Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 111, Jahrgang 1849, Miszellen, S. 311
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Miscellen. Miscellen. Laignel's Vorrichtung um die Stöße der Eisenbahnzüge zu mildern. Der von Hrn. Laignel erfundene Stoßschützer (parachoc) besteht aus drei Theilen eines hölzernen Quadrats, dessen Seiten sich am Rahmen des Wagens verschieben, wogegen der am Querstück des Wagens befindliche Theil mit Stricken versehen ist, die parallel und in kleinen Abständen von einander angebracht sind, so daß sie nur einer nach dem andern brechen und dabei die Geschwindigkeit und den Stoß der Wägen beim Zusammenstoß der Züge auf einer Eisenbahn allmählich vermindern. – Die Versuche, welche er mit dieser Vorrichtung anstellte, berechtigen ihn, wie er sagt, zu der Behauptung, daß wenn die Züge mit derselben versehen würden, die Passagiere, sowie auch die Wägen nur sehr geringen Schaden leiden würden. Während gegenwärtig bei Unglücksfällen auf Eisenbahnen die von den Compagnien zu zahlenden Entschädigungen nicht selten 50–80,000 Frcs. betragen, läßt sich der Stoßschützer für 100 Frcs. wieder in brauchbaren Zustand herstellen. Der Stoßschützer macht überdieß keine Veränderung an den Wägen nothwendig. (Moniteur industriel, 1848, Nr. 1272.) Spalten einer Banknote. Nachdem der Gouverneur und die Directoren der englischen Bank vernommen hatten, daß ein gewisser Hr. Baldwin nicht nur einen Zeitungsbogen, sondern auch eine Banknote zu spalten im Stande seyn soll, beschlossen sie seine Geschicklichkeit auf die Probe zu stellen. Um ihm den Versuch so schwierig als möglich zu machen, übergaben sie ihm eine von den alten Einpfundnoten, welche auf viel dünneres Papier gedruckt sind als die jetzt cursirenden Banknoten. Hr. Baldwin nahm die Note mit sich nach Hause und brachte sie am nächsten Tage in dem versprochenen Zustand zurück. Das Papier war nicht im Geringsten abgenutzt und schien so dicht als wenn es gerade aus der Fabrik gekommen wäre, so wenig war sein Aussehen durch die Operation afficirt worden. Die Directoren der Bank belohnten Hrn. Baldwin für seine Bemühung, konnten ihn aber zur Mittheilung seiner Methode nicht bewegen. (Civil Engineer's Journal, Februar 1849.) Ueber die chemische Natur des Stahls, von Hrn. Nasmyth. Ich theile in Folgendem meine Ansichten über diesen Gegenstand mit, in der Absicht einen Beitrag zur Aufklärung der chemischen Natur des Stahls zu liefern, welche allein die Basis für Verbesserungen in der Stahlfabrication bilden kann. Bekanntlich wird Stahl (Cementstahl) gebildet, wenn man schmiedeiserne Stangen mit Holzkohlenpulver umgeben in Kästen aus feuerbeständigem Thon bringt, von welchen die Luft ausgeschlossen ist, und die Eisenstangen in Berührung mit der Kohle mehrere Tage lang einer starken Rothglühhitze aussetzt, worauf man die Eisenstangen in Stahl verwandelt findet. Welche Veränderung hiebei das Eisen erlitt, ist noch nicht mit Sicherheit ermittelt; die gewöhnliche Erklärung ist, daß das Eisen Kohlenstoff aus der Kohle absorbirte und sich mit demselben zu Kohlenstoffeisen verband; die Analyse des Stahls ergibt aber, daß das Eisen hiebei nur eine höchst unbedeutende Menge Kohlenstoff aufnahm. Nach meiner Ansicht besteht das Geheimniß in der Veränderung, welche der Kohlenstoff erleidet, wenn er sich mit Eisen verbindet um Stahl zu bilden. Wer sich mit der Verwandlung des Eisens in Stahl beschäftigt hat, muß die merkwürdige Veränderung im äußeren Ansehen der Eisenstangen nach dieser Verwandlung beobachtet haben, insbesondere daß sie mit Blasen überzogen sind. Diese Blasen zeigen die Entbindung eines sehr elastischen Gases an, welches aus dem Kohlenstoff während seiner Vereinigung mit dem Eisen frei wurde. Es ist mir höchst wahrscheinlich, daß diese Blasen durch Zersetzung des Kohlenstoffs entstehen, dessen metallische Basis mit dem Eisen in Verbindung tritt und mit ihm eine Legirung bildet, während der andern. Bestandtheil des Kohlenstoffs sich abscheidet und bei seinem Entweichen die fraglichen Blasen hervorbringt. Diese Annahme führt uns auf eine sehr interessante Frage – was ist die Natur dieser Gasart? Um dieß zu untersuchen, braucht man nur eine Retorte aus Schmiedeisen mit einem Gemenge von reinem Kohlenstoff und Eisenfeile zu füllen, sie einer lange andauernden Rothglühhitze auszusetzen und das entbundene Gas über Quecksilber