Titel: Ueber die Ergebnisse mehrfältiger Versuche mit der excentrischen amerikanischen Universal-Mühle zur Zerkleinerung steiniger und erziger Substanzen.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. VIII., S. 15
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VIII. Ueber die Ergebnisse mehrfältiger Versuche mit der excentrischen amerikanischen Universal-Mühle zur Zerkleinerung steiniger und erziger Substanzen.Der vorliegende Aufsatz bildet einen Auszug aus dem amtlichen Berichte, welchen der Verfasser auf Grundlage der vorgenommenen genauen Versuche, der k. k. Central-Bergbau-Direction in Wien erstattet hat, und dürfte bei den schwankenden und selbst widersprechenden Urtheilen über diese, wie es nun scheint, bisher überschätzte Erfindung, von um so größeren Interesse seyn, als er nur positive Thatsachen enthält. Versuche mit der excentrischen Universal-Mühle zur Zerkleinerung steiniger und erziger Substanzen. Die excentrische Mühle wurde als eine Erfindung des James Bogardus aus New-York im vorigen Jahre von Louis Wolf in vier Exemplaren nach Wien gebrachtVergl. polytechn. Journal Bd. CIII S. 312 und Bd. CIV S. 18., welche als eben so viele Arten derselben zu betrachten sind. Alle vier haben das Eigenthümliche gemeinschaftlich: 1) daß die beiden gleich großen Mahlsteine oder eigentlich Mahlscheiben excentrisch über einander liegen, und 2) daß die Mahlscheiben zugleich nach derselben Richtung rotiren. Von diesen erhält jedoch immer nur die eine ihre Bewegung vom Motor selbst, indem sie an einer verticalen Spindel sitzt, an der eine Riemenrolle angebracht ist; die andere wird bloß mittelbar von der ersteren fortgerissen, und zwar vermöge der Reibung, welche das zwischen beiden Scheiben befindliche Mahlgut hervorbringt. Durch das gleichzeitige Rotiren beider Scheiben entsteht in Folge ihrer excentrischen Stellung eine eigenthümliche gegenseitige Bewegung, welche ganz mit jener übereinstimmt, welche der Laufer beim Farbenreiben über dem Reibsteine macht, wenn ersterer im Kreise bewegt wird. Da die zerkleinerten Theilchen zwischen den Mahlscheiben mit diesen gleich schnell rotiren, so werden sie durch die Centrifugalkraft ehestens herausgeschleudert, sobald sie nur zwischen den Mahlscheiben durchschlüpfen können. Das Eintragen der zu vermahlenden Substanz erfolgt durch eine Oeffnung (das Auge) der obern Mahlscheibe, die deßhalb mit einem hohlen Hals statt einer Spindel versehen ist, der in einem passenden Lager sich dreht. Insoweit stimmen alle vier Arten der excentrischen Mühle überein, und ihre specifischen Unterschiede liegen in der Construction der Mahlscheiben, welche sich nach den Substanzen richtet, zu deren Vermahlung sie bestimmt sind. Am einfachsten sehen die Mahlscheiben aus, die zum Reiben von Farben mit Firniß, Leim etc. dienen. Sie sind von Gußeisen, ganz glatt, und werden von keinem Rumpfe umgeben. Die Scheiben zum Mahlen von Fruchtkörnern bestehen aus flachen und feingefalteten Eisenblechstreifen, welche spiralförmig gewunden, in einer Büchse abwechselnd eingelegt sind. Sämmtliche Zwischenräume zwischen den Blechstreifen füllt ein Gypsverguß aus. Dieser reibt sich allmählich in demselben Maaße aus, als sich die Blechstreifen an ihren hohen Kanten abnützen, und die Folge hievon ist, daß diese Art Scheiben kein Schärfen erfordern, da die zerkleinernd wirkenden Blechkanten immer bloß liegen. Die dritte Species von Mahlscheiben ist zum Zermahlen von Knoppern und gröbern Gegenständen aus dem Pflanzenreiche bestimmt. Damit nun diese Substanzen zwischen die Scheiben einzutreten vermögen, sind letztere spiralförmig gefurcht. Die Querschnitte der