Titel: Verbesserte Preßflügel für Spulmaschinen (Flyer), in der Baumwollspinnerei von Seed.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. V., S. 9
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V. Verbesserte Preßflügel für Spulmaschinen (Flyer), in der Baumwollspinnerei von Seed. Aus der deutschen Gewerbezeitung, 1847 Nr. 67. Mit Abbildungen. Seed's Preßflügel für Spulmaschinen. Baumwollspinner wissen sehr wohl die Schwierigkeit zu würdigen, die darin liegt, auf die Spulen der Grob- und Feinflyer die Lunten und Vorgespinnstwindungen so fest zu bringen, daß einerseits das lockere und zarte Material nicht verzogen wird, andererseits aber eine möglichst große Menge Windungen auf die Spulen gebracht werden, wodurch Arbeit erspart und das Gespinnst auch überhaupt vollkommen wird. Um, warum es sich eigentlich handelt, recht viel Lunte in einem gegebenen Raum zusammenzupressen, hat man vorzugsweise die Presser geeignet gefunden, welche unten an die Flügelschenkel angebracht sind und mittelst einer Feder fortwährend auf die sich bildenden Windungen drücken. Diese Feder geht längs dem Flügelschenkel herauf und ist oben befestigt; durch den Presser hindurch, der ein kleiner Hebel ist, geht die Lunte oder das Vorgespinnst und wird fest aufgewunden. So gut nun aber auch diese Federpresser in gewissen Fällen wirken, so haben sie doch zwei nicht unbedeutende Uebelstände, welche auf die Qualität des Garns nachtheilig einwirken; denn es ist einleuchtend, daß nicht alle Federn sämmtlicher Spindelflügel einer Maschine alle gleiche Spannung haben können, wodurch eine Ungleichheit in die Aufwindung und demnach eine solche auch in das Gespinnst kommt, dann aber auch drücken die Federn beim Anfang der Windungen auf die Spulen mit verminderter Spannung, während diese allemal zunimmt, je mehr sich die Spule füllt – wodurch ebenfalls wieder ein ungleicher Zug veranlaßt und zumal endlich ein so starker Druck auf die Windungen erzeugt wird, daß die unteren weichen Windungen verschoben werden, indem die oberen, stärker gepreßt, sich, so zu sagen, in sie hineindrängen. Diese Mängel soll nun der neue Preßflügel von Seed beseitigen, der seine Kraft durch Flugkraft erhält. Die nebenstehenden Skizzen werden die Construction hinlänglich verdeutlichen. a ist das Gewicht, wodurch die Flugkraft erzeugt wird; es befindet sich an einem Hebel, oder an einem Arm der dünnen Stange, welche längs dem Flügelschenkel hinuntergeht und in Lagern oben und unten gehalten wird, worin sie sich bewegen kann. Unten am Schenkel trägt die Stange ebenfalls einen Winkelarm wie oben, an dessen Ende die aufzuwindende Spule aufliegt. Textabbildung Bd. 106, S. 10 Es begreift sich nun leicht daß, wenn die Flügelspindel sich rasch umdreht, das Gewicht oben an der Stange von der Spindel abgetrieben, dahingegen der untere Winkelarm gegen die Spindel und auf die Spulwindungen angedrückt wird. Der Druck wird auf alle Spulen einer Maschine nun nicht allein ganz gleichmäßig wirken, sondern es wird auch kein Unterschied in Bezug auf die Stärke des Drucks beim Anfang und bei Vollendung der Spule stattfinden. Die punktirten Linien im Grundriß geben die Stellung des Pressers beim Beginn und beim Schluß der Windungen an; aus der Natur der Wirkung der Flugkraft geht hervor, daß der Druck eher etwas abnimmt, je mehr sich die Spule füllt, wodurch aber eben die Dehnung sämmtlicher Luntenlagen auf der Spule gleichförmig wird. Einige Praktiker sollen sich dahin ausgesprochen haben, daß die Maschinen, welche mit dem besagten Presser versehen sind, beim Anlassen die Lunte leicht reißen, weil das Gewicht zum Abfliegen immer etwas Zeit in Anspruch nähme. Andererseits widerspricht man aber dieser Ausstellung, weil die Geschwindigkeit zu rasch eintrete, so daß auch das Pressergewicht ohne Aufenthalt hinausfliegen müsse.