aufzufangen Nachdem man auf diese Weise das fragliche Gas erhalten hat, bringe man ein Stück polirten Stahls in Berührung mit diesem Gas, und höchst wahrscheinlich wird dadurch eine Schicht Kohlenstoff auf der Oberfläche des Stahls reproducirt, in Folge der Wiedervereinigung seiner zwei Elemente, nämlich der im Stahl enthaltenen metallischen Basis des Kohlenstoffs mit dem noch unbekannten Gase. (Aus Jameson's Edinburgh new philosophical Journal, 1849 Nr. 1. Die Ansicht eines talentvollen Mannes, wie des ausgezeichneten Mechanikers Nasmyth, verdient immer Beachtung, wenn sich ein solcher auch auf ein ihm fremdes Gebiet wagt; Hr. Nasmyth übersah, daß die Gasart, welche sich möglicherweise von dem metallischen Radical des Kohlenstoffs in der rothglühenden schmiedeisernen Retorte trennen könnte, selbst vorausgesetzt, daß sie auf deren Material gar nicht einwirkt, durch diese glühende Retorte wie durch ein Sieb entweichen müßte, also keineswegs über Quecksilber aufgesammelt werden könnte. E. D.) Verfahren Flüssigkeiten mittelst Galvanismus zu reinigen. In den Vereinigten Staaten wurde im verflossenen Jahr ein Patent auf ein Verfahren genommen, um mittelst eines schwachen galvanischen Stroms Salze, Säuren oder Alkalien aus dem Wasser und anderen Flüssigkeiten abzusondern. Zwei poröse Gefäße, welche Wasser enthalten, werden zum Theil in die zu reinigende Flüssigkeit eingetaucht, worauf man in das eine Gefäß eine Zinkplatte und in das andere eine Kupferplatte bringt. Nachdem die Zink- und Kupferplatte durch einen Draht verbunden worden sind, ist die galvanische Wirkung hergestellt und die Salze und anderen Unreinigkeiten werden in die porösen Gefäße geführt und sammeln sich – je nach ihren elektrischen Beziehungen – in dem einen oder anderen derselben an. (American Journal of Science and Arts, 1848, Bd. VI, Nr. 17.) Bereitung wasserfreier Schwefelsäure. Wir haben im polytechn. Journal Bd. CV S. 459 das von Barreswil angegebene Verfahren mitgetheilt, um mittelst wasserfreier Phosphorsäure wasserfreie Schwefelsäure zu erhalten; derselbe hat aber sein Verfahren nicht ausführlich beschrieben. Eine nähere Anleitung hiezu veröffentlichte seitdem Sugden-Evans: man destillirt zuvörderst gewöhnliche käufliche Schwefelsäure, bis sie 1,845 Dichtigkeit besitzt; hierauf verbrennt man Phosphor in trockener Luft und vermischt die so erhaltene flockige Phosphorsäure mit erwähnter Schwefelsäure; da hiebei starke Erhitzung eintritt, muß die Vermischung in kleinen Portionen und in einem mit einer Kältemischung umgebenen Gefäß vorgenommen werden. Hat man auf diese Weise 3 Gewichtstheile Phosphorsäure mit 2 Theilen Schwefelsäure zusammengebracht, so paßt man eine Vorlage an die Retorte und erhitzt sie gelinde bei Erkältung der Vorlage. In kurzer Zeit liefern bei sorgfältigem Verfahren 30 Gramme Phosphors, in wasserfreie Phosphorsäure verwandelt, mit Schwefelsäure gemischt, 1845,3 Gramme wasserfreie Schwefelsäure. (Journal de Chimie médicale, Januar 1849.) Verwandlung der Aepfelsäure in Bernsteinsäure. Aus Vogelbeeren bereiteter neutraler äpfelsaurer Kalk, welchen Hr. Dessaignes im Herbst 1847 mit Wasser bedeckt stehen ließ, verwandelte sich unter Bildung von schönen Krystallen kohlensauren Kalks und von organischem Schleim, gegen die wärmere Jahreszeit des Jahres 1848 hin in eine krystallinische Masse, die gereinigt alle Eigenschaften der Bernsteinsäure besaß. – In theoretischer Hinsicht findet Dessaignes hiedurch Piria's Ansicht bestätigt, welcher das Asparagin als das Amid der Aepfelsäure betrachtet; die unreine Auflösung desselben geht ebenfalls bald in Gährung über und verwandelt sich in bernsteinsaures Ammoniak. (Comptes rendus, Januar 1849, Nr. 1.) Swinborne's Verfahren Leim zu fabriciren. George Swinborne in Pimlico, Grafschaft Middlesex, ließ sich am 24. Nov. 1847 folgendes Verfahren zur Leimfabrication patentiren: Er verwendet Häute oder Felle, welche so frisch als möglich und frei von Haar sind; dieselben werden in kleine dünne Stückchen zerschnitten, welche man 5–6 Stunden in kaltes Wasser einweicht; das Wasser wird dann abgegossen und täglich zwei bis dreimal erneuert, bis weder das Wasser noch die Hautstückchen einen Geruch oder Geschmack mehr zeigen. Soll das Product für Suppen dienen, so braucht man es bloß auf Netzen zu trocknen und kann es dann anwenden. Will man aber Leim bereiten, so übergießt man die