so gebildeten Rippen sind nahe rechtwinkelige Dreiecke, und das Vertical-Profil einer solchen Scheibe gleicht einer Säge, deren Schneiden vom Mittelpunkte nach beiden Seiten radial und symmetrisch auslaufen. An der äußern Peripherie ist überdieß ein flacher Rand von etwa zwei Zoll Breite, welcher durch die daselbst stattfindende gegenseitige Reibung die gleichzeitige gleichförmige Bewegung beider Scheiben vermittelt. Die Zerkleinerung ist daher unter diesen Verhältnissen ein Zerschneiden der betreffenden Substanzen. Von allen diesen drei Arten der excentrischen Mühle wurde bei den hier zu berichtenden Versuchen abgesehen. Letztere beziehen sich auf deren vierte Species, welche die Zerkleinerung steiniger und erziger Substanzen zum Zwecke hat. Ihre Mahlscheiben bestehen gleichfalls aus Gußeisen und sind auch mit spiralförmigen Furchen versehen, um den Stein- oder Erzstücken, welche aus der Gosse in das Auge der obern Scheibe fallen, das Eintreten zwischen die Mahlscheiben möglich zu machen. Die spiralförmigen Rippen haben einen fast trapezoidalen Querschnitt, wodurch die Scheiben im Vertical-Profil stumpf gezahnt erscheinen. Die Schneiden der Zähne sind vom Mittelpunkt gegen den äußern Rand symmetrisch geordnet, und die innern Zähne sind tiefer und gröber als die äußern. An der Peripherie verlaufen sich die Furchen in einen flachen Rand von zwei Zoll Breite, zwischen welchen die bereits zertrümmerten Substanzen vor ihrem Austritte in den Rumpf gelangen. Die hiedurch entstehende gegenseitige Reibung vermag die Bewegung von der untern durch einen Riemen getriebenen Scheibe auf die obere fortzupflanzen, und so die oben gedachte relative Bewegung der beiden Mahlscheiben hervorzubringen. Diese Transmission wird noch dadurch befördert, daß die Spiralgänge der obern Scheibe nach links, jene der untern Scheibe dagegen nach rechts laufen, wenn man sich beide Scheiben übereinander gelegt denkt. Die Furchen schneiden sich daher unter spitzen Winkeln, wodurch mehr Stützpunkte für das Mitreißen der obern Scheiben geboten werden. Die Zertrümmerung erfolgt dann dadurch, daß die Stein- oder Erzstücke in die Furchen, also gewissermaßen zwischen zwei Zähne der beiden übereinander liegenden Mahlscheiben gerathen, dann von der steilen Seite des einen Zahnes gegen die flache Seite des andern gedrückt, und weil da kein Entweichen möglich ist, augenblicklich zertrümmert werden. Die steileren Wände der Zähne sind die Stützpunkte für das Andrücken der Mahlbrocken gegen die flachen Wände der Zähne in der andern Scheibe. Der Proceß der Zertrümmerung durch Zerdrücken findet beiderseits vom Mittelpunkte statt, und zwar sowohl beim Hin- als Rückgang der oben gedachten lauferartigen Bewegung der einen Scheibe über der andern. Man kann nicht umhin, diesen allerdings sinnreichen und dabei so einfachen Mechanismus zu bewundern, einestheils wegen der durch die Excentricität der Mahlscheiben hervorgebrachten eigenthümlichen Bewegung, andererseits wegen der besondern Construction der Mahlscheiben, wodurch selbst Stücke von 2–3 Zoll im Durchmesser zwischen dieselben eintreten können, um daselbst zertrümmert zu werden. Diese letztere Einrichtung ist keiner der bisher bekannten Mühlen für steinige Stoffe eigen, da alle ein bereits feineres Mahlgut voraussetzen, welches durch sie zum feinsten Mehl gemahlen werden soll. Auch der übrige Mechanismus der Mühle ist recht sinnreich, und zwar namentlich die Vorrichtung zur Stellung der Scheiben nach Verschiedenheit des zu erzielenden Schrotes, die Befestigung der Scheiben, welche auf ihren Rückflächen abgedreht seyn müssen, um auf ihren Unterlagen gut aufzuliegen, die