Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 107, Jahrgang 1848, Nr. , S. 462
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Miscellen. Miscellen. Ericsson's Verbesserungen an Dampfschiffen. Der Capitän Ericsson, von der amerikanischen Marine, hat eine Verbesserung an den Schiffsdampfmaschinen gemacht, worüber die Washington Union den Bericht einer vom Schatzsecretär eingesetzten technischen Commission veröffentlicht. Die neue Erfindung, welche Ersparniß an Raum und Brennmaterial bezweckt, besteht in zwei Apparaten von geringem Umfange für die Dampfmaschinen mit niederem Druck, einem „Eraporator“ und „Condensator“, um den gebrauchten Dampf alsbald in Wasser zu verwandeln, welches in den Kessel zurückgelangt, worin es neuerdings verdampft und so fort. Da immer etwas Dampf durch undichte Fugen etc. verloren geht, so schöpft der Evaporator solches aus dem Elemente worin das Schiff schwimmt, und den von ihm erzeugten Dampfvorrath verwandelt der Condensator sogleich in süßes Wasser. Dieses System gewährt nach dem Gutachten der Commission folgende Vortheile: 1) ein Seedampfboot, welches bei der Abfahrt seine Kessel mit süßem Wasser gespeist hat, braucht nie Salzwasser in dieselben aufzunehmen; 2) es braucht keine Bottiche mit frischem Wasser mitzuführen, da es sich immer aus der See versorgen kann und gewinnt dadurch Platz für Brennmaterial; 3) außer dem für die Maschine und die Küche erforderlichen süßen Wasser kann man davon noch genug erzeugen, um jedem Mann an Bord täglich ein Bad zu verschaffen; 4) man braucht nie das Feuer auszulöschen, um die Kessel von Salz und Schlamm zu reinigen, wovon sie frei bleiben; dadurch wird an Brennmaterial erspart; 5) der Kessel erheischt wenig Beaufsichtigung, da die Dampfmaschine, wenn sie einmal in Ordnung ist, alles selbst besorgt und stets den gleichen Wasserstand unterhält; 6) die Kessel bleiben viel länger in brauchbarem Zustande als gegenwärtig, weil keine fremdartige und schädliche Substanz in dieselben gelangen kann; 7) man wird wenigstens ein Fünftel an Brennmaterial ersparen, weil die Hitze auf die von Salz- und Schlammkrusten freien Kesselplatten und Röhren wirkt und das aus dem Condensator in den Kessel gelangende Wasser schon sehr heiß ist; 8) es lassen sich auch in schlammigen Strömen, wie auf dem Missisippi und Missuri statt der jetzt gebräuchlichen und so leicht explodirenden Hochdruckmaschinen in Zukunft Niederdruckmaschinen anwenden, weil das schlammige Wasser für die Maschine vorher verdampft und wieder verdichtet wird, folglich krystallhell in den Kessel kommt; 9) das Oel, womit die Kolben geschmiert werden, und der Rost, können anfangs dem Dampf und dem Wasser einen schlechten Geschmack mittheilen; man braucht aber letzteres nur zu filtriren, damit es ganz rein wird. (Moniteur industriel, 1848 Nr. 1217.) Ueber die Achsen aus Gußstahl von Werner in Neustadt-Eberswalde. Dem Besitzer des Carlswerks Werner bei Neustadt-Eberswalde ist es gelungen, Achsen von Gußstahl zu verfertigen, welchen er durch ein eigenthümliches, von ihm erfundenes Verfahren eine solche Zähigkeit zu geben weiß, daß das Brechen derselben nicht leicht zu befürchten steht. Dieß ist durch Versuche dargethan, welche zuerst am 25. Novbr. 