gewaschenen Hautschnitzel in einem Gefäß mit soviel Wasser, daß sie beim Niederdrücken von demselben bedeckt sind und erhitzt auf eine Temperatur, welche den Siedepunkt des Wassers nicht übersteigt. Nach dem Auflösen wird der Thierleim durch Leinenzeug geseiht und der Rückstand schwach ausgedrückt. Die so erhaltene Auflösung von Thierleim läßt man in dünner Schicht auf einer glatten Fläche von Schiefer erstarren und bringt sie dann auf Netze zum Trocknen, um sie hierauf zu zerschneiden. Der noch feuchte oder getrocknete Rückstand kann zum Verdicken von Suppen etc. verwendet werden. Auf dieselbe Art behandelt der Patentträger auch die Schwanenbalken (Luftblasen des Kabliaus) um ein wohlfeiles Surrogat für Hausenblase zum Klären von Flüssigkeiten zu erhalten. (London Journal of arts, Decbr. 1848, S. 348.) Wirkung des Ammoniaks auf Leder. Die ammoniakalischen Ausdünstungen des Düngers in den Ställen sind dem Leder höchst nachtheilig, welches durch dieselben in sehr kurzer Zeit spröde und unbrauchbar wird; man sollte daher Pferdegeschirr nie in den Ställen aufhängen. (Civil Engineers' Journal, Februar 1849.) Ueber den Standpunkt der Rübenzuckerfabrication in den Zollvereinsstaaten und die Vortheile dieses Industriezweigs für Deutschland. Da die Rübenzuckerfabrication im Zunehmen begriffen ist, so können wir in runder Summe 6 Millionen Centner rohe Rüben als diejenige Menge annehmen, welche jetzt in den Fabriken der Zollvereinsstaaten verarbeitet wird. Die von einigen Seiten aufgestellte Behauptung jedoch, daß aus 15 Ctr. Rüben 1 Ctr. Rohzucker gewonnen wird, müssen wir erfahrungsmäßig als irrthümlich bestreiten und bei der Behauptung stehen bleiben, daß, ungeachtet der großen Vervollkommnung dieses Gewerbzweiges, durchschnittlich erst 20 Centner Rüben 1 Centner trockenen Rohzucker liefern. Es hat zwar seine Richtigkeit, daß unter günstigen Umständen in den ersten Monaten der Saison 15 Ctr. Rüben 1 Ctr. Zucker liefern können. Die Ausbeute wird jedoch im Laufe der Saison immer geringer und beträgt in den Monaten Januar bis März 20 und einige Centner, ja mit Rücksicht darauf, daß im Winter durchschnittlich ein nicht unbedeutender Theil der gewonnenen Rüben durch Verfaulen, Erfrieren etc. verloren geht, selbst noch mehr auf 1 Ctr. Zucker und je später je mehr. Wäre es möglich, die Rüben in den ersten Monaten nach der Ernte, d.h. vom September bis December zu verarbeiten, dann würde das Verhältniß 15 zu 1 annähernd das richtige seyn. Da dieß aber, wie jeder Sachkundige zugeben wird, unausführbar ist, so muß das von 20 zu 1 bestehen bleiben. Danach liefern also 6 Millionen Centner Rüben 300,000 Ctr. Rohzucker, wovon die Staatscasse à 1 Thlr. pro Ctr. eine Einnahme von 300,000 Thlr. bezieht; also angenommen, daß diese 300,000 Ctr. Rohzucker aus dem Auslande mit einer Steuer von 5 Thaler = 1,500,000 Thlr. nothwendig bezogen werden müßten, so würde dieß einen Ausfall von 1,200,000 Thlr. für die Zollvereinscasse ergeben. Die Nothwendigkeit, daß die 300,000 Ctr. Rohzucker, die jetzt im Zollverein aus Rüben gewonnen werden, aus dem Auslande bezogen werden müßten, wenn dieser Industriezweig im Lande nicht bestände, bestreiten wir jedoch, und zwar durch die jetzt für Zucker im allgemeinen ungemein billigen und früher nie so billig gekannten Preise. Wir behaupten, daß die Zuckerpreise, ohne die Rübenzuckerfabrication, niemals so tief gefallen seyn würden, der Verbrauch des Zuckers, ohne das Rübenfabricat, also auch niemals so groß hätte werden können, und lassen bei dieser Behauptung die Erfahrung für uns sprechen. Wenn wir nämlich fast die Preise der sämmtlichen Colonialwaaren in früheren Jahren schon ebenso wohlfeil gesehen haben wie sie jetzt sind, wenn wir in dieser Beziehung namentlich auf diejenigen von Kaffee in den 20ger Jahren bis 1830 hinweisen wollen; so waren dagegen in dieser Zeit, wie früher und selbst noch später, die Preise von Zucker ohne Steuer ebenso hoch, oft noch höher, als sie jetzt und schon seit mehreren Jahren, seitdem die Rübenzuckerfabriken in Concurrenz getreten sind, im Zollvereine stehen. Die nothwendige Folge davon war der in großer Progression steigende Verbrauch. Dieser große Verbrauch würde aber zuversichtlich ohne diese Concurrenz nicht stattfinden, weil ohne sie die ausländischen Zucker nimmermehr würden so tief heruntergegangen seyn, die Preise also die große Importation die