Construction des Lagers für den Hals der obern Mahlscheibe etc. Das Exemplar der excentrischen Mühle, mit welchem die Versuche ausgeführt wurden, ist ein von Bogardus selbst verfertigtes; dasselbe hat L. Wolf an das hohe Aerar um 1200 fl. C. M. überlassen. Diese Original-Mühle wurde in dem hiesigen Klarwasser Pochwerke aufgestellt und mit der Welle eines Pochwerkswasserrades durch passende Getriebräder in Verbindung gebracht, durch welche die Zahl der Umdrehungen der Wasserradwelle auf das 38fache gesteigert wurde. Da nun das 13,9 Fuß hohe und 6 Fuß breite oberschlächtige Wasserrad bei 4' Umfangsgeschwindigkeit   5 1/2 bei 8'              „ 11 Umdrehungen per Minute verrichtet, so wird die Zahl der Umdrehungen der Mühlspindel: im ersten Falle gegen    200  „  zweiten Falle    400 betragen. Die Anzahl der Umgänge der Mahlscheiben hat sich demnach in ziemlich weiten Gränzen verändern lassen, ohne den Nutzeffect des Wasserrades zu beeinträchtigen. Zum Eintragen der zu vermahlenden Substanzen war zwar an der Mühle selbst eine compendiöse Vorrichtung, bestehend aus einem kleinen Trichter, mit einem Schuh angebracht; für den currenten Betrieb war jedoch dieser Eintrag-Apparat nicht geeignet, und es mußte daher ein anderer hergestellt werden, der 1) einen größern Vorrath faßt; 2) gleichförmig ohne zu versagen ausschüttet; und 3) sich beliebig und leicht reguliren läßt. Eine zweite integrirende Vorrichtung für die currente Manipulation mit der Mühle ist ein Sortirungs-Apparat. Der bei den Versuchen angewendete bestand aus zwei in einer Rahme über einander liegenden Sieben, welche durch ein einzahniges Schlagrädchen an der Mühlspindel erschüttert wurden. Zugleich war die Vorkehrung getroffen, daß auf die Siebe ein Wasserstrahl continuirlich fließen konnte. Hiedurch wurde das lästige Stauben vermieden, und überdieß das durch das untere Sieb durchfallende feinste Mehl gleich an seinen Bestimmungsort in die Mühlführung in Rinnen weggeführt, um sich daselbst nach dem Korne abzusetzen. Das Mahlen erfolgte theils trocken, theils naß, d.h. unter Einleitung von Wasser in das Auge der obern Mahlscheibe; im letztern Falle fließt das Gemahlene wie beim Naßpochen in Gestalt einer Trübe beim Mundloch des Rumpfes auf die Siebe etc. Die Quantität der bei einem jeden Versuche gemahlenen Substanz wurde sowohl nach dem Gewichte in Centnern als nach dem Volumen in Kubikfußen bestimmt. Die Darstellung in Kubikfußen ist mehr geeignet sowohl das gesammte Aufbringen, als auch die Resultate der Vermahlung vorzustellen, da man sich von einem Volum überhaupt einen anschaulichern Begriff zu machen im Stande ist, als von einem Gewichte, und vorzüglich deßhalb, weil die Resultate vom specifischen Gewichte der vermahlenen Substanz unabhängig werden, welches mit der Härte in fast gar keinem Zusammenhange steht. Da sich der Erfolg einer Zerkleinerung gar nicht beurtheilen läßt, wenn man nicht das durchschnittliche Format der zu vermahlenden Substanz und zugleich die durchschnittliche Korngröße des Mahlschrotes oder Mehles kennt, so wurde zur Bestimmung beider von jeder Post eine Partie bei jedem Versuche durch eine Reihe von Sieben durchgeschlagen, deren Durchfall und respectiver Rückhalt nacheinander viermal kleiner ist, und von halbpfündigen Stücken bis zum feinsten Mehl und Schlamm durch 12 Stufen fortschreitet. Das Gewicht einer jeden durchgesiebten Kornsorte wurde alsdann erhoben und gegen die Summe aller Kornsorten derselben Probepost procentuirt. Die mittlere Korngröße der drei gröbsten Sorten diente dann zum Anhalt bei Feststellung des durchschnittlichen Formats des betreffenden Haufwerkes, und