1847 im Beiseyn mehrerer Eisenbahn-Directoren und anderer Techniker, sodann am 10. Decbr. durch den Regierungs- und Baurath Rothe und den Fabriken-Commissionsrath Brix vorgenommen wurden, wobei sich folgende Resultate ergaben: Die Achsen hatten sämmtlich einen Durchmesser von 3 1/2 Zoll und 6 Fuß 2 Zoll Länge. Ihre Probirung erfolgte unter einem Fallgerüste, freiliegend auf 3 Fuß, durch Herabfall eines eisernen Bären von 6 Cntr. 13 Pfd. aus einer Fallhöhe von 13 Fuß. Zuvor wurde eine Achse aus mehreren vorgelegten ausgewählt. Die Probirung derselben gewährte das Resultat, daß nach dreimaligem Fall des Bärs auf die freiliegende dreifüßige Länge eine Biegung von einem und einem halben Zoll erfolgte. Hierauf wurde die Achse umgewendet und vermittelst vier Schlägen des erstem davon aus einer Fallhöhe von 13 Fuß des zweiten  „   „   „     „   „   6   „ des dritten    „   „   „     „   „   5   „ des vierten   „   „   „     „   „   4   „ wieder gerade gebogen. Es zeigten sich nach diesem Geradebiegen an der Achse weder Risse noch Sprünge. Mit dem fünften Schlage aus 13 Fuß Fallhöhe wurde die Achse entgegengesetzt 9/16 Zoll eingebogen und nach dem sechsten Schlage aus jener Fallhöhe erfolgte der Bruch. Eine zweite Achse wurde ebenfalls aus den zuvor noch nicht probirten ausgewählt. Die Probirung aus der Fallhöhe von 13 Fuß ergab beim ersten Schlage    9/6 Zoll   „ zweiten   „ 1         „   „ dritten     „ 1 3/16 „ Biegung auf die 3 Fuß freiliegende Länge. Beim vierten erfolgte der Bruch. Hierauf wurde die eine Hälfte dieser letztzerbrochenen Achse wieder in gleicher Freilage (weniger ein paar Zoll) und Fallhöhe von 13 Fuß probirt. Dieses Stück bog sich beim ersten Schlage um    5/8 Zoll   „ (zweiten nicht notirt)   „ dritten Schlage um 1 1/2  „   „ vierten Schlage um 1 3/4  „ und beim fünften erfolgte der Bruch. Ueberall zeigten die Brüche eine feine, völlig gleichförmige Masse und eine zackige, dem Gußstahl eigene Textur. Schließlich wurde noch eine Probe mit einer Achse von 2 1/4 Zoll Durchmesser und 5 Fuß Länge gemacht, welche ebenfalls mit Fallhöhe von 13 Fuß und Freilage von 3 Fuß erfolgte. Diese Achse bog sich beim ersten Schlage um    1/2 Zoll   „ zweiten  „   „ 2 1/2  „   „ dritten    „   „ 3        „ wurde umgewendet, durch mehrere Schläge anfänglich gerade, durch Fortsetzung derselben in entgegengesetzter Richtung gebogen und brach endlich beim 13ten Schlage. Bruch und Textur wie bei den vorigen. Eine unter dem Dampfhammer aus Gußstahl geschmiedete Achse von 3 1/2 Zoll Durchmesser, 6 Fuß 2 1/2 Zoll Länge, 211 1/2 Pfd. wiegend, wurde bei ferneren Versuchen auf 3 Fuß freiliegend, den Schlägen eines gußeisernen Bären bei 13 Fuß Fallhöhe ausgesetzt, welche auf die Mitte der freiliegenden Länge erfolgten. Dabei wurden folgende Durchbiegungen beobachtet: Senkung der Mitte beim   1sten Schlage   6    Linien   „   2ten      „ 10 1/2 „   „   3ten      „ 14       „   „   4ten      „ 17       „   „   5ten      „ 19       „   „   6ten      „ 21       „   „   7ten      „ 23       „   „   8ten      „ 25       „   „   9ten      „ 26       „   „ 10ten      „ 27       „   „ 10ten      „ 28 1/2 „   „ 12ten      „ 29 1/2 „   „ 13ten      „ 31 1/2 „   „ 14ten      „ 33       „   „ 15ten      „ 33       „ Daß beim 15ten Schlage die Senkung nicht größer wurde, hat darin seinen Grund, weil durch die vorhergegangene Biegung der Raum zwischen der Unterlage und dem Achsenmittel sich bis auf 3/4 Zoll verkleinert hatte, die Achse also nach