieselbe hervorgebracht hat. Eine verhältnißmäßige sehr bedeutende Menge Quecksilber, die bei der alten Vergoldungsmethode zur Auftragung des Goldes in der Form eines Amalgams gedient hatte, mußte durch Feuer in Dampfgestalt wieder abgetrieben werden. Diese Dämpfe nun, in die Lungen der am Herd beschäftigten Arbeiter gezogen, verursachten das bekannte fürchterliche Zittern und Zucken aller Glieder, Speichelfluß und andere Krankheiten. – Dank den von den Elkington's und von J. S. Woolrich eingeführten Vergoldungsmethoden, daß man jetzt in Birmingham nicht ein einziges solcher kläglichen Opfer der Quecksilbervergoldung zeigen kann, deren man früher so viele gesehen hatte. Bekanntlich war lange Zeit eine der Hauptindustrien dieser Fabrikstadt die Verfertigung von Plaqué, wozu mit einem Silberblatt belegtes Kupfer ausgewalzt und die Bleche in Stahlformen mittelst Stampfen in die gewünschten Gefäße oder Verzierungen umgebildet wurden. Diese Plaquéverfertigung ist nun fast gänzlich durch die neue Versilberungsmethode vermittelst der Batterie und der magnetischen Maschinen verdrängt worden, und an ihrer Stelle hat sich ein anderer Industriezweig ungemein stark ausgebreitet, nämlich die Gewinnung des Nickelmetalls und die Bereitung der weißfarbigen Mischung dieses Metalls mit Kupfer, der man schon früher in Deutschland den Namen Neusilber gegeben hatte. Aus dieser Metallmischung verfertigt man jetzt alle die mannichfaltigen Sachen, welche früher aus mit Silber belegtem Kupfer (Plaqué) gestampft wurden und versilbert sie dann durch elektrische Wirkung. Ein großer Vortheil hiebei ist, daß die Farbe der Nickelkupfermischung der des Silbers, womit sie bedeckt wird, nahe kommt, da hingegen beim Plaqué die Unterlage roth ist. Die der Abreibung mehr ausgesetzten Stellen können leicht durch die magnetische Maschine oder die Batterie stärker versilbert werden als der übrige Theil und, was vorzüglich wichtig ist, die Ränder, sowie die Schnitte bei durchbrochener Arbeit sind überall mit Silber bedeckt, was. beim Plaqué nicht der Fall war, daher denn auch durchbrochene Arbeit aus letzterm gar nicht gemacht werden konnte, indem hier das rothe Kupfer in jedem Durchschnitte sichtbar geworden wäre. Eben so konnte man auch keine gravirte Arbeit aus Plaqué verfertigen, keine feinen Sachen, Blätter und dergleichen. Jetzt kann viel durch Guß dargestellt und alles aus magnetisch oder galvanisch versilbertem Nickelkupfer gemacht werden, was früher aus solidem Silber gearbeitet wurde. Die Menge Nickel, die gegenwärtig in Birmingham und Sheffield zu der neuen Industrie verbraucht wird, ist so groß, daß kaum genug geliefert werden kann. Man durchsucht Europa und Amerika nach Erzen, welche dieses Metall liefern. Der Preis des Nickels stieg seit einiger Zeit in England von 3 1/2 und 4 Schilling bis auf 9 Schilling das Pfund. Es gibt in Birmingham gegenwärtig zwei große Fabriken zur Gewinnung von Nickel, die denn auch gleich die Mischung, das Neusilber, zusammensetzen. Die ältere, bekanntere Fabrik ist die von Evans und Askin in George Street, St. Pauls. Da Askin das Neusilbermachen in Deutschland gelernt hatte, so wurde es German Silver, deutsches Silber genannt und heißt auch noch so. Die andere, neuere Fabrik in Adderley Street ist seit dem vorigen Jahre das Eigenthum von Schletter und Comp. Letztere liefert schon 3 bis 4 Cntr. Nickel wöchentlich und 10 bis 12 Cntr. Neusilber täglich. Diese ausgedehnte Nickelgewinnung hat wiederum in Birmingham die Anfertigung von sehr reinem Kobaltoxyd im Großen zur Folge gehabt, und daher kommt es, daß jetzt das Blau des englischen Porzellans, Steinguts und der Fayence so vorzüglich schön ist.