das Verhältniß der durchschnittlichen Korngewichte zweier zusammengehörigen Proben lieferte den Zerkleinerungsquotienten. Zur Beurtheilung der mechanischen Vollkommenheiten der excentrischen Mühle wurde aus genauen Wassermessungen die Kraft erhoben, welche an der Wasserradwelle während eines jeden Versuches wirksam war, und hienach die Leistung einer Pferdekraft auf der Welle des Motors binnen einer Stunde in Pfunden und in Kubikfußen berechnet. Endlich wurden noch vor und nach jeder Versuchsreihe beide Mahlscheiben genau gewogen, um darnach den Abrieb per 1000 Cntr. oder Kubikfuß zu ermitteln. Im Ganzen wurden dreiundzwanzig Versuche mit steinigen und erzigen Substanzen stets unter meiner persönlichen Leitung abgeführt und 388 Kubikfuß hievon mit sieben Paar nacheinander abgenützten Mahlscheiben vermahlen; jener Vorversuche nicht zu gedenken, welche mittelst der Original-Scheiben (die nach einer Vermahlung von beiläufig 60 Kubikfuß Pocherzen gänzlich unbrauchbar geworden sind) stattfanden. Während der eigentlichen Versuche wurden nachstehende Stoffe zum Vermahlen genommen: 1) Zum Grobschroten. a) Pacherstollner Bleiglanz als Scheiderz, mit einem Bleigehalte von 48 Pfd. im Centner, sonst mit Quarz und Jaspis durchwachsen, und mit Eisen- und Kupferkies eingesprengt. b) Pacherstollner Pocherze, ein vorwaltendes Gemenge aus Grünstein, Quarz und Jaspis, mit 4–5 Pfd. Blei im Bleiglanz per Cntr., dann 10–15 Proc. Eisen- und Kupferkies nebst Blende, übrigens sehr hart und zähe. c) Glashüttner Kalkstein, wie solcher als Zuschlag beim Silberhüttenproceß verwendet wird und als Grauwackenkalk angesprochen werden dürfte. Es wurden zwar auch noch Franzschachter Grünergangs Pocherze nach ihrer Befreiung von dem sie umgebenden Letten durch das Waschen vermahlen. Der Gang der Mühle war aber dabei äußerst ungleichförmig und stockend, und es hat sich gezeigt, daß derlei Pocherze zur Zerkleinerung mittelst der excentrischen Mühle schlechterdings nicht geeignet sind, da ihnen die erforderliche Sprödigkeit abgeht. 2) Zum Feinschroten. Pacherstollner Pocherzgraupen vom Grobschroten der Pocherze sub b nach erfolgter Ausscheidung des feinsten Mehles und Schlammes aus dem groben Mahlschrot. Beim Vermahlen dieser Substanzen hat man nachstehende Erfahrungen und Beobachtungen gemacht: 1) Zum Vermahlen wurden anfangs nur Stücke von höchstens 1 3/4 Zoll im Durchmesser genommen, und zwar aus dem Grunde, weil die Tiefe der Furchen in jeder Scheibe um die Mitte herum 1 Zoll beträgt. Später hat es sich jedoch herausgestellt, daß die Mühle auch gröbere Stücke selbst mit 3 Zoll im Durchmesser ohne Anstand aufnimmt, wenn die Substanz nicht sehr hart ist. Namentlich hat man diese Beobachtungen beim Mahlen des Bleiglanzes gemacht, und auch beim Kalk, der gegen 9 Proc. über 2zöllige Stücke enthielt. 2) Das Vorpochen oder das Zerkleinern der groben Steine oder Erzstücke auf das für die Mühle geeignete Format von 2–3 Zoll wird mittelst Pochschlägel vorgenommen; dabei ist es nun nicht zu vermeiden, daß zeitweise Eisensplitter vom Pochschlägel abspringen und sich mit dem Mahlvorrathe mengen. Kommt nun ein solcher Eisenbrocken zwischen die Scheiben, so macht sich derselbe allsogleich durch starkes Schlagen und Poltern der Mahlscheiben bemerkbar. Ist er zu groß, so bleibt die Mühle augenblicklich stehen, und es gleitet dann entweder der Riemen von den Rollen ab, oder er zerreißt. Kleinere Eisenstücke werden durch die Rippen der Mahlscheiben angegriffen, stark zugerundet oder auch geglättet, und treten dann immer sehr heiß aus der Mühle heraus. Manchmal dauert es sehr lange bis ein Eisenstück den Ausgang erreicht, und die Mühle arbeitet dann sehr schwer und mit starkem Lärm. Die Rippen der Mahlscheiben werden durch dazwischengerathene Eisenbrocken meistens beschädigt und bekommen Lücken. Die Störung des Ganges der Mühle in Folge hereingerathener Eisenstücke ist nicht zu verhindern, und sie bleibt sehr lästig und nachtheilig für den Betrieb. 