wir jetzt davon sehen, nicht hätten erlauben können. Diese Importation, die im Jahre 1837 im Zollvereine 866,363 Ctr. bei einer Rübenzuckerfabrication von nur 25,346 Ctr. betrug, ist fortwährend im Wachsen geblieben und war im J. 1847 auf 1,410,506 Centner bei einer Fabrication von 281,692 Ctr. Rübenzucker gestiegen. Alles also, was zu Gunsten einer großen Einfuhr in Bezug auf Staatseinkommen, Handel, Export, Schifffahrt und Arbeit gesagt werden kann, verdankt der ausländische Zucker zum großen Theile der so sehr angefeindeten Rübenzuckerfabrication. Noch immer ist aber diese Fabrication in ihrem ersten Stadium begriffen, noch sind die großen Anlagekosten nicht, mindestens gewiß nur in wenigen Fällen, verdient. Gönnen wir ihr die Zeit zu erstarken, sich immer kräftiger zu entwickeln und weiter auszudehnen; dann wird sie, hoffentlich schon in einem Decennium, im Stande seyn, auch ohne Schutz zu bestehen. Mit ihrer gesicherten Dauer wird aber durch billige Preise der Verbrauch fortdauernd steigen, die Importation also ebenfalls immer noch im Zunehmen bleiben. Wie bedeutend diese Vermehrung des Zuckerverbrauchs aber noch möglich ist, geht daraus hervor, daß das Consumo davon jetzt in Deutschland   5 1/4 Pfd. per Kopf, in Holland 10 in England 19 auf der Insel Cuba 52 beträgt. Soll also der Verbrauch des Zuckers in Deutschland nur aus das Maaß desselben in Holland steigen, wovon wir die Unwahrscheinlichkeit, bei andauernd wohlfeilen Preisen, gar nicht einsehen, so wird dazu ein Quantum von nahezu zwei Millionen Centner mehr als jetzt erfordert. Bei richtiger Würdigung der Verhältnisse hat es also weder um die Fabrication des Rüben- noch des Colonialzuckers noth. Stellen wir uns dagegen vor, daß die Rübenzuckerfabrication mit Einem Schlage vernichtet würde und betrachten wir – alle anderen Rücksichten hier bei Seite lassend – nur das Verhältniß in dem der deutsche Zuckerhandel gegen die Productionsländer dann zu stehen kommen würde: so liegt doch in der Natur der Sache, daß, sowohl in Folge einer momentan sehr vermehrten Nachfrage, die Preise wesentlich steigen und sich auch bei vermindertem Bedarf wieder auf die Dauer höher erhalten würden, weil, ein gewichtiger Concurrent zum Schweigen gebracht, die Tropenländer wieder selbständig den Preis zu bestimmen hätten. Abnahme des Verbrauchs und alle nachtheiligen Folgen desselben würden das unausbleibliche Resultat davon seyn, und wir würden fremden Ländern einen Gewinn zuführen, den uns selbst zu eigen zu machen wir aus falscher Nationalökonomie verschmäht hätten. Die Zuckerrübe verlangt allerdings einen guten paffenden Boden. Wenn bis jetzt dieser Culturzweig aber auch erst in wenigen Gegenden Deutschlands getrieben wird, so sind wir doch der Meinung, daß derselbe passende Boden noch in vielen Districten unseres Vaterlandes sich vorfinden wird, und diesen nichts zu ähnlichen Anlagen entgegensteht. Die Annahme, daß durch die Cultur dem Getreidebau viel Land entzogen würde, müssen wir aus dem Grunde für eine irrige erklären, weil der Rübenbau eine bei dem Getreidebau nicht anzuwendende gute Bearbeitung des Ackers bedingt, wodurch derselbe in etwa zehn Jahren dahin gebracht wird, daß er, außer den Rüben (die auf demselben Acker in der Regel erst im dritten Jahre wieder gebaut werden) dasselbe Quantum an Getreide erzeugt, also zwei Getreideernten gleich drei bei gewöhnlicher Bewirthschaftung sind. Wenn wir also dreist behaupten, daß nicht leicht ein Zweig der Cultur und der Industrie gefunden werden kann, der die großen Vortheile bietet, wie die Fabrication des Zuckers aus Runkelrüben, so kommen zu den schon angeführten Gründen noch folgende hinzu: 1) er vermehrt und veredelt die Producte des Landes; 2) der bei weitem größere Theil des Werthes des Fabricats berechnet sich aus dem gewonnenen Arbeitslohn, das sonst der Ausländer zog; 3) dieser Arbeitslohn wird von Tausenden von Arbeitern verdient, hauptsächlich in der Jahreszeit, wo es sonst an Arbeit mangelt, in den Monaten September bis März; die Beschäftigung ist keine gefährliche, vielmehr eine gesunde und gibt einer Arbeiterfamilie ein sehr gutes Auskommen, weil der Lohn an und für sich nicht niedrig ist und weil auch Frauen und Kinder in großer Anzahl daran Theil nehmen. Wie wichtig die Rübenzuckerfabrication für die Arbeiterfrage ist, werden Zahlen am besten beweisen. Während die Raffinerien für