Titel: Verfahren die käufliche Essigsäure und Salzsäure auf einen Gehalt an schwefliger Säure zu prüfen; von A. Laroque.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. LIX., S. 291
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LIX. Verfahren die käufliche Essigsäure und Salzsäure auf einen Gehalt an schwefliger Säure zu prüfen; von A. Laroque. Aus dem Journal de Pharmacie, Sept. 1847, S. 170. Verfahren die schweflige Säure in der Essigsäure und Salzsäure zu bestimmen. Die Holzessigsäure kann in Folge ihrer Bereitung leicht mit schwefliger Säure verunreinigt sehn; der Geruch der reinen Holzsäure ist stark und stechend und demjenigen der schwefligen Säure sehr ähnlich; wenn daher letztere in geringer Menge darin enthalten ist, so ist es sehr schwer, um nicht zu sagen unmöglich, ihre Gegenwart bloß durch den Geruch zu erkennen, sondern man muß dazu chemische Reactionen anwenden. In vielen Fällen bringt es allerdings keinen Nachtheil, wenn die Holzsäure schweflige Säure enthält; dieß kann aber nicht gleichgültig seyn, wenn man den Holzessig zum Verstärken des für die Küche bestimmten Essigs verwendet, wie es jetzt häufig geschieht; in Frankreich wird viel Essig auf die Art fabricirt, daß man das Waschwasser der Zuckerformen in saure Gährung übergehen läßt und den erzeugten schwachen Essig dann mit Holzsäure versetzt. Die schweflige Säure würde in der Essigsäure weniger nachtheilig seyn, wenn sie den Sauerstoff nicht so begierig anzöge; dadurch aber verwandelt sie sich in Schwefelsäure, eine sehr schädliche Substanz, während die schweflige Säure selbst von geringem Einfluß auf die thierische Oekonomie ist. Ich bin überzeugt, daß die Schwefelsäure, welche man bisweilen im Essig entdeckte, keinen anderen Ursprung hatte. Ich vermuthete anfangs daß die Arseniksäure ein geeignetes Reagens abgibt, um schweflige Säure im Essig zu entdecken; ich überzeugte mich aber bald, daß man die Arseniksäure zu diesem Zweck nicht anwenden kann, weil sie auch an die anderen in der Essigsäure enthaltenen Substanzen, z.B. das Aceton, ihren Sauerstoff leicht abgibt. Wenn man nach Wöhler schweflige Säure mit Arseniksäure kochen läßt, so bilden sich an deren Stelle Schwefelsäure und arsenige Säure, welche letztere mit Schwefelwasserstoff sogleich einen gelben Niederschlag von Schwefelarsenik erzeugt; die Arseniksäure würde sich daher vollkommen eignen um schweflige Säure in der Essigsäure zu entdecken, wenn letztere kein Aceton enthielte, was jedoch meistens der Fall ist. Dagegen ist dieses Verfahren sehr empfindlich, wenn man es benutzt um den Gehalt eines Essigs an schwefliger Säure quantitativ zu bestimmen; man muß nämlich zuerst mit Barytwasser die Schwefelsäure bestimmen, welche der Essig im freien Zustande oder als schwefelsaure Salze enthält und diese Bestimmung wiederholen, nachdem der Essig mit Arseniksäure behandelt worden ist; enthielt der Essig schweflige Säure, so entspricht derselben das Mehrgewicht von schwefelsaurem Baryt, welches man in letzterem Fall erhält. Auf diese Art kann man sogar einen geringen Gehalt an schwefliger Säure sehr genau bestimmen. Dasselbe Verfahren muß man auch anwenden, um den Gehalt der käuflichen Salzsäure an schwefliger Säure quantitativ zu bestimmen. Man muß sich jedoch überzeugt haben, daß die anzuwendende Arseniksäure keine arsenige Säure enthält; man versetzt hiezu die Arseniksäure-Auflösung mit einigen Tropfen Salzsäure und dann mit Schwefelwasserstoff, welcher augenblicklich einen gelben Niederschlag hervorbringt, wenn sie arsenige Säure enthielt. Will man hingegen nur das Vorkommen von schwefliger Säure in der Salzsäure ermitteln, so kann man Girardin's Verfahren anwenden, wie es von Heintz abgeändert wurde. Man nimmt nämlich 1 bis 1 1/3 Unze der verdächtigen Säure, versetzt dieselben mit einer klaren und concentrirten Auflösung von Zinnsalz (salzsaurem Zinnoxydul) und erwärmt sie auf 48 bis 56° Reaumur. Enthält die Salzsäure viel schweflige Säure, z.B. 4 oder 5 Proc., so erhält man zuerst einen gelblichen, dann braunen Niederschlag von Schwefelzinn. Beträgt die schweflige Säure aber viel weniger, z.B. nur 1/2 Proc. und darunter, so entsteht kein Niederschlag oder die Flüssigkeit färbt sich nur schwach; gießt man aber dann in die heiße Flüssigkeit eine Auflösung von Kupfervitriol, so entsteht ein dunkelbrauner Niederschlag, dessen Menge der in der sauren Flüssigkeit enthalten gewesenen schwefligen Säure entspricht.