3) Die Vermahlung ging bei den abgeführten Versuchen meistens trocken vor sich und man wurde dabei nur dann durch ein stärkeres Stauben belästigt, wenn das Mahlgut zu trocken war. Es schadet nicht, wenn letzteres etwas Feuchtigkeit besitzt, weil durch diese der Mahlstaub zum Theil absorbirt wird. Nachtheilig erscheint hingegen eine nasse oder gar schmundige Beschaffenheit der zu vermahlenden Substanz; denn der Mahlstaub verliert durch zu viel Feuchtigkeit seine leichte Beweglichkeit, ballt sich, und die Austragmündung wird verlegt. Zugleich setzen sich um die Scheiben am Rumpf dicke harte Krusten an, welche dem Mehle den Austritt erschweren und so das Mahlen zurückhalten oder ganz unmöglich machen. Insbesondere hat sich dieses beim Grobmahlen von Pocherzen gezeigt, welche etwas mit Eis überzogen waren. Aber auch die Pocherzgraupen haben ähnliche Schwierigkeiten beim Feinmahlen gezeigt, wenn sie unmittelbar vom Sortirungsapparat, also naß dem Mahlen übergeben wurden. Da nun das Abtrocknen derselben mit Unbequemlichkeiten verbunden gewesen wäre, so wurden sie naß gemahlen, d.h. unter Zufluß von Wasser in den Hals der Mühle, dadurch hat sich der feinste Staub in leichtflüssigen Schlamm verwandelt, welcher mit Leichtigkeit seinen Ausweg findet. 4) Zum Feinschroten eignet sich am besten grober Mahlschrot von 1/2 Zoll im Durchmesser. Gröbere 1–2 Zoll große Stücke lassen sich zwar auch sogleich fein schroten, allein man hört die Scheiben stark poltern, der Gang ist ungleichförmig, und man merkt, daß der Maschine zu sehr Gewalt angethan wurde. 5) Der Mahlschrot und das Mehl zeigen durchgehends scharfe Kanten, zugerundete Stücke findet man unter den Mahleducten gar nicht. Die Wirkung der Mühle geht daher bloß auf das Zersprengen, und dieß spricht zum Vortheil für dieselbe, da keine unnütze Kraft verwendet wird, um die Kanten abzurunden und Geschiebe zu erzeugen. Dieß ist auch die Ursache, warum beim Mahlen wenig von feistem Mehl oder Schlamm entfällt, oder warum so wenig, wie man zu sagen pflegt, todtgemahlen wird. 6) Der Abrieb der Scheiben erfolgt nicht gleichmäßig an ihrer ganzen Oberfläche, sondern man kann zwei Richtungen beobachten, nach denen eine stärkere Abnützung der Mahlscheiben stattfindet, und diese gehen vom Mittelpunkte gegen die äußere Peripherie in stark steigenden Spiralen aus. Die ungleichförmige Abnützung der Scheiben ist nun die Ursache warum, wenn dieselbe begonnen hat, das Feinmahlen bald versagt; denn werden die Scheiben dann auch bis zur Berührung angenähert, so ist doch ihr Abstand an den angegriffenen Stellen schon so bedeutend, daß bereits grobes Korn heraustreten kann. 7) Die Mahlscheiben bleiben während des Mahlens in der Regel kühl; erhitzen sie sich aber, so geschieht dieses nicht in Folge der zwischen ihnen stattfindenden Zertrümmerung, sondern fast immer durch Mittheilung der Wärme vom obern Halslager, wo sich beim größeren Widerstande eine stärkere Reibung, und damit eine manchmal nicht unbedeutende Erhitzung entwickelt. 