erhaltenem Schlage unten aufstieß, und vermöge ihrer Elasticität wieder zurückfederte. Sie wurde daher herausgenommen, um die beiden Unterlagen zu erhöhen, und bei der Gelegenheit genau besichtigt, ohne daß eine Spur von solchen Beschädigungen, die auf den baldigen Bruch hinweisen konnten, sichtbar war. Dann wurden die Fallversuche folgendergestalt fortgesetzt: Senkung der Mitte beim 16ten Schlage 35   Linien   „ 17ten    „ (35)    „   „ 18ten    „ 36 1/2 „   „ 19ten    „ 37 1/4 „   „ 20sten  „ 38       „ Da keine Aussicht war, auf diesem Wege den Bruch herbeizuführen, und zugleich zuverlässige Resultate zu gewinnen, so wurde die Achse herausgenommen, wobei sie sich als ganz gesund und unversehrt zeigte, und in umgekehrter Lage (die Krümmung nach oben gekehrt) auf die 3 Fuß von einander entfernten Unterstützungen gelegt. Die obige Biegung von im Ganzen 38 Linien = 3 Zoll 2 Linien verminderte sich demnächst: beim 1sten Schlage des Bären auf 24 Linien   „ 2ten      „    „ „    17   „   „ 3ten      „    „ „    11   „   „ 4ten      „    „ „      6   „   „ 5ten      „    „ „      2   „   „ 6ten      „ ging die Mitte durch die Horizontale bis 3 Linien unter dieselbe,   „ 7ten      „ erfolgte der Bruch. Bruchfläche fehlerfrei, feinkörnig und sehr dicht. In der Versammlung des Vereins für Eisenbahnkunde vom 14. Dec., in welcher Commissionsrath Brix den Inhalt der Versuchs-Protokolle mittheilte und dabei eine Probe des Stahls von den probirten Achsen vorzeigte, sprach sich derselbe sehr günstig über die Werner'schen Gußstahlachsen aus, indem er der Ansicht ist, daß bei Verwendung dieses Materials eine nachtheilige Veränderung des innern Gefüges, wie sie an schmiedeisernen Achsen bei längerm Gebrauch eintritt, nicht zu befürchten steht. Was den Preis der Gußstahlachsen betrifft, so verkauft der Fabrikant das Pfund zu 10 Sgr. (35 kr. rhn.), was bei einem Gewicht der Achse von 210 Pfd. 70 Thlr. per Achse ausmacht, ungefähr das Doppelte von dem, was die gewöhnlichen Achsen kosten. Da indessen anzunehmen ist, es können die Gußstahlachsen ihrer bedeutend großen Festigkeit wegen von geringeren Dimensionen als die eisernen seyn, so stellt sich das Verhältniß der Kosten minder günstig für erstere. (Eisenbahnzeitung, 1847 Nr. 52.) Verfahren eine Locomotive schnell mit Dämpfen zu versehen. Das Verfahren des Maschinenmeisters Fr. Wohnlich in Heidelberg zu diesem Zweck setzt allerdings das Vorhandenseyn einer bereits geheizten Locomotive voraus, gestattet aber dann, in etwa 20 Minuten eine Dampfspannung von etwa 30–40 Pfd. zu erzeugen; es beruht auf dem Principe, Luft in den Kessel zu pumpen, die dadurch erzeugte Hitze zur Erwärmung des Wassers mit zu benutzen, und die ausgestoßene Luft zur Anfachung des Feuers zu verwenden. Es wird in folgender Art verfahren. Der Kessel wird, um möglichst wenig Wasser erwärmen zu müssen, bis zu 1 Zoll über dem Feuerkasten mit Wasser gefüllt, dann mit gespaltenem trockenen Holze angefeuert und wenn das Feuer lebhaft brennt, die Locomotive an eine andere schon geheizte gehangen und dann so lebhaft als möglich gefahren. Beim Fahren nach Vorwärts wird der Steuerhebel zurück gelegt, und der Regulator offen erhalten, und die Maschine pumpt sich in kurzer Zeit so voll Luft, daß die Ventile sich öffnen. Ist dieß eingetreten, so wird der Steuerhebel gewechselt und nun mit comprimirter Luft