Colonialzucker bei einem Verbrauche von über 1,400,000 Ctr. nur höchstens 2800 Menschen mit einem Arbeitslohn von 15 Sgr. per Tag beschäftigen, an die Arbeiter also 420,000 Thlr. verausgaben, arbeiten in den Rübenzuckerfabriken, bei nur ein Sechstel der Production der vorerwähnten Raffinerien, schon jetzt über 30,000 Menschen, die einen Gesammtlohn von über 1,200,000 Thlr. beziehen. Und wie sehr greift sonst noch diese Fabrication in viele Gewerbszweige ein! Wie wichtig ist sie nicht für die Maschinenfabriken, wie für die verschiedensten Handwerke; wie trägt sie zur Belebung des Handels, der Schifffahrt und des Fuhrwerks durch ihren großen Bedarf an Steinkohlen, Knochenmehl, Salzsäure etc. bei. Bei dem ungemein großen Verbrauche von Brennmaterial in den Rübenzuckerfabriken, beschäftigt schon allein der Transport von Steinkohlen bei weitem mehr Schiffe. als dieß durch den Transport von noch circa 300,000 Ctr. Colonialrohzucker geschehen würde. Eine Fabrik nämlich, die 150,000 Ctr. Rüben verarbeitet, gebraucht jährlich 14000 Tonnen Steinkohlen; 6 Millionen Ctr. Rüben also 560,000 Tonnen oder à 3 1/4 Ctr. per Tonne 1,820,000 Ctr. Könnte demnach das ganze Quantum Zucker, welches im Zollverein consumirt wird, in demselben fabricirt werden, so würden dazu schon jetzt über 10,000,000 Ctr. Steinkohlen erforderlich seyn. Welche glänzende Aussichten des Wohlstandes bietet also die fortschreitende Rübenzuckerfabrication allein in Bezug auf das Brennmaterial für den Bergbau, die Schifffahrt, das Fuhrwerk, die Arbeit etc. dar. Für den deutschen Bergbau ist dieser Gesichtspunkt bei den schon vorhandenen und noch zu exploitirenden Kohlenlagern sicherlich der höchsten Beachtung werth. Außer dem Brennmaterial verbraucht eine Zuckerfabrik die 150,000 Ctr. Rüben verarbeitet, noch circa 1000 Ctr. Salzsäure und mindestens 1000 Ctr. Knochenmehl. Während also dieser Industriezweig schon jetzt auf den gesammten gewerblichen Verkehr des Landes den günstigsten Einfluß ausübt und dessen weitere Verbreitung noch weit glänzendere Resultate in Aussicht stellt, so würde, wenn derselbe, durch falsch verstandene Nationalökonomie gezwungen, verkümmern oder ganz aufhören müßte, weit verbreitete Nahrungslosigkeit der Arbeiter- und Handwerkerclassen die nothwendige Folge davon seyn und das schon herrschende Elend und Proletariat noch um vieles vermehrt werden. Nächstdem ist doch auch nicht außer Acht zu lassen, daß ein Capital von vielleicht 10 Millionen Thalern, das in den Fabrikanlagen steckt, nicht leichtsinnig auf ein Viertel bis ein Drittel des Werthes herabgewürdigt werden darf. Eine gleiche Entwerthung würde in dem Grunde und Boden eintreten, der, in Folge dieser Cultur, in den Gegenden, wo sie getrieben wird und in Folge der dadurch ungemein erhöheten Bodenrente, um das Doppelte und darüber gestiegen ist. In welchem Grade die Ertragsfähigkeit des Bodens durch den Rübenbau erhöhet wird, haben wir schon oben gesagt und fast in demselben Grade hat dadurch die Rindviehzucht gewonnen, weil die Rübenrückstände ein ausgezeichnetes Futter bieten. Da der Bedarf an Rindvieh aus der Provinz Sachsen nicht gedeckt werden kann, so wird dasselbe noch in Menge aus dem Voigtlande, Bayern etc. bezogen, und nachdem es aus diesen Rübenrückständen fett gemacht ist. zum Theil selbst nach England ausgeführt. Wie nützlich die dadurch erzeugte ungemeine Düngervermehrung für den Boden ist, braucht nicht weiter hervorgehoben zu werden. Wir führen hier eine Stelle aus der Denkschrift der schlesischen Rübenzuckerfabricanten an die Nationalversammlung in Berlin an, weil sie nach unserer Meinung, mit Rücksicht der landwirthschaftlichen Verhältnisse Schlesiens, der Wahrheit vollständig entspricht: „Was die Rübenzuckerindustrie unserem Vaterlande genützt, welche beträchtliche Summen sie in den eilf Jahren ihres Bestehens derselben erhalten hat, wie sie in den Gegenden, in denen sie hauptsächlich ihren Sitz aufgeschlagen, die Bodenrente (nach der darunter befindlichen Erläuterung ist Rente im allgemeinen verstanden) zuweilen um das Fünf- und Zehnfache erhöhet, die Cultur der Aecker wesentlich verbessert, den Viehstand vermehrt, Jahr für Jahr mindestens 30,000 Arbeitern gesteigerten Lohn und reichlichen Unterhalt gewährt, überdieß den Maschinenbauanstalten und zahlreichen Handwerkern mannichfache Beschäftigung, den Stein- und Braunkohlengruben vermehrten Absatz verschafft hat, dürfen wir nicht ganz unerörtert lassen.