8) Zum Betrieb der excentrischen Mühle ist nach Beschaffenheit der zu vermahlenden Substanz nachstehende Betriebskraft an der Welle des Motors nothwendig: zum Grobschroten des Bleiganzes auf 0,14 zöllige Graupen 3 1/2 Pferdekräfte   „       „ der Pocherze   „ 0,19       „ 4 1/2      „   „       „ des Kalksteines   „ 0,16       „ 3 1/2      „ zum Feinschroten der Pocherzgraupen   „ 0,08       „ 6            „ wobei, wie oben bemerkt, das durchschnittliche Format der drei gröbsten Kornsorten zum Anhalt genommen ist. Es unterliegt keinem Anstande, jede dieser Substanzen mit einer kleinern Kraft zu vermahlen, nur muß dann in derselben Zeit verhältnißmäßig weniger eingetragen werden. 9) Die stündliche Leistung einer Pferdekraft betrug: beim Grobschroten des Bleiglanzes 6,6 Kubikfuß.   „          „ der Pocherze 3,7       „   „          „ des Kalksteines 4,1       „ beim Feinschroten der Pocherzgraupen 2,7       „ 10) Was die Dauer der Mahlscheiben anbelangt, so haben die abgeführten Versuche gezeigt, daß keine der angewendeten und bis zur Unbrauchbarkeit benützten Mahlscheiben 12 ganze Arbeitsstunden ausgehalten hat. Einige Exemplare waren schon bereits nach 4 Stunden zum feineren Mahlen gänzlich untauglich. Die Abnützung derselben besteht, wie schon bemerkt wurde, in einem schnellen Abrieb des äußern flachen Randes, dann in einer allmählichen Abrundung der Rippen, und endlich in einem gänzlichen Verschwinden aller Furchen an einzelnen Stellen. Die Eisen-Abnützung berechnet sich im Durchschnitte: Beim Grobschroten auf 1000 Kubikfuß Bleiglanz mit   76 Pfd.   „           „      „      „ Pocherze   „ 421  „   „           „      „      „ Kalkstein   „   79  „   „ Feinschroten      „      „ Pocherzgraupen 409  „ dabei ist die obere Scheibe einer gleichen Abnützung wie die untere ausgesetzt. Die Beschaffenheit des Eisens und des Gusses hat beim Feinschroten fast gar keinen Einfluß gezeigt auf die längere Dauer der Mahlscheiben; beim Grobschroten dagegen stellte sich der Abrieb des Schalengusses gegen den Sandguß wie 5 : 8; es sind demnach die in den Schalen gegossenen Mahlscheiben beim Grobschroten bedeutend haltbarer. Da ein Paar Mahlscheiben nach einer Abnützung von beiläufig 16 Pfd. selbst zum Grobmahlen untauglich ist, so erfordert: das Grobschroten von 1000 Kubikfuß Bleiglanz beinahe   5 Paar Mahlscheiben   „           „       „       „ Pocherze     „ 26         „   „           „       „       „ Kalkstein     „   5         „   „ Feinschroten       „       „ Pocherzgraupen     „ 26         „ wovon das Paar durchschnittlich 152 Pfd. wiegt und unter 16 Gulden C. M. auf keinen Fall beigeschafft werden kann. Die hier erörterten Resultate genügen noch nicht, über die praktische Anwendbarkeit der excentrischen Mühle abzusprechen; es erübrigt noch eine Vergleichung derselben mit der am allgemeinsten angewendeten Zerkleinerungsmaschine, nämlich mit einem Pochwerke. Da die erwähnten Versuche mit der excentrischen Mühle sich auf das Grob- und Feinschroten beschränken, da die Darstellung eines feinen Mehles, wie es bei den hiesigen Pochwerken erzeugt wird, wegen der zu schnellen Abnützung der Scheiben nicht möglich ist, so wurde mit denselben Stoffen ein besonderes Versuchsstampfen vorgenommen, und dabei die Korngröße, so weit es thunlich war, jener beim Mahlen erhaltenen gleichzuhalten gesucht, um so die Leistung beider Maschinen richtig vergleichen zu können. In der nachstehenden Tabelle sind die bei den Gegenversuchen erhaltenen Resultate jenen entgegengestellt, welche die excentrische Mühle geliefert hat. Textabbildung Bd. 106, S. 24 Gegenstand der Zerkleinerung; Grobe Graupen; Feinstes Mehl oder Staub; Stündl. Leistung 1 Pferdekr.; Eisenabrieb auf 1000 Kubikf.; Excentrische Mühle; Pochwerk; per Centner; Kubikfuß; Pfund; Bleiglanz; Pocherze; Kalkstein 1) Die excentrische Mühle liefert daher 1 1/2mal mehr Graupen und 2–2 1/2mal weniger vom feinsten Mehl und Staub als das Pochwerk; in dieser Hinsicht hat sie also einen Vorzug vor dem letztern in Bezug auf Anwendbarkeit bei der Aufbereitung. 