Titel: Verfahren die thierischen Excremente zu desinficiren und zu künstlichem Dünger zu verarbeiten, worauf sich Edward Brown zu Paris in Folge einer Mittheilung am 20. Febr. 1847 in England ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. LXV., S. 312
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LXV. Verfahren die thierischen Excremente zu desinficiren und zu künstlichem Dünger zu verarbeiten, worauf sich Edward Brown zu Paris in Folge einer Mittheilung am 20. Febr. 1847 in England ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts, Sept. 1647, S. 118. Brown's Verfahren die thierischen Excremente zu desinficiren und zu künstlichem Dünger zu verarbeiten. Desinficiren der Excremente. Zum Neutralisiren der schädlichen Gase welche die Excremente entwickeln, damit man sie leichter sammeln, aufbewahren und ohne Nachtheil für die Gesundheit zu Dünger verarbeiten kann, benutzt man vorzugsweise schwefelsaures oder salzsaures Eisen in verdünntem Zustande, man kann aber auch salzsaures Mangan und andere Metallsalze, ferner Holzsäure oder holzsaures Eisen anwenden. Man gießt die genannten Eisensalze in den Abtritt oder sonstigen Behälter der Excremente und zwar auf je 48 Kubikzoll seines Inhalts 5 bis 12 Maaß1 Maaß gleich dem Raum von 2 Pfd. Wasser. schwefelsaures Eisen oder 5 bis 7 Maaß salzsaures Eisen.Die Stärke der Eisenauflösungen ist nicht angegeben. Nachdem die Masse umgerührt worden ist, schüttet man eine Portion von dem unten beschriebenen absorbirenden Pulver darüber und verschließt den Abtritt zehn Minuten lang; nach Verlauf dieser Zeit kann man die Masse herausnehmen, ohne von üblem Geruch belästigt zu werden und sie in Fässern zur Düngerfabrik abführen. Das Ausleeren des Abtritts geschieht entweder mittelst einer Saugpumpe und eines Schlauchs, oder mittelst einer endlosen Kette von Trögen welche in eine Kappe eingeschlossen ist, um die Operation zu verbergen. Zur Erleichterung derselben schlägt der Patentträger vor, die gewöhnlichen stationären Abtritte abzuschaffen und durch tragbare zu ersetzen, bestehend aus einem aufgestellten Faß, welches im Deckel eine ebenso große Oeffnung hat als der Schlauch durch welchen der Unrath ausgepumpt werden soll. Diese Oeffnung ist mit einem Deckel verschlossen, welcher sich an seinem Scharnier nach innen öffnet; derselbe ist mit einer Feder versehen, welche ihm gestattet sich zu öffnen, wenn etwas darauf abgelagert wird, ihn aber wieder verschließt, sobald der Druck aushört. Wenn das Faß voll ist, entfernt man es und bringt ein leeres an seine Stelle. Bereitung eines absorbirenden Pulvers. Man bereitet das absorbirende Pulver, indem man 75 Theile Asche (von Kohlen oder Holz) und Erde oder Straßenkehricht, mit 25 Theilen vegetabilischen, animalischen und mineralischen Abfällen, z.B. Sägespänen, Knochenmehl, den Abfällen der Gerbereien, Baumwollspinnereien etc. vermengt. Dieses Gemenge wird dann in verschlossenen Behältern einem hohen Hißgrad ausgesetzt, damit die organischen Substanzen sich verkohlen; die Kohle, welche in den erdigen Substanzen in fein zertheiltem Zustande zurückbleibt, ertheilt dem Ganzen ein bedeutendes Absorptionsvermögen. Verwandlung der Excremente in kohlenstoffhaltige Compositionen, welche als Dünger anwendbar sind. Die Excremente, welche auf angegebene Weise behandelt wurden, verwandelt man auf folgende Art in kohlenstoffhaltige Compositionen. Für kleine Dörfer besteht der Apparat aus drei geneigten Gruben oder Bassins von länglicher Form, wovon eines über dem andern liegt und welche durch selbstthätige Schleusten mit einander communiciren. Die Fässer werden in die erste Grube entleert und aus der letzten Grube nimmt man die Excremente heraus, um sie mit 15 bis 20 Proc. des absorbirenden Pulvers zu vermengen und ihnen so allen Geruch zu benehmen; das Gemenge wird dann auf Platten aus gebrannter Erde oder in Trögen zum Trocknen ausgebreitet; hierauf wird es pulverisirt und in Fässer verpackt. Für Städte benutzt man ebenfalls drei geneigte Bassins, aber von kreisrunder Form; aus jedem führt eine Röhre in ein Reservoir, um die sich absondernden flüssigen Excremente zu sammeln, welche man zur Fabrication von Ammoniaksalzen verwendet. Jedes Bassin ist mit einem Rührer versehen, um die Excremente und das absorbirende Pulver mit einander zu vermengen, worauf man dieselben durch Klappen, welche im Boden der Bassins angebracht sind, in Canäle hinabfallen läßt, aus denen sie in Karren zum Trocknen weggeführt werden: nach dem Trocknen passirt man die Composition durch ein cylindrisches Sieb und verpackt sie dann in Fässer. Fabrication des künstlichen Düngers aus verschiedenen thierischen Abfällen. Man benutzt dazu das Muskelfleisch, das Blut und die Abfälle beim Schlachten der Thiere; ferner die Abfälle verschiedener Fabriken. Das Fleisch wird folgendermaßen behandelt: nachdem es abgehäutet ist, wirft man es in einen kupfernen Kessel, welcher mit einem durchlöcherten falschen Boden versehen ist; dann setzt man 8 bis 10 Proc. von dem erwähnten salzsauren oder schwefelsauren Eisen zu, oder statt desselben 20 bis 25 Proc. gewöhnliche Lohe; die Materialien werden gekocht bis das Fleisch erweicht ist, worauf man das ausgeschiedene Fett unter dem falschen Boden abzieht; die Fleischmasse wird nun aus dem Kessel genommen und die Knochen davon abgesondert. Man läßt sie hierauf durch ein Paar gekerbter Walzen laufen, um sie in eine dicke Gallerte zu verwandeln; diese wird entweder unmittelbar getrocknet oder nachdem man ihr vorher 10 Proc. des absorbirenden Pulvers einverleibt hat, welches ihre Zersetzung verzögert. In einigen Fällen genügt es das Fleisch bloß in Wasser zu kochen und es dann einige Zeit in eine Auflösung von Eisenvitriol oder in kalte Lohbrühe zu tauchen. Das auf die eine oder andere Art behandelte Fleisch trocknet ohne einen üblen Geruch zu verbreiten, erzeugt keine Würmer und läßt sich beliebig lange aufbewahren. Das Blut und die Abfälle beim Schlachten behandelt man auf dieselbe Art, um Dünger zu erzeugen. Man kann auch sehr wirksame Dünger aus den Abfällen der Blutlaugensalzfabriken, aus den ammoniakalischen Flüssigkeiten der Gasanstalten, den Abfällen der Sodafabriken etc. bereiten. Diese Abfälle werden mit dem absorbirenden Pulver vermengt und entweder für sich allein verwendet oder mit einem Zusatz von Dünger welcher aus thierischen Ueberresten bereitet ist.