“ „Seit dem Jahre 1837, welches wir als die Wiedergeburtsepoche der deutschen Rübenzuckerindustrie betrachten können, sind in den Zollvereinsstaaten circa 2,150,000 Centner Rübenzucker erzeugt und folglich an 30,000,000 Thlr. preuß. Courant dem Gesammtvaterlande erhalten worden. Außer der Million Thaler Steuer, welche der Fiscus davon eingezogen hat, sind nahebei 7 Millionen Thaler als Anlagecapital und somit an unsere Maschinenbauanstalten, Handwerker etc. verausgabt worden, abgesehen von den 8 bis 10 Millionen Thalern, welche dem Landbau, und 5 bis 6 Millionen Thaler, die dem Proletariat als Arbeitslohn zugeflossen, und circa 10 Millionen, welche als Bodenrente und Brennmaterial den Guts- und Bergwerksbesitzern zu gute gekommen sind.“ Da die Rübenzuckerfabrication in rascher technischer Vervollkommnung begriffen ist und schon jetzt ein Fabricat liefert, das an Güte und Consistenz das früher aus Colonialzucker gefertigte Fabricat wesentlich übertrifft: so ist das frühere Vorurtheil gegen dasselbe in Betreff der Brauchbarkeit längst verschwunden, und da, wie wir schon erörtert haben, nicht leicht ein Artikel gefunden werden kann, dessen Verbrauch, bei billigen Preisen, einer gleich großen Vermehrung fähig ist, wie Zucker: so werden sicherlich, gerade durch die Begünstigung der Rübenzuckerfabrication, am meisten sowohl die fiscalischen Interessen wie die der inländischen Colonialraffinerien, der Im- und Exporthandel und die Schifffahrt gefördert werden. Müßte aber diese Fabrication den ungünstigen Verhältnissen und der Mißgunst weichen, also aufhören, so würde daraus selbst für die Siedereien des Inlandes auch kein Heil erwachsen, denn die Raffinirung würde, bei gleichem Zoll, hauptsächlich nur von Hamburg und Bremen, besonders von ersterem, betrieben werden können, weil es außer der Sparsamkeit in seinen Fabriken alle Vortheile eines großen Markts mit dem Wechselplatze verbindet. (Aus der: Beleuchtung des von Abgeordneten des norddeutschen Handelsstandes ausgegangenen Entwurfes zu einem Zolltarife für das vereinte Deutschland; verfaßt von den Aeltesten der Kaufmannschaft zu Magdeburg. Magdeburg, 1849.“) Ueber die Erfindung der Zuckerfabrication aus getrockneten Runkelrüben. Bekanntlich verdankt man Hrn. Schützenbach das System der Zuckerfabrication aus getrockneten Runkelrüben, dessen Hauptzweck ist, die Zuckerfabriken während des ganzen Jahres in Betrieb zu erhalten, während sie bei den früheren Methoden wenigstens die Hälfte des Jahres feiern mußten. In einer kürzlich erschienenen Broschüre Sur l'invention du procédé de la dessiccation des betteraves, Paris, imprimerie et librairie de Mme Ve Bouchard-Huzard, 1849“ bestreitet der polnische Chemiker P. Kopezynski Hrn. Schützenbach die Priorität seiner Erfindung, welche er einem seiner Landsleute in folgender Weise vindicirt. „Unlängst fiel mir über diesen Gegenstand eine Broschüre in die Hände, welche im J. 1829 in der Buchhandlung der Madame Huzard in Paris erschien und den Titel führt: Améliorations à introduire dans la fabrication du sucre de betterave. Der Verfasser derselben, Hr. Nosarzewski, bespricht darin mit vielem Scharfsinn sein Verfahren die Rüben auszutrocknen und zu maceriren; unter andern Methoden für eine ununterbrochene Fabrication gibt er auch die an, diese Wurzel von den Anbauern selbst austrocknen zu lassen, welche sie in diesem Zustande an die Zuckerfabriken abliefern sollen.“ „Zur Maceration soll man die Runkelrüben in Schnitten anwenden, weil dieselben nur krystallisirbaren Zucker enthalten, dessen Krystalle sich von den andern Substanzen während des Trocknens der Rübe trennen und in ihr Gewerbe incrustiren; da nun das Eiweiß unauflöslich geworden ist und die übrigen Substanzen weniger auflöslich, besonders in kaltem Wasser, so erhält man durch Maceration der getrockneten Rüben einen reineren Saft, als nach der gewöhnlichen Methode durch Zerreiben und Auspressen der rohen Rüben.“ „Der Verfasser beschreibt die Versuche, welche er schon im Jahr 1820 über das Austrocknen der Runkelrüben anstellte und ermangelt nicht zu bemerken, daß er seine Idee den polnischen Bauern entlehnte, welche in einigen Gegenden Polens auf dem Speicher ihrer Häuser Steckrüben austrocknen lassen, um sich ihrer dann als Winterproviant zu bedienen.