2) Eine Pferdekraft leistet in der Stunde mittelst eines Pochwerkes unter gleichen Verhältnissen fast eben so viel wie mit der excentrischen Mühle, und streng genommen noch mehr, da beim Pochen mehr vom feinsten Mehl oder Staub entfällt, zu dessen Erzeugung, wenn auch dieselbe nicht beabsichtiget wird, doch eine bedeutende Kraft aufgeht. 3) Der Abrieb der Mahlscheiben ist bei den Bleierzen fast 4 1/2mal und bei den Pocherzen 7mal größer als bei den Pocheisen. Der Abrieb der Pocheisen per 1000 Kubikfuß wurde nicht den abgeführten Gegenversuchen entnommen, sondern dem Trockenstampfen im Großen, weil kleinere Versuche dießfalls keine verläßlichen Resultate liefern. Es muß jedoch bemerkt werden, daß in dem Abrieb beim Pochwerke sowohl der Abrieb des Pocheisens als der Eisensohle einbegriffen ist, und daß die Bleierze, auf welche der obige Abrieb sich bezieht, bedeutend weniger Blei (etwa 25 Pfd. in einem Centner) enthielten als der mit der Mühle vermahlene Bleiglanz, daß somit der Abrieb an Pocheisen hier verhältnißmäßig etwas zu groß ausgewiesen ist, und daß dagegen der Abrieb beim Trockenstampfen der Pacherstollner Pocherze sich höher herausstellen würde, da diese härter sind als jene Erze, auf welche sich die obige Ziffer bezieht. Man wird kaum sehr fehlen, wenn man den Abrieb der Mahlscheiben durchschnittlich 5mal größer annimmt als jenen bei den Pocheisen. Dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, daß bei den Mahlscheiben nach jeden 16 Pfd. Abrieb bereits 152 Pfd. von einer theuren Gußwaare unbrauchbar werden und ins alte Eisen gelangen, während die beiläufig 76 Pfd. wiegenden wohlfeilen Pocheisen erst nach einem Abrieb von 58 Pfd. weggeworfen werden müssen und die Eisensohlen einen Abrieb bis zur Hälfte ihres Gewichtes ertragen. Es ist daher bei den Mahlscheiben ein Pfund Abrieb mit weit größern Beischaffungskosten verbunden als bei den Pocheisen; denn 1 Pfd. Eisenabrieb setzt nach dem Obigen voraus bei den Mahlscheiben einen Erkauf von 9,5 Pfd. feinem Gußeisen     „      Pocheisen     „   „ 1,3   „ ordinärem     „      Eisensohlen     „   „ 2,0   „      „ also beim Pochwerk im Ganzen (weilsich vom Pocheisen und der Eisensohlein derselben Zeit fast gleich viel abreibt)einen Erkauf von 1,6   „      „ Da nun das Gußeisen der Mahlscheiben selbst mit Berücksichtigung des Werthes des alten Eisens, gegen jenes der Pocheisen mindestens um den doppelten Preis bezahlt werden muß, so repräsentiren obige 9,5 Pfd. feines Gußeisen beiläufig 19 Pfd. ordinäres Gußeisen, und die Erhaltung der Mahlscheiben würde daher selbst bei gleichem Abrieb wie bei den Pocheisen das 12fache kosten, und sie berechnet sich für den 5fachen Abrieb auf das 60fache. Die excentrische Mühle stellt sich demnach aus ökonomischen Rücksichten als gänzlich unanwendbar bei der Aufbereitung zur Zerkleinerung steiniger und erziger Substanzen dar, namentlich wegen des zu beträchtlichen Verbrauches an Mahlscheiben. Und dieser Nachtheil vermag auch nicht aufgewogen zu werden durch ihre vortheilhafte Eigenschaft, vermöge welcher sie verhältnißmäßig weniger Staub oder Schlamm, dagegen aber mehr Graupenwerk erzeugt als das Pochwerk, da sie dort, wo diese Wirkung am willkommensten wäre, nämlich zum Feinmahlen nicht taugt, und daher die Feinpochwerke, deren Zahl bei der Erzaufbereitung bei weitem vorwaltet, zu verdrängen schlechterdings nicht geeignet ist. Was die nutzbare Verwendung der sie betreibenden Kraft beim Grobschroten anbelangt, so kann ihr ein hoher Grad von