Titel: Der Dosenbarometer des Hrn. Vidi.
Fundstelle: Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XX., S. 107
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XX. Der Dosenbarometer des Hrn. Vidi. Aus der Literary Gazette, 1848 Nr. 1662. Mit Abbildungen. Vidi's Dosenbarometer. Der Mechanismus dieses sinnreichen, empfindlichen und schätzbaren Barometers, welchen sich Hr. Vidi in England unter der Benennung aneroid baromoter (d.h. ein Barometer welcher statt Quecksilbers ein Gas enthält, das keine atmosphärische Luft ist) patentiren ließ, unterscheidet sich wesentlich von allen andern, welche bis jetzt bekannt wurden. Aus der Abbildung Fig. 1 in halber natürlicher Größe ist die gegenwärtige Einrichtung des Dosenbarometers ersichtlich. (Gehäuse und Zifferblatt sind weggenommen.) Fig. 1., Bd. 111, S. 108 Die Bewegung des Zeigers ist von der Spiralfeder S abgeleitet, welche dem Drucke der Atmosphäre auf die Büchse D, D entgegenwirkt, oder von dem Drucke der Atmosphäre selbst, welcher auf die Büchse D, D stattfindet, deren Deckel und Bodenplatten aus dünnen Diaphragmen von Metall bestehen, welche auch noch gefältelt sind, damit sie um so leichter nachgeben können. Ist die Büchse D, D durch eine Luftpumpe mittelst der Röhre F, welche nachher wieder verschlossen wird, luftleer gemacht, so werden durch das Gewicht oder den Druck der Luft die Boden- und Deckelfläche einwärts gedrückt. Die Bodenfläche ist jedoch in der Mitte auf der Hauptplatte des Instruments befestigt, und auf der Mitte der Deckelfläche ist ein Messingstück M angelöthet, durch dessen Ende ein Stift geht, welcher dasselbe mit dem kurzen Arme K eines eisernen Hebels C, C verbindet, der auf zwei Messerschneiden B, B aufruht, die ihm als Drehungsachse dienen. Der Hebel C, C wird durch die Spiralfeder S aufwärts gedrückt, so daß sich die Boden- und Deckelfläche der Büchse D, D, welche durch den Druck der Luft, wie erwähnt, eingedrückt waren, wieder von einander entfernen. Wegen der in Folge der Temperaturveränderungen erforderlichen Correction wurde in die Büchse D, D, ehe man sie von der Luftpumpe abnahm, eine gewisse Menge Gas (nicht atmosphärische Luft) gebracht, welches durch seine Volumsveränderungen die Wirkung der Temperatur auf die Feder, Hebel etc. ausgleichen soll. Der Hebel C, C stellt sich ins Gleichgewicht durch den Druck der Luft, welcher auf die Büchse D, D stattfindet und abwärts wirkt, und durch die Spannung der Feder S, welche aufwärts drückt, wie dieß aus nachstehendem Schema ersichtlich ist. Textabbildung Bd. 111, S. 109 Hebel C, C; Spiralfeder S; Druck der Atmosphäre auf die Büchse D, D; Stützpunkt B, B Es ist nun klar, daß, wenn der veränderliche Druck der Atmosphäre auf den Deckel der Büchse D, D geringer wird, die Feder S den Hebel C, C in die Höhe hebt und den Zeiger nach Links dreht, was man auf dem Zifferblatte sehen kann. Wenn dagegen der Druck der Atmosphäre wächst, und also auf den Deckel der Büchse D, D kräftiger wirkt, so wird die Feder S durch den Hebel C, C zusammengedrückt und der Zeiger nach Rechts abgelenkt. Das Ende des Hebels C, C, Fig. 1, ist durch eine Stange 1 mit einem Arme 2 verbunden, welcher auf einer Achse befestigt ist, auf der sich noch ein zweiter Arm 3 befindet, welcher durch eine kleine Kette H mit der kleinen Achse in Verbindung steht, die den Zeiger trägt. Diese Achse ist außerdem mit einer flachen Spiralfeder versehen, welche den Zeiger immer nach einer Richtung zu drehen das Bestreben hat. Das Bogenstück 4 verbindet die beiden Arme 2 und 3, so daß man durch die Schrauben e und b in den Stand gesetzt ist, ihre Lage und Länge so zu adjustiren, daß der Zeiger des Dosenbarometers dieselbe Scala angibt wie der Quecksilber-Barometer. Das Adjustiren geschieht durch Anziehen oder Nachlassen der erwähnten Schrauben e und b. Um den Dosenbarometer nach einem gewöhnlichen Barometer zu stellen, bedient man sich der Schraube A, Fig. 1, welche auf der Rückseite des Instruments angebracht ist. Wird dieselbe angezogen oder nachgelassen, so spannt sie die Feder S oder macht sie nachgiebiger; in beiden Fällen verändert der Zeiger seine Lage. Der Einschnitt und der Stift p verhindern, daß sich die Feder dreht, wenn die Schraube A gedreht wird. Wir fügen endlich noch die Resultate der Höhenmessungen bei, welche während vier Reisen auf der Eisenbahn nach Dover gemacht wurden und den Höhenunterschied zwischen jeder Station und der London-Brücke angeben. Wir bedauern, daß wir nicht im Stande sind, uns die Resultate der officiell angestellten Höhenunterschiede zu verschaffen; aber unser Zutrauen zu dem Dosenbarometer ist so groß, und es wurde bei den Versuchen mit solcher Sorgfalt verfahren, daß wenn Verschiedenheiten stattfinden sollten, wir geneigt wären, den Angaben des Dosenbarometers mehr zu trauen. Während der zur Reise verwendeten Zeit wurde der Stand eines Quecksilber-Barometers in Dover und London beständig notirt, und die Correctionen desselben nach den Temperatur-Veränderungen vorgenommen. Die Höhe der London-Brücke wurde als Nullpunkt der gefundenen Scala angenommen. Stationen. Höheunterschied zwischenjeder Station und derLondon-Brücke. London-Brücke         000 Fuß. Croydon 150 Merstham 270 Reigate 230 Godstone 220 Eden-Brücke 164 Penshurst 121 Tunbridge   70 Paddock Wood   42 Morden   72 Staplehurst   72 Headcorn   71 Pluckley 114 Ashford 139 Blyth 243 Folkstone 152 Dover   46 Beim Abwärtsfahren von Folkstone nach Dover war jedesmal eine Störung des Zeigers bemerkbar, so oft man durch einen Tunnel kam, in welchem häufige Oeffnungen gegen die See angebracht waren. Beim Vorbeifahren an diesen Oeffnungen bewegte sich der Zeiger augenblicklich um 0,025, und da er sogleich seine frühere Lage wieder annahm, so zeigte er offenbar eine plötzliche und temporäre Veränderung im Luftdruck an. Beim Aufwärtsfahren waren solche Zeigerbewegungen nicht bemerkbar. Es findet immer ein Unterschieb in der Geschwindigkeit bei den zwischen Folkstone und Dover aufwärts- und abwärtsgehenden Wagenzügen statt, und es ist auch der eigenthümliche Ton beim Vorbeifahren an den Luftöffnungen bergaufwärts nicht so bemerkbar. Mag nun die Geschwindigkeit der Wagenzüge mit diesen Anzeichen einer Veränderung im Luftdrucke zusammenhängen oder nicht, so ist doch sicherlich die Angabe des Instruments ein Beweis von größerer Empfindlichkeit des Dosenbarometers im Vergleich mit dem Quecksilber-Barometer.