“ „Hr. Nosarzewski hat also die Zuckerfabrication mittelst getrockneter Rüben geraume Zeit vor Hrn. Schützenbach erfunden und seine Methode im Jahr 1829 uneigennützig veröffentlicht, leider in keinem Journal, sondern in einer Brochure, weßhalb sie unbeachtet blieb. Sehr auffallend war mir natürlich das Stillschweigen des Erfinders dieses Verfahrens, welches für die Zuckerindustrie so wichtig geworden ist; ich bemühte mich daher seinen Aufenthalt zu erforschen und kann nun über den achtbaren Greis, welchen ich zu Paris fand, folgende Notizen geben: Hr. Nosarzewski wohnt seit vierzig Jahren in Paris; er war früher Commissär der Regierung des Großherzogthums Warschau für industrielle Angelegenheiten. Später konnte er bei gebrochener Gesundheit und vorgerücktem Alter den sich drängenden Fortschritten in den Wissenschaften und Künsten nicht mehr folgen; als ich ihm jetzt den Erfolg seiner Entdeckung mittheilte, beauftragte er mich dieselbe für ihn zu reclamiren.“ Bereitung von Torfkohle in England. Torfkohle, nach dem für Hrn. Jasper Rogers patentirten Verfahren bereitet, ist ein sehr gutes Desinficirmittel, welches die schädlichen und übelriechenden Ausdünstungen gänzlich zerstört (absorbirt). Sie wird jetzt im Großen im Forst von Dartmoor bereitet. Man schneidet den Torf in Würfel von 8 bis 10 Zoll Dicke, dieman sogleich in eine starke Presse bringt, worin sich ihr Volum um etwa zwei Drittel verringert, wobei der Torf fast alles Wasser verliert. Er wird dann in die Fabrik gefahren, wo man ihn in einer Mischung von Steinkohlentheer, Pech, Torfnaphtha und anderen Kohlenwasserstoffen kocht. Den gesättigten Torf schafft man nach dem Abtropfen in Retorten, welche aus feuerbeständigem Thon bestehen, 9 Fuß lang sind, 5 Fuß Durchmesser haben und wovon jede zwei Tonnen gesättigten Torf faßt, so daß man in jeder Retorte bei ununterbrochener Arbeit in 24 Stunden 8 Tonnen verkohlen kann. Die gasförmigen Producte ziehen aus diesen Retorten zuerst in eine große hydraulische Vorlage und dann durch eine lange Reihe von Condensatoren, von welchen aus das gereinigte (aller verdichtbaren Beimischungen entledigte) Gas mittelst Röhren unter die Retorten geleitet und als Brennmaterial benutzt wird. Die verdichteten Producte bestehen großentheils aus Wachs, Oel und Naphtha. Beim Entleeren der Retorten wird die Beschickung in eiserne Kästen herausgezogen, welche mit einem dicht passenden Deckel verschlossen werden und auf Rädern angebracht sind; diese Kästen müssen in Wasser getaucht seyn, weil die Torfkohle ihre Hitze sehr lange zurückhält und nicht wie die Gaskohks mit Wasser abgelöscht werden kann, von welchem sie soviel absorbiren würde, daß ihre Güte sehr beeinträchtigt werden müßte. Diese Kohle wird besonders von den Schmieden gesucht, weil sie keinen Schwefel enthält und auf dem Eisen keine Schlacken erzeugt, so daß ein gewöhnliches Hufeisen wie ein stählernes (?) aussieht. (Civil Engineers' Journal, Febr. 1849.) Gefahren, welche in Gebäuden durch die Einwirkung von Salzlösungen, namentlich des Harns, auf Eisen entstehen können. Auf dem Thurm der Georgskirche zu Schalestadt (Departement des Niederrheins) befindet sich eine Kuppel mit glatten steinernen Oberbögen und einer außen angebrachten steinernen Gallerie. Um die Gallerie gegen den Druck der Kuppel zu sichern, ward sie von dem Baumeister zwischen je zwei Steinschichten mit einem Polygon von vierkantigem Eisen von 1 1/2 bis 2 Zoll Breite versehen worden. Dieser Kranz aber, statt den Bau fest zusammenzuhalten, brachte in Folge einer Volumvergrößerung des Eisens, namentlich seines obern Theils, die Steinschichten, zwischen welchen es steckte, innerlich zum Bersten, und machte dadurch bedeutende Reparaturen nothwendig. Persoz analysirte eine Probe des veränderten Metalls, welches im Aussehen gewissen Eisenerzen ähnlich war und fand dasselbe aus ziemlich reinem Eisenoxyd mit nur wenig phosphorsaurem Eisen und Spuren von Ammoniak bestehend. Die Ursache dieser Veränderung kann, wie er sich überzeugte, keine andere seyn, als daß frühere Wächter dieses Thurms an der Stelle, wo das Eisen am meisten gelitten hatte, ihren Pißplatz hatten. Es stimmt dieß auch mit Scheele's Beobachtungen über die Einwirkung von Salzlösungen (schwefelsauren, salpetersauren und salzsauren Salzen) auf Eisenblech überein. – Ein im Jahr 1840 an der Straßburger Universität angebrachtes eisernes Gitter, welches ebenfalls häufigen