gefahren, wodurch das Feuer rasch angefacht wird. Ist kein starker Schlag der ausströmenden Luft mehr zu hören, so wird das erste Verfahren wiederholt. Die durch die eingepreßte Luft entwickelte Wärme fühlt man sogleich am Wasserstandzeiger. Eine Länge von 2–3000 Fuß zum Hin- und Herfahren genügt bei diesem Processe des schnellen Anheizens. Uebrigens wird so lange stark mit Holz gefeuert, bis die gewünschte Dampfspannung erreicht ist. Bei den Coquerill'schen Locomotiven ist die Einrichtung getroffen, daß ein aus dem Kessel nach der Rauchkammer führendes Rohr durch einen äußerlich angebrachten Schlüssel geöffnet werden kann, sobald im Kessel nur schwache Dampfe vorhanden sind; diese fachen dann den Luftzug beim Ausströmen so an, daß man in 3/4 Stunden kräftige Dämpfe erhalten kann, während es sonst 1 1/2 Stunden Zeit dazu bedarf. (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Bd. II S. 173.) Verfahren die Treibriemen von Gutta-percha an den Enden zusammenzufügen. Die Gutta-percha-Compagnie in London gibt dazu folgende Anweisung: Man schneide die Enden des Bandes oder Riemens in einer schiefen Richtung nach dem Winkel von 30 bis 40 Grad, indem man den Riemen etwas kürzer als die erforderliche Länge macht. Dann befestige man das eine Ende durch ein paar Nägel oder eine Klammer auf einem Stück Brett oder einem Arbeitstisch. Textabbildung Bd. 107, S. 464 Nachdem man hierauf ein Stück Eisen, welches etwa 1 Zoll breit und 1/2 Zoll dick ist, auf die Temperatur eines Platteisens heiß gemacht hat, so daß es die Gutta-percha – ohne dieselbe zu verbrennen oder zu entfärben – erweicht, lege man es zwischen die beschnittenen Enden des Riemens und presse dieselben dagegen (indem man den Riemen stets in gerader Richtung erhält), bis die beiden Enden durchaus erweicht und in einem klebrigen Zustande sind; hierauf entferne man das Eisen und presse die beiden Enden so dicht als möglich aneinander, worauf man ein paar Nägel in das lose Ende des Riemens schlagen kann, um es an seiner Stelle zu halten. Den Rand oder die Erhöhung an der verbundenen Stelle kann man durch ein schweres Gewicht oder mittelst einer Klammer in die Substanz des Bandes eintreiben, so daß die Naht glatt gemacht wird. Ein Band von gewöhnlicher Dicke kann in 10 bis 15 Minuten zum Gebrauch fertig gemacht werden, wenn aber kaltes Wasser angewandt wird, in kürzerer Zeit. Rechtwinklige Zusammenfügungen können auf gleiche Weise bewerkstelligt werden, indem man die beiden Enden so weit abschabt, daß wenn das eine Ende auf das andere gelegt wird, die Zusammenfügung nicht viel dicker als der Riemen ist; man erhitzt dann die Oberfläche der schiefen Enden und preßt sie durch ein Gewicht oder eine Klammer zusammen. Wenn bei Kreuzriemen eine große Reibung oder schnelle Bewegung stattfindet, ist es rathsam sie durch eine Rolle oder eine befestigte runde Eisenstange zu trennen. (Man vergleiche die Bemerkungen über die Vorzüge der Treibbänder aus Gutta-percha vor ledernen Riemen S. 160 in diesem Bande des polytechn. Journals.) Die Anwendung der Gutta-percha zu chirurgischen Verbandmitteln. Die Gutta-percha eignet sich ganz vortrefflich zur Anfertigung enganliegender Schienen bei Knochenbrüchen, und nachdem man bereits in England Katheter aus dieser Substanz in Gebrauch gezogen hatte, wendete der englische Arzt Smee mehreremale Schienen aus Gutta-percha bei