Vollkommenheit nicht abgesprochen werden, dessenungeachtet übertrifft sie darin dennoch das Pochwerk nicht. Außer den oben dargestellten ökonomischen Rücksichten dürfte die praktische Anwendbarkeit der Mühle dadurch erschwert seyn, daß sie ein maschinenkundiges Individuum zu ihrer Bedienung braucht, bei vorfallenden Reparaturen die Nähe einer Maschinenwerkstätte wünschenswerth wäre, und das Mahlen wegen der zeitweise stattfindenden Störungen im Gange zur Nachtzeit nicht füglich sich ausführen ließe. Nach Beendigung der Versuche mit den steinigen und erzigen Substanzen wurde noch das Mahlen von Gestüb probirt, und zwar des leichten Gestübs, bestehend aus 2 Vol. Kohlen und 1 Vol. Lehm, und des schweren     „        „   „ 1       „   „ 2          „ Zugleich wurden die Erfolge des gewöhnlichen Gestübstampfens erhoben, und die nachstehende Uebersicht liefert den Vergleich zwischen den erhaltenen Resultaten. Textabbildung Bd. 106, S. 26 Gattung des Gestübs.;Leistung in einer Stunde; Arbeit an der Welle des Motors; Leistung in einer Stunde mit einer Pferdekraft; Eisenabrieb auf 1000 Kubikf.; Excentrische Mühle.; 3 Pochstempel.; Kubikfuß.; Pferdekraft.; Pfund.; Leichtes Gestüb; Schweres Gestüb Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen: 1) Daß zum Gestübmahlen auf der Welle des Motors etwa 3 1/2 Pferdekräfte erforderlich sind. 2) Daß die Leistung einer Pferdekraft in einer Stunde beim leichten Gestüb geringer, beim schweren Gestüb dagegen höher ausfällt als bei einem Pochwerk. Hiebei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Mühle nebst dem Mahlen auch zugleich das Sieben des Gestübs verrichtet, während beim Pochwerk diese Arbeit dem Stampfer obliegt. 3) Der Eisenabrieb steht nicht sehr hoch, und die Scheiben nützen sich gleichförmig ab; auf 1000 Kubikfuß Gestüb würde man mit einem Paar Mahlscheiben auslangen. Beim Pochwerk ist der durch das Gestübstampfen verursachte Abrieb der Pocheisen nicht bekannt, mag aber noch geringer seyn als bei der Mühle. Da ein Silber-Hohofen beim schwunghaften Betriebe jährlich 4000 bis 5000 Kubikfuß Gestüb erfordert, so würde die Erzeugung desselben mittelst der excentrischen Mühle 4–5 Paar Mahlscheiben in Anspruch nehmen und in 20–25 Schichten zu 10 Arbeitsstunden sich bewerkstelligen lassen. Das Mahlen des Gestübs geht übrigens sehr gleichförmig und ruhig vor sich. Das Stauben läßt sich durch etwas Bespritzen der Vormaß bedeutend ermäßigen, und es ist bemerkenswerth, daß ein nicht ganz lufttrockener Lehm ohne Anstand die Scheiben passirt und als Mehl heraustritt. Die trockene Beschaffenheit der Kohle mag dabei das Austragen eines noch etwas feuchten Lehms befördern. Mit dem Gestüb werden auch größere flache Kohlensplitter zum Mundloch der Mühle herausgeworfen; diese sondert der Sortirungsapparat von dem Gestüb ab, und sie kommen alsdann zurück in die Eintragrolle unter die zu vermahlende Vormaß. Da durch die excentrische Mühle beim Mahlen des Gestübs nichts an Kraft erspart wird, da hingegen selbst bei gleichem Eisenabrieb die Beischaffung der Mahlscheiben gegen jene der Pocheisen nach der oben gemachten Berechnung fast auf das 12fache zu stehen käme, so kann derselben, selbst wenn sie zum Zerkleinern der mürbesten Substanzen verwendet wird, kein Vorzug gegen das Pochwerk eingeräumt werden, umsomehr als letzteres noch aus andern bereits angedeuteten praktischen Gründen der Mühle voransteht. Es kann jedoch nicht geläugnet werden, daß ein Gestübpochwerk wegen des sehr unvollkommenen Austragens aus der Pochlade noch manche Verbesserungen wünschen läßt. Schemnitz, am 1. August 1847. Peter Rittinger,k. k. Pochwerks-Inspector.