Harnentleerungen ausgesetzt war, bestätigte obige Ansicht, indem eine Stange desselben seit 8 Jahren ihr Volum (12 Millimeter Dicke) mehr als verdoppelte. – Man hat sonach bei Gebäuden alles Schmiedeisen vor Salzlösungen, namentlich aber dem Harn, sorgfältig zu schützen. (Annales de Chimie et de Physique, Dec. 1848.) Löschwalzen, ein Ersatz für den Streusand. Der Instrumentenmacher Mahr in Darmstadt fertigt seit einiger Zeit sogenannte Löschwalzen, welche den Gebrauch des gewöhnlichen Streusandes überflüssig machen und auf eine bequeme Weise das sogenannte Löschblatt ersetzen. Diese kleinen Apparate, welche in England bereits im Gebrauch sind, von Hrn. Mahr aber vereinfacht und zweckmäßiger construirt wurden, verdienen wegen ihrer Bequemlichkeit alle Empfehlung. Sie werden in Breiten von 5 und 8 Zoll, einfach zu Preisen von respective 30 und 36 Kreuzer das Stück, und eleganter ausgestattet, d.h. mit polirtem Holze, zu verhältnißmäßig höheren Preisen geliefert, und können entweder von Hrn. Mahr selbst, oder auch von der Gewerbhalle in Darmstadt bezogen werden. (Monatsblatt des Gewerbvereins für das Großherzogthum Hessen, 1848, S. 212.) Englische Salzbeize zum Einsalzen des Fleisches. Die englische Salzbeize, die dem Fleische zugleich eine schöne rothe Farbe mittheilt, besteht aus sechs Pfund Kochsalz, drei Loth Salpeter und einem Pfund Zucker in 40 Pfd. Wasser durch Kochen aufgelöst und abgeschäumt. Der Salpeter macht das Fleisch zwar hart, aber der Zucker mildert dieß wieder. (Polytechn. Notizblatt, 1848, Nr. 24.) Eisenvitriol als Düngmittel für Kartoffelfelder. Ein Landwirth, Hr. Bouquet, in Poix (Depart. der Marne) vermuthete, daß die andauernde Krankheit der Kartoffeln darin begründet sey, daß dem Boden die für das Fortkommen der Pflanze nothwendigen mineralischen Bestandtheile abgehen, und fand diese Vermuthung, freilich erst durch einen einjährigen Versuch, bestätigt, indem aus dem Samen gezogene Kartoffelpflanzen in mit Eisenvitriol zubereitetem Dünger ganz gesunde Kartoffeln lieferten, während sie in anderm Boden viele kranke zählten. Für den einen Bestandtheil des Eisenvitriols, die Schwefelsäure, spricht schon der Umstand, daß gegypste Felder immer sehr gesunde Kartoffeln tragen. Auch entzieht kein Anbau dem Boden so viel Eisen und Schwefelsäure wie die Kartoffeln; nach Boussingault entziehen nämlich die Kartoffeln, das Kraut nicht inbegriffen, einer Hektare Bodens 13,9 Kil. Phosphorsäure, 8,8 Kil. Schwefelsäure. 3,3 Kil. Chlor, 2,2 Kil. Kalk, 6,7 Kil. Talkerde, 6,5 Kil. Kali und Natron, 6,9 Kil. Kieselerde, 18,0 Kil. Eisenoxyd und Thonerde. (Comptes rendus, Nov. 1848, Nr. 20.) Das Zoofim, ein neuer Dünger. Hr. Démolon, ein Düngerfabrikant im Departement Finistère, nahm auf die Bereitung dieses Düngers im Jahr 1848 in Frankreich ein Patent. Er hatte nämlich unweit der Küste eine ungeheure Madreporenbank entdeckt, die er mittelst Beimengung von trockenem Muskelfleisch (aus dem Combacérès'schen Etablissement zu Aubervilliers bei Paris) und etwas Thierkohle aus Zuckerraffinerien, zu demselben benützt. Die Madreporen (Sternkorallen) bestehen aus kohlensaurem Kalk, mit einer geringen Menge stickstoffhaltiger Materie. Durch den Zusatz erhält der Dünger thierische Substanz und Phosphor und wird vortrefflich. Die den Getreidearten nöthige Kieselerde enthält der Boden in der Regel ohnedieß schon in mehr als erforderlicher Menge. – Die Polypengehäuse werden bei Brest bei großer Fluth mittelst kleiner Segelfahrzeuge aus einer Tiefe von 15–20 Meter geholt, gepulvert und das ganze Gemenge durch Hürden geworfen. Das Zoofim für den Weizenbau ist wie folgt zusammengesetzt: Pulver von getrocknetem Fleisch 3 Hektoliter Thierkohle aus Raffinerirn (70 Proc. phosphorsauren    Salzes enthaltend) 3 gepulverte Polypengehäuse 4 Dieses Gemenge, mit einer schwachen Eisenvitriol-Lösung befeuchtet, ist beinahe geruchlos. Die Analyse dieses Düngers ergab: organische Materie   26,6 auflösliche Salze     0,3 phosphorsauren Kalk   20,4 kohlensauren Kalk   40,4 Eisen und Thonerde     0,3 Kieselerde     7,5 Talkerde und Verlust     4,5 –––––– 100,0. Es kann nicht wohl ein Dünger eine zweckmäßigere Zusammensetzung haben. Das Hektoliter desselben wird für 8 Fr. verkauft. – Für den Buchweizenbau wendet der Erfinder zur Beförderung des Wachsthums statt des Fleischpulvers geronnenes Blut an (Agriculteur-praticien, Decbr. 1848.)