gebrochenen Knochen an. Diese Versuche veranlaßten auch den deutschen Arzt Lorinser, nachdem er sich zuvor von der großen Brauchbarkeit dieses Stoffes bei Bougies und Pessarien überzeugt und die Geschmeidigkeit desselben im heißen Wasser kennen gelernt hatte, denselben zum Verbande von Knochenbrüchen anzuwenden, indem er z.B. beim Bruche des Oberarmkopfes einen in heißem Wasser weich gewordenen, etwa 3 Linien dicken, gut abgetrockneten Lappen von Gutta-percha unter die Achsel legte, die Enden desselben an der äußern Seite des Oberarms neben einander zog und zusammenklebte. Nach der Erstarrung dieses Verbandes lag derselbe so fest wie angegossen. – Ein zweiter Versuch wurde bei einem Unterschenkelbruche gemacht, wo ein gleich günstiges Resultat erzielt wurde. In beiden Fällen wurde der enganliegende Verband besonders gut und ohne Schmerzgefühl von den Kranken ertragen und schon das äußere Ansehen des Verbandes gab die Versicherung, daß er bis zu vollendeter Heilung unverrückt werde liegen bleiben können. Die Wegnahme des Verbandes wird sehr einfach dadurch erreicht, daß man die das Glied umgebenden Gutta-percha-Bänder durchschneidet und dann das Glied in warmes Wasser tauchen läßt, wodurch der Verband biegsam und abnehmbar wird. – Gutta-percha vereinigt als Verbandmittel nicht nur alle Vortheile des bisherigen Kleisterverbandes, sondern ist noch deßhalb vorzuziehen, daß er nicht in der ganzen Circumferenz der Glieder angelegt zu werden braucht, sondern vielmehr Zwischenräume gestattet, wo man kalte Umschläge und dergleichen erforderliche Mittel appliciren kann. Auch hat die Gutta-percha dadurch für die Chirurgie einen unberechenbaren Vortheil, daß der Wundarzt ohne weitere Vorbereitungen in den Stand gesetzt ist, sich augenblicklich einen genau passenden Unterlagstiefel und die Gelenkenden umschließende Schienen anzufertigen, was bei complicirten Knochenbrüchen und solchen, welche die Gelenkenden treffen, sehr wichtig wird und fernere chirurgische Anwendungen dieses Stoffes sehr bald allgemeiner machen werden. Diese Notizen sind einer kleinen Schrift entnommen, welche den Zweck hat die Gewerbtreibenden auf die vielseitige Nutzbarkeit der Gutta-percha aufmerksam zu machen und sie über den Ursprung dieses Stoffes zu belehren; sie führt den Titel: „Gutta-percha, ein neuer Stoff für die Industrie, in seiner naturhistorischen und technischen Bedeutung dargestellt von Prof. Dr. Klencke. Kassel 1848, im Verlag von H. Hotop. 8. brosch. Preis 5 Sgr. Ueber Beschützung des Schiffbauholzes vor dem Bohrwurm; von A. de Quatrefages. Der Bohrwurm (Pfahlwurm, Schiffbohrer), ein von den Colonien bei uns eingeführtes Weichthier, richtet jetzt an den europäischen Küsten auf den Werften, wo die Holzvorräthe zum Schiffbau unter Wasser aufbewahrt werden, große Verheerungen an. Um diese Würmer zu vertilgen, versuchte ich, ob sich eine Beobachtung, welche ich an den Spermatozoiden anderer Weichthiere machte, nicht auch auf sie anwenden lasse. Durch gewisse, dem Meerwasser in sehr geringer Menge zugesetzte Substanzen nämlich, z.B. salpetersaures oder schwefelsaures Kupfer, essigsaures Blei, Quecksilbersublimat etc., wird diesen Thierchen alle Bewegung und dem Samen alle befruchtende Kraft benommen. Da nun bei dem Schiffbohrer die Geschlechter wie bei den andern ebenfalls getrennt sind, und bei aller Aehnlichkeit der Geschlechtsorgane doch nie Eier und Spermatozoiden in einem beisammen angetroffen werden, so müßte um diese Würmer zu vertilgen, das Bauholz statt im freien Wasser, in besondern Bassins aufbewahrt werden, in welchen während der ganzen Legezeit eine der genannten Substanzen oder eine gleich wirksame in gehöriger Menge zugesetzt würde. Auf die Larven und ausgebildeten Individuen wirken diese Gifte nicht so sicher ein, wie auf die befruchtende Flüssigkeit. Nach meinen Versuchen würde 1 Pfd. Quecksilbersublimat zum Tödten aller in 20,000 Kubikmeter Seewasser enthaltenen Spermatozoiden des Schiffbohrers hinreichen; da aber der Sublimat sich gerne mit den organischen Substanzen verbindet, so dürfte es rathsam seyn ein größeres Quantum von diesem Salze anzuwenden. Ueber die Wahl des Metallsalzes und die zweckmäßigste Art seiner Anwendung sind noch weitere Versuche im Großen anzustellen. (Comptes rendus, Januar 1848, Nr. 3.) Die Gasanstalten in London. In einem Artikel des Mining Journal über die in England beabsichtigte Besteuerung des Leuchtgases finden wir daß die Imperial-Gas-Companie jährlich 51,100 Tonnen Steinkohlen verbraucht, womit sie 2,300,000 Scheffel (Decaliter) Kohks, 485,450,000 Kubikfuß Gas, 2,452,800 Liter Theer und 224,800 Liter ammoniakalisches Wasser erhält. Da die Compagnie den Scheffel Kohks um 48 Centimes, die 1000 Kubikfuß Gas um 7 1/2 Fr., den Liter Theer und Ammoniak beiläufig um 5 Centimes verkauft, so macht sie einen sehr bedeutenden Gewinn; derselbe betrug im verflossenen Jahr, nach Abzug aller Unkosten, 1,400,000 Fr. Die beabsichtigte Besteuerung des Gases beträgt nur 1 1/4 Fr. per 1000 Kubikfuß; es bleibt daher der Compagnie dessenungeachtet ein hübscher Gewinn. Die Gasfabrication ist also in England ein sehr vortheilhafter Industriezweig. In London allein bestehen dafür 14 Gesellschaften, deren Gesammtgewinn im Jahr 1847 11 Millionen 400 Tausend Francs betrug. (Moniteur industriel, 1848, Nr. 1206.) Ueber die Anwendung verschiedener Pflanzen zur Papierfabrication. Hr. Chaix von Maurice hat der Ackerbaugesellschaft in Paris seine Beobachtungen mitgetheilt, wodurch er sich überzeugte, daß die Wurzeln des Luzernerklees einen zur Papierfabrication ganz besonders geeigneten Faserstoff enthalten. 1 Hektare Feld liefert 50 bis 60,000 Kilogr. Wurzeln, deren Ernte alle sieben bis acht Jahre stattfinden kann. Nach dem Ausziehen muß die Wurzel gewaschen und hierauf mittelst Walzen oder auf andere Art zermalmt werden. Sie liefert beiläufig die Hälfte ihres Gewichts Faserstoff. Hr. Chevreul bemerkte bei dieser Gelegenheit, daß sehr viele Pflanzen, welche Faserstoffe enthalten, zur Papierfabrication angewandt werden können; er führt insbesondere den Ginster an. Er sah aus sehr dicken Ginsterstengeln verfertigtes Papier, welches eine gute Sorte war; er untersuchte auch Papiere, welche mit den Fasern des Paradiesfeigenbaums, der amerikanischen Aloe etc. verfertigt waren. Diese Papiere waren sehr gut, die Hauptsache sind aber immer die Gestehungskosten. Es wäre sehr wünschenswerth, ein wohlfeiles Papier verfertigen zu können, welches dem Falten zu widerstehen vermag; dazu genügt es aber nicht, Faserstoffe zu besitzen, welche zäh sind, wie sie z.B. der gehechelte Flachs und Hanf liefern, sondern man muß auch ein Verfahren der Fabrikation ermitteln, welches nicht wie das gegenwärtige – wo man den Papierzeug in der Bütte mit harzsaurer Thonerde und Stärke leimt – eine außerordentliche Zertheilung des Papierzeugs erfordert; solches Papier hat unter übrigens gleichen Umständen niemals die Festigkeit des mit der Form geschöpften und dann mit thierischem Leim geleimten. Brongniart bemerkte, daß nicht alle Fasern der Vegetabilien ein gleich gutes Papier geben; man muß in dieser Hinsicht zwei Arten von Fasern unterscheiden: diejenigen des Basts, welche viel länger, biegsamer und zäher sind, und diejenigen des Holzes, welche in der Regel ein sprödes Papier liefern. Die Aufgabe wäre also, hauptsächlich erstere zur Papierfabrication zu verwenden; solche sind die Rinden des Maulbeerbaums, Ulmbaums, Lindenbaums etc. Die Wurzeln des Luzernerklees bieten übrigens den Vortheil dar, daß sie zur Familie der Leguminosen gehören, deren Fasern im Allgemeinen sich durch einen großen Widerstand auszeichnen, zwar nicht gegen das Zerreißen, aber gegen chemische Veränderungen. (Moniteur industriel, 1848 Nr. 1208.) Ueber Vorbereitung vegetabilischer Fasern, von Dr. Oschatz. Die wenigsten vegetabilischen Faserstoffe werden von der Natur in dem für die technische Verarbeitung geeigneten Zustande, als gesonderte Fasern, uns dargeboten, ein Verhalten, das dagegen durchgängig bei den animalischen, technisch verwendbaren Fasern, den Haaren und der Seide, sich findet. Nur die Baumwolle und einige minder wichtige Pflanzenfasern bedürfen keiner vorbereitenden Sonderung. Die meisten dagegen zeigen sich im Verbande des Pflanzenkörpers als Faserbündel, umgeben von anderen, für denselben Zweck nicht verwendbaren Pflanzenzellen und von dergleichen durchsetzt. Die Möglichkeit ihrer Isolirung beruht darauf, daß sie in der Form von dickwandigen, an beiden Enden zugespitzten Röhren, die durch innige Aneinanderlagerung eckig geworden sind, wie Bienenzellen, zwar aneinander haften, aber nicht mit einander verschmolzen sind. Hierdurch ist die Spaltbarkeit des Holzes in der Hauptrichtung des Stammes bedingt, sowie die Zugutmachung der Bastfasern, besonders wichtig bei Lein und Hanf. Die Mittel, welche behufs dieser Trennung in Anwendung gebracht werden, sind: Fäulniß, Alkalien und Säuren und die Siedhitze. Die Fäulniß, bei Bast und Lein gewöhnlich in Anwendung gebracht, trennt und zerstört die übrigen Rindenzellen mit ihrem Inhalte, bevor die Bastfasern merklich angegriffen sind. Indem der grüne Inhalt eines Theiles der Zellen sich dabei auflöst und braun färbt, wird diese Färbung auf die ursprünglich farblosen Bastzellen übertragen und dadurch die spätere Bleichung sehr erschwert, somit auch die Haltbarkeit der Faser verringert, zu welchem Mißstande noch die Quetschung der Faser beim Brechen hinzukommt, über deren ungünstigen Einfluß ein Blick ins Mikroskop Ueberzeugung gibt. Deßhalb können wir das gebräuchliche Verfahren in der Leinenbereitung nicht für überall zweckentsprechend erkennen. Die Fäulniß wird ferner in der Papierfabrication als Vorbereitung für den Holländer in Anwendung gebracht, jetzt jedoch nicht mehr so stark als früher, da der Verlust dabei jetzt höher als die vermehrte Arbeit der Maschine im Werthe steht. Bei den neueren Versuchen zur Verwendung von Stroh, Schilf, Gras u. dgl. zur Papierfabrication, namentlich durch L. Piette in großem Maßstabe ausgeführt, kommen Alkalien und Säuren nebst Benutzung der Siedhitze in Anwendung. Die mikroskopische Prüfung der von Piette in seinem bezüglichen Werke (Die Fabrication des Papiers aus Stroh u.s.w. von L. Piette, Köln 1838) mitgetheilten Proben, welche von der Abtheilung der polyt. Gesellschaft in Berlin für Mikroskopie erregt wurde, zeigte, daß durch diese Mittel der Zweck allenthalben erreicht war; nur bei der Probe, aus Holz und Lumpen gemischt, Nr. 163, zeigten sich die Holzfasern noch in Bruchstücken zusammenhängend. Diesem Umstande ist das ungünstige Urtheil, welches Piette über die Verwendbarkeit des Holzes zur Papierfabrication fällt, zuzuschreiben, welches um so weniger zu theilen ist, da beim Kochen mit verdünnter Salpetersäure die hierdurch wirklich gesonderten Holzfasern, sowie die Gefäßbündel der monokotyledonischen Gewächse eine anscheinend als Papierbrei sehr brauchbare Masse darstellten. Nur konnte natürlich nicht daran gedacht werden, dieß Mittel für die Verarbeitung im Großen in Anwendung bringen zu wollen. Für die Auffindung eines hierzu sehr wohl geeigneten Mittels diente die Betrachtung als leitend, daß der Zusammenhang verschiedener vegetabilischer Stoffe schon durch die Einwirkung des siedenden Wassers unter den gewöhnlichen Verhältnissen aufgehoben wird, und daß bei einer über den Druck unserer Atmosphäre gesteigerten Temperatur auch inniger zusammenhängende Pflanzenzellen sich müßten sondern lassen. Als diesem Zweck entsprechend boten sich der papinianische Topf und überhitzte Dämpfe dar, mit welchen beiden Mitteln durch den Techniker R. Wähneldt Versuche gemacht worden sind, die indeß noch kein genügendes Urtheil für die Fabrication gewähren konnten. Dr. Oschatz fürchtet eine Ausbeutung seines Verfahrens von Seite Anderer, und hat, um sein Eigentumsrecht zu constatiren, den Weg rückhaltloser Oeffentlichkeit gewählt und der Polytechnischen Gesellschaft in Berlin seine bisherigen Erfahrungen mitgetheilt; letztere hat deßhalb eine Commission von Sachverständigen zu genauerer Prüfung und Erörterung niedergesetzt. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, 1847, Bd. XXIV, S. 223.) Ueber schwefelsaures Ammoniak und salpetersaures Natron als Dungmittel. Von Hrn. Huzard im Großen angestellte vergleichende Versuche mit den genannten Salzen und ausgetrocknetem Pferdefleisch als Dünger gaben folgende Resultate. Schwefelsaures Ammoniak, 2 Kilogr. auf die halbe Are angewandt, gab bei englischem rothen Weizen eine ganz schlechte Ernte, und ersetzte nicht nur den andern Dünger keineswegs, sondern war noch positiv schädlich. Mit der gleichen Menge salpetersauren Natrons im aufgelösten Zustande, oder mit 6 Kilogr. des trocknen Pulvers gedüngt, gab dieselbe Getreideart ein ganzes gleiches Resultat bei einem Felde welches im Herbst mit Fleisch gedüngt worden war. Es zeigte sich dieses Salz also weder besonders nützlich, noch schädlich. Mit Haber gab das erstere Salz ganz dasselbe Resultat wie Pferdfleischdünger. Ein nicht gedüngter feuchter Wiesgrund wurde ebenfalls mit Haber bebaut und nur ein Theil desselben mit Pulver desselben Salzes gedüngt; es zeigte sich gar kein Unterschied und das Salz hatte also gar keinen Einfluß. Der Natronsalpeter zeigte auf einem Stück einer Hochwiese einen sehr günstigen Einfluß; das Gras war gegen das übrige im Wachsthum voraus und von schönerem Grün. (Bulletin